Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.06.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19130606021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1913060602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1913060602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-06
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ftbend »Ausgabe nnd önrd» unfetc Trage* nnft VKjUyöprKIJK. ep*5ltcur<2maltagllcl) ine Saue gebracht: 40 Pf. monatlich. t.70 tnt. olerttlläbrlld». 0*1 unfern $itlalen und Annahme- ft eilen abgebolti 75 Pf. monatlich. 4.M Olt. plerteliftbrlich. Vnrtb dl« left: innerhalb Deutfchlando und der deutfeheu Kolonien ol*rt<l)äbrll4 3^0 Wt„ monatlich l.io Olt., anofchliegUcb poftbeftellgeld. tag leipziger Tageblatt erscheint Jmaltfigltd), 0onn> a.$clertage nur imal. Bedamon and •efcbSttefteUei 7obannlega)T* Ur. d. J*rnfprech.Rnf4>(u8 Ur. tddH, 14043 and tddM. Amtsblatt tes Rates unb beapoli?eiamtes ber Stabt fripjio 107. Jahrgang AnjelgeiMweif*: oon auetodrto 30 PI., Retlamen 1.20 tnt. Jnferat* oon Oeborden Im amtlldfen Veil dl* Petitselle 50 Pf. e*f<hdfloanj*ig*n mit piaftoorfertfl im Preif* erhdbt. Rabatt nach lartf. OrllagegtbUbr: Cefamtanflag* 6 tnt. pro häufend extL Poftgebübr. «ellbellage böb*r. Anzeigen-Annahme: Jobanniegaff* I, bei fdmtllchen flllalen und allen Annoncen.Expeditionen dee Ja. und Rolande«. Serllner Redattlon. Jn den Zelten e. fetnfpred>*Raf<hlu0i Amt Hloabll n*. «97. fit. 282. .Freitag, den 6. Juni. 1913. Das Widtfigflc. • Die 93 o t | d) a f t e r! o n f c r c n j befchloß, etn befonbereS (Statut über bic '21 e g ä i f d) e n Unfein ausarbeiten ju taffen. (S. bef. Rrt.) • Ter neue 3 c p p c t in => £ n f t! r e u & e r „üi. 3. 19" ift fertiggeftettt unb wirb «an ber ntititärifrfjen Stommiffion ab genommen Werben. Politildjes Wetterleuchten in Bayern. Son Dr. ft. I b 0 m a = Slugsburg, RI. b. R. u. b. bayr. ß. Sim 14. Ronember 1911 ereignete fitf) bet feit Jahrzehnten nidjt bagemefene ftall einer Sluflöfung bes bayerHdjen ßanbtages. Sie war bie ftolgc eines Konflilts, in weiften bas baycrifdjc ßanbtags» Zentrum mit bem bamaligen Siertehrsminifter ö. ftrauenborfer geraten war über bie ftragc, ob gegen ben Serbanb bes Sübteutfdjen Gifcnbaljn» unb Poftperfonals (Bemalt unb Unterbrüdungs« maßregeln angewenbet werben füllten. Dicfer Ser» banb war nämlid) bem unter 3entrumspatronat ftehenten Sayerifchen Gifenbahnervcrbanb unbequem geworben unb auf feine nahezu Smeibrittelmefjrteit im bayerifdjen ßanbtag podjenb, forberte bas 3entrum bie Slusrottung bes fübbeutf^en 93er» banbes. Herr d. ftrauenborfer blieb objettiv nach beiben Seiten bin; inbem er ein Gtnfchreiten gegen fein im fübbeutfeben SJerbanb organifiertes Perfonal ablehnte, gab er bem 3entrum gleichzeitig zu ver» fteljen, baß er niüjt gewillt fei, fid) lebiglid) als ge« fügiges SBertzeug ber Sarlamentsmehrhett ge» unb mißbrauchen ju laffen. Das gefamte übrige Staats» nrinifterium erflärte fid) mit Sjerrn