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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188310092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831009
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831009
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-10
- Tag 1883-10-09
-
Monat
1883-10
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1883
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Erscheint tätlich früh 6'/, Uhr. ikr«cti«n »nt Lrpk-UtLk IohanneSgaff« 33. Hprrchllundrn der Kr>ar1i«ir. Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. s I» et» me«-»« «,,8-adtn Doiwlcn»«, «mcht sich »ü >tk»«m», «m »n»u>»l>ch Nnnah«, »er II, Ne ,Ich»s«I,e»tz« Nummer »rfttmmten Inser«te «« W»chr»ta,e» dt» I Uhr Nachmitl«»», an B»»»- nn» Frstt«,cnsrü» dt« '/,S Uhr. Zu >kn /Uiale« sSr Zus.-Anuuhm^ Vit« Kl,««, UnIversttätSftraße 21, L««t« Llschr, Katharinenftraße 18, p. m», dt» '/»I vhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- und Gcschüstsverkehr. Mesi > Auflage Äboniirmratsurris viertelt- 4'/» Ml» incl Bringerlohu 5 Mk, durch dir Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren iür Extrabeilage» Ohne Postbekörderung 39 Mst Mit Postbesörderung »8 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 10 Ps, «KSßere Schriften laut imjrrrm Preis» verzcichaiß. Tabellarisch« ». Ziffernsatz nach höher« Tarif. Neclannl unter dem Nedaetiaua-rich die Svaltzeile 50 Pf. Zierat» find stets an die fltzprtzttt«« zn seuden — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnreouwernn-io oder durch Post- nachuahme. ^?L82. Dienstag den 9. Oktober 1883. 77. Jahrgang., Amtlicher Theil. Wir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1982 und Ostern 1883 au» einer der hiesigen Volks schulen entlassen worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle das 15. Lebensjahr vollendet und die Elaste erreicht zu haben, welche diesem Aller nach dem Plane der S<b»le entspricht, zu dem Besuche der Fortbildungs schule für Kaube« verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselben, wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Puschmann, dascrn sie sich aber im Bezirk der II. Fortbildungsschule aushalken, bei Herrn Director vr. Stoerl zu erfolgen bat; S) daß auch diejenigen Knaben anzuinelden sind, welche au» irgend einem Grunde von dem Besuche der srädttschea Fortbildungs schule entbunden zn sein glauben; 4) daß hier einziehrnde Knaben, welche Ostern 1881, 1882 und 1883 aus einer an-märtigen Volksschule entlasten worden sind, ebenfalls zun, Besuch der Fort bildungsschule verpflichtet und sofort, spätestens aber binnen drei Tagen nach dem Einzüge bei dem Director der Fortbildungsschule ihre» Bezirks anzumelven sind; 5) daß Eltern, Lehrherren, Dienstherrschaften und Arbeit geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu 30 .< die im Falle der Nichterlegung in Haft umzuwandeln ist. die schulpflichtigen Knabe« zu dieser An meldung amzuhaltea »der letztere selbst vor- zane-men babeu. Leipzig, am 4. Oktober 1883. Der Rath der Gtadt Leipzig. I-r. Georgi. Leknert. Die mit Schluß der gegenwärtige» MichacliSmeste außer Gebrauch kommende, aus hiesigem Marktplätze ausgestellte, als sogenannt» IN. Neu« Reihe bezeichne»- Meßbudeareihe soll Mittwoch, den 10. Oktober diese» Jahre», Vormittag» II Uhr im Saale der .alten Waage" — katharinenstraße 29 — gegeu Daarzahlung ans den Abbruch versteigert