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Dresdner Journal : 28.01.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186001289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-01
- Tag 1860-01-28
-
Monat
1860-01
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 28.01.1860
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^-23. Sonnabend, dm 28. Januar. ——- - ' -— — — Ub»»»»,lOstrrist: ^Ibrlirb: 5 l'dlr. 10 Nar. io i I» -— '/^I.,1 „ 10 ltrMr—-°»4 >lou»tli«b in vr—Loo: lü kissr. ( 8»«»»p«l,u- Llureln» tsummorn: 1 ir^r. ) »oblaG blae» >isrrale>Prttsr: kür s«n 8«um «li»«r e^*palt«o«n 2«il«: 1 tzs^r. 1-»t«r ,,k.ioss«»oar" «li« L«il«, 2 ki^r. «rschrtueu: "r^Iick, mit ^ULooiim« <i«r Sonn- uns k«i»rtax», Xbvock» Nir ä«n kolxvn4»n 1»x. DreslmerIournal. Verantwortlicher Revacteur: I. S. Hartmann. 1860. >usera»ruauiuch>u« auawUrta: 1 k». 8,L»v»r»rr»», Oowmi«iooit» ä«, vrooänor Journal»; eb«oä»»«Ib»t: tt. Iiv»»o»; iUtoo»: Iln»,»,r»i» L V»«i.»»s Oiorrv» »el>« ktuctil» , itorrooroo » Nur«»«, 8<-oi.vr„; »»MlNu-t ». «.: vuct>k»n<IIun»; r»lo: Xvoi.» kort»: v. L-ü^inrui., (28, rn« <Ie, don» «ak»o,); kr»L: k». Luneic»'» Uuelckaaälunx. Herau^rbrr: Hioi^I. Lxpasition s«, Oreosoar Journal», »rssäoo, ia«ri»o»tr»»i« ötr. 7 Ämttichrr Theil. Dresden, 24. Januar. Seine Majestät der König haben dem Prästdenten de» AppeüationSgerichtS zu Bu- disfiu, Friedrich Theodor von Crirgern, seitherigem Inhaber de» Ritterkreuze» vom Eivil-Verdicnstordrn, da» Comthurkreuz zweiter Klaffe deffelben Orden» »llergnädtgst zu verleihen geruhet. Verordnung de« Ministerium» de» Innern, die Einfuhr von Knochen au- Böhmen betr. Da» Ministerium de» Innern findet sich veranlaßt, zu denjenigen Gegenständen, deren Einbringung auS dem Königreich« Böhmen über die dieffeitige Grenze mit Rück- ' sicht auf die in einigen Gegenden des ersteren Landes herrschende Rinderpest in Punkt 1. der Verordnung vom 3«en diese» Monat» bi» auf Weiteres gänzlich untersagt worden ist, auch Knochen aller Art hinzuzusügen, dergestalt, daß Zuwiderhandlungen eben falls mit der in der gedachten Verordnung unter Nr. 5 angedrohten Strafe von 10 bis 100 Thalern oder nach Befinden entsprechender Gefängnißstrafe zu ahnden find. Dresden, den 25. Januar 1860. Ministerium de- Innern. Für den Minister: (g«t) Kohlschütter. Weiß. Nichtamtlicher ThriL. Nebersicht. Telegraphisch« Rachrichte«. Zeitung-schau (Constitutionelle Zeitung. — 'Oester* rrichische Zeitung. — Ost - Deutsche Post. — Preu ßisch« Zeitung. — Mornina-Herald. — Moruing-Post. — Time». — Morning-Advrrttser. — Daily-New». — Opinimie) Tagr-gkschichte. Wien: Standeserhöhung. Gpende. Dementi. — Krakau: Gemeindegesetzgebung-commis- sion. — Verona: Polizeimaßregeln. — Berlin: Ministerialbescheid wegen kreisständischer Petitionen.— Hannover: Revision der Provinziallandschaften. — Stuttgart: Gewerbeordnung. Vermischtes. — Wiesbaden: Eisenbahnübernahme. — Hamburg: Keine Senatsdeputation nach Berlin. -Pari-: Da» neue au-wLrtige Ministerium. Tagesbericht. Don der Marine. Der Bericht de» Finanzministers. Mi litärische». Der englische Vertrag. — Turin: Bud get. Die neuen Minister. Baron Talleyrand in Nizza. Gewehrsendungen. — Mailand: Einfall vorbereitet. Brlgiojoso. — Florenz: Bomben. — Madrid: Vom Kriegsschauplatz. — London: Parlamentseröff nung. BaineS 's. Deutsches Hospital. — Flens burg: Ständischer Conflict. — Persien: Reformen. — Bombay, New-Bork: Neueste Posten. Dresdner Nachrichten. spravinzialnachrichtev. (Leipzig. Kolditz. Jöhstadt.) Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Keuilleton. Tageskalendrr. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M„ Donnerstag, SS. Januar. I« der heutige« Bundestagsfitzuug erklärte sich Preu-e« in Bezug auf dir Küstenbefesti««»- tsr ähnliche« Sinne wie am 17. Decemder v. I. Die Bundesversa««lung aceeptirte i« Ginne dieser Erklärungen de« Antrag de-' Militärausschusses. Pari-, Donnerstag, LS. Jan.*). Der heutige „Constitutionnel" enthalt folgende Mittheilung: Wir können nachstehende Maßregeln als Holge« des vom Kaiser ausgestellten Programms eines Handelsvertrags mit England bezeichnen: Mildem I. Juli 1860 erfolgt die Aufhebung der Eingangs zölle auf Baumwolle und Wolle; auf englische Steinkohle «ad Cokes wird der belgische Zollsatz augewendet. Lom 1. Oktober 1860 an wird der Eingangszvll für Eisen auf 7 Krams herabgesetzt. Am 81. Oecember 1860 tritt eine Herabsetzung auf die Einfuhr von Maschinen ein. Mit 1. Januar 1861 tritt die Herabsetzung des Zolles auf Zucker in Kraft. Vom 1. Juli 1861 au wird die Ausschließung von Hanfgarn und Hanf geweben durch einen Zoll ersetzt, der 30 A> nicht überschreiten darf. Mit 1. Oktober 1861 werden alle andern Einfuhrverbote aufgehoben. *) wiederholt, «eil gestern nur in einem Theile der Auslage. Paris, Donnerstag, 26. Januar. Au der Börse eirculirte da- Gerücht, daß der Papst ei« Concil zusammenberufeu habe. Dresden, 27. Januar. Die „Constitutionrlle Zeitung" widmet unser« Auf sätze über den „Nationalen Beruf der deutschen Staaten" in Nr. 20 und 21 unserS Blatte» einige vorläufige Be merkungen, und glaubt un» Einseitigkeit in unsrrm eige nen Urtheil vorwerfen zu können, indem wir „Alles »er- urtheiltrn, weil e» von Paris oder von Berlin komme, oder weil e» der „„traurige Standpunkt"" der „„mit Blindheit geschlagenen Gothaer"" so mit sich bringe." Wir weisen keine Kritik unsrer Aufsätze zurück, haben aber vor Allem dabei zu erwarten, daß man sich an die Wahrheit hatte. Ebensowenig al» wir, ungeachtet der neu- Uchmr Behauptung «tue» ander» Blatte» von „schlechte» Preffe" sprechen, haben wir irgendwo gesagt, daß ,M Gothaner mit Blindheit geschlagen wären". Dagegen erinnern wir un», daß wir einmal geglaubt haben, Pa ri» gegen Anschuldigungen in Schutz nehmen zu sol len, welche un- damals verfrüht und deshalb nicht glück lich zu sein schienen, und erinnern unS ebenfalls, daß die „Constitutionrlle Zeitung" uns damals vier Wochen lang Tag für Tag vo> hielt, unser Artikel habe einen schlechten Eindruck gemacht. Ebenso wissen wir, daß, sobald wir die „Neue Preußische Zeitung" citirrn, die jedenfalls von Berlin kommt, die „Constitutionrlle Zei tung" hierüber Ausstellungen zu machen hat. Wir neh men aber auch noch viel Anderes auf, waS von Berlin kommt, ohne rS zu verurtheilen, wenn wir auch nicht zu Denen gehören, die alles loben, was von Berlin kommt, weil eS von Berlin kommt. BemerkenSwerth erscheinen auch heute die Aeußerun- gen Wiener Blätter über die englische Thron rede. Die „Oesterreichische Zeitung" sagt darüber: „Die Königin wiederholt diesmal bloS, was Palmerston und Ruffell schon so oft über die italienische Politik ge sagt haben. Man verwirft all« auswärtige Einmischung in die inner» Angelegenheiten der Völker Italiens, ein Satz, der sehr plausibel klingen würde, wenn er nicht blo» dastände, um zu sagen: „„Wir wollen jede Ein mischung Frankreichs und Sardinien» in die mittelita lienischen Länder zu Gunsten der Anneration"". Wenn der sardinische Proconsul Forint eine solch« Aunrratiou cke kaeto vornimmt, wenn er in der Romagna und in Modena zum sardinischen Parlament wählen läßt, wen» die Deputaten am sardinischen Parlamente Theil neh men, wenn der Herzog von Modena und die Herzogin von Parma erst durch französische Truppen au» ihrem Lande verdrängt, dann durch sardinischen und französi schen Einfluß verhindert werden, in ihr Land zurückzu- kahren, wenn man d«m Papste wehrt, die Romagna wie der zu