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Amerikanische Rüstungen trotz Kellogg-Patt. Kreuzerbau in erhöhtem Tempo. Keine Opposition im Senat. Paris, 23. Juli. Wie „Ncunork Hcrald" aus Washington meldet, werden die Berichte über die Opposition des Senates gegen den Kcllvgg-Pakt von dem Weiften Haus nahestehenden Kreisen als unbegründet bezeichnet. (5s wird daraus hingewiescn, daft Senator B orah und andere cinsluft- reiche Staatsmänner in ständiger Fühlung mit Kellogg ge- slanden hätten und in dem Pakt keine Gefahr sähen, daft die Vereinigten Staaten in die europäischen Angelegenheiten hin- eingezogcn würden. In Kreise» des Staatsdepartements wird weiter erklärt, daft eine Erörterung über de» Zeitpunkt »nd de» Ort der Unterzeichnung des Vertrages bis seht nicht statt- gesunden habe. Paris sei als Untcrzcichnnngsvrt vorgcschlagcn worden, weil es sür alle Signatarmächtc leicht zu erreichen sei. In diesem Zusammenhänge berichtete „Chicago Tri ft n n c", daft der neue 'Vertrag keine Aendernng der amerikani schen NiistiingSpolitik bringen werde. Das NüstnngSprogramm Line Rede Löbes. Wien, 22. Juli. Bei dem Empsang im Rathause gab Bürgermeister Sei» dem warmen Gefühl der Wiener für die deutschen Gäste Ausdruck. Dieses Fest, so sagte Bürgermeister Seih, wird uns immer in Erinnerung bleiben als eine Kund gebung der Berbnndcnheit aller Deutschen. Dafür danke ich im Namen der Wiener Bevölkerung, im 'Namen Wiens, der allen deutschen Stadt an der Donau. Grüfte» Eie unsere Brüder im Reich nnd sagen Sie ihnen, daft hier ein Bolk lebt, das sich eins fühlt mit den dciXfchen Stammesbrüder» »nd seiner historischen Ausgabe gerecht werden wird. Wien wird deutsch bleiben »nd seine Sendung erfüllen. (Stürmischer Beifall.> Nach den Ausführungen des Präsidenten List, der sür die Aufnahme in Wien dankte, ergriff der Präsident des Deut schen NeichslagcS, Bvrsihender des Oeslerrcichisch-Denlscheu BvlkSbundes, Löbc, das Wort. Er sprach zuerst von dem un geheuren Eindruck, den die fast neun Stunden dauernde Ver anstaltung des Fcstziigcs aus ihn gemacht habe. Dieser Tag sei zur griiftie» Anschluftkundgcbung nnd EinheitSkundgcbnng der Deutschen geworden, die die Welt sc gesehen habe. Wir werden der ganzen Welt eine Kunde mitbringen: Wir waren nicht in einem fremden Land, und wir kamen nicht ans einem fremden Land. Weil wir ein Volk find und eine Nation, wollen wir auch ein Staat sein. (Stürmischer Beifall.) Kann man auf die Tauer einem 70-Millioncn-Vvlke verbieten, was jedem an deren Bolk erlaubt wird? tRufe: Nein!) Ebensowenig wie die italienische Einigung oder die Einheit der jugoslawischen Völker verhindert werden konnte, noch viel weniger wird man verhindern können, daft das deutsche Volk sich das Sclbst- bcstimmiingsrecht erringt. Herr Bcnesch und Herr Marinko- wltsch, wenn Sie dem deutschen Volk dieses Recht bestreiten, dann sagen wir Ihnen, Sie vernichten damit die dlagno. schmta Ihrer eigenen nationalen Entstehung. (Stürmischer Beifall.» Der Anschluß wird nicht geduldet. Pariser Stimmen zum Wiener Sängcrbundesscst. Paris, 23. Juli. Die Wiener Kundgebungen aus Anlaft des SängcrbundcSscstes finden in Paris keine objektive Be urteilung. Dies kommt nicht allein in den zahlreichen Kom- Das Zentrum peinlich berührt. Der störende Antrag Dr. v. Keudrlls. Berlin. 