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SüchMe t) olfsseilunp Sonnabend, den 4. Juli 1831 MertagSort, Dresden Ilnzel-rnpreis«! Die IgkloaUen« peUlzeUe SU ^.FamtNeil« »»zeigen u.ZIcllengeluche !tU Z. Die peltileliamezetle. 8S mm breit. I ^t. glir «»zeigen aubeihaib be« Berdrellung«gebt«le» «u die peiilrclinmezeile I.SU>t. Bttelgtb.SNZ. Im Fall« höherer Sewnll erlllchi jede PerbfltlhIttNg ans Lielenmg soNit. SrjüUuttg v. «»zeigen. «»Ilrügen u. Leistung v. Schadenersatz «ejchailUchei Leili graaz Buugsrtt, Dreiden. Nummer 1S2 — 30. Jahrgang Lrirheint Nmnt ii'brhtl. mit illnstr.Gratt-beilagen.Heiinnt lind Wett' n»d der Nindcrbcttnge.gtlr itnlrelleinc»vcnte'. sowie deii rerldeitagen .St. Benno-Ptntt'. .Nnterbnllnng »,id Wisse»'. .Die vrnMtche HanSIra»'. .«erziiicher Rnlgeber". .Da» gilt« Buch'. Monniiicher BezngSpreis .« .'M einicht. BcsieNgetd. »Inzetnuinnier 1<» Z, Soniiabend- n. Comitugnninuicr «U 4. HanptlchryUeiler: Dr. G. DeSczhk, Dresden. vetchäteSftelle, Dr»N «.Merlan« «ermania. «^». svr Bcrtag und Dr >nk»rei.^iliate Dresden, Dre»d«n-«.t, Poilerstrasik ll. NenirnlewIS. Polischecktonto Dresden Bantsnnto Ltabtbant Dresden «r Nt7t» Für christliche Politik und Kultur Der totale Staat Die allgemeinen Hintergründe der Hooveraktion. (Von unserem Vertreter.) London, im Juni. r. K. Die Wirtschaft ist das eigentliche Denkobiekt unserer Zeit. Als Hoover die Schuldenzahlungen sus pendierte, ging diese Nachricht in wenigen Stunden um die Erde. Jedermann weiss, daß eine neue Epoche der internationalen Wirtschaftsorganisation eingeleitet ist, die, bevor sie kaum schon begonnen hat, als Epoche des Hochkapitalismus Bezeichnung findet. Beobachtung und Ueberlegung konzentrieren sich fast völlig auf die wirt« schäft liche Bedeutung des Vorganges, während sein« grundsätzliche Bedeutung für die Politik nur eine sehr unbestimmte Charakterisierung findet. Hier sind es „Emp findungen" und „Gefühle", die zu der Vermutung leiten, dast dem Akte des amerikanischen Präsidenten auch eine allgemeinere Bedeutung für das staatliche Leben zukommt. Wie völlig vage diese Eindrücke jedoch noch sind, zeigt die genügsame Feststellung der „Sunday Times" tliing« ean nsvsr bo tbs sams again, das; die Dinge „nie wieder so werden können wie zuvor". Ja, aber weshalb —? In dem Akte des Präsidenten Hoover unterscheidet sich der Staat des 20. Jahrhunderts von dem des 19. Jahr hunderts. Um seine grundsätzliche Bedeutung zu sehen, genügt es, ihn mit dem Verhalten Frankreichs zu ver gleichen, das seine Ansprüche an Rußland aus den Vor kriegsanleihen praktisch fallen lies;, jedenfalls seine Außen politik in keiner Weise mit ihnen identifizierte. Während hie noch der einzelne Anleihezeichner in vollem Maße Träger des Risikos blieb, hat jetzt zum ersten Male em Staat die Vertretung dieser privaten Interessen auf seine Außenpolitik übernommen. Um di« in Deutschland investierten Kapitalien zu sichern, haben di« Bereinigten Staaten sich nicht nur politisch engagiert, sie haben selbst einen unmittelbaren Ausfall im eigenen Etat in Kauf genommen. Damit sind diese privaten Kapitalien aber nicht mehr in dem uneingeschränkten Sinne „private", als die sie im vorigen Jahrhundert betrachtet wurden. Die Staaten sind an die Stelle ihrer einzelnen Wirtschafts subjekte getreten, sie sind in einem noch nicht dagewesenen Maße selbst Wirtschaftssubjett geworden. Die Entwickelung der internationalen Verschuldung hat einen entscheidenden Einfluß nach dieser Richtung ge habt. Ihre Abwickelung zwang die Regierungen der Gläubiger- wie der Schuldnerstaaten dazu, die wichtigen wirtschaftlichen Funktionen auf den Staat zu übernehmen. Der