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Deutschland. Frankfurt a. M., 16. Juli. Wie aus einem Artikel der Frank- furter Postzeitung, der sich jedoch weder als officio- noch als officiell bc- zeichnet, hervorgehen würbe, dürsten die Ferien der Äundesversamm- lung nicht vor Mitte Äugust beginnen. Oie Holstein laucnburgische Do- manensache habe äb«r rnit dieser Feriensache nichts zu thun; denn bis zur Gtund« habe diese Angelegenheit noch keinen Gegenstand der Äerathung der BündeSversaniwlung gebildet, noch sei sie dazu erwachsen. Preußen. -^Berlin, 16. Juli. Frankreich kann den Dingen in Italien unmöglich mit gleichgültigem Auge zusehen, und wenn der ge genwärtige Kaiser der Franzosen es auch verstanden hat, das sogenannte spevtre-rouzo auf- vortrefflichste für sich auszubeuten, so ist er seinerseits doch viel zu klug dafür, um bei einer andern Gelegenheit durch dasselbe Ge- spenst auch sich selbst dupuen zu lassen. Allerdings könnte die Revolution, wenn sie in Italien auSbräche, auch in Frankreich bie Revolution wieder anfachen und insofern Ludwig Napoleon selbst gefährlich werden; es licpt aber nahe, daß dir Gewißheit dieser Gefahr bei weitem nicht so groß sein kann, al- die Gewißheit jener Gefahr ist, welche aus der Haltung der ita lienischen Regierungen hervorgeht. Das, was man in Italien die Revo- lution nennt, hat nur einen ganz specifisch-italienischen Charakter, und es ist eben die nothwendige Kehrseite des von den Weltmächten verurtheilten System- der italienischen Regierungen, besonders der neapolitanischen. Nur dadurch, daß man die zeitgemäßen Bedürfnisse des Volks und des Landes nicht befriedigt, resp. die Unzufriedenheit wachhält und womöglich noch stei gert, könnte Das, was man die italienische Revolution nennt, eines Tages einen ausgevehntern und mehr allgemeinen Charakter ännehmen, und eben deshalb erkennt man die Gewährung der nöthigen Reformen als diejenige Nothwcndigkcit, welcher zunächst und vor allen Dingen Rechnung getragen werden muß. Diesen Grundsatz hält Frankreich, wie wir wissen, fest. Freilich muß es hierauffallen, daß Frankreich, unter solchen Umständen, für die italienische Sache nicht entschiedener Partei ergreift, als es dies bisjetzt gethan hat; indessen läßt sich dem gegenüber auch wiederum nicht sagen, daß Frankreich dje italienische Sache aufgegeben habe. Die Stellung, welche Frankreich zu Italien einnimmt, ist in diesem Augenblick eine Mittelstel lung, und diese Stellung kann, wenn man den Werth erwägt, welchen Frankreich in der letzten Zeit auf ein intimes Verhaltniß zu Oesterreich legt, auch keine andere sein. Dieser Werth entspringt aber für Frankreich le- diglich aus der momentanen Lage der Dinge, und die Erfahrung hat es bewiesen, daß die Regierung des Kaisers Napoleon, wenn sie sich für den «inen oder andern wichtigen Punkt einmal in bestimmter Weise ausgespro chen hat, ihre Ansicht aus momentanen Zweckmäßigkeitsgründen auf eine Zeit zwar minder streng verfolgen kann, aber nur, um, wenn der rechte Augenblick gekommen, desto schärfer und bestimmter wieder mit derselben hervorzutreten. Darum ist, und man fühlt das in Wien sehr gut, trotz aller Intimität für Oesterreich kein rechter Verlaß auf Frankreich, und wenn die österreichische Diplomatie ihrerseits mit wahrhaft meisterhafter Gewandtheit und Klugheit zuwerke geht, so ist man andererseits doch auch wiederum in Paris nicht auf den Kopf gefallen, daß man nicht wohl erkennen sollte, wo, in der zwischen Wien und Paris herrschenden Intimität, das Interesse Frankreichs aufhört und lediglich nur noch von der