23. Juli. Der Initiativantrag zu einem neuen Neichsschnlgeseh, den der bisherige Reichsinneiiniinistcr von .K c n d e l l als Ncichstagsabgcvrdneler cingcbracht hat, wird gerade in der Zentrumspartei peinlich empfunden. Dies be weist der Kommenlar. mit dem die „Germania" den Keu- dellirhen Antrag verwies. Das führende ZcntrnmSblatt schreibt: „Man merkt die Absicht, und man wird verstimmt . . . Das Zentrum, das selbstverständlich nach wie vor den allcr- gröftlcn Wert ans baldige Erledigung der ganzen Schnlfragc legt, hat keine Veranlassung, dem Versprechen des Reichs kanzlers zu »itfttrauen und de» dcnlschiinlionalcn Vorstoft mil,»machen, wobei cs überflüssig bleibt, z» betone», daft (ich das Zentrum in der ReichSrcgiernng als der beste Garant da für betrachtet, daft ein den Wünschen des christliche» Volks teils entsprechendes Voltsichnlgcietz zustande kommt." Man sicht also, daft das Zenirnm eine klare Llcllnngnahme zn ver meiden sucht, und man wird mit einiger Lpauuung darauf »'arten, wie es sich bei der im Herbst in Aussicht stehenden par lamentarischen Behandlung dieses JniliaiivantragcS verhält. der Bereinigten Staaten werde nach der Unterzeichnung des Vertrages fortgesetzt werden. Es iverdc erklärt, daft eine voll ständige Abrüstung iindurchsührbar sei. selbst wen» alle Nationen den Vertrag unterzeichnet Hütten. Die amerikanische Abordnung sür die Abrüstungskonferenz 1331 werde wahr scheinlich Weisung erhalten, die Ausdehnung der 8:8:3- Formel ans Kreuzer und andere HilsSschissc dnrchzusctzen. Negerrevolte in Neuyork. Neu york, 23. J»Ii. Im Harlcm, dem Ncgcrvicrtcl der Stadt Neuyork, kam cS gestern zu einer Ziraftenschlacht zwischen der Ncgcrbevölkernng nnd 180 Polizisten. Erst nach mehrstündigem Kamps konnte die Polizei mit Hilfe der Feuer wehr die heulende Menschenmenge in die Gewalt bekomme». Die Veranlassung zu der Schlacht gab die Verhaftung eines Negers durch die Polizei, die daraus von der wütenden Menge mit Stühlen, Büchern, Backsteinen und Bügeleisen bombar diert wurde. Später belagerte eine etwa 3»l><> Menschen zählende Negermcngc bis tief in die Nacht die Polizeiwache und konnte erst mit Hilfe von Feuerspritzen vertriebe» werden. mentaren, sondern schon in der Berichterstattung zum Aus druck. So bezeichnet der Wiener Berichterstatter des „P ctit P a r i s i e u" die Teilnahme der deutschen Sänger als eine deutsche und nicht österreichische Angelegenheit. Deutschland habe sür die Belange seiner nationalen Ansprüche Wien sür einige Stunden benutzt. Das sei ei» gcsührlichcö Spiel be sonders in einem Monat,-der daran erinnere, daft Oesterreich sür den Frieden der Welt gefährlich sein könne, wenn cs sich der Führung der Deutschen überlasse. Der „A v c n i r" muh zugcbcn, daft sich die Wiener Tage z» einer grvften Kund gebung gestaltet Hütten, die eine bisher »nkrrcichtc Kraft des AuschluftgedankcnS bewiesen. ES sei nicht unmöglich, daft Deutschland und Oesterreich den Augenblick nahe glaubte», den Anschlnft verwirklichen z» können. Die bei jeder Gelegenheit bekundete Schwäche der Alliierten, ihre Rücksicht und Gefällig keit gegenüber dem Reich seien geeignet, in Berlin und Wien die gröfttc» Hossunngcn zn erwecken. ES sei an der Zeit, daft Frankreich in Wien und Berlin klar wissen lasse, daft der Anschlnft von den Alliierten nicht geduldet werbe. DaS „O c n v r c" erklärt, Deutschland habe nicht das Recht, im Namen aller Dentschspreckienden zu sprechen. Aller dings mnft