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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend. 3 e z u g s - p r e i s: Vierteljährlich beim Kbholen von öer Leschäftsstelle 1,W Mk., frei ins Haus 1,M Mk. Einzelne Nummer 1ll Pfg. Erscheint Dienstags, Donnerstags unü Lonnabenos Nachmittag. Wtrhiliuzs- o" nnZeigcn - ff Die einspaltige Zeile ober Seren Naum ff 22 psg., Lolialpreis 15 psg. ff » Neltlamen aus Ser ersten Leite -llpsg. ff Nnzeigen-Nnnahme ff ft bis spätestens Mittags 12 Uhr Ses ft ff Erscheinungstages. ff Zruck unS Verlag von Hermann Nühle, Ottenöorf-Okrilla. Verantwortlicher Schriftleiter Hermann Nühle, Evotz-Oßrill». Nummer ^7 Sonntag, den 2^. April l?l8. ^7. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Der seit einigen Tagen an der Avre gesteigerten Feuertätigkeit folgten gestern starke tiefgegliederte französische Angriffe gegen Morisel und Moreuil. Auf beiden Avre-Ufern durch den Seneca-Wald und zu beiden Seiten der Straße Ailly—Moreuil stürmten dichte Angriffswellen mehrfach ver- geblich an. In erbittertem Kampfe wurde der Feind unter blutigen Verlusten zurück- geworfen. Starkes Artilleriefeuer hielt in diesem Kampf-Abschnitt aach während der Nacht an. — Der Feind überließ un« große Teile der von ihm in monatelangem Ringen mit umn! euren Opfern erkauften flmdnschen Bodens Die Ame oes G ne>ais Sixt v Armin nahm, dem schrittweise we-chenden Feinde scharf nachmänaend, Poelkapelle, Lan^emarck und Zonnebtke und warf den Feind bis hinter den Sternbach zurück. Süd-ich von Blankansee hemmte ein feind licher Gegenstoß unser Vorwärtsvringen. — Nördlich von der LyS gewannen wir unter starkem Feuerschutz Boven und säuberten einige Maschinengewehrne^ter. Die Kämpfe der letzten Tage brachten mehr als 2500 Gefangene, einige Geschütze und zahlreiche Maschinengewehre ein. — Auf dem flandrischen Trichreifelde ent spannen sich mehrfach klemere Gefechte unserer Erkundungsabteilungen mit belgischen und englischen Posten. Starke Angriffe, die der Feind von Norden und Nordwesten her gegen Wytschaete führte, wurden abgewiesen. Schon bei seiner Bereituellung erlitt der Feind in unserem Vernichtungsfeuer schwerste Verluste. Zwischen Bailleul und La Basier starke Kampflätigkeit der Artillerien. Nord westlich von Bethune stieß unsere Infanterie gegen feindliche Linien nördlich von La Bassee- Kanal vor und eroberten einige Geschütze. Bei Festubert nnd Givenchh wurde wechsel- voll gekämpft. Wir machten mehr als 600 Gefangene. — Der „Basler Anzeiger" berichtet: Jeden Tag dürste sich nunmehr dar Schicksal des Kemmelbecges emscheiven und mck seinem Falle auch der von Upern und damit der ganzen britischen Front. Noch stellen sich dem deutschen Vormärsche zur Küste die wichtigen Höhen bei Cassel entgegen, aber sie sind auch das letzte Hindernis. Fallen diese, dann ist der Weg nach Dünkirchen und Talar» offen. Die Einwirkung des neuen deutschen Erfolges muß sich schon jetzt fühlbar wachen. Wenn die Engländer eine Katastophe vermeiden wollen, müssen sie jetzt schleunigst w«t der Räumung beginnen oder zu einer Swß angelegten Gegenoffensive greifen. Oertliches und Lächfisches. Mttendorf-Bkrilla, 20. April r9<8. Da» Zeichnungsergebni« aus die achte Kriegsanleihe ist bei der hiesigen Sparkaffe kin sehr erfreuliches. Es wurden 256 700 Mark, gezeichnet. Davon wurden von den Schulkindern 2200 Maik zusammengebracht Ai dem hiesigen Poüamte wurden 22,200 Mark gezeichnet, <odaß insgesamt für die 8. Kriegsanleihe in unserem Orte 278 900 Mark gezeichnet worden