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Wochenblatt für Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für. die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Dreiun-vierzigsser Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) AbonnementSprei« vierteljährlich 1 Marl. Eine einzelne Nummer kosttt_10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Dmrnerstag« bi« Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet^O Pf. Jnseratenannahme Montags ».Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für Wilsdruff, Tharandt, Nr. 25 Dienstag, den 27. März 1883. Bekanntmachung, die Sperrung der Clbbrücke bei Niederwartha betr. Aus Anlaß des Umbaues der Fahrbahn auf der Niederwarthaer Elbbrücke ist letztere auf die Zeit vom 28. März bis zum 9. Mai dieses Jahres für allen öffentlichen Verkehr gesperrt. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemach!, daß während dieser Zeit der Fährverkehr über die Elbe au-schließj- lich auf die «Kötitzer Fähre, der Futzvcrkehr (einschließlich desjenigen mit Handwagen pp.) auf die ^ötitzer und die Gohliser Fähre verwiesen wird. Meißen, am 24. März 1883. Königliche Amtshanptmannschaft. . v. Bosse. Bekanntmachung. Die in Dresden verstorbene hierselbst unterstützungswohnsitzberechtigte Zimmermannswittwe Imhof von hier hat einen elfjährigen Knaben und ein zwölfjähriges Mädchen hinterlassen, welche wir recht bald getrennt oder zusammen unterbringen möchten. ., Hiesige achtbare Leute, welche diese Kinder oder eins oder das andere davon zur Pflege und Erziehung zu übernehmen beabsichtigen, Ordern wir hiermit auf, sich deshalb mit uns in Vernehmen zu setzen. Wilsdruff, den 24. März 1883. Der Stadtgemeinderat h. : ' 'V ' Ficker, Brgmstr. Aekanntmachung. Die Aufnahme der angemeldeten schulpflichtigen Kinder erfolgt Montag, den 2. April, Nachmittags 2 Uhr im Schulsaale (Zimmer Nr. 6), während der Unterricht für diese Kinder erst am darauffolgendem Dienstag beginnt, weshalb weder Bücher noch Geschenke bei der Aufnahme mitzubringen sind. Wilsdruff, den 22. März 1883. Der Direktor der städtischen Schulen. ' ' Gerhardt. Tngesgeschichte. Berlin, 24. März. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht folgenden Allerhöchsten Erlaß: „Wiederum habe Ich durch Gottes Gnade ein nenes Lebensjahr begonnen, und wiederum hat daraus die Nation Veranlassung genommen, Mir ihre Segenswünsche in ungewöhnlich zahlreichen Zuschriften und in mannigfaltigen Kundgebungen darzu- bringeä.' Adressen und Telegramme, dichterische und sonstige künstle rische Gaben, Blumenspenden und Angebinde verschiedenster Art sind Mir vov Stadt- und Landgemeinden, Korporationen, Vereinen, Fest versammlungen und einzelnen Personen innerhalb und außerhalb des deutschen Reiches, selbst aus fernen Welttheilen in reicher Fülle zuge gangen. Diese Spenden, welche sämmtlich das lautere Gepräge auf- richtlger Liebe und Anhänglichkeit tragen, haben Mich tief bewegt. Jhsk Durchsicht, wie die Wahrnehmung, daß, wo Deutsche wohnen, mein Geburtstag zu einem vaterländischen Feste benutzt wurde, hat Mir das ebenso wohlthuende, wie ermuthigende Gefühl gewährt, daß Mein unnachlassendes Bestreben, den umfassenden Pflichten Meiner Würde für das stetige Wachsthum der Wohlfahrt Meines Volkes Ge nüge zu thun, in den Herzen Meiner Deutschen Wiederhall findet. Voll freudiger Befriedigung über die liebevollen Aufmerksamkeiten, wodurch durch diese Zeit Mir zu einer herzerhebenden Feier geweiht worden, muß Ich dem Gedanken, jedem Glückwünschenden besonders zu erwidern, als unausführbar entsagen, vielmehr Meine Zuflucht dazu nehmen, öffentlich Meinen wärmsten Dank auszusprechen. Ich beauftrage Sie, zu dem Behuf diesen Erlaß zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Berlin, den 23. März 1883. Wilhelm. An den Reichskanzler." Berlin. „Wolffs Telegr. Bureau" meldet, daß der der Er mordung des Briefträgers Cossäth verdächtige Kommis Sobbe in Magdeburg (nicht Sander) verhaftet worden ist. Sobbe fungirte in Magdeburg als Commis in dem Geschäfte von Robert Müller Breiten weg 93 und in diesem Geschäftslokale wurde er am Mittwoch gegen Abend festgenommen. Die von der Magdeburger Polizeibehörde hier her gesandte Photographie des Sobbe, auf welcher dieser in bürgerlicher