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- «V KömgMele W-,« Vornehmes Restaurant Vsivscisks ömiilsciis Iskrsssk 4—7 i^tzr: ttonsstt 3—12 Utzr. sKsini-unLtdüsms 6! ssoli 4-', Uw: Xoarart »—iruw: tielto?« Nilnrtlaradsno» Weirirsstsursrtt — San ^rattstOekantube 26 «eganle» «-if-gepiich Sechste Leseewaren 26 Frankreichs entscheidender Angriff ans Genua. Anfechtung -er AechkmiHigkeil -es -euilch-rusiischen Vertrags. Paris, Li. April. Agence Havas meldet ans Genua: Dl« französische Abordnung sandte gestern abend an den Vorsitzenden der Konferenz ein Schreibe«, in dem sie gegen be« Inhalt der deutschen Antwort aus dle Entschließung der Usiiierteu Einspruch erhebt. I» diesem Schriftstück be» streitet dle französische Abordnung dle Rechtmdhiskelt des deutsch-russische« Ver trages, der den Bedingungen von Cannes widerspreche. > Este ersucht be Facta, die Bevollmächtigte« der neun alli ierte» Mächte, die die Entschließung vom 18. April unter, zeichnet habe», zu einer Besprechung zusawmenznberusea. - varkhous Lob. ' Paris, 22. April. Die regierungsfreundlichen Blätter versichern, Barthou habe gestern in Genua auf Grund von Pariser Instruktionen den Standpunkt Frankreichs er- folg reich vertreten, indem er die Ablehnung beS russischen Antrages auf Anerkennung der Sowietregtcrnng b-xchketzt« und die angebliche Beilegung be» Rapallo- ,-Wenfalles haftritt. Die franzSslsche Revanche für -ea Autzlarr-verlrag. Anleihe noch Moratorium. — Die wacklige Autorität Lloyd Georges. Berlin, 23. April. Aus Genua wird der „B. Z." ge meldet: Der gestrige Tag war gekennzeichnet durch Zu sammenstöße zwischen Lloyd George und Barthou. -er Lloyd Georges Erklärung beim Prcsse- epipfang .Mieder die deutsche noch die russische Antwort an die Konferenz werde deren Fortgang Schwierigkeiten be reitest^. Lügen strafen wollte. Noch schlimmer ist aber, was WLn bei den Franzosen unter sich zu hören bekommt: Dort ist es ganz ausgemacht, daß beide Antwortcn, die deutsche «b di« russische sür Frankreich völlig unannehmbar seien. Solange die russische Antwort noch nicht vorlag, stützte man sich ausschließlich auf die Deutschen. Die Tatsache, daß der beukschfrussilche Vertrag bestehen bleibe, sei unerträglich. ES wird nicht babei bleibe«, baß die ReparationSkommissiou nur ln eine Prüfung seiner Zulässigkeit elntrcte« w rde. Sie «erd« auch für die Zuknuft ihre Schlüsse ans den politischen Absichten Deutschlands mit diesem Vertrag ziehe«. Sie «erde kein Moratorium nnb keine «»leihe mehr in Erwägung ziehen können, sonder« nur noch den Buchstabe» dcS Bersailler Vertrags. Zur russischen Frage erklären die Franzosen: Die Ant wort der Nüssen mache sich über Europa lustig. Die theo retische Anerkennung der Vorkricgsschuldcn ohne jede Der, zlnsung sei eine Farce, denn die Russen verlören kein Wort darüber, wie und wann sic zahlen wolllen. Sie erklärten vielmehr zynisch, das; sie zunächst selber neue» Geld von der Entente geliehen erhalten müßten. Man wisse ja. daß sie ein fünfzehnjähriges Moratorium und eine füilfzigjährtge Tilgung ihrer eigenen Schulden Vorschlägen wollen, also einen Scheck ans die Bank von Wölkenkuckucksheim anbieten, während sic für sich selber sofort !n Paris oder London zahlbare Schecks fordern, und vor diese Satire s.'tzen sie auch ncch eine unerläßliche Bedingung, ihre An- erkennung als legitime Negierung durch ganz Europa. Frankreich werde sich aber nicht durch die « ackltge Autorität Lloyd GeoraeS oder der Bolsche wisten so plnmp düpieren lassen. Niemals werde eS die Bolschewisten anerkenne». Wenn die Russen vernünftige wirtschaftliche Angebote ge macht hätten, hätte sich Frankreich bereit finden können», die Handelsbeziehungen zu Rußland wieder auszunchmen, eine