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Dresdner Journal : 15.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187509157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-09
- Tag 1875-09-15
-
Monat
1875-09
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 15.09.1875
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^S213 Mittwoch, dcn 15. September. 1875. Ldo»«»»«»t»pr«li r DreMerAomml Verantwortlicher Ncdaetenr: Hofraih I. G. Hartmann in Dresden. > > - — Nichtamtlicher Theil. Feuilleton Inserate. TageSkaleuder. t ^LUrlieUu . . . 18 N»rb 6« «tsutsekev Lsioks» tritt ko«t ai»I Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. z Liegnitz, 13. September. Die Parade des V. Armeecorps bei Haynau hat heute stattgefunden. Trübe Wolken bedeckten den Himmel, und einzelne sich auS den luftigen Wasserreservoirs auf die Erde herab verirrende Tropfen und das um mehrere Linien gesun kene Barometer erweckten am heutigen Morgen in dein ängstlichen Wettcrbcobachter die Befürchtung, daß als Pendant zur Bunzelwitzer Parade bei Souncnschein die Parade bei Haynau unter der besonderen Protection des Jupiter Pluvius stattfinden werde. Doch auch heute gewann der Sonnengott wenigstens soweit den Sieg, daß, wenn er auch die ihn von allen Seiten bedrohen den und einfchließenden Feinde nicht völlig vernichtete, er doch.dieselben an der Ausführung etwaiger schwarzer Pläne verhinderte. Fahrplanmäßige und nichtfahrplan- mäßige Züge führten Tausende von Zuschauern von Liegnih aus dem Manöverfelde zu, welches sich, etwa 'L Stunde von Haynau entfernt, südlich von der Stadt ausdehnte. Die Zeiten der Völkerwanderung schienen wieder- gekehrt , von allen Seiten strömten die Landbewohner zu sammen, alle dem Dratdzaun zu, der die westliche Front begrenzte, und glücklich, in der möglichsten Nähe derselben, wenn auch vom Hintermann gedrängt und auf einen Mi nimalraum beschränkt, einen weniger bequemen, als thruer erkauften Platz zu gewinnen. Wer den bunt bcwipfelten Bahnhof in Haynau verließ, um sich nach dcm Manöverfcld zu begeben, der brauchte nicht zu fragen, welchen Weg er einzuschlagen habe; geflaggte Häuser, Ehrenpforten, Fahnenstangen und der sich dahin wälzende Strom der Menschen dienten als die sicherste Directive. Jedes Gasthaus in Haynau war überfüllt, jeder Sterbliche, der so glücklich war, ein Seidel und eine belegte Schnitte durch herzgewinnende Bitte und landesübliche Münze als Trophäe aus der Belagerung der Buffets mit sich zu führen, erregte den blassen Neid des vom Schicksal minder begünstigten Mitstreiters, der umsonst seine Fäuste angestrengt hatte, bis zum Centrum der feindlichen Stel lung, der Schinkenstollen, vorzudringen. Als ich auf dem Manöverfeld anlangte, war dasselbe bereits außer von dem Drathzaun von einem dickten undurchdringlichen lebenden Zaun umgeben. Die Tribünen waren nickt übermäßig besetzt, sic zeigten im Gegentheil viel leere Stellen; die Erfahrung, welche die unglücklichen Tri- bünisten in Lunzclwitz gemacht, scheint als Nachwirkung ein gewisses Mißtrauen gegen solche bevorzugte Positionen zurückgelasscn zn haben. Und doch war hier jedes Miß trauen durchaus ungerechtfertigt, die Tribünen standen sten und hintersten Geschütze im Batteriedeck kann das dkrck Bug- und Heckfruer verstärkt werden. Diese Gc- sch-tze stehen indeß nicht permanent in den Bug- oder Hhckpforten, welche vielmehr im Bedarfsfälle von ihren gkwöhnlichen Breitseitpforten nach dem Bug oder Heck gebracht. Um den Schiffen die Fähigkeit zu verleihen, ohne Benutzung der Dampskrast nur unter Segel kreu zen und längere Reisen zurücklegen zu können, hat das- s<L>« eine große Vollschiffetakelaqe. Die Untermasten find aus