sind. — „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht", io heißt es im Liede. Reis hat die vorige ^jacht wobl nicht gebracht, dafür aber rieselten Schneeflocken nieder und diese senkten sich auch Mf die zartweißen und rosaen Blüten der Baume. Die Baumblut war in diesem Jahr so wunderschön wie selten, sie ließ dadurch Hoffnungen erstehen auf eine reiche Ernte an Obst. Da aber gestern das Schneetreiben noch während des ganzen Nachmittags an gehalten hat, wobei der Flockenschnee des Himmels sich mischte mit dem Blütenschnee der Bäume, wachsen die Befürchtungen, daß der kommenden Obsternte durch diesen plötz- lichen Temperaturrückgang schwerer Schaden entstehen kann. Hält das Schneewetter an und bringt er gar Frost, dann würde es ein Schaden der nach Millionen zu beziffern wäre. »I« Wiederum hat der blutige Krieg einige Ovser aus unserem Orte gefordert. Auch der »weite Sohn der Witwe Herklotz, der Maler O- He> klotz, Gefreiter bei einer Masch-Gew.- SchMsickützenabteilung, Inhaber des Essenern Kreuzes 2. Klaffe nnd der Fnednch-Auausr- Mvassl-, der r urch meh ere schwere Schlachten glücklich hiadurchgekommen war und sich durch manchen schweren Gang und durch tapferes Aushalten im b uttgen Ringen wiederholt hervorgetan hatte, ist am 23. März als Held auf dem Felde der Ehre gefallen. Sein Leutnant und Kompaniefühl er schrieb an eine hiesige Familie: „Auf der letzten Karte konnte ich euch mitteilen, daß es Herklotz -noch gut geht. Heute kann ich diese Worte nicht mehr schreien. Mein lieber Herklotz machte vom 21. Mä'z ch meine Ordonnanz. Der 22. bis 24. waren fu chtcrlrche Tage für uns, dauernd schauten nur dem T> de ins Auge. Gleich beim Mücken in- Gefecht fiel eme meiner Ordonnanzen und noch ein Schütze meiner Kompanie durch Granatenvolltreffer, 4 wurden schwer verwundet. Ich stand nur einige Schritte von der Stelle entfernt. In unserem ungestümen Vorwärtsdringen kamen wir immer näher an den Feind, als wir auf einmal vor einem Drahthindernis heftiges Maschinengewehr- und Jnsanleriefeuer er hielten. Wir arbeiteten uns durchs Hindernis bis an eine Straße, um im schützenden Graben Deckung zu finden. Zwei meiner Züge waren schon über die Straße hinaus und sollten in den Straßengraben zurück kehren. Ich beauftragte die Gefechts- Ordonnanz B., die beiden Züge zu benach richtigen. B. kehrte von dem einen Zuge zurück, worauf Helklotz sagte: „Du bist beim 1. Zuge gewesen, da werde ich zum 2. Zuge gehen!" Und dieser freiwillige Meldegang war für ihn unheilvoll. Die Meldung hatte er schon überbracht, und kehrte zurück, als wir ihn nach einem Schuß vom Feinde plötz lich — nur 5 Meter von uns entfernt — aufschreien hören. Er kommt noch zurück in den Graben gesprungen. Wir kriechen hin zu ihm, der zusammensinkt. Er spricht keinen Ton mehr, atmet nur noch kurz und — gibt seinen Gerst auf. — Die feindliche Kugel, die im Rücken und an der Brust nur eine kleine Wunde zurückgelaffen hatte, war mitten durchs Herz gegangen. So erlitt mein lieber Heiklotz einen schönen Heldentod". Ehre dem Andenk.n diese» tapferen Helden. (K- M) Am 20. April 1918 ist eine neue Bekanntmachung Nr. 6. 1300/3. 