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3S.Iahrg ««ilagsoit Drrsde». Anzelgenprktl«: die UpalUll« 7« mm breit« Zeil« 8 Psß.! liir Familienanzeigen b Plg Für Platzwlinlche ISnnen wir kein« Gewühl leiste». «rscheint « mal »stchenlliq. tllonaMcher vezugaprei« durch Tröger «inschl. A> Psg. bzw. <0 Psg. Irilgerlohn 1.70; durch di« Post 1.7» «lnschltebllch Postllberweisungsgeblihr, zuzüglich »8 Plü Post-Bestellgeld, kinzelnummer 18 Psg - di« Sonnabend-, Sonntag- und Festtagnummer Ltz PI-. SüchMe VoMseilung SchrisNeltung: Dre^en-L., Pollerstr. 17, Ferrrrus 70711«. «81» LelchSItestell«, Druck und «erlag: Termaul, Buchdruckerei und verl-g Ist. und «. Mnkel, Poll«rstrast« 17, Ferunrs »IllU, Postscheck: 1078, van«: Stadtbanl vreoden «r. »<787 Donnerslag, 2. Juli 1SZK Am Falle von höherer Gewalt, verbot, rtntretendrr Betrtebo- stSrungen Hal der Bezieher oder Älerbunglretbend, kein« tlo- spriiche, fall, di« Zeitung in beschrünliem Umfang«, -«rspütet oder nicht erscheint. — Ersilllungsorl Dresden. — — — Das „pseiskonzert" -er italienischen Journalisten in Gens Van Zeeland wamt die Mestörer Der Negus vor -em Völker bund Die Vollversammlung am Dienstagnachmittag. — Zwischenfälle vor der Rede Halle Selassies. Mens, 1. Juli. Der zweite Tagungsabschnitt der 16. Völkerbundsvcrsamm- lung wurde Dienstag nachmittag erösfnet. Die Sitzung begann mit der Verlesung des Schreibens, in dem der bisherige Präsident, der tschechaslowaliische Staatsprä sident Dr. Benesch, sein Amt niederleg'e. Wahrend der Verlesung betrat der Negus Halle Selassie an der Spitze einer zahlreichen schwarzgekleideten Ab ordnung den Saal. Die Versammlung wählte darauf den belgischen Minister präsidenten oan Zeeland zum Ratspräsidenten nnd zwar in geheimer Wahl mit 47 van öl Stimmen. Präsident van Zeeland verlas nach einer Ansprache dl« Denkschrift der italienischen Regierung. Sie legt nach einem Rückblick ans die am 18. April 18.86 vom Völkerbundsrat als endgültig gescheitert erklärten Friedensbe mühungen und nach einer Schilderung des in Abessinien ange- trosfenen Zustandes der Barbarei und der freiwilligen Unter werfung der Bevölkerung und ihrer Stammeshäuptlinge in grossen Linien das von der italienischen Regierung unternom mene Ausbanwerk in Abessinien dar. Zum Schluss weist die italienische Regierung ans die Not wendigkeit einer geeigneten Völk erb undsreform hin, an deren Verwirklichung sie mitzuarbeitcn bereit sei. Nach Verlesung der italienischen Denkschrift sprach der argentinische Vertreter Cantilo, nm den Antrag seiner Regierung aus Einberufung der Versammlung noch einmal zu begründen. Nach dieser argentinischen Erklärung, die als Antrag auf Nichtanerkennung der Annektion Abessiniens angekiindigt wor den war, bestieg der Negus unter dem Lickt der Scheinwerfer die Tribüne, um eine Erklärung in amharischer Sprache abzu geben. Bel dem ersten Mort ertönte ein alles übertönendes G e - pfeife aus den Reihen der italienischen Jour nalisten. Sie wurden Innerhalb weniger Minuten von einem starken Polizeiaufgebot abgeführt, während die meisten Dele gierten klatschten. Die fast einstündige Rede des Negus, die mit ihren lleber- sctzungen ins Französische nnd Englische den grössten Teil der Dienstagssilzung der Bölkerbundssitzung ausfüllte, wurde in amharischer Sprache gehalten, denn, so sagte Hgilo Se lassie, wenn Ich amharisch spreche, kann ick besser meine Ge- danken mit der ganzen Kraft