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Schönburger TngebM Nr. 133 45. Jahrgang Dienstag, dm 12. Juni 1923 mit kein ret- Wand stehen. Tas ganze deutsche Volk steht dem Rücken gegen die Wand, und da gibt es Zurück mehr. Taten einigen das Volk; Taten ten das Volk, und auf Taten harren wir." Me Antwort des! Reichskanzlers. Ler Reich-kauzler hatte i« Münster und Elberfeld »e sprechnnge« mit Vertreter« der Wirtschaft, Gewerkschafts führer« und Beamten. Im Reichstag kam es bei der Rede des Abgeordneten Wnlle r« Lürmfr «e«. Me Reichsbank will Milli-nen-Markscheine ausgeve«. I« Berlin fanden am Sonnabend vier große Bersamm- lungen der dentschnationale« Bolkspartei statt. Der preußische Landtrg «ah« Stellung gegen die däni sche Propaganda in Schleswig. In Berlin und München fanden gestern GedächtniS- feier« für Schlageter statt. Ja vbrrschlesien steht der Generalstreik bevor. I« Dortmund wurde« zwei französische OsfizierSaspi- rante« erschossen. Neber Lünen wnrde der verschürfte Belagernngszustand verhängt. I« Leipzig wurde gestern das größte seltsttötige Fern sprechamt in Betrieb genommen. Der »Petit Parisien" phantasiert von einem beabsich tigte« Feldzug gegen die französische« Truppe«. Ein englischer ReparationSpla« sieht Stabilisierung »ud ein Moratorium vor. I« London so« eine «onfereuz zur Regelung der Sage in Tanger ftatifinde«. Bei der «evolutio« in Bulgarien wurde die Sie- glerung gefangen genommen. In China steht ein Umsturz bevor. Das deutsche Angebot findet in Amerika güustige A«f- uahme. In seiner Erwiderung führte der Reichskanzler aus: * s „Ich danke Ihnen für Ihre Worte. Seien Sie überzeugt^,Laß von derselben Liebe zum Vaterlandc und zum deutschen Volke jeder Schritt der Regierung geleitet wird. Wenn Sie an der Stelle säßen und wenn Sie die Verantwortung für das große Ganze so stünd lich und täglich zu tragen hätten, dann würden Sic auch keine anderen Schritte unternehmen können, als sie die Regierung unternommen hat und unternehmen mußte. Sie führt eine Politik der Treue und Redlich keit." Die Mestge brachte dann ein Hoch auf den Kanz ler aus. Am Abend wohnte Dr. Cuno der Tagung des Neichsverbandes der deutschen Presse bei, wobei er in einer Ansprache zur außenpolitischen Lage Stel lung nahm. Am Sonntag weilte der Reichskanzler in Elberfeld. Keine Einstellung des passiven Widerstandes Neuester Dollarkurs (vorbörslich) 80 8^5 "Waldenburg, den 11. Juni 1923. —Der passive Widerstand der deutschen Bevölkerung im Ruhrgebiet kann von den Franzosen nicht aus eigener Kraft überwunden werden. Das gesteht Poin- carö wieder ein, da er in Brüssel die belgische Regie rung' bewogen hat, ihm darin zuzustimmen, unsere neuen Vorschläge erst dann zu prüfen, wenn wir an der Ruhugkapituliert haben. Ter belgische Bundes genosse Frankreichs ist heute nicht von allen Zweifeln frei, und wenn Poincarö ihn trotzdem an sein sonst so selbstbewußtes Land ketten will, muß er sich nicht ver hehlen können, daß seine Position schwach ist. Der Kernpunkt der ganzen Angelegenheit bleibi nach wie vor die Haltung Englands...» Niemand weiß, Ivie das letzte und entscheidende Wort aus London lau ten wird. Vielleicht wissen es der Premierminister Baldwin und sein Minister des Auswärtigen Lord Curzon mit absoluter Gewißheit selbst noch nicht. Was die deutsche Reichsregierung vorgeschlagen hat, iß deutlich, sehr weitgehend und ehrlich. Sie unterläßt alle Deklamationen und zeigt ihre Selbstlosigkeit durck den Antrag, eine internationale unparteiische Sach verständigenkommission über den Betrag der deutscher Reparationssumme und ihre Art entscheiden zu las sen. Wir wollen für diese Kommission auch keine Ver steckspielerei, sie soll alle Unterlagen haben, deren sie bedarf; und nur das eine bedingen wir uns aus, daß sie unparteiisch, also nicht von vornherein ein Jnstrumenf'in den Händen unserer Gegner ist. Die Regierung des Kaufmannsstaates England sollte, sr müßte man meinen, mit diesen Grundlagen einverstan den sein, um so mehr, als auch bezüglich der Garan tien von unserer Seite reiner Wein eingeschenkt wor