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Dresdner Journal : 01.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-01
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 01.05.1896
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Bezu»«tzret«: Für Dresden vierteljährlich 2 Mart üv Pf., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich 3 Mart; außer halb de» Deutschen Reiche» Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: lo Ps Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend» Accnspr -Anschluß: Nr 1295. DreMer Itmmal. Antkn«i»«n,s,ebützreu: Für den Raum einer gespal- »enen Zeile tleiner «chrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile üO Ps. Bei Tabellen- und Zissernsatz entspiechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwmgerstr so. Fernspr Anschluß: Nr 1295. 18S6. 100. Freitag, den 1. Mai, abends. Aachbekellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Juni werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für a»s»ärts: bei den Postanstalten des be treffenden Orts zum Preise von 2 M. Lömgl. LrveLiliM de« Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, Herzogin zu Sachse«, hat heute die Weinbergsvilla in Wachwitz bezogen. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des König- ist der Bezirksarzt zu Frankenberg, Medizinal- rath vr. Fickert daselbst zum medizinischen Beirathe bei der Kreishauptmannschaft zu Zwickau ernannt worden. Bekanntmachung. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß den Vorständen des Domänen- vermessungs-Bmeaus und des Zentralbureaus für Steuervermessuug, welche den Diensttitel „Ober vermessungsinspektor" zu führen haben, der Hofrang in der 18. Abstufung der IV. Klasse der Hofrang- ordnung verliehen werde. Dresden, am 28. April 1896. Fiuanzministerium. Für den Minister: vr Diller. Erueuuuvge«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Justiz. Das vom Rechtsanwalt Karl Leopold Baumgärtel in Limbach bekleidete Amt eine» Notars ist durch Wegzug Baumgärtels und durch Feststellung nach zss der Notanatsordnung vom s September 18SS erloschen. Dagegen ist Baumgärtel nunmehr zum Notar sür DreSden- Altstadt aus so lange Zeit, alt er hier seine ordentliche Ge- schästrstelle haben wird, gemäß der Notariatsordnung vom s. September 18SS ernannt worden. Nichtamtlicher Teil. DaS neue französische Ministerium ist also nicht, wie die durch ihreu angebliche« „Sieg" über den Senat trunkenen Sozialisten und Radikalen behauptet hatten, schon am ersten Tage seines Be stehens wieder hinweggefegt worden. Es hat viel mehr mit einer Mehrheit von rund 40 Stimmen von der Kammer eine Erklärung genehmigt erhalten, auf Grund deren cs seine Geschäfte hat wenigstens an treten können. Selbstverständlich wäre es lächerlich, auf Grund dieser Thatsache dem neuen Kabinett etwa eine längere Lebensdauer als von einem Tage zum anderen prophezeien zu wollen, aber es ist doch wenig stens durch die gestrige Abstimmung der ziffermäßige Nachweis geführt worden, daß die Sozialisten und Radikalen noch nicht die Herren der Lage sind und daß die Möglichkeit besteht, auch mit der gegen wärtigen Kammer einen Kampf gegen die umstürz lerischen Elemente mit Erfolg zu führen. Ob Herr Meline die Persönlichkeit dazu ist, die staatserhallenden Elemente um sich zu versammeln, ist natürlich eine andere Frage. Jedenfalls müßte er sich darüber klar sein, daß nur eiserne, weitgehendste Energie zum Ziele führen kann, jede Steigung zum Paktieren mit den edeln Herren von der Linken aber nur bereu Übermut und Kampflust erhöhen muß. Und soweit das erste Auftreten des Kabinetts erken-en läßt, scheint dieses Bewußtsein noch nicht in dem wünschens werten Umfange vorhanden zu sein. Die erste Resolution, die überhaupt