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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831014
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-10
- Tag 1883-10-14
-
Monat
1883-10
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1883
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r ') >. e r n ». «rschelst tägltch früh 6»/, Uhr. Uetiulioa m»t LrPrtvi»» JohanneSgaffe SS. Sprechstnadkn der Ned«Uo». vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—I Uhr.. k»r »U «^.»«^..5.^. »«N- —» - A««>tz«e »er für »t« »LchM«l,e»H, Nummer »efttmmte» Inserat, an W»chenta,eo »iS 3 Uhr RachmiUa,», an v»nn- »»« FesttaarPfrü» »t»'/,» Uhr Zn te» Filinlr» fSr Z»s.-A«,atzme: Vtt« Klemm. llniversttLt«straß« 21, Lani« Lösche» Kotharinenftläße 18, p. »ur »t» Atz, WpMtr.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L8 IAA. Adonnemratsnrei« viertel). 4'/, Ml. inet. Briugerlohn b MI, darch die Post bezöge» 6 Mk. Jede einzeln« Nnmmer 20 Ps. Belegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen «hae Postbeförderung 39 Mk. »U PostbesSrderung 48 Mk. Petitzeile SO Pf. hriftrn laut unserem Preis. verzeichniß. Tabellarischer a-Ziffernsatz nach höherm Tarif. Lttliau« »nker dem Nedarlionsstrich die Spallzeile SV Pf. Inserate stad stets an die SrpeVitia« »» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlnag prneniuueravtio oder durch Post. Nachnahme. ^ 287. Sonntag den 14. October 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Seffenllkche Sitzung der Lkadlverorduetcn Mittwoch, a« 17. Oetbr. 188», Abend« «'/, Uhr, tm Gaale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: 1 Wahl fünf unbesoldeter Stadträthe. II. Bericht d«S Oekonomie»Ausschusses über: a. Nack forderung wegen Neupflasterung der Hainstraße; d. Nach forderung wegen Instandsetzung der Schwanenteichufer. III. Bericht de« Bau», Oekonomie- und Finanzausschusses Uber: n. Verlängerung der BebauunaSfrist für den an der Ecke der Bismarck- und MoscheleSstraße gelegenen Billenplatz Nr. SO; d. Verlängerung der BevauungS- srist für den Bauplatz Nr. 7 an der Gustav»Adolf straße. IV. Bericht deS Stiftung-», Finanz« und BauauSschuffeS über den Ausbau de- Armenhause« und Verwendung von Nachforderungen. Di« revidirte bez. neuaufgestellte Liste derjenigen hiesigen Einwohner, welche zu dem Amte eines Schüssen oder Ge schworenen gesetzlich befähigt sind, wird vom 15. bis mit 24. October dss. IS., mit Ausnahme deS Sonntags, in den Stunden von Vormittags 8—l2 Uhr und Nachmittags von 3 — 6 Uhr im Meldeamt, Abtheilung H deS PolizeiamkS, ReichSstraße 53/54, 1. Etage, zu Jedermann« Einsicht öffentlich ausliegen. Diejenigen, welche nach der unten abgedrucktcn Beilage X deS Gesetzes vom 3. Mai 1879 vom dem Schöffen- oder Geschworenenamte befreit zu werden wünschen, haben inner halb der vorstehend angegebenen Frist entweder ihre Gesuche schriftlich bei unS einzureichen oder bei dem mit der Aus legung der Liste beauftragten Beamten zu Protokoll zu erklären. Ebenso kann innerhalb derselben Frist jeder über 30 Jahre alte OrtSeinwohner wegen Uebergehnng seiner Person, dascrn er zu dem Amte eine« Schöffen oder Geschworenen fähig zu sein glaubt, sowie wegen Uebergehnng fähiger oder wegen er folgter Eintragung unfähiger Personen Einspruch erheben. Leipzig, am 11. October 1883. Der Skath der Stadt Leipzig, vr. Georgi. vr. Wangemann. Beilage Gertcht»»ersaff«ngSgesey nom 27. Jannar 1877. 