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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft un «das »Wilsdruffer Tageblatt» erlchcint an allen Werklagen nachmittag; 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. frei Haus, bei Postbestcllung 1.80 AM. zuzüglich D-ÜeUgeld. Einzelnummern I» Sipig. Alle Bostonstallen und pon- tolen, unsere Austräger u. ... . ,, ,, Gclchastsstelle. nehmen z jederzeit Bestellungen ent. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle hollerer «-mal, .°d. sonstiger -2-2 B-,riebsi'°rungen des-hl Lein Anipruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingcsavdter wcyrnipucsc erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegl. anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — Dorgeschriebene Erscheinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit verücksichtigi. — Anzeigen - Annahme bis vormittags 10 Uhr. cA« Für d,e Richtigkeit der durch Fernruf udermi,. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.ZOKiel'en Anzrigrn überneh. ^lUchr,^ ^enn^ dcr^^Det d ch—— Jeder Nabattanspruch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 99 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 29. April 1935 Überall voran! 1 Milliarde mehr Steueraufkommen als veranschlagt — Arbeitslosigkeit der Angestellten um 51 v. H. ab- gcnommen — Systematische Durchforschung des deutschen Bodens nach Erdöl. Was vor zwei Jahren noch als Unmöglichkeit erschien, ist heute wieder Wirklichkeit: das Reichshaushalts jahr 1 9 3 4/35, das am 1. April zu Ende war, schließt mit einem ü b erschutz von einer Milliarde ab. Um eine Milliarde übertrafen die Steuereingänge die Steuervoranschläge. Ein Erfolg, der um so höher zu be werten ist, als in den letzten Jahren der Systemzeit der Fehlbetrag im Haushalt des Reiches und der Länder nicht nur an der Tagesordnung war, sondern sich von Jahr zu Jahr steigerte. Das ist, wie so vieles andere, seit den Tagen des nationalsozialistischen Umschwungs gründlich anders geworden. Schon 1933, im ersten Jahre seiner Herrschaft, konnte der Nationalsozialismus denReichshaus- halt mit einem kleinen Überschuß abschließen. Wenn dieser Betrag nicht in Erscheinung trat, deshalb, weil damals zuerst d i e Kredite zu einem bestimmten Teil abgedeckt wurden, die für die Jngangsetznng der Arbeitsbeschaffung ausgenommen worden waren. Wie anhaltend die wirt schaftliche Besserung war, zeigt ein Vergleich mit den ver gangenen letzten Krisenjahren. In den elf Mynaten des Rechnungsjahres 1934/35, d. h. bis Ende Februar 1935 hat sich das Steueraufkommen um fast 25 Prozent gegen über 1932 gebessert, ^n den beiden letzten Monaten allein ist sogar eine E' n n a h m e st e i g e r n n g u m 3 3 P r o- zent f e st z u si e l l e n. »M dieser Entwicklung liegt ohne Frage die beste Gewähr für einen auch weiter anhaltenden, ununterbrochenen Ausstieg. Die finanzielle Katastrophe, die wir in den letzten Jahren der Systcmzeit durchmachten, wird in ihrem Ausmaß erst völlig klar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß damals dem deutschen Volk in kurzen drei Jahren allein 3,5 bis 4 Milliarden neue Lasten anf- erlegt wurden, ohne daß auch nur annähernd ein Aus- glejch des Reichshaushalts erreicht worden war. Die nationalsozialistische Regierung dagegen kehrte sich sofort von der erfolglosen Methode ständiger Stenererhöhungen ab und faßte die Ursache des finanziellen Verfalls unserer öffentlichen Körperschaften an der Wurzel an. Trat durch umfangreiche Arbeitsbeschaffungsmethoden und Steuer erleichterungen dem weiteren Verfall der Wirtschaft ent gegen. Der Erfolg dieser Politik tritt deutlich in dem Überschuß von einer Milliarde in Erscheinung. Eine der hervorragendsten Leistungen des neuen Deutschlands ist die Beseitigung des Massenelends am Arbcitsmarkt. 