o. ftrauenborfer folibarifd,; bas 3entrum oerweigerte bie SBeiter» Beratung bes Subgets; bie Regierung zog beherzt bie Konfequenz unb appellierte burd) Sluflöfung bes ßanbtags ans bayrifche Soll. Rod) bevor biefes gefproeben batte — am 5. ftebruar 1912, bem läge ber Reuwahlen —, [tritt) bie alte Regierung aus bis jetzt nid)t genügenb auf» getlärten Grünben bie Segel, bas Gefamtfatonett trat zurücf; aus ben SBablurnen besfelben Tages ging nochmals eine fchwadje 3entrumsmehrteit für bie 3®eite Kammer hervor, bas Subftrat für ben neuen 3Jlann unb bas neue Regime, ftrhrn. o. Sjert» fing, ber teute nodj Sorfißenber ber 3entrums» fraftion bes Reidjstagcj unb morgen Rlinifter» präfibent war, mit bem Sluftrage, bas neue Kabinett zu bilben. Sils Radjfolger bes Sertebrsminifters o. ftrauenborfer ertürte fict> Hertling ben Sräfibenten ber Gifenbabnbirettion Rürnberg, Herrn oon S c i b l e i n. Rian war natürlich allgemein barauf gefaßt, baß ber neue Herr ber K. B. poften unb Gifcnbaljnen in ber fritifdfren ftrage, bic zur ßanbtagsauflöiung geführt batte, audj einen neuen Sßeg roanbeln würbe. 9Jlit Spannung fab man besbalb ber 93e= ratung bes 93ertebrsetats im ßanbtag 1912 ent» gegen. Dod) war es Sinncstäufdjung, war’s beffere Ginfidjt, bie im batjerifeben 93erfef)rsminifterium ein» gelehrt war? — 9Jlinifter o. Seiblein oertrat, als er fid> zum erften üüalc grunbfätjlich zur fjrage ber Unterbrüdung bes Subbeutfcben %3oft= unb Gifen» babneroerbanbes äußern mußte, ben gleichen Stanb» puntt wie fein 93orgänger, unb es fehlte nicht an ßeuten in ber 9Ibgeorbnetenfammer, bie ben Äopf fdjüttelten unb fragten: SBozu benn ber ganze Speftatel, ber uns neben bem 9?eid)stagswabltampf auch nodj einen beifpiellos erbitterten ßanbtags» wabltampf gebracht hatte? Sjerr o. Seiblein mochte aber bamals noch zu wenig ertannt unb gewürbigt haben, was es beifet, ÜKinifter oon 3entrumsgnaben zu fein. Die ihm offenbar petfönlid) zufagenbe, vernünftige unb politifdj tluge Slnfdjauung feines Jßorgängers füllte ihm halb oerleitet werben, ftaum eine Sßodje oer» ging unb SRinifter 0. Seiblein aufeette fid) in ber „oberen“ baperifdjen Kammer zum zweiten 9Jiale ZU bem titzltdjen Thema! Unb fiete — bie fdjwarze 93reffion hatte ihre SBirtung getan: ber neue 93er» febrsminifter war mit einem SD?ale vor Scharf» macherei nicht wicber zu ertennen, er rebete ganz bem 3entrum zu Gefallen, wie wenn ber 93erbanb bes Sübbeutfchcn Gifenbaljn» unb ^Joftperfonats fid) plötjlid) zu feinem 9lad)teile geänbert hätte. Dies war jeboeb nidjt ber 3all, im Gegenteil. Der Ge= famtoorftanb bes 93erbanbes hatte turz oorter, am 24. September 1912, bie offizielle Grflärung abgc» Sehen, bafj bet 93erbanb ben Streif — unb barum anbelt es fid) bei ber ganzen $ad)e! — nicht als gcfefclittes 'JRittel zur 93erbefferung ber ßage ber Arbeiter unb 93eamten ber 93ertete5oerwaltung be» tradjte, ba ein ’olher Streit bie frfimerlten Gr» febütterungen bes Grwerbslcbens teroorrufen müßte- Diefe Grtlärung