18. K. R. A., betreffend Bestandserhebung von Kautschuk- (Gummi-) Billardbande in Kraft getreten. Hiernach ist alle gebrauchte und ungebrauchte Kautschuk- (Gummi-) Billard bande in vulkanisiertem und unvulkanisiertem Zustande, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob sie in Billarden oder Teilen von Billarden sich befindet oder nicht, an die Kautschuk Meldestelle, Berlin W9, Potsdamer Straße 10/11, zu meiden. Maßgebend für die Melde- Echt ist der Benard vom 20 April 1918. Die Meldungen sind zu erstarren Kis zum 1. Mai 1918 und müssen den in der Be kanntmachung näher bezeichneten Inhalt haben. Der genaue Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Polizeibehörden einzusehen. — Steuererhöhungeu in Sachsen. Ver schiedene Blätter haben in den letzen Tagen Mitteilungen von einer bevorstehenden Steuer- erhöhung verbreitet. Wenn sie bereits be stimmte Pläne zu nennen wußten, so gehen sie dabei insofern fehl, als feste Ver handlungen über die endgültige Gestaltuna der Vorlage, deren Eingang in Anbetracht der Geschäftslage beim Landtage allerdings in Kürze zu erwarten steht, noch fortdauem Daß aber Einnahmebedarf, schon mit Rücksicht auf die Anforderung des Reiches, nicht mehr mit den aus den bisherigen Steuern zur Verfügung stehenden Deckungsmitteln im Einklang steht, bedarf keiner näheren Er örterung. Die Regierung kommt nicht daniker hinweg, sowohl die Einkommensteuer sowie die Ergänzung- und die Grundsteuer durch Erhöhung der Sätze ergiebiger zu ge stalten. Dabei soll nach den vorliegenden Mitteillungen den sozialen Anforderungen Recknung getragen werden, in dem man die kleinen und mittleren Einkommen schont und nur die tragfähigeren schärfer belastet, als es durch die bisherigen Aufschläge geschehen ist Die starke Zunahme Kriegsausgaben bringt es auch mit sich, daß die neuen Steuer- auflagen schon für das laufende Jahr ein gehoben werden müssen, daß also, da das VeranlaoungSgeschäft abgeschlossen ist und die Steuerzettel bereit« verteilt werden, eine Nach- erbebung in irgendwelcher Form Platz greifen muß. — Die Kalkdiät ist bei dem Mangel an kalkhaltiger Nahrung, wie Milch, Gemüse usw. gleich wichtig für Gesunde wie sür Kranke. Viele Gelehrte, wie die Professoren Loew, Emmerich, Dr. Abderhalden usw. haben einwandfrei erwiesen, daß das Chlor calcium das beste Mittel darstellt, dem Körper den wertvollen Kalk zuzuführen. Dieser Grundstoff der modernen Kalkdiät sollte aber nicht in Form der künstlichen Salze, sondern in seiner natürlichen Gestalt als Radium-Calcium-Quellwasser, das durch jahrzehntelange Arbeit der Natur im Erd- innern in Atome gespalten, ionisiert, also sür die Verdauung im Körper ausgeschlossen ist, genommen werden. Wer hierüber weitere Aufklärung wünscht, der schreibe an das Hubertusbad, Thale am Harz, worauf ihm kostenfrei die hochwichtige Schrift: „Eine Quelle der Gesundthei" zugeschickt wird. (M. I) Belohnung für Feststellung von Taubenschützen! In letzter Zeit ist in der Heimat trotz des Verbotes ein vermehrter Abschuß von Brieftauben beobachtet worden. Um diesem die Landesverteidigung schädigenden Unfug nach Möglichkeit zu begegnen, wird vom stellv. Generalkommando 19 für Angaben, die zur Feststellung von Taubenschützen führen, sodaß deren strafrechtliche Aburteilung erfolgen kann, eine Belohnung bis zu 20 Maik im Einzelsalle ausgesetzt. Anträge auf Ge währung solcher sind an da» stellv. General kommando Abt. 1a richten. — Wie schont man seine Wäsche? Nicht nur der Mangel an Haus- nnd Leibwäsche, sondern auch die Reinigungsmöglichkeiten für diesen Teil unseres täglichen Bedarfs bereiten heute erhebliche Sorgen. Die Reichs- bekleidungsstelle hat deshalb im Anschluß an von ihr veranstaltete Vorträge ein Merkblatt heraurgegeben, in dem bemerkenswerte Grund sätze über Behandlung und SchonnugS- möglichkeiten in gereimter Form wie folgt -wiedergegeben werden: „Schont die Wäsche! Jederzeit — Eingedenk der Mahnung seid! — Wascht nicht nach gewohnter Frist — Sondern nur, wenn'» nötig