Volltext Seite (XML)
Stummer 247 — 29. Jahrgang Erscheint Vmal wvchtl. mit illustr. Gratisbeilagen.Hetmai un!> pell' und der Ktndcrbeilage .Frohmut'. sowie den Texibeilagen .St. Bcuno-Vtoll'. .Untcrhattimg und Wisse»', »Die Welt der Krau', .«erztNLer Ratgeber' »DaS gute Buch' »Fttmruud. schau', Monatttcher >8c»»gSpreiS S etnschl. Bestellgeld. Einzelnummer IO 1. Sonuabciid- u. Sonnlagnummer Haupilchrlstteiler: Dr. w. DeSczyk, Dresden. Sächsische Freitag» den 24. Oktober 1939 Verlagsorti DrrSdti» Slnzeigenprcls«: Die lgespallcne petttzelte !N» ^.Familien« anzeige» u.Slellengetuche 20 1- Die pelitreilamezellc. Ult mm breit, I ^k, Für «»zeigen auberhalb de« BcrbreilungSgebtelc« 40 die pclitrcitamezeile I .ltO Brtesgeb 'tO^. Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede «erpflichlung aus Lieserung sowt« Srsiilluug v. Atizetgetl Ausirügcn u. Leistung v, Schadenersatz. Geschäsllichcr L-il: Fra«, «Ungar», Dresden. volkssettuns tSeichäst-stelle, DruU u.«erlag: "lermania. «^G. sllr Verlag und Druckerei.Filiale Dresden, Dresden»«.!. Polterltrahel?. Fernrn:2It»2. Polllcheckloiito Dresden r7az, r'tanllonto Stadtballt Dresden t»> -U7IS Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Lächltichen Volk«,-,«»»« DreSden-SlUstadt t. Policrllranc N. Fernrut MI! Iltis» ?1k!t Das RSlsel von AlsSors Die Ursache -er Grubenkatastrophe immer noch nicht aufgeklärt Vermutungen und Anklagen Alsdorf. 28. Oktober. Der Unsallansschtiß der Grubensicherheitskommission des Oberbergamtes Bonn teilt »ist: Der Unsallausschuß Hot om 22, Oklo'oer i» Anwesenheit von Vertretern des Grnbensichcr- heitsamtes Berlin, des Obervergatnlcs Bonn und der zustän digen Bcrgrevierbeamlen unter Hinzuziehung der Sachverstän dige» der Hanplretlnngsstelle Essen und der Bersuchsstrecke zu Dortmund-Derne soivie der EhetnischTechnischen Reichsanslolt die Grllde Anna II befahren. Im Anschluss an die Befahrung fand eilie Zellgcnvernehmnng und einesehende Beratung statt. Die Ursache des Unglücks ist »och nicht geklärt. Fest steht, das; die Sprengslafslager auf sämtlichen Stollen der Grube in Ordnung sind. Die zunächst ankienommene Explosivti einer Sprengstosfiagers scheidet somit als Ursaci>e des Unglücks ans. Svlveit iveiter sestgestellt iverüen konnte, ist auch an dem Un- glücNslage kein Sprengslofstransport ili die Grude hinein er sahst. Bei der Befahrung der Grude sind bisher Anzeichen einer Kohlenstaudexplosion nnter Tage nicht ermittelt worden. Die Befahrungen und Untersuchungen werden heilte fortgesetzt. Köln. 23. Okloder. Der Reichstagsadgeordnete SoII mann hat den Unter suchungen Lider die Ursache der Grubenkatastrophe in Alsdors beigewohnt. Er hat an den Beratungen des Unsallausschusses und der vierstündigen Befahrung der Grube Anna II sowie all dem Zengenvest>ör leilgenommen. Sollliiann legt seilic Beobach tungen und Ersahrnilgen in einem Bericht der Rheinischen Zei tung nieder, der in mehreren Einzelheiten voll de» bisher be- Iialliitgegebenen Feststellungen abweichl. Es heisst darin u, a,: Die Ulitersllchnilg scheint mit zweifelssreier Dettliichlieil zu ergeben, das; die ursprüngliche Annahme, es habe eine Sprengstossenlladnng staUgesunden. saiiengelasse» werdet, mns;. Es ivnrde sestgestellt, das; die letzte Anlieserung von Spreng floss — 3000 Kilogramm Wetterdetonit B iliid 2000 Kilogramm Dnnamit Nr, 1 — nin 10. Oktober erfolgt ist. Diese Spreng- ftofimengen ivurden nach übereinstimmenden Zeugenaussagen noch an, selben Tage in die unterirdischen Lager geschasst. In der Nähe des Schachtes standen aber über Tage 1 5 0 L i l e r Benzin zum Füllen der Benzinlampen sder grösste Teil der Grubenlampen ist elektrischst Ein größerer Benzollank in der Nachborschajl. der bis vor kurzem benutzt worden ist, soll nach den übereinstimmenden Allssagen aller Beteiligten, auch Arbei tcr, jetzt leer gewesen sein Die 150 Liter Benzl,, bringt man jedenfalls mit der Explosion in Verbindung, jedoch bezweifeln insbesondere die Arbeiter, baß das Benzin der Hanptherd des Explosionsunglüchs gewesen sei. Die Arbeiter vermuten ent gegen der Annahme mancher Fachleute doch eine Schlagwetter explosion unter Tage. Der gewaltige Luftdruck von unten habe oben das Faß Benzin zertrümmert und das auslaufende Ben zin sei durch irgend welche »ich! geklarte Einwirkung ^explo diert und habe das Gebäude in Trümmer gelegt. Der Schacht sei durch den Stoß von nuten lustleer geworden und nun sei durch die Benzinexplosion ein Rückschlag der Flammen nach »nie» erfolgt. Wodurch die Schlagwetter entzündet worden seien bleibe allerdings auch bei dieser Kombinano» »och unge klärt. strophe trügt der kominunistische Lanülagsabgeordnele 2o- botka in der Presse seiner Partei vor. In dieser Darstellung, die der Bergwerksdirektion die Schuld all dem furchtbaren Unglück ausladen will, heißt es: ..Ansaug September befand ich mich int Wnrmrevier. Dort winde mir von den Bergarbei ter» erzählt, daß aus den, Eschwciler Bergivcrksvereu die Kohlenhauer zum sogenannten Bollseßen während der Feier schichten ansahren müßten. Bei dein Bollictzen wurde die Kohle ausgcraubi. Die dadurch eulslcheudeu Hohlraume sollen nach bcrapolizeilicher Borschrist mit Berge» versetzt werde», Alls der Grube „Anna" und „Wilhelm" gesebah das nicht Gewaltige Hohlläuiuc blicbcn stehen. Okne Zweifel Hai das Oisetist oyen- lassen ganzer Grubenbaue zur Ansammlung von Schlagwetter» beige trage». Diese Tchlaginett'r, dir angesichts der Raub'oau- luethooe nicht nur an eitler Stelle, sondern in der ganzen Grube gestand-,, haben, konnten sehr leicht gezündet werden und auch die Explosion der Munitionskammer zur Folge haben, — Nur eili Zusammenwirken von Schiaglvolrercxplosiou und der Munitionskammer kann zu dieser gewal'igen Katastrophe geführt haben. Der Eiusturs der gansen Grube Kanu ebensalls nur scilie Ursachen haben in den große» Hohlräume». die oor! geseßl worden stud". Diese Auslassung Soborkas ist zweisellos irrig, da sich in zwischen erwiese» hat, daß eilte Munnionservlosion gar nickt enolgt ist Dach wird bei der awliieben Untersuchung auch objekt'v zu prüfen sein, ob etwa die im Bergbau des dortigen Revier-- angewandten Methoden Bostoe-dinaungeu für so'che KataslronI"' geschaüen k-.-'-en, Tn, Interesse der Ber- hs'tni'-, weiterer Katastrophen dieser Art m-s, zur Beruhigung der OefsenUick'leit iit es o"f des dr »aend^o zu wünschen, daß es gelinge-, wird, die Ursache des Alsdorser Unglücks restlos anfzukiären. 24^ FE A l s d o r s, 23. Oktober. Ilm 1.30 Ni r srüb betrug dir Zabl der b-.a-rr geborge-ieu Talen 218. Es lägt üst, noch nicht genau sesls-elleii. wieviel Betunstü-l 'e norh vermißt ,uerken. Die iUcstnnosinannschaft meldete, bau die Strecken teilweise 3LÜ bis 500 Meter zu 'Bruch gegangen sind. Eilte andere Meinung über die Entstellung der Kala- Aach Severings Ernennung Besorgnisse rechts Berlin, 23. Oktober, Die Rückkehr Severings in das Amt des preußi schen Innenministers wird von der Presse lebhaft besprochen. Während die Presse der SPD, und der Siaalspariei Severings Rückkehr als Sicherung der republikanischen Sinalssorm be grüßen, glaubt die Rechtspresse, Severing werde einen scharfen Kurs gegen die Rechte einschlagen. Die „Germania" schreibt: „Der etwas prosessorale weiche Waentig wird durch de» starken Severing erseßt, Soll das auf eine Verstärkung des sozinidemo kratischen Einslnsses in Preußen hinalislaiifen? Dann hätte Herr Braun der Ablehnung der Mißtrauensanlräge und der Ablehnung des Antrages auf Landlagsanflüsung eine sehr weit herzige und weitgehende Auslegung gegeben, — Sicher ist, daß in Preußen die Ordnung und Ruhe ebenso aufrechlerhalten werden innß, wie im Reich. Wir erwarten aber, daß der neue Innenminister Severing, den wir ja aus einer langjährigen Ministerlätigkeit kennen, i» sv gespannten Zeiten, wie wir sie jetzt erlebe», dns größt in ö g l i ch st e Ni aß von Objek tivität in allen seinen Handlungen an den Tag legt." Die deuischnalionnle Fraktion des Preußischen Landtags ha! sofort gegen den neu ernannten Innenininister Severing einen M i s; l r n n e n s a n t r a g eingebracht. Die Ablehnung dieses Misst rauen: antrages dürfte mit der gleichen Mehrheit er folgen wie die Ablehnung der Allf>ösl»igsa»Iräge am Dienstag, Die Bernsung Severings zum Innenminister dürfte auch zu einem W e ch s e l i m B erli n e r P o I i z e i p r ü s i d i n m sühren, Polizeipräsident Zörgiebel dürsie binnen liurzeni durch den früheren preußischen Innenminister Grzesinski - der vor seiner Ernennung znm Innenminister bereits Ber liner Polizeipräsident ivnr -- ersetz! werde». Die formelle Er nennnng. die nicht Sache des Ministerpräsidenten oder dcs Innenministers, sonder» des preußischen Siaatsniinisieriums ist. kaiili nicht vor dessen nächster Sitzung vollzogen werden, die erst für Anfang der komnienden Woche i» Aussicht genommen ist, Von amtlicher Seite wird die geplante Aenderung zwar noch nicht zugegeben, sie wird aber von der Presse aller Richtungen als so gut wie feststehend »»genommen, — Auch in der Ber liner Schutzpolizei sollen Aendernnge» eintreten, da Grzesinski den Polizeioberst He 11rieg e l, den jetzigen Kommandenr der Gruppe Süd, zu seinem persönlichen 'Mitarbeiter auscrsehen hat. Severing wird seinen Posten erst am Freitag anlreten, er weilt gegenwärtig auf einer Agitatiansreise im Westen Deutsch lands. Die R e den, die er am Mittwoch in Offenba ch »nd F r n n k f u r t a, Ni, gehalten hat, werden naturgemäß viel be achtet, Severing erklärte u, a,, die deutschen Wühler hätte» am II, September ibre Aufgabe verkannt. Dem Wahlersalg der jenigen Partei, die vor den Wühle» am lautesten geschrien habe, babe das Ausland eine Quittung gegeben, indem es nach den Wahle» seine Kredite zlirückgenammen babe. Die Sozialdeina kratie wolle von heute a» den Abwehrkamps einleiten gegen diese» organisierten Unverstand der Massen, der sich das Re vanchegeschrei nicht »nr für den Friedensverlrag, sondern ancl> für das 'Novemberverbrechen ans seine Fahne geschrieben habe Severing forderte alle Arbeiter. Republikaner und Gewerk schaftler auf, den Plänen der Naiianalsvzialisien ein Ende zu machen. In diesen Reden Kat der Partei mann Severing ge sprachen. Ganz in dem Siii, de» der Slaalsminisler Dr, Flick auch sür seine Parteireden anzuwenden pslegt. Wir Kassen aber, daß Herr Severing sich in den nächsten Mannten wieder mekr in die selbstverständliche Hnilnna hineinsindet. daß ein Minister der deutschen Republik nicht in erster Linie Parteimann, son dern Diener de r A Ilge m einbeit ist. Anli-Nazi li. Die neue Kulturkampf-Parker Solange die natiannlsozicilistische Partei Anschauungen vertritt, die mit der katholischen Lehre unvereinbar sind, bann ihr kein gewissenhnsler Katholik die Stimme gebe». Der Freiheitskampf hält uns nun höhnisch vor: „In ganz Deutschland gibt es 12,8 Millionen katholische Wähler, Zentrum und Bayrische Volkspariei erhielten zusammen 5.2 Miümnen Stimmen, bleiben also noch 7,5 Millionen „Katholiken" ü 'ng, die man eigentlich zu den verlorenen Schäfchen rechne» »wüste ,. Stimmt das, oder stimmt das nicht s" Nein, verehrte 'Nachbarin mit dem Hakenkreuz, diese Milch» mädchenrechnung stimmt allerdings n i ch t, T» kost vergessen, daß auch am 11. September etwa 20 Prozent der Wähler zu Hause geblieben sind und daß ein recht beträchtlicher Teil der abgegebenen Siimmen ungültig war. Selbst wenn du von den 12,8 Millionen nur die 20 Prozent Nich'.waliler abrechnest, kommst du ans 10.2 Millionen katholische Stimmen, von denen die 5.2 Millionen des Zentrums und der Bayrischen Bolkspar'ei immer noch die größere Halste darstelien, — Auf der anderen Seile aber stehen einmal die Nmnenskalholiken. die in ihrem Wesen überhaupt nicht mehr zur Kirche gehöre». Daneben aber sund wir glauben, daß diese Schar eine sehr beträchtliche Größe bat) jene K a l h o l i k e n , die sich üb e r d a -s W e s e n de r v a n ihne n gewählte n P a ctei e » g a r n ich! i in klaren sind. Hunderttausende von Katholiken haben auch am I I. September sozialdemokratisch, nationalsozialistisch und kom munistisch gewählt, ohne sich darüber klar zu sein, dnß sie damit den Gegnern ihrer Kirche die Stimme gaben, Gerade diese Wüh ler wallen mir ausklären. wenn wir uns wiederholt und ans- siihrlich mit der kulturpolitischen Stellung dieser Parteien be fassen. Ist die NSDAP, koalitionsfähig? Wenn wir die klare Trennungslinie zwischen kaliwlischer und nationalsozialistischer Anschauung ziehen, so ist damit auch nicht die Frage bcanlwortet, ob sür das Zentrum eine Koali tion mit der NSDAP, in Frage kommt. Eine Koalition i st k e i n e (0 e s i n n n n g s g e m einscha s t. Das Zentrum hat wiederholt mit der Sozialdemokratie, van deren kulturpolitischen Anschauungen es mindestens ebenso scharf geschieden ist wie von denen der 'NSDAP,, in einer Koalition gestanden Wir haben daher an dieser Stelle (2, B, 'Nr, 2I!st die Forderung ccboben, daß auch die Möglichkeit einer Koalition mit den Nalianalsasia listen ernstlich zur Erörterung gestellt werde. In der Tat haben ja Verhandlungen zwischen Dr. Brüning ans der einen, Hitler, Tr, Frick und Göriilg ans der anderen Seite slaltgesun- den, Ucker den Verlauf dieser Unterredung ist nichts bekannt, bekannt ist nur, das; die Nationalsozialisten am 18, Oktober un Reichstage das Programm der Regierung Brüning abgelebtst haben. Das Scheitern dieser ersten Verhandlungen würde an sich die Möglichkeit eines künftigen Zusammengehens nicht ans- schließeii. Inzwischen aber haben die Natianalsoziaiisleii selbst in geradezu unbegreiflicher Weise ihren politischen Kredit zerstört. Der stellvertretende Vorsitzende der nationalsozialistischen Frak tion im Reichstage, Gregor Slrasser. hat sich in der Reichsiags- debatte Vorhallen lassen müssen, daß er am 0, November 1023 sein gegebenes Ehrenwort gebrochen hat. und trotzig erwidert: „Ja, weil es politisch notwendig war!" Aus die nun folgende Frage: „Bei Ihnen ist also der Bruch des Ekrenivarle» ein politisches Mittel?" lautete seine Antwort: „Ja wohl!" — lieber diese Aenßerunge» eines so prominenten Führers der NSDAP kann inan nicht gilt hinivegsehen, E > ne Partei, die den Bruch des Ehrenwortes als zu lässiges politisches Niiltel erklärt, ist Koali tion s n n s ä h i g, Wenn man diese van Ltrasier a»,;.'wandte Logik weiternthrt. da»» könnte ja auch der Eid Adols Hitlers ui Leipzig, die 'NSDAP, verschmähe jedes illegale Mittel, nur ein „paülisches Mitte!" sein! Auch Rasenberg bat ja in de:» stster- ten Bucke iSeite 5t2i von seiner Partei erklärt: „Sie anerkennt keine innere Verpflichtung einem Gebilde gegenüber, welches einem 0, November entsprossen ist," Solange die NSDAP von diesen Erklärungen ihrer proinineisten Fubcee a cht »brückt, ist sie kaalttiaiisnnsähig, Drohung mit dom Kirchenaustritk. Der Freiheitskampf wird uns aulwarle». daß die NSTAP, ja gar nicht ans Koalitionen angewiesen sei, daß sie vielmehr das Volk überzeugen und so schliesslich die Mekrheil erlangen Dir Heutige Nummer enthält die Beilage ,.K a l h«» IisHe « ach s c n j u g e » d".