englische Abgeordnete Walter Elltot ist auf den Einfall gekommen, di« Geschichte des Schuldenproblems in der Form eines Dialoges zwischen Privatpersonen darziu- »stellen, und, obschon ihn keine grundsätzlichen Ueberlegung«« weiten, lesen sich seine Fragen und Antworten wie ein« klassische Darstellung der heutigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Völkern. Walter Elliot geht davon aus, daß Deutschland und die ehemaligen Alliierten sich an die Ver einigten Staaten verschuldet haben, und nun alle dem Gläubiger ihre Schätze «»bieten: „Wir können euch Stahl geben", sagte.die Welt. — „Unsere Anlagen können uirser« Märkte mlt Stahl versorgen, und di« euren dazu", er« widert« Amerika. — „Wir können euch Getreide geben, cü«r Kohle, oder Holz, wir können euch an Rohmaterialien geben, was ihr wollt." — „Alle diese Dinge haben wir selbst, erwidert« Amerika. — „Wir können euch Tee, wir können euch Gummi geben." — „Ein wenig Tee könne« wir nehmen, und an Gummi «ine gute Portion, aber ihr schuldet uns sehr viel mehr." — „Wir können euch Kleider machen, Schuhe, Automobile, mir können für euch Seide oder Zucker machen, Töpfe und Pfannen. Uhren oder Betten oder Lampen oder Schiffe." — „Diese Dinge wünschen wir eigentlich euch zu senden", erwiderte Amerika. — „Was können wir euch denn geben", fragte die Welt. — „Nun, dann sendet uns Gold", sagte Amerika, — bis Hoover dann unter dem Druck der Krise der Schuldnerstaaten ..die Majo ritäten seiner Weststaaten zum Teufel wünschte und di« Reparationszahlungen fahren ließ". Die Namen der Länder stno hier keine bloß« Zu sammenfassung mehr, sie bedeuten die w t r k l i che n S u b- jekte des internationalen Geld- und Handelsverkehrs. Es sind die Staaten, die Handeln und Verhandeln, in viel entscheidenderem Maße jedenfalls, als die Privatpersonen. Unter dem Eindruck des Krieges und der Kriegsfolgen hat dieses Bild schon so manche Züge des Sensationellen ab gestreift, daß es immer wieder einer Ueberlegung bedarf, wie neu diese Entwickelung im Fortschritt ihrer Phasen ist. Vom Standpunkte des Wirtschaftsliberalismns nannte man es vor einigen Jahrzehnten noch eine „Inter vention". wenn der Staat eine betonte Diskontvolitik Aus -em Wege zur Einigung Vie Verhandlungen in Paris dauern an - Verständigung vor Wochenschluß wahrscheinlich Der dem französischen Außenministerium nahestehende „Matt n" trägt heute einen ganz ausgesprochenen Optimismus zur Schau. Das Blatt schreibt, daß man das Absagen der gest rigen Besprechung zwischen den amerikanisck-en und den franzö sischen Unterhändlern lediglich auf die Ueberlastung der franzö sischen Minister mit parlamentarische» Arbeiten zurückzusühren habe, aber keineswegs daraus folgern dürfe, das; neue Schwie rigkeiten aufgetaucht seien. Im Gegenteil, der Ministerrat habe schon gestern vormittag auf Grund einer eingehenden Prüfung der amerikanischen Denkschrift feststellen können, daß die An sichten beider Regierungen sich immer weiter näherten. In gut unterrichteten Kreisen sckieine man mit dem erfolgreichen Ab schluß der Verhandlungen binnen 2 oder 3 Tagen zu rechnen. Die sranzösifche Regierung sei dem Zusammentritt einer Kon ferenz der Hauptsignatarmächte des Poungplancs keineswegs abgeneigt. Die von der englischen Regierung angeregte Wockxn- Gibl Frankreich nach? Paris, 3. Juli. Die für Donnerstagabend angefehte Besprechung zwischen den amerikanisck)«n und französischen Unterhändlern ist aus heute vormittag 1» Uhr vertagt worden. Nach den amtlickjen Kommentaren, die zu dieser Mitteilung gegeben werden, kommt zum Ausdruck, daß man sowohl auf französischer wie auf ame-' rikanischer Seite eine Einigung