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Dresdner Journal : 31.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-31
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 31.05.1874
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L.t?./te»>m«nu'tobeljnebb., varlilr: /ul'-/>., Kumivver: L'«Nu>Ler .- k»ri»: /.u/itte, NrL,,>--</ t'o., Slutl^rt: /tau//« L t^v., LULL. ^4nncErn-/4üreutt, Visu: OxpetLc. Nnrau88el»or: KVui^I. fäxp« Litinn Li'8 Ore«<Iuer Louruol«, niv .^I.^nuvOi Lo l. Nachbestellungen auf da- „Dresdner Journal" für den Monat ^um werden angenommen fü an wärts bei allen Pvstanstalten, für Dresden links der Vlbe bei der unter zeichneten Expedition, für Dresden uchtS der rL.be in der Bach'- schen Buchhandlung (Hauptstraße 22) Der Preis für diesen Monat beträgt 15 Ngr. ^önigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Werkführer Carl Heinrich Chrhardt zu Colditz die von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Hessen und bei Rhein rc. ihm verliehene silberne Verdienstmedaille annehme und trage. Bekanntmachung, die Ernennung von Eommiffaren für die Wahlen zur evangelisch-lutherischen Landessynode betreffend. Die in IXLu^eiiciv beauftragten Herren Staats minister beabsichtigen, nach einer vorläufig dem unter zeichneten Ministerium gemachten Eröffnung, baldigst eine außerordentliche Landessynode zu berufen. Än dieser Synode haben fämmtliche Mitglieder der ersten ordentlichen Landessynode Theil zu nehmen, nur diejenigen Stellen sind durch Nachwahlen zu ergänzen, welche durch den Tod ihrer Inhaber, oder durch deren Wegzug aus dem Lande, oder, soviel die Geistlichen an langt, durch deren Cmeritirung zur Erledigung gekommen sind. Die Neugewählten werden dann ebenso lange als Synodalmitglieder zu fungiren haben, wie diejenigen, an deren Stelle sie gewählt worden sind, zu fungiren gehabt hätten. Solche Erledigungen sind im VI1l. Wahlbezirke durch die Emeritirung des vormaligen Superintenden ten Kirchenrath I4r. Liebe in Oschatz, im XIIi. Wahlbezirke durch das Ableben des Advocat Langbein in Wurzen, im XXIII. Wahlbezirke durch den Tod des Pfarrers Schödel in Landwüst eingetreten, und es hat das Ministerium mit der Ver anstaltung der für diese Stellen erforderlichen 'Neuwahlen für den VIII. Wahlbezirk den Gerichtsamtmann Hofrath Pechmann zu Großen hain, für den XIII. Wahlberzirk den Bürgermeister Hennig in Grimma, für den XXIII. Wahlbezirk den Gerichtsamtmann Schönberg in Oelsnitz beauftragt. » Diese Wahlen sind in der ersten Hälfte des künfti gen Monats vorzunehmcn und es ist deren Ergebniß mit thunlichster Beschleunigung, unter Beifügung der Wahlacten, anzuzeigen. Solches wird, unter Bezugnahme auf die wegen Feststellung der Wahlbezirke am 3o, Januar 1871 er lassene Bekanntmachung, allen Denjenigen, die es an geht (K. 38. der Kirchen-Vorstands- und Synodal-Ord- nung), zur Nachachtung hiermit eröffnet. Dresden, am 29. Mai 1874. Ministerium des Cultue und öffentlichen Unterrichts. Gerber. Hausmann. Nichtamtlicher TheU. Uebei sicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Norddeutsche Allgemeine Zeitung. — Franzais. — Journal de Paris. — Italienische Blätter.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Breslau. Pader born. Bonn. Kalsruhe. Wien. Prag. Rom. Kopen hagen.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Reichenbach) Statisttk und BolkSvirthschaft. Sächsische Bäder. Ei «gesandtes. Feuilleton. rageSkalender. Inserate. Beilage. Provinzial Nachrichten. (Königsbrück. Wittgensdorf.) Gerichtsverhandlungen. (Mittweida.) Statistik und Lolkswirthschaft. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. felkftr.uitnlk!^ UnchrMen Straßburg, Freitag, 29. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) In Erwiderung auf die von hier auS an den Reichskanzler gerichtete Adresse in Sachen der Stadterweiterung ist den Unterzeichnern der selben ein Schreiben des Oberpräfidenten zuge- gangev, in welchem ihnen im Auftrage deS Reichs kanzlers vorläufig mitgetheilt wird, daß derselbe wegen der in so hohem Maße wünschenSwerthen Beschleunigung der Stadterweiterung sich mit dem Kriegvmintster in Verbindung gesetzt babe. Karlsruhe, Freitag, 29 Ma», Nachmittags. (W T. B.) Die Zweite Kammer hat heute das Einkommensteuergesetz mit 42 gegen 13 Stimmen angenommen. Die infolge des Einkommensteuer gesetzes in Wegfall kommenden, gegenwärtig noch bestehenden Steuern solle« in dem zu erlassenden Einführungsgesetze näher bestimmt werden. Darmstadt, Freitag, 29. Mai, Abends. (Corr.-Bur.) Der „Darmst. Ztg." wird aus St. Petersburg gemeldet, daß die päpstlichen Rekla mationen anläßlich der Vorgänge in der Diöcese Chelm, wo eS sich lediglich um die Aufrechthaltung der Ordnung handelte, unbegründet sind und nur Uebergriffe in das staatliche Gebiet enthalten, wegen deren seit Jahren keine Beziehungen mit der Curie bestanden. (Vgl. die „TageSgeschichte" unter Wien.) Versailles, Freitag, 29. Mai, Abcndü. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die heutige Sitzung der Nationalversammlung ist ohne Zwischenfall ver laufen. Das rechte und das linke Centrum waren über den Antrag, die Krage der Festsetzung der Tagesordnung zu vertagen, vollständig einver standen. Die Nachricht von einer versuchten An Näherung der beiden Centren scheint an Con- fistenz zu gewinnen. Rom, Freitag, 29. Mai, Mittags. (W.T.B.) Der frühere päpstliche Nuntius am Wiener Hofe, Cardinal Falcinelli-Antoniacci, ist heute Morgen gestorben. New Aork, Freitag, 29. Mai. (Tel. des Dresdn. Journ., Kabeltelegramm.) Der Bericht deS landwirthschaftlichen Bureauü in Memphis, wel cher die Hälfte der Baumwollernte umfaßt, schätzt die Verminderung der bestandenen Fläche gegen daS Jahr 1873 auf 6'» Procent und bezeichnet den Stan8 der Ernte als unbefriedigend. Die Pflanzungen sind 14 Tage später vorgenommcn worden, als in den Jahren 1872 und 1873. Dresden, 30. Mai. Dir gestrige „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" brachte einen Artikel, in welchem sie sich über die Neutralität Belgiens und deren Gefährdung durch einen etwaigen Revanchekrieg Frankreichs gegen Deutschland in folgender Weise aussprach: „In Belgien hat die Wahr nehmung, der wir vor einiger Zeit Ausdruck gaben und zu der auch die „Provinzial-Correspondenz" sich bekannte, daß Frankreich, wenn es neuen Krieg gegen Deutschland anfangen sollte, weder mit dem Kopf gegen die Wand, d. h. gegen Metz anstürmen, noch aus der Felsenspalte Belfort sich hervorwagen, sondern mit der vollen Breit seite sich auf Belgien entladen würde, in erfreulicher Weise Verstänoniß gefunden. Es ist für den Wettfrieden von hoher Bedeutung, wenn die öffentliche Meinung Belgiens sich der Einsicht erschließt, daß das deutsche Reich diesem Königreich gegenüber gar kein anderes Interesse und keinen anderen Wunsch hatte und habe, als die Erhaltung seiner Unabhängigkeit und Neutralität, während dieselben gerade von der Seite her in Frage gestellt werde, von welcher Deutschland