8. LI. DaS Am» eines Schössen ist ein Ehrenamt. Tastelbe kaun nur von eiuem Deutschen versehen werden. 8- 32. Unfähig zu dem Amte eines Schöffen sind: 1) Personea, welche die Befähigung io Folge strafgerlchtllchrr Bcrurtheilung verloren haben; 2) Personen, gegen welche da- Hauptvcrfahren wegen eine- Ver brechens oder Vergehen» eröffnet ist, das die Aberkennung der bürgerliche» Ehrenrechte oder die Fähigkeit zur Bekleidung öfscntlicher Aemter zur Folge haben kann; 3) Personen, welche in Folge gerichtlicher Anordnung iu der Bersügung über ihr Vermöge» beschränkt sind. 8- 32. Zu dem Amte eines Schöffen sollen nicht berufen werden: 1) Personen, welche »ur Zeit der Aufstellung der Urliste da» dreißigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben; 2) Personen, welche zur Zeit der Ausstellung brr Urliste den Wohnsitz in der Gemeinde noch nicht zwei volle Jahre haben; 3) Personen, welche für sich oder ihre Familie Brmen-Unter- stützung auS öffentlichen Mitteln nnpsangen oder in den drei letzten Jahren, von Aufstellung der Urliste znrückgerechnet, empfangen haben; 4) Personen, welche wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zu dem Amte nicht geeignet sind; 5) Dienstboten. 8. 34. Z» dem Amte eine» Schöffen sollen ferner nicht be- rufe» werden: 1) Minister; 2) Mitglieder der Senate der freien Hansestädte; 3) Reichsbeamte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 4) Staatsbeamte, welche aus Grund der LandrSgrsetz« jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können; 5) richterliche Beamte und Beamte der Staatsanwaltschaft; 6> gerichtlich« und polizeiliche BollstreckungSbeamtr; 7) ReligioaSdieuer; 8) DolkSschullehrer; 9) dem aktiven Heere oder der arttve» Marine angehörende Militairpersonen. Die Landesgesetze können außer den vorbezelchnetrn Beamten höhere BcrwaltungSbeamte bezeichnen, welche z« dem Amte eines Schöffen nicht berufen werden sollen. 8- 84. Das Amt eine« Geschworenen ist ei» Ehrenamt. Da«, selbe kann nur von einem Deutschen versehen werdeu. 8- 8». Die Urliste für die Auswahl der Schöffen dient zugleich alt Urliste für die Auswahl der Geschworene». Di« Vorschriften der 88 W bi» 35 über dir vernfnng znm Schöffenamte finden auch aus da« Geschworenen««»» Anwendung. Gesetz. Vle Bestimmungen i«r Ausführung »e« GertchtSverfaffnngS Gesetze» s«m 27. Januar 1877 re. enthaltend; vom 1. März 1879. Zu 8- 24. Zu dem Amt« eines Schöffen und eine« Geschworenen sollen nicht berufen werden: 1) die AbtheilungSvorstände und Vortragende» Räthe in den Ministerien; 2) der Präsident deS LandeSconsistorium«: 3> der Generakdirector der SiaatSbahaeo; 4> die Krei«. und AmtShauptleule; 5) die Vorstände der Sicherheitspolizei-Behörden der Städte, welche von der Zuständigkeit der Amtshanptmanaschastea an«- genommen sind. LtaMibliottzek. Ausstellung von Originaldrncken Luther'fcher S«Hrister», Bildnissen Luther'S und sonstige» Luther erinnerungen. Von Sonntag den 7. bi- Sonntag den 21. Octoder täglich geöffnet von 10 bi« 8 Uhr. vr. Wust mann. Versteigerung. Dten«tag, de« 23. vetade, 1883. varmittags 18 vhr soll im Auction-locale de« hiesigen königl. Amtsgericht« das Recht au« dem vom iaiserl Patentamt zu Berlin unter Nr. 23,860, ans