unter dem neuen Regime gefaßt wurde, und deren Wortlaut vom Ministerpräsidenten genehmigt worden war,'gelangte in der Kammer einstimmig zur Annahme! So sehr mußte die von Möline acceptierte schöne Phrase von der „Vorherrschaft des allgemeinen Stimmrechts" der Linken imponieren, daß sie einfach mit dafür stimmte! Jedenfalls hätte es einen besseren Eindruck gemacht, wenn das neue Ministerium das ihm iu der zweiten Abstimmung erteilte Vertrauens votum erlangt haben würde, ohne vorher eine Ver beugung vor den Anschauungen der Linken gemacht zu haben. Das offenbare Bemühen des neuen Ministerpräsidenten, eine Konzession an das angebliche Verlangen der öffentlichen Meinung nach einer Ein schränkung der Gewalt des Senats zu machen, kann auch dadurch nicht aus der Welt geschafft werden, daß Hr Meline in seiner Programmrede das Verhältnis von Senat und Kammer zu einander in ganz verständiger Weise darlegte. Ueber den Inhalt dieser ersten Ministerrede noch weitere Worte zn verlieren, wäre gänzlich überflüssig. Nirgends drechselt man die Worte schöner als in Frankreich und nirgends verflüchtigt sich der Duft solcher schöner Redeblumen schneller als dort. Daß es in Frankreich noch nicht zu spät ist, den um stürzlerischen Mundhelden ihr Konzept gründlich zu verderben, ist ebenso sicher, wie daß man es durch Worte niemals erreichen wird. Ob Hr. Meline zu handeln versteht, soll er nun zeigen: an Gelegenheit wird es ihm sicher nicht fehlen Fürst Flrdiuiud von Bulgarien ist gestern nachmittag zum Besuche des Deutschen Kaiserhofes in Berlin eingetroffcn. Der ausgespro chene Zweck seiner diesmaligen Rundreise — der Wunsch, den europäischen Staatsoberhäuptern den Dank für die ihm endlich zu teil gewordene Anerkennung als legitimen Fürsten Bulgariens persönlich abzustatten,— dürfte hier wohl ausschließlich, oder doch weit mehr, als dar bei seinen Besuchen in Konstantinopel, St. Petersburg und Paris der Fall war, in Betracht kommen. E ne gewisse politische Bedeutung kann die Anwesenheit des Fürsten Ferdinand am Deutschen Kaiserhofe nur durch den Umstand erhalten, daß der bulgarische Fürst nicht, wie ursprünglich erwartet wurde, unmittelbar nach seinem Aufenthalte in der Zarenstadt, sondern erst, nachdem er zuvor dem Prä sidenten der französischen Republik seine Aufwartung gemacht hat, dem Deutschen Kaiser seinen Höflichkeits besuch abstattet. Dies dürfte sich aus folgenden Grün den erklären. BU seinem Suzerän Sultan Abdul Hamid hat Fürst Ferdinand das Recht auf die Ansprache als „Königliche Hoheit" und auf die Verleihung bulgari scher Orden auch an die „Untrrthanen" se ues Ober landesherrn erwirkt; in St. Petersburg wuiden ihm von seiteu deS Zarenho'es gleichfalls nur äußerliche Gunstbezeigungen zu teil, nachdem er weder am Gol denen Horn noch an der Newa die beiden ihm am Herzen liegenden und miteinander unlösbar zu sammenhängenden Fragen — die Beseitigung des bulgarischen Schisma und die „Reformen" in Maze ¬ donien betreffend — von dem toten Punkte, auf dem sie bisher sich befanden, ihrer Austragung weiter zu rücken vermocht hatte. Da nun diese beiden nächsten Aufgaben der bulgarischen nationalen Politik zugleich auch die Interessen der Türkei und deS Zarenreiches nahe berühren und dann auch den übrigen an der Erhaltung d.r Integrität des Os- manenreiches interessierten europäischen Staaten nicht gleichgiltig sein können, so ist es klar, daß Fürst Ferdinand bezüglich dieser beiden politischen Ziele der bulgarischen Politik in Konstantinopel nnd St. Peiers bürg „wohlgemeinte Ratschläge" zur Beherzigung nnd Darnachhaltung empfangen hat, die dann von der Pariser Diplomatie als verbindlich bekräftigt wurden und bezüglich deren er nun in Berlin sich die Gewiß heil zu verschaffen haben wird, ob