werden. Die gedacht« Meßbudenreihe besteht aus vier großen Thrilen. von denen jeder Theil ein Ganze» für sich und je zwei sich aegenübcrstehende Thcile eine mit Glasbedachung versehene Passage bilden, und sollen sowohl alle vier Theiic nebst siimmtlichcr GlaSbedachung im Ganzen, al» je zwei sich gegenüberstehende Theile nebst dazu gehöriger Glasbedachung zur Versteigerung gelangen. Zuschlag und Auswahl mrter den Licitanten bleibt Vor behalten. Die sonstigen Dersteigerungsbediogungen werden im Termin bekannt gegeben werden. Leipzig, den 27. September 1883. Drr Rath der Stadt Leipzig. Oe. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung Nach tz. 8 der mittelst Bekanntmachung vom 1. Juli 1880 veröffentlichten Instruction I. für die Ausführung von Wafferrohrleitungen und Wasseranlagen in Privatgrund stücken muß da» Mindestgewicht der zu verwendenden Blei röhre» 4.85 bg bei 24 ww lichter Weite, A.5S » » 18 » » » n»d 2 08 « » 12 - « « betragen: eS hat sich jedoch bei stattaesnndenen Untersuchungen herauSgestrllt, daß diese Vorschrift nicht streng beobachtet Worden ist. Wir verweisen deshalb die betreffenden Tewerbtreibenden wiederholt aus diese Anordnung, indem wir hinzusügen, daß wir, so oft Uebertretungen derselben zur Anzeige gelangen, wider diejenigen, welche sich solche haben zu Schulden kommen lassen, nach tz. 16 der Instruction mit Geldstrafen bi« zu 75 Vorgehen werden. Leipzig, den 29. September 1883. Der Rath drr Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. Wir bringen hiermit zur allgemeinen kenntniß, daß in der Nacht dom >3. zum t4. lausenden Monat» die Reinigung de» HochreservoirS der städtischen Wasserleitung, sowie am l5.. tS. und 17. Oktober die Spülung der Hauptröbren, sowie vom 18. October ab die Spülung der Zwoigröhreu durch die Zweigposlen am Tage stattfinden wird. Lsipzig, am l. October 1883. Der Rath drr Stadt Lrtpztg. vr. Georgi. Eichoriu». Vkhßrhls-Bektrtilt«tch««s. Gestohl«, w»rden ollhier erstatteter Angei«« zufolge: 1) km v»rte»»nn«te »an schmerzen, Leder, mit gelbem Bügel, entgeltend 8B ^l, in zmei Dovvelkroneu und einer Krone, sowie ein SehnteU««» der 104. Sächs. LandeSlotterie Nr. 396615. IV. TI., mittelst Rochichiiiffels au« einem Schrenke ln einem Gast, loeole iu Nr. 9 der Go«hestraß», am 22. n»r. ««.; 2) zwei Leihtznasscheime, über einen Froaenpaleto« bez. ein Packet Wische, a»S einer Schlafstube in Nr. 47 am Krimmaischen Stemme», »om 27. bi« 30 vor. Mt».; gj ein schwarzer flilztz»» mit rothem Falter onb mit bem ein- geichrlMene» Namen 5»mie»d«»»ar. sowie ei» schwarzer bäum, wotzenrr Rtgo»schirm mit graubraouem Holzstab mit Stahl »Guchev. au« einem «astlocale ln Rr. 15 am köaigSplatze, am SO. var. Mt«.: 4) ei, Griddrtraa von » ^l «nd fiese, Pa« Slrflchr«. ei«m II jährige, Mädchen «w» einem hoadSorbe ln »wem Hanle am Brühl, am 1. di«. NB« Vormittag«: s) Drei Coupon« Wlnterswss, und zw« einer von heiarauer darbe, S Meter 1? Lentim. hastend, ein dunkelgraner von gleicher Länge und ela blauer 2 Meter 18 llenttmeter haltend, an» de« Restauration-locale in Nr. SO der Nicolaislraße, am nämlichen Tage Nachmittag«; ü) ein -ammerüberzieher von braunem glatten Stoff, mit einer Reihe Knöpfen, Lchooßiascheu, grauem Bermel- und schwarzem Schooßlutter, — ln einer Tasche befand sich eine Brieftasche von schwarzem Leder, enthaltend drei Photographien und mehrere Briese, au» dem Tanzsaal im Pantheon, an demselben Tage