die Dauer von 15 Jahren vom 14. November 1882 ab unterm S. September 1883 ertheilten Patente ans ein« „Fril««aschine sür rund« und kantige prostlirte Gegenstände au« Hotz oder Horn" meistbietend gegen sofortige vaarzahlung versteigert «erde». Leipzig, den 8. October 1883. Stein de«, Gerichtsvollzieher. I» unserer Verwahrung befinden sich eine Anzahl Gegen- stände, als: 3 Taillentücher, 2 Frauenschürzen, 1 Taschentuch, 1 blaue tkinderwagensteppdecke, 1 weißlemeuer Bettüberzug, gez. R. L. 9, 1 lederner Tabaksbeutel, 3 kleine weibleinene Servietten mit Fransen, gez. X. v., 1 weiße» Tischtuch mit rother Kante, ge». L. >1. 15, 1 Tischtuch, gez. L. 4, 1 Taschenmesser mit Htrschhornschale, welche vor einigen Monate» vermnthllch an« verschiedenen Garten häuser» hiesiger Stadt gestohlen worden, deren Eigenthümer bislang aber nicht zu ermitteln gewesen sind. Wir veranlassen die unbekannten Eigenthümer, sich ungesäumt bei un» zu melden, widrigenfalls den Rechten gemäß über die Gegenstände verfügt werden wird. Letztere können in unserer Lriminal-Abthellung in Augenschein genommen werden. Leipzig, am 11. October 1883. Da« Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. vr. Berger. LogisvernnctlMg. Im Hintergebäude des UniversttätsgrunSftüSS Ritterstraße Nr. 12, eine Treppe hoch, ist eine Wohnung, au» Lorsaal, zwei Stube», drei Kammern und Bodenraum bestehend, vom 1. Januar 1884 an bis ans einvierteljährige Kündigung meistbietend, jedoch vorbe- hältlich der Auswahl unter den Bietern, anderweit zu vermietheo. Reflektanten iverden ersucht, sich Montag, den IS. Oktober e., vormittags 11 Ahr im UnivcrsiiätS-Rentamte einzufindcn und ihre Gebote abzugeben. Die LicitationSbedingungen liegen daselbst zur Einsicht auS. Leipzig, am 6. October 1883. UniversitiitS-Rentamt. Gra f. Von dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht sollen die der hier bevormundeten Fräulein Franziska Bertha Schmidt aus Groß-schocher gehörigen, daselbst gelegenen Grundstücke, als: n. Nr. 102 deS Brand-CatasterS. Nr. 130. 206, 237, 412 deS neuen Flurbuchs und Fol. 96 des Grund- und HyvotheienbuchS sür Groß- zschocher, und d. Nr. 103 deS Brand-EalasterS, Nr. 131», 131 d, 210, 217, 304, 393», 393 b de» neuen Flurbuch- und Fol. 99 deS Grund- und Hypolbekrnbuchs sür denselben Ort auf Antrag der Betheiligten frriwiltigcr Weise unter den sowohl an hiesiger AmtS- stclle als auch im „Gasthos zum Trompeter" in Groß-schocher zum Aushange gebrachten Bedingungen versteigert werden. Hierzu ist Montag, der 12. Rovemder 1883, Varmittag» 11 Uhr als BietungStermiu anberaumt worden und werden di« Reftrctnnte« ersuch«, am gedachten Tage im „Gasthaf »»« Trampeter" in Großzschocher sich einznfinden und ihre Gebote abzngcben. Leipzig, den 11. October 1883. Königliches Amtsgericht, Abtheilnng V, Sektion 1. Mannsfeld. Gtz. Nichtamtlicher Thetl. Das neue spanische Ministerium. In Spanien ist ein Ereigniß eingetrcten. waS von den weittragendsten Folgen für die Zukunft diese- Lande- sein kann und Vesten Wirkungen auch anderSwo zu spüren sein werben. Bisher hat eS zu einer Befestigung der spanischen Zustände nicht kommen wollen, alle Veränderungen, welche seit dem Sturz der Isabella in Spanien stattgesnnben haben, trugen das Gepräge der Unbeständigkeit, ehrgeizige Generale und Prätendenten waren