meines Meistes und Merzens aus drücken. Hoile Selassie wurde übrigens vom Präsidenten der Versammlung folgendermassen das Wort erteilt: „Der nächste Redner Ist Seine Majestät, der Negus Hoile Se lassie. Ich erteile dem Hauptdeligiertcn von Abessinien das Wort." Der Negus erklärte einleitend, dass er. Hoile Selassie, Kaiser von Abessinien, heute hier stehe, um die seinem Volke geschuldete Gerechtigkeit und den Beistand zu fordern, der ihm vor acht Monaten von 60 Nationen versprochen worden sei. Noch nie habe ein Staatsoberhaupt vor der Bölkerbundsver- sammlung das Wart genommen. Aber noch nie sei auch ein Volk das Opfer einer solchen Ungerechtigkeit gewesen wie das abessinische, dem nun die Auslieferung an seinen Angreifer drohe. Um ein Volk zu verteidigen, das uni seine Jahrtausende lange Unabhängigkeit kämvfe, sei er nach Genf gekommen, nachdem er selbst an der Spitze seiner Armee gekämpft habe. Der Negus schilderte hierauf die Schrecken dos Gaskriege s, unter dem sein Land zu leiden gehabt habe, und ging ans die Vorgeschichte des Krieges und die Art seiner Behandlung durch den Völkerbund ausführlich ein. Er gab seiner Erbitterung darüber Ausdruck, daft er in feinem Vertrauen auf die wirksame Hilfe des Völkerbundes, das ihn veranlaßt habe, vorteilhafte Angebot« der italienischen Regierung abzulehnen, enttäuscht worden sei. Die abessinische Regierung habe nie erwartet, daß andere Völker, deren eigene Interessen nicht unmittelbar auf dem Spiele standen, das Blut ihrer Soldaten vergietzen sollten. Die abessinischen Krieger hat- len nur verteidigungsmiitel verlangt. Aber di« wiederholt ge forderte Finanzhilfe für den Ankauf von Waffen sei Abessinien ständig verweigert und der Gebrauch der Eisenbahn Dschibuti — Addis Abeba sür Wasfentransport« praktisch unmöglich gemacht worden. Heute besteh« nicht die Unmöglichkeit, sondern dl« Weigerung, den Angreifer aufzuhalten. Im Namen Abessiniens verlange er von der Versammlung, „alle Maßnahmen zu tref fen, um dem Pakt Achtung zu vrrschaffen." Der Negus fuhr dann fort: „Ich erklär« vor der Welt, daft der Kaiser, di« Regierung und das abessinisch« Volk sich nicht vor der Gewalt beugen werden, daft si, ihr« Forderungen aufrechterhalten und alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel gebrauch» werden, um den Sieg des Rechts und de» Pakte« durchzufetzen." „Vertreter der Welt", so schloß der Negus. „Ich bin nach Genf gekommen, um vor Ihnen die peinlichste der Pflichten eines Staatsoberhauptes zu erfüllen. Welch« Antwort soll ich meinem Volk überbringen?" Ole Mittwochvormittagsihung -es Bundes Ansprachen des colmnbischen Vertreters Genf, 1. Juli. Die B o r m I t t a g s s i tz u n g der Völkerbunds versammlung begann mit der Warnung des Vor sitzenden oan Zeeland. keine Ruhestörungen mehr zu unternehmen, andernfalls strengere Maßnahmen er griffen werden müßten. Darauf erhielt der Vertreter Columbiens. Dr. Tur ban, das Wort. Er erklärte, da sich gezeigt habe, daß der Völkerbund nicht funktioniere, müsse man wenigstens die Grundsätze retten. Es sei besser, daß sich der Völkerbund in Zukunft auf das beschränke, was er wirklich durchzuführen fähig sei. als ihn weiter mit überspannten Aufgaben und Idea len fortbcstehen zu lassen, die er nie erfüllen könne. Der columbische Vertreter faßte seine Forderungen folgen dermaßen zusammen: Unerschütterliche Treue zu den Grund sätzen des Paktes und gewissenhafte