Abend«; 7) zwei schwere goldene Siegelringe mit TopaS in Wappen» form, au« einem KeschäfiSlocale in Nr. 32 der Haiustraße, tu drr Zeit vom 82. vor. bi« 2. di«. Ml«.; 8) ein schwarzledernes Hauötäschchen mit gelbem Bügel, darin eia ebensolche« «rldtnichchcii mit ca. A .6 Inhalt in div. Münzen, sowie ein weißleinencS Laschrnlnch. gez. I,. lt, von einer Verkaufs bude aus dem August, «platze, am S. ds«. Mt». Nachmittag«; 9) ein GelSdelrug von 42 und drei flirr einem lOjährigen Mädchen im Hause Nürnberger Straße 20,21 au« einem Handkorbe, zu de,selben Zeit. 10) ein große« schwarztederne« Portemonnaie mit Messing- schloß, ans welchem die Buchsladen kl. 8. einletritzell sind, mit einem Inhalte vo» ca. 18 ^i, in Zweimark-, Mirkslückcn und diverser kleiner Münze, aut einer AulleiLezelle in, Lophlcnbad, zur näm- lichen Zeit; 11) ein ebensolche« Portemonnaie mit einem Inhalte vo» 14 ^l, in vier Thalern und einem Zweimarkstücke, au« einer Boden kammer in Nr. 9 der Goethestrxße, am 3. ds«. Mt«.; 13) ein Lommerkbrrzirher von schwarzem graugestreiste« tosf, mit ei»er Reihe st. Spien, rolh- uud schivarzgeslreisiem Aermel» und schwarzem Dchooßintter, au« einem RestaurationS- locale in Nr. 36 der Bnrgstraße, am nämlichen Tage Mittag«; 13) ein Opernglas, mittelgroß, in schwarzem Gekäuie, au« dem Restauralien-locale in Nr. 11 der Kleinen tzleischergasse, am 4. ds«. Ml«. Abend«; 14) ein schwarzer welcher Filzhnt mit schmalem Rande, blauem Futter und dem Firmenstempel „Meißner, Leipzig", sowie ein chwarzer Znurllä-Regkiischirm mii braunem Holzstab und langer Messiigzwinge, auS einem Zimmer in Nr. ü der Kutharincuftraße, am 5. ds«. Mt«. Vormittag«; 15) eine Flasche No.vhauscr, zwei Flaschen Stachelberrwctu, vier Flusche» Lagerbier, etwa zwei Metzen klurtoffcln und eine Quantität Steinkotzlr». mittelst flinbrmhs au« einer Kellcrab- lheilung in Nr. 4 der Äochstraße, vom 4. bis 6. ds« Mt«.; 16) ein schwarzseidcner Regenschirm mit gelbem Stab, von einem Berkaus-stand auf dem Fleischerplatze, am 6. ds«. Mt«. Vormittag«; 17) ein Packet in grauem Papier, enthaltend »000 Stück große Plaserstlfte. zwäls Lchlirkhatrn. vier Dutzend gepreßte Lchinstel, sechs Garnttnre» Drücker zu Schlägern und sieben Groß Tchraubeu von verschiedener Größe, au« dem sttestaurattoirölvcale i» Nr. 16 der PclcrSstraße, zur nänttichen Zeit; 'i 18) ein Eominerkbrrstehrr von dunkelgrauem Stoffe, fast neu, mit einer Reihe Horuknöpscn, Cchooßlaschcn, heügestreiftem Aermel« und läßvarzem Schooßiutter, — in eine Lasche befand ich eia weißlciiiene« Taschentuch —, au« einem Gastlocale in Nr. 9 der Goekhestraße. am gleichen Tage Nachmittag«; 19) eine blecherne Sparbüchse, enthaltend st.«l 18 in drei Thalcc», einem Zehnpjennig- und einem Fünspsennigstücke, au« einer Wohnung in Nr. 2 der Mahlmannstraße, im Laufe des- elben Tage»; 20) ein Geldbetrag von 6 22 in einem Thalcr-, zwei Markuücken, zwei Fünszigpfennigstncken und kleiner Münze, a»S einem Schlaslocale in Nr. 65 der Sleriiwarteustraßc, in der Nacht vom 6. zum 7. d. Ml«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Lachen oder den Tl>üter sind ungesäumt bei unserer >Lriniinal- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 8. October 1883. Tas Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. vr. Deneckc. Loyisorrmirthullg. In dem UiilverfltätSgrnndftiick:, da« „Mauriciannm" gen., Nrlmmaische Straße Nr. 16, ist in der drtttrn fltage ein