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: . fl, It K- c Tiglihe Unterhaltnnqueilagx der »Ur-nostra Yachriktjtewä It Is. December. Nr. 357. I- Yas Hchicßsak einer Frau. Roman von M. E. Brut-dort (7. Fuss-han« Mechdtuck herbe-ern Der Baron ging vorwärts, nnd die Fremde «folgte ihm lmtigfany als hätte sie kaum Kraft genug, die kurze Strecke zurück öucgglk—·«· »,·- , Die Virtbin des Gasthofes zum .Stern« war nicht wenig überrascht, als einer der Kellnet sie in den Hansfluk rief, wo die Straßensängerin neben dem Baron stand, doch- war sie eine zu kluge Frau, ihre Verwunderung auch nur in einem Wort zu äußeren Ein Gast von der Lebensstellung und dem Einfluß des Barons war ihr viel zu werth, als daß ihr der Gedanke Htgtnncen könnt-, ein solcher Mann werde jemals etwas Unrechtcs it un. ,Jch fand dieses arme Mädchen in ganz erfchöpftem Zu stand auf der Straße«, sagte der Baron. ,Sie ist ganz freund loö und hat kein Nachtquartier, obwohl sie durchaus nicht zu der Klasse der Bettler zn gehören scheint. Wollen Sie die Arme irgendwie unterbringen nnd sich ihrer annehmen, liebe Frau Willetii Bis morgen werde ich vielleicht ein Mittel ausfindig gemacht haben, ihr zu einer achtbaren Stellung zu verhelfen.« ll Die Wirthin versprach, für das Mädchen bestens sorgen znl wo en. ( »Komm-I Sie mit mir, Kind«, wendete sie sich an die gremsr. »Ein bischen Abendbwd wird Jhnen gewiß recht gut un. Die Fremde gehorchte. »Ich danke Jhnen von-ganzem Herzen und ganzer Seele«, verabschiedete sie sich von dem Baron. »Noch nie im Leben ist mir so viel Güte zu Theil geworden.« »Die Welt muß sehr hart gegen Sie gewesen sein, mein armes Kind«, erwiderte er, »wenn solche Kleinigkeiten Sie so tief rühren. Kommen Sie morgen früh zu mir, dann wollen wir iiber Jhre Zukunft sprechen. Gute Nacht.«· Gute Nacht. Gott lohne Jhnen.« langsam nnd nachdenklich stieg der Baron die Treppe hinauf, um sich wieder in sein Zimmer zn begeben. Er schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Die Ereignisse der oergangenen Nacht ver folgten ihn beständig und beschäftigten ihn auch in seinen Träumen. Bald war sein Nesse wieder bei ihm und bat ihn in der Todes angst seines selbstsiichtigen Gemüthes,- ihn nicht zu verstoßen, bald sah er sich wieder auf dem verödeten Marttplatz und neben sich die geisterhafte Gestalt der umherziehenden Straßensängerin Als er am Morgen aufstand, nahm er sich vor, die Ge danken an Reginald zu verbannen. Sein nächtliches Abenteuer beeinflußte ihn in seltsamer Weise, und dieses Abenteuer war es, das beim Frühstück feine Gedanken beschäftigte. »Ich habe einst eine Landschast gesehen, die am hellen Tage sehr reizlos war, durch die zauberhaste Beleuchtung des Mondes aber umgewandelt wurde«, sagte er sich. »Vielleicht ist auch dieses Mädchen nur ein ganz gewöhnliches Geschöpf, eine ge meine, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf pilgernde Straßensängerin.