Deutschland als hervorragendes Mitglied des mittelenropäischen Frie- dcnsbundes gegen die gewissenhafte Befolgung der selben keinen Einspruch zn erheben hat. — Der Schwerpunkt der Reise des Fürsten dürfte nach wie vor in seinem Aufenthalte in St. Peters burg zu suchen sein. Die bekanntlich wohlunterrichtete „Polit. Corr." teilt hierüber aus St. Petersburg folgendes mit: Wenn man ans d.n Berlans dc» Besuches, den Fürst Ferdinand von Bulgarien dem russischen Hose abgestattet hat, einen vom Parteiftandpunkle nicht beeinflußten Rückblick wirst, dann gewinnt man von diesem Ercignisse solgendes Bild. Was zunächst die Äußerlichkeiten betrifft, zeigte sich zu Beginn de» Aufenthaltes des Iürstcn in der russischen Hauptstadt eher eine gewisse Zurückhaltung. Co ist eS z B nicht unbemerkt ge- blüben, daß der Zac zwei Tage vor der Ankunft de» fürstlichen Gastes seine Residenz nach Zarskoje Selo verlegt hat Die ein flußreicheren Mitglieder der Slawischen WohlthätigkeitSgesell- schast haben sich an der Begrüßung des Fürsten aus dem Bahnhöfe nicht beteiligt, die hohe Gesellschaft, die amtlicheW.lt nnd die Bevölkerung überhaupt verhielt sich gegenüber dem Fürsten kühl und die gleiche Stimmung herrschte auch in den Äußerungen der Presse vor Erst allmählich. nachdem der Fürst dem Zaren den Besuch in ZarskojeSrlo abgestattet hatte, wurde man wärmer Kaiser Nikolaus II s.löst nahm au dem zu Ehren de» Fürsten im Winterpalaste gegebenen Diner tcil, ver lieh ihm deu Wladimirorden, lud ihn zu der Krönungsseier in Moskau ein u s w Die Großsürsten nnd die hohen Staats- würdenträger erwiesen dem Fürsten alle gebührende Aufmerksam keit, speziell der Minister des Äußern, Fürst Lobanow, stattete dem hohen Gaste wiederholt Besuche ab, bei denen längere Unterredungen gepflogen wurden In all diesen Vorgängen trat, soweit dies überhaupt durch solche Äußerlichkeiten geschehen kann, zu tage, daß man den Fürsten Ferdinand in St Petersburg weder al» einen Bundesgenossen, noch als eine politisch indiffe rente Persönlichkeit, sondern als jemanden aniel>e, aus besten Sympathie, man wohl Wert legt, ohne ihn jedoch sür unenlbehr lieh zn halten Der Besuch des Fürsten Ferdinand in St Peters burg h:t somit in die Beziehungen zwischen Rußland und Bulgarien, wie sie seit nahezu drei Monaten bestehen, kein neue» Moment gebracht, immerhin kann man aber sagen, daß dadurch die Annäherung zwischen St. Petersburg nnd Sophia symbolisch zum Ausdruck gelangt ist. Der hiesige Aufenthalt des Fürsten hat, ohne zu einem konkreten politischen Überein kommen zu sühren, ia noch höherem Maße, als die Ausnahme d.S Prinzen Boris in den Schoß der orthodoxen Kirche, den Boden sür eventuelle Eombinationen sür den Zeit punkt vorbereitet, wo die Umstände dies sür Ruß land oder Bulgarien als geboten erscheinen lasten sollten Gegenwäitig hat mau aus keiner der beiden Seilen An laß, den Abschluß eines politischen Sonderübereinkommens zu wünschen, da die Ruhe im Orient, wo jeder Schritt Rußlands nach vorwärts so leicht Beunruhigung hervorrust, durch einen solchen Pakt eine ungünstige Ruckwirkung ersahrcn, somit die eigenen Interessen Rußlands und Bulgariens unnötigerweise beeinträchtigt werden kö. nten Mit anderen Worten, Rußland will zum mindesten gegenwärtig nicht Bulgarien zu seinem Bundesgenossen machen, aber cs verlangt, daß daS Fürstentum sich nicht den Gegnern Rußlands anschließe DaS Ct Peters burger Karinett wird sich wohl all.r Einmischung in die inneren Angelegenheiten Bulgariens enthalten, dabei aber trachten, einen genugeueen Einfluß in Sofia in dec Richtung zu erlangen, daß da» Fürstentum sich im Falle internationaler Berwicklungen aus die Seite Rußlands stelle und aus der Balkanhalbinsel gleichsam der Kern der slawischen Staatengrnppe: Bulgarien, Serbien nnd Montenegro werde Lagesgeschichtr. Tre-de», 1. Mai. Sc. Majestät der König kamen heute vormittag von Villa Strehlen ins Residenz- fchloß, nahmen zunächst eine größere Anzahl militärischer Meldungen und danach die Vorträge der Herren StaatS- minister und Departementschefs der Königl. Hofstaaten entgegen. Nachmittags kehrten Se. Majestät nach Strehlen zurück. Zur heutigen Königl. Tafel ist Se. Excellenz der Königl. Bayerische Obersthofmeister Hr. Graf zu Castell-Castell mit Einladung ausgezeichnet worden. Deutsches Reich. Berlin. Se. Majestät der Kaiser wohnten gestern auf dem Tempelhofer Felde der Besichtigung der Bataillone des 3. Garderegiments z. F. bei und nahmen hierauf bei dem Offiziercorps des Regiments da» Früh stück ein. — Se Königl. Hoheit Fürst Ferdinand von Bul garien traf gestern nachmittag um L5 Uhr auf dem Bahnhof in der Friedrichstraße nebst Gefolge ein und wurde auf dem Bahnsteige von dem kommandierenden General des Gardecorps, General v. Winterfeldt, dem Kom mandanten von Berlin, Generalmajor v Natzmer, dem Polizeipräsidenten v. Windheim, dem Königl. Kammer- Herrn v. Hessenthal, den sämtlichen Mitgliedern der Kaiser!. Türkischen Botschaft, den Mitgliedern der hiesigen bulgar ischen Kolonie u a empfangen Der Lberstlieutenant Graf v Kanitz vom 2. Garderegiment z. F, der den Ehren dienst beim Fürsten versieht, stellte die Erschienenen diesem vor, während der Fürst die Vorstellung seines Gefolges persön lich übernahm. Vom Bahnsteig begab sich der Fürst in das Für- stenzimmcr und von dort aus mit dem Grafen v Kanitz in den bereitstehenden zweisitzigen Stadtwagen, ver ihn nach dem Königlichen Schlöffe führte In mehreren weiteren Hof wagen folgte die Begjeitung dcs Fürsten dorthin. Abend« trat Fürst Ferdinand auf dem Bahnhose der Wildpark station ein, wurde von dem Polizeipräsidenten von Pots dam, v. Balan, empfangen und begab sich dann nach dem Neuen Palais. Hier wurde der Fürst zuerst von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen; alsdann begrüßte er Ihre Majestät die Kaiserin Bei der Tafel saßen der Kaiser der Kaiserin gegenüber, Allerhöchstwelche zur Rechten den Fürsten Ferdinand, zur Linken den Prinzen Ferdinand von Rumänien hatte Während der Tafel tranken der Kaiser dem Fürsten Ferdinand zu. — Heute wollte der Fürst in Treptow der Eröffnung der Berliner Gewerbe ausstellung beiwohnen. Morgen findet zu Ehren des Fürsten in der türkischen Botschaft ein größeres Diner statt — Über die dem BundeSrat zugegangenen Vor lagen betreff» der Schutzgebiet« «acht die „Nordd. Allg Ztg" folgende Mitteilungen: Dem Bundesrat sind zwei Gesetzentwürfe zugegangcn, von denen der eine die Wehrpflicht in den Schutzgebieten regelt und der andcre die über die Kaiser!. Schutztruppen erlassenen Gesetze abändect. Ter erst« Entwurf bezieht sich einerseits auf die Ableistung der aktiven Dienstpflicht in den Kolo nien, während er anderseits die Heranziehung von Per sonen de» Beurlaubtenstandes zu notwendigen Verstärkungen der Schutztruppen vorsieht. Geistliche und Missionare sollen jedoch von diesen Verpflichtungen frei bleiben Der Gesetzentwurf über die Schutztruppen beseitigt da» Neben- einanderbestehen der militärischen und zivilen Instanzen sowohl an der Zentralstelle wie in den Kolonien. Die der Schutztruppe zugeteijten Militärpersonen scheiden au» Heer und Marine au», es bleibt ihnen jedoch der Rück tritt unter Wahrung ihre» Tienstalters bei vorhandener Würdigkeit und Dienstsähigkeit vorbehalten Im übrigen werden die Vorschriften über die Organisation der Schutz- truppen von dem Reichskanzler erlassen — Der Bundes rat hat in seiner heutigen Sitzung der Vorlage des Reichskanzlers, betr die zollamtliche Prüfung der Mühlenfabrikate, sowie der Vorlage, betr