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Dresdner Journal : 26.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186908262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-08
- Tag 1869-08-26
-
Monat
1869-08
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 26.08.1869
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M 1S7. Donnerstag, den 26 Angnst. 186S. Iv«m»mtnt,prr<sr: lw Rorilä. Lauck.: ^ldrlicN: 8H«Ir.— ^iMrliell: 1 „ 1b „ Llon.tlieN:— „ 1b „ Lisrelu« Xmukuero: 1 „ I» ?-«»««» tritt jllNrNol» S H«Ir. 8t«wp«IxebUdr, »u«»eri>»Ib a«. Korüü. Luoäe» ?o.t- »oll 8tewp«lru»clil»xl>iora. Jaseralrnpreisk: kür cke» Raum einer ^e.^.Iteneo Teile: 1 Kxr. Unter „Linbee.ockt" cki« Teil«: 3 Kxr. Erscheine«: HxlieN, mit Uveonlim« cker Sonn- nnä keiertex». ^deock» kür cken kolxeoäeo k»x. DreMerÄumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann Snsrrntrnannahmr auswSrt«? L.ix.Ix: 1». UnLrio.rnrr«», Comminloolle - üe» vresünsr ^ourn.I»; el,en<l»».: H L«cnün, Lroci t'onr; Semdnr^-L.rUn- Vi.o-I.eiprlx-L»,eI-kr»oIlrurt ». Hl.: Ilns.nsriiii, ör Vool.ni«, Lerlin. 6«oriv»'sclle Niiollk., linrnnnrn»'» linrenn, Kvvor.ru Klo»»«; Lromen: K. 8cnl.orr»; Lrv,I«n:k, 8r«l!«at:!<'s ^»nanoenburenu, anniln, L 1'»>!v«i>; VrLnIckilrt » L.: .I^nnl ii'eelle Nuelik.; Löln: lixoeiik:!«. r»rii: H:cvxs, övl.l.11!» LOo., (8, PI»c« <Is I» Nour»«); kr»x l-'n K«ul.ic»'» Luedü.r Vien: Xi.. Oei-ni-l«. qrrausgrder: LLoixl. Krpeäitiov äe» k)r«i仫r .lonrunll, vreecken, L1nrien»tr»i»s Ko. 7. Amtticher Theil. Dresden, 21. August. Sc. Königliche Majestät haben geruht, dem Friedensrichter und Fabrikbesitzer Karl August Preibisch zu Reichenau den Charakter als Commerzienrath beizulcgcn. Dresden, 25. August. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu gestatten geruht, daß der Com- mandcur der 1. Cavallcric-Brigade Nr. 23, General major Graf zur Lippe, das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Dänemark verliehene Ccmmandeur- kreuz 1. Elaste des Danebrog-Ordens annchmcn und tragen darf. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. Lelegraphische Nachrichten. Tagcsgcschichte. Berlin: Nachrichten von den Ma jestäten. Ucbereinkunft wegen der Militärtransporte auf den Staatseiscnbahncn. Schwinden des Dcficits. — Düsseldorf: Proccß wegen des Gladbacher Tumults. — Kiel: Cascrne für das Sccbataillon. — Bayreuth: Hauptversammlung des Gustav- Adolpb-Vcrcins. — A u s Baden: Diöccsansynodc. — Wien: Der Kaiser erwartet. Militärisches. — Prag: Meeting aufgelöst. Hußfeicr. — Triest: Agitationen. — Agram: Autonome Landesrcgie- j rnug. — Paris: Die Kaiserin nach Corsica. Sc- ^natssitzung. — Florenz: Handelsvertrag mit Grie- chcnland. Zum Concil. — Nom: Vermischtes. — ^Konstantinopel: Antwort des Viccköntgs von iMegypten. — Bukarest: Kammcrscssiou. — Athen: i : Adrcßdcbatte. — New-Aork: Aus Cuba. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Freiberg.) Vermischtes. Statistik und Volköwirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalrnder. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 25. August, Nach«. Uhr. (W. T. B.) Die „Prov.