das Blatt anerkennen, daft man wahrscheinlich keine politische Partei in Oesterreich finde, die nicht Anhängcrin des Anschluftgcdankcns sei. Die Dcutschtnmspotitik, die Deutsch land gegenwärtig treibe, könne nicht ohne Gefahr weitrrgesührt werden. Schwieriger Ablransporl -er Sänger. Wien, 23. Juli. Bereits am Sonntagabend setzte der Abtransport der Teilnehmer am Süngerbundesscst ein. Die Bahn hatte einen Riesciianörang anszuhalten. Alke fayr- planmätzigen Züge waren überfüllt nnd zahlreiche Sonder züge mufttcn eingeschaltet werden. Einzelne der sahrplan- mätzigen Züge wurden tn drei Teilen gefahren, doch ge nügte auch diese Teilung nicht mehr, um den Ansturm zu bewältigen. Der Abtransport der Sänger vollzieht sich unter weseutlich ungünstigeren Umständen a l s d i c H i n r e i s e. d a die d e u t s ch c B a h n v c r iv a l - tung fast alle So n Verzüge, mit denen die deut schen Sänger nach Wien gebracht wurden, wieder zurückbcnröert hat. um sic zur Be fördern ng der deutschen Turner znm Turn fest »ach Köln zu verwenden. Die österreichische BnndeSbahnucrwalliing ist daher gezwungen, ihren gesamten Wagenpark znm Abtransport der Sänger zu mobilisieren. Ein führerloser Gülerzug rast gegen einen Personenzug. 1 Toter und 11 Verletzte. Im nördlichen Teil von Pommcrellcn ereignete sich zwischen den Stationen Garcz und Prockau. unweit der Danziger Grenze, ein Zugzusammenstoß, bei dem eine Person getötet, vicrPcrsonenschwer und siebe» leicht verlctztwnrdcn. EinGüter- zng kam bet der grvften Steigung des Bahnkörpers allmählich znm Stehen, da die Maschine auftcrstandc war, die. schwer- beladencn Güterwagen fvrtzubewcgen. Der Lokomotivführer entschloß sich, die Maschine abzukoppeln, »in ein« zweite Maschine zn holen. Kanin war die Lokomotive einige hundert Meter davongcfnhrc», als die Güterwagen sich in Bewegung setzten nnd den Berg hinuntersnhren. wo sie mit einem Per- sonenzuge zusammenslieftc». Glücklicherweise war der Zug »»r schwach besetzt. Von den Fahrgästen wurden vier schwer »nd sieben leicht verletzt. Getötet wurde der Bremser des Güter znges. „Graf Zeppelin" vor seiner erslen Fahrl. «Eigner Drahtbericht der „Dresdner Nachrichte n".) Fricdrichshasen, 23. Juli. Nach den bisherigen Disposi tionen des Lnstschijsbancs Zeppelin ist damit zu rechnen, daft, wie bereits kurz milgeieill wurde, der „Graf Zeppelin" in der ersten Augnsthälsle zn seiner Jnngfernsahrt aussteigcn wird. Das Luftschiff ist bis auf unwesentliche Eiuzckhciten fertig nnd könnte in kürzester Zeit sahrtsertig gemacht werden. Eine Verzögerung ist nur dadurch entstanden, daft die aus dein Werstgelände errichtete Fabrik, die das neneBrcnngaS liefern soll, noch nicht mit ihrer Einrichtung so weit gekommen ist, daft die Gasherstellung beginnen könnte. Da cs sich bei dem „l-. 2.127" vor allem um die Erprobung des neuen Betriebsstoffes handelt, will man unter allen Umständen den ersten Ausstieg auch gleich mit diesem neuen Brenngas aussühren nnd deshalb auf die Fertigstellung der Fabrik warte». Es ist aber zu hoffen, daft alle Schwierigkeiten im Laufe der nächsten zwei Wochen überwunden werden und daß »och Anfang August mit der Füllung des Schiffes begonnen werden kan». Inzwischen ist ja doch auch die Entscheidung über die Zusammenstellung der Fahrmannschast gefallen, die gegenüber der Besatzung des /. >!. III verstärkt ist, weil sür die große Fernsahrt