den ist. i Und was soll England dafür tun? » Nur er kennen, daß es im Interesse nicht bloß von Deutsch* land, sondern auch von Europa, und damit von Groß» britannicn selbst, liegt, daß das ungesetzliche und bru tale Treiben an der Ruhr ein Ende nimmt. Für dic Negierung in London liegt hierfür eine moralische Hslrcht vor, denn Lord Curzon ist es bekanntlich ge wesen, der in seiner großen Parlamentsrede Deutsch land die Anregung gegeben hat, neue Vermittlungs- v-.r,wläae zu macken. „Sein oder Nichtsein!" daS ist hier die Frage Ties Wort Hamlets ist für das einst so blühende deut sche Reich heute eine Lebensfrage geworden. Wir ha ben ehrlich gearbeitet, aus eigener Kraft wieder in du Höhe Abkommen, aber wer konnte wissen, daß vor Paris aus systematisch daran gearbeitet werden würde alle unsere wohlgemeinten Pläne über den Haufer zu werfen? Ist es unsere Schuld gewesen, die dü Mark in die Tiefe trieb? Tas Vertrauen zu Deutsch land und unser Kredit sind in der Welt^von der En tente systematisch erschüttert worden, und wenn jc einmal eine Atempause einsetzen wollte, so kam Poin caro mit einem neuen Säbelgerassel dazwischen, ode: es folgten an der Börse Attacken gegen die Mark. Um ihre Versöhnung zu zeigen und allen unfrucht baren Zänkereien vorzubeugen, hat die Reichsregie rung in ihrem Memorandum vermieden, die Räumungs frage und den Betrag der Reparationszahlungen über haupt anzugeben. Ta das Memorandum nur eine Er gänzung der. Mote vom 2. Mai sein soll, gilt ir Bezug auf diese Punkte stillschweigend weiter, war darüber in der ersten Note gesagt worden ist. Tei passive Widerstand geht also weiter, auch wenn diel aus taktischen Gründen in dem deutschen Memorandun nicht deutlich erklärt worden ist. Durchliefe Zurück haltung wollte die deutsche Regierung^'die Anbah nung einer mündlichen Aussprache erleichtern. Mac die Entente dem deutschen Beispiel bei der Erörterunc unseres Memorandums folgen, gleichviel ob diese vor Negierung zu Regierung oder auf einer neuen Konfe renz vor sich geht. Tenn ohne Ruhe und Einsich: wird nichts zustande kommen. Politisch^"Rm,-schau. Deutsches «eich. Reichskanzler Tr. Cuno traf Sonnabend früh mii sein Schnellzug über Osnabrück in Münster ein. Um 11 Uhr hatte er eine Besprechung im Oberpräsidium. Vor dem Oberpräsidium hatte sich eine größere Men- smenmenge zur Begrüßung des Reichskanzlers ein- geiunsen. j» Geheimrat Prof. Tr. Krückmann bat den »ceichskanzler, der gegen 11 Uhr nur in Begleitung einiger Herren zu Fuß vor dem Oberpräsidium erschien, um einige Minuten Gehör. Er sprach im Namen der deutschnationalen Jugend: „Diese Jugend, die hier steht, trägt Ihnen durch mich den Wunsch vor: „Landgraf, werde hart!" Tie hier stehen, sind das eiserne Rückgrats des Volkes, bereit, den passiven Widerstand jederzeit in den aktiven zu verwandeln, bereit, nicht nur Besitz ünL Amt, sondern Freiheit, Leben und Familie daranzu geben. Die Regierung hat schon zu viel verhan delt, verständigt, nachgegeben. Wir wollen kein: Halt! Wir wissen, daß wir mit dein Rücken an der Anzeigen bis vorm. 9 ühr am Ausgabetag erbeten. Ausgabe nachmittags tz,3 Uhr in der Geschäftsstelle in Waldenburg Sa., Obergaffe 38. Geschäftszeit 7—12,2—5 Uhr. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Lerrn Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirsten. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen- bruch, Störungen im Betrieb der Druckerei oder unser Lieserer hat der Bezieher keinen Anspruch aus Erhall der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. Für Richtigkeit der durch Fern sprecher aufgegebenen Anzeigen übernehmen wir keine Gewähr Reichspräsident Ebert richtete an den Reichsverband der deutschen Presse, dessen Hauptversammlung Sonnabend in Münster begonnen hat, ein Begrüßunas- telegramm. kMM-GWWWM Im preußischen Landtage wurde Stellung gegen die dänische Propaganda in Schleswig genommen. Ministerpräsident Braun beantwortete einen deutsch nationalen Antrag über die Erhaltung der deutschen Sprache und Kultur in Schleswig. ° Benischrmtlonalv Knnd<Ze!mua KkHen Vas