-Cörresp." bestätigt, daß die Einberufung des preußischen Landtages in den ersten Tagen deS Octobers stattfinden wird. — Die Einberufung des Reichstags des Nord deutschen Bundes erfolgt nach Beginn des neuen JahreS, wenn die Arbeiten des Landtags bis dahin erledigt sind. — Der Zusammentritt des Bundeö- ratheS steht voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Septembers bevor. Karlsruhe, 24. August, Nachmittags. (W. T B.) Der „Karlsr. Ztg." zufolge sind bei 16 heute vollzogenen Wahlen zur Abgeordnetenkam mer 13 nationalliberale und 3 ulträmontanc Can didaten gewühlt. DaS Resultat von 6 Wahlen steht noch aus. Wien, Mittwoch, 25. August. (W. T. B ) Die „Neue Freie Presse" veröffentlicht einen Erlaß des Ministers des Innern an die LandcschefS, welcher ausführt, daß der gegenwärtige Zustand der Gesetzgebung der Regierung eine Einwirkung auf die Verminderung der Feiertage nicht gestatte und cS lediglich der Einsicht der Bevölkerung über lassen sein müsse, sich überflüssiger Feiertage zu enthalten. Die Regierungsbehörden hätten bezüg lich ihrer Amtshandlungen jeden nicht gebotenen Feiertag zu ignoriren und verkommenden Falles die Bevölkerung in diesem Sinne zu beeinflussen. Paris, Dienstag, 24. August, Abends. (W. T. B.) Der „Constitutionnel" dementirt die an heutiger Börse über eine neue Erkrankung des Kaisers in Umlauf gesetzten Gerüchte und erklärt: Der Kaiser befindet sich wohl und hat heute seine gewöhnliche Promenade gemacht. Auch ist die Kai serin nicht, wie ein anderes heute ausgesprengtes Gerücht wissen wollte, von Fontainebleau hierher zurückgekehrt, sondern hat sich, wie die „Patrie" ausdrücklich diesem Gerüchte gegenüber constatirt, beute Vormittag, dem Reisrprogramm gemäß, von Fontainebleau nach Lyon begeben. Ein Telegramm aus Lyon meldet bereits, daß die Kaiserin und der kaiserliche Prinz dort angelangt und auf das Herz- lichste empfangen worden sind. Gutem Vernehmen nach wird der kürzlich er ledigte mrcklenburgsche Gesandtschaftöposten nicht wieder besetzt werden. Die bezüglichen Geschäfte werden von der preußischen Gesandtschaft mit über nommen werden. Eingetroffcnen Nachrichten zufolge hat in den Schächten von Monterad in der Nähe des Dorfes Firminy bei St. Etienne (im Loircdcpartcmcnt) eine Erplosion stattgefunden, bei welcher 14 Personen getödtet wurden. Madrid, Dienstag, 24. August, Abends. (W. T. B.) Der Carlistische Pfarrer Miller, welcher eine Bande befehligte, ist zum Tode verurtheilt worden. Die Frage, wie gegen die regierungsfeindlichen Prälaten und Priester vorzugrhen sei, soll dem höchsten Gerichtshöfe unterstellt werden. Man versichert, der Finanzminister wolle in folge von Mißhelligkcitcn wegen der Kopfsteuerfrage zurücktretcn. Von einigen Cabinetsmitgliedern und Pro- grcssistcn soll die Throncandidätur Serrano s auf gestellt werden. Tllgcsgeschichte. Berlin, 24. August. Wie der„St.-A." berichtet, ist Sc. Majestät der König am Sonnabend, den 2l. d. M., gegen 8 Uhr Abends auf Schloß Wilhclms- höhe cingctroffcn. Am Sonntag Vormittag besuchte Se. Majestät die Stadt Kassel, wohnte dem Got tesdienste bei, nahm darauf die Parade auf dem Friedrichsplatze ab, inspicirte die Kriegsschule und begab sich zum Diner wieder nach Wilhclmshöhc zurück. Die Straßen der Stadt waren festlich ge schmückt. Ein sehr zahlreiches Publicum war überall versammelt und empfing Se. Majestät mit enthusia stischen Hochrufen. Abends besuchten Se. Majestät das Theater. Neber die gestern Abend erfolgte Ankunft des Königs in Magdeburg meldet die „Magd. Z.": Soeben, Abends '/i-1O Uhr, ist der König von Kassel hier ringctroffcn und von der zahlreich am Bahnhofs- Platze vcrsammcltcn Menge mit begeisterten Jubelruscn empfangen worden. Er begab sich von dem Gebäude des Leipziger Bahnhofs, das aufs Reichste