drei Wachen eingeteilt werden müssen. Für grobe Fahrt werden insgesamt 83 bis Bk Mann Besatzung an Bord sein. Die oberste Schissdlcitung wird wieder in den Händen Dr. Eckcncrs liegen. Luftschifführer sind die Herren Flcm- ming, Lehmann und Wittemann, Navigation bzw. Wachtvfsiziere von Schiller, Prüft und Scherz. Unter den Steuerleitern wird sich auch derSohn D r. Eckeners befinden, der schon seit einiger Zeit beim Luftschiffbau Zeppe lin praktisch arbeitet. Das große Interesse der Vereinigten Staaten sür die be vorstehende erste Amcrikasahrt des „I..127" äußert sich darin, daß schon jetzt alle Vorbereitungen für den Empfang getroffen werden. Tie Amerikaner sind in der Lage, die Breniigasnachfüllung ans eigenen Gasvor- räien zu bewerkstelligen, so daft es nicht notwendig sein wird, von Deutschland ans die Brenngasmcngen hinüberzuschicken, die der „Gras Zeppelin" dann zu seiner Rückfahrt über den Atlantik brauche» wird. Der Frcmdenznstrom nach Friedrichshofen verstärkt sich von Tag zn Tag. An Sonntagen wird das Schiss regelmäßig von 10- bis 18 000 Personen besucht. Amerikas Interesse am neuen Zeppelin. Der Führer der „Los Angeles" will den Flug über den Ozean mitmachcn. «Drahtmeldung unterer Berliner Schrtftlettung.) Berlin, 23. Juli. Wie hier bekannt wird, befindet sich der Führer des seinerzeit von Dr. Eckencr über den Ozean ge steuerten amerikanischen Luftschiffes „Los Angeles" (X. 11.3), Kommandant Charles Rosendahl, aus der Reise nach Berlin. Er wird, von London koninienö, am Mittwoch hier cintreffen und dann »ach Friedrichshasen wcitcrfahren, um auf dem neuen deutschen Niesenlnftschiff „Gras Zeppelin" den Flug von Friedrichshofen nach Lakehurst bei Neuyork mit. zumachcn. Ein inleressanler Fallschirmversuch. Absprung in den Scharmiitzclsee. Berlin, 23. Juli. Auf dem Scharmützelsce bei Berlin ivurdc gestern nachmittag ein interessantes Experiment aus- gesührt. Ter Pilot Schwarz stieg kurz n„ch 1 Mir in einem Flugzeug auf, von dem Fallschtrmpiloten Liefke begleitet, der seine» 80. Absturz wogte. Das Flugzeug befand sich in etwa 1000 Meter Höhe, als Liefke mit dem Fallschirm den Schritt in die Tiefe wagte. Der Fallschirm ösfnclc sich und Liefke schwebte zur Wasserfläche herab. Die Stoppuhr zeigte 1 Minute 17 Sekunden an, als der aus dem Flugzeug Abge- sprungcnc den Wasserspiegel crrcichcc, wo er zunächst versank, dann schwimmend wieder hoch kam und vv» einem Motorboot geborgen wurde. Die französischen Ozeanflieger aus öen Azoren. Neuyork, 23. Juli. Das Flugzeug „Frcgatc" ist heute früh gegen ^-3 Uhr amerikanischer Zeit auf den Azoren einge- trossen. Es war gestern abend 8,05 Uhr in Brest gestartet. Rückkehr -er „Cilka -i Milano" von Kingsbay Oslo, 23. Juli. Nach einem Telegramm, das der ita lienischen Gesandtschaft zugeht, hat die „Citta dt Milan o" Kingsbay verlassen und ist mit den Ueberlebenden von -er „Jtalla" nach Narvik tn See gegangen. Zu den Presseberichten, daft ein Mann an Bord der „Eitta di Mi- lano gestorben sei, und zu der Annahme, daft cs sich dabei »in Marianv handele, erklärt die Gesandlschast, daft eine derartige Nachricht nicht cingcgangcn sei. I» dem Telegramm, das gestern i» später Abendstunde von der „Eitta di Mila n o" abgcsandt wurde, erwähnt der Kapitän des Schisses nicht, I das an Bord irgend jemand gestorben sei. lW.T.B.) Ae größte deutsche kmheitskundgebung. Oesterreich bleibl deutsch