nehmen, dafür aber Sardinien gestattet, seine Truppen dorthin vorzuschieben, so ist die» AllrS weder für Lord Palmerston, noch für Lord John Russell eine Einmischung. Wollte Oesterreich auch nur moralisch in- fluenziren, wollte Neapel zum Schutze des Kirchenstaate- sich bereit zeigen, so würden die Organe der englischen Regierung Zeter schreien, da» wäre dann wohl in ihren Augen eine Einmischung; eine Intervention in die Plane de« rdrln Lord», der an der Spitze de» englischen Kabi nett steht, kann freilich nicht geduldet werden. Die Thronrede legt nirgend» auf die Freundschaft mit Frank reich einen twsondern Accent, eine Vorsicht, die sowohl gegenüber den englischen Parteien, als vielleicht manchen Staaten Europa», deren Freundschaft man später nöthig haben kann, angezeigt gewesen sein mag." — Die „Ost-Deutsche Post" schreibt: „Die Thronrede stellt die Sache allgemein, und ohve in Betreff Frankreichs eine Ausnahme zu machen, so dar, als ob Verhandlun gen über die italienische Frag« erst bevorständen oder doch noch in der Schwebe wären. Die Königin Victoria spricht kein Wort von einer zwischen England und Frank reich abgeschlossenen Uebereinkunft. Dem gegenüber tritt nun Lord Palmerston gegen die Angriffe DiSraeli's mit der bestimmten Erklärung auf, daß zwischen beiden Mäch ten wirklich eine Uebereinkunft stattgefunden hat. Der Lord läugnet nur eine Allianz, nach welcher jede fremde Intervention in Italien für England und Frankreich ein e»8U!i belli geworden wäre. Da sich nun mit dieser Er klärung da- britische Unterhaus befriedigt fühlte und «S nicht für nothweNdig hielt, Nähere» über das Wesen der Uebereinkunft zu erfahren, so können wir an unsrer Stelle dir Sacke um so leichter auf sich beruhen lassen, als in dieser Frage alle diplomatische Weisheit, alle kö niglichen und kaiserlichen Aeußerungen, alle feierlichen Verträge eben Nichts als eitel Worte sind, deren Bedeu tung und Zweck durch die unerbittliche Strenge der Lo gik und Unlogik der Thatsachen vereitelt wird. Aber Wie unbedeutend diese Thronrede auch der großen Ta- -«»frage gegenüber erscheinen mag, so ist sie doch auS- tzezmchewt u«d hoch denkwürdig dadurch, daß sie in einer scheinbar ganz harmlosen Form einen ganz rnkMedenen Triumph der englischen über dir französische Politik ver kündet. Das starre Festhalten Englands an dem Prin cipe der freien Selbstbestimmung der Italiener ist eben falls eine Thatsach« von einer unerbittlich strengen Logik. Die Consequenzen derselben werden nicht auf sich war ten lassen. Napoleon UI. hat zwar selber auch da» Prin- cip der Selbstbestimmung der Völker proclamirt, aber e» -ist selbstverständlich, daß er darunter nur eine Bestim mung nach Napoleon'schen Ideen meinte. Diese Ideen werden durch das englische Veto durchkreuzt, und Na poleon III. hat sich, für jetzt wenigstens, gefügt. Die zu nächst wahrscheinliche Folge wird sein, daß Sardinien die Herzogthümer und die Romagna occupirt und sich da* selbst herrschend festsetzt. Da» Anwachsen Sardinien» zur Großmacht ist eine Niederlage der französischen Po litik. Frankreich hat dann mit seinem Gut und Blut eine italienische Macht geschaffen, die nach den Inter essen und dem politischen System rin Gegner Frankreichs sein, die fortan alle Kräfte ausbieten muß, den Einfluß Frankreichs von Italien fern zu halten." Die „Ostd. Post" hat hierin unzweifelhaft recht. Erhält aber Frank reich die französisch redenden Alpenländer, so steht es mit einem Fuße in Italien, und Piemont, dessen Allianz mit England allerdings nahe läge, könnte unmöglich von Italien den französischen Einfluß fernhalten. Der letztere würde aber auch für alle Zeiten gesichert sein, wenn der Papst, fttt dessen verkleinerte» Gebiet Frankreich die Ga rantie andietet, unter französische Protection gelangte. E» wird sich eben fragen, ob England dieser „Lösung" der italienischen Frage beipflichtet und ob da» übrige E»r»pa ganz theilnahmlo» dabei bleibt. Die englische Thronrede giebt hierfür keinen Anhalt, und dir Wiener Blätter heben die» mit Recht hervor. Die „Ostd Post" schließt denn auch ihren Artikel: „Wie sich da» ent wickeln wird und ob dir neue Freundschaft, di« zwischen de« Nachbar dieSseit» und jenseits des Wasser» geschloffen ward, eine mehr al» vorübergehende Episode sein wird — darüber wird die Welt bald in» Klare kommen." Die „Preußische Zeitung" knüpft an die eng lische Thronrede Bemerkungen, in denen sie sich sehr entschieden gegen das Programm ausspricht, welches jetzt dem Einvernehmen zwischen Frankreich und England über die italienische Frage zu Grund« liegen soll. Sie sagt u. A.: „Da» englische Gouvernement hat unter der Leitung Lord Palmerston » «inen jedenfalls übrrraschrn- drn Weg ringeschlagen. E» ist von sich auS mit einer der streitenden Parteien in eine separate Unterhandlung getreten. War e» dabei die Absicht, Frankreich von den eingegangenen Verbindlichkeiten zu entfernen oder ihm den Rücktritt von denselben zu erleichtern? Wir wissen eS nicht. Denn was man von der Basis erzählt, über welche England mit Frankreich übereingekommrn sein soll, um dieselbe zunächst Oesterreich, sodann dem übrigen Eu ropa zu octroyiren, so sind wir außer Stande, Alledem Klauben zu schenken und werden ihm keinen Glauben schenken, bi» wir dazu gezwungen find. Nach den um laufenden Gerüchten handelt e» sich um nicht» Geringe res, al» um die Anneration aller drei Herzogthümer, so wie der Romagna an Sardinien. Es konnte zweifelhaft sein, ob die Verhinderung der Anneration ohne Anwen dung äußerer Gewalt, ohne eine bewaffnete Intervention möglich sein werde, und eS konnte im Interesse Europa» in Erwägung kommen, in wie weit eine Stärkung Sar dinien» durch eine mittelitalienische Conföderation wün- schenSwerth sein könne. Von Alledem soll in dem angeb lichen EinvrrstLndniß Englands und Frank»eich» keine Rede sein. Es soll sich um eine einfache Vergrößerung Sardinien» handeln, um eine Vergrößerung, welche Sar dinien zum Annerum seiner Annexionen machen, welch« eS aufblasrn aber nicht stärken würde. Aber Sardinien soll diese schwächende Vergrößerung nicht ohne Opfer^er- kaufen. ES soll nicht das alte Sardinien sein, weiche vergrößert wird, sondern ein neues kleineres — r» soll Sardinien sein ohne Savoyen und Nizza. Die Dynastie Savoyen kann um den Preis ihre» StammlandeS keine Bertzrößfrung erkaufen wollen; rin sardinischer Staats mann wird niemals mit gutem Gewissen für alte und sichere Besitzungen neue und ungewisse eintauschen. Und wie sollte das englische Ministerium dazu kommen, den festen Uebrrlieferungen der englischen Politik, welche die se» Land seit der Thronbesteigung Wilhelms III. nicht einen Augenblick verlassen hat, untreu zu werden? Wie sollte eS dazu kommen, von freien Stücken seinem ge fährlichsten Nachbar Zugeständnisse dieser Art zu machen? Wie sollte es dazu kommen, Frankreich selbst aus die Po litik der natürlichen Gränzen hinzudrängen? Sollte Lord Palmerston damit die Freiheit Italien» erkaufen wollen? Er gäbe mit diesem Kaufpreis die Freiheit Ita liens, vielleicht die Freiheit Europas dahin. Mit den Alpenpässtn würden die Thore Italiens in den Händen Frankreichs sein und keine Vergrößerung Sardiniens könnte den Nacktheit dieser Bloßlegung aufwiegen. Die Schwei; würde auch vom Süden her von Frankreich um spannt sein und ihre Neutralität eine Illusion werden. Zur Begründung aller jener Gerüchte beruft man sich auf den zwischen England und Frankreich abgeschlossenen Handelsvertrag. Aber welche Vortheile kann England ein Vertrag gewähren, in dessen Folge Frankreich in den Stand gesetzt wird, die wichtigsten Kriegsmittel, Eisen und Kohlen, billiger als bisher von England zu be ziehen? So weit kann es doch mit England noch nicht gekommen sein, daß eS gemeint wäre, seinen Rang im F e uillelo n. K. Hofttzeater. Donnerstag, 26. Januar: „Monal- deschi, oder: Die Abenteurer", Trauerspiel in fünf Acten mebst einem Vorspiel von 0r. Heinrich Laube. Monaldeschi: Herr Emil Devrient. Die neuere Zeit, die man in Bezug auf da» Drama immer noch als eine rpigonische bezeichnen muß, hat im Trauerspiele eine eigne Gattung geschaffen, welche man, analog dem ConversationSstücke in der Lustspielsphäre, gewissermaßen zur Bezeichnung gleicher Verirrung da» ConversationStrauerspiel nennen könnte. Hier tritt statt de» «dlern sittlichen Gehalt» das Interessante in den Vordergrund, welches au» historischer Momenten, einzel nen Charakteristiken und Persönlichkeiten gewonnen wird; statt de» erhebenden Fluge» der Poesie muß Gewandtheit der Form, Geschick der Technik da» Interesse binden; für Wärme de» Herzens und Kerngrhalt der Gedanken müssen wir Pathos, Phrasen, Dialektik und flunkernden Esprit hinnehmen; effektvolle Scene« und kunstvoll arrangirte Situationen ersetzen den Gang einer in ein ander greifenden Handlung, und wenn nur Motive über haupt vorhanden sind, nimmt mo» es nicht so genau, ob sie blo» äußerliche find und Launen de- Zufall» statt der innern Nothwendigkeit und tragischen Schuld. Sa baut sich durch fünf Act« hindurch ein Trauerspiel zu sammen, da» unterhält, fesselt, rührt, den ästhetischen Gaumen reizt, sich genießen läßt und mundet, aber dem Geiste und Gefühle keine nachhaltende Befriedigung und Nahrung gewährt. Da» Alle» läßt sich von Laube'» „Monaldeschi" sagen. Goll rin solche» Stück seine — vorübergehende — Wirkung äußern, so bedarf r» eben bei der Schwäche seiner innern Mittel in vollstem Maße der äußern, nad reicher, machtvoller dürsten sie kaum rntfaltrl werden, al» bei unfern Trägern der Hauptrollen Monaldeschi und Christine. Wenn man es dem Verfasser zum Vorwurf machen muß, daß er das Interesse durch Vertheilung an zwei Charaktere schwächte, so haben diese Darsteller es verstanden, dem Beurtheiler cs unmöglich zu machen, dem einen oder dem andern dieser Charaktere die Palme des Vorzugs zu ertheilen, indem Beide gleich groß und bedeutend waren. Herrn Devrient'S Monaldeschi ver edelte den Abenteurer de- Dichters zum ritterlichen Helden; seine maßvollen, alle Effecte dcS Virtuosenthums in dessen schlechterer Bedeutung verschmähende und kernige Sprache, seine, die Auslege- und Paradestellungen ver meidende gemessene Haltung milderte da- Ercentrische und Pathetische, wie da- Herausfordernde und Verletzende dieser Gestalt und eine innere GrfühlSwärme sogar wußte diesen liebelerren Fremdling dem Herzen der Zu hörer näher zu bringen. Zu den gelungensten Scenen der Thatkraft und Energie gehörten unstreitig die ReichS- rathscene und die in ihren vielfachen Uebergängen so schwierige Partie in der Hirschgaleri«. — Eine unerreichte und, wie man getrost sagen kann, unübertreffbare Christine war Frau Bayer-Bürck. In dieser vollendeten Dar stellung kann man sie den größten neuern romanischen Mustern an die Seite stellen, und höher, wenn man die deutsche Tiefe der Charakteristik hinzufügt. Mit südlicher Leidenschafttichkeit einigte sie die Kälte der Reflexion. Ja der Königin zeigte sie die GefühlSweichheit und Liebegluth de» Weibe», ohne die Majestät einen Augen blick zu vergessen, und in der Würde und heroischen Entfaltung königlichen Stolze», der einer bessern Charakter zeichnung im Stücke werth gewesen wäre, verletzte sie nie die Anmuth und die Grenzen der Weiblichkeit. Jeder Zoll eine Königin, war sie eine imponirrnde, fast dämo nisch überwältigend« Grstalt voll Mark und edler Plastik, so daß die schwankende und innerlich leere Königin de» Dichters hinter dieser Neugestaltung zurücktrat. — Bei fallsrufe auf der Scene und nach jedem Actschluß für beide Hauptdarsteller gaben Zeugniß von der großen Wirkung dieser Leistungen, an welche sich Frl. Ulrich's sinnige und kindlich liebliche Sylva, Herrn Winzer'S würdiger Brahe, wie Herrn Jauncr's Malström, Herrn Meist er's van der Schnüre und Herrn Wal ther's Santinelli in geeigneter Weise anschlossen. — Herr Tempesta sang da» Matrosenlied im vierten Acte recht wacker und ausdrucksvoll. — k— Toukünstlerverein. Der ProductionSabend am 25. d. M. brachte ein sehr interessantes Programm. Die Herren Seelmann, Ackermann, Mcinel und Tietz spielten ein Streichquartett von Rob. Vollmann op. 35 (zum ersten Male). Obwohl wenig bedeutend in der Erfindung und klein in Charakter und Behandlung, ist eS doch musikalisch tüchtig und klar gearbeitet. Am gelungensten, ansprechend in der Empfindung und wohlgestaltet erschien der erste Satz und demnächst das Andantino, wenn auch die Gefühlsstimmung deffelben zki sehr auf dem Sordinen- Colorit der Instrumente beruht. Don geringer« Gehalt sind die beiden andern Sätze, und die monotone Achtel bewegung de» letzten wirkt trocken und geschmacklos, nur der Schluß ist fein und poetisch empfunden. Die Aus führung war in Auffassung und Vortrag eine sehr vor zügliche, ganz besonder- in den drei ersten Sätzen, und zeugte von trefflichstem Studium. Einen außerordent lichen Genuß bot Herr Blaßmann durch die Vorführung der großartig genialen und poesicreichen Sonate op. 111 von Beethoven, die er mit Geist, Phantasie und liebe vollster Hingebung spielte. Ein solche» Werk zum Vor trag wählen, heißt den höchsten Idealen der Kunst sei nen Dienst widmen, und verdient den wärmsten Dank. Herr Blaßmann würde sich unsrer Meinung nach öfters die Klarheit seiner Darstellung durch einen mindern Ge brauch de» Pedals noch erleichtern. Außerdem hörten wir zum ersten Male ein unbKanntes, im Manuskript vorhandenes, einfaches, reizendes Adagio (k-clur) für 2 Klarinetten, 2 Bassethörner und Fagott von Mozart und die zweite Abtheilung von dessen großer 13stimmiger Serenade für Blasinstrumente mit Cello und Contrabaß. Das erste Stück führten die Herren Lauterbach, Forkert, Kötzschke, Beyer und Stein aus, im zweiten waren außer den Genannten noch die Herren Hiebendahl, Kummer, Herr, Börner, Lorenz, Schlitterlau, Müller, Tietz und Keyl thätig. Mozart's reizvoller, überreich quellender Melodik, der reinen, einfachen Schönheit seiner Formen, seiner musikalischen Gestaltung, deS schwelgerischen Wohl- klangeS seines ToncoloritS lauschte das Ohr nur mit Entzücken. Das Adagio im großen dramatisch-charakteri stischen Style — aus der ersten Abtheilung wieder holt — gehört zu den schönsten und lies empsundcnsten Tondichtungen de» Meister-. Allerdings ist dem Werke eine so künstlerisch vollendete Ausführung nöthig, wie wir sie in solcher Meisterschaft wohl nur al» erreichbar und eigenthümlich für die Mitglieder der hiesigen königl. Kapelle beanspruchen dürfen. C. Banck. Soldatenleben. Bilder uus dem dreißigjährigen Kriege, H. M. Moscherosch nacherzählt. (Fortsetzung au« Nr. I9> Damit wir nun in diesem Untrrschleifort desto mehr Gunst auf allen Fall zu gewarten hätten, in Wahrheit aber, daß eine gute Stunde zum Abfahren käme, gab ich den Rath, weil dieser Sührschmauß noch währte, daß man sowohl die Stadtbeamten als die Befehlshaber der Besatzung auf d«n andern Tag zu Gaste rufe« sollte.
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