illuminirt und mit Laubschmuck dccorirt war, durch die ebenfalls glänzend erleuchtete Fürstcnwall- und-Gouvernements- straßc nach dem Palais am Neuen Markte, wo der selbe ebenfalls von einer zahlreichen Volksmenge mit Enthusiasmus begrüßt wurde. Aus eigenem Antriebe intonirte man die Nationalhymne, worauf der König auf dem Balcon erschien und sich huldvollst gegen die Menge verneigte. Eine Depesche von „W. T. B." meldet ans Magdeburg vom heutigen Abend: Se. Majestät kehrte Nachmittags 5 Uhr von den bei Möckern abgehaltcncn Manövern zurück. Um 6 Uhr findet das Diner statt. Die Stadt ist glänzend dccorirt, zahl reiche Fremde sind cingctroffcn. Zu der Illumination für heute Abend sind große Vorkehrungen getroffen. Morgen früh um 9 Uhr erfolgt die Weiterreise des Königs nach Köthcu. — Ihre Majestät die Königin wohnte am Sonnabend, den 21. d. M., dem Brigade- manöver bei. Gestern Abend ist Allerhöchstdieselbe nach Mainau abgercist. — Der Bundcsratb des Norddeut schen Bundes hat sich in der Sitzung vom 7. Decem- ber v. Jahres damit einverstanden erklärt, daß das Präsidium mit den süddeutschen Negierungen eine Ver einbarung über die wechselseitigen Militärtrans- portc auf den Staatseisenbahnen und den unter Staatsverwaltung stehenden Privatcisenbahnen auf der Grundlage der vom Bundesrathe angenommenen Regle ments treffe. Wie die „N. A. Z." meldet, hat in Ausführung dieses Beschlusses der Vertreter des Bun deskanzlers, Delbrück, das vorerwähnte Reglement mit einigen nicht erheblichen Modifikationen den Regierun ¬ gen von Bayirn, Württemberg und Baden mit dem Ersuchen mitgetheilt, sich zunächst darüber auszusprc- chcn, ob sic im Allgemeinen geneigt sind, auf der Ba sis dieses Reglements in Verhandlungen über die Rcciprocität bei Militäreiscnbahntransporten einzutrc- ten. Die Anwesenheit von Commissarcn dieser Re gierungen bei der bevorstehenden Wiederaufnahme der Sitzungen des Bundcsraths des Zollvereins wird viel leicht Gelegenheit bieten, diese Verhandlungen zu för dern. Der Bundeskanzler behält sich vor, die Zu stimmung des Bundesraths des Norddeutschen Bun des zu den Modifikationen des Reglements zu bean tragen, sobald die mit den süddeutschen Negierungen eingeleitete Verhandlung zu einem Ergebnisse geführt haben wird. — Die „N.-Z." schreibt: Wie aus einem Erlaß des Finanzmintsters, welcher an sämmtlichc Pro vinzialbehörden ergangen ist, ersichtlich wird, schmilzt das gefürchtete Deficit immer mehr zusammen. Durch Circularverfügung vom Juni d. I. war bckantlick die Ermächtigung crthcilt, den Zoll- und Steuerpflichtigen, wenn sie auf die ihnen vor dem Monat Juni d. I. creditirten und bis Ende September d. I. fällig wer denden Zoll- und Stcuerbcträge baare Einzahlungen vor dem Fälligkeitstermine leisteten, eine Vergütung von 5 Procent Jahreszinsen pro rat» dcs Zeitraums vom Tage der Einzahlung bis zum Fälligkeitstermine zu gewähren. Diese Ermächtigung hat der Finanz- minrster nunmehr — wie die „Pos. Zig." mitzuhcilcn in der Lage ist — mit Rücksicht auf die „jetzt zur Ver fügung stehenden Wechsel" zurückzcnouuncn, und darf die Vergütung eines Discontobctragcs nur noch in dem Falle stattfinden, wenn vor Eingang des Erlasses baare Einzahlungen auf den im August oder September d. I. fälligen, vor dem 1. Juni d. I. ungeschriebenen Cre dit inzwischen noch erfolgt, oder wenn bereits Ein zahlungen bestimmter Beträge zu einem bestimmten Tage schriftlich angemeldct und zu den Acten