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Nr. 241. Sächsische Ogchetnt »iialtch na6,iu. mir ttu«n^!»m> »er S»»» nnc> ^enla^e. i z «e,an»»»A-! «ierteljLhrl. » ««. -hne «. ft»a.-,.ld,. «et 7 b». L». / autzerdeutschkii PoftanftiM.lt.^>-Iwna«p^e>». ^«n^rl ^nr-ncr 1>> P» ^ j GA^Ivi/ÄIlAlA^V 1 Freitag, den 21. Ottsber 1V04. 3 Jahrgang. j «,,o«,»»»ei»! MerteijLLrl I «U. Lt, V». ' anherdeutsch,!, Poslanslau.lt. Zelwn««prei». RedrMont-Svresl'nnde 1t — olksMung -» . ... . —. . . ... . . . — . —. .. >! Inserat» werde» die ügespallene Pottlzetle oder deren »au« « üvsddapgiger lageblan für Aadrdril. kecdl u. sreideii. ' L " " " PtllntNr» Straft» Itt. — ftsernlprccher timt l Nr 18««. Inserate werden die ügespallene Pctllzelle oder deren »au« « 18 Ps. brrcchnel. de> Wtederbolnng bedeutender Rabatt- «achdruiterai, «edaktlon »ad «eschästOfteUe, DaaOda» Ptllnttzr» Straft» Itt. — Fernlprecher ttmt I Nr. 18««. ^?ie^eisetznngsfeier^ü^de7^1ch^ I seligen König (Seorg. I Tie fürstlichen Trauergäste. Eine dichte Zuschauermenge belebte gestern abend die Straßen vom Bahnhofe zum Schlosse. Kurz vor ^8 Uhr langte Se. Majestät der König mit Gefolge auf dem Perron an. Bald darauf fuhr auch der kaiserliche Sonderzug in die Bahnhofshalle ein. Se. Majestät der Kaiser verließ den Wagen, trat sofort auf den König zu. und umarmte und küßte ihn herzlich. Nach kurzer Vorstellung der beider seitigen Begleitung fuhren die Monarchen, von der Bevölke rung ehrfurchtsvoll begrüßt, zum Schlosse. Im Gefolge des Kaisers befanden sich Oberhofmarschall Graf zu Eulen burg, der Kommandant des Hauptquartiers Generaladju tant General von Plessen, General ü In «nit<- General major Graf Moltke, Flügeladjutant Major von Friedeburg, der Chef des Zivilkabinetts Wirklicher Geheimer Rat von Lucanus, der Chef des Militärkabinctts Generaladjutant General von Hülsen-Häseler und Leibarzt Dr. Niedner. Zum Ehrendienst bei Sr. Majestät dem Kaiser tvaren be- fohlen: General der Infanterie Graf Vitzthum von Eckstädt, Oberstleutnant von dem Busch und Major Claus, sowie der Militärbevollmächtigte in Berlin Oberst Freiherr von Salza und Lichtenau. ke. k. und k. Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand traf in Vertretung des Kaisers von Oesterreich in Dresden ein und wurde vom König am Bahnhof empfangen. Weiter waren zur Trauerfeier angelangt und von Sr. Königlichen Hoheit Prinz Johann Georg empfangen worden: Groß herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar, Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin, Großherzog Adolph Friedrich von Mecklenburg-Strelitz, Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogtums Brannschweig, Prinz Ludwig von Bayern, Prinz Albert von Belgien, Herzog von Anhalt, Erbgroßherzog von Baden, die Fürsten von .Hohenzollern und zu Waldeck und Pyrmont, Herzog Albrecht von Württemberg, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg- Schwerin, Erbprinz von Sachsen-Meiningen, Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, Prinz Wilhelm von Sachsen-Wei- niar-Eiseuach," Erbprinz Adolf von Schaumburg-Lippe, Prinz Christian zu Schleswig-Holstein, Prinz Leopold von Schwarzburg-Soudershansen, Prinz Sizzo von Schwarz- bnrg-Rndolstadt und der Regent der Herzogtümer Sachseu- Kobnrg und Gotha, Erbprinz zu Hohenlohe. Tie kirchliche Feier. Nach 8 Uhr kündeten die Glocken der Hoskirchc de» Be ginn der Feier an. Unter Vorantritt des Königlichen Kom missars für die Beisetznngsfeierlichkeiten, des Oberhofmar- schalls Grafen Vitzthum von Eckstädt, betrat an der Seite des Kaisers König Friedrich August mit seinen beiden Brü dern, den Prinzen Johann Georg und Mar (der über sei nem Priesterkleide das grüne Band des Ordens der Nanten- krone trug) und der österreichisck>e Thronfolger Franz Ferdi nand das Gotteshaus. Ihnen folgten die übri gen Fürstlichkeiten. Ihre Majestät die