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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger Mrtlalt und Anzeiger). FemsfnrchsteL« Rr. 20. Amtsötatt der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts nnd des Stadtraths zu Riesa. 1S4. Mittwoch, St. August 18SS, Abends. 48. Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expedittonen in Riesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der taiserl. Postanstalten 1 Mark 28 Pf., durch die Träger frei ins HauS 1 Mark 50 Pf, durch den Briefträger frei ins HauS 1 Mark 65 Pf. Auzelgea-Auaahme sfür die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 50. — Für die Redaction verantwortlich: P. Langer, Riesa, in Vertretung. Konkursverfahren. Ucber das Vermögen des Gutsbesitzers Carl Moritz Otto in Teerhaufen wird heute am 20. August 1895, Nachmittags 5 Uhr das Konkursverfahren eröffnet. Der Kaufmann Herr Albert Leonhardt in Oschatz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 25. September 1895 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in tz ILO der Konkurs ordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 16. September 1895, Vormittags 19 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 5. Oktober 1895, Vormittags 9 Uhr — vor dein unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Geineinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dein Besitze der Sache und von den For derungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 23. September 1895 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Oschatz, den 20. August 1895. Köhler, Ass. Veröffentlicht: Sekr. Thiele, G.-S. Im Gasthofe „Zur Stadt Riesa" in Poppitz soll * Montag, den 26. August 1895, Borm. Uhr 1 Säe- und 1 Heuwendemaschine, 1 Wagen (Hinterlader) und 2 gute Kutschgeschirre gegen so fortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 17. August 1895. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. Grasverstergerung. Ans der, der Ttadtgemeinde Riesa gehörigen, 1« Pansitzer Klirr gelegenen Wiese, welch' letztere einen Flächeninhalt von 8 Ackern 74 m Ruthen hat, soll die anstehende tSraSuutzung Freitag, den 23. August 1895, Nachmittags 4 Uhr Parzellenweife gegen sofortige Bezahl« .«g an den Meistbietende« der» steigert werden. Tie Bedingungen werden vor dem Termine an Ort und Stelle bekannt gegeben werden. Riesa, am 20. August 1895. Der Vorsitzende des städtischen Rittergutsausschusses. K. A. Grnudmaun, 2326 L. Stadtrath. ' L. Bekanntmachung. Ter Einkauf in Roggen und Hafer ist wieder ausgenommen worden. Bemusterte Angebote von Produzenten und Vertrauensmännern landwirthschaftlicher Vereine werden ent gegengenommen im Geschäftszimmer Gartenstraße 6l. * Riesa, am 17. August 1895. Königliches Proviant-Amt. Horn, Proviant-Amts-Rendant. Zn SriMkW -n nie grche Zeit. (KnegSnachrichten aus 1870/71 er Zeitungen.) SS. August. Dresden. In Bezug auf den ruhmvollen Antheil des 12. (sächs.) Arme corps an der Schlacht bei Rezonville (18. August) wird noch berichtet, daß dasselbe am 17. August bei Mars la Tour und bei Purieux Biwaks bezog, während die Kavalleriedivision auf Luzy postirt ward, um die Straßen von Metz auf Verdun und auf Etain zu beunruhigen und möglichst auszuklären. Da sich nun am 18. herausstellte, daß die französische Armee nicht, wie man geglaubt, in der Rich tung auf Paris akmarschirt war, sondern eine überaus starke und geschützte Stellung auf dem Höhenzuge von Roncourt, St. Privat-la-Montagne, Amauvillers bezogen hatte, welche nahezu in der rechten Flanke der H. Armee lag, so ging der Befehl, nach vorher vorzunehmender Frontveränderung, zum Angriff