Eisen hergcstellt, der Bugspriet ist zum Ein- la«fen eingerichtet. Um die volle Segelführung zu ge statten und um die Ausnutzung der Segclkrast zu er- böhen, ist der Schornstein zum Nicdcrlassen und die Schraube (zweiflügeliger Propeller) zum Lichten einge richtet. Die Besatzung des Sckiffcs wird ca. 450 Mann betragen und wird cs Proviant auf 3 Monat und Wasser auf 4 Wochen, das jedoch durch den am Bord befindlichen Destillirapparat immer ergänzt werden kann, mst sich führen. Die Pläne und Bauspecificationen der „Leipzig* und des Schwesterschiffes „A.", sind in der Admiralität entworfen und wurde der Bau nach dem Stapellauf der Panzerfregatte „Preußen* der Maschinen- bauactiengescllschaft Bulcan zu Bredow bei Stettin im December l873 übertragen. Die Takelage, Armirung und Ausrüstung, sowie die Kupferung des Bodens er hallen beide Schiffe auf der kaiserl. Werft zu Kiel. Die „Leipzig" muß contractlich zum Juni nächsten Jahres zur Ueberführung von Stettin nach Kiel be reit sein. wirklich auf einem Terrain, von dem aus man das mili tärische Schauspiel, das bald hier sich entwickeln sollte, besser als von jedem andern Punkte überschauen konnte und am ehesten einen Totaleindruck von demselben ge winnen konnte. Hinter dem Drathzaun mit seiner dunkelwogendrn Garnirung hatte sich als weitere Eer- nirungsmauer um das Paradefeld eine Wagenburg ge sammelt, über der sich Männlein und Fräulein in edlem Wetteifer schaulustiger Neugier erhoben und jede der hundertfach aufwirbelndcn Staubwolken als einen sichern Vorboten der nahenden Ankunft des Kaisers begrüßten. Noch oft sollten die Hoffnungen der Harrenden getäusckt werden, denn erst um 412 Uhr erschien der Kaiser mit dem hohen Gefolge auf dem Paradefelde, um hoch zu Rosse an den rechten Flügel des ersten Treffens zu reiten. Der Kronprinz, die Kronprinzessin, der Erzherzog Albrecht, der Herzog v. Connaught, der Grobherzog von Meck lenburg-Schwerin, die Prinzen Karl, Friedrich Karl und Albrecht von Preußen, die Generalität und d e Adjutanten, der hohen Herrschaften ritten neben und hinter dem ober sten Kriegsherrn; die glänzende Suite der fremdherrlichen Offiziere vervollständigte in ihren farbenprächtigen rothcn, blauen, grünen Uniformen das wechselvolle Bild, welches neidische Staubwolken freilich den Blicken oft fast gänz lich entzogen. Trotzdem der einsichtsvolle Aeolus aus seinem geöffneten Schlauch den Zephir entsendete und ein beständiger Westwind den Staub von den Tribünen hin weg nach dem Paradefelde zu jagte, war doch selbst bei dieser denkbar günstigsten Windcrnstellation der Genuß der militärischen Action ein ziemlich beschränkter, und der Nachbar zur Rechten, der über seine staubgrfüUtcn Augen klagte, fand ein warmes Verständniß und ein mitfühlendes Herz für seine Klagen am Nachbar zur Linken, der das sich mehr und mehr verdunkelnde Brillen glas putzte, um dasselbe vor vollständiger Jncrustirung zu schützen. Dcr Kaiser erschien in großer Generals uniform, die Kronprinzessin in schwarzem Reitkleid mit Silbrrsoutachirung, der Uniform ihres 2. schlesischen Leibhusarenregimeuts. Soweit ließen sich dir Uni formen etwa mit Mühe aus den, Staubnebel erken nen. Die Generalität trug die große Uniform, die Offiziere und Mannschaften den Paradeanzug mit Gepäck, die Infanterie in weißen Hosen. Ge,,cn 10 Uhr war das Einrücken der Truppen in das Aligne ment und die Aufstellung bereits vollendet. Dil Trup. pen des V. Armeccorps, dessen ruhmgekrönte Regimen ter heute vor Sr. Majestät zur Parade erschienen, wurden von dem General dcr Infanterie v. Kirchbach, dem commandircndcn General des V. Armeecorps, be fehligt; Chef des Generalstabes ist Obrrstlieutenant v. Kratschmann. Das