stet« bereit, jede sich d'arbictende Gunst der Verhältnisse zu ihrem Vorthcil zu benutzen und die Herr schaft an sich zu reißen, und wenn diese mit ihren Absichten nicht durchzubnngen vermochten, dann waren Republikaner und Socialisten bei der Hand, an dem zerrütteten StaalSwese» ihre Experimente zu machen. Erst der RegierungSantrit Alsonso'« am letzten Tage de» Jahres 1874 bezeichnet den Anbruch einer besseren Zeit, nnd als der Carliftcnkricg glücklich beendet und der Ausstand aus der Insel Kuba unterdrückt war, schien eS. st ob Spanien noch regencrationSsähig sei, al« ob vie monarchische StaatSsorm wieder aus'» Neue m diesem Lande Fuß fasten und eS zur Blüthe entfallen würde. Fast neun Jahre lang führte Alsonso ohne nennenSwerthen Zwischenfall die Re gierung, die Sicherheit de- Besitzes begann sich zu befestigen, da- Ausland gewann allmälig Zutrauen zn Spanien. Handel und Wandel hoben sich und nur in den südlichen Provinzen machte sich eine Rotte von Räubern bemerkbar, welche Dörfer anzündete und Weinberge zerstörte, theil« au- Habsucht, therl» au« Zerstörungstrieb. Dock da- konnte nicht die Befürchtung erregen, daß sich daraus eine StaatSumwälzung entwickeln würde, die Sicherheitsbehörden gewannen bald die Oberhand über di- Ruhestörer, sie wurden verhaftet und bestraft und bald waren Ruhe und Ordnung wieder hergestellt. Die erste wirkliche Bcsorgniß, daß auch die Regicrung-zeit Alfonso'S ihrem Ende entgegen gebe, entstand, al- Nachrichten vom AuS bruch eines MilitairausstandeS in Badajoz eintrasen und auch gleichzeitig Meutereien auS anderen Provinzengemeldet wurden. Dadurch wurde da- Vertrauen aus die Zuverlässigkeit der Armee erschüttert und der Anfang vom Ende war da. Zorilla und Salmcron wurden als die Urheber der Bewegung genannt, französisches Geld hatte seine Wirkung auf die unruhigen Elemente in der Armee geäußert und bald schwirrten auch Gerüchte durch die Luft, daß die Earliste» sich rührlen; eS war also bereit« die ganze Scenerie wieder vor den Blicken der erstaunten Welt entöltet, welche bis zum Schluß de« Jahre« i874 veu Ereignissen in Spanien als Decoration gedient hatte. Die Revolutionäre hatten aber die Kraft der bestehenden Regierung unterschätzt, da« Ministerium ergriff alsbald energische Maßregeln, um dem heranschreitenden ltebel zu wehren, der König selbst nahm die militairische Leitung ,n die Hand und nach einer Woche konnte der Ausstand bereit» als niedergeschlagen gelten. Der König begab sich persönlich in die Gegenden, in welchen der Ausruhr sein Haupt erhoben hatte, die Hauptanstifter wurden erschossen, die Ver führten gedcmüthkgt und durch Milde versöhnt, die Spanier sahen sich zu dem Anerkenntniß genvthigt, daß die bestehende Regierung doch zu fest begründet sei, al- daß sie von jedem revolutionären Luftzug umgestürzt werden könnte, und König Alsonso stand fester denn je aus seinem Thron. Und um einen neuen Beweis sür die Festigkeit der spanischen Zustände hinzuzusügen, verließ Alsonso seine Monarchie und trat eine längst geplante Reise in'« Ausland an. Die warnenken Stimmen, welche ibn davon zurück- I Inhalten suchten, blieben unbeachtet, der König führte den I gefaßten Entschloß au- und wie die ihm zn Tbeil gewordene I Aufnahme in Wien und Homburg erkennen ließ, hatte er wohl daran gethan. Doch jetzt kam die