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Anzeiger für Inserate werden »i» spätesten» Mittags de» vorhergehenden Tage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeil« mU io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark so Ps. prmnnmnrLnän. Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 82. Dienstag, den 17. Zuli 1883. 8. Jahrq. Bekanntmachung. Der 2. Termin Einkommensteuer ist am 15. dieses Monats fällig gewesen und zu Vermeidung des Mahnverfahrens eventuell der executivischen Beitreibung innerhalb 3 wöchiger Frist an unsere Stadtsteuer-Einnahme allhier zu entrichten. Zwönitz, am 16. Juli 1883. Der Stadtgemeinderath. Adam, Bürgermstr. Sächsische Nachrichten. — Zwönitz, 16. Juli. Zur Widerlegung irriger Gerüchte wollen wir nicht verfehlen, an dieser Stelle noch besonders darauf hinzuweisen, daß trotz des in letzter Stunde erfolgten Rücktrittes einiger Bewerber das für heute Abend angekündigte Concert im „Feldschlößchen" stattfindct. Das Programm ist dementsprechend ergänzt worden. — Zwönitz. Dienstag und Mittwoch, den 17. und 18. Juli, wird im Garten des Gasthofes zum blauen Engel das „Kaiser- Panorama" gezeigt werden. Dasselbe war in Dresden in Helbig's Etablissement ebenfalls aufgestellt und wird gelobt, so daß ein zahl reicher Besuch desselben erwartet werden kann. — Geyer. Als Bürgermeister für hiesige Stadt ist Herr Referendar Goldenberg beim Königl. Landgerichte zu Leipzig ge wählt worden. — Neustädtel bei Schneeberg, 11. Juli. Vor einigen Tagen erkletterte ein zehnjähriger Schuljunge ein niedriges Dach, um ein Wespennest zu zerstören, dabei siel er unglücklich herab auf einen Zaun und einige Spitzen davon drangen ihm in den Leib, so daß er nach vielen Schmerzen heute verstarb. — Zwickau, 14. Juli. Gestern hatte Fleischermeister Müller in Eckersbach einen Gehilfen nebst Lehrling nach Wernsdorf gesandt, behufs Abholung eines dort gekauften Bullen. Der Meister ging dann später, da die Leute ihm zu lange ausbliebeki, denselben ent gegen, der Bulle aber zeigte sich beim Transport widerhaarig und blieb zuletzt ganz stehen. Als ihm nun die Maske abgenommen wurde, ging er durch, schleppte den Meister, der am Arme verletzt wurde, ein Stück und gerieth auf Pölbitzer Flur in ein anstehendes Roggenfeld. Man rief die betreffenden Jagdberechtigten zu Hilfe, deren Schrotladungen das Thier Trotz geboten zu haben scheint, da es schließlich von dem dort stationirten Gendarmen erschossen wurde. — Crottendorf, 11. Juli. Ein rührendes Beispiel von Thiertreue konnte man gestern hier wahrnehmen. Beim Begräbniß des Notendruckers Böhme folgte dem großen, ehrenden Leichenconduct auch des Scheidenden Haushund. Das Thier schaute nach dem Begräbniß unverwandt traurig ins Grab. Von diesem dann weg gebracht, fand der Hund doch Gelegenheit, sich bald darauf wieder dahin zu begeben. Dort traf man ihn, als er bereits in die deckende Erde ein Loch von über 1/4 rn gescharrt hatte. -- Bräunsdorf. Rebhühner mit einem Brutapparat aus gebrütet — das dürfte bis jetzt wohl noch nicht dagemesen sein. Der Jnspector des hiesigen Staatsgutes, Herr K. Lorenz, hat dies zu Stande gebracht. Mit welcher Possirlichkeit diese Thierchen, 24 an der Zahl, sich in der warmen Julisonne tummeln und mit welcher Behendigkeit sie bei Annäherung von menschlichen Wesen sich unter das schützende Dach der künstlichen Henne zurückziehen, ist wirklich interessant zu beobachten. Ob es gelingt, diese Vögel im geschloffenen Raume und ohne Eltern groß zu ziehen, wird die Zeit lehren. — Aus Sachsendorf, wo der verstorbene kgl. Kreishau^- mann I)r. gur. F. G. Hübel ein Rittergut besaß und wo sich die Familiengruft befindet, schreibt man unterm 9. d. Di. über die am Sonnabend stattgefundene Beisetzung der Leiche des Verunglückten Folgendes. Der ganze Ort hatte Trauer angelegt, die Häuser der Dorsstraße waren mit Fichtenreis und Fichtenbäumen decorirt. Um 2 Uhr Nachmittags sammelte sich der Conduct im Hofe des Ritter gutes lind setzte sich alsbald unter Glockengeläuts von der aus dem 17. Jahrhundert datirenden.Kirche her nach dem Friedhof zu in Bewegung, voran die Schulkinder, Choräle