« Doch sich ihres gebildeten Tones, ihrer wiirdigen Haltung und ihrer vollkommenen Selbstbeherrschung erinnernd, verwarf er diese Beschuldigung. - Als der Baron mit seinem Frühstück fertig war, schickte er nach der Sängerin. « , , . « »Sagen Sie-»dem jungen Mädchen, baß ich es gern einige Minuten sprechen möchte«, beanstragte er den Obekkellnekx Der Kellner kehrte sehr bald in Begleitung der Fremden zurück. Es war nicht das erste Mal in seinem Leben, daß dcr Baron in solcher Weise feinen Wohlthätigkeitssinn bekundete, aber es war das erste Mal, daß et ein so jeden anderen Ge danken verdrängendes Interesse an dem Gegenstand seiner Wohl thätigkeit nahan . W» , · . Die Schönheit des Mädchens war keine durch das Mond licht hervorgebrachte Täuschung Jn dem hellen Sonnenschein kam ihre Schönheit und Anmuth noch mehr zur Geltung. Die Straßensängerin verrieth unter dem sorschenden Biiii des Barons keinerlei Verlegenheit. Mit ruhiger Anmuth stand sie vor ihrem Wohlthäter, und in ihrer Haltung lag sogar etwas wie Stolz· Ihr Kleid war fadenscheinig und adgetragen, an ihr sah es aber dennoch nicht aus wie der Anzug einer Land streicherin. Es war aus einein verblichenen, schwarzen Stoff nnd vielfach ausgebessert, doch saß es vorzüglich, und ein sauberer, weißer Leinwandtragen umschloß ihren schlanien Hals, der bei nahe ebenso weiß war wie die Leinwand. Jhr braunes, welliges Haar war aus dem Gesicht gestrichen, so daß das kleine, rosige Ohr sichtbar blieh. Die schweren, dunklen Flechten bildeten einen prächtigen Gegensatz zu dem Alabasterweiß des Gesichtes, das in der Erreguug von leisem Roth iiherhaucht war. »So-Sen Sie sich gefälligst«, lud der Baron sie ein. »Ich möchte Jhnen helfen, wenn es in meiner Macht steht. Sie scheinen für das Leben, das Sie führen, nicht geeignet, und ich sbin überzeugt, daß Jhr Talent groß genug ist, Sie zu einer weit höheren Sphäre zu erheben. Ehe wir aber von der Zu kunft sprechen, muß ich Sie bitten, mir etwas von der Ber gangenheit zu berichten. Wie kommt es, daß Sie so freundlos sind, daß Jhre.Eltern Jhnen erlauben, in solcher Weise Ihr Brod zu perdienen ?« , »Meine Mutter starb, als ich noch ein Kind war', ant wortete das Mädchen. »de szs Vstgt?« - - »Mein Vater ist auch todt« » ~Davon haben Sie mir gestern Abend nichts gejagt-, rief der Baron, in dem sich ein gewisses Mißtrauen regte, denn es tam ihm vor, als hätte sich in dem Wesen des Mädchens bei der Erwähnung des Vaters eine Veränderung bemerkbar gemacht. »Nichts« entgegnete sie ruhig. »Ich glaube nicht, daß Sie mich nach meinem Vater gefragt haben, wenn es aber geschah, so habe ich sicher aufs Gerathewohl geantwortet. Jch war in Folge der Erschöpfung verwirrt und wußte taum, was Ich sprach.« »Was war Jhr Vaters« » »Seemann.« «Jhre Gesichtsziige haben etwas, was gar nicht englisch scheint. Sind Sie in England geboren?« »Nein, ich bin in Florenz geboren; meine Mutter war eine Florentinetin.« Ein-e Yanse trat ein, » , , ,Jch fürchte, die Geschichte Ihrer Vergangenheit hat manches Peinliche für Sie«, bemerkte der Baron endlich. »Bei-komm nisse, die Sie nicht gern offenbaren möchten.« ,Ja, Vieles, das mir peinlich Und schmerzlich ist, Vieles, was ikh nicht erzählen ·kann.-«4 A «Und dennoch werden Sie begreifen, daß es mir nicht leicht werden kann, Ihnen meinen Beistand zu gewähren, wenn ich nicht weiß, wem ich ihn leiste. Es wäre Thorheit von mir, mich für eine Person zu interessiren, von deren Geschichte ich durchaus nicht-s jveißX , « «Dan«n muß ich Sie bitten, all Ihre großmüthigen Absichten aufzugeben«, erwiderte das Mädchen mit jenem ruhigen Stolz, der ihrer Schönheitzinen so eigemyümlichen Reiz ver!ieh. »Ich