neu« Axt von WirtschaftSdiplomatcn oder offiziellen Händelsbevyllfnächtigten zu entsenden und zuzulassen. darüber hinaus wäre eS aber auch dann nicht gegangen Nach der heut.gen Antvort der Russen werbe es überhaupt nichts tun., - Der Korrespondent der »B. Z." schließt: Jedenfalls stehe« wir jetzt unmittelbar vor dem entscheidenden «ngrifs der Franzose» ans Genna. Wer die marklof« Gebrechlichkeit dieser Konserenz 14 Tage lang von innen heraus kennen gelernt hat, kann gar nicht mehr übersehen» baß sie Ichon baS Gesicht eines Sterbenden hat. Bon anderer Seite wird in Genua gemeldet, es werbe immer wahrscheinlicher, daß Llovd George »ach Schluß der Konferenz von seinen Posten znriicktretc» werde. Als sein Nachfolger werde bereit Lord Edward Grey genannt. Die Erbitterung der Franzosen. Lloyd George bedauert die siiewaltpoli/ik Pviucarss. (Eigner Draht Lcrrcht der „DreSdn. Nachricht- n".l Genna. 22. April. Die Franzosen sind erbittert, weil die meisten diplomatischen Unterhandlungen sich nur zwischen Deutschen. Italienern nnd Engländern abspielen. Nach Er- kirndigungen in englischen Kreisen bedauert es Llond George lebhaft. Laß einem so scharfsinnigen und maßvollen Manne we Barthou von Poincars so feste Zügel angelegt werden, und man in Paris immer noch Ge- m a l t ma ß r e g e l n. wie die Besetzung deutscher Gebiete, plant. Llond George würde cs vorziehen, wenn Poincar« selbst zur Genueser Konserenz käme, anstatt die französischen Delegierten fortdauernd mir Telegrammen zu leiten. Das Begleitschreiben zur russischen Antworlnoie. kEtgner Drahtbertchi ,Drr»bn. Na<1richt«»"1 Genna, 22. April. Der russischen Antwortnote ist ein längeres zum Teil lehr weitschweifiges Beglc.t- schreibcn mitgcgebcn. in dem der Standpunkt der Delega tion ausführlich betont und tn dem dir Einwendungen, die die Russen gegen das Londoner Memorandum zu mach n haben, besprochen werden. Bor allem wird im Begleit schreiben verlangt, baß vor der Befriedigung der Gläubiger der Wiederaufbau in Erwägung gezogen v erden muß. DrS weiteren wird ausführlich auf die in Sowictrirßland «ingesührte Rechtsreform verwiesen nnd gesagt: D e russische Delegation sei bereit, alle Wünsche, die der wirt schaftlichen Entwicklung und dem Verkehr mit anderen Staaten dienen könnten, in Betracht zu ziehen. Sic hoffe aber, baß bezüglich des Schutzes des fremden Kapitals eine Verständigung getroffen werden könnte. Sie erklärt weiter, baß die Verständigung nur dann tn Rußland wirksam sei und dem Schutze der fremden Interessen und des fremden Kapital» dienstbar sein könnte, wenn die Anerkennung der Gowietregterung von rcchtswegen erfolge. - jdaS Begleitschreiben wendet sich scharf gegen b!« Ttn- sMrung der Kapitulationen und Schuldenverwaltungen und sagt. daß. wenn dies eingerichtet würde. Rußland unter ein Kmrtrollsnstem zu srehen käme, das demjenigen gleiche, unter daS Deutschland durch di« Reparatiouskomunsnon ge kommen sei. Bezüglich der Schulden frage betont das Be- »lartschreiben, daß. wenn Sowjetrußlan- sich geweigert habe, oi« Schulden der Zarenrcgierung anzuerkennen, »der die Forderungen derienigen anzuerkennen, di« unter den polt- tischen Mas,nahmen gelitten haben, feien prinzipielle Gründe die Ursache. ES wird dann tn längeren Aus führungen auf di« Gründe verwiesen, d!