singend. Der Leichen wagen mit dem metallenen Sarge war wie ein reiches Blumenbeet anzuschauen. Voran schritt das Gendarmcriecorps der Amtshaupt mannschaft Grimma. Hinter dein Sarge folgte unmittelbar die Familie des Heimgegangenen, dessen Wittme und drei Kinder, sowie die übrigen nächsten Angehörigen, dann ein langer Zug von Beamten, Rittergutsbesitzern und Gemeindevorständen der Amtshauptmannschaft, welcher der Verstorbene einst vorgestanden und in der er die sym pathischsten Erinnerungen zurttckgelaffen hatte, und überaus zahlreiche Ortsbewohner. Am Friedhöfe ward der Sarg abgehoben und von Mitgliedern des Gemeinderaths und des Kirchenvorstandes nach der im Trauerschmuck prangenden Familiengruft des Rittergutes getragen und unter Gesang der Schulkinder eingesenkt. Als Geistlicher sprach , Pastor Emil Necke, der Ortsgeistliche, mit Beziehung aus die Bibelstelle - 1. Petri 5, 6: „So demüthiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit." Der Verstorbene ward als Gatte und Vater, als Staatsdiener und Unterthan, als Christ und Kirchenpatron mit höchster Anerkennung und Wärme geschildert und die aus der Bibelstelle sich ergebende Mahnung und Verheißung in einfach herzlicher Weise den Leidtragenden zu Gemüthe geführt. Mit Gesang schloß die Feier, wie sie begonnen. Or. Hübel liebte sein Sachsendorf sehr und hatte hier, wie er selbst oft äußerte, seine froheste Zeit verlebt. Hier war denn auch die geeignetste Ruhestätte, die er finden konnte nach dein Horazischen Worte ... „amat nomus ot tuAit urdes." — Dresden. Des versuchten Mordes beschuldigt, hatte sich der am I. November 1852 zu Copitz bei Pirna geborene, schon be strafte und zum zweiten Male verheirathete Steinmetz Friedrich Emil Berger vor dem k. Schwurgericht zu verantworten. Der Angeklagte schloß, nachdem er wegen Mißhandlung der ersten Frau geschieden war, am 5. März 1878 eine zweite Ehe mit Cölestine geb. Biehler, war sodann 17 Monate als Aufseher auf der Jrrenheilanstalt Sonnenstein thätig und verzog Anfang dieses Jahres mit seiner Frau nach Dresden. Infolge Arbeitslosigkeit und erlittener Mißhandlungen trennte sich die verehl. B. vor einiger Zeit von dem Angeklagten und verschaffte sich ihren Lebensunterhalt in einer hiesigen Stroh hutfabrik, traf aber hin und wieder noch mit Berger zusammen, der mittlerweile, erbittert darüber, daß ihm seine Frau eine Menge Wirthschaftsgegenstände weggeholt hatte und sich übrigens sehr re- servirt verhielt, auf den Entschluß gerieth, seine Frau zu erschießen. Nachdem sich B. bereits vor Ostern zwei alte Terzerole gekauft, sich auch die erforderliche Munition verschafft hatte, begab er sich am 27. März gegen Mittag nach dem in der 2. Etage gelegenen Arbeits platz seiner Frau, rief diese auf den Vorsaal heraus und feuerte sodann init den Worten: „Dir soll Deine Ruhe!" (mehr ver nahm die erschrockene Frau nicht) — einen Schuß aus die letztere ab. Die Kugel drang der verehelichten B. hinter den Ohren in den Kopf und zur linken Wange wieder heraus und der wüthende Mensch schoß hierauf, glücklicher Weise ohne zu treffen, noch ein zweites Mal auf die flüchtende Frau. Letztere leidet noch heute an den schweren Verletzungen, eine Gefahr für ihr Leben ist aber nicht mehr vorhanden. Das Urtheil lautet auf 12 Jahre Zuchthaus. politische Aundschau. Deutschland. Aus Mainau wird gemeldet, daß Se. Maj. der Kaiser Wilhelm am Sonntage im besten Wohlsein seine Reise nach Gastein angetreten hat und daselbst am Montag oder Dienstag ankommen dürfte, da sich bei der beschwerlichen Fahrt durch die Tyroler Alpen, wo streckenweise noch die Extrapost benutzt werden muß, die Ankunft nicht mit absoluter Sicherheit vorher festsetzen läßt. Hinsichtlich der kirchenpolitischen Novelle erfahren wir aus Berlin, daß Se. Maj. der Kaiser und König bereits laut Cabinetsordre vom 11. Juli dem neuen Kirchengesetze die Sanction ertheilt hat und dasselbe vom genannten Tage an in Kraft getreten ist. Auf dem Gebiete der deutschen politischen Angelegenheiten herrscht schon seit einer Reihe von Tagen die Ruhe des Sommers, welche nur hin und wieder von den scharfen Auseinandersetzungen