Erfüllung der durch ihn und des französischen Ministerpräsidenten gegebenen Pflichten, Nichtanerkennung gewaltsamer Gebietser- werbuugen oder durch Gemalt errungene-. Vorteile, Verstärkung des Paktes und Maßnahmen, um seine Anwendung wirksamer zu gestalte», Zusammenarbeit der regionalen Zusammenschlüsse mit dem Völkerbund zur Aufrechterhaltung des Friedens und echter Befriedung. Er wies dabei auf den Plan dm Gründung eines lateinamerikanischen Völker!: u »des hin, der im Herbst vor dem Pana m e r i k a n i s ch e n K ongretz zur Behandlung kommen werde. Dieser Bund s Ale iw Rabrne« des Völkerbundes bestehen, der regionale Bunde zulasse, in be fürworte. Die Rede wurde mit starkem Beifall ausgenommen. Hier auf erhielt der französische Ministerpräsident Blum das Wart. pariser und Londoner Blätter über Gens -.Daily Serald" spricht von einer von Paris. 1. Juli. Die Kundgebungen italienischer Pressever treter in Genfgeqen den Negus finden in den fran zösischen Zeitungen große Beachtung. Das Journal meint, die einfachsten Anslaudsregeln seien gerade für die Presse vertreter als Sie geladenen OZäste des Völkerbundes und als die imparteiisclzen Beobachter besonders geboten. Außerdem schulde man einem Manne, dessen Haltung man als Italiener mißbilli gen könne, aber dessen Unglück wenigstens Achtung erheisel>e. be sondere Rücksicht. Der Matinberichterslalter hebt die Vorwürfe hervor, die der Negus gegen die naclzgiebige uiiü wenig sanklionsstrcngc .Haltung Frankreichs gemacht hal>e. Das Oeuvre schreibt, die schwarzen Stunden des Völker bundes seien nun gekommen. Daß eine siegreiche Regierung den Befehl gebe, den Besiegten mit einem Pfeifkonzert zu er niedrigen und daß auf der Tribüne gekämpft werde, scheine ein getreues Bild von der derzeitigen Internationale zu geben. Aews Ehronicle: „Aus Befehl Aoms" London, 1. Juli. Zu den gestrigen Ereignissen in Genf schreibt der Sonder korrespondent der Times, daß die Ankündigung. Italien würde den Völkerbund über die Fortschritte seines Zivilisationswerkes in Abessinien unterrichten, in Völkerbundskreisen mit gemisch- Rom aus organisierten Demonstration ten Gefühlen ausgenommen worden sei; dieser Teil des italie nischen Memorandums scheine aber zu zeige», daß Italien be absichtige, Abessinien nach den Rich'l nien des 'Mandatsartikels der Völkerbundssalzuugen zu verwalten. Die Tendenz neige im großen und ganzen dahin, mit dem Urteil zu warten, bis Ergeb nisse vorhanden seien. Der Sonderkorrespondent der Morniugpost in Genf be richtet von unerhörten S z e neu. die sich in der Nach- mittagssitzung der Völkerbunds :-r ammlung abgespielt' haben. Er erinnert sich nickt, jemals in einer internationalen Versamm lung einer solchen Szene beigewohnt zu haben. Ein Höllenlärm sei losa-ckrocken. als der Negus aas Podium betreten habe. News Chronicle sprich! de» Verdacht aus. daß die italie nische» Iouriwliste», die die lärmenden Sze»en beim Auitrcten des Negus veranlaßt habe», a u s B e f e h l R o m s geha»delt hätte». Auch Dail» Herold spricht von einer vo» Rom aus o r g a » i s i e r t e » Demo» st rati o n . die vo» weltbekann- ten Journalisten der größte» italienische» Zeitungen durckge- sührt worden sei. Wen» heute Ede» die Aushebung der Sank tionen Vorschläge» werde, würde d-e Völkerbund'sveisammlung mahrschemlich nickt einstimmig dafür sei» Neuseeland. Süd- ai'rika und jedenfalls »ock andere würden dagegen sprechen. Der