fanb nicht bie Billigung ber fozial» bemotratifdjen Äammerfrattion, bet fteiebstags» unb flanbtagsabgeorbnete Segih mißbilligte fie aus» brüdlid) unb ber fübbeutfte 93erbanb batte fogar Austritte „unentwegter“ Sozialbemotraten zu oer» zeidjnen. Klan hätte meinen Jollen, baß §err o. Seiblein bies zur weiteren Stüße feines zuerft eingenommenen Stanbpunhes benußen würbe. Dodj weit gefehlt! Unter bem 3entrumsbrudc ignorierte er bie Stellungnahme bes 93erbanbes in feinen ßanbtagsrcben oom 11. unb 24. Ottober 1912, unb er ignorierte fie jeßt in feinem Jjanbeln, benn bas 3entrum will Taten feljen! 9lm 12. 9Ipril 1913 erging aus 9lnlaß ber 9leu» bearbeitureg ber iBeftimmungcn für bie 9lufnabme in ben batjerifeten Gifenbabnbicnft ein Utas, welcher zunäcbft oon ben neuzugebenben 9lrbeitern ber 93er» fcbrsoerwaltung ben unbebingten 93erzid)t auf ben Streit forbert unb bas 93erbot ber 3ugeböxigteit zu Bereinigungen aufi’tellt, beren 93erbalten nicht ge* nügenbe (!) Sicherheit gegen gemeinfame Gin» ftellung ber 9lrteit ober bes Dienftes bietet. 9Us tierbotene Drganifationen werben bezeichnet bie freien Gewertfchaften ber SRetall» unb Transport» arbeitet unb ber 93erbanb bes Sübbeutfchcn Gifen» bahn» unb 93oftperfünals. 9Benn ber letztere SBerbanb in ber Tat fo gc» fäbrlid) unb ftreitoerbäd)tig ift, wie nad) biefem 93or= geben ber 9legierung angenommen werben muß, bann muß alsbalb auch ber zweite Schritt getan werben: es muß von ben bereits vorbanbenen 9JTit» gliebern bes fübbeutfeben 93erbanbes, foweit fie im baperifeben 93ertehrsbienfte fteben, bei SJteibung ber Dicnftentlaffung ber 91 u 9 t r i 11 aus bem oer» boienen 93erbanbe geforbert werben. Das wäre bas Gnbe ber fübbeutfeben Drganifation! Gs ift tlar, baß es barob zu neuen leibenfcbaftlicben Kämpfen innerhalb unb außerhalb bes Parlaments tommen muß, unb man fragt ficf>, welche Tatfacben unb 93or fommniffe bie baperifdje 93ertehr5t>«rwaltung zu ihrem entfd)eibenben Schritte gegen ben fübbeutfeben 93erbanb veranlaßt haben. SBis jetzt bat fie troß eines längeren Betfuches, biefen Schritt in ber „Payerifcten Staatszeitung“ zu begrünben, Tatfädj» lidfes nicht beizubringen vermocht. Der 93erbanb bat im Gegenteil gelegentlid) feiner außerorbent» lid;en Gcncralverfammlung am 25. unb 26. Dezember 1912 zu Gannftatt jene Grflärung bes Gefamt» vorftanbes vom 24. September 1912 gutgeheißen unb ueuerbings fcftgelegt, baß er non bem § 2 feiner Statuten weber abgewidjen fei nod) abzuweichen ge» tenfe, nämlid) vom 9lusfd)luffc aller par» teipolitifeben unb fonfeffion eilen 93 c ft r c b u n g e n. Der internationalen Trans» portarbeiterföberation gehört ber 93erbanb fdjon feit brei Jahren nicht mehr an. Dem Kartell ber freien Gewertfchaften ift ber 93erbanb als folcher in feiner fttnm angefcblofien. 