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WwmfferNMaN Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze», des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D« «Wilsdruffer Tageblatt* erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in d« Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mk., bei Postdestellung Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend uüv^^ t»Rger unk Aefchäftsstellen - ' - - nehmen zu jeder Zeit De- ürüungen entgegen. Im Falle höherer Gemalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Mrgerlytn, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzelgmprrl,: die 8gtsp ..!tnt«a»mzeile W Goldpfenmg, die 2gespaIttneFeiIt der amttichenDtkanntmachungen4NGo<». Pfennig, die 3 gespallencRekIamezeNe im textlichen Teile >VV Goldpsennig. Nachweisungsgebühr 20 Goldpscnnige, Dor- geschriedeneTricheinungs- „ Inge und Platzvvischnften werden noch Möglichkeit FepNfPPLchLV. AMt AöilSdruff Np. 6 bcröcksichtigt. Anzeigen- onnahmebisvorm.ioUhr — Für die Richtigkeil der durchFernruf übermittelten An,cigenSbernehmen wir keine Garantie. JcderRabatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen Nr. 292. — 83. Jahrgang. Tclcgr.-Adr.: „Amtsblatt^ Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Sonntag, 14 Dezember 1924 Fortgeführter Krieg. Deutschland ist wieder einmal Austauschobjekt bei der r-useuwnbersctzung zwischen England und Frank- e i ch. Es ist, als wenn das ganze vergangene Jahr nicht sagewesen wäre, es ist, als ob die Absicht, die zur Bildung der Sachverständigenkommission, zur Abfassung ihres Be richtes, zum Londoner Pakt und schließlich zu den Handelsvertragsverhandlungen zwischen Deutschland auf der einen, England bzw. Frankreich auf der anderen Seite geführt hat, jetzt auf einmal wieder spurlos aus der Welt verschwunden ist, daß sich das Verhältnis zwischen der Entente und Deutschland geradezu um Jahre zurückgebildet bat. Die Entente führt den Krieg gegen Deutschland weiter. Am 11. Januar 1923 erfolgte ein Bruch des Ver- ailler Vertrages schwerster Art durch den Ruhrein- s a l l, dessen Rechtswidrigkeit durch die englischen Kron- juristen selbst festgenagelt wurde. Und am 11. Januar 1925 wird sich — darüber gilt gar kein Zweifel mehr — ein zweiter Bruch des Versailler Vertrages von nicht minder schwerwiegender Art ereignen, die Nichträumung der Kölner Zone, aus der bekanntlich spätestens am 10. Januar n. I. die fremden Truppen entfernt werden sollen. Man macht nicht einmal den Versuch, zu bestreiten, daß das ein Bruch des Vertrages ist, sondern man erklärt in England, daß man aus Köln nicht weggehen könne, ehe nicht die Franzosen das Ruhrgebiet geräumt haben. Und ferner, daß die Militärkontrollkommis, sion ihre Arbeit so lange habe ausdehnen müssen, daß an cie terminsmäßige Räumung schon deswegen nicht zu denken sei, weil erst vom Obersten Rat der Entente der Be icht der Kommission zur Kenntnis genommen, geprüft und dann die notwendigen Maßnahmen zur Fortsetzung oer Kontrolle getroffen werden müßten. Run ist im Pariser „Matin" einvorläufigerBe- richt der Kontrollkommission offenbar offiziös inspiriert in die Öffentlichkeit gebracht worden, besonders deshalb, um den maßlosen Übertreibungen entgegenzu- virken, die über die Bewaffnung Deutschlands in Umlauf gesetzt worden waren. Denn hätten sich diese Gerüchte be- wahrheitet, so hätte jedermann fragen müssen, was eigent lich bis zum 5. September d. I., d. h. bis zu dem Tage, da die gegenwärtige Generalkontrolle begann, die zahleichen Kontrollkommissionen in Deutschland geleistet hätten. Der „Matin"-Bericht ist zunächst darauf zugespitzt, daß i>ie Botschafterkonferenz entscheiden solle, Deutschland habe nicht sämtliche militärischen Klauseln des