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für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadträHe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortticher Redacteur: Paul Ithm in Dippoldiswalde. Mit achtseitige» »Mustrlrt«, Unterhalt«»,Matt". Mit land- «nd hanSwirthschastlicher MvnatSbeilag«. Nr. 21. Sonnabend, dm 17. Februar 1894. M. Jahrgang. . Il I It «Fokales mrd Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Bermuthung, daß nach dem Mondwechsel ein Witterungswechsel eintreten würde, hat sich nur zu bald bestätigt. Seit Mittwoch herrschte in unserem ganzen SebirgStheil so heftiges Schnee treiben, begleitet von immer noch frischem Wind», daß in kurzer Zeit enorme Echneemafsen zusammengetrteben waren, die namentlich im oberen Theile dem Berk.hr große Hindernisse entgegeastellten. Auf unserer Bahn ist eS zu Stockungen nicht gekommen, wenn auch der Lug einige Male nahe daran gewesen sein soll, stecken zu bleiben. Der Betrieb aus den sächs. EtaatSbahnen war ebenfalls völlig in Ordnung geblieben, nur war er auf der Strecke Freiberg-Halsbrücke durch Schnee verwehungen einig, Stunden unterbrochen. — Die ordentliche Hauptversammlung des hiesigen GebirgsveretnS, in der neben den notwendigen Neuwahlen des Vorstandes auch verschiedene Arbeits projekte erledigt werden sollten, muß wegen deSTHeater- «xtrazugeS am heutigen Freitag verschoben werden. — Der Bezirkstag der landwirthschastlichen Vereine Dippoldiswalde, Goldne Höhe, Kesselsdorf, Plauenscher Grund, Poffendorf, Tharandt, Wilsdruff und Großölsa findet am 34. Februar, Nachm. 2 Uhr, mz Gasthofe zu HainSberg statt. Auf d« Tagesordnung stehen: l.Vortrag von Herrn Prof.vr. Pusch-DreSden: Wie kann den Nachtheilen, die aus der Stallhaltung des Rindes entstehen, am wirksamsten vorgebeugt werden. 2. Vortrag des Herrn vr.Platzmann-DreSden, über: Handelspolitik in ihren Beziehungen zur Land- wirthschaft. 3. Mittheilungen des Herrn Kreissekretär vr. v. LiUrow-DreSden, über: Bedarf an Saatfrüchten «vent. Bezug derselben durch die Oekonomische Ge sellschaft. Lauenstein. An den hiesigen Schulvorstand ge langte von der Königlichen Bezirksschulinspektion zu Dippoldiswalde die hocherfreuliche Mittheilung, daß da- Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu den Kosten der Erbauung eines neuen Schulgebäudes die namhafte Beihilfe von 5000 Mark bewilligt hat. Diese Beihilfe kann zur Hälfte sofort, zur andern Hälfte nach, von der Königlichen BezirkSschuUnspektion zu bescheinigender Fertigstellung des Baues erhoben werden. Pretzschendorf. In der am 14. d. M. abge haltenen Sitzung des hiesigen Schulvorstandes wurde von 8 Bewerbern um den Neubau der Schule dieser Bau bet vorgenommener Abstimmung mit 11 Stimmen gegen 1, Herrn Baumeister Klotz in Dippol diswalde zur Ausführung übertragen. Das nach der vorliegenden Zeichnung in stattlicher Weise sich prä- sentirende Schulhaus wird dreiklassig eingerichtet und mit drei Lehrerwohnungen versehen werden. Der Aohbau hat konkraktlich noch im Laufe dieses Jahres und die vollständige Vollendung des Baues im künf tigen Jahre zu erfolgen. Dresden. Die erfreuliche Besserung in dem Be finden König A lbertS hält auch in den letzten Tagen noch an. — In der Sitzung der Zweiten Kammer am 14. Februar setzte dieselbe die am Tage vorher be gonnene Echlußberathung zu Dekret 10, Gesetzentwurf wegen Penstonirung der Hebammen fort. Die U 2 bis 7 des Gesetzes, sowie das ganze Gesetz wurde in der von der Deputation vorgeschlagenen Fassung ge nehmigt, nachdem zu Z 3 Sekretär Ahnert und Staats minister v. Äetzsch, zu Z 5 Abg. Hcymann gesprochen hatten. Weiter trat die Kammer in die Schluß- berathung des Bericht- der Rechenschaftsdeputation Aber das königl. Dekret Nr. 6 ein, das den Bericht fiber die Verwaltung und Vermehrung der