erste der beiden Treffen, in wel chen dir Ausstellung erfolgt war, stand unter dem Befehl des Generallieutenants v. Sandwart, des Commandcurs der 10. Division, und wurde aus der 17, 18., 19. und 20- Jnfanteriebrigade gebildet; das zweite, aus der 0. und >0. Cavalcnebrigade, der Artillerie und dem Train zusammengesetzte Tressen befehligte dcr Commandircndc dcr 9. Division Generallieutcnant v. Ranch. Mit der Front nach Westen reihten sich die Truppen des ersten Treffens, in Eompagniefront aufgestellt, vom rechte» zum linken Flügel in folgender Ordnung: die 17. Jnfanterie brigade unter Generalmajor«. Ostrowski (3. pos. Infanterie regiment, Oberst v. Heyne, 4. posensches Infanterie regiment Nr. 59, Oberst Berger); die 18. Jnfanterie brigade unter Generalmajor v. Busse (Königsgrenadicr- regiment (2. westpreußisches) Nr. 7 und 2. posensches Infanterieregiment Nr. 10, Obersten v. Berken und Müller); die 19. Jnfanteriebrigade unter Generalmajor Haberland (1. westpreußisches Grenadierrcgimcnt Nr. 6 und 1. niederschlesisches Infanterieregiment Vir. 46, Obrrstlieutenant v. Kalinowski und Oberst Joffroy); endlich die 20. Jnfanteriebrigade unter Generalmajor v. Steinfeld (westfälisches Infanterieregiment Nr. 37 und das 3. nicderfchlcsische Infanterieregiment Nr. 50, Obersten v. Schmidt und v. Bastinellcr.) An diese Brigade lehnte sich das 1. schlesische Jägerbataillon Nr. 5, Major v. Kczewski und daS niederschlesischc laaoratouprot»»« kür <t«n ltaaw einer ^pnltsaaa Letitrait«: Unter „Lin^eennär- «iie Leit«: SV kt Krnodsl»«» r VUzkliob mit Xuivirbrvs 6er Sonn- uns keiert»»«, ^t>«n<1» tür äen kol^en6«n Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Literatur. In Italien giebt es keinen Dichter, dem sich die vaterländischen Literaturhistoriker von jeher mit mehr Eifer und Studium zugcwcndct hätten, als Dante. Zu den ausgezeichneten italienischen Schriftstellern, die sich in unserer Zeit seiner Erklärung gewidmet ha ben, wie Troja, Balbo, Tommaseo, Jschielli, Giuliani, kommt nun noch G. Todeschini aus Vicenza, dessen Schriften über Dante B. Brefsan in zwei Bänden yer- ausgcgeben hat unter dem Titel: „8oriui su l)»nt« äi Oiusepp« Tollvseliini, raccolti 6» Lartoiomeo ürossan." — Volume äue — Vicsnua. Man darf von diesem Werke jagen, daß keine wichtige Frage, die sich in Bezug auf die große Dichtung in unserm Jahr hundert erhoben hat, dem Vicentiner Gelehrten ent gangen sei. Die Anzahl der in den beiden Bänden erklärten schwierigen Stellen beläuft sich auf mehr als hundert. Dabei hat es Todeschini nicht etwa darauf angelegt, neue Erklärungen an die Stelle der alten- zu setzen; er wollte die alten Auslegungen mehr präcifiren Xiak'ckoU: 4 »o ?k. gt« Nin,, d-uneto« liuwmsrn: 10 kk 1 viatur eine andere aber nur einoctavige Claviatur, in gleicher Weise wie die gewöhnliche zu handhaben. Jede darauf angeschlagene Taste indeß bleibt liegen und be wirkt damit die besondere Vibration der betreffenden Note, sobald dieselbe auf der großen Claviatur, und zwar in jeder Tonlage, angeschlagen wird. Wenn man daher z. B. die Taste auf der kleinen Claviatur niederdrückt, so bringen alle 0 des Claviers, je nach dem sie vom Spieler angeschlagen werden, ihr Contingent dcr Vibration. Und so bei allen Tönen der Tonleiter. Man kann aber gleichzeitig auch mehrere Tasten der kleinen Claviatur Niederdrücken, um die Haupttönc eines Accords, um z. B. in Paffagen, in Figuren diatonischer und chromatischer Folge nur die wesentlichen Töne der Harmonie fortklingen zu lassen und jede wirre Ver mischung derselben mit den nur durchgehenden dcr Harmonie fremder Noten zu verhüten. Und diese Wirkung ist sofort und leicht aufzuhebcn. Es genügt dazu, die letzte