Versailler Vertrages erfüllt und daher fei vorläufig an eine Zurück ziehung der Besatzung aus dem Rheinland gar nicht zu denken. Aber ein hoher französischer Offizier teilt in dem Bericht mit, daß man aus die Frage, ob es zutreffe, daß Deutschland rüste und sein Generalstab bereit sei, einen neuen Krieg zu unternehmen, nur mit einem dreimaligen „Nein" antworten müsse, Deutschland besitze weder Artillerie noch Flugzeuge, könne beides auch gar nicht Her stellen, wenn es überwacht werde. Frankreich könne also ruhig schlafen und die militärische Beschaffenheit Deutsch lands rechtfertige nicht den Schatten einer Beunruhigung für Frankreich. Außerdem sei die Kontrolle durchzuführen durchaus möglich gewesen, weil die Kontrolloffiziere in Dentfchland all und jedes bis zur letzten Kaserne und zur letzten Fabrik haben besichtigen können. Trotz alledem, so behauptet wenigstens der „Matin", sage der Bericht, daß Deutschland, keine der von der Botschafterkonfcreuz am 29. September 1923 ausgestellten fünf Forderungen erfüllt habe, daß es vielmehr Gewehre und Munitionsmaterial weiterhin herstelle, — „obwohl der Beweis dafür nicht er bracht werden könne, daß die Bestimmungen des Versailler Vertrages überschritten worden seien". Und dann gehen die Phantasien von dem Bestehen eines zahlreichen General stabes um den General v. Seeckt herum weiter, um zu dem für den „Matin" ganz naturgemäßen Schluß zu kommen, Deutschland habe seine Verpslichtungen nicht er füllt und sei in der Lage, schnell 500 000 Mann aus die Beine zu bringen; es sei aber nicht imstande, Liese Armee mit dem notwendigen Material auszurüstcn. Man muß Goethe zitieren: „Wäre es nicht so ver flucht gescheit, man wär' versucht, es herzlich dumm zu nennen." Jene 500 000 Mann werden sich also offenbar «ns den deutschen Eichenwäldern Knüppel schneiden müssen, um vamit gegen die französischen Tanks, Bomben geschwader und schweren Geschütze in den Kampf zu ziehen! Aber es ist eben nichts zu dumm, daß die fran zösische nationalistische Presse es nicht ihren Lesern als Wahrheit vorsctzen dürfte. Das politisch Wichtige ist frei lich, daß der „Matin" hier offiziös spricht, und daß die Botschafterkonferenz ihre Entscheidung lediglich auf Grund des Berichtes der Kontrollkommission fällt. Schon wird bekannt, daß im Rheinland eine Reihe von solchen Kommissionen stationiert werden soll und daß Herr Walsch, der ja auch jetzt an der Spitze der Kontrollkom mission steht, uns in diesem Amte erhalten werden soll. Müßig ist, darauf hinzuwciscn, daß wir, wehrlos wie wir sind, derartigen Vertragsbrüchen der Entente gegen über uns auch nicht wehren können. Toch ganz wehrlos sind wir nicht, noch schweben die Handelsvertrags- Verhandlungen mit Frankreich und Belgien, noch ist der Handelsvertrag mit England nicht ratifiziert. Hier baben wir also wenigstens eine kleine Waffe Wer wird Reichskanzler? Vrsprechmig mit den Parteiführern. Berlin, 12. Dezember. Reichskanzler Marx empfing heute die Führer der bis herigen Koalitionsparteien. Es waren erschienen für die Deutsche Volkspartei die Abgeordneten Scholz, Dr. Zapf und Dr. Curtius, für das Zentrum Siegerwald, Dr. Peter Spahn und Becker-Arnsberg, für Vie Demokraten Koch und Erkelenz. Der Kanzler gab einen überblick über die Wahl ergebnisse und die politische Lage. Er betonte dabei, daß nach seiner Auffassung das Volk bei der Wahl bekundet habe, es wünsche die Fortführung der jetzigen Regierungs politik. Für ihn, den Kanzler, komme persönlich die Mit wirkung zur Bildung einer Bürgerblockregicrung nicht in Frage. In der Bussprache lehnten die Demokraten eine Be teiligung an einer Rcchtsregierung ab. Die Zentrums führer gaben keinerlei Erklärung ab mit Bezugnahme auf die erst am nächsten Mittwoch