Pariser Episode und diese schien den Gegnern der Reise deS König« Recht zu geben. Aber auch jetzt zeigte sich der junge König den Schwierigkeiten der Lage gewachsen, sein ungewöhnlicher Muth und sein sichere« würdige« Auftreten fand bei den Spaniern so großen Beifall, daß die bis dahin feindlichen Parteien ihren Widerstand gegen Alsonso ausoaben und ihm bereitwillig ihre Dienste anboten. In einem Lande, welches seit Jahrhunderten der Spielball der Parteien gewesen war. geschah plötzlich da- für unmöglich Gehaltene, daß alle Parteien sich in der Sympathie und Bewunderung sür den jungen König vereinigten und die Monarchie Alsonso's al« die gemeinsame Grundlage ihrer politischen Bestrebungen acceptirten. Jetzt war der Moment gekommen, welcher die Entscheidung darüber bringen mußte, ob die Begeisterung des spanischen Volks sür seinen König eine vorübergehende Anwandlung bleiben oder da« Glück verheißende Zeichen sür die zukünftige Entwicklung Spaniens werden sollte. Begegnete Alsonso der Partei Scrrano's mit Mißtrauen und schloß er sie von der Regierung auS, dann konnte und mußte der Groll der Ver schmähten ihm früher oder später gefährlich werden, schlug er aber in die dargebotene Hand ein, so konnte eine so edle srei- müthige Handlung nicht durch Verrath erwidert werden, die Gegner von ehemals mußten sich in wirkliche aufrichtige Freunde und Anhänger der Negierung verwandeln und auS der Versöhnung werden sich voraussichtlich die besten Früchte entfalten. Der Vertrag, welchen die versöhnten Parteien geschloffen haben, macht daS Bestehende zur festen, von belden Parteien an erkannten Grundlage. Die Verfassung des Jahre« 1876 bildet nach wie vor daS Staatögrundgesetz und die Partei Serrano'ö verzichtet auf di« Einführung der Verfassung von 1868 und mit ihr aus da« allgemeine Stimmrecht. DaS ist eine mögliche Grundlage sür die Verständigung und deshalb ist auch das Ministerium Posada de Herrrra nur alS eine Fortsetzung deS bisherigen Zustande« unter günstigeren Verhältnissen zu betrachten. Nicht der König fügt sich den Wünschen einer aus Umsturz bedachten Partei, sondern die Gegner des Bestehenden haben auf ihre zu weit gehenden Wünsche Verzicht geleistet und sich den Umständen gefügt. Tie Personen haben gewechselt, da» System ist geblieben, Sagasta und Martiuez CampoS gesellen sich nicht zu den UnzufeSkdeneu. »eil «» überhaupt Unzufriedene, mit welchen ch hi« inrüiktretnidrn Minister vereinigen könnten, heute in Spanien Nicht giebr, der bisherige Ministerpräsident und der Besieger der Carlisten und der Aufständischen ans Kuba unterstützen da« neue Ministerium. Fünf der vorhandenen acht Portefeuille» bleiben der herrschenden Partei, der Nest fällt den Anhängern Serrano'S zu. Damit hört die bisherige Gegnerschaft aus, eS giebt fortan keine Partei Serrano mehr, die große Regierungspartei, welche sich um da- neue Cabinet schaart, ist die Partei Alsonso. DaS Ministerium Posada beginnt feine Regierung mit der Ausgleichung der französischen Rechnung: dem Wunsche deS scheitenden Ministers deS Auswärtigen, Vega de Arinijo, entsprechend, ist der spanische Botschafter Herzog Fernan Nnnez auS Paris abbcrufen worden, weil die Form der vom Präsidenten Grevy versprochenen Gcnugthuung nickt ein gehalten worden ist. Diese Handlungsweise ist unzweifelhaft corrcct. wenn