mit einem Rache- kriege bedSvht sei. Bei uns herrscht hierüber kein Zweifel; die gleiche Einhelligkeit bricht sich nun in Belgien Bahn und scheint dazu angethan, die Seele seiner auswärtigen Politik zu bilden." — Heute liegt uns nun schon durch „W. T. B." die Meldung vor, daß fämmtliche gestrige Pariser Abendblätter sich mit diesem Artikel der „N. A. Z." beschäftigen. Der officiöse „Frankens" mache besonders geltend, daß ja von irgend einem Conflict zwischen Frankreich und Deutschland nicht im Entfern testen die Rede sei und daß seit dem Sturze des Kaiser reichs ein jeder Franzose) der sich überhaupt um Politik kümmere, die Neutralität Belgiens als das oberste Princip der europäischen Politik betrachte.— Das „Jo urnal de Paris" versichere, Frankreich wolle nichts als den Frie den und sei nicht in der Lage, sich auf Kosten der Ruhe Europas auf irgend welche neue Wagnisse einzu lassen. Die anderen Blätter sprechen sich in ähnlichem Sinne aus. Zum zweiten Male im Verlause von wenigen Wochen ist der Fall vorgekommen, daß die italienische De- putirtenkammer, nachdem sie bei der General- und SpecialdebaNc für die Regierungsvorlage gestimmt und dieselbe sonach in zwei Lesungen genehmigt hatte, bei der geheimen Abstimmung und dritten Lesung ihre frühem Beschlüsse annullirte und gegen das ganze Gesetz stimmte. Die Räume von Montecitorio in Rom (der Palast der Abgeordnetyllammer) waren am 25. Mai ungewöhnlich besucht. Auch die Tribünen waren stark besetzt. Auf der Physiognomie der Kammer war ein gewisses Bangen unverkennbar. Man ermattete die Erklämng der Re gierung auf die wunderliche Abstimmung vom Tage zu vor, durch welche das Gesetz betreffs Nichtigkeit unregistrir- ter Acten, trotz der vom Cabinet offen und deutlich ge stellten Vertrauensfrage, mit einer Majorität von blos einer Stimme verworfen wurde. Als der Ministerpräsi dent Minghetti in kurzen Worten mitgetheilt hatte, daß er dem König die Demission unterbreitet, daß dieselbe aber nicht angenommen worden und daß er sich Vorbehalte, seinerzeit ein anderes Gesetz einzubringen, um für die Staatsfinanzen ein ausreichendes Äquivalent für die ab- gelchnte Vorlage zu ermöglichen, beruhigte sich sichtlich jener Theil der Kammer und des Publicums, der von einem neuen Regierungswechsel eine tiefgreifende Er schütterung befürchtet. Die „Opinione" bezeichnet die Erklärung des Niinisterpräsidenten als ein Avis an die Nation, daß die Auflösung der Kammer entschieden sei, und daß die Neuwahlen, wenn nicht sogleich, doch in einigen Atonalen stattfinden werden. Alle die Finanzen betreffenden Vorlagen, sofern sie nicht schon in die Ver handlung gezogen worden sind, werden suspendirt. Alles, was nicht zu den unumgänglich nothwendigen laufenden Ausgaben gehört, wird dem Votum der künftigen Kam mer Vorbehalten. Der König hat dem Ministerium, nach Dem, was über den jüngsten Ministerrath verlautet, die formelle Genehmigung, die Kammer aufzulösen und 'Neu ¬ wahlen zu veranstaltens bereits ertheitt. Ferner ist be reits mit allem Detail an den Tag gekommen, daß zwei Deputirte, welche öffentlich für das Gesetz vottrt hatten, in geheimer Abstimmung sich auf die Gegenpartei ge schlagen Haden. Las wirst in jedem Falle ein seltsames Schlaglicht auf den italienischen Parlamentattsmus. Die Krisis scheint nämlich durch eine eigenthümliche Uedenumpclung herbeigefühtt worden zu sein. Zwei Abgeordnete der Regierungspartei, Villa und Guarini, hatten sich bewegen lassen, gegen das Stempelgesetz