Königin-Witwe, Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde, Ihre kaiserliche Hoheit Frau Erzherzogin Maria Josefa, sowie die einge troffenen fürstlichen Damen wohnten mit ihrer Begleitung in den Oratorien und auf den Tribünen der Feier bei. Ihre Königlichen Hoheiten die drei ältesten Söhne Sr. Majestät des Königs wohnten der Feier gleichfalls in den Ora torien bei. Die katholische Hofkirche war mit den zur Beisetznngs- seierlichkeit erschienenen Beamten. Offizieren und Teputa- tionen gefüllt. In den Bänken zu beiden Seiten des Mittel- ganges lxstte das hiesige diplomatische Korps, die außer ordentlichen Gesandten, Mitglieder des Bundcsrates, der Vertreter des Reichskanzlers Graf Posadowsky, die Minister, viele Mitglieder beider Ständekammern, die hohen Staats beamten und Offiziere, sowie die fremden Offiziersdeputa- tionen der Regimenter König Georgs Platz genommen. Abordnungen waren aus alleu Teilen des Landes erschie nen. ebenso Vertreter des Lehrkörpers und der Studieren den der Leipziger Universität, sowie der Technischen Hoch schule zu Dresden. Nachdem die Trauergäste ihre Plätze eingenommen hatten, kam die katholische Geistlichkeit in feierlicher Pro zession, mit Wachskerzen in den Händen, durch das rechte Seitenschiff, und zog von da in das Mittelschiff, bis zu dem Katafalk, auf dem der rot ausgeschlagene Sarg sich erhob. Im Zug bcfaud sich fast die gesamte Geistlichkeit des Landes. Auch der hochwürdigste Bischof von Straßburg. Dr. Fritzen, war erschienen, da er früher Hofkaplan und Erzieher in der Familie des damaligen Prinzen Georg war. Während der Prozession wurde vom Chor aus das „Miserere" gesungen. Nachdem sich die Geistlichkeit hinter dem Sarkophage anfge- stellt hatte, intonierte der zelebrierende hochwürdigste Bi- sclwf Dr. Wuschanski das „IW pi-okniistm" und sprach die vorgcschriebenen Gebete, woraus Hofprediger .Kummer die Trauerprkdigt hielt: er hatte derselben den Tert des heiligen Paulus an Timotheus zu gründe gelegt: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe und bin sicher, daß er Macht bat, mein Hinterlegtes mir zu wahren bis auf jeneu Tag." Die Predigt lautet: Wiederum will sich die Gruft der Wettiner öffnen, um einen der Ihrigen in sich emsznnebmen. Es ist das greise Haupt des edlen Stammes, das der Tod auf die Bahre ge bettet. So bald hat König Georg seinem unvergeßlichen Bruder Nachfolgen müssen. Noch nicht drei Jahre hat er den Thron seiner Väter innegebabt, und schon ist er vor den Thron des Allerhöchsten gerufen worden. Gott hat bereits über ihn gesprochen. Darum vergib uns, o Gott, daß wir deinem Worte unser armes Wort noch beizusüge» uns erkühnen! Es ge schieht nur. um dir die Ehre zu geben und zu trösten, und um dem Verewigten gerecht zu werden vor den Augen der Mitwelt. Wenn ich das Bild des verblichenen Fürsten mit seinen Taten und Handlungen mir ins Gedächtnis zurnckrufe und vergegenwärtige, so null es mir scheinen, als ob ich ihn jetzt zu unserer Beruhigung das Wort sprechen hörte, das St. Paulus au Timotheus geschrieben: „Ich weiß, wem ich ge glaubt habe und bin sicher, daß er Macht hat, mein Hinter legtes mir zu wahren bis auf jenen Tag." Dieses Wort, das wir aus seinem Munde zu vernehmen glaube», wollen nur als ein Licht vor die Bahre aufstellen, daß es den Eba rakter und das Leben des Verewigten ' uns besser er kennen lasse. „Er hat geglaubt und wußte, wem er geglaubt hat." Er hat geglaubt, denn er tvar eine uxchre und große Seele. Wer die Wahrheit aufrichtig sucht, wird zugeben, daß unser Dasein nicht mit unserer Tätigkeit, sondern mit der Tätigkeit Gottes beginnt, und daß darum nicht wir, sondern Gott unsere Lebensaufgabe und unseren Lebenszn>eck zu be stimmen hat. Welch anderen Zwecken aber konnte Gott, als er uns erschuf, im Auge haben, als sich selbst? Denn das vollkommenste Wese» kann nur um seiner selbst willen han