auch eine Meinungsverschiedenheit über die Opportunität der Maßregel gestattet ist. Selbstverständlich ist die Abberufung des spanischen Botschafter- ebenso wenig ein KncgSsall, wie die Abreise deS Marquis Tseng nach Folkestone, aber sie ist wenigsten» ein deutlicher Beweis, daß die Beziehungen Spanien- zu Frankreich durch den Pariser Zwischenfall wesentlich andere geworden sind; Spanien selbst ist seit dem 29. September eine andere Macht geworden, da« Land beansprucht gleiche Achtung wie eine Großmacht, und fühlt sich in seiner Einigkeit stark genug, um Beschimpfungen nicht ohne entsprechende Genugthuung hinzunehmen. DaS Ministerium Ferry wird vielleicht mcht mehr in der Lage sein, den spanischen Streitfall zu erledigen, aber die Nach folger desselben werden sich dieser Pflicht kaum entziehen können. Leipzig, 14. October 1883. * Daß der Niedergang de« RationalliberaliSmn S, wenn er in der That eintreten würde, für die weitere ge deihliche Entwickelung unserer öffentlichen Verhältnisse ein höchst beklagen-werthe- Unglück wäre, bedarf eigentlich für besonnene Politiker keines besonderen Beweise-; wenn aber ein solcher erforderlich wäre, die ..Germania" und die „Kreuz- zeitung" beeilen sich in gleicher Weise ihn zu erbringen. Noch ist der Bär lange nicht erlegt, aber es ist interessant zu seben, daß der Streit um da- Fell unter den befreundeten Rück schrittlern und Klerikalen bereits jetzt einen hohen Grad von Heftigkeit angenommen hat Nicht scharf genug konnte die Presse der Eonservativen und dcS Centrum« daS Vorgehen der Fortschrittler im 19. Hannoverschen ReichStagSwahlkreise verurtheilen, »nd kaum ist die Wahl vorüber, da scheut sich die „Germania" nickt, diese fortschrittliche Agitation ihren Parteigenoffen als Muster auszustellen. „Der Sieg ke« Fortschritts hat dort gezeigt, waS ein kühner Versuch sür Erfolge zu erringen vermag", rust da- CentrumSblatt au«, und die CentrnmSpartei würde daher gut thun, bei Zeiten sich in Hannover nach neuem Terrain umzusehen. ES sei eine Tbatsache, daß der NationalliberaliSmuS in Hannover „gründlich abgewirthschastet" habe, und da» Centrum könnte bei zeitiger und rühriger Agitation dort ungeahnte parlamentarische Erfolge erringen E» ist in der Thal schmerzlich wahrzunehmen, daß die Ultramonlancn sich bereit« zu solcher Kühnheit de- Gedanken» ausschwingen, in einer durch und durch evangelischen Provinz nicht nur eigene Candidalen aufzustellen, sondern sogar von „ungeahnten parlamentarischen Erfolgen" zu träumen; Da- geschieht in dem Momente, wo sich Deutschland anschickt, den vierhundert, jährigen Geburtstag seines Luther zu feiern! Di« jetzt ist Hannover außer durch liberale nur durch particnlaristisch- welsische Abgeordnete vertreten gewesen, welche allerdings regelmäßig der CentrumSsraction al- Hospitanten beigetreten sind; die ungeahnten Ersolge, welche die„Germania" herbeisehnt, könnten also nur darin bestehen, daß die reicksseindliche Strömung an Macht gewönne und eine größere Anzahl von Welfen in den Reichstag und daS preußische Abgeordneten- hau« gesendet würde. Unser Reichskanzler hat soeben erst wieder den innigen Wunsch ausgesprochen, daß die nationale Gesinnung immer mehr Boden fasse und sich vertiefe, die Antwort daraus giebt die .Germania" mit den von uns an geführten Worten und entspricht