zu stimmen, weil ihnen gesagt worden war, Seismit-Doda und Fanni von der Linken hätten aus Versehen für das Gesetz gestimmt, und sie gebeten wurden, in ritter lichcr Weise dieses Versehen gutzumachen. Die „Opi nione" hofft, daß die politische Gutmüthigkeit künftighin nicht mehr so weit getrieben werde, Gegnern zu Liebe einen schwarzen statt eines weißen Stimmzettels abzuge- den, und findet, daß 2 Jahre für die Reorganisirung der Verwaltung und des Staatshaushalts verloren wor den seien; im vorigen Jahre sei nichts geschehen, und das Ergebniß der heurigen Bemühungen sei nun auch wieder in Frage gestellt. „Wo sind jetzt die 50 Mil lionen Lire 'Mehreinnahmen", fragt das Blatt, „die sich Minghetti von seinen Steuerreformen versprach? Kaum ein Theil wird aus dem Schiffbruch zu retten sein, den das Votum der Kammer herbeigeführt hat." 'Mit die ser Kammer sei überhaupt nicht weiter zu regieren; ohne eine Majorität, die entschlossen die Wiederherstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte und das Ge deihen der Finanzen wolle, gelangen die wichtigsten Fi nanzgesetze nicht sicher in den Hafen. Auf der einen Seite fehle es an ausreichender Widerstandskraft gegen übertriebene Auslagen, auf der anderen wieder an Be reitwilligkeit, die nöthigen Ausgaben zu bewilligen. Eine der auffallendsten Erscheinungen in der italie nischen Abgeordnetenkammer sei das plötzliche Austau chen improvisirtcr Führer kleiner Gruppen. „Ohne eine glänzende Vergangenheit, ohne hervorragende Talente oder Leistungen schaaren sie einige unzufriedene oder un sichere Abgeordnete um sich und legen sich dann den' pomphaften Titel von Parteiführern bei. Alan kennt weder ihre Anschauungen, noch ihr Programm; an den wichtigsten Debatten haben sic keinen entscheidenden An theil genommen, sondern immer nur durch irgend einen unbedeutenden Antrag die Aufmerksamkeit auf sich ge lenkt. Aber sie sind stark, weil die Kammer schwach ist; die großen sind in sich gespalten, keine hat für sich die Mehrheit, und so wissen denn die kleinen owuppen und ihre wichtig thuenden Führer, daß beide Parteien ihrer Unterstützung zum Siege bedürfen. Diese ihre vorüber gehende Wichtigkeit beuten sie übciinüthig aus zum Scha den der ganzen Kammer und des Ansehens derselben." — Sogar die radikale „Liberta" in Rom bedauert das VÄum, weil es alle seit dem 'November vorigen Jahres gemachten Anstrengungen zur Hebung und Ord nung der Staatsfinanzen wenigstens theilweise vereitle, ja ganz zunichte machen würde, wenn es alle seine Folgen hätte. — Der Mailänder „Eorriere" bemerkt, daß das Stempelgefctz in einer die Kammer nicht gerade ehrenden Weise gefallen fei. „In normalen Verhältnissen", fährt das Blatt fort, „müßte nun das Ministerium zurücktre ten; allein wir sind in einer anormalen Lage. Wir brau chen Ruhe und einige Stetigkeit in der Verwaltung und im Finanzwesen. Ein kleines Uebel, das andauert, ist ost erträglicher, als etwas Gutes, das immer wechselt. Wir sind so krank, daß Das, waS uns am meisten scha den kann, der häufige Wechsel der Acrzte ist." — Die Florentiner „Nazione" findet, daß das neue Stem- pelgcsetz nicht im 'Namen irgend eines großen Princips verworfen wurde. „Tie Ltcmpelabgabcn", sagt sie, „haben zumeist die besitzenden Klassen zu entrichten; wie sie die selben aber bezahlen, weist die Ltcuerstatistik aus. In den Gängen von Montecitorio (dem Palaste der Ab geordnetenkammer) nannte mau reiche Familien, die mehrere Tausend Lire von Ltcmpelgebühren