LogiS, au« Borsaal, acht Zimmern, drei Kammer», Küche »nd übri. gem Znbrhör bestehend, vom 1. April 1884 an aus fünf Jahre im Wege der Licilatisn, jedoch unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern, anderweit zu vcrmiethen. Reflektanten werden ersucht, sich Freitag, den 12. Oktober e. vormittags 11 Uhr im Universität«-Reniamt einzufinden und ihre Gebote abzugcben. Die Licttationö - Bedingungen liegen daselbst zur Einsicht bereit. Leipzig, am 5. Oktober 1883. UnibersitiitS-Rentamt. «ras. Nichtamtlicher Theil. Spanische Preßstimmen. Der noch unlängst von den französischen Radicalcn unter- nommene Versuch, für rin Bündniß zwischen Frankreich und Spanien zu wirken, hat einen plötzlichen und unerwarteten Abschluß gefunden, der jede» Zusammengehen der beiden „lateinischen Schwesternationen" sür lange Zeit völlig un« möglich macht. Wir sprechen da selbstverständlich von dem empörenden Scandale, drr sich gelegentlich der Ankunft de« König« von Spanien in Pari« atgrspiclt hat und welcher die ganze gebildete Welt mit begreisffchcr Entrüstung erfüllte. Daß sich diese zumal in Spanien selbst sehr nachdrücklich ge ärgert, war im Hinblick auf da« besonder» schars aulgeprägte Nationalgesühl der Spanier vorauözufehen, welche« sich durch die Beleidigung, die dem Könige widersakren. gleichfalls gröblich verletzt fühlte. Die gelammte spauische Presse, ohne Unterschied der Parteien, gerbt dieser Wirkung Ausdruck, ein Gefühl, welche« durch die Art und Leise, wie c« hervor gerufen wurde, keines wegs alS ein vorübergehendes bezeichnet werden darf. Die» bestätigen anch die Aeußrrnngen der unS gestern nigegemgenen spanischen Journale, welche, wie leicht begreiflich, sich fast ausschließlich mit der jüngsten Pariser Pvbeldemonstralion beschäftigen. Die Austastungen der spanischen Blätter beweisen aber auch gleichzeitig, daß man in Madrid sehr wohl die gänzlich zerfahrenen politischen Zustände Frankreichs und die Machtlosigkeit der Negierung gegenüber dem tollen anarchischen Treiben der revolutionairen Club» und ihrer Hetz-Presse genau kennt, die, von Tag zu Tag dreister werdend, vor keinerlei Gewaltthaten und Skandalen zuriickschreckrn. Bezüglich Vieser in Pari« schon viel zu lange herrschenden Zustände, ist namentlich ein Artikel de» „Globo" bemerken»- iverth, au« dem wir hier dir hauptsächlichsten Stellen ansühren wollen. .Die französische Regierung", beginnt da« genannte spanische Blatt, .halte gelegen»«- der Reise Misere« König« die vielleicht mit den Interessen der französischen Nation übereinstimmend« Absicht, die möglicherweise in Deutschland auf unseren Monarchen gewonnenen Einflüsse durch «neu > glänzenden Empfang de« König« in der französischen Haupt» ! stadt abzuschwächen. Die Revolutionaire aller Farben aber, »welche über den Pariser Pöbel verfügen, beschließen dagegen, die hohe» Auszeichnungen, welche unserem Köu ge in Teulsch- land zu Theil geworden, zum Gegenstand einer feindliche», geradezu empörenden Demonstration gegen seine Person zu machen, um dadurch einen völligen Broch zwischen Spanien und Frankreich herbeizusühren. E« handelte sich also darum, die Politik und Autorität der verantwortlichen französischen Re gierung zu mißachten und dieser durch einen abscheulichen Wtraßenscandal zn beweisen, daß sie nicht« zu sagen oder zu beschließen habe. Und diese Beweisführung feite»« rer Ne- volulionaire, man sollke e« in einem geordneten Staate, sei