9Benn troß btefet ,,9?ed>t9» entwictlung“, ber keinerlei entgegengefeßte tatfädj» liebe Borfommniffc gegenüberfteben, bie 93crtebrs» Verwaltung ben llnterbrüdungsfelbzug gegen ben „Sübbeutfcfjen“ begonnen bat. fo muß unb wirb fie ihre Grünbe bafür haben. <5ür ben unbefangenen ^Beobachter tonnen es aber feine anberen Grünbe fein, als bas Seftreben, ber regierenben Partei unb beren „chriftlid)en“ Gifenbabnervcrbanb in Payern zu willfahren unb biefc letztere Percinigung von einem unlicbfamen Konfurrcntcn zu befreien. So ift biefc Crganifationsfrage uufs partcipolitifdje Geleife ge» fchoben unb felbft, wenn man annehmen tonnte, baß biefc 9lbficht ber 9iegierung fremb fei, müßte man im Jntereffe ber politischen Klugheit bie fdjleunige Gin« ftellung bes Perfolgungsfelbzugcs verlangen. 9J:rf)t bloß im 9lamen ber Klugheit, fonbern auch ber Geredjtigfeit ift ber baprifeben Regierung anzu» raten, ben Kampf gegen ben „Sübbeutf^en Gifen» babnerverbcinb'* niajt weiterzutreiben. Sie mißt offcnfid)tlid) mit zweierlei Plaß, wenn fie in ihrem Organ erflärt, zu einem gleidjgearteten Porgebea gegen anbere als bie jetzt verbotenen '-Bereinigungen beitebe berinalcn fein 9lnlaß. 3unäd)ft beftanb zum Peginu ber Si’inbieligteiten gegen ben fübbeutfeben Perbanb „o:rmalen" ebenfalls fein 'ilnlaß, unb fo» bann ift ber bem Geiamtverbanb ber cbriftlicben Gc» wertichaften Deuiidjlanbs forporatin angeglieberte Payrifcbe G i j e n b a l) n e r v e r b a 11 b in puncto Streif iicberlid) fein fiaar belfer als ber „Sübbeutfdje“. 3ablretd)e Pertreter ber cbriftlicben Gewerfjdfaften haben in Schrift unb 9iebe bas Streifred)t für bie ftaatlicbcn Perfebrsarbeitcr offen geforbert ober bod) nur fo verllauiulicrt auf basfelbe verzichtet, baß bie« jein Per,iid)t, um mit ber baiirtjdjen Regierung gegen« über bem „Sübbcutjdjen“ ju reben, eine „entfcyeibenbe Pebeutung nidjt beigemeifen“ werben fann. Sogar tm bayrijeben ßanbtag haben fdjwatze Gcwerffthajta» vertretet fid) für oen Perlehisftreif als ultima ratio erflärt, falls bie 3wrberungen ber Pcrtebrsarbeiter unb -Pebienfteten nidjt auf anbere 2J3eije, insbefon» beve burd) 'Regierung unb ßanbtag, befriebigt wür» ben. Stögeii fie bie' Gveutualität bes Streifs aud) noch fo in bie ^erne gerüdt haben: ein unbebingter unb glatter Perzidjt auf bas Streif recht, wie er jeßt vom iübbeutjehen poft» unb Gifenbahnverbanb gc» forbert wirb, ift bies feineefalls. 9lber hier ftellte fid) bie '.Regierung offenbar auf ben Stanbpunft, baß auf exzentriiehe 9leußerungen einzelner cbenfowenig 311 geben fei, wie auf bie grunbiäßlid)e fjaltung bes Geiamtverbanbes ber christlichen Gewerffdjaften Deutjdjlanbs. Jm anberen ^alle bagegen Jcheint bie nämlidx 'Regierung taub zu jein gegen bie offiziellen unb programmatischen Grflärungen bes fübbeutid"'’’ Perhanbes vom 24. September, vom 26. Dezember 1912 unb neueftens vom 21. 