königlichen Sammlungen enthält. Die Deputation beantragt, sich mit Vermehrung und Verwaltung der königl. Samm lungen in den Jahren 1890/91 für befriedigt zu er klären. Nach einigen Bemerkungen des Abg. Bret- schneider über den Theil des DeputationsbertchteS, der vom Ankauf deS Böcklinschen FrühlingSreigenS handelt, wurde der Deputationsantrag einstimmig angenommen. In der nun folgenden Echlußberathung über den Antrag des Abg. Kästner die für die Gemäldegallerie anzukaufenden Bilder vor dem Ankauf in Dresden auszustellen oder doch wenigstens durch die Gesammt- kommission anzukaufen, begründet der Antragsteller seinen Antrag im Wesentlichen, wie es schon bet der EtatSberathung zu Kap. 24 geschehen ist. Zu dem Antrag Kästner sprach Abg. Opitz, worauf Abg. Kästner seinen Antrag zurückzog. Zum letzten Gegenstand der Tagesordnung, der Echlußberathung des Deputations berichts über das königl. Dekret Nr. 12, die Berufung gegen Urtheile der Bergschiedsgerichte betreffend, be antragt die Deputation, mit Bezug auf den Vorgang in der ersten Kammer: bei der Mittheilung der königl. Denkschrift Nr. 12, die Berufung der BergschiedS- gerichte betreffend, Beruhigung zu fassen und zugleich eine denselben Gegenstand betreffende Petition der Vorstandes der Hüttenarbeiter auf sich beruhen zu lassen. Die Debatte eröffnete Abg. Stolle (Grsau), der die Entschließung der Regierung und der Deputa tion in dieser Angelegenheit bedauerte. Gegen den Deputattonsantrag sprach ferner Abg. Horn (Cains dorf), der beantragte, die Petition der Regierung zur Erwägung zu überweisen. Staatsminister v. Metzsch wies die Angriffe deS Vorredners zurück und sicherte zu, wenn die Regierung zu der Ueberzeugung komme, daß Berufung nöthig und nützlich sei, werde sie nicht zögern, sie einzuführen. Die Ueberzeugung habe sie jedoch nicht. Abg. Niethammer sprach sich unter Miß billigung der von der Sozialdemokratie beliebten Haltung bei der ^Debatte für eine Einführung der Berufung aus. Nachdem noch Abg. Goldstein und Vizepräsident Georgi gesprochen, sicherte StaalSminister v. Metzsch nochmals eingehende Erwägung der An gelegenheit zu. Schließlich wurden nach weiterer De batte die Deputationsanträge angenommen. Die Kammer bewilligte am 15. Februar die bean tragten Summen für die Bahnlinien Kohlmühle-Hohn- stein, Mulda-Eayda, Cranzahl-Oberwiesenthal, Wtlzsch- hauS - CarlSfeld, Limbach-Wüstenbrand, Waldheim- Kriebethal, ertheilte die nöthige Exproprialionsbefugniß und erklärte die zu diesen Linien eingegangenen Peti tionen für erledigt; endlich gab sie ihr Einverständniß zur Herstellung der Linie von Rippach-Poserna nach Plagwitz einerseits und Markranstädt andererseits. Zu diesen Linien sprachen die Abgg. Hering, von Oehl- schlägel, Präsident Ackermann, die Abgg. Steyer- Reinholdshain, Crüwell, vr. Kühlmorgen, Sekretäre Speck und Ahnert, Abgg. Kökert, Zeidler, Fritzsching, Schickert, Uhlig-Hermsdorf, Herfurth und Seim zu meist ihren Dank für die Ausführung der Linien oder auch ihre speziellen Wünsche dazu aus. Endlich wurden die Titel 26 und 14 des außerordentlichen Etats, Erweiterung des Bahnhofs Chemnitz und Frei berg bitreffend, bewilligt, nachdem dazu die Abgg. Uhlmann und Kramer gesprochen hatten. — Im Zoologischen Garten sind nächsten Sonn tag, an welchem das billige Eintrittsgeld von 25 Pf. erhoben wird, die Lappländer zum letzten Male zu sehen. Nachdem ziemlicher Schneefall eingetreten ist, dürfte die Vorführung um so interessanter werden, da sich ja die Lappländer in ihrem richtigen Elemente be wegen können. Herrnhut. Der Echuhmachermeister Kutsche in BerthelSdork beauftragte seinen 16jährigen Lehrling, NamenS Mühle aus Rennersdorf, einen mit Steinen schwer beladenen Karren ein« große Strecke weit zu fahren und die Steine schließlich noch Über einen Zaun