er Monarchie oder Republik, kaum für möglich halten, ist auch wirklich gelungen. B>« hier haben wir e« mit der gefährliche» Macht de« revoln'ioualreii TerroriSmuS i» Pari« zu thnn. Nn» beginnt aber eine arivere Verantwortlichkeit. Die sranzösische Regierung Halle Maßregeln getroffen, um die nichtSwnrvigc» Scenrn vor dem Norrbahnbose zu verhindern, aber ver Polizei- Priisrct, der ganze Organikum« der Polizei versagt >m gegebenen Augenblick ren Dienst, mit einem Worte, tie ganze RegicrungSmaschine siockl, weil Von der Straße her ein unveranlworllichcr Wille sich eingemiscbl bat. So wird die Demonstration auSgcsiihrt und unser König aus daS Gröb lichste beleidigt. Angesichts dieser Thalsachcn darf man wohl entrüstet auSrusen: WaS ist Frankreich für ein Land geworden, wer regiert dort, oder besitzt e» übcrbaupt eine Negierung? U»S scheint tiedortigeLagcso gefahrvoll, daßsiescbon inderNachfi- zcit unhaltbar werden und zur Entscheidung drängen dürste. Diese revolutionaire Nebenregierung ist eben ein unheilbares Ucbcl der dritten Republik und entstand nicht heute oder gestern. Einst hieß jene anonyme Macht Gambetta, aber diese beruhte aus dem Einflüsse seiner Persönlichkeit; trotz seiner Fehler besaß er dennoch die politische Klugheit, die auswärtigen Interessen Frankreichs nicht zum Spielball seiner privaten Gehässigkeiten zu machen. Heute heißt die Neben regierung Wilson, ihr Einfluß ist erborgt a«S dem ElyffLe und dem constitutionellc» NimbuS de« obersten Chefs der Nation. Der Zusammentritt der französischen Kammern wird jedenfalls den Beweis liefern, daß daS heutige System in Frankreich im raschen Niedergänge begriffen ist." — So weit der .Globo". — Der consrrvalivrn „Epoca" ist eS unbegreiflich, daß die Regierung de« Herrn Grevy keine größere Voraussicht an den Tag gelegt, da sie koch wissen mußte, daß der dem König Also,,so bereitete Empfang aus die gegenseitigen Beziehungen nicht ohne Ein fluß bleibe» werde. „Hat man aber dicS in Paris gewußt", fährt daS genannte konservative Organ fort, „so ist die Walirnehmittig »och überraschender, daß man nicht die nvlhige Energie entfaltet, um die der französischen Civilisation un- würdige und unanständige Demonstration zu verhindern." Die ..Epoca" fordert zwar am Schluffe ihre« Artikels nicht die Abberufung der spanischen Botschaft, rälh aber der Ne gierung dennoch zu ernstem Handeln und einer der spanischen Nation würdigen Energie. Noch viel nachdrücklicher äußert sich .El Eorreo", dar Organ der ronstitulioncllcn Partei: .Die französischen Radi, calcn", schreibt eS. „die, statt ihr Land zu vertheidigen, mit der abscheulichen Commune sraicrnisirten, kehren jetzt ihre Wnth und Feigheit gegen den Souvcrain einer befreundeten Nation, der ans die freundschaftlichen Versickernngen deS Herrn Grevy nach Paris gekommen ist. Die Ansbrüche de« Pariser Pöbel« richteten sich zwar mehr gegen Deutschland, aber jeden falls wäre eS viel muthiger gewesen, wenn man unter den Wällen Skraßburg« protestirt und nicht den Souverain einer befreundeten Nalion unter dem Schutze der in den Pariser Straßen herrschenden Straflosigkeit beleidigt hätte. Welches Verhängnis; waltet doch über den lateinischen Nationen! Sie werden täglich wahnsinniger, gethciltcr nnd schwächer!" — „El Chronist«" nennt die Beleidigung deS König« eine der ganzen spanischen Nation zugesiigte. „Diario ESpaüol" bringt einen langen Artikel, der sich gegen