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Adotter Grenzvoie Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Amts- anwaltschaft und des Stadtrates zu Adorf. Anzeigenpreise: Für die ^gespaltene Petitzeile oder deren Raum 15 Goldpfennige, bei auswärtigen Anzeigen 20 Goldpfennige, für die amtliche Zeile 40 Goldpfennige, Rctlammezeile 60 Goldpfennige' Diese Zeitung erscheint Montags, Dienstags, Donnerstags u. Sonnabends nachmittag mit dem Datum des folgenden Tages. Fernsprecher Nr. 14 Verantwortlicher Schriftleiter und Verleger,Otto Meyer in Adorf. Postscheck-Mo. Leipzig 37369 lO. Mittwoch, KsN LG. Januar 1924 IMr-U. 89. Bekanntmachung. " Der Reichs arbeiikminister hat die bisherigen DemoMmachungslommissare (Kre's- hauptleute) und den bisherigen Staatskommissar für Demobilmachung (Ministerialdirektor im Brbeüsministerium) vorübergehend — bis längstens zum 31. !. 24 — zum Schlichter im Sinne von tz 6 der Schlichtungsverordnung vom 30. Oktober 1923, RGBl. I S. 1191 bestellt. Oelsnitz ü V., den 14. Januar 1924. Die Amtsha«ptma«Aschaft zugleich für die Ctsdträte Adorfs Marknevkirche«, Oelsnitz, Schöneck, Die Maul- und Klauenseuche in Eschenbach bei Schöneck i. Bogtl. ist erloschen. Die mit Bekanntmachung vom 29. November 1923 angeordnetrn Maßnahmen werden hiermit aufgehoben, 1 l. 6L1 d/23. Oelsntzz i. V, den 14. Januar 19L4. Die Amtshavptwanoschaft und der Stadtrat zn Schöneck. Vom 1. Januar 1924 ab verzinsen wir die Guthaben aus Rentenmark-Girokontat wie folgt: . bei täglicher Verfügung 6°/^ jährlich, bei einmonatiger Kündigung 8°/, jährlich. Verwaltungsgebühr (Umsatzprovision) wird nicht erhoben. Zur Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs in Rentenmark bitten wir di« beteiligten Kreise, sich recht bald bei uns ein Rentenmark-Girokonto eröffnen zu lassen. Adorf, den 10. Januar 1924. Die Stadtgirokaffe. 11> IM'I "WM Was gibt es Aeues? — Die Gemeindewahlen in Sachfen endeten mit einem Siege der bürgerlichen Parteien. — In einer Note an die Kontrollkommission protestiert ! Die Reichsregierung erneut gegen die Wiederaufnahme der ' Mitigiert, da die Abrüstung in Deutschland beendet sei. t — Reichsminister des Aeußern, Dr. Stresemann, hat sein Erscheinen zu der am 17. Januar stattfindenden Reichs- vründungSfeier der Hamburger Ortsgruppe der Deutschen Pollspartei zuge^gt. — Der bekannte Arzt des Fürsten Bismarck, Professor Ernst Schwenninger, ist gestorben. — Die AnsiedlungSkommisfion für Westpreußen und Posen wird zum 1. April ausgelöst. — Der ehemalige deutsche Botschafter in Madrid, Prinz Max von Natibor und Corvey, ist am Sonnabend in Sterz (Oberbayern) im Alter von 68 Jahren gestorben. Tirards pfalzpolitik. Die NeichSregierung hat gegen die Pfalzpolitik Tirards in Paris und Brüssel Einspruch erhoben. Tat sächlich hat Tirard versucht, die Anerkennung der un- vbhängigen Regierung der Strauchdiebe auszusprechen? Vs ist das in der Form geschehen, daß die Rheinland kommission die „Verordnungen" der Separatisten amt lich eingetragen hat. Das bedeutet, daß die Hochver räter als rechtmäßige und ordentliche Regierung an erkannt werden, wobei die deutsche Oberhoheit voll ständig ausgeschlossen wird. Es trifft sich, daß zurzeit der Berichterstatter der Times in der Pfalz weilt, von wo er seinem Blatte berichtet, daß die Separa tisten nur aus einer Hand voll Strolche bestehen. Aus parteipolitischer Verärgerung hatte es der frühere bay- srische sozialdemokratische Ministerpräsident fertig ge bracht, ole „Unabhängigkeit" der Nhcinpfalz von Alt- dayern auszurufen. Der Versuch scheiterte kläglich, denn der pfälzische Kreistag sprach sich einstimmig ge gen diesen hochverräterischen Plan aus. Trotzdem kam allerhand Gesindel ans Licht, das, von französischen Franken genährt, die Rheinpfalz unabhängig machen wollte. Tie rheinpfälzische Bevölkerung war immer lei denschaftlich national gesinnt. Am allerwenigsten kann in der Nheinpfalz die Werbung für Frankreich irgend welchen Erfolg haben, denn der Pfälzer haßt den Franzosen, der im Ablauf der Jahrhunderte als Mordbrenner und Leuteschinder sein Uitwesen in der