Taste, welche am rechten Ende der kleinen Claviatur derselben zugesetzt ist, nicderzu- drücken; sofort wird der besondere Mechanismus wir kungslos , und für das große Pedal tritt der ungehemmte gewöhnliche Effect ein. Es erscheint unnöthig, in weitere Details einzugehrn, um die Vortheile und eigrnthümlichcn Toneffecte, welche daS harmonische Pedal gewährt, zu erörtern. Dasselbe ermöglicht, die nur vorübergehenden, der Harmomie frem den Töne von dem allgemeinen Mitklange auszuscheiden; es erlaubt, die gehaltenen, forttönenden Noten in dcta- chirten Sätzen in arpeggirtrn Figuren mit den anderen zu mischen. Durch dir Manier, mit welcher einige Clavincomponisten z. B. Chopin, Schumann gewisse Passagen ihrer Werke nottrtrn, scheinen sie fast die werth- volle Erfindung des Herrn A. Wolff erwartet zu haben. ES sei nur noch hinzugefügt, daß die Behandlung als angreisen, um den vom Wortlaut und Sinn des großen Dichtciwcrkcs geforderten Erklärungen Raum zu schaffen. Er zieht die verschiedenen Lesarten, die ältcrn und neuern Ausleger, die Schriften und Lcbensvcrhält- niffe des Dichters selbst herbei, und zwar mit so viel Scharfsinn, Ordnung und Beweiskraft, daß sich seine Auslegung von selbst als die richtige ergicbt. Danach ist die schöne Clcmenza, die d r Dichter anruft, nicht die Tochter, sondern die Wittwc Karl Martcl's, Can Grande della Scala und nicht Uguaione della Faggiusta ist der allegorische Windhund der l'ivinn Oommeckis, eine Erdichtung da Porto's und nicht ein den Versen Dante's über die Montechi und Capulcti entnommenes Factum ist die rührende Geschickte von, Romeo und Julie, und so sind noch zahlreiche Stellen in ihrer Be deutung richtig gestellt. Dicse mit so viel Klarheit ge gebenen Berichtiguu,,en sind indeß nur dcr geringere Theil des Verdienstes Todcschini's, dcr bedcutcndere ist dir ganz neue, auf vieljährigcn Studien beruhende Ar beit über die moralische Anordnung des „Inferno". Er geht von der christlichen Anschauung aus, daß der Mensch zur Erlangung der ewigen Seligkeit entweder in Un schuld oder durch Reue von schwcrrn Sünden gereinigt aus dcm Leben scheiden und die sogenannten theologi schen Tugenden besitzen müsse. Danach ergiebt sich dann von selbst Dante's Lcrtheilung der Strafen, nicht nach den bösen Leidenschaften, sondern nach den begangenen Sünden und den Strafen entsprechen zehn verschiedene Klassen verlorener Seelen in den drei großen Abthci- lunprn des „Inferno". Es sind drei bösartige oder bestialische Kategorien, vier unenthaltsame, die sich dcr Sündc hingrben, und drei solche, die, ohne mit schwerer Sünde das göttliche Gesetz zu verletzen, dock der theo logischen Tugenden, Glaub«, Hoffnung und Liebe, er mangeln. des harmonischen Pedals vermittelst der kleinen Cla viatur sich für die speciellcn Fälle leicht und schnell ausführen läßt. An dcm Klang des Claviers ändert diese so einfache als scharffinnig erdachte Verbesserung des Herrn A. Wolff nichts. Sein Ziel war, die Rein heit der Harmonie, die Veredlung des Tongefühls her- zustrllen und zu erhöhen, welche das große Pedal zu oft verletzt, indem es eine Tonvcrwirrung verursacht, die auch für ein musikalisch wenig gebildetes Ohr un angenehm wirkt. Von dicscm Standpunkte aus muß man die Erfindung des Herrn A. Wolff betrachten und die wichtigen Vorzüge, welche sie gewährt, hochstellen; nicht blos jetzige und zukünftige Clavicrspieler, sondern auch Clavicrcomponistrn werden sie dankbar anerkennen. C. B. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Liegnitz. Kiel. München. Karlsruhe. Wien. Bern. Genua. St. Petersburg. Belgrad. Cettinje. New-Jork. Rio-de-Janeiro.) Ernennungen, Versetzungen tc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provivzial-Nachrichten. (Grüna.) Vermischte». Statistik und LolkSwirthschaft. OommioxionLr , N»wdusU-N«-U» Vl«» U«rU» ». I». NÜLedsa: .V , Ur»awa LcNtotte, : » cAcrinke n. <7. «^!