zu zahlen hätten, um nur dem Gesetze nachzukommcn, wie es bisher war, nicht, wie es werden sollte; und ein reicher Patricier gestand, Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt — Am 29. Mai: „T.uixi Xi." Orninm» in ü «tti äi (N I)«Iaviz;no. (Gastvorstellung der. italienischen Schauspielgesellfchast des Herrn Rossi.) Zunächst muß offen ausgesprochen werden, daß der italienischen Schauspielergesellschast von Seiten unseres Publicums durch einen auffallend schwachen Besuch ent schiedenes Unrecht geschehen ist. Die Beeinträchtigung der Theaterabende durch das lockende Sommerwetter gern zugestehend, durste man doch voraussetzen, daß eine der gebildetsten Städte Deutschlands von circa 190,0»X) „Seelen" auch für die italienische Sprache und das ita lienische Theater warm genug mit Interesse beseelt wäre, um selbst unter erschwerenden Umständen die gute Ge legenheit zum Bckanntwerden mit jenen Erscheinungen nicht geradezu sallen zu lassen. Dieser Jndifferentismus läßt sich nicht dadurch motiviren und entschuldigen, daß es sich hier um Leistungen handelt, die in ihren Sieben- Partien viel zu wünschen übrig lassen und vielleicht auch in den Hauptrollen (eine davon, Othello, war dem Pu- blnum erst vorgesühtt!) nicht durch unbeschränkte Voll endung jene Bewunderung in Anspruch nehmen können, welche ihnen andern Otts zu Tl eil wurde. Wie selten ist überhaupt Vollendung in der Kunst, wie wenig aus- gezeichnc« Schauspieler giebt es, die sich mit Rossi messen können, »nd wie sehr sind es die Theaterbesucher der besten deutschen Bühnen gewohnt, von Zeit zu Zeit durchaus schwache Darstellungen zu genießen, eine Auf gabe, welcher sie sich mit einer Toleranz unterziehen, die einer bessern Sache würdig wäre, auch in Dresden. Das leere Haus entschädigte indessen den Künstler mit desto lebhafter»: Beifall, den er in seinem Ludwig reichlich verdiente, lieber das Stück ist nichts Inter essantes zu bemerken; Telavigne hat durch Handlung und Composition, durch die 'Nebenpersonen nnd ihre Schick sale unsre Theilnahme nicht gefesselt. Es kam ihm ein zig darauf an,' den berüchtigten Tyrannen zu zeichnen, und zwar nur in der letzten Periode seines schmachvollen Daseins, in der sein Körper gebrochen, von: Verwesungs- Hauch der Sünde vergiftet und nur sein Geist noch zu den scheußlichsten Unthaten stark und in teuflischen Jn- triguen und Heucheleien elastisch war. Eine ästhetische Aufgabe kann die Vorführung eines solchen Men schenschlächters nicht sein, namentlich wenn er von einen, französischen Dichter geschildert ist. Ich gebe zu, daß Herr Rossi durch die italienische Schule und seine persönliche Richtung zu einem sehr starken Auf trage der Farben, zu einem Schreckbilde der Wirklichkeit sich fottreißcn und oft über die Grenzen des edleren Kunstgeschmacks hinausdränaen läßt. Aber was er giebt, giebt er ganz, die Kraft feiner Originalität in Maske und Mimik, ja in der gewissenhaftesten Ausfüh rung des psychologischen Gemäldes ist bewunderungs würdig. Sie setzt eine Energie, eine stete Gegenwärtig keit der Illusion, eine Gewalt der Nerven voraus, wie sie kaum ein anderer Künstler der Gegenwatt besitzt oder seiner Aufgabe zu opfern bereit ist. Diese Pattie, so merkwürdig detaillitt im Conyersationston wie in der Leidenschaft und besser als Othello von den Mitspielen den unterstützt, sollte wiederholt werden können, um den Freunden der Schauspielkunst in Dresden noch einmal entgegenzukommen. Otto Banck. Richard Brenner bei der