3,6 Millionen Arbeiter sind in den ersten beiden Jahren des deutschen Vierjahresplanes wieder in Lohn und Brot gebracht worden. Eine gewaltige Leistung, die in der ganzen Welt ihresgleichen sucht. Genauere Einzeluntersuchungen zeigen deutlich, wieviel Not und Elend aus Arbeiter- und Angestelltenkreisen in den letzten beiden Jahren gebannt worden sind. Nehmen wir die An gestellten. Rach dem Stand vom 1. März 1935 sind nur noch 287 000 Angestellte ohne Beschäftigung, während vor zwei Jahren noch rund 585 000 Angestellte zur Untätig keit verurteilt waren. Schon jetzt sind im Gesamtdurch schnitt 72,3 Prozent aller verfügbaren An ge st eilten Plätze in den Betrieben wieder besetzt. Im Frühjahr 1933 waren es nur 58 Prozent. Mindestens ebenso erfreulich ist die Tatsache, daß sich der Beschäftigungsgrad in den einzelnen Zweigen der Wirt schaft jetzt mehr und mehr dem Durchschnittlichen angleicht, während damals bei der Machtübernahme außerordent lich scharfe Unterschiede in den einzelnen Wirtschafts zweigen zu beobachten waren. Während beispielsweise in der Bauwirtschaft fast zwei Drittel aller Angestelltenplätze unbesetzt waren, waren in der Nahrungsmittelindustrie durchschnittlich 75 Prozent aller Angestelltenplätze besetzt. Die heutigen Beschäftigungszahlen zeigen, daß die bei der Machtübernahme am schlechtesten beschäftigten Industrien seitdem am stärksten aufgeholt haben. In Wirklichkeit ist das Bild sogar noch günstiger, denn die verfügbaren Arbeitskräfte in Deutschland reichen zur Zeit überhaupt nur aus, um etwa 92 Prozent der Arbeits plätze zu besetzen. Schon wenn 91,8 Prozent der Arbeitsplätze besetzt sind, gibt es keinen arbeitslosen An gestellten in Deutschland mehr. Wir dürfen hoffen, daß dieses Ziel in nicht allzu ferner Zeit erreicht sein wird. In diesen Tagen begann, gestützt auf das Reichs gesetz vom 5. Dezember 1934, im ganzen Reich d i e systematische Suche nach Erdöl. In Anbe tracht der Bedeutung, die dem Erdöl heute im Zusammen hang mit der starken Motorisierung in aller Welt zu kommt, und in Anbetracht unserer großen Devisenknapp heit, die eine Einfnhrbeschränknng, soweit sie nicht durch zunehmende Ausfuhr ausgeglichen wird, notwendig macht, soll der deutsche Boden allenthalben nach seiner Fündigkcit für Erdöl abgesucht werden. Dank der finan ziellen Unterstützung der Reichsregierung war es bereits un letzten Jahr möglich, die deutsche Erdölausbeute von 240 000 Tonnen auf 320 000 Tonnen zu steigern. Wenn Ins ilkilk KM NsMiirgemU Einführung des Staatsbürgerbriefes — Sicherung der Volksgesurdheit, Rcichsinnenminister Dr. Frick geroährte der Mit arbeiterin eines Berliner Blattes eine Unterredung, in der er interessante Angaben über die Reichsresorm, das neue Staatsbürge riecht und den öffent lichen Gesundheitsdien st machte. Der Reichsinnenminister wies auf die bisher ge leisteten Vorarbeiten zur Reichsreform hin und nannte dabei den Einbau aller preußischen Ministe rien in die Reichsverwaltung, die täglich fortschreitende Vereinheitlichung der Verwaltungsarbeir, den Übergang der Justizverwaltung auf das Reich und die einheitliche Reichsgemeindeordnung. In Kürze soll auch ein ein heitliches Beamte ngesetz für das ganze Reich erlassen werden. Die Reichsregierung plant ferner eine Neugestal- tung des deutschen Staatsbürgerrechts. Das neue Staatsbürgerrecht wird einen schärferen Maß stab an jeden legen, der deutscher Staatsbürger ist oder werden will. Die deutsche Staatsbürgerschaft wird in Zu