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«k-e». ». »edakti« Are-tzen-XenftavI I. Methaer Lass« 4. Die Zeitung «scheint rte»st«g, Dv»nerftn, «n» Gmenaben» früh. SbeuuemeutS- Pret». tzi-rtelfLhrl.Mk.1M Zu beziehen durch die kaiserlichen Post« «palte« und durch unsere Bote». vei freier Lieferung in- HauS erhebt die Post »och eine Le- bühr von 2Ü Pfg. ach fische N acheiluM Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman» Müler in Dresden. Jnfernte werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenotmne» und kosten: ' dielspaltZeilelöPfg. Unter Eingesandt: SO Pfg. Inseraten» Annahmeftelenr Die Arnoldische Buchhandluna, Jnvalidendaru, Haasenstein LBogler. Rudolf Molse, B L Taube L La. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. w. Ar. 17. Dienstag, den 8. Aeöruar 1887. 49. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die klerikale „Kölnische Volkszeitung" sieht sich nunmehr zu dem Eingeständ nisse gezwungen, daß der Papst in der That einem Mitglied- des CentrumS gegenüber den Wunsch geäußert habe, die Ultramontanen möchten der Reichsregierung in der Militärfrage entgegenkommen und daS Eeptennat anstandslos bewilligen. Auf der anderen Seite sei aber von dem heiligen Vater ausdrücklich betont worden, er wolle in keinem Falle die Entschließung einer Partei beein flussen, deren große Verdienste um die katholische Sache er voll und ganz anerkenne. Daß der Papst seine Wünsche und Befehle nicht in die Form militärischer Kommandos, sondern väterlicher Ermahnungen zu kleiden pflegt, weiß alle Welt. Auch wird er gewiß nicht die Gelegenheit haben vorübergehen lassen, seine Ermah nungen dadurch zu versüßen, daß er in dem gewohnten Kurialstyle den Verdiensten deS CentrumS einige Aner kennung zollte. Deshalb bleibt aber trotzdem immer die Thatsache unleugbar, daß der Papst, der sich auf die Ver tretung der katholischen Interessen doch wohl besser ver steht, als Herr Windtborst, die Verwerfung deS Lep- tennateS seitens deS CentrumS für einen schweren poli tischen Fehler gehalten und sich bewegen gefühlt hat, diese seine Ansicht einem Mitgliede de- CentrumS kund und zu wissen zu thun. Der betreffende Herr scheint eS aber nickt für nöthig erachtet zu haben, seinen Ge sinnungsgenossen von diesem päpstlichen Schreiben Mit- theilung zu machen. — AuS neueren Nachrichten ergiebt fick, daß dieser „betreffende Herr" der Abg. v. Francken- stein gewesen ist. Derselbe hat, wie ferner bekannt wird, durch den päpstlichen NuntiuS in München, Kar dinal di Pietro, dem Vatikane ein Handschreiben über mitteln lassen, worin er die Verwerfung der Militär vorlage zu rechtfertigen sucht. Als Erwiederung hierauf ist nun in der päpstlichen Nuntiatur zu München eine Note deS Kardinal-StaatssekretärS eingetroffen, worin rS u. A. heißt: „Während ich davon absehe, die Gründe zu prüfen, mit welchen der Abg. v. Franckenstein be müht ist, daS bei der Abstimmung über die Militär vorlage vom Centrum beobachtete Verfahren zu recht fertigen, halte ich eS für sehr dringend erforderlich, auf den anderen Theil seines Schreibens näher einzu- gehen. Der Verfasser wünscht zu erfahren, ob der heilige Stuhl die Ansicht hege, daß die fernere Vertretung der katholischen Bevölkerung im Reichstage durch das Cen trum nickt mehr nothwendig sei; in diesem Falle würde er (v. Franckenstein) nebst der Mehrzahl seiner Kollegen