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Freitag. Nr 43. 5. Zuni 1868. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalteu. Weißerih-Zeitmlg. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeil« 8Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrathe zu Dippoldiswalde und /rauenflei«. Verantwortlicher Nedacteur: Tart Frhnr in Dippoldiswalde. Monats-Bericht. Die friedliche Auffassung der allgemeinen Lage, wie wir sie vor zwei Monaten proguosticiren konnten, hat im abgelaufenen Monat Mai mehr und mehr Boden gewonnen; der Glaube auf die Aufrechthaltung des Friedens ist so ziemlich allgemein geworden. Der norddeutsche Bund hat 12000 Mann Truppen beur laubt, und wenn man den immer wiederauftauchenden Gerüchten glauben darf, so wird die Frage einer Ent waffnung im größeren Maßstabe noch lebhaft ventilirt. Den Glanzpunkt des Monats bildeten die Verhandlungen des ersten deutschen Zollparlaments. Gewann eS auch Anfangs den Anschein, als sollte durch den Eintritt der Süddeutschen die deutsche Uneinigkeit in schönster Blüthe sich entwickeln, so gelang es doch dem Grafen Bismarck, durch die denkwürdigen Worte, „daß.der Aufruf an die Furcht keinen Widerhall im deutschen Herzen findet," einen wahren Sturm nationaler Be geisterung hervorzurufen, der in den folgenden Parla ments- und Festreden sich zu einer rechten Frühlings pracht entfaltete. Wie ein lang zurückgehaltener Strom durchbrach der deutsche Gedanke die engherzigen Schranken des PartikulariSmus, und das so trocken beginnende Zollparlament schloß mit einer großartigen nationalen Demonstration. Man wird sich kaum in der Annahme täuschen, daß von dieser Basis aus der nationale Ge danke sich weiter bis zu seiner Realisirung entwickeln wird. Es beginnt nun eine voraussichtlich politisch stille Zeit. Die legislativen Versammlungen nähern sich ihrem Schluffe, Potentaten und Staatsmänner gehen auf Reisen und in die Bäder und der Gang der Welt geschichte ruht scheinbar einige Monate, bis der Herbst bas stockende Rad wieder weiter treibt. Hiermi beginnt zugleich für die Zeitungsschreiber die sogen. Gurkenzeit, welche selten eine andere Ausbeute liefert, als Berichte über Vogelschießen, Festessen und allenfalls einige Wanderversammlungen. Schon heute müssen wir aus Mangel an interessanten Stoffen die Revue der euro päischen Staaten vertagen und wollen zum Schluffe nur erwähnen, daß in Oesterreich vor wenig Tagen die Sanction der sogen, interkonfessionellen Gesetze er folgt und hiermit das Concordat formell zerbrochen ist. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 3. Juni. Am 28. vor. MtS. fand auf Anregung des Hrn. Oekonomierath Bering in Lungkwitz eine Vereinigung der Gemein de Vor stände des Gerichtsamtsbezirks Dippoldis walde in Oberhäslich statt, um sich über die Ein richtung von Gemeindetagen, wie solche im Gerichtsamtsbezirk Dresden bereits bestehen, zu berathen. Herr Amtshauptmann von Vieth, welcher eingeladen worden war, der Versammlung beizuwohnen, war durch AmtSzeschäfte am Erscheinen verhindert, hat aber die Versicherung ausgesprochen, an künftigen Versammlungen gern theilnehmen zu wollen. — In seiner Ansprache bezeichnete Herr Oekonomierath Bering den Zweck der Gemeindetage, (gebildet aus den Vorständen und den Mitgliedern der Gemeinderäthe, sowie Allen, welche im Interesse an dem Wohle, speciell der Verwaltung der Landgemeinden nehmen) als einen fünffachen, indem sie nämlich 1) zu gegenseitiger Befreundung, 2) zur möglichsten Feststellung gleicher Grundsätze in der Be handlung von Gemeindeangelegenheiten, 3) zur gemein samen Besprechung, beziehendlich Belehrung über er lassene Gesetze und Verordnungen, 4) zur Besprechung gemeinschaftlicher Wünsche, Anträge, Petitionen, z. B. in Chausseebauangelegenheiten re., 5) zur Vorbesprechung über bevorstehende Wahlen, z. B. zu Reichstagen, Landtagen, Geschwornen u. s. w. dienen sollen, und gab dann einige wohlgemeinte Rathschläge in Betreff der Abhaltung der Versammlungen selbst. Die Versammlung, allenthalben einverstanden, wählte sofort die Herren Horn in Quohren, Kleber in Ober-Cunnersdorf und Richter in Höckendorf zu Vorständen mit der Befugniß, Mitglieder aus der Versammlung zur Vorberathung der Verhandlungs gegenstände zuzuziehen. Hierauf lenkte Herr Oekonomierath Bering die Aufmerksamkeit auf die verschiedene Art der Betheiligung der Gemeindeglieder an Arm en anlagen, und befür wortete dabei ein gewisses Klassenshstem, womit die Versammlung einverstanden war. Einen von Herrn Oek.-Rath Bering ferner an geregten Gegenstand über Commnnicationswege beschließt man, in der nächsten Versammlung, welche in den letzten Monaten d. I. stattfinden soll, nochmals zur Sprache zu bringen. * Frauenstein. Unsere Pfingstfreude konnte sich am 2. Feiertage sehr leicht in große Traurigkeit ver wandeln. In der 12. Vormittagsstunde desselben Tages entlud sich hier, nachdem man lange vorher schon den Donner hatte in der Ferne rollen hören, ein schweres Gewitter. Die ganze Gegend war in einen seinen, trockenen Nebel gehüllt und man fürchtete ein verheerendes Schloßenwetter, wie vor ungefähr 8 Tagen Oberbobritzsch und mehrere andere Dörfer heim gesucht hatte. Mit einem Male zuckte ein Blitz durch den Horizont und diesem folgte auch sofort der prasselnde Donnerschlag, so daß die Bewohner aus ihren Häusern