Reuterkorrespondent aus Geni meldet, daß dort an genommen werde, die Demonstation der italienischen Journa listen deute auf Italiens Austritt aus dem Völkerbund hin Tie römische presse über die Genfer Vorgänge Rom, 1. Juli. In der römischen Presse kommt heute große Entrüstung über das Austreten des Negus vor der Völker bund s v e r s a in m l n n g , über die wir an anderer Stelle dieser Ausgabe berichten, zum Ausdruck. Messaggero spricht iu der Ueberschrift zu seinem Genfer Bericht von „planmäßigen antifaschistischen Provokationen". Die italienische Regierung, so schreibt der Genfer Korrespondent des Blattes, der zu den wenigen nicht in Has! genommenen italie nischen Journalisten gehört, habe alles mögliche getan, um in Genf Verständnis dafür zu wecken, daß die Anwesenheit des Ne gus in der Bundesversammlung in einem Augenblick, in dem Italien mit seiner Denkschrift eine Versöhnungsaktion vollzog, zu schweren Störungen führen könnte. Man habe gewußt, daß der Negus in seiner Rede das italienische Heer beschimpfen werde, aber auch die einflußreichsten Mitglieder des 'Völker bundes hätten nicht genügend Tatkraft entwickelt, um die Ge fahr zu bannen Auf den Versöhnungsgeist Italiens sei mit einer Geste geantwortet worden, die „die berechtigte Gegen aktion der italienischen Journalisten hervorgerusen" habe Ge genüber dieser Haltung Genfs werde Italien in Erwägung ziehen müssen, welche Maßnahmen sich als zweckmäßig erweisen. Die gleiäze Auffassung kommt in dem Miltagsblalt des Giornalc d'Italia zum Ausdruck. Nachdem vor einigen Tagen aus dem siidlici>en Abessinien Unruhen gemeldet wurden, zu deren Bekämpfung eine Auto kolonne aus dem Somallland beordert wurde, haben die Italie ner jetzt einheimische Truppen an die Südgrenze entsandt. Am Montag wurden die Grenzorte Moyale, Kenya und Somalia besetzt und die italienische Flagge gehltzt. Die nächsten Locarnobesprechunaen in Brüssel? Varis. 1 Juli. Der Berichterstatter der französischen Agentur Hanns in Genf glaubt zu wissen, daß bei dem Abendessen der sranzösiscizen, englischen und belgischen Minister am Dienstag vor allem die Be dingungen der nächsten Z u i a in m e n k u n s t der Locar. nomächte erörtert worden seien, die in der zweiten Hälfte des Juli in Brüssel stattsinden solle. Streikende beschießen Gütenua Varis, 1 Juli. Wie dem Malin aus Bone. einem Haien an der »ordalgeri- säien Küste, gemeldet wird, naben 100 streikende euuzeborene Bergarbeiter einen Gulerzug mit Erz. der d.e Bergiverksstadl Uenza verlassen batte, beschossen. Die voiizeiiiäx- Bedeckung de» Zmzes. zivie Gendarmen, machten von ihren Schußwaffen Ge brauch und verletzten einen der Streikenden. Mobilgarde ist voll Bone aus nach dem Ort des Zwiseizensalies aHzegangen. Aluazeuabau und svlvjetrusstsche offenherzlakett Der Moskauer Korrespondent des Daily Telegraph berich tet, daß nach dem Stand im Juli der sowselrussisch« Flugzeug park eine Vergrößerung von 72 o. H. gegenüber dem Jahres beginn ausweis«. Der Leiter der iowjetrussischen Flugzeugindustrie, Kagano- wich, soll bei Bekanntgabe dieser Zahlen gesagt Haden: „Wir haben stets genug Flugzeuge für di« Verteidigung unseres Vaterlandes. Unser« Flugzeuge werden immer Häher und immer weiter fliegen und unser« Feind, notwendigen- falls vernichten. Unsere Flugzeugwerke sind jetzt größer, al» irgendwelche In Europa und Amerika. Wir haben es gar nicht notwendig, nach dem Westen zu blicken. '