auf die bisher innegehabten Mandate verzichten. Er fügt ferner hinzu, daß daS Centrum der Kurie keinen Gehorsam zu leisten vermöge in Fragen, welche nicht kirchlicher Natur seien. ES ist hierauf zunächst zu erwiedern, daß der heilige Stuhl die Verdienste durchaus anerkennt, welche daS Centrum und seine Leiter sich um die Sache der Katholiken erworben haben. Die Aufgabe der Ultra montanen, ihre religiösen Interessen zu vertheidigen, kann aber auch heute noch nicht als erfüllt betrachtet werden. Auf gänzliche Beseitigung der Maigesetze hinzuwirken, die legitime Auslegung der neuen Verordnungen zu befürworten und deren Ausführung zu überwachen — daS ist auch fortan die Pflicht der Katholiken im Reichstage. Man muß ferner bedenken, daß in einem Lande, wo der Pro testantismus alS StaatSreligion gilt, sich häufig Veran lassungen zu religiösen Reibungen finden und daß eS somit nothwendig erscheint, die Rechte der Katholiken in gesetzlicher Weise zu vertheidigen. Auch muß eine katholisch-parlamentarische Partei, welche für die unhalt bare Lage deS erhabenen Oberhauptes der Kirche Mit gefühl hegt, stetS die passende Gelegenheit benutzen, um die Wünsche ihrer katholischen Landsleute zu Gunsten deS Papstes auszusprechen und zur Geltung zu bringen. Dem Centrum in seiner Eigenschaft als politische Partei ist stets unbeschränkte Aktionsfreiheit eingeräumt worden und wenn der heilige Vater geglaubt hat, den Ultramontanen seine Wünsche hinsichtlich deS SeptennaleS aussprechen zu müssen, so ist daS dem Umstande zuzuschreiben, daß diese Angelegenheit mit anderen Fragen von religiöser und moralischer Bedeutung auf'S Engste zusammenhängt. Zunächst lagen triftige Gründe vor, anzunehmen, daß der endgiltigen Revision der Maigesetze ein mächtiger Impuls zu Theil werden würde, wenn die deutsche Reichsregierung sich durch die Haltung deS CentrumS bei der Abstimmung über daö Eeptennat befriedigt ge fühlt hätte. Auch wollte der Papst die sich ihm darbietende Gelegenheit nicht versäumen, sich dem deutschen Kaiser und dem Fürsten BiSmarck angenehm zu machen und so daS mächtige deutsche Reich günstig für die katholische Sacke zu stimmen. Vorstehend Be tracktungen, welcke sich nach der Anschauungsweise deS Vatikans auf die mit dem Septennate zusammenhängen den religiösen und moralischen Fragen beziehen, hatten den heiligen Vater veranlaßt, seine diesbezüglichen Wünsche dem Centrum zu erkennen zu geben. Dieses Schreiben, welches die erhabenen Ansichten deS PapsteS wiedergiebt, wollen Eie dem Herrn v. Franckenstein übermitteln und ihn beauftragen, dasselbe zur Kennt- niß der CentrumS-Mitglieder zu bringen." Die Börse, bekanntlich ein äußerst feiner Grad messer der politischen Stimmung — so wird von hochosficiöser Seite geschrieben — ist schon seit längerer Zeit nicht mehr recht zur Ruhe gekommen; in den letzten Tagen aber hat daS Unbehagen dieses in unserem öffentlichen Leben eine so hochwichtige Stellung einnehmenden Institutes eine derartige Höhe erreicht, daß man mit Fug und Recht von Panik der Kurs« und allge meiner Dsroute sprechen darf. Wir glauben kaum, daß alle die tollen Gerüchte, die neuerdings an der Börse kolportirt werden, einen realen Hintergrund haben; eS mögen vielmehr manche Nachrichten sich darunter befinden, die einzig und allein auf SpekalationSzwecke zurück zuführen find. Andererseits darf man sich aber nicht