damit lediglich der Auf fassung. welche sie immer vertreten hat. ihrer reichSscindlichen unnationalen Gesinnung. DaS ist die Partei, welche im Bunde mit den Eonservativen feit einiger Zeit die Majorität in unseren parlamentarischen Körperschaften bildet. Fürwahr eS ist höchste Zeit, daß c« anders werde. — Die „Kreuzzcitung" empfindet aber keineswegs ein Unbehagen über die Aussicht einer Vermehrung der welstschen Mandate, sie findet auch nicht ein Wort der Anerkennung sür die nationalliberale Partei, welche 'doch gerade in Hannover so Außerordentliches für die Ausbreitung des nationalen Gedanken«, sür den innigen An schluß an daS Reich geleistet bat, sie wirbt lediglich um die Stimmen der Welfen nnd Ultramonlancn, weil sie glaubt, daß in Hannover der Boden sür die Agrarier ein außer ordentlich günstiger sei. Nach ihrer Auffassung hat be sonders die agrarische Strömung den Nationalliberalen großen Abbruch gethan, und die „Kreuzzeilung" beklagt, daß die Welsen nicht mit den Agrariern Zusammengehen. Aber gleichwohl hofft auch daS konservative Blatt auf einen Er folg für seine Hintermänner, wenn sie nur energisch Vor gehen. Die Rückschrittler sind eben heute so wenig rcichS- srcundlich, wie sic eS immer gewesen sind und für ihre Sondcrintereffcn, welch- ihnen in erster Linie sichen, ist ihnen da« Bündniß mit den Nltrnmontanen, Welsen und Polen jederzeit genehm, ja willkommener als daS Zusammengehen mit irgend einer national gesinnten Partei, sobald sie nur irgendwie gemäßigter auftntt, als er sich mit den extrem- coiiservativen Gelüsten verträgt. ES zeigt sich daS auch wieder in der erbitterten Fehde der .Kreuzzeituna" gegen die „Post", worin die erster- daS Blatt der Fr ei eonservativen ohne jede Berechtigung der bewußten Lüge zeiht, ihm einen „Froiitalangrisf" vorwirst, lediglich weil die „Post" den alten Besitzstand der Freiconscrvaliven vertheidiql. In einem Wahlkreise, wo eS nicht nur die Nationalliberalen, sondern sogar die Fortschrittler im nationalen Interesse sür geboten erachten, sür den frciconservativen Eandidaten em- zutretcn, buhlen die Männer der „Kreiizzeitung" um die Stimmen der Polen nnd Ultramontanen, da ihnen rin gemäßigterer Eonlcrvativer ebenso verhaßt ist wie ein Nationallibcraler. Es ist aber der Radikalismus immer sich gleich in feinem Mangel an staatSinännischer Einsicht und in seiner Methode, und gleich verbängnißvoll ist der Sieg der Extreme, ob sie nun durch Männer de« Fortschritt- ober der Reaction verkörpert werden. Wir hoffen, daß ln dem Wahlkreis Flatow-Deulsch Krone trotz aller Umtriebe der frrieonservative Abg. vr Wehr gewählt werden wird, und sind ebenso überzeugt, daß m der Provinz Hannover die „ungeahnten parlamentarischen Erfolge" für die CentrumS- parlei immer ein frommer Wunsch bleiben werde». Die Areze Dauer de» coniervativ-klcrikalen Bündnisses dürfte unserem Volke die Gefahren, welche dasselbe mit sich bringt, zur Ge nüge vor die Augen geführt haben. Wer die Wohlfahrt de- ReichcS will, muß mit aller Kraft diese« Bündniß bekämpfen, und diese Aufgabe sehen wir zunächst al« hauptsächlichste des gemäßigten Liberalismus an. * Der VerwaltungShericht an den Bezirkstag von- Lothringen sür da« Jahr 1882/83 ist durch den neuen Bezirkspräsidcnten Freiherr» v. Hanimerstein erstattet worden und soeben^ur Versendung