Sagasta wendet nnd die Vorgänge in Pari» ans da« Scbuldconto de- Cabinel« setzt. „DaS. wa« in Pari« geschehen", ruft da» Blatt auS, „ist von keinem GesichtSpuncte zu ent- chnldiaen; die ganze Demonstration ist empörend und civili- irter Nationen durchaus unwürdig. Spanien muß dafür Genngthunng verlangen." Der unabhängige „Dia" wirst GrLvy vor, daß er von der beabsichtigten Beleidigung de» König» gewußt habe, die selbe aber nicht verhindern konnte oder wollte, weshalb er auch nicht in dem Wagen de» König« Platz genommen habe. Schließlich mögen hier noch die Aeußrrnngen des radicalcn „Jmparcial" erwähnt werden, der seinen Titel ganz mit Unrecht trägt. Leider ist diese» Blatt da« verbreitetste in ganz Spanien, weshalb seine Beurtheilung der jüngsten Pariser Skandale einigermaßen in da» Gewicht falle» dürste. Da» radicale Organ bemüht sich mit allerlei Sophismen sein Nationalgcsübl mit seiner extremen politischen Gesinnung in Einklang zn bringen, was aber nicht recht gelingen will. ES gelangt aber dennoch zudem Schluffe, daß die Ausschreitungen m Pari« da« gute Einvernebmen zwischen der spanischen und französischen Nation ans lange Zeit gestört hoben. Man ficht also, die Aeußernngen der spanischen Blätter werden in Pari« keinerlei Zweifel über die Stimmung jenseil« der Pyre näen übrig lassen. Aber wa» wird da« Helsen? Man wird dort dennoch täglich .wahnsinniger"» .gethcilter" und — .schwächer". Leipzig» 9. October 1883. * E» heißt mit Unrecht, daß der BnndeSrath jetzt lediglich darum zusammenbernken worden fei, um über da« Gesetz wegen der Actiengesellschastrn Beschluß z» fasten Vielmehr liegt eine ganze Reihe anderwriter Sachen vor. deren Erledigung in nächster Zeit erforderlich ist. ES ivurde bereit» mitgethellt. daß der BnndeSrath viele VerwaltuugS- angrlegenheiten zu erledigen hat. Die Bundesregierungen haben auck» Kenntniß von den Verhandlungen erhallen, welche im Verfolge de« Beschlüsse« deS BnndeSrath« vom 15. Februar 1879 in der Zeit vom 21. September bi« 10. October 1881 zn Bern behnfS Benutzung eme« inter nationalen EisenbabntranSportrechtS unter Deie- girten de« deutschen Reich« und der Regierungen von Oesterreich« Ungarn. Belgien. Frankreich, Italiens Luxemburg, der Nieder lande. Rußland und der Schweiz stattgefnnden haben. Unter Bezugnahme aus die betreffendenMittheilungen hat der Reich« kanzler dem BundeSrathe dir au« jener zweiten Berner Eon frrenz bervorgegangenen Entwürfe eme» internationalen UcbereinkommenS über den Eisenbabnfrachtvcrkebr nebst AuS« tthrnng-bestimmungen, sowie eine« Reglements betreffend die Errichtung eine« CentralamtS zur Bcschlnßsaffung darüber, inwiefern die neuen E»l>vUrse als geeignete Grundlage für den Abschluß bezüglicher Verträge betrachtet werden, vorgelegt. * Au- Ar laß der Vorgänge in Paris bei der Ankunft und während der Anwesenheit deS Königs von Spanien daselbst wurde vo» verschiedenen Seiten gemeldet, eS sei zwischen der deutschen, der spanischen und der sran- lösischen Negierung ein Notenwechsel hierüber entstanden. Diele Angabe bcstäiigt sich nicht; welligsten« von Seiten der RcichSrcgiening ist. dem Bcrncbmcn nach, nicht« in der Sache gcschchen und wird, wie verlautet, auch nichts geschehen. ES ist noch erinnerlich, daß die „Nortd. Allg. Zrg." kürzlich meldete, daß man an maßgebender Stelle erwogen habe, ob man sich nicht mit der sranzösischcii Negierung in Bezug auf landeSvcrrälkerische Conspiralioncn