cinrcgistrirt sind. Von der Wicderaufhebung der Discontobcwil- ligung haben die Provinzialbehörden dm betreffenden Creditnehmern sofortige Kcnntniß zn geben. Düsseldorf, 22. August. Der Proccß wegen dcs Tumults in Gladbach kam gestern in zweiter In stanz vor der Appellkammer des Zuchtpolizcigcrichts zur Verhandlung. Die „Elberf. Ztg." berichtet darüber: Von den Verurtheilten hat der in conlumaeism zu 1 Jahr Gefängniß verurtheiltc Neichstagsabgcordnctc Fritz Mende, welcher noch in den böhmischen Bädern weilt, Cassation gegen das Urthcil erster Instanz eingelegt. Der Proceß gegen ihn wird also nochmals vor dem Zuchtpolizeigerichtc, jedoch erst nach den Ferien, in Scene gehen. Von den 25 damals Freigcsprochcnen waren gestern folgende: 1) Schotten, 2) Martin Cux, 3) Wilh. Cux, 4) Ebels, 5) Heymanns, 6) Claasen, 7) L. Holz, 8) Jos. Schwiers «en., 9) Jos. Schwiers jun., 10) H. Holz, 11) Schmidt, 12) I. Neunzig, 13) Altendorf, 14) H. Brugger, 15) A. Buscher und außer dem von den damals Verurtheilten: 16) Baumann und 17) Zachariä als Appellatcn erschienen. Als 18. An geklagter resp. Appellat figurirt der damals ebenfalls srcigcsprochcne Pulwey, welcher krankheitshalber nicht erscheinen konnte und gegen welchen seinerzeit ebenfalls besonders noch verhandelt werden wird. Der damals mit Baumann und Zachariä zu 1 Monat Gefängniß verurtheiltc Jansen war nicht weiter als Nichtappcllat am Proccsse bctheiligt. Er ist seit einigen Tagen nach verbüßter Haft wieder auf freiem Fuße. Gegen die An geklagten Baumann und Zachariä als Hauptunruhcstif- tcr stellte das Ministerium Anträge, bis auf 1 Jahr Gefängniß gehend, während gegen die übrigen 15 An- gcschuldigten, hauptsächlich wegen Widersetzlichkeit gegen die Obrigkeit und wegen Verstöße gegen das Vcrcins- gesctz, Anträge von 6 Monaten bis zu 1 Monat Ge fängniß gehend genommen wurden. Der Gerichtshof verurtheiltc wegen Vergehens gegen 89 und 56 des St.-G.-B., sowie gegen 8 15 dcs Vereinsgcsctzes vom 11. März 1850 die Angeklagten Martin Cux, L. Holz und Schwiers »en. zu je 2 Monaten Gefängniß und den Angeklagten Claasen wegen Vergehens gegen das Veretnsgesctz (8 15, I. c.) zu 14 Tagen Gnängniß. Die Kesten der ersten Instanz fallen den Verurtheilten solidarisch, die der zweiten Instanz zur Hälfte zur Last. Kiel, 21. August. (N. Pr. Z.) Hier wird für das Seebataillon eine Casernc behufs Ausnahme von 600 Mann gebaut. Der Ucbclstand, daß beim Ein treffen der Nccrutcn während der Wintcrmonatc zwei Compagnien auf die umliegenden Ortschaften gelegt werden müssen, wird dadurch beseitigt. In diesem Som mer befinden sich durch die Indienststellung von 14 Kriegsschiffen rc. 5 Offiziere, einschließlich des Haupt manns v. Nahmer, welcher auf der Panzcrfrcgattc „Kö nig Wilhelm" stationirt ist, und etwa 360 Mann dcs Seebataillons an Bord. Bayreuth, 19. August. Für die lutherische Kirche Bayerns, schreibt man der „AUg. Ztg.", hat die soeben hier tagende 24. Hanptvcrsammtung der Gustav- Adolph-Stiftung, welche zum zweiten Male auf ihrem Boden abgchaltcu wird (vor 8 Jahren tagte sie in Nürnberg), eine besondere Bedeutung deshalb, weil Bayern lange dem Verein durch Mißverständnis seines Namens verschlossen war und immerhin noch zu keiner Wirksamkeit für denselben erwacht ist, wie er sic ver dient. Bei der Begrüßung der Fcstgäste, welche im Saale dcs neuen kgl. Schlosses stattfand, betonte der Bürgermeister der hiesigen Stadt den Charakter dieses Vereins als eines