Rheinpfalz getrieben hat. Unbedingt. notwendig ist es, sich mit der Rheinlandkommission zu beschäftigen. Seitdem der Vertreter der Vereinigten Staaten ans geschieden ist, handelt es sich nur noch um eine Numpf- kommission. Der Vorsitzende ist der Franzose Tirard, nicht nur das, er ist heute auch die Rheinlandkommis- sion selbst. Wenn ihr auch noch belgische und eng lische Vertreter angehörcn, so ist der Belgier eine unselbständige Erscheinung, während der Engländer nach Lage der Sache nichts zu sagen hat. Er wird re gelmäßig überstimmt, es sei denn, daß er es vorzieht, gegen seins bessere Ucberzeugung Maßnahmen der Rheinlandkommission guizuheißen, um das stolze Albion vor diplomatischen Niederlagen und Demütigungen zu bewahren. Tie deutsche Regierung sollte es nicht bei einem Einspruch in Paris und Brüssel bewenden las sen. Cie sollte vielmehr von sich aus alle Verordnun gen der Rheinlandkommission für ungültig erklären, die auf eine gewaltsame Lostrennung deutscher Ge biete vom Reich eingestellt sind. Pvincarä verhan delt mit der deutschen Regierung. Aber er sorgt dafür, daß diese Verhandlungen nicht vom Fleck kommen. Da für sind Tirard und General de Metz um so eifriger tä tig, da sie zweifellos die Weisung haben, ans dem Um weg über das separatistische Lumpengesindel die Rbein- und Ruhrgrenze für Frankreich zu erobern. Me politische Lage. Eine Rede des Reichstvehrministsrs. Aus e> irrer demokratischen Tagung in Allsnstein hat sich Neichswehrminister Dr. Geßler in zwei großen Reden mit der augenblicklichen politischen Lage be faßt. Mit aller Deutlichkeit wies er darauf hin, daß Frankreich in der ganzen Nachkriegszeit nur bestrebt gewesen sei, die deutsche Einheit zu zertrümmern und er hebe hervor: Durch Verschärfung der Gegensätze, die nirgends so zahlreich nnd üppig blühen wie in Deutschlands Gren zen, versucht Frankreich im Süden Deutschlands eine katholische Monarchie und im Norden eine protestan tische Republik erstehen zu lassen und es liegt ihm alles daran, nm die Streitpunkte zwischen Ländern «nd Reich hierfür ausznschlachten «nd die Fanatiker aus beider: Seiten aufzuhetzsm Die allgemeine Entwick lung in Deutschland, die sich von dem zentralen Sy stem zn entfernen bestrebt ist, leistet diesem Borhabe» Borschub Als eine der nachteiligsten Talgen der Mark- ktabilisiernng hält er die Verschärfung der Gegensätze -wischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nnd be spricht eingehend die in dieser Verschärfung ruhende Gefahr gerade für die Gegenwart. Am Abend sprach der Minister nochmals in einer öffentlichen Versammlung und betonte hier die poli tische Verständnislosigkeit des deutschen Volkes im all gemeinen, aus der heraus man sich mit gegenseitigen Streitigkeiten abquäle, während man sich vernünf tigerweise mit der Frage: „Wie kommen wir aus dem Elend wieder heraus?" beschäftigen sollte. Ter Ver laus der letzten Jahre hat zur Genüge gezeigt, daß von internationalen Abmachungen gar nichts zu erhof-' fen ist. Es haben sich allerdings in letzter Zeit unter den uns feindlichen Großmächten neue Gegensätze her- ausgebildet, doch ist im Augenblick auch aus dieser Konstellation sür Deutschland noch nichts zu erhof fen. Rußland beginnt jetzt immer mehr, ein Faktor im Leben der Völker zu werden. Das deutsche Volk hat im Jahre 1923 den zweiten Krieg verloren. Dieser zweite Krieg ist ein verlorener Wirtschaftskrieg . Er hat die deutsche Wirtschaft an den Rand des Ab grundes gebrucht. Das Reich «nd Bayern. Ter Minister besprach dann eingehend die Ver hältnisse in Bayern. Die NeichSregierung hatte sich qm 8. November entschlossen, die Auswirkung des Put sches Bayern selbst zu überlassen, weil ein Eingriff mit bewaffneter Macht von Reichswehr zu einem ent setzlichen Kampf hätte führen müssen. Ter Reichswehr minister hofft, daß das Nachspiel zu den Vorgängen in München zu einer kräftigen Verurteilung der Urheber des Putsches führe. Der Minister schloß mit dem Hinweis, daß er stets mit besonderer Sorge nach Ost preußen gesehen habe, weil dies durch den polnischen Korridor vom Reichs abgeschnürt und polnischen