Ermordung des Barons von der Decken. (Schluß aus Nr. 122.) Die Geflüchteten athmetcn erst wieder leicht aus, als sie unweit der Mündung des Djuba am rechten Ufer end lich festen Boden unter den Füßen hatten. Was an Sachen sich nicht mitschaffen ließ wurde in dem Boote versenkt, denn es war unmöglich, mit diesen, Fahrzeug über die Barre ins Meer zu fahren. Sie mußten am 6. Octoder verfnchen, das südlich gelegene Cap Bissel auf einer Fußwanderung zu erreichen und auf dieser kamen sie bald durch Dornengestrüpp und über Korallen- zacken, bald auch über losen Sand, in welchen sie bei jedem Tritt bis über die Knöchel einsanken. Auf dem. ganzen Wege fanden sie nur drei Mal Wasser bis zu der nördlich von diesem Cap liegenden Lagune. Hier lagerten sie sich, um die Ebbe adzuwarten. Akan wird es ihnen gern glauben, daß sie sich völlig erschöpft fühl ten durch sechstagigen Akangel an Schlaf und infolge der gespannten Aufregung. Was war aus von der Decken und Link geworden, und was sollte aus ihnen selbst, die von allen Hilfsmitteln entblößt waren, an die sem wilden Strande werden? Es traf sich, daß in einer Bucht ein kleines Mtepe (ein Schiff, an welchem sich kein Stück Eisen befindet, sondern dessen Planken durch Cocosfaserstricke an ein ander befestigt sind) vor Anker lag; dieses nahm sie auf und brachte sie am 18. October nach der Insel Lamu, welche dem Sultan von Sanzibar unterworfen ist. Bei dem Agenten eines französischen Handelshauses fanden sie freundliche Aufnahme; sie konnten sich mit Kaffee, Milch und Brod, was sie so lange entbehrt hatten, rrquiaen; noch mehr, sie fanden aucb Briefe aus Europa vor und ein Fahrzeug mit Mannschaft und allerlei Sachen für die Expedition, welche der Hambur gische Consul in Sanzibar auf Decken's Wunsch abge schickt hatte und das eben erst in Lamu eingelaufen war. Sic berührten dann Akombas und landeten am 24. Oc tober früh in Sanzibar, wo man ihnen begreiflicherweise die größte Theilnahme bezeugte. Aber die Europäer gönnten sich noch keine Ruhe; sie wollten wissen, was aus von der Decken und Link geworden sei. Schon am 29. Octobcr, nachdem sie einigermaßen sich erhohlt, fuhren Brenner, Schickt,, Dcppe und Theiß mit einem Küstenfahrzeuge wieder nach 'Nor den, um genaue Erkundigungen einzuzichen, und besuch ten abermals Lamu, wo sic am l 4.'November erfuhren, daß beide Verschollene in Bardera ermordet worden seien. Sie segelten dann nach Sansibar zurück, wo sie am 13. December das deutsche Fahrzeug „Kanton ' be stiegen. Am 4. April 1866 landeten sie glücklich in Hamburg. Der „Welf" war, wie schon bemerkt, am 26. Sep tember an den Stromschnellen dcs Djuba festgefahren ohne wieder loskommen zu können. Die Erpedition schlug das Lager am rechten Ufer auf. Am 28. fuhren von der Decken und Link im Gig nach Bardera zurück, um Lebensmittel zu beschaffen und die Weiterreise vor zubereiten. Am 30. kommt dem Baron zu Ohren, daß ein Ucbcrfall beabsichtigt werde; er macht sich sofort mit vier Negern und I)r. Link auf den Weg nach den Stromschnellen, kehrt aber halbwegs nach Bardera um, während Link mit dem Diener Soliman weiter geht; dieser kommt gegen Abend an die Stromschncllen, und findet Lager und Schiff von den Europäern verlassen, die ja schon am Abend vorher stromab geschifft waren. Decken war an: I. October Abends wieder in Bardera; am 2. October kommen die beim Uebrrfallen des Lagers detheiligtcn Somali zurück; Abends um 6 Uhr wird cp
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