zwischen Angehörigen de» Reichs und französischen Nationalen inS Einvernehmen setzen olle. Die Entscheidung sei aber dahin gegangen, einen vlckien Schritt nicht zu thnn, weit man damit nur der fran zösischen Negierung eine Verlegenheit bereite, ohne damit einen Erfolg zu erzielen. Dem Anscheine nach leiten die» eiben Erwägungen die RcichSregicrung auch in dem oben erwähnten Falle. * Al« eine drr Materien, über welche dem nächsten Reichstage ein Entwurf zugchen sollte, wurde vor Kurzem auch die Abänderung de« G-'tt'tzcS über den Unterstützungs- Wohnsitz genannt. Dies bürste sich indessen nicht bestätigen; allerdings hat man sich im Reiche sowohl alS in den Einzel- iaaten mit der Abänderung diese» Gesetze» schon viel be» chästigt »nd ist schon ein umfangreiches Material darüber gesammelt, doch ist bi» jetzt, dem Vernehmen nach, für die Bearbeitung eines bezüglichen Entwurf» von Reich» wegen noch nicht» gcschchen, und bei der Masse wichtigen Material« ür die nächst« Session dürfte auch diese Angelegenheit noch urücklreten. * Ueber die Lage in Ungarn nach der Grbffmmg d«< Reichstags bringt die „Politische Corrcfpondenz" die folgende officivse Darstellung aus Pest vom 5. Octoberr Die morgen beginnende Debatte über die krpatifch« Wappensrage wird ohne Zweisei mit einem eclatante» Erfolg« des Ministeriums endigen. Die Opposilion dürfte durch die za erwartende, heftigen Angriffe nur sich selbst in eine schiefe La«« brirgen, da dies« Angriffe angesichts de» energischen Eingekifrä» der Ministerpräsidenten bei der Herstellung der Ruhe uud Orduuug in Kroatien fast den Eindruck einer V-rthcidiguna drr Kroaten machen können. Auch dürsten aus eine eveuluene Frag« de« Ministerpräsidenten, waS den» die Opposition Bessere« hält« verfügen könne», die Herren kaum eine halbwegs befriedigend« Antwort zu ertheilen in der Lage sein. Die Opposition ist de« Glaubens, jetzt einen geeigneten AngrifsSpunct gefunden z« habe», um da» Ministerium zu erschüttern, aber e« ist dir» eia großer Irrthum, da die Regierungspartei gerade in dirser An gelegenheit einiger denn je ist. Wenn irgend Jemand in der liberalen Partei unzufrieden sein sollte, so würde die» sicherlich nur dem Entgegenkommen deS Ministerpräsidenten gegenüber de» Kroaten gelten, welches nach der Mcinung Einzelner zu weit geht. Au» der Regierungspartei wird kaum Jemand in dieser Debatte da« Wort ergreifen, da man jeder Necriminalion der Kroaten au« dem Wege zu gehen wünscht. ES wäre aber ein arger Jrrihum, zu glimbeo, daß mit der Annahme de» Resolution--EntwurseS deS Minister präsidenten, der in den ungarischen ebenso wie in den deutschen Blättern leider nicht correct wiedcrgegcben wurde, die Angelegenheit erledigt sein wird. WaS den erwähnten Fehler betrifft, so heißt e« im ResolutionS.Entwurs, daß an die Stelle der hcrabzunehmenden zweisprachige» Wappenschilder „und" überall dort, wo in Zukunft die bisherigen, mit kroatischer Aufschrift versehenen Wappenschilder durch neue ersetzt werden müssen, Wappenschilder ohne Ausschrtst angebracht werden. Die gemäßigte Opposition hat vorläufig blo» beschlossen, den NesolulionScntwurf nicht anznnchmen. rcsp. die Regierung an- zngreifcn. Sie will zwar, wie verlautet, sich mit der Modalität» welche der Ministerpräsident bezüglich der Wappenschilder beantragt, einverstanden erkläre», verschmäht eS aber, den einfachen und richtigen Weg dadurch einzuschlagcn, daß sie die