vorzugehen. Diese Frontveränderung führte für die Sachsen eine überaus anstrengende Marschbewegung von früh 6 Uhr bis Nachmittags */, 4 Uhr herbei. Trotzdem nahmen die Sachsen im Verein mit der preußischen Garde im ersten Anlauf Marie-aux-CHLnes. Zur Gewinnung der feindlichen Stellung bei St. Privat ließ der sächs. Kronprinz Albert ein Flankenmanöver über Montais gegen Moncourt aus führen; »/, 6 Uhr traf die 1. sächs. Division vor St. Privat, das die sächs. Artillerie mehrfach in Brand geschossen hatte, « ein und nahm abermals im Verein mit der preuß. Garde im ersten Anlauf das von den Franzosen hartnäckig ver- theidigte Dorf. Das gab der lange schwankenden Schlacht die entscheidende Wendung. Die Berichte beben rühmend hervor die außerordentliche Tapferkeit und Ausdauer auch der sächsischen Truppen und die musterhafte Führung derselben seitens der Kommandeurs. Das Oberkommando hat dem sächs. Armeecorps noch am Schlachtabend seinen anerkennen den Dank ausgesprochen. Zweien Eskadrons der sächs. Gardereiter war es gelungen, die Eisenbahn von Metz nach Thionville in der Gegend von Meziöres unbrauchbar zu machen. Von den in der furchtbar blutigen Schlacht, blutiger als jemals eine gewesen, verwundeten 2000 Sachsen, nicht gerechnet die 93 Offiziere, sollen nur 200 als Todte auf dem Schlachtfelds geblieben sein. Paris. In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers erklärte Kriegsminister Graf Palikao: Seit heute Morgen haben wir vom Marschall Bazaine vom 18. August gute Nachrichten, die ich nicht detailliren kann. Dieselben zeigen bei Bazaine Energie und Vertrauen, das wir thcilen. Die Berlheidigungsarbeiten von Paris schreiten fort ; wir sind bereit, jeden Feind zu empfangen. — Prinz Napoleon ist in Florenz angekommen und wurde sofort vom König empfangen. London. Die Sammlungen des Londoner deutschen Centralvereins zur Hilfeleistung für die Verwundeten und erkrankten Krieger haben bis jetzt nahezu die Summe von 30000 L. (200000 Thlr.) erreicht. TageSgeschtchte. Deutsche- Reich. Der Kaiser kam, wie aus Kassel berichtet wird, gestern Vormittag in der Gesellschaft der Kaiserin in die Stadt und besuchte das Atelier des Professors Knackfuß. Der Kaiser trug Husaren-Uniform. Die Majestäten wurden überall enthusiastisch begrüßt. — Die Prinzen Oscar und Joachim und die Prinzessin Victoria Luise reisten gestern Vormittag um 9 Uhr 15 Min. von Dwasiden aus Saßnitz ab, um nach dem Neuen Palais in Berlin zurückzukehren. Die Ankunft derselben auf der Wildparkstation erfolgte gestern Abend in der 6 Stunde. Die Ansprache des Kaisers bei der Parade der ersten Garde,Infanterie-Brigade lautete: „Kameraden der ersten Garde-Infanterie-Brigade! Ich habe Euch am heutigen Tage hierher zusammenberufen, um mit Euch des glorreichen Tages von St. Privat zu gedenken, an welchem vor 25 Jahren die preußische Garde, in altbewährter Treue und Hingebung ihren Eid erfüllend, neue Lorbeern an ihre alten sieggewohnten Fahnen geknüpft hat. Unter der persönlichen Führung des großen Kaisers ist es der Garde vergönnt gewesen, zwar unter schweren und großen Verlusten, aber mit altbranden burgischer Tapferkeit und Standhaftigkeit den Sieg zu er- kämpfen. Euch aber, Ihr Grenadiere vom 1. Garderegime t, rufe ich die zehnjährige Feier dieses Tages ins Gedächtniß zurück, wie der große Kaiser Wilhelm heute vor fünfzehn Jahren in das Corps trat, um Euch zu diesem Ehrentage zu begrüßen. Er sagte Euch damals, daß für ihn das erste Garderegiment an diesem Tage gleichsam als Vertreter der ganzen Armee vor ihm stehe und daß die Worte, die er an Such richte, der ganzen Armee gelten. So soll es auch heute sein. Am