kunft nicht mehr allein durch die Geburt, durch einen ge wöhnlichen Verwaltungsakt oder gar durch Zahlung einer Geldsumme erworben werden können, wie dies früher der Fall war. Sie wird nach dem Willen des Führers das höchfteRecht, und der Staatsbürgerbrief wird die wertvollste Urkunde sein, die ein Deutscher in seinem Leben erwerben kann. Die deutsche Staatsbürger urkunde wird jedem Deutschen den Weg zu allen öffent lichen Ämtern in Partei und Staat öffnen, nur ihr Träger wird in den Kampfformationen der Bewegung und als Waffenträger der Nation in den Ehrendienst des Volkes und Reiches eintreten dürfen, und nur er allein wird das Wahl- und Abstimmungsrecht ausüben und dadurch mittel- oder unmittelbar an der Führung des Reiches teil nehmen können. Die deutsche Staatsbürgerschaft wird in einem feierlichen Akt und mit einer weihevollen Vereidigung auf die deutsche Volks gemeinschaft, das Deutsche Reich und seinen Führer verliehen nnd wird Unwürdigen oder Staats feinden abgesprochen werden. Besonderes Augenmerk wird auf den Schutz der Familie gelegt. Nachdem durch das Gesetz vom 3. Juli 1934 der gesamte öffentliche Gesundheitsdienst des Deut schen Reiches umgestaltet worden ist, sind alle Voraus setzungen für die Gesundheitsämter geschaffen, damit sie die Erb- und Rassenpflege überwachen und die Bevölke rungspolitik leiten können. Die Bevölkerungspolilik wird nicht nur in Negativen, also in der Ausmerzung oder Ver hütung erbkranken Nachwuchses, sondern ebenso sehr in der Pflege, Beratung und Förderung erbgesunder deutscher Familien bestehen. Diesen gesunden deutschen Familien muß eine Aufbesserung ihres Nahrungsspielraumes verschafft wer den, damit sie in der Regel drei bis vier Kinder grotz- ziehen können. Der Minister verwies darauf, daß gerade die Aus stellung „Wunder des Lebens" sehr deutlich die Richtung weise, in der sich die deutsche Gesundheitspflege und Rassenpolitik bewege. Die Aufgabe des Staates sei es, die Erkenntnis der Wissenschaft und die Ergebnisse der Forschung zum Wohle des Volkes auszuwerten. Der nationalsozialistische Staat habe nur eine Aufgabe und die heiße: „Die deutsche Nation groß und stark zu machen." man in Betracht zieht, daß in den ersten Jahren nach dem Weltkrieg die deutsche Erdölgewinnung durch den Verlust des elsässischen Olrevicrs' Pechelbronn nur 60 000 Tonnen jährlich zu erreichen vermochte, dann ist das Gewinnungsergebnis von 1935 besonders erfreulich. Auch im laufenden Jahr werden wieder Reichszuschüssc für neue Bohrungen ausgegeben. Das neue Bohr programm hat einmal den Zweck, die Erzeugung zu verstärken, und zum anderen, die vermutlich erdöl haltigen Gebiete des Reiches von Grund auf zu durch forschen. Nicht zuletzt, um allen Spekulationslustigen von vornherein das Handwerk zu legen und einmal ein wandfrei festzustellen, ob die vielerorts an die deutsche Erdölgewinnung geknüpften Erwartungen zu Recht be stehen. Bisher haben die Reichsbohrungen an drei Stellen neue Olgcbiete erschlossen. Nämlich bei Bruchsal in Baden, wo gegenwärtig das bei weitem beste deutsche Ol gewonnen wird, in der Nähe von Braunschweig und in der Nähe von Halber- sta d t. Das Badener Kl ist besonders leicht und in seiner Art dem von Pechelbronn sehr ähitlick. Größere Men dürfen dieReichssahnen nicht Wen! Die Hissung der Reichsfahnen durch jü dische Geschäfte und Privathäuser hat, wie das Deutsche Nachrichtenbüro mitteilt, wiederholt zu Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung geführt. Um derartige Zwischenfälle für die Zukunft zu vermeiden, hat der Reichsminister des Innern bestimmt: Die Hissung der Reichssahnen, insbesondere der H a k e n k r e u z f l a g g e, durch Juden hat zu unter bleiben. In Zweifelsfällen trifft die örtliche Polizei die erforderlichen Anordnungen. Über 30000 Ehestandsdarlehen seit Lahresbeginn. Wie der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Reinhardt, in der „Deutschen Steuerzeitung" mit teilt, sind seit Jahresbeginn schon über 30 000 Ehestandsdarlehen gewährt worden. Staats sekretär Reinhardt meint, daß der Mangel an Kleinwoh. nungen, der schon 1934 sehr groß gewesen sei, im Jahre 1935 noch größer werden würde und daß sehr bald der Be griff der allgemeinen „Wohnungsnot" gegeben sein werde, wenn nicht die Förderung des Kleinwohnungsbaues und der Kleinsiedlung wesentlich verstärkt werde und nicht auch private Mittel in größerem Umfange als bisher für diese Zwecke bereitgestellt würden. Ferner verweist er aus die Förderungsmöglichkeiten ans dem neuen Gesetz. Der Weg des Rundfunks. Reichssendcleiter Hadamovsky wendet sich gegen einseitige Kritik. Reichssendeleiter Hadamovsky stattete der braun schweigischen Landeshauptstadt einen Besuch ab. Aus diesem Anlaß sand im „Hofjäger" ein braunschweigischer Abend statt, in dessen Mittelpunkt ein Vortrag des Neichs- sendeleiters stand. Hadamovsky stellte fest, daß der Rund funk das erste Kultnrinstrument Deutschlands gewesen sei, das dem jüdischen Einfluß völlig entzogen werden konnte. Heute, nach fast zweijähriger Aufbauarbeit im Rundfunk, komme plötzlich eine gewisse Sorte von Menschen und wolle vorschreiben, wie der Rundfunk politisch und kulturell geführt werden müßte. Morgens drei Stunden politische Reden, abends ebenfalls drei Stunden Politik, dazu das Horst-Wessel-Lied; so soll nach Ansicht dieser Leute der deutsche Arbeiter zum Nationalsozialismus „erzogen" werden. Das sei aber die beste Methode, um die deutschen Rundfunkhörer zu Hörern der auslän dischen Sender zu machen und um die national sozialistische Aufbauarbeit im Rundfunk absolut zu sabo tieren. Der Rundfunk habe vielmehr die Pflicht, dem deutschen Volksgenossen, wenn er von der Arbeit heim kehre, ein Höchstmaß an Freude und Glück zu bereiten. Der Reichssendeleiter wandte sich dann scharf gegen den von solchen Kritikastern erhobenen Vorwurf der Kulturlosigkeit der Rundfunkprogramme. Weder mit leichter Unterhaltung allein noch lediglich mit Beethoven- Sinfonien könne man den Rnndfunkhörer kulturell er ziehen. Vielmehr hätte erst beides zusammen seine volle sittliche und moralische Berechtigung in der Er ziehungsarbeit, die der deutsche Rundfunk zu leisten habe. Der 1. Mai ist unser Feiertag — wir tragen seine Plakette! Bedeutung schreibt man auch den Bohrungen in Thürin gen zu. Das bedeutendste und ertragreichste deutsche Erdölgebiet ist gegenwärtig das von Nienhagen i. Hann., wo drei Viertel des deutschen Erdöles gewonnen werden. Im ganzen freilich ist die deutsche Erdölausbeute recht gering. Deutschland kann zur Zeit nur 11 Prozent des deutschen Eigenbedarfs an Erdöl im eigenen Lande gewinnen. Um einer allzu großen Abhängigkeit vom Ausland zu entgehen, ist deutscherseits Vorsorge getroffen worden, die Eigenerzeugung von Benzin und anderen Treibstoffen zu fördern. Trotz alledem ist die deutsche Mineralölhandelsbilanz stark passiv. 1934 belief sich der Saldo auf 116 Millionen. Der deutsche Anteil an der W e l t e r d ö l e r z e u g n n g, die sich 1934 auf etwa 207 Millionen Tonnen belief, beträgt nur 0,12 Prozent. Hatte sich Deutschland kurz vor dem Krieg in die Reihe der großen Erdölmächte eingereiht, so machte der un glückselige Ausgang des Krieges diesen Bestrebungen ein jähes Ende und lenkte die Aufmerksamkeit mehr und mehr auf die inländischen Ölvorkommen hin.