die Auslegung des Z 58 dcs Krankenversicherungvgrsetzes, die Zustimmung erteilt, ferner wegen Besetzung einer MltgliedS- stelle bei dem Disziplinarhose und über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt. — Der „Nordd. Allg Ztg" zufolge ist an maßgeben der Stelle nichts davon bekannt, daß die HandelS- Lunst und Wissenschaft. K. Hoftheater — Neustadt. — Am 30. April: „Sie ist wahnsinnig" Drama in drei Akten nach MelleSville von L. Schneider. — „Eine Partie Piquet." Lustspiel in einem Akt von Fournier und Meyer. — „Wiener in Pari»" Genrebild in einem Akt von Karl v Holte« Die Zusammenstellung der drei in der Überschrift ge nannten Stücke würde ein Unbefangener, der nicht» vom Anlaß dieser Zusammenstellung, vom Abschiedsgastspiel Fr. Haase» wüßte, leicht für eine Musterkarte überlebter und völlig unmöglicher theatralischer Effekte halten dürfen Namentlich da« dreiaktige Melle»villeschc Spannung»- und Rührungsschauspiel, da» heut« in allen Nähten faden scheinig und in allen Drähten rostig geworden ist, ein Stück, da« vor einem Halbjahrhundert al« ein Meister werk gepriesen wurde, könnte sehr wohl al« Warnungs tafel für gewiss« Ansprüche und Einbildungen neuerer Schriftsteller ausgestellt werden, die da glauben, daß ihre neuen Spannungen und Erschütterungen mit dem Be dürfnis nach poetischer Wahrheit und dem Gefühl für die Bescheidenheit der Natur gründlich aufgeräumt hätten Genau so, wie sich da« Drama „Sie ist wahnsinnig" heute auSnimmt, werden sich ihre ohne innere Beseelung gelassenen theatralisch-naturalistischen Wechselbälgc über ein Kleine« autnehmen, genau so wie MelleSville« Schau spiel werden sie, statt anteilnehmender Erschütterung ab wechselnd Kopfschütteln und Lächeln erwecken Auch selbst für den Zweck eine« solchen Gastspiel« sollte ein Mach werk wie „Sie ist wahnsinnig" nicht m«hr vor gesetzt werden Je seiner berechnet jeder Zug in Mienenspiel und Haltung, jeder Laut im Ausdruck bei der Wiedergabe de« Baronet« Bernard Harleigh durch den gastierenven Künstler ist, um so schärfer kommt die jämmerliche Unwahrheit der ganzen Erfindung, kommt jede alberne Voraussetzung dieses Stückes zum Bewußt sein. Äußerste Politur in der Mitte, Spinnweben in allen Ecken! Schade um die Kunst, die für dergleichen auf geboten wird, sie kann eigentlich nur bei Liebhabern der reinen Virtuosität noch vollen Beifall finden Jedenfalls ließen die beiden harmloseren Stückchen, die folgten, die schauspielerischen Verdienste, die eigentümliche Meisterschaft deS Gastes bester, eindringlicher und unvergeßlicher hcrvor- treten In der „Partie Piquet" vom vortrefflichen Gegen spiel de« Hrn Swoboda al« Mercier gut unterstützt, ließ Fr. Haase seinen Chevalier von Rocheferriör noch einmal in vollem Glanze leuchten und gab al« Gegenbild zu den, alten Edelmann den wackeren Bonjour in Holtey« „Wienern in Pari»" mit voller Frische und der glücklichen Mischung von Sentiment und französischer Lebendigkeit, durch die er in dieser Rolle so oft entzückt hat Die „Wiener in Pari»" hätten recht gut „Dresdner in Pari»" umgetauft werden könnrn, »' ist halt nicht nötig, daß die« Genrebild ganz dialektgetreu durchgeführt werde, aber bi» zu ein paar Andeutungen hätte man sich denn doch wohl versteigen mögen Ad. Stern Berichte auo den Königl. Sammlungen 1895. (Fortsetzung.) 