ist! — Sammelt Regen in dem Faß! — Seife spart durch Himmelsnaß! — Wascht und bleicht nicht scharf; denn wißt — Chlor wie Aetzstoff Löcher frißt! — Weicht gut ein, spült gut zum Schluß: — Doppelt reinigt's, spart Verdruß! — Lößt das Pulver vorher auf; — Streut's nie trocken oben drauf! — Reibt und zerrt nicht wild drauf los — Kocht so lang als nötig bloß! — Stets beim Kochen darauf seht — Das die Lauge übersteht! — Sengt den Stoff beim Bügeln nicht, - Meidet, daß die Falte bricht, — Da statt Stärke mancher Schalk — Gips euch liefert oder Kalk! — „Kriegsrein", das genüge heut — „Schneeweiß" bleibt für Friedens zeit! — „Schont die Wäsche!" lautet schlicht — Eines jeden Deutschen Pflicht!" ' (M. I.) Die zweite Nprilnummer der Heimatdanknachrichten bringt ein Anschreiben der Stiftung Heimatdank an die Kreisverbände und Vereine Heimaidark, das die Mitwirkung des Heimatdank bei der im ganzen Reichs gebiet unter dem Namen »Ludendorfspende" stottfindenden Sammlung für die Krieg»- bcschädigtenfürsorge zum Gegenstand hat. Sie enthält bemerkenswerte Auszüge au» den Berichten der landwirtschaftlichen Schule in Chemnitz und der Gewerbeschule in Zwickau für das letztverflossene Schuljahr, durch welche die Betätigung dieser Schulen bei der Kriegsbeschädigtenfürsorge beleuchtet werden. Weiter findet sich in dem Blatt eine Verfügung des Kriegsministeriums be treffend die Einsichtnahme der militärischen Versorgungsakten durch die Stellen der amt lichen Kriegsbeschädigtenfürsorge und eine Anzeige über Unterbringung von Kriegerwaisen im westpreußisch-posenschen Ansiedlungsgebiet, sowie eine Verordnung des Ministeriums de» Innern über Unterstützung Angehöriger der ohne Reute entlassenen Kriegsbeschädigten — Die jetzt viel begehrte Brennessel muß unbedingt geschont werden, bis sie zur völligen Höhe herangewachsen ist. Die Stengel werden dann gegen eine höhere Entschädigung als im Vorjahre von den Sammelstellen wieder abgenommen werden — Ein eigenartiges Jubiläum kann am 20. April die Familie Bruhm feiern, die seit 300 Jahren dem sächsischen Forstdienst in ununterbrochener Reihe ihre Männer gestellt hat. Seit der Mitte des 17. Jahrhundert» hatten sie ihren Wohnsitz im Forsthau» zu Langebrück. Als ersten dieses wohl ältesten sächsischen Forstmanngeschlecht nennt die Familienüberlieferung Anton Bruhm, der 1636 bis 1642 als Oberförster in Paulsmühle bei Kalkreuth seinen Amtssitz hatte. Al« Jägerjunge hatte er am 20. April 1618 da« Glück, bei Kreyern einen Wolf zu schießen. Dafür ließ ihm Kurfürst Johann Georg I. im Revier zu Kreyern ein Waldzeichen er richten; Johann Georg der 11. ließ e» 1692 erneuern. Es ist noch heute al» Jäger-Bruhm- Denkmal bekannt. Au» dem 18. Jahrhundert erzählt die Familienüberlieferung u. a., daß Johann Georg Bruhm zu Langebrück 1751 von einen Wildschwein, das Kurfürst Friedrich August II. angeschossen hatte, in der Dresdner Heide übel zugerichtet und gefährlich ver wundet, von seinem Hunde aber gerettet wurde Bruhm, der später Hosjägermeister wurde, erhielt vom Kurfürsten und König zur Erinnerung hieran eine Büchse geschenkt, an deren Schaft der Vorfall in lebendiger Dar stellung eingraviert ist. Diese Büchse ist noch heute im Besitz des jetzigen Oberförster» Biuhm in Holzhau, der in diesen Tagen da« 300-Jahr-Berufsjubiläum seiner Familie be gehen kann. Lausa Herr Gemeindevorstand Grune wald und Prokurist Böhme wurden mit dem Kriegsvcrdienstkreuz, sowie die Herren.Ge- meindcältesten Sündig und Kaufmann Dorn mit dem Ehrenkreuz für freiwillige Wohl fahrtspflege ausgezeichnet.