>« KnckU, Vari»: //aoa», ak tÄ., <s t7o., U»mda r?: LteuiiAcn, Vl,n: T/ KNnigl. Lrp«6itim> cwx Ore«t«u, dlv > Eine Vervollkommnung im Mechanismus des Piano» ist von Herrn August Wolff, Chef der berühmten Pianofortefabrik Pleyelu. Wolff in Paris, erfunden worden. Jedes feine Gehör wird bekanntlich von der Tonverwirrung, die in gewissen Fällen durch den Ge brauch des Pedals erzeugt wird, peinlich berührt. . . . Selbst ausgezeichnete Pianisten haben das Pedal oft mißbraucht und mißbrauchen es noch immer; umsomehr Diejenigen, welche das Clavier als Dilettanten und aus allgemeiner musikalischer Neigung oder nur dem Gebote der Mode folgend spielen. Herr Wolff, der zu gleich Pianist und ein vortrefflicher Musiker ist, stellte sich die Aufgabe, jenen Ucbelstand des Pedalgebrauchs zu beseitigen oder doch beliebig einzuschränkrn, und dies ist ihm durch die Erfindung des Tonalprdals ge lungen. Dieses Tonal- oder harmonische Pedal functionirt unabhängig neben dem gewöhnlichen Pedal, ohne das selbe ersetzen oder verdrängen zu sollen. Die Anwen dung desselben mit ihren unleugbaren Vortheilen, wenn diöcret, mit ihren Nachtheilen, wenn mit Mißverstand au-geübt, bleibt brstehcn. DaS harmonische Pedal aber, im Gegensatz zum großen Pedal, läßt (beim Gebrauch des gewöhnlichen Pedals) nur den Klang der Töne der Harmonie andauern, welche der Spieler ohne Gefahr für die Wirkung, für das Ohr sortvibriren lasten will. DaS Mittel, diese- Festhalten deS KlangcS zu erlangen, ist einfachster Art. Im Bereich der Hand des Spieler» befindet sich dicht über und in Mitten der großen Cla- Telegraphische Nachrichten. Madrid, Montag, 13 September, Nachmit tag». (W. T. B.) Der Ministerpräsident, General Jovellar, hat erklärt, die Minister würden Alles aufbieten, um ein baldiges Ende de» Bürgerkriege» herbeizuführen. Die Corte» sollten zusammenbe rufen werden, um über die neue Constitution Be schluß zu fasse«. Der neu ernannte Minister der auswärtigen Angelegenhiiten, Casa Valencia, welcher sich ge- gtnwärlig in Paris aufhält, wird bereit» heute Abend von dort hierher abreisen, um den ihm übertragenen Posten z« übernehmen. Ueber die der Bildung de» neuen Ministeriums vorauSgegangeuen Umstände verlautet Folgendes: Drei Mitglieder des frührren Cabincts, welche der alten gemäßigten Partei angehören, erklärten sich gegen die Anwendung des allgemeinen Stimmrechts bei den demnächsttgen Corteswahlen, trotzdem der Ministerpräsi dent Canovas sich dahin ausgesprochen hatte, daß die Regierung die einmal bestehenden gesetzlichen Bestim mungen respectiren und es den demnächst zusammen- trrtenden Cortes überlassen müsse, die Gesetze, wenn nöthig, abzuändern. Infolge dieser Meinungsverschieden heit gaben die drei Minister ihre Demission und wurde Canovas vom Könige ersucht, ein neues Cabinet zu bilden. Canovas lehnte dieses jedoch ab, indem er gel tend machte, daß er, nachdem er so lange einem Cabinet präfldirt, welches die Versöhnung der früheren Parteien Tagesgeschichte. * Berlin, 13. September. Die Parade des V. Armeecorps vor Sr. Majestät dem Kaiser bci Haynau hat, telegraphischer Meldung zufolge, heute bei herrlich stem Wetter stattgefundrn. Derselben haben außer dcn bereits genannten Fürstlichkeiten auch Ihre königlichen Hoheiten der Prinz Georg von Sachsen und der Prinz August von Portugal beigewohnt (vgl. unsere ausführ liche Korrespondenz unter Liegnitz). — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathcs für Zoll- nnd Stcuer- wesen und für Handel und Verkehr traten heute zu einer Sitzung zusammen. Dcr „St.