wundern, wenn die Besorgniß im Volke betreffs AuSbrucheS eines Krieges in letzter Zeit eine bedeutende Steigerung erfahren hat. Der Keim dazu wurde bereits damals gelegt, als die oppositionelle Reichstagsmehrheit den verbündeten Regierungen die von diesen nach reif lichster Ueberlegung verlangten Mittel behufs Ver stärkung unserer nationalen Wehrkraft verweigerte und dadurch Unruhe und Besorgniß in die weitesten Kreise deS deutschen Volkes trug. ES kennzeichnet die frag würdige Moral der intellektuellen Urheber jenes un seligen ReichStagSbeschluffeS, daß sie angesichts der auf diese Weise erzeugten Störung unseres politischen und wirthschastlichen Lebens de» Spieß umzukehren ver suchen, indem sie eS den nationalen Parteien und ihrer Presse zur Last legen, durch ihre wohlgemeinten und leider nur zu wohlbegründeten Warnungen daS Ge spenst einer drohenden kriegerischen Verwickelung heraufbeschworen zu haben. Durch ein derartiges Fälschungsmanöver seitens der oppositionellen Parteien wird sich jedoch kein Einsichtiger täuschen lassen. Die Barackenbauten jenseits unserer Westgrenze, die Maffen- einfubr von Chemikalien nach Frankreich zur Herstellung von Sprengstoffen, die auffallend vorsorgliche und reich liche Komplettrung des PferdebestandeS der französischen Armee, daS Engagement englischer und amerikanischer Waffenarbeiter seitens Pariser Gewehrfabrikanten — alles dieS sind positive Thatsachen, die auf die Dauer dem deutschen Volke doch nicht hätten verborgen bleiben können. Aber mit welch' weit größerer Seelenruhe würden die verbündeten Regierungen diese verdächtigen Eymptome betrachten können, wären sie in der Lage, sich sagen zu dürfen: Wir sind auf AlleS vorbereitet; wir haben einen einsichtigen, patriotischen Reichstag an unserer Seite, der für unsere Bemühungen, Deutsch lands Wehrkraft auf der Höhe der Situation zu er halten, Verständniß zeigt und unS durch Bewilligung der erforderlichen Geldmittel in den Stand setzt, unserer Pflicht, über die Sicherheit des Reiche- zu wachen, in vollem Maaße zu genügen. Wie aber liegen in Wirk lichkeit die Dinge in Deutschland? Wir sehen den Kaiser und seine bewährtesten Mitarbeiter von der ReichStagSopposition schmählich im Stiche gelassen, wir hören, wie diese letztere auf Markt und Gassen sich deS Erfolges ihrer Bemühungen, der ReichSregierung Feuilleton. Geliebt und verloren. Roman auS der Gegenwart von Gustav Lössel. (21. Fortsetzung.) „DaS ist auch nur eine Vermuthung und kein Be' weiS", sagte RobertuS achselzuckend. „Stehen wir aber bei den schriftlichen Beweisen still. Wenn Deine Tochter jemals wieder auftauchen sollte, so wird man weder mehr »ach Behnlichkeiten noch nach Erinnerungen urtheilen können. Diese können bis zur vollständigen Vergessen heit verblaßt oder nur nach erzählt sein. Da giebt eS nur einS, den konkreten schriftlichen Beweis. Wo der erbracht wird, da darfst Du sicher sagen: „Dieses hier ist meine rechte Tochter." EtwaS Anderes natürlich wäre eS, wenn Deine erst« Gattin si« Dir s«lbst zu führte Denn Deine Gattin würdest Du doch unter allen Umständen wieder erkennen?" „Und wäre sie noch so verändert", entgegnete Bünya. „Aber ich möchte sie nicht Wiedersehen und sie lieber mit dem „Geliebt und verloren" begraben wissen für immer. Nur meiner Tochter möchte ich noch einmal in'S Auge schauen, ehe ich selbst die müden Augen schließe. Ach! wenn