Er- oberungsgelüsten ausgesetzt fei. England und die pfch. Ter Münchener Generalkonsul Clive in Speyer. Im Auftrage der englischen Regierung ist der britische Generalkonsul Clive in Speyer eingetroffen, um sich über das Vorgehen der Franzosen in Verbin dung mit dem Treiben der Sonderbündler zu orien tieren und nach London Bericht zu erstatten. Wie aus den Pariser Blättern zu ersehen ist, wird dieser Um stand in Frankreich recht unangenehm empfunden. Bet Besprechung des Besuches des englischen Ge neralkonsuls Clive in der Pfalz berichtet Echo de Pa ris, daß die Verhandlungen der Rheinlandkommission vom 2. Januar über die Aucrkcrluung der Verord» uungen der provisorischen Regierung der Sonderbünd« ler nur einen vorläufigen Charakter gehabt hätten^ da die Entscheidungen gegen dte Stimme des eng« lischen Delegierten getroffen worden seien. Es hättS also eine zweite Beratung stattfinden müssen, die an» Donnerstag begonnen habe. Sie fei aber auf An« raten Belgiens vertagt worden. Die englische Regie rung könne nun zwischen der Anerkennung der pfäl zischen Regierung und der Prozedur wählen, in dis, sie im Begriffe stehe, sich einzulasfen. Eine mittler^ Linie gebe es nicht. Tas Vorgehen Englands hättch bisher einen nur freundschaftlichen Charakter tragen können. Tas sei aber jetzt nach der Ermordung »eG! Separatistenführers Heinz kaum möglich. Wenn dw englische Generalkonsul in der französischen Besetzung»^ zone eine Enquete gegen den Willen des Kvmman-ä danten veranstalte, müsse er notwendigerweise de« Autorität der Rheinlandkommission Abbruch tun. , Tas Blatt schreibt weiter, das englische Borgehewj würde gegen dis Rheinlandarte, gegen die Geschäfts^ ordnung der Rheinlandkommission verstoßen Im! Jahre 1921 habe die Rheinlandkommission bestimmt,.' daß das Exequatur des Deutschen Reiches für auslän- ' dischc Konsuln im besetzten Gebiet nur nach Zustimmung! der Rheinlandkommission gültig sei. Es frage siM also, ob Generalkonsul Clive um diese Zustimmung; nachgesucht habe. Das sei aber nicht der Fall. Die' französische Regierung werde die britische Geste da mit beantworten, daß sie einen Offizier bestimme, der > Eeneralkonful Clive bei feiner Reise begleiten würde. * General de Feh gegen den dischos von Speyer. Tie französische Besatzungsbehörde in der Pfalz hat sich einen so-weren Eingriff in die Rechte der katholischen Kirme erlaubt. Aus grundsätzlichen kirch lichen Erwägungen heraus sollte am Sonntag in sämt lichen katholischen Kirchen der Pfalz von der Kanzel herab eine Erklärung verlesen werden, die die be kannte Kundgebung der katholischen Geistlichkeit, die Aufforderung an die Katholiken der Pfalz enthielt^ der ungesetzlichen und unrechtmäßigen sogenanntes autonomen Regierung keinen Gehorsam zu leisten. Derr französische Obsrdelegierts für die Pfalz, General de Metz, hat jedoch die Bekanntgabe dieser-Crklärung ver-t boten, weil sie geeignet sei, die Ruhe und Ordnung irrj der Pfalz zu stören und einen Verstoß gegen das Rheim-, landabkommen bilde. Ta das Oberhaupt der katho»? lischen Kirche in der Pfalz, Bischof Sebastian, noch; nicht von seiner Reise nach Koblenz, wo er bekannt-- lich bei dem Vorsitzenden der Interalliierten Rhein«/ landkommission, Tirard, gegen die separatistische Ge waltherrschaft in der Pfalz schärfsten Protest erhob, zurückgckehrt ist, wurde die Erklärung der Verlesun» vorläufig zurückgestellt. Nach seiner Rückkehr wird der Bischof mit den Dekanen der Pfalz zu dem Verbot der französischen Besatzungsbehörde Stellung nehmen. Tse Tvauerfeier für Heinz. Tie Trauerfeier für den ermordete» Separatisten führer Heinz-Orbis gab ein anschauliches Bild von dem Wesen und der Verbreitung des pfälzischen Se paratismus. Sie war ein neuer Bewers dafür, wie außerordentlich gering die zahlenmäßige Beteiligung der Pfälzer an der separatistischen Bewegung ist, denn nur etwa 300 Personen einschließlich der separati» schen Truppen und der Franzosen nahmen an der Trauerfeier teil. Diese eröffnete der französische Ober- delegierte für dis Pfalz, General de Metz, mit einem in französischer Sprache gehaltenen Nacbruk. Er kei»