2Ipril 1913. Das fchwere Gefchüt? bes Pcrbotes einer Organijation aufzufahren, wäre immer noch 3cit gewejen, wenn tatfäd)lidje Porfommniffc, 3. P. Agitation für einen Streif tm Percidjc ber Perfehrsocrwaltung, ba,zu 91nlaß unb ^anbhabe gegeben hätten. „JRitten im Stieben" je» ooä) 311 fold)en 'JRaßregeln 311 greifen, bic in ihrer PSirftinq wegen ber 'JJlaffc bet baran Petroffenen gar nicht zu überfehen |inb, heißt unnötigerrocife Kämpfe hcraufbefchwören unb 'JRißftimmung erregen, bic um jo tiefer geht, als fid) bic baytifete Regierung faum wirb von bem Perbachte reinigen tönnen, in biefer Sache cinfcitig jugunften ber 3entrumsorgani» jation ber bayrtjehen Gijcnbahner Stellung genommen ZU haben. Unb bas ift ber politij<te Grimo, warum liberale fraftion unb liberale preße in Payern bas 93orgehen ber Regierung gegen ben jübbeutjehen Gijenbahnervcrbanb ablehnen. 9ln {ich haben bie Die Haljrljuiiüertausltellung zu Breslau. Preslau, Anfang Juni. Der Prinz Hohenlohe, ber feinerzeif ben Scheitniger Part angelegt unb feinem ftreunbe unb Gönner Jriebrid) Jßilhelm II. eines ber wenigen Dentmalc für biefen letenslujtigen König gejeßt hot, müßte heut einmal ben Kopf in bie 3>öhe reden. 9Bic würbe et ftaunen. 9lo<h fteben bie hoben Gidjen unb Buchen feines Jagbreviets, noch fehmüden bic Sanbftcinfiguren bes Gartens um fein Jagb» fchloß ä la ßouis XIV. eine gefällige 9Inlagc, noch ragt bie Säule mit Sriebricb Sßiltetm II., aber ganz öicht baran jcbließt fid) ein japanifches Gärt» lein mit Techaus, baneben reiben fidj ein Karo» lingcrgartcn, bas 9lrzncigärtlein eines 9lrztcs aus ber 3eit um 1580, italienifcte Anlagen, 9liofen» bostette. Der Siebermciergarten barf natürlich nicht fehlen, etenfowenig wie ter moberne ihm ver» roanbte Sjausgarten. Dahinter erhebt fid) eine Sriebbofanlage mit Urnenballc unb ein fleines oberfchlefifches Sdjrotljolzfircblein, alles bineinge« fetjt zwijehen bic alten Päumc unb weiten 9Biefen, als wäre es immer bort gejtanben. Diefer grünenbe, blübenbe Gürtel umfdjließt bic Breslauer Jahr» bunbertausitellung unb gibt ißr ben befonberen Beiz. Kaum bat man bas Bett ber 2llten Ober über» fdjrittcn, ba ficht man über bic Kronen prächtiger ßaubbäumc, wie fie nur bie beutfebe Tiefebene nabe ber SBcfferläufe tennt, bic Kuppelhalle emporragen. 3war ahnt man nicht, weil ber 9Raßftab fehlt (bei St. Peter zu Rom geben ibn Berninis Säulen» hallen), baß man bem größten Kuppelbau ber 9ßelt gegenüberftebt; aber gewaltig bleibt ber Ginbrud biefer einfachen Silhouette bennod). 9lußerbem erfreut an biefem vom Breslauer Stabtbaurat Berg entworfenen Sau bic 9JfatcriaI« edjtbeit. Gr ift aus Gifenbeton unb betont in feiner ganzen Struttur biefen Gljaratter aus gießbarem, formbarem SDiatcrial. Jn ihrer ganzen Schönheit offenbarte fid) allerbings erft bic JpaHe, als man ihren Jnnenraum, gefüllt mit 3Rcnfdjen, beim &auptmann»3reftfpiel betrachten burfte. 