evangelischen Licbesbundcs, der die beste Gewähr biete, daß die Einladung dcö Papstes an die Protestanten zur Rückkehr in die römische Kirche erfolglos bleiben werde. Einem Berichte der „Allg. Ztg." über die Versammlung selbst entnehmen wir Folgendes: Der gestrige Haupttag der Feier (18.) begann mit Choral musik vom Thurme, feierlichem Glockengeläut und einem Fest zuge vom neuen Schlosse nach der Hauplkirche, in der nach Ab haltung der groben bapersch-lutherischen Liturgie Prof. Dom herr Or. KahuiS von Leipzig eine Predigt über 2. Kor. Cap. 5—W hielt. Die Zukunft dcs Gustav-Adolph Vereins ruhe, das war sein Hauptgedanke, darauf, daß er in Christi Wort seinen Hrnnd und in Christi Geist seine Kraft habe, also auf derselben Grundlage, welche den Protestantismus überhaupt trage. Er warnte dabei dringend vor allem Vertrauen auf den Zeitgeist, der stets seine eigenen Kinder verschlinge. Wo seien die liberalen Bestrebungen der 40er Jahre, die damals der Zeitgeist mit seinen schönsten Kränzen geschmückt, hinge kommen? Wer denke noch an sie ? Nicht auf den Stand mensch licher Bildung dürfe der Verein bauen, nicht das Irrlicht der Aufklärung, oder das Lampenlicht der Wissenschaft, oder das Mondscheinlicht frommer Gefühle dürfe er zu seinem Führer nehmen, nicht sich fortrelßen lassen von den großen Wogen der Zeit strömung, sondern sich freuen der stillen Wasser von Siloah. — Der in den folgenden Verhandlungen vom Professor Fricke aus Leipzig voraetragene Jahresbericht konnte eine Einnahme von UU.I85 Thlr., >8,087 Thlr. mehr als im Vorjahre, und die höchste Jahreseinnahme seit seinem Bestehen, nachweisen. Damit wurden im Ganzen 001 Gemeinden unterstützt, in Amerika 12, in Belgien 8, in Preußen 348, in Bayern K6, in Oesterreich 30 >, in Rumänien und der Türkei 00, in Frankreich 30, in Holland 18, in Italien 4, in Rußland b, in der Schweiz 6, in Spanien I. Durch seine Milde habe sich der Verein auch bei den Katholiken vielfache Achtung errungen, und darin seinen ökumenischen Charakter bewährt Am meisten hat der Verein verhältnißmäßig zugenommen in Baden. Obercousistorialrath vr. Burger aus München begrüßte den Verein im Namen der piolestantischen Oberkirchenbehörde Bayerns; Oberttrchenrath Itr. Dorner aus Berlin im Namen der protestantischen Ober- kirchcubehördc Preußens; die Präsidenten des reformirten und des lutherischen Consistoriums aus Paris, Grandpierre und Valette, brachten Grüße, Dank und Bitten von dort, Professor Kienle» aus Straßburg. Einen sehr eingehenden Vortrag über die kirchlichen Verhältnisse Oesterreichs hielt Pfarrer Kolatschek aus Wiener Neustadt, worin er mit großen Hoffnungen von der neuen Aera sprach und nur die Einführung der consessions losen Schulen als eine trübe Wolke bezeichnete, die am Ho rizonte jetzt aussteige. Superintendent >>r. Hase aus Bielitz bestätigte daS in seiner Ansprache, weil die Schule in der Ge mcinde immer den Charakier der Mehrheit der Bevölkerung tragen werde. Die Einführung der consessionslosen Schule in Leiterreich werde daher in der That nichts Anderes zur Folge haben, als die endliche Ueberantworlang der Volksschule an die katholische Kirche. Die Bedürfnisse der österreichischen Protestanten sind noch sehr groß und werden von dem Vereine nach wie vor mit der treuesten Liebe bedacht werden. Auch einige an dere Redner aus Ungarn und Böhmen erhielten die besten Zusiche rungen. Von ganz besonderm Interesse waren zweiVorträge über die Lage