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Voigtländischer Anzeiger. rz. Stück, Freitags den 5. Iuny 1807. Todes Wiegenlied. „Ich hab' eine Wiege so schmuck und nett, Und drinnen so weich und so warm ein Bett; Ich wiege Groß, ich wiege Klein, Und was ich wiege, schlummert ein. Ich hab' eine Weise mir auSgebacht, Es horchet wohl gerne, was weint und lacht; Sie trällert Kind und Greis zur Nuh, Das Auge fällt von selber zu. Ich hab' ein fast liebliches Glockenspiel, Das wohl auch dem Könige selbst gefiel; Es klingelt, klingelt leise kaum. Und was da weh that — ist ein Traum. So kommt dann, ihr Kindlein, Hand in Hand, Was Kronen getragen und Besen band, In meine Wiege, gleich bequem Für Bettelstab und Diadem. Was steht da die liebliche Braut so fern? Ich habe die blühenden Bräute gern; Der Rosen achte nicht, mein Kind! Die Lilien viel schöner sind. Was hat er die Krücke so lieb der Greis 5 Was will er auf Erden? Sein Haar ist weiß, Komm her, vergiß es, daß du bist, Es ist nur glücklich, wer vergißt. Wohl steht er dir stattlich der Doktorhut, Doch irdische Weisheit macht schweres Blut; Das Kopfweh und den kranken Wahn Verschaukelt dir mein leichter Kahn, Laß, arme Verlorne, dir nimmer graun, Hier ist noch ein Plätzchen, du darfst vertrau»; Die Tugend und das Glas zerbricht, Ich wiege nur und richte nicht. Ehrwürdiger Bischoff gestreng und fromm, Verschmähe die Nachbarin nicht und komm; Ob man die Münze lobt und schilt, Mich kümmerts wenig, was sie gilt. Was, schöne Prinzeffin, ist Hermelin? Ich habe Cypressen und Rosmarin. — Doch heut ist nun die Wiege voll, Drum gute Nacht, schlaft alle wohl!" Ominöser Zufall. Zu Berlin kommen seit 1806 Bildnisse und Selbstbiographien jetztkebenderberliner Gelehr- ten