erwartet. Es ist damit zu rech nen, daß Frankreich in allen wesentlichen Punkten (Rück zahlung der unjU-'schützien Annuität in 2ö Jahren, Verzicht auf Beteiligung der kleinen Staaten und Einzahlung in den Garan tiefonds) der in der Denkschrift der amerikanischen Ne gierung niedergelegten Auffassung Rechn» n g tragen ivird. Auf der anderen Seite erwartet man, daß die Vereinig ten Staaten durch besondere Maßnahmen — ». a. durch ein«, Kreditaktion für die kleinen europäischen Staaten — einzelnen Wünschen der sranzösischen Regierung außerhalb des Hoo ver-Planes Rechnung tragen wird. „ ... Als Z w l s ch e n f p I e l zu werten ist der Vorschlag der englischen Regierung, eine Konferenz der am Uoungplan interessierten Mächte am Wochenende in London ab- zuhalten, „um mit einem Mindestmaß von Verzögerung zu einer Vereinbarung zu gelangen". Dieser Vorschlag ist zwar von Frankreich grundsätzlich angenommen worden, aber gleich zeitig haben Briand und Laval erklärt, daß sie infolge der Ver handlungen mit Mellon nicht in der Lage seien, bereits zu die sem Wochenende nach London zu fahren. Damit ist der Vor schlag einer Voungplan-Konferenz für Ende dieser Woche hin fällig geworden. Dieser Vorschlag hätte auch vom deutschen Standpunkt zu sehr starken Bedenken 'Anlaß gegeben. Zweifellos sind noch Unterschiede in der Auffassung der sranzösischen und amerikanischen Regierung vorhanden. Man nimmt aber an. daß die Gegenvorschinge der sranzösischen Re gierung so gehalten sein werden, daß eine Einigung zwischen Mellon und Laval noch in dieser Woche möglich ist. — Als ein Zeick-en für die optimistische Auffassung, die gegenwärtig in Kreisen der französischen Negierung herrscht, darf die Mittei lung angesehen werden, daß das sranzösisck)« Parlament heute abend vertagt iverden wird. endzusammenkunft in London habe sie aber eben wegen ihrer Verhinderung durch die parlamentarischen Arbeiten nicht an nehmen können. Nach allgemeiner Ansicht sei das einzige wirk lich heikle Problem, das noch bei den gegenwärtigen Verhand lungen zu lösen bieibe, das des Garantiesonds. Aber auch hier — genau wie in anderen Fragen — scheine eine be friedigende Lösung sich anzubahnen. Amerikas Gegengabe Kredite für die notleidenden südeuropäischen Länder? Loudon, 3. Juli. Der „Times"-Korrespo»dent in Washing ton meldet: Gestern nachmittag wurde der Gouverneur der Bundcs-Reserve-Bank. Beider, und der Handclssckretär Lamont ins Weiße Haus gebeten. Man glaubt, daß die Frage der Be schaffung vo» Krediten für die Länder Europas, die unter dem von Hoover vorgeschlagenen Aufschub der deutschen Zahlungen leiden würden, Gegenstand der Besprechungen geivesen ist. Die Beschaffung solcher Kredite, meint der Korrespondent, würde es vermutlich Frankreich ermöglichen, seinen Vorschlag zurück- zuzichcn, daß die B. I. Z. das von Deutschland eingezahlte Geld nicht nur an Deutschland, sondern auch an andere Länder ivicder verleihen soll. Der englische Konferenz-Vorschlag London, 3. Juli. „Dailn Herold", das führende Blatt der englischen Arbeiter-Partei, schreibt: „Der britisck>e Vorschlag einer Zu- sa m m e n k unft von Vertretern der interessierten Mächte i n London würde nicht nur die Amerikaner und Deutschlands cur;mische Gläubiger, sondern auch die Teuisck-e» selbst ein schließen. Die französische Regierung hat gestern abend auf den britischen Vorschlag geantwortet, sie nehme ihn grundsätzlich mit Freude an: doch sei es unmöglich für Briand und Laval, für das Wochenende nach London zu kommen. Somit ist die Einladung gewissermaßen in der Schwebe geblieben. Falls die französisch amerikanischen Besprechung«» mit einer Verein barung enden, wird sie