« Sowsetrußland kür dle Vergüt»»« der EntschädlgungSzahlungcn an die fretnücn Bürger anführt. Di«s« Gründe sind durch wieder holt« Ausführungen RadekS bekannt. Immerhin, heißt es dpnn. wünsche dir Svwietregicrung die Mitarbeit des kkevrben Kapitals und sei daher bereit, fremden Schat-bürgern sür die erlittenen Schäden Vergütung zu ge- «abte» unter der Bedingung der Gegenseitigkeit. -. h. so- viel. als die Forderungen der fremden Staatsbürger be- toayen. sollen auch di« Forderungen, die di« Sowtetreaie- rung an di« fremden Mächte sür die Schäden erhoben hat, die durch die militärischen Experimente entstanden sind, betrwrcn. Wie Sowjet-Rußland das Besitzrcckt aufsaßt, geht aus dem Schlußartikcl des Schreibens hervor, der ungefähr wie folgt lautet: Tic russische Delegation muß schließlich seststellen, daß irotz des Absatzes 1 der Resolution von Cannes, der jeder Nation das Recht zuerkcnnt, daS ihr zustehende EigentnmS- knstem zu wahren, das Londoner Memorandum wiederholt die Frage der Rückgabe der internationalen Unternehmun gen, an den Besitzer auswirft. Die Sowjet-Negierung, die sich für raschesten Wiederaufbau der Industrie und für Steigerung der Probuktionsfähtgkeit ctnsetzt, ist selbst be müht, den früheren Besitz bei dieser Neuordnung einen Vorzug zu geben, vorausgesetzt, baß die ehemaligen Besitzer über die notwendigen wirtschaftlichen Erfahrungen ver fügen. Jedoch wird die Sowjet-Regierung nicht ,«geben können, daß man ihr die Rückgabe der früheren Unter nehmungen unter dem Titel oeS Privateigen tums auserlegt. Lloyd George» Hole an die Russen. iDrabtmelüung unsrer Berliner Lchristlettung.i Berlin, 22. April. Das am iss. April b. I. von Lloyd George der russischen Delegation übergebene Aide-Memoire, dessen Beantwortung die bereits veröffcnctltchte Note Tschltlcherins an die Konferenz bedeutete, hatte, wie letzt be kannt wird, folgenden Inhalt: 1. Die alliierten Regierungen lehnen die Verantwortung für die von den Sowjets erhobenen Ansprüche ab. 2. Mit Rücksicht auf die ernfte wirtschaftliche Lage Ruß lands sind die Alliierte« bereit, die russische« Kriegsschnide» in einer gewissen, später zu vereinbarende» Höh« abzn« schreiben und die ansgelanseneu Zinsen zu ermäßigen. 8. Der Sowjetregierung kann in folgenden Punkte» ent- gegcngekommen werden: a) hinsichtlich der Schulden »nb finanziellen Verpflichtungen, die Rußland fremden Staats angehörigen acgenüber hat. b) hinsichtlich deS Rech eS solcher fremder Staatsangehöriger ans Rückgabe ihre» Eigentums ober Schadenersatz für erlittene Schäden aus diesem Eigentum. Bemerkt sei. baß dieses Aide-Memoire an die Russen nicht auch der deutschen Delegation übergeben worden ist. Die Teuerung. Die Preise fliegen weiter in die Wolken uns treiben dort wie Schmetterlinge ein tändelndes Spiel mit unserer Not. Wir aber, die wir, belastet durch die Erdenschwere, nicht mitfliegen können, starren verzweifelt hinterdrein, und an unsere Fersen heftet sich Frau Sorge, hie graue Frau, die seit dem Abschluß des Versailler Vertrages rastlos im dculschen Lande umherwanbett und uns nickt zur Ruh« kom men läßt. Wer in der Lage ist. die sich heranwälzende« Preissteigerungen durch Ueberleirung auf andere .Kreise von sich abzuwehren, kann ja auch jetzt noch ohne Zittern und Zagen vor dem kommenden Tage existier«;» Alle andere» aber, die auf Löhne und Gehälter angewiesen sind, und daS ist der weitaus größte Teil der Bevölkerung, wiffey nicht mehr aus noch ein, da ihnen trotz aller Aufbesserungen immer weniger die Möglichkeit gegeben ist, die Kosten auch nur der einfachsten Lebenshaltung zu bestreiten. Allein im März sind die Preise für alle Bedarfsgegenstände ungefähr um ein Drittel gestiegen, und es ist durchaus noch nicht «b> zusehen. wann diese Rusmärtsbewcgung zum Stillstand gr- langen wird. Von sozialdemokratischer Seite werde» an gesichts der panikartigen Stimmung.die sich der auSgcvreßte» Verbraucher bemächtigt hat, Beschwichtigungsversuche unter nommen. Man weist auf di« deutsch-russisch« Berstänvignng hin. aus daS angeblich sicher zu erwartende Moratorium und die glitzernde Goldanleihe, die uns aus der Klemme Hilfen soll. Alles das müsse den Markwert