deln, sonst hörte es aus, das vollkommenste Wesen zu sein. „So bin ich denn in erster Linie, o Gott, nicht mein, sondern dein." Diese Wahrheit hat der Verewigte erkannt, und be kannt und betätigt mit voller freier Entschließung seiner Person. Nicht minder hat er eine andere Wahrheit des Christen tums als ein Kleinod in seinem Herzen festgehalten. Er be- kannte, daß „kein anderer Nnine unter dem Himmel den Menschen gegeben sei, durch den sie selig werden können, als der Name Jesus," und daß nur in diesem allein das Wohl gefallen Gottes gefunden werde. Darum hat er sich dem Herrn in Demut angeschlossen und war glücklich und froh in dem Bekenntnisse seiner Gottheit. „Er wußte, wem er glaubte." Diese beiden Wahrheiten haben das Leben des Verewigten im tiefe» Grunde geregelt und seinem CImrakter etwas Soldatisches und Heldenhaftes verlielxm. In Gott sah der selige König seinen König, dem er zu Dien sten sich verpflichtet fühlte, in Christus dem Herrn den Füh rer in diesem Dienste, dem er zuversichtlich vertraute. Der Verewigte folgte Gottes Ruf, der durch die Stimme des Ge wissens an ihn erging. Darum seine unermüdliche Arbeit in der Verwaltung der Regieruugsgeschäfte, darum seine ge naue Erwägung vor jeder wichtigen Entscheidung, um ja nicht Recht und Gerechtigkeit zu verletzen. Darum die Treue in seinen Versprechungen: „denn Gott wird Rechenschaft von mir verlangen". Das war sein Gedanke. Darum seine Sorge ui» das Wohl seines Volkes und die Mühe, seine Liebe zu gewinnen: denn Gott hatte ihn mit dem Volke ge eint. Darum auch die Geduld und die Ergebung unter den Schlägen, mit denen Gott ihn heimgesucht hat in einer Art, als ob er die Treue seines Dieners messen wollte. „Wie Gott will!" war seine Antwort ans alle Prüfungen, die ihn trafen. Ei» treuer Diener seines Herrn! Wie die Soldaten, wenn zum Appell geblasen wird, von allen Seiten dahin eilen, um sich dem Führer zu zeigen, so stellte »ich auch der Verewigte tagtäglich zum Appell vor sei nen Führer und Herrn, um mit ihm und in ihm und durch ihn dem Höchsten seine Huldigung darzubriuge», und immer inniger sich mit dem Führer zu vereinigen und seiner Tu gend und .Kraft teilhast zu werden. Unvergeßlich wird es mir bleibe», wie er noch am ti. September dieses Jahres früh nin die siebente Stunde schwer atmend und auf den Stock gestützt in die um einige Stufen höheck gelegene Kapelle zu Reheseid zum Besuche des Gottesdienstes mit den förmlich hingehauchten Worten eiutrat: „Beinahe wäre ich nicht heiausgelonmien." Er kam zum Appell mit dem Auf gebot der letzte» Kraft, die er noch besaß. Ein treuer, tapfe rer Soldat! Daraus ist das Gottvertranen zu erkläre», das dem Verewigten in so hohem Maße eigen war, denn Treue wirbt Treue, wenn schon bei Menschen, um so mehr bei Gott. Wie hätte er auch sonst die schweren Prüfungen. init welchen Gott ilm bedacht, mit solcher Ergebung und Geduld getragen. Dem Herrn schüttete er sein Herz ans und hinter legte bei iln» das schwere Opfer, das er zur Ehre GotteS Zu« 8rdW»js Sr. Mas. -es König» Hcorg.'j Es braust der Herbststurm durch das Land Und bricht all' Schönheit mit harter Hand. An seiner Seite schreitet der Tod, Der allem Leben d»S Ende droht. Er schlägt die letzte Blume am Rain. Er kehrt in die Häuser der Menschen ein. Ec führt sie hinweg ohn' Wahl und Rast AnS niederer Hütte, ans dem Prunkpalast. Er hat auch entrissen mit kalter Hand Den teueren König dem Sachsenland. „O Tod." so rns' ich schmerzlick,-bang, „Wie grausam ist dein Schnittergang! Du trafst mit deiner Sense Streich Das treue Sachsenherz zugleich. — Doch nein — des Vorwurfs spür' ich Reu', Mein unbedachtsam Wort verzeih'. Denn grausam nicht, barmherzig bist Gekommen du zur rechten Frist. Von seinem Haupte freundlich hast Genommen du der Krone Last. Die trotz des Goldes Hellem Glanz Ihm dennoch war ein Dornenkranz: Du drücktest ihm