zu werfen. Bei dieser Arbeit platzte dem Lehrling der Mastdarm. Dem Unglücklichen konnte keinerlei Hilfe gebracht werden und so verstarb er noch in der selben Nacht unter gräßlichen Schmerzen. Zittau. Ein blutige- Ereigniß hat sich am Dienstag in unserer Stadt abgespielt. Der 20 jährige Bäckergeselle Josef Till aus Neuland unterhielt seit einiger Zeit mit einem hiesigen jungen Mädchen ein LiebeSverhältniß, welches jedoch keinen Bestand hatte und in der letzten Zeit von dem Mädchen gelöst war. Till versuchte wiederholt eine Annäherung, womit er jedoch keinen Erfolg hatte. Auch am 12. Febr. machte er den wieder erfolglosen Versuch, das Verhältniß von neuem anzuknüpfen. Er gerieth hierüber in WuthMd drohte, die ehemalige Geliebte erschießen zu «ollen. AIS dieselbe nun am Dienstag mit einer Freundin durch die Hältergaffe ging, um sich nach ihrem Arbeits platz zu begeben, trat Till plötzlich hinter einem Ver steck hervor, richtete einen Revolver auf die erschrockenen Mädchen und feuerte, ohne ein Wort zu sagen, drei Schaffe auf seine Geliebte ab, die blutüberströmt zu sammensank. Ein vierter Schuß, auf ihre Begleiterin gerichtet, ging fehl. Till suchte hierauf das Wette. Als er sich verfolgt sah, feuerte er zwei Schüsse auf sich ab, die seinen sofortigen Tod zur Folge hatten. Das Mädchen ist am Oberarm und üm Schenkel zwar schwer, aber nicht lebeuSgesährlich verletzt. RiederfrirderSdorf. Am Sonnabend Abend er eignete sich hier ein bedauerlicher UnglückSsäll. Die Frau des Webers Schönbach wurde von ihren Angehörigen vermißt, so daß man Nachforschungen anstellte. Endlich fand man die bedauernSwerthe Frau in dem Borne ertrunken vor. Dieselbe hatte Wasser schöpfen wollen, dabei hat der herrschende starke Wind die Thür zugeschlagen und die Frau ins Wasser hin abgeschleudert. Freiberg. Seit einigen Tagen hat man mit den Baulichkeiten auf dem Ausstellungsplatze für die Erzgebirgische Gewerbe- und Industrie-Ausstellung be gonnen. Olbernhau. Für Sonntag Vormittag 11 Uhr war Hierselbst eine Taufe aus dem nach Neuhausen eingepfarrten Niederseiffenbach bestellt. Äne Viertel stunde vor der genannten Zeit fuhren auch die beiden Kindertaufskutschen vor, die Pathen stiegen aus und entdeckten jetzt erst das Fehlen deS — Täuflings. Es blieb nichts übrig, als die schleunigste Entsendung eines Geschirres zur Abholung der vergessenen wich tigsten Person, worauf dann die Handlung vollzogen werden konnte. Olbernhau. Der herrschende Sturm in der Nacht vom Sonntag zum Montag hat die alte KönigStanne auf dem hiesigen Staatsforstrevier auch umgestürzt. Hiermit ist eine der berühmtesten Baumriesen der deutschen Waldungen verschwunden, welcher von vielen Tausenden von Touristen ausgesucht und bewundert worden ist. Der seltene Baum, welcher vor 9 Jahren bereits vom Blitze getroffen wurde, soll nach Beur- theilung der Forstleute ein Alter von etwa 550 Jahren erreicht haben. Unter ihrem Dache ist seit Jahrzehnten manches Glas geleert und mancher fromme Wunsch ausgesprochen worden. Burgstädt. Eine aufregende Szene spielte sich am 12. Febr. in einem am Markt hier gelegenen Hause ab. Das 5jährige Töchterchen der Familie H. spielte mit den sechs-, bez. dreijährigen Kindern der Familie D. Versteckens. Das Kind kam bald aus den Gedanken, von unten sich mit dem dreijährigen D. in dem in der dritten Etage gelegenen Abort zu verstecken und sich dort vor der Sucherin, der sechsjährigen D., durch Zuriegeln der Thür zu sichern. Nach kurzer Zeit kam die H. aber zu der Erkenntnis, daß sie nicht im Stande sei, den Riegel zurückzuziehen und erhob nun in Gemeinschaft mit ihren Mitgefangenen ein Wehe geschrei, welches wohl infolge des ängstlichen Einreden« der herbeigeeilten Eltern und sonstiger Bewohner des Hauses, wie der Nachbarschaft zu einer Thal auSartete,