unbedingt heben und einen allgemeinen Preissturz zur Folge habe«. Der deutsche Verbraucher aber Ist nach ällen den trüben Er? fahrungcn, die er bereits gemacht dpi, gegen solche Ver heißungen sehr skeptisch geworden und glaubt an ein« Er- letchtcruna seiner Lage nicht eher, bis sie han>dgreislich vor ihm steht. Selbst wenn aber aus den angeführten Gründen eine gewisse Hoffnung auf Besserung berechtigt crlcheincn könnte, so würde sie gleich wieder im Keime erstickt werden durch die Meldungen, die über einen ivahrbaft beängstigen den Zustrom non Fremden in diesem Sommer verbreitet werden. Vor allem sind es amerikanische Gäste, die «ine wahre Neberschwemmung Deutschlands hcrbeizukiibre» be absichtigen. angelockt durch die billige LcbenS-lmktung. die der hochgetricbene Dollar ihnen aus unsere Kosten ermög licht. Bet der Radevcrwaitung in Kreuznach sind bereits l7 0M amerikanische Kurgäste angcmeldrr worden, und ganz Obcrbanern ist von Amerikanern derartig mit Beschlag be legt morden, daß Li« wenigen deutschen Familien, die es noch einmal trotz aller Ungunst der Verhältnisse mit der glten licbgewordenen Erholungsstätte versuchen wollten, völlig außerstande sind, noch irgendwo einen Winkel zu sinken, wo sie sich dort cinnistcii lönnten. DaS ist bitter sür daS deutsche Empfinden, und nicht minder bitter ist dn kolossale, alle Begriffe übersteigende Erhöhung sämtlicher Preise, die infolge einer solchen Fremdcnüberslutung und der damit verbundenen Steigerung der Äiachsrage ohne gleich zeitige Vermehrung des Angebots eintreten muß. Wir leben noch immer im Zeichen der Lebensmittel- und Waren knappheit. und wenn nun der inländische Markt, der so wie lo schon Not leidet, vollends noch einem solchen Käusorkan der Fremden ausgesetzt wird, dann muh aus der Knapp heit ein schwerer Mangel werden, der weite Schichten des Volkes noch tiefer ins Elend führt. Das sind Zustände und Verhältnisse, die von allen b». ruscnen Faktoren eine gründliche Prüfung der Frage er fordern. ob sich denn nicht irgend etwas Wirksames dagegen tun läßt. Vor allem ist eS das Hinsiechen und Absterbrn des einst so blühenden und die stärkste nationale Kraft quelle bildenden Mittelstandes, das als ein« der bedroh lichsten Zeiterscheinungen ganz besondere Beachtung heischt. Der immer schlagfertige Berliner Mutterwitz hat sür die gegenwärtige Lage des Mittelstandes ein Wort geprägt. daS besser als langatmige Schilderungen den Kern der Lache bezeichnet: Der Mittelstand, sagt der Berliner, lebt nicht von der Hand in den Mund, sondern von der Wand ln den Mund, weil er alles, was er noch Wertvolles an der Wand hängen hat, veräußern muß. um sich durchzu- bringen. Welcher einsichtige Staatsmann und Politiker möchte da nicht mit allen Kräften helfend eingreifen. uw zu retten, was noch zu retten ist? Der gute Wille vermag hier aber wenig, weil eS an gangbaren Wegen fehlt, so lange die tiefere Ursache unseres aanzen Unglücks, der B«r sailler FriedenSvcrtrag. mit seinem erpresserischen Nepara tionSsystem weiterbesteht. In der ersten Zeit, ol» die öffentliche Meinung sich noch nicht zu der Erkenntnis d«S ursächlichen Zusammenhanges zwischen Frieden-Vertrag, Geldentwertung und Teuerung durchgerungeu batte, pflegte man stürmisch von den Regierungen des Reiches und der Länder einen „Preisabbau" zu verlv'gen. und der Irr- tum. daß ein solcher künstlich berbetgesllhrt werden könnte, wurde dadurch verstärkt, daß es mit Hilf» der Zwangs wirtschaft gelungen war. eine kurz« Zeit hindurch sür die notwendigsten Nahrungsmittel und dt« Kohlen den Prozeß de- Prei-au-ftriebeS wenigstens zu verlangsamen. Di« Ge walt der natürlichen wirtschaftlichen Entwicklung hat aber die NwanaS Wirtschaft aus den Angeln gehoben, «nb W-a