Verfolgung specifisch-österreichischer Zwecke die Rede sein kann. Frankreich hat Oesterreich, um es in Italien nicht in Verlegenheit zu bringen, gewähren lassen. Es hat sich aber gezeigt, wel chen Erfolg die wirklichen ober vermeintlichen Schritte, welche Oesterreich bei den italienischen Negierungen zur Erlangung von Reformen gethan ha ben soll, gehabt haben. Frankreich hätte das vorhersehen müssen; es mußte eins«hcn, daß es sich in der fraglichen Angelegenheit bei den italienischen Regierungen in ihrem Kerne ja eigentlich nur um eine österreichische Sache handle. Man dürfte sich das in Paris auch von vornherein keinen Augen blick verhehlt haben, und wenn man dennoch Oesterreich vorderhand gewäh ren lassen wollte, so mochte die Uisache davon eben in jener momentanen Zweckmäßigkeit liegen, von der wir bereits oben gesprochen haben. Inwie fern jene Zweckmäßigkeit in diesem Augenblicke nicht mehr vorhanden ist, wissen w>r nicht; Thatsache ist cS aber, daß die französische Regierung der italienischen Frage in der letzten Zeit wieder eine entschieden höhere Auf- merksamkeit zugewandt hat, und wir vernehmen von unterrichteter Seite, daß man französischerfeits Oesterreich bedeutet haben soll, daß man das in Italien für nöthig Erachtete in keiner Weise eludircn lassen wolle. Vielleicht mag der Eifer, mit welchem Oesterreich im weitern Verfolge des Friedens schlusses Alles lediglich zu seinen Zwecken zu lenken bemüht war und noch immer bemüht ist, auch dazu beigetragen haben, daß auch die Willfäh- rigkeit, welche Frankreich in Betreff der Donaufürstenthümerfrage Oester reich zu bezeigen geneigt war, in der letzten Zelt wieder mehr oder weniger ins Stocken gerathen ist. Es handelt sich hier wie in Betreff der italieni schen Frage um eine Thatsache, und eS wird die Gelegenheit nicht fehlen, wo sich über Beides das Nähere in authentischer Weise darbringen läßt. Da hätten wir also die Intimität: solange sie sich in Formen und Redens arten bewegt, ist sie da; tritt man aber auf den Boden der Realitäten, so schwankt sie. Man wird kaum fehlgehen, wenn män aEmmt, daß es le diglich dieser plötzlichen Wendung der Dinge zuzufchreibeN sein durfte, daß die osfieiell bereits festgesetzt gewesene Zusammenkunft zwischen den Kaisern von Frankreich und Oesterreich zuletzt dennoch wieder unterblieben ist. Mr wollen mit alledem keineswegs gesagt haben, daß das freundschaftliche Ber- hältniß zwischen Oesterreich und Frankreich nunmehr aufhöre; dasselbe wird ganz gewiß auch noch ferner fortdauern, aber freilich mehr äußerlich als innerlich und unter Bedingungen eben, die nichts weniger als eine Garan tie für die Dauer geben. Um speciell auf Italien zurückzukommen, so ist die mehr entschiedene Stellung, welche Frankreich zur italienischen Frage jetzt wieder einnimmt, Im Hinblick auf die Ereignisse, welche sich in diesem Lande vorzubereiten scheinen, jedenfalls von Bedeutung, und wenn man dazu fer ner erwägt, daß die englischen Minister vor dem Parlament erklärt haben, daß England weder die italienische Refvrmsragc im Allgemeinen, noch Sar dinien im Besonder« verlassen werde, so wird man sich der Ueberzeugttng wol nicht verschließen können, daß zuletzt doch noch etwas eintreten kann, waS viele diplomatische Bemühungen der letzten Monate gar leicht über den Haufen werfen könnte. Baiern. München, 13. Juli. Als im Jahre 1848 eine neue Zeit anzubrcchen schien, war die Geistlichkeit ämsig daran, dem Ungethüme, Staat genannt, Vie Freiheit der Kirche abzuringcn, aus dem Sturm und Drange des Gährungsprocesscs ihr bescheidenes Theil „Errungenschaften" heimzubringen. Damals hielt der Klerus sein Unheil über die Bewegung vorsichtig zurück und beugte sich vor dem Wehen des Volksgeisics. Doch die Zeiten haben sich geändert, und das Wort von dem „Abwesenden, der immer Unrecht hat", ist im Uebcrmaß auch an jener Bewegung wahr ge worden. DaS neueste Beispiel eines solchen nachträglichen Unheils liefert der Hirtenbrief, mit dem der nunmehrige Cardinal Reisach von seinem Erzbiethume München-Freising Abschied nimmt. Er spricht darin „von dem furchtbaren Wettcrsturme der Jahre 1848 und 1849, der Throne und Altäre mit dem Umsturz bedrohte, die Schleusten der nicht-würdigsten Schmähungen gegen Kirche und Altäre öffnete, das geheiligte Eigcnihum der Kirche und frommen Stiftungen verwüstete und viele Tausend Seelen im Wirbel der neuerregten Zügellosigkeit in den Abgrund stürzte". Aber hören wir den Prälaten weiter: „Und als die Wasser Vieser Sündflut all- mälig verliefen, und der Welt der Friede und eine bessere Einsicht in die Quellen dieser Uebel und die Mittel der Heilung gegeben schien, da war Das die schwierige Aufgabe, moralischen und materiellen Schaden möglichst gutzumachen, und die geheiligten Rechte der Braut Christi, durch deren Verkümmerung und Beschränkung sich die Staaten Europas seit mehr als 70 Jahren selbst die harten Leiden aufgcbürdet haben, unter deren Last sie jetzt seufzen, auch in unserm Vaterlande zu segnender Anerkennung und Wirksamkeit zu bringen." Ja wol, „durch der Menschen Verwirrung und Gottes Vorsehung wird die Welt regiert"; überlassen wir daher die Ge schichtsbetrachtungen des Herrn Cardinals den Historikern. (Nat-Z.) Baden. Freiburg, 13. Juli. Von dem Resultate der Mission des StaatSraths Brunner an den päpstlichen Hof ist biSjctzt öffentlich noch nichts bekannt geworden; wol aber glaubt man, cs werde derselbe mit be friedigenden Resultaten zurückkehren. Bisjetzt wenigstens scheinen keine Schwierigkeiten sich in den Weg gestellt zu haben, welche eine Beilegung des Kirchenconflicls erschwerten oder unmöglich machten. Man hofft und wünscht vielmehr im Hinblick auf ein für das ganze Land höchst erfreuli ches Ereigniß eine Beilegung des genannten Conflicts vor der zweiten Hälfte des Monats September. — Dem Vernehmen nach ist in letzter Zeit an die Behörden ein Ncscript der großherzoglichen Regierung erlassen worden, worin dieselben angewiesen werden, über alle aus den früher« Jahren her- rührenden politischen Vergehe» den Schleier des Vergessen- zu wer fen. Auch spricht man von einer umfassenden Amnestie der politischen Flüchtlinge, welche aus Anlaß des im September erfolgenden freudigen Er eignisses erlassen werde. (Schwäb. Merk.) Hannover. Hannover, 14. Juli: Dem von der Zeitung für Norddeutschland veröffentlichten Protokoll der hier am 30. Juni stattgefun- denen Versammlung der TabackSfabrikanten aus dem ganzen ZM- verein behufs Besprechung der Maßregel», welche in Betreff der vün der Zollconfercnz zu ventilirenden Frage über die Erhöhung der LabackSfleuer seitens der Fabrikanten zu ergreifen seien, entnehmen wir Folgendes: „Nach dem der Präsident des hannoverschen HandelsvereinS, Hr. Hausmann, die 18. Julk 18S«. Rr. I«6 Deutsche Allgemeine Zeitung «Wahrheit und Recht, Freiheit und Seseh!» Preis für das Vierteljahr IV, Lhlr.; jed-einzelne Nummer 2 Ngr. JnfertionSgevühr für den Raum einer Zeile 3 Skgr. Freitag. Die Zeitung erschein! Mit Ausnahm« des Montag« täglich und wird Nachmittags 4 Uhr aus gegeben. Zu beziehen burch alle Postämter beS Zu- «nd Auslandes, sowie durch die Grpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8).