des Protestantismus in Spanien, der eine von dem fran zösisch redenden Pastor Carrasco aus Madrid, der andere von dem Sohne dcs verstorbenen Pfarrers Fliedner, des Begründers der evangelischen Diakoniffeusache, welcher in der letzten Zeit Spanien bereist hatte. Beide empfahlen die Unterstützung die ser neuaustretendcn protestantischen Gemeinden und ihrer Pre diger aufs Wärmste. Carrasco, der selbst drei Jahre wegen seines evangelischen Wirkens im Gefängnisse zugebracht halte, suchte besonders dem Vereine die Befürchtung zu benehmen, als trete er durch Unterstützung des spanischen Protestantis mus mit der Revolution in Verbindung. Die Sache des Evangeliums in Spanien sei Sache der ganzen Christenheit, und jetzt sei die Zeil da, wo etwas dafür geschehen könne und müsse. Eine Reaclion sei jetzt nicht zu befürchten. Dcr berathcnden folgte eine beschließende Versamm- FeuiUeton. K. Hoftheater. Dienstag, den 24. August, debü- tirte in Mozart's „Zauberflöte" Herr Bähr als Tamino. Sein Engagement kann zu guten Resultaten führen, wenn es Herrn Bähr gelingt, den Erwartun gen, die sich daran knüpften, mit Hilfe ernster Studien zu entsprechen. Er wird dabei der Geduld auch von Seiten dcs Publicums bedürfen, denn feine Leistung als Tamino zeigte eine Unfcrtigkcit dcr Gesangsbildung, wie sie nicht in kurzer Frist zu überwinden ist. Es ist eine gar schwierige, weil etwas verspätete Aufgabe, neben den technischen Erfordernissen, dem Beherrschen des Tons, deS Athems rc. auch zugleich die Behand lung größerer Gesangsformen zu musikalisch richtigem und wirksam gestaltendem Vortrag zu erlernen, um in kürzester Zett größere lyrische Partien mit einiger Be friedigung dcr Hörer übernehmen zu können. In dcr Aus führung des Tamino gelang das nicht. Dcr Vortrag war in ungewöhnlicher Weise matt und stumpf, ohne jenes Leben und Feuer, wozu Mozart's Musik auch den noch unsicher tastenden Sänger zu begeistern pflegt; nur einzelne kurze Phrasen traten mit jener Steigerung des Tons und Wärme des Ausdrucks hervor, welche die Mittel und Leistungsfähigkeit des Debütanten in günstiger Weise zeigten. Dem Lerneifer desselben ist eine sehr tüchtige gcsangskundige Leitung zu wünschen. Die jugendliche Pamina eignet sich zwar nicht für Frau Kainz-Prause, wurde aber musikalisch von ihr vorzüglich ausgrführt; namentlich zeichneten sich die Duette mit Papagcno — Herrn D cgele — aus, dem nur die derbe närrische Komik dieser Rolle zu fern liegt. Herr Scaria gab den Sarastro mit Beifall. Gut gesungen wurden die drei Damen von Frau Krebs-Michalesi, Fräulein Baldamus und Frau Otto-Alvslcbcn, welch' Letztere zugleich auch als sternenflammcnde Königin in höhern Regionen beschäf tigt war, deren correcte Tonbcherrschung ihr bekannt lich so höchst lobcnswcrth gelingt. Solche immerhin störende Doppclfunction, wobei hier noch eine sprechende Extradame nöthig wird, die doch nicht sprechen kann, spllte, wenn nur irgend möglich, vermieden bleiben. Fräul. BaldamuS konnte die erste, Fräul. Nanitz die zweite Dame singen. C. Banck. Reisebriefe. II. Rügen, die sagcnumklungcne, an Naturschönheitcn reiche, deutsche Insel, früher fast nur von den Be wohnern Pommerns und der Marken aufgesucht, ist gegenwärtig durch die Eisenbahn auch für den Mittel und Süddeutschen ein bequemes Reiseziel geworden. Ein alter Herr und werther Freund hat mir öfters erzählt, wie er einst, allerdings bei conträrem Winde, von Greifswald bis Putbus 14 Stunden