erste Hälfte der Resolutton, die ein BerlraucnSvotum sür die Negierung enthält, ablchnt »nd den zweiten Theil derselben, dem sie zustimmt, «cceptirt. Bei der Debaite wird unstreitig auch die Fiumaner Frage vielseitig erörtert werden, trotzdem der umfangreiche Bericht der Regnicolardeputatton dem Hause noch nicht vorliegt. Die Negnicolardeputalioiic» hatten sich nämlich seinerzeit dahin geeinigt, daß dieser Bericht gleichzeitig im ungarischen Reichstage und un kroatischen Landtage vorgelcgt werden wird, da aber geringe Aussicht vorhanden ist, daß der kroatische Landtag bald zusammentritt, wird der Falkffche Bericht über die Fiumauer Frage auch dem Reichstage nicht vorgclegt werden können. Was die Personellfrage in der kroatischen Angelegen- jeit betrifft, Io bereitet dieselbe keine gcringcn Schwierigkeiten. ES soll ein kroatischer Minister und ein neuer Bann; ernannt werde». Der kroatische Minister muß unbedingt mit dem BmiuS in stetem Einvernehmen stehen, dn sonst da- Regieren unmvglich ist. Diejenigen Persönlichkeiten nun, die sür den Posten eines kroatischen Ministers in Lonibination gczoge» werden könnten — und deren Zoll ist eine größere, alS man allgemein glaubt, da eben die vollkommen- .gennlniß der kroatischen Sprache hierzu nicht »ölhiz ist — würden sich sür die Annabme diese- Portefeuilles nur dann entscheiden können, wenn sie wüßten, wer zum Bann- ernannt wird. Dann liegt eben die große Schwierigkeit. Es müßte dies allenfalls ein in Kroatien begüterter, der kroatti'chen Sprache mächtiger, einflußreicher Mann sein, der die dortigen Verhältnisse und Persönlich!.- teil genau kennt und nicht davor zilrücksthreck:, m diesem Augenblicke, ohne sichere Majorität im Lundtage, angesichts einer zerstihren-r. Ahmiuistration und der erbitterten Stimmung cher Bevölkerung die Leitung der kroatischen Landesregierung zu übernehmen. Tie Eventualität, den jetzigen Sectto»«ches für da- UnterrichtSwesen in .Kroatien, Herrn Bon eins, eine tüchtige administrative Kraft, vorläufig mit der Fübrung der Geschäfte deS BaunS zu bettauen, kann zwar ernst in Erwägung gezog-n werden, würde aber keineswegs die Schwierigkeiten der Banntirage lösen, llknr wenn sich d>e Nationalpariei einmülnig nnd solidarisch sür einen Mann erklärt, der der nnaariichcii Regiermig genebm ist, wäre eine Entscheidung dieser Angelegcnbeil näher gerückt. Leider ist eine solche Persönlichkeit vorerst »ich: >n entdecken. Baron Levin Rauch wäre zwar keine nngkückliche Wahl, den» er kennt die Ver hältnisse sehr genau, ist ein. vorzügliche administrative Kraft, unbedingter Airbänger drr Union mit ilnaarn, ein treuer Freund Ungarns und ein Manu voll Encr«ie; unilllkklicherweise sind e-aber gerade die Führer d-r jetzigen Äativnattarlki, Ivklche seiaer Zeit Baron Ranch ans daS Heiligste, sogar persönlich, an«r>V«», so daß seine Bernsana ziim Bann« mit einer völligen Sprengnng der jetzigen Majorität im Landtage gleickchedentend wäre, obzwar man gerade in ihm vicSeicht den Ma n, finden wurde, der sich, selbstverstäAdkich noch Auslösung deS jetzigen LandtaveS, eine Majorität zu ichaffen wüßte. Damit wäre die Situation allerdings nicht vollkommen grklärt. im äußersten Falle dürfte es aber n»t dieser Eombinattoi, immerhin Ernst werden. Im Lause der nächsten Woche steht auch eme große anti semitische Debatte zn erwarten. Tie niittiemckisch-n Agitatoren
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