nunnötjg sein: brechen sie aber endgültig zusammen, dann wird die Einladung wiederholt werden, und die Londoner Zusammenkunft wird dann wahrscheinlich nächste Woche stattsinden." „Daily Telegraph" widmet dem englischen Vor schlag einen Leitartikel, in dem es heißt: „Auch ein augenblick licher Mißerfolg braucht die entstandene Hoffnung nicht zu zer stören. Dies ist der Sinn des britischen Vorschlages. Eine baldige Zusammenkunft der Vertreter der hauptsächlich interes sierten Mächte würde der Auffassung der ganzen Welt ent sprechen, daß die Möglichkeit einer Heilung, die sich neuerdings zeigte, nicht wieder verlorengehcn darf, nur weil eine Einigung über das von Washington vorgcschlagen« schnelle und einfach« Hilfsmittel nicht sofort möglich war. Eine solche Konferenz der Mächte wird wohl, selbst im Falle eines günstigen Ergeb nisses der Pariser Verhandlungen, notivendig sein. Eine Ver einbarung auf Grund des Hooverplanes bedeutet eine Abände rung des Noungplanes, und diese Abänderung wird der fran zösischen Zustimung aller Unterzeichner des Planes bedürfen." Neuer LUosrerfkurm in Spanien? Das Madrider Kapuziner-Kloster in Brand gesteckt Ein Warnungszeichen In der spanisch«» Hauptstadt MadrldIst es am Donners- tag erneut zu schiveren Ausschreitungen gekommen, di« «In Wiederausleben des Kloslersturms befürchten lasse,,. Nach Schluß einer vo» Mitgliedern des Allgemeine» Gewerkschasls- bundes einberufencn eVrsammlung, begab sich ein Demonstra- lionszug zum Kapuzinerkloster und steckte eg in Brand Das Feuer griff auf die neben -em Kloster licgenoe Kapelle über, die gleichfalls zerstört wurde. Die Polizei ging gegen die Demonstranten vor, wobei 6 Personen verletzt wur den. darunter eine Person sehr schwer. Wir erivarten, daß die spanische Regierung gemäß den von ihr gemachten Zusagen mit größter Schärfe alle Versuche unterdrücken wird, die von der ganzen Welt verurteilten An- schßugc gcgen Kirchen und Klöster zu wiederholen. Im übri- gen wird die Entschlossenheit der stxmischen Katholiken, di« aus den letzte» Ereignissen gelernt haben, ein erneutes Uebcr- greiscn der Ausschreitungen von der Hauptstadt nach der Pro vinz zu verhindern wissen. Neue Noke des Vatikans Die Auseinandersetzung mit der italienischen Regierung. Die Kurl« hat der italienischen Regierung am Mittwoch eine neue Antwortnote übermitteln lassen. Seit dem Beginn des Streites um die Katholische Aktion ist das die siebente Note, die zwisck-en beiden Parteien ausgelauscht worden ist. Die neue Note des Vatikans tritt, wie verlautet, nicht nur sür die Aufhebung des Verbotes der katholischen Iugendver- bände ein; die Note stellt vor allem fest, daß es nicht um eine persönliche Genugtuung gel;«, sondern um eine prinzipielle An gelegenheit. Sie verlangt nochmals die Vorlegung jener dokumentarischen Beweise für die Anschuldigungen gegen die Katholische Aktion, in deren Besitz die italieniscl)« Re gierung zu sein erklärte. Die Bereitwilligkeit Italiens zu Ver handlungen wird in der Antwortnote anerkannt, und auch der Vatikan erklärt sich bereit, nach vorheriger Erfüllung der er wähnten Forderungen in Verhandlungen einzutretcn. Was die Aeußerungen de» jugoslawisci-en Klerus angcht — gemeint sind die Ausführungen des Erzbischofs Bauer in Agram, gegen die Italien beim Heiligen Stuhle Protest eingelegt hatte — sei er klärt worden, daß der Vatikan hierfür keine Verantwortung übernehmen könne: die italienische Regierung hingegen sei nach den Lateranverträgen verpflichtet, für den Schutz der Kirche auf italienischem Boden zu garantieren. Die heutig« Nummer enthält das S«. - B« n n o-B > a«t. das Sonntagsblatt sür dl« Diözese Meißen.