an die BczirkstagSmitglieder gelangt. Er läßt eine dauernde Besserung der finanziellen Lage dcS Bezirks erkennen; eS ist der Verwaltung gelungen, von dem erzielten Ueberschnß nicht allein den Nest einer für den Grunderwerb der Bezirks Irrenanstalt zn Saargemiind aufgenommenen Anleihe vollständig zu decken, sondern auch »och die ansehnliche Summe von 52,907 für anderweitige Zwecke verfügbar zu halten. Nackt dem Hauptbudget sür l884/85 sind auch ferner ausreichende Mittel zur Deckung der von den« Bezirk zu bestreitenden Ausgaben vorhanden und es steht zu erwarten, daß sür landwirlhschastliche Zwecke noch besondere Zuwendungen möglich sein werden. Auch in der Gemeindeverwaltung wird eine erhebliche Minderung dcS Schuldenbestandes nachgewicscn. Die von der Verwaltung erzieltrn Erg-bniffe finden auch bei dem einsichtsvolleren Tocile der einheimischen Bevölkerung volle Anerkennung. WaS die Militairvcrwallnnq anbclangt, so erklärt der Bericht, daß da« Ersatzgeschäst auch im Jahre 1882 überall ohne Störung vor sich gegangen ist In den alphabetischen und Restantenlisten wurden im Ganzen 12,015 Mann geführt. Ten BercchligniigSschcin znm ein jährigen Militairdienst haben aus Grund von Schulzeugnissen 68 (>88l 38), ans Grund bestandener Prüfung ll (l88l 6) junge Leute erhalten; 3 (l88l 4) baden die Prüfung nicht bestanden. Der Bericht enthält im Weiteren nähere Angabe» über die Wegcbauverwaltnng, die Forstvcrwaltnng, Landwirtb schast, LandeScultiirwesen, Fischerei, Kirchen-, Sckml- und Medicinalwesen und bringt z»n> ersten Male einen bescnderen Abschnitt über das Berg- und Hüttenwesen. In letzterem wird zunächst bemerkt, daß aus dem Gebiete dcS lothringischen Bergbaues vornehmlich i» Betracht kommen die Kohlen, daS Eisenerz und die Salzgewinnung. Tic reichen Eisenerzlager dcS linken MoscluserS wurden während dcS IahrcS 1882 in 20 Bergwerken nnd 13 Tagebauen auSgebcutct. Die Zahl der Hochösenwerke belief sich aus 8 mit 22 Hochöfen und einer Production von 357,000 Tonnen >m Wcrthe von rund 16 Millionen Mark. Salinen befanden sich 7 im Betrieb; sie erzeugten rund 44,000 Tonnen Salz im Wcrthe von 922,000 » * » * Nachträglich wird der Entwurf einer neuen ser bischen Verfassung bekannt, welche» die Radikalen sür den Fall vorbereitet batte», daß sic zur Regierung gelangen sollten. Dieser Vcrsaffnngöenlwnrs nimmt zwar die Herr schaft der Dynastie Lbrenovie zur Grundlage, läßt aber im Uebriaeu die monarchischen Institutionen nur dem Namen nach bestehen. Die souveränen Gewalten gehören lammt und sonders der Nation »nd werken von dieser der Sknpschtina übertragen. Der Monarch soll bernsen sein, den Willen der Nation, wie er in den Beschlüssen der Sknpschtina zum Au?-- drnck kommt, durchznsührc». Auch die Mobilistrung der Armee, die bisher ans freie Anordnung de» Staatsoberhauptes erfolgte, soll i» Znknnst von der Zustimmung der Skupschlina abhängig sein. Der König soll nickt daS Reckt haben, ein von der Skupschlina beschlossenes Gesetz abzulehncn, wenn die letztere sich mehr al- einmal dafür ausgesprochen hat. Die Minister sollen in allen Stücken der Skurschtina verantwortlich sein und von derselben zur Rcchenscbail gezogen werden können. ES ist nur zn begrcisl'ch, daß König tiNilan sich mit einer Gl !' -t 4 '
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