9Binzig Hein erfdjienen ba bie Taufenbc. Gleich 9liefcn» fingern ftütjen fchöngefchwungene Streben eine farbige fiaterne, bic wie eine zufammengebudte Spinne über ber anfteigenben Kuppel fi^t 9Benn einjt bie großen 3®*delflächcn mit einfacher fDlalerei bebeeft fein werten, wenn wenig, fchonungsvdn an« gewanbte, Sorte bem grauen Ion bes Beton feft« lieberes Gewanb leihen wirb, bann bürftc biefer Raum zu ben Sauwunbern einer neuen 3ett zählen. Troßbem möchte i<b <ßn nicht bas teteutenbfte 9Bert biefer Husftellung nennen, fonbern bie 9lusftetlungs« bade felbft. Sie ift oon Prof. Poel)ig, bem Direftor ber Breslauer Kunitatabemie, entworfen, ben wir feit feiner Sobertalfperre zu ben tebeutenb» (teil Süufünftlern unferer 3eit redjncn bürfen. Seibe Gebäubc vertontet mit ber großen 9leftaura= tionsanlage am tünftlidjen leid) eine Pergola, ber violetter Rhobobenbron unbSBeinlaub {üblichen, fejt« liehen garbcharatter verleihen. Die Slusjtellungs» halle erinnert in ber Ginfachheit ber ßinien an ben Gmpireftil, beffen 3eit unb Grinnerung bic 2lus» ftellung gibt. 2lber biefem Stil ift nichts als bie glüdlidjcn Perhältniffc gelungener Blaße entnommen, alle Details finb neu erbadjt. Die Säulen unb SZalbfäulcn, eine Kombination von ägyptifchem ßotoslapitäl mit borifefjer Säule, bie vier Kuppeln mit ihren verfchiebenfarbigen Serglafungen. Jn bic weiten Räume biefes Sauwerts finb bie 3ei<hen ter Grinnerung an bic große 3eit um 1813 gestellt. Unter einer ber Kuppeln bie Gebcntljalle mit ben bebeutenbften Opfern ter 3eit auf Tafeln verewigt, in ber 9Ritte eine Radjbilbung von Scharnljorfts Grabjtein. Jm Gingangsraum fehen wir Rapoleons Reife» wagen, bei 'JBaterloo erbeutet, im SeJitj ber gamilie Blücher. Dann, folgen neben bem Sterbezimmer bes Generals Sorwärts Grinnerungen, Silbniffe, Uni’ formen, Jjanbfcfaiften von Stein, Gneifenau, t Pord von 9Bartenberg unb von allen Heerführern ter’3eit. Gin großer Saal ift ber Königin Cuife gewibmet. Gs jchließcn fidj an bie Säle mit ben Dichtern unb Den» fern, bie bas Bolt zum Kampfe gewedt, bie Schwer« ter gejdjärft haben. 'JJlit Rührung geht man an Kälten mit ben Silbern eines Kleijt, Körner, 9Irnbt entlang, vor bem Silbe dichtes aber vor bem Rlanuftript feiner Reben bleibt man finnenb fteben. 9Iurfj Gbamiffo, te la Riotte Souque, fjranzofen ter 9lbftammung, Deutfchc ter Gefinnung nad), treten uns in Silb unb odjrift lebenbig entgegen. Unb bann bie SDlaler unb Silbner. Träumenbe Kinber einer waffentlirrenben 3<it. Kafpar Davib ftriebrid), Georg fjriebr. Ker ft in g, Garl GuftavGarus, pt)itipp®eit, Dverbed 11. a. m. Gs ift, als wenn zwei Gejinnungen, eng beieinanber gefeilt, bie Gpod)e beherrfd)t hätten, beutfdjes Iraumertum unb beutfebe Kampfcsluft. Rber bie Größe biefer Soltsbewegung unb «ertebung wirb erft tlar, wenn wir bic Säle ter Rapoleon» erinncrungen burdjwantern. Da fteljt bie golbene SBiege bes Königs von Rom, ba fein Silber. bortSev« resvafen, unb alles in einem neuen großen Stil. Darin untcrfcheibet fid) Rapoleon von ben anberen Gr» oberem ber 9Beltgefd)id)tc, baß er nicht bie Kultur eroberter, böljerftehenber ßänber annahm, fonbern gleichzeitig Kultiirfdjöpfer unb «träger war. Unb alles, was er gefdjaffen, zeigt bas Gepräge, ben Stempel feines SBefens, feiner großzügigen 9lrt. 9Bic er in Rom ben Pincio, le Jarbtn bu Granb Gdfat, angelegt hat, fo bantt im