sie unverdorben geblieben wäre und ich ihr sagen könnte, wie wenig ick ihre Verachtung, wie sehr aber ihre Liebe und Theilnahme verdiene! Meine arme Tochter! Wie gerne möchte ich sie in die glückliche Lebenslage zurückführen, zu der sie durch Geburt und jedes natürliche Recht berufen ist." „Wir reden später noch ein Mehrere- hiervon", > sagte RobertuS ablenkead. „Nun aber zu einem kleinen Festprogramm sür unser so unerwartetes Wiedersehen. Du mußt natürlich hier alles BemerkenSwerthe kennen lernen, schon um der Freunde und Deiner kleinen Tochter willen, die Dich daheim darum befragen werden. In zwischen erkundige ich mich in meinem Patientenkreise nach der Erzieherin pur exeeUenee und in dieser findest Du dann hoffentlich gleich eine angenehme Gesellschafterin, welche Deine trüben und finsteren Gedanken verscheucht und Dich nöthigt, Deine Aufmerksamkeit wieder mehr den Lebenden al- den Tobten zuzuwenden, woran ich eS inzwischen auch nicht fehlen lassen werde." „Diese Aussicht stimmt mich allerdings scho» freudiger", entgegnete Bünya, „obgleich ich darüber niemals meinen nächsthöheren Lebenszweck vergessen werde, mein innigst geliebtes Kind wiederzufinden 'und AlleS daran zu setzen, um eS der zweifelhaften oder ver zweifelten Lage zu entreißen, in welche eS der Leichtsinn seiner Mutter und meine eigene Strafwürdigkeit gebracht haben mag." Achte- Kapitel. Unenthüllt. Eine- AbendS, alS Baron Otto auf dem Wege nach dem Ort« deS EtelldickeinS an d«r Veranda deS öd«n Hause- vorüberging, hörte er in derselben neben Valeska'- Stimme noch die eine- ManneS. „Gehen Sie mir also verau» bi- zur Ecke", sagte Valeska, „ich komme alsbald nach." „Lassen Sie mich nicht zu lange warten, theure Valeska", ließ sich die Stimme de- ManneS vernehmen. BIS sich derselbe bald darauf verabschiedete und in - Freie trat, erkannte Otto in ihm Douay, den Schreiber deS parfümirten BilletS. Die Photographie war nur zu gut getroffen. Nur mit Mühe konnte sich Otto be herrschen; trotzdem ließ er ValeSka, mit der «r wenige Minuten nachher zusammen traf, nicht- merken und stimmte auch ein, alS sie sich unter dem Vorwande eiae- UnwohlseinS schon nach kurzer Zeit zurückzog. Hierauf eilte Otto nach seiner Wohnung, warf sich einen losen Mantel um, stülpte sich einen breitrandigen Hut auf und begab sich nach der zwischen ValeSka und Douay verabredeten Straßenecke. Dort stand der harrende Douay. Nach einigem Warten kam auch Va leSka dicht verschleiert heran und entfernte sich mit ihrem Begleiter. Otto folgte ihnen vorsichtig. Nach ungefähr einer Viertelstunde verschwanden jene in einem Hause. Otto beschloß, in einer Ecke deS dunklen HauöflurS die Rückkehr ValeSka - geduldig ab zuwarten. Nach langem Harren ertönten plötzlich fluchtartige leichte Schritte auf der Treppe; ValeSka kam in fliegen der Eile dieselbe herab. Sie war unverschleiert und auf ihrem Gesichte malten sich Schreck. Angst und Entsetzen. „DaS war keine bloße Umkehr", murmelte Otto, „da- war Flucht vor etwas Schrecklichem, daS ihr da begegnet sein muß." Er folgte ValeSka eilendS in der Richtung, in der sie verschwand Zu Hause angekommen, begab er sich, Kopfschmerzen vorschüyend, früh zu Bette. Am nächsten Morgen, nach einer schlaflos verbrachten Nacht, laS Baron Otto in der Zeitung die Nachricht von einer sensationellen Mord affaire in der Florastraße 13. — Da- war da- Hau-,