unterwegs gewesen sei; eine Strecke, die man jetzt mit dem Dampf schiff in 2 Stunden zurücklegt. Vierzehn Stunden un gefähr beträgt gegenwärtig die ganze Fahrzeit von Dresden nach Rügen. Fährt man Abends halb 6 Uhr auS Dresden, so kann man andern Tage- um dieselbe Zeit bereits durch ein Seebad in Putbus sich erquickt haben. Dabei braucht man seine Nachtruhe nicht da- rcinzugebcn, zu der einem in Berlin 9 Stunden Zeit verbleibt. Erst halb 8 Uhr des Morgens gehen wir von da weiter nach Greifswald. Wohl Dem, dem eine gute Reisegesellschaft oder dcr Schlaf glücklich über die Monotonie dcr märkischen Gegenden hinwcghilft, durch welche der Zug geht, und in denen blos Neustadt- Eberswalde, das still versteckt liegende Chorin mit der Spitze seiner Klosterkirche und die alte schwedische Grenz stadt Anclam mit ihren malerischen Wartthürmcn einige Unterbrechung gewähren. In Greifswald, dcr kleinen freundlichen Universitätsstadt, angelangt, hatten wir auf dem Wege vom Bahnhofe zum Dampfschiff noch Ge legenheit und Zeit, die charakteristische Entfaltung dcs pommerschrn Backstcinbaues an zwci gothischen Kirchen und einigen stattlichen Privathäusern zu beobachten. Dann ging cs hinaus auf die See, auf den Greifs walder- und den Rügcnschen Bodden. Weiße Segel flogen vorüber, die Schaumspitzen dcr Wellen kräusel ten sich und erglänzten im Sonnenschein, wir standen am Backbord und schauten in die lange Furche, welche das Schiff durch das Meer zog, und in die blaugrüne, durchsichtige Tiefe, welche funkelte wie von Smaragd und Rubinen, wir sprachen von dem schiffcrfrcnnd- lichen Klobatcrmann, von schönen Secjungfern und andern Jungfern, und waren, wir wußten nicht wie, in Lauterbach, dem Hafen von Putbus. PutbnS ist ein Bad wie hundert andere, mit wohlgepficgtrn Parks, Concrrten, eleganten Toiletten und dergl. Wer eine stillere, von dcr Cultur noch unbclcckicre Stätte zu seiner Sommerfrische vorzieht, dcr wählt lieber Saß nitz oder irgend einen andern Punkt der Jasmunder Küstc, wo er zugleich auch ciuen stärkcrn Wellenschlag findet. Aus lchtcrm Grunde hat Putbus in den letz ten Jahren viel verloren. Dcr Glanzpunkt des Eilandes ist Stubbenkammer, dem wir am andern Morgen, gezogen von zwei kräf tigen Rügcnschen Rossen, zueilten. Von einer Fuß reise durch Rügen ist entschieden abzurathrn. Abge sehen von dcm oft schnellen Witterungswechsel, liegen die schönen Partien dcr Insel zu weit auseinander, dazwischen kommen weite, sandige und langweilige Strecken, in denen der beste Reisehumor versiegen dürfte. Den ersten Halt machten wir am Jagdschloß in der Granitz, ein dem Fürsten zu Putbus gehörender, statt licher Wildpark. Der Erbauer des schmucken Schlosses war dcr 1854 verstorbene Fürst Malte, dcr zugleich auch als dcr eigentliche Gründer dcs Badeortes Put bus anzuschcn ist; wie aus dcr schlichten Erzählung unsers Kutschers hervorging, war cs ein guter, sehr leutseliger Hcrr, dessen Andenken noch jetzt von seinen Unterthemen hoch in Ehren gehalten wird. Das com- fortabel eingerichtete Schloß hat einige mit alten Waffcn- stückcn und Jaadtropbäcn hübsch dccorirte Räume, ebenso besitzt eS eine intcrcssante Sammlung Rügenschcr Alter- thümer; doch das Schönste, was cs bietet, ist daS Panorama von dem hohen, runden Thurme aus. Wie auf einer Land karte liegt die ganze Insel mit ihren Buchenwäldern, Felsen und blauen Buchten vor uns anfgrrollt. Nach Norden
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