zur ew'gen Ruh' Liebreich das müde Auge zu. Da- Aug', in das vor Schmerz und Gram Oft nächtelang kein Schlummer kam. Und schloßt sein Ohr. daß nie er mehr Der Falschheit Lästerzunge hör'. So habe Dank, du edler Freund. Der du's so gut mit ihm gemeint. Wie liebevoll, wie sanft und mild Erscheint mix jetzt dein ernstes Bild. Gesprochen beim TraueraktuS in der kath. Bürgerschule zu Leipzig-Linde»cui. Ein Engel, stehst du vor meinem Blick, Gesandt zu unsres Königs Glück. So führ' ihn denn an treuer Hand Zurück ins himmlische Vaterland. Führ' ihn nach allem Erdenleid Vor den Thron der ew'gen Gerechtigkeit. Daß seiner Treue dort zum Lohne Verleihe der Herr di« Himmelskroue." Es braust der Herbststurin durch da« Land Und bricht all' Schönheit mit rauher Hand. An seiner Seite schreitet der Tod, Der allem Leben das Ende droht. Der alles Leben endet in Leid. Daß neu e» erstehe in Herrlichkeit Und nicht mehr sterbe und nicht mehr vergeh' Ob der Erde Weh', in des Himmels Höh'. vr. cauie. Darwin <on1r» Hülkel. In Höckels Augen gibt es kein größeres Verbreckuni, als die Aiinabme eines Weltenschövsers als Urheber der Welt und des Lebens. Er, der ansgestattet ist mit dem ent siegelte» Auge der hellgeborenen heiteren Joviskinder. siebt dort, wo der Verstand der Verständigen ungelöste Probleme sielst, mit der Einfalt des kindlichen Gemütes lauter sonnen klare Lösungen. Und wer nicht mit ihm sieht, ist einfach ein Schwachkopf, mit dem er in der ihm eigenen Höflichkeit umspringt. So höhnt er in seinem neuen Buche „Tie Lebens»'»»- der" über Naturforscher wie Wigand und Reinke, daß sie für die Erklärung des Ursprungs des Lebens auf dieser Erde einen Schöpfer anuchmeu als Anhänger eines „reinen Wunderglaubens" und will Darwin gegen sic ausspiclen, der die Entstehung der ersten Organismen für eine Frage erklärt, von der wir nicksts wissen und wissen können. So erklärt Darwin in seiner» .Hauptwerke 1858, daß er „nichts mit dein Ursprünge der geistigen Grnndträste, noch mit dem des Lebens selbst z» schassen habe". Warum verschweigt Hacket, Inas Darwin in Wirklichkeit geschrieben? Wir meinen jene viel zitierte Stelle, in wel cher Darwin es unzweideutig aiisspriclst, daß die ersten Ligainsineii durch einen Schöpfiingsakt ins Leben gerufen worden feien. Sie lautet: „Schriftsteller ersten Ranges scheine» vollkommen davon überzeugt zu sein, daß jede Art niiahhängig er- sckmsfeii worden sei. Nach meiner Meinung stimmt es besser mit de» der Materie vom Schöpfer ei »geprägten Gesetzen überein, daß Entstehen und Vergeben früherer und jetziger Bewohner der Erde, sonne der Tod des Ein zelweiens, durch sekundäre Ursachen veranlaßt werde . . . Es ist wahrlich eine großartige Ansicht, daß der Schöpfer den Keim alles Lebens, das uns nnigilst, nur wenigen oder nur einer einzigen Form eingehancht habe und daß, während dieser Planet den Gesetze» der Schwerkraft fol gend, sich im Kreise schwingt, ans so einfachem Anfang sich eine endlose Reihe immer schönerer und vollkommener Wesen entwickelt bat und noch fortentwickelt." Mit Reckst bemerkt Reinke (Tie Welt als Tat, Anjl., Berlin S. .'!7N> dazu, daß durch diese Worte Darmin einen Blick i» das Innerste seiner Seele tu» lasse. Es ist znin allermindesten sehr seltsam, wenn gewisse Leute, um die Schwert rast dieser Worte zu entkräften, Darwin zu einem Heuchler stempeln, der nur ans Rücksicht auf die kirchlich gesinnten Kreise Englands die Aenßernng nieder- gesck,rieben habe. Daß man selbst vor dieser Ausrede auf Kosten des Ebaiatters des angeblich so hochgeehrten Lehr meisters nicht znrückschreckt, zeigt, wie »iiangeiiehm man dieses sein Urteil empfindet. Daß sich Darwin in den von Hackel angeführten Worten nickst ans Pbantasieen über den Ursprung des Lebens cinznlassen erklärt, ist sein gutes Reckst und sehr weise von ihm, da er sein Arbeitsfeld ganz anders wo gewählt hatte.