Kleidung dargesteüt ist, ist von sämmtlichen Rekognoszenten auf das Bestimmteste als die des Mörders bezeichnet worden. Auch haben die selben Personen aus einer Photographie, auf welcher Sobbe in Kü rassier-Uniform dargestellt ist, die Züge des Mörders wiedererkannt. Letzterer wird Donnerstag Abend oder Freitag Vormittag nach Berlin transportirt werden; über seine persönlichen Verhältnisse erfährt man, daß er am 11. Juni 1856 zu Gernrode im Anhaltischen geboren, die Handlung erlernt, dann im Jahre 1876 als Dreijährig-Freiwilliger in dasMagdeburgischeTrainbataillon Nr. 4eingetreten, indemseiben zum Unteroffizier avancirt, 1880 in das 7. Kürassierregiment eiugetreten und nach vollendeter Kapitulation aus der 3. Eskadron dieses Regi ments ausgeschieden ist, seitdem als Reisender resp. Kommis der oben genannten Firma fungirte. Ein in der Chambregarniewohnung des Mörders in der Taubenstraße gefundenes eigenartiges Kästchen mit Fächern ist am 5. März c., wahrscheinlich vom Mörder selbst, im Bazar im Rathhause für 4 M. 50 Pf. gekauft worden. Berlin, 23. März. Der heute aus Magdeburg eingebrachte Kommis Sobbe gestand vor dem Untersuchungsrichter, den Briefträger Kosfäth erschlagen zu haben. — Ueber die heutige kurze Verhandlung, welche mit Sobbe vor dem Untersuchungsrichter stattfand, wird noch Folgendes gemeldet: Sobbe trug während der Vernehmung ein freches Wesen zur Schau und ein höhnisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er inmitten zweier Kriminalbeamten vor den Richter geführt wurde und musterte er die ihn umgebende Menge der Beamten mit frechen Blicken. Der Mörder ist eine kleine gedrungene Gestalt mit schwarzem Haar und Schnurrbart. Die ersten Fragen des Richters, ob er der Thater sei, beantwortete er mit einem entschiedenen und kräftigen Nein, als ihm aber vorgehalten wurde, daß eine ganze Menge Zeugen im Nebenzimmer harre, um ihn zu rekognosziren und daß er besser thäte, die That einzuräumen, als sich auf ein fruchtloses Leugnen zu legen, brach er nach kurzem Besinnen in die Worte aus: „Ja, ja, ich bin es gewesen, ich habe ihn ermordet." Er trug aber nach diesem Geständ- niß keine erhebliche Gemüthsbewegung zur Schau, sondern äußerte nur de» Wunsch, wieder in seine Zelle zurückgeführt zu werdens man möge von einer Konfrontirung mit den geladenen Zeugen Abstand nehmen. „Ich will keine Menschen mehr sehen, lassen Sie mich nur in die Zelle zurück," schloß er sein schreckliches Bekenntniß. Der Bundesrath hat am 21. die Verordnung, betreffend die Zuschlagszölle für Artikel, welche aus Spanien und spanischen Be sitzungen kommen, sowie die dazu gehörigen Ausführungsbestimmungen genehmigt. Wiederholt ist in preußischen Regierungsblättern der langsame Fortgang der kirchenpolitischen Verhandlungen dem Erzbischof von Guesen, dem Grafen Ledochowski, zugeschrieben worden, der im Va tikan als ein angeblich von der preußischen Regierung Verfolgter ein Asyl gesucht hat. Offiziös wird nun mitgetheilt, daß bereits im De zember vorigen Jahres der preußische Gesandte von Schlözer diese Angelegenheit zum Gegenstände einer schriftlichen Auseinandersetzung mit dem General-Staatssekretär Jakobini machte. In diesem Schrei ben betonte der Gesandte, daß seine Regierung niemals die Verhaf tung und Auslieferung des Kardinals Ledochowski beantragte und daß derselbe den Vatikan verlassen könne, ohne auch nur im mindesten be fürchten zu müssen, in Rom oder überhaupt in Italien verhaftet und an Preußen ausgeliefert zu werden, oder daß er wegen der oben er wähnten Vorgänge in irgend einen Konflikt mit den italienischen Be hörden kommen könnte. Die dem Briefe zu Grunde liegende Absicht, den Papst zu bestimmen, den Grafen Ledochowski aus seiner unmittel baren Umgebung und täglichen Gesellschaft zu entfernen, ist aber bis beute ohne Resultat geblieben. Die Unvorsichtigkeit der Eltern hat in Berlin wieder einem kleinen Kinde das Leben gekostet. In Abwesenheit der Eltern hatte das zweijährige Töchterchen eines Gelbgießers G. eine mit Salzsäure gefüllte Flasche ergriffen und von dem Inhalte derselben getrunken. Die heimkehrenden Eltern fanden das arme Kind mit dem qualvollsten Tode kämpfend vor. Obwohl dem Kinde sofort Gegenmittel einge flöht wurden, ist dasselbe doch verstorben.