7) Münzkabinett Di« Erwerbungen de« Münzkabinett« an Münzen, Wertzeichen und Medaillen bestanden au« 114 Nummern und zwar II in Gold, 74 in Silber, 23 in unedlem Metall und K Stücken Papiergeld Davon gelangten 5 Nummern in Bronze al« dankenswerte Geschenke in die Sammlung, während di« abrigrn durch Ankauf erlangt wurden Hervorzuheben aus diesen Erwerbungen, welche aus den verschiedensten Zeiten und Gegenden stammen, sind a) an antiken Münzen: ein schönes Exemplar de» sel tenen Aureus Kaiser Hadrian» (117 — 138) mit de» Kaisers Kopfe v. r. S und dem Brustbilde de» Sonnen gottes v. r. S., neuerdings in vorzüglichem Lichtdrucke wiedergegeben in der „Eottectiov äe l'onton cHmeeourtt monnnies ä'or", unter Nr 225, und eine altgallische Goldmünze kleinster Art mit jugendlichem Kopfe und rück- wärtßblickendcm Pferde mit Menschengesicht, b) an Münzen des Mittelalter»: ein bisher nur un genügend bekannt gewesener, den Schriftstellern üb«r die hessischen Münzen aber ganz entgangener Hohlpfennig de« Landgrafen Ludwig I., de« Friedfertigen, von Hessen, 1413—1458, mit dem zum Teil in verkehrt gestellten Buchstaben gegebenen Namen der Münzstätte Castel al« Umschrift (beschrieben und abgebildet in den Blättern sür Münzfunde, 1895), c) an Münzen der neueren Zeit: ein Skilling de» Drontheimer Erzbischof« Erich Walkendorf, 1519; rin Annaberger halber Thaler de« Herzog« Georg von Sachsen, v 1532, ein Stück, welche« dem an sächsischen Geprägen mehr al« jede andere Sammlung aufweisendcn Königl. Münzkabinett bisher fehlte; ein ebenso seltener al« schöner Batzen der Stadt Breisach im Brri«gau v 1535; ein schöne« Exemplar de« sehr seltenen Thaler» de» König» Gustav l. Wasa von Schweden au« dem Jahre 1535, interessant namentlich wegen der am Ende der Rück seiten»Umschrift durch die Worte v ° 15 » l- 0 (t) gegebenen Bezeichnung de« Feingehalt«, ein Thaler, d«r übrigen« von sämtlich«» im v Schultheß- Rechbergschrn Thal«rkabin«tt unter 1925—1929 aus- geführten Thalern dieser Art au« den Jahren 1534—1536 m der Umschrift der Vorderseite wesentlich adweicht; eine vierfach« Goldkrone de« Herzog« Wilhelm von Mantua von 1578, in Lockwitz bei Dre«oen der Erde entnommen; em Thalcr des Würzburger Bischofs Iuliu« Echter v Mespelbrunn, dcs Gründcr« der Würzburger Universität, von 1612; eine, wie es scheint, bisher unbekannt gebliebene Kippermünze zu 3 Kreuzern de» Grafen v. Reckheim; mehrere der Sammlung bis dahin fehlende größere sächsische Kippermünzen, so ein Merseburger doppelter Engelthaler zu 60 Groschen von 1622 mit S1 n; ein Naumburger doppelter Engelthaler zu 60 Groschen von 1622, ein au« derselben Münzstätte hcrvorgegangenes 30-Kreuzerstück von 1621, ein Wittenberger Engelthaler zu 30 Groschen von 1622, zwei Zwickauer doppelte Engelthaler zu 60 Groschen von 1622 und eine dergleichen Münze von 1622 mit un bekanntem, noch zu bestimmendem Münzzeichen; ferner ein seltener halber Thaler de« König« Sigismund III. von Polen 1628; ein breiter dreifacher Thaler deS Herzog» Friedrich von Braunschweig-Lüneburg zu Zelle von 1639, ein schöner und sehr seltener Doppeldukat der Königin Christine von Schweden von 1646, ein Doppeldukat der Krone Polen von König Johann Kasimir, 1656; der Thaler de« Herzogs August von Schleswig-Holstein Sonder burg zu Norburg auf die Beendigung des oldenburgischen Successionsstreites, 1676; ein im Kabinett bi«h«r gar nicht vertreten gewesener, sehr seltener Dukat de« Herzog» Johann Georg von Sachsen-Weißensel«-Ouerfurt von 1698 mit stehender Figur de« Herzogs, ganz ähnlich derjenigen de« Kurfürsten Friedrich August de« Starken auf Doppel dukaten, von 1696; ein sehr schöner Leipziger Thaler de» König« August Ikk von 1754; d.e von T Ertel in München 1830 gelieferte Probemünze eine« Thalerpräg- werk« für di« herzogliche Münze zu Saalfeld und, wa« al« ein merkwürdige« Vorkommni« erwähnt sein mag, ein Toppelgroschen au« dem kursächsischen Reich«vikariate von 1741 mit holländischem Gegen stempel Außerdem sanden die sächsischen Münzreihen erwünschte Vervollständigung durch Einreihung nicht vertreten gewesene, Jahrgänge der ersten Hälft« d«« 18. Jahrhundert« au« einem ganz in
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