stattfindende Fraktions- siknng. Es ist anzunehmen, daß die Ncichsregierung am Montag, spätestens Dienstag zurücktritt. Mit den Deutschnationalen verhandelt der Kanzler noch heute abend, die Sozialdemokraten werden morgen bei ihm erscheinen. Die Fraktionen des ncugewählten Reichstages außer dem Zentrum werden sich in den beiden ersten Tagen der nächsten Woche versammeln. Reichstag erst im neuen Jahr. Im Reichsministerium des Innern nimmt man an, daß der Abschluß der mit den Reichstagswahlen zusammen hängenden Arbeiten noch so viel Zeit beanspruchen wird, daß der Reichstag frühestens am 27. Dezember zusammen treten könnte. Danach scheint also die Annahme, daß der Reichstag noch im alten Jahr zusammentreten wird, recht unwahrscheinlich und es wird dabei bleiben, daß der Reichstag erst in den ersten Tagen des Januar eröffnet werden wird. Der letzte Termin ist der 5. Januar, da der Reichstag nach der Verfassung 30 Tage nach seiner Wahl zusammentreten muß und der 6. Januar ein katholischer Feiertag ist. Eine bedeutsume Erklärung Stresemanns Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 13. Dezember. Der „Tag" berichtet: In der gestrigen Besprechung des Kanzlers mit den drutschnationalen und volksparteilichen Führern erörterte der Außenminister die außenpolitische Lage und teilte unter anderem mit, daß die Frage der Militärkontrolle in keinerlei Brz'ehungen zu der innenpoli tischen Entwicklung Deutschlands stünde, da der für Deutschland wahrscheinlich nicht allzu günstige Berichte der Kommission über die Generallontrolle schon vor den Wahlen zum größten Teil fertiggestellt gewesen sei. Auch über die Räumungssraa: feien schon dpilomatifche Verhandlungen im Gange, die auf die Re gierungsbildung »einerlei Einfluß mehr haben werden. Karr für die bisherige Außenpolitik. Die Frage der Nechtsregierung. Reichskanzler Marx führte in einer Unterredung mit einem Redakteur des „Hamburger Fremdenblattes" aus Vie Frage, ob der neue Reichstag eine Gewähr biete für eine Fortführung der vom Reichskabinett be folgten Außenpolitik, u. a. aus: An und sür sich scheint mir diese Gewähr durchaus gegeben zu sein, denn eine große Mehrheit der Wähler hat am 7. Dezember den Parteien ihre Stimme gegeben, die wie das Zentrum, die Deutsche Volkspanei und die Demokraten im allen Reichslag die eigentlichen Träger dieser Politik waren, oder die wie Sozialdemokraten und Bayerische Volkspariei diese Politik unterstützt haben. Im allen Reichstag versügten diese Parteien insgesamt über 253 Mitglieder, im neuen da gegen über 302, während die Oppositionsparteien aus der Rechten, Deutschsoziale, Deulschvölkische und Deurschnalionale, im allen Reichslag 142 Abgeordnele zählten, im neuen da gegen nur noch 125. Auch die Opposition der Kommunisten hat eine Schwächung erlitten: sie ist von 62 aus 45 Mandate gesunken. Die Wähler haben also klar und deutlich gesprochen, und es wird nun Sache der Parteien sein, die nöligen Folge rungen aus dem Ergebnis des 7. Dezember zu ziehen. Eine Erweilet-ung der Regierung nach rechts; gegen die ich ge wisse Bedenken gehegt und ossen ausgesprochen habe, ist zwar im neuen Reichstag auch ohne Einbeziehung der Demokraten rechnerisch möglich. Ob sie aber sür die Fortsührung der bis herigen Außenpolitik erwünscht ovcr auch nur tragbar ist, dar über gehen die Meinungen auseinander. Ich persönlich bin nicht in der Lage, diese Frage zu bejahen. Persönlich glaube ich nicht, die Verantwortung dajür übernehmen zu kö n n e n. Aus die Frage, ob das Zentrum eine Nechtsregierung unterstützen werde, verwies ver Kanzler auf Leu bis- heriqeu Standpunkt, daß jede Unterstützung der bisher verfolgten Anßenpolik willkommen sein werde. Die Beschlüsse des Zentrums in dieser Richtung seien auch heule