heutigen Tage will ich dem Regimente eine beson dere Anerkennung erweisen und ihm ein Zeichen meines königlichen Dankes verleihen. Ihr sollt fortan an Euren Fahnen das Band des Schwarzen Adlerordens mit den Ab zeichen dieses Ordens tragen. Die Farben meines Hauses sollen fortan dem Regimente voranfliegen, zur erneuten Mahnung, mir und meinem Hause, wie es bisher immer der Fall gewesen ist, die gelobte Treue zu bewahren und Euch mit mir noch durch ein besonderes Band persönlicher Gemeinschaft verknüpft zu wissen. Ihr Anderen aber sollt diese Ehrung als eine zugleich auch Euch gellende Mitempfinden und allzeit des großen Tages eingedenk bleiben, an welchem Ihr durch Euren Sieg Deutschland« Einheit erringen halft. Ihr sollt es als eine Ehre empfinden, daß ich Euch heute an dieser Stelle um mich versammelt habe, vor dem Hause zu stehen, mit welchem so viele freudige wie schmerzliche Er innerungen an den heldenmüthigen Kaiser Friedrich verknüpft sind, der an dieser Stätte so ost die Vertretung der Armee, das Lehr-Jnfanterie-Bataillon, hat an sich vorüberziehen sehen. Sollte es aber jemals dazu kommen, daß ich genöthigt wäre, meine Armee zum Schutz des Vaterlandes an die Grenzen zu rufen, dann erwarte ich, daß die erste Garde-Jnfanterie- Brigade jederzeit mit derselben Hingebung und Treue ihre Schuldigkeit thun wird, wie sie es heute vor 25 Jahren bei St. Privat gethan hat." In den Grundstein de« Nationaldenkmals für Kaiser Wilhelm I. sind neben der vom Kaiser bei der Feier ver lesenen Urkunde auf Anordnung des Monarchen noch folgende Aktenstücke, Münzen und Ehrenzeichen versenkt worden: a) ein Abdruck des kaiserlichen Erlasses vom 17. Januar 1871, betreffend die Erneuerung der Kaiserwürde; die Ver fassung des deutschen Reichs; die Botschaft vom 17. No vember 1881 über die Ziele der Sozialpolitik, sowie der Plan der Schloßfreiheit mit nächster Umgebung in dem Zu stans vor Errichtung des Denkmals; b) an Münzen: eine Handelskrone aus dem Jahre 1868, eine halbe Handelskrone aus 1868, je eine Doppel krone aus 1871 und 1888, je eine Krone aus 1872 und 1888, eine halbe Krone aus 1877, ein Doppelthaler aus 1862, ein Krönungsthaler, je ein Bergsegenthaler aus 1861 und 1862, ein SiegeSthaler aus 1866, ein Tyaler aus ' 1870, ein SiegeSthaler aus 1871, ein Sechstel-Thaler aus 1864, ein Zwölftel-Thaler aus 1869, ein Silbergroschen ! aus 1870, ein halber Silbergroschen aus 1867, ein Fünf- ' Markstück aus 1874, ein Zweimarkstück aus 1879; o) 20 Ehrenzeichen rc. Sämmtliche Gegenstände waren vorher in eine metallene Kapsel gelegt worden. Die Ansprache, die der Kaiser am Montag vor den auf dem Tempelhofer Felde versammelten 14000 Mitgliedern der Berliner Kriegervereine gehalten hat, hat nach der „Nordd. Allg. Ztg." folgenden Wortlaut: „Dem Beispiele Meines glorreichen Großvaters folgend, haben wir die Er innerung an den großen Tag von St. Privat mit dem Dank gegen Gott angesangen, daß er mit unfern Waffen gewesen und der gerechten Sache zum Siege verholfen. Ohne jedes Gefühl der Selbstüberhebung, in voller Anerkennung der Tapferkeit und Ausdauer, mit der unser Gegner sich schlug, sind wir stolz darauf, daß durch den Sieg unser Vaterland wieder geeinigt worden, und es freut Mich, so viele altbe währte Kämpfer Meines Großvaters hier in Euch zu be grüßen. Möge der heutige Tag für Euch ein neuer Aus gangspunkt sein, um wiederum in friedlicher Weise, Eurem alten Fahneneid getreu, den Ihr Eurem Köniz geschworen, für unser Vaterland zu arbeiten in der Pflege des RespectS vor dem Gesetz, in der Pflege der Religion und in der Pflege der Liebe zum königlichen Hause, jedweden Tendenzen,