-A." mrldct, daß die Bundrsrathsbevollmächtigtrn: k. bayerschcr Ministerial- rath Loö, k. sächsischer geh. Justizrath Held, k. sächsischer geh. Finanzrath Wahl und Bürgermeister dcr freien und Hansrstadt Hamburg, l)r. Kirchenpauer, in Berlin ein- getroffcn sind. — Die Reichstagsjustizcommission hat heute nach einer vierstündigen Berathung sich für die Berufungsinstanz entschieden, und zwar mit 14 gegen 13 Stimmen. Für die Berufung sprachen insbesondere die Abgg. Struckmann, Nr. Völk, Reichensperger, Miquöl und I>r. Bähr, gegen dieselbe die Abgg. Becker, Di. Schwarze, Or. Marquardsen und vr. Gneist. — Die „N. A. Z." schreibt- Die gedeckte Cor- vette „Leipzig", bisher „Thusnelda" genannt, aber nach der jüngst erlassenen allerhöchsten Bestimmung, welche die Bezeichnung.der Schiffe der kaiserl. Kriegs marine regelt, auf ersteren Namen bei dem heute Vor mittag in Stettin stattgefundcnrn Stapellauf umgetauft, ist das erste Schiff einer ganz neuen Klasse in unserer Marine. Entsprechend den immer gesteigerten Geschwin digkeiten der ungcpanzerten Kreuzerschiffe fremder Na- tionen und der großen transatlantischen Handclsdampfer trat auch an die deutsche Marine die Nothwcndigkcit heran, den nach dem Flottcngründungsplan zu erbauen den gedeckten Corvetten eine weit größere Geschwindigkeit wie bisher zu geben. Hiernach wurde für die „Leipzig" und ihr bis jetzt mit bezeichnetes Schwesterschiff eine Ge schwindigkeit unter Volldampf von 15 Knoten bei der Construction zu Grunde gelegt. Die Länge des Schiffes beträgt 86 M., die Breite 14 M., dcr größte Tiefgang 6,« M. nnd das Deplacement beinahe 4000 Tonnen. Die Maschine soll 4800 Pfcrdekrästc indicircn, das Ca- liber der Geschütze ist bedeutend schwerer, als das der bisher auf den gedeckten Corvetten plaeirten und besteht die Armirung aus 10 dcr neu construirten 17 Ctm.- Grschütze in Bug und Heck, welche letztere, auf dem Oberdeck stehend, vermöge der eingczogenen Formen des Schiffsvorder- und Hintertheiles direct voraus oder rück wärts zu feuern vermögen. Durch die beiden vordcr- repräsenttrte, nicht in einem Ministerium verbleiben könne, in welchem nur eine Partei vertreten sei. Der König sprach darauf Canovas seine warme Anerkennung für die geleisteten Dienste au- und beauftragte Jovellar mit der Bildung des neuen Cabincts, dessen Mitglieder bereits gemeldet wurden. Der Bürgermeister der Hauptstadt hat seine Entlassung genommen. Kragujevacz, Montag, 13. September, AbendS. (W. T B.) De» Ausschuß zur Be rathuna der Adresse an den Fürsten hat nach länge- ren Devatten eine Verständigung mit der Negie rung erzielt. Die Adresse wird nach dem Ent würfe keine Forderung einer Kriegserklärung ent- halten, dürfte sich aber in ziemlich scharfen Aus drücken gegen die Pforte ergehen. Die Adresse wird etwa in drei Tagen vor daS Plenum der Skupschtina gelangen. Minister Nistic wird sich nach Belgrad degebrn, um mit dem Fürsten zu conferiren. Amtlicher Theil. DreSde«, 8. September. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Betriebs - Oberingenicur bei der Generaldirectiou der Staatseisenbahnrn Karl August Schmidt zum Dirrctionsrath bei der gedachten Behörde zu ernennen geruht. Dresden, 8. September. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrrr Karl Gottlob Klempke in NiedercunnerSdcrf dic goldene Medaille vom Verdienst orden allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 10. September. Se. Majestät der König haben dem emeritirtcn Lehrer Johann Samuel Gotthelf Hesse in Eisenberg die goldene Medaille vom Albrechts- orden allergnädigst zu verleihen geruht.
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