noch maßgebend. Mim MswWg bei bei bnWmz. MWIUM? Paris, 13. Dezember. Bej Len 'deutsch-französischen WirtschastsverhcndlmMn sind die beiderseitigen Sachverständi gen der chemischen Industrie gestern noch einmal zusammenge- treten, wobei sich gezeigt hat, daß die Möglichkeit einer Ver ständigung besteht, teilte findet eine Vollsitzung statt, in der die Frage der TeEndustrie behandelt wird. Montag und Diens tag werden zweifellos Vollsitzungen abgchatten werden. Aussichten für die Annahme des Konkordats München, 12. Dezember. Die umfangreichen Aufklä rungen der Regierung haben eine gewisse Entspannung in der Konkordotsfrage herbeigeführt. Man glaubt, daß de Schwrer'g- keiten überwunden werden können und daß Mitte oder Ende nächster Woche die Verträge vom Landtag angenommen wer den. Heute nachmittag hat Dr. Heldt im Verfassungsausschuß des Landtages die Einwände verschiedener Seiten entkräftigt. Er wies daraufhin, daß die Staatsverträge nicht nur für den konfessionellen Frieden, sondern auch in außenpolitischer Hinsicht von Bedeutung wären. Kommunistische Lärmfzrnen im mecklen- - burgischen Landtag. Schwerin, 13. Dezember. Bei der Verhandlung über die Gemeindsteuervorlage in der heutigen Landtagssitzung wurde ein Mißtrauensantrag der Kommunisten gegen den deutschna- ionalen Landtagsvorsitzenden abgelehnt. Als die Kommunisten s der Reihe nach zur Geschäftsordnung zu sprechen versuchten, j wurde ihnen das Wort abgelehnt. Hierauf entstand in der kommunistischen Fraktion ein ungeheurer Tumult. Trotzdem die ! Sitzung zweimal 10 Minuten unterbrochen wurde, fetzten die s Kommunisten ihre Angriffe auf die Rednertribüne fort und s wurden darauf nacheinander von der heutigen Sitzung ausge- j schloffen. Zentrumsentschlietzung in Preußen Berlin, 12. Dezember. Wie die TU. erfährt, hat die Zeutrumsfraktion des preußischen Landtages heute abend mit - den in Berlin weilenden Reichstagsabgeordnetcn, in Anwesen heit des Reichskanzlers und des Reichspostministers Dr. Hoefle über die politische Lage und die Stellungnahme des Zentrums beraten. Nachdem der Kanzler über feinen Standpunkt referiert hatte und nach einer kurzen Ansprache zur preußischen Regie rungsfrage wurde eine Entschließung angenommen, in der zum Ausdruck gebracht wird, daß die Fraktion keinerlei Anlaß sehe, an den Verhältnissen in Preußen etwas zu ändern. Die Frak tion sei weiter der Auffassung, daß die Wahlen den Willen des preußischen Volkes bekundet haben, an der Großen Koalition und der Volksgemeinschaft festzuhalten. Aus Zentrumskreisen erfahren wir ferner, daß die heutigen Besprechungen eine Vor bereitung für die eigentlichen Fraktionssitzungen der Zentrums partei im Reiche und in Preußen bildeten, die beide nächste Woche stattfinden werden. Ein politischer Mord. Paris, 13. Dezember. Nach einer „Fourn'eZ'meLung haben zwei Kommunisten einen Doppelgänger Mussolinis, den sie für den Ministerpräsidenten hielten, ermordet. Verschärfung der Lage in Sofia. Sofia, 12. Dezember. Die politische Lage in Bulga rien hat sich derartig verändert, daß in allernächster Zeit der Sturz des Ministerpräsidenten Zankow erwartet werden kann. Die Demokraten und Radikalen haben sich gegen das Kabinett vereinigt. Auch erwartet man den Anschluß des Bauernbundes und der Sozialisten. Selbst die Anhänger Zankows sind mit der Politik des Finanzministers Todnow unzusrieden. Auch mit dem Innenminister Roßwo ist man unzufrieden, besonders weil er bei der Bekämpfung des Bandenwesens nicht energisch vor gegangen sein soll. DemobMfierRng irr China Paris, 13. Dezember. Nach einer Hwasmeldung aus Peking ist auf Grund einer ReSermMsESnMg die Auflösung von acht Div'fir«« sowie sechs gemissten Brögeden, die Lem General Wupsif« unterstanden, angeor-rret worden.