Mem» raudum. In vier großen Versammlungen der Deutsch nationalen Volksvartei sprachen in Berlin die AbgA Hergt, Wallraf, Graf Westarp, Laverrenz, von Lin^ eincr-Wildau, sowie deutschnationale Politiker agis den Ruhrgebiet/ In allen Versammlungen wurde ein« Resolution angenommen, die die Politik der Partei leitung und der Fraktionen des Reichs- und Landtags billigt, die Ueberreichung des Memorandums als schwe ren Fehler bezeichnet und in der Forderung gipfelt „Nun aber Schluß mit Nachgiebigkett^und Angebot!" Weiter wird ein „entschiedenes Nein auf das bekgisch- sranzösische Kapitulationsverlangen" und „entschlosse ner Widerstand gegen die Gewalt der Feinde" gefordert, nur eine Regierung, „die das deutsche Volk auf diesem Weg kraftvoll und mutig führt", könne auf Unter stützung rechnen. . . Tchweiz. Aus Lausanne wird berichtet, daß dte Verbündeten beschlossen haben, an Jsmed Pascha ein Ultimatum zu richten, um den nutzlosen Verzögerungen ein Ende zu bereiten. Frankreich. Der „Petit Parisien" phantasiert von einem beab sichtigten Feldzug gegen die französischen Truppen mit Bomben und Attentaten. Im Besitz des Hingerich teten Schlageter wollen die Franzosen Dokumente ge funden haben, die dies beweisen. Im unbesetzten Deutschland hätten die Nationalisten in Verbindung mit der Reichswehr besondere Schulen organisiert, um die Offiziere der früheren Armee und der Marine in den neuen Kampfmitteln auszurüsten. Eine Schule befände sich in Potsdam, zwei in Bremen. Diese hirn verbrannten Tollheiten geben den Vorwand zur Wieder ankündigung der Militärkontrolle. Spauien. Die spanische Regierung hat den Vorschlag einer Vorkonferenz technischeö^Sachverständiger von der in Aussicht genommenen Dreimächtekonferenz, die sich mit dem endgültigen Status von Tanger beschäftigen soll, angenommen. Die Konferenz wird in London stattfinden. England. Die „Times" bezeichnen das deutsche Angebot als einen großen Fortschritt. Z" Londoner Kreisen wird erwartet, so schreibt der Korrespondent des „Figaro", daß der Premiermi nister Frankreich und Deutschland vorschlLgt, im Ruhr- gebiet einen-Waffenstillstand abzuschließen, woraus die Verbündeten sich zunächst unter sich besprechen werden und mit Deutschland später in Fühlung treten könnten. Der englische Premierminister Hoge den lebhaften Wunsch, angesichts der gegenwärtigen politischen Lage Mac Kenna so schnell wie möglich mit denk»Porteseuillc des Finanzministeriums zu betrauen. — Kin Waffen stillstand im Ruhrgebiet würde nichts anderes bedeuten, als eine Kapitulation Deutschlands. Ueber diese Krücke kann keine deutsche Regierung gehen. Bulgarien. Die Sobranje hat die am 21. März zwischen der bulgarischen Regierung und der interalliierten Kom mission in Sofia beschlossen Regelung der bulgarischen Reparationsschulden angenommen. Amerika. Das deutsche Angebot wird in amtlichen Kreisen Washingtons günstig ausgenommen. Der Vorschlag Erscheint jeden Werktag Nachmittags. Bezugs- preis monatlich 4500 Mk., ausschl. Trägerlohn. Einzelne Nrn. 200 Mk. Sonntags 250 Mk. An- örlgenPrels die 6gesp. Grundzeile od. deren Raum 300 Mk., v. außerhalb des Bezirkes 450 Mk., die 3gesp-Zeile im amtlichen Teile 600 Mk., im Reklame teile ^00 Mk. Linweise auf Anzeigen und Ein gesandte (Petit) 100 Mark. Nachweisegebühr 300 Mark. Schwieriger Say (Tabellen) mit Aufschlag. Begründ« i878. Fernsprecher Nr. S. Postschließfach Nr. 8 Postscheckkonto Anil Leipzig Nr. 4438. Bankkonto: BereinSbank -u Colditz Filiale Waldenburg Stadtgirokonto Waldenburg 18. Rabatte gelten nur bei pünktlicher Zahlung, bei zwangsweiser Eintreibung der Rechnungsbeträge wird jeder Nachlaß hmsällig.. Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. — . - UN- Wal-enburger Anzeiger Dieses Blau enthält die amtliche» Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrats zu Waldenburg. Ferner veröffentliche» zahlreiche andere staatliche, städtische ».Gemeinde-Behörden ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. Mitglied des Sächsischen und des Deutschen ZeitungSverleger-BereinS (E. B.) — BerlagSort Waldenburg Sachsen,