Breslau feine Promenaten. Gr begnügt« üch nicht banrit, ^tungs« wälle zu fdjleifen, fonbern fdjuf fie zu ftriebens« unb Bürgergärten um. Die Perfönlicbfeit biefes Großen bilbet ohne 9lbfid)t burd) ihre zwingenbe Kraft ben Rlittclpuntt ber 9Iusftellung, an ihrer Größe tönnen wir erft bic Höhe ter Soltserhebung Deutfchlanbs meffen. So bebeutet biefe Grinnerungsausitellung für bic Dcutften, unb vor allem für bic Schlefier unb Breslauer, von wo ber 9lufruf an bas Preußen» voll zum Kampfe ausgegangen, wo ßüßow im „Goh benen Steptar“ feine „wilbc Sdjar" gegrünbet, wo Profeffor Steffens feine jungen Stubenten in Krie» ger gcwanbelt, einen neuen 9lufruf an bas beutfebe Bolt. Sie zeigt in einer 3eit ber Ueberfd)äßung materieller Güter, wie Jbeale unb Jbcaliften eine Sffielt umgeftaltet haben unb wie an ihren Kräften, an ihrer Gefinnung bas gewaltige Schwert eines Rapoleon felbft zerfplittcrte. 'JRögc bi« 9Birtung biefes 9Bedrufs, in fdjönfter 8°rm im Rahmen biefer Schau, an Deutfcte gerichtet, nicht nußlos mit bem Jahre 1913 verwehe! Dr. Robert Corwegh. &unlt und Willenlthalt. * „Barfifal" auf ber Dresbner Hofbühne. 9ßic aus D r e s b e n gcmelbet wirb, füll aud) an ber bor« tigen Hofoper im nädjften Sabre 'Ißagners „P a r» fifal“ cufgefübrt werben. Doch will man, um bem 9ßerte ben Gbaratter bes Sßeitjefeftfpiels zu fiebern, ben „parfifal“ in einer befdjränften Rnzaljl von 'iluffüyrungen, etwa vier- bis fedjs« m a I im Jahre, auf bie Sühne bringen. * „Orpheus“ in H«H«»au. Sei ber gelegentlich ber Hellerauer Sd)ulfe)te ftattfinbenben Ruffübrung von Gluds „Orpheus“ fingt Fräulein Gmmi ß e i s n e r von ber Kgl. Hofoper in Berlin ben Orpheus, Fräulein Grna ft re unb von ber Dres» bener Hofoper bie Gurybite, ftrau Rina 3 a q u c s « Dalcroze ben 9lmor. Die Gböre bilben bie Schüler unb Schülerinnen ber Silbungsanftalt 3aques»Dalcroze. Die Tänze bat fträulein 9lnnie Bed einftubiert, eine ber heften Schülerinnen von Dr. Jaques«Dalcroze, ber bas Ordjefter felber biri» gieren wirb. * Cine Iheateraffäre in Rlagbeburg. Die Stabt« verorbneten von 'JWagbeburg haben cinftimmig bie fofortige ßöfung bes Ibcatervcrtrages mit Direttor H a g i n unb ber Iheaterbetriebsgefell» fchaft befdjlofien. Hagin bot vergeblich bie alleinige 9ßeiterfübrung unb Kautionserböbung an. * Rus ter Ibcaterwelt. Das Sdiaufpiel bes be« fannten ejtrem«veriftifeben 'Dialers Kotofcbta, betitelt „Sdjaufpiel", beffen Premiere an ber neuen 'IBiener Bühne ftattfinben füllte, würbe nad) einer Rielbuna bes S. B. G. plößlid) verboten. — „Das Buch einer ftrau“, bas inßetpzig wobl« befannte ßuftfpiel ßotbar Sdjmibts, würbe in Tepliß» Schönau im lebten ilugcnblid abgefeßt. weil ber Grzberzog Karl ftranz Jofef, bet bort zur Kur weilt, es als n i ch t g e e i g n c t für feine Gattin bezeicb« nete. Die Dirertion unterließ’baraufbin bie Ruf» führuna. * Runftnachrichten. 3um Radjfolger Gabriel v. Seibis beim Rusbau bes beutfeben Rlufeums in RI ü n d) e n würbe ber Srubcr bes Perftorbcnen, prof. G m a 11 u e l v 0 n S e i b l gewählt.—3n Jena ift ber junge Rtaler Hans Srud), ber zweite Sohn bes berühmten Komponiften, an einer Blutvergiftung geftorben. * Tie Penfionsanftalt beutfdjer Journaliften unb Sd)tiftfteller in RI ü n d) e n tann im Juli auf ihr iiOjäljriges Sciteljen zurüdbliden. Dem Gefdjäfts» beridjt für 1912 ift zu entnehmen, baß in biefen 20 3abren 1700 Serfidjerungen abgefchloHen würben. Die Gefamtprämien »Ginnahme beziffert fid) auf 1 556 000 ./z, an außerorbentlichen Ginnaßmen würben 708 000 .fl. unb an 3injen 724 000 .* erzielt. 9ln penfionen unb 3ufd)ü|fen würben 287 000 4ur 9luszaf)lung acbracht. Das Bermögen ber 9lnftalt wirb am Schluffe bes 3ubiläumsjahres 2,5 'Dlillioncn 'Diart betragen Sorftanb unb Ruffidits« rat ber 9lnftalt haben ber am 26. 3uni in Stutt gart ftattfinbenben Hauptverfammlung ben 9lntrag unterbreitet, bem Jubiläumsgebanten burd) bie Gr« bößung bes 3ufd)uffes zu ben Sliters» unb 3nvali» benrenten auf 100 fidjtbace Pebeutung zu ver* leihen. Der 3ufdiuß für bie SBitwen * 1 * * * 5 unb Jßaifen« renten füll ebenfalls auf 100 Ji. feftgefeßt werben. * Sius ber Gelehrtenwelt. Der SBirtliche Geheime Oberbaurat Dr.»3ng. unb Dr. pbil. Otto Sarrazin, ber foeben ben erbetenen 2lbid)ieb aus bem Staats» bienjte erhalten hat, wirb, wie wir hören, fein 9lmt als Sorfißenber bes „9111 g e meinen Deutfdjen S p r a d) v e r e i n s“ beibebalten. Das unausgefeßte prattifebe unb fdjriftitellerifd)e SBirten Sarrazins, bie Reinheit unferer 'Dtuttcrfprache namentlich aud) im amtlichen Sdjriftftil zur Geltung zu bringen, ift hinreichcnb betannt unb wirb allgemein gewürbigt. — 9Bie aus 'IBien mitgeteilt wirb, tritt ber Pro» fejfor für englifdje Philologie, Hof rat 3atob Sdjip« per, mit bem Gnbe bes laufenben Stubienjayres in ben Rußeftanb. Das profefforenlollegium fdjlug iirimo unico loco ben Profeffor ’an ber Heibelberger llniverfität Hoops vor. * Der 3nternationale Strlegerfongreß in 'S u b a « p e ft tagt, wie wir bereits melbeten, feit bem 2. b. RI. 'Ilm Rlontag würbe über ben Kampf geaen bie Pornographie verhanbelt. Den Sorfiß führte 91. See» mann (Leipzig), fterner würbe bie Rebuttion ber Pofttarife unb ber 3eitungsftempel bebanbelt. 9lm Dienstag vormittag bilbete ben Stoff ber Beratungen ber Schuß bes pbotographifchen Autorenrechtes, welches Thema R. Seemann (Veipzia) unb R. Songuet (Paris 1 referierten. Son Jntereffe war, baß in biefem Kongreife zum erften Rial bas Serhältnis ber Kincmatographen zum Autorenrecht zur Sprache tarn. 2. S 011 m a n n (ßeipzig) beantragte bie Schaffung eines internationalen Rlufeums ber Ber» leger. Donnerstag würben in ber unter bem 93or» fiße bes Direttors Sittor Ranfdjburg ftattfinbenben plenarfißung bie Sefchlußanträge zur Sbftimmung gebracht. * Der große Brei# ber .Academie Franchise ift nad) Rlelbnngen aus Paris bem Dichter Romain R 011 a n b für feinen Roman „3ean«Ghriftoph“ verliehen worben.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite