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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188608065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860806
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-06
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.08.1886
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«18«. —«.Aahrgans AbonuemrntSpreiS: Der nvpatteiische — jede» Wochentag «bend (mit dem Datum des folgenden Lage») zur Versendung gelangende — Laude--Nnjei-er mit Beiblättern koste« monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und de» Vororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 4<i3L > ^ Sächsischer Mdes-AMM Unparteiisch- » .7 . ehemnitz, ^ ^ »v ragzrcye Zeitung für Sachsen und Thüringen. T-l-gramm-Adr.- n erhaitungsblsN" Md hllMkisiislh itliislrirlkr SmmiliPbillit ^Lustiges Bilderbuch". -»« 4. Quartal erscheint für Abonnenten Zahre-buch (SeihoachtSdeigade) d. Äuzeigtk-. Verlag: Alexander Wiede, Buchdnickeret, Chemnitz. Matt«: „Tägliches fircka«, S. AMft IM. JusertionSpreiS: ^ Kaum einer schmalen KorpuSzeile 15 Pfg-r — ReName (Ispaliige PeNtzeile) 30 Pfg. — BeiWtederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbelrag (in Briefmarken) beifüg«» Oe s Silbeu KorpuSschrist bilden ca. l Zeile). Annonceuannahme nur bis Bormittaa. Inserate nehmen außer der Beklag!« Expedition die Annoncen - Bureaux an- Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. machung an gerechnet, allhier anzubriugen. Ehemnitz, am SO. Juli 1886. Die Künigl. Amt»hauptmanuschaft. Im Handelsregister für den Landbezirk deS Unterzeichneten AmtS°«Ickt» wurde heut, aus Folium 387 die am 14. Juli 1886 erri^cte Firma Kamv. rath L Co. in Siegwar eingetragen, und zugleichvttlautbart.daßÄr Maschinensabrikant Herr Friedrich Ernst Kamprath und derKaÜsmannH-tt August Grüner, Beide in Siegmar, Inhaber der Firma find, sowie daN der Kaufmann Herr Otto Paul Philipp daselbst Prokurist der Firma und der Maschinensabrikant Herr Friedrich Ernst Kamprath von der Bertretuna der Firma ausgeschlossen ist mitz, Chemnitz, am 2. August 1886. Königliches Amtsgericht. wurde Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten AmtSaeri-bt« de heute aus Folium 2914 die am 1. August 1886 erAchteieFima Tbi-l. l» u Nisl-r in Kbemmü lKüniaS" und «an» u. Nister in Chemnitz (Königs und Zimmerstraßen-Ecke) eingekaaen und zugleich vcrlautbart, daß der Kaufmann Herr Friedrich Wilhelm Auauk Thielmann und der Schneider Herr Adelbert Nisser daselbst, Besitzer einer Tuch- und Buckskin-Handlung sowie eines Schneidergeschäfts, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 3. Augnst 1886. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folium 302 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Julius Adolph Kircheisen in Folge Ablebens auS der Handelsgesellschaft unter der Firma Friedrich Kirchnsen in "" " " seN Chemnitz eden und dadurcb das Ge. Der „Chemnitzer Socialiftenproeeß" vor dem Landgericht in Areiberg. Das Urtheil und seine Begründung IV. I'r. Freiberg, den 4. August, ist heute wiederum «in großer. Am BerM-rll^!!>»sWZuhörerraum ist heute wiederum «in großer. Am d» Abgeordnete Liebknecht Platz. Di- Ange- taä erscheint^d« nicht erschienen. Um 4 Uhr Nachmit- director B ol r,,, verkündet der Präsident, LandgerlchtS- «!bel und 3» d» Anklage wider von Kollmar, der Gerichtsbök sür"».»?" Theilnahme an einer geheimen Verbindung hat erachten find sämmtliche Angeklagte für schuldig zu ünd Me^ck «0 ^ b?mar, Bebel, Auer. Frohme, Ulrich Art und Weise der Verbreitung des „Socialdemokrat" und anderer ver botener Druckschriften bleiben. Dagegen hat der Gerichtshof eine Verbindung im Sinne des 8 129 des Strafgesetzbuchs für vorliegend erachtet. Bei Ab messung der Strafe ist die große Gemeinaesährlichkeit der verbreiteten Zeitung „Social-Temokrat" erwogen worden. Gegen die Angeklagten von Bollmar, Bebel, Auer, Frohme, Ulrich und Biereck mußte auf eine höhere Strafe, al» »egen die Angeklagten Dietze, Müller und Helnzel erkannt werden, da die Betheiligung der erster«, an der Verbindung von längerer Dauer war, al! die der drei letzten. Nach den gesetzlichen Bestimmungen haben die Ange klagten die Kosten deS Verfahrens zu tragen. Hierauf endet die Gerichtsverhandlung gegen S'/« Uhr Abends. NKL "«s d «° -L gegeben besitzt. Die Angeklagten haben auch zu- isti lenten Herrn Alban Dittrich und Herrn Paul Leipscher für die genannte Firma Procura mit der Bestimmung ertheilt worden ist, daß dieselben die Firma nur gemeinschaftlich zeichnen dürfen. Chemnitz, am 4. August 1886. Königlicher Amtsgericht. Ueber das Vermögen deS Handelsmann» Ephraim Johanne» Salomon Klöden, Inhabers der Firma S. Klöden in Ehemnitz, wird heute am 3. August 1886 Nachmittags halb 5 Uhr das ConcurSverfahren eröffnet- Der Rechtsanwalt vr. Stadler in Chemnitz wird zum ConcarSverwalter ernannt. ConcurSsorderungeu sind bis zum 31. August 1886 bei dem Gerichte anzu- melden. ES wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen «er- Walter», sowie über die Bestellung eines GläubigerausschusseS und eintreten den Faller über die in 8 120 der ConcurSordnung bezeichneten Gegenstände aus den 17. August 1886 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der ange- meldeten Forderungen auf den 17. September 1886 Vormittag» 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur ConcurSmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Concurs- masse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von de« Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung iu Anspruch nehmen, dem Concursverwalter bis zum 3. September 1886 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Telegraphische Vtachrichten. Vom 4. August. Heidelberg. Der heutige Fefiact iu der Heiligegeistkirche be- gau« um 9'/, Uhr. Der Prorector, die fremden Delegirten und die akademische Körperschaft hatten sich von der Aula aus in feierlichem Zug dahin begeben. Das großherzogliche Paar und der Kronprinz wurden am Eingänge de» Gotteshauses von dem Prorector und dem engeren Senat empfangen und auf die Plätze geleitet. Die Kirche ist reich und würdig geschmückt. Die Fülle malerischer und akademischer Trachten bot ein reizvolles Bild. Nach Häudel'S „Hallelujah" hielt Kuno Fischer nach Form und Inhalt eine meisterhaste Festrede über den EntwickelungSgang der Universität. Der „Lobgesaug" von Mendelssohn schloß die Feier. Heidelberg. In dem von dem Großherzog auf den deutschen Kaiser bei dem Festmahl im Museum ausgebrachten Trinkspruch heißt eS: Wir hoffen, daß daS neubegründete deutsche Reich die Macht besitze, den Weltfrieden dauernd zu sichern; wir blicken daher dankbar zu dem Oberhaupt des Reiches nicht nur als dem Träger der Kaiser krone empor und somit auf die Macht und Größe Deutschlands, sondern auch, weil wir in der ehrwürdigen Persönlichkeit deS Kaisers Alles vereinigt finden, waS sich weit über dir Reichsgrenzeu ver trauenerweckend erwiesen. Ich bin überzeugt, daß Sie Alle in dem Kaiser den Hort deS Friedens und de» schützenden Förderer deS geistigen Wohlergehens der Nationen uudihrer Interessen erkenne» wollen. Triest. Heut« Nachmittag» find weitere vier Eholerafälle vor- gekommen. Tiner davon betrifft einen Bauer, welcher, al! er die Via Tonente pasfirte, plötzlich vo» der Krankheit ergriffen wurde. Gestorben find heute drei Personin. Fi« me. I» den letzten 24 Stunde« wurden 2 Erkra»k»uge« u»d 3 Todesfälle an Eholera constatirl. Im Ganzen fi»d bisher 139 Personen erkrankt, vo« welchen 34 gestorben find, 40 gehellt wurden und 15 in ärztlicher Pflege verbliebe». Pari». Nach dem nunmehr vorliegenden vollstän digen Resultate der GeuerolrathSwahle« gewannen die Republikaner 76 und die Consrrvativen 83 Sitze, und find 177 Ballotagen »othwendig. Brüssel. Ta» socialistische Orga» L« Penple zeigt an, daß Bürgermeister BulS dietzsür 15 August anberaumt« Arbeiter-Mani festatio» z» Gunsten de» allgemeinen Stimmrechte» untersagen werde. Bi» zur Stunde hat jedoch der Bürgermeister diesbezüglich keine« Beschluß gefaßt. Koustantinopel. Am verflossene« Sonntage wartete «in Individuum in Stambul auf den Großvessier, als dieser aus die Pforte fuhr, und gab drei Revolverschüsse auf ihn ab, di« jedoch alle fehlten. Der Diener sprang vom Bocke und hielt den Atten täter fest — einen Flüchtling auS Ostrumelien. der hier daS Uhr machergewerbe betrieb und außer sich war, daß ein Prozeß, den er hier seit zwei Jahre» angestrengt, kein Ende nahm. Im MdizkioSk war anfänglich große Aufregung, die sich legte, sobald bekannt wurde, daß kein politisches Motiv der That zu Grunde lag. Die hiesigen Blätter dürfte» aber den Fall nicht berichten. — «S bestätigt fich «ach der „F.Ztg.*, daß der ostrnmelischen Revisions-Kommission nur ei« ganz beschränkter Wirkungskreis angewiesen ist; dessenungeachtet erklärte Madrid Pascha bei der Abreise seine Aufgabe für schwierig und vermuthlich auch für langwierig. . , .... New-York. Samuel Tilden, der Führer der demokratischen Partei, ist gestorben. aelstlae» Zwiste Verbindung vorhanden war, nur soll dies ein Mcielles gaben zu. daß der „Sozialdemokrat" ihr sür ^ sei aber ein Privat-Unlernehmen gewesen, Vertrauensmänn!!- verantwortlich seien, sie gaben ferner zu, daß s°ndem v°7,°lbst«nZandm seien""' "°" ^-mandem gewählt, so sagten die Angeklagten, übten blos bei den bebE.t.n^ eine gewisse Thätigkeit auS. Di- Angeklagten bnL sogenannten Svcialisten-Gesetz war eS erforderlich, dertraueriSmänner-Komitce's bildete», um für die infolge der über , ^inen Belagerungszustandes eristenzlos gewordenen nöchig7wa«n^ E" "d" ö« veranstalten, da diese der Hilfe dringend be- As Angeklagten haben zugegeben, daß eine stramme Disziplin Innerhalb IAei geherrscht habe, sie behaupteten: eine solche Disziplin sei in «fAdanden. Die Ausschließung der Abgeordneten Most, Haffe! , ^Zdausen aus der sozialdemokratischen Reichstags-Fraktion ""Ae erfolgen, da diese Abgeordneten, ganz besonders di« beiden ersteren, gegen die Partei agitirten Ein solches Verfahren werde auch von den anderen Parteien geübt. Eine Ausschließung dieser Abgeordneten auS Partn sei nicht erfolgt, diese sei aber durch die Ausschließung auS der R . tagr-Fractlou bereits bewirkt worden. Wenn auch einzelnen Parteigenossen mit auS der Partei gedroht wurde, so sei das nur ein sogen, morali scher Drücker gewesen, eine wirkliche Ausschließung aus der Partei sei niemals "folgt und konnte auch nicht erfolgen Der Gerichtshof hat bet dem grund> Leugnen der Angeklagten, sowie in Ermangelung eines directen Beweises nicht die Ueberzeugung erlangen können, daß die bis zum Erlaß deS sogenannten Socialistcn-GesetzeS bestandene Organisation der socialdemo crattschcn Partei Deutschlands auch nach Inkrafttreten desselben noch fortbe standen hat; der Gerichtshof giebt zu, daß alsdann nur noch ein geistiger Zusammenhang vorhanden war. Allein der Gerichtshof ist doch der Meinung, daß nach dem Erlaß deS Socialisten-GesetzeS eine neue Organisation geschaffen worden ist, zu dem Zwecke, den „Socialdemoerat" und andere verbotene Druck schriften zu verbreiten. Die ganze Art und Weise, wie der „Solialdemocrat" in Deutschland verbreitet wurde, das Zusammenarbeiten so vieler Vertrauens männer, die Sendung deS „Socialdemoerat" au Deckadressen u. s. w. führt mit Nothweudigkeit zu der Annahme, daß eine Verbindung bestanden hat. Es ist undenkbar, daß dies« systematische Art der Verbreitung des „Social- democrat" eine rein zufällige war. Es ist möglich, daß eine Anzahl Personen deS bloßen Gelderwerbes halber, oder aus Gefälligkeit sich an dem Vertrieb des „Socialdemoerat" betheiligt haben, ohne der Partei näher zu stehen; dieser Umstand schließt aber dar Vorhandensein einer Verbindung nicht aus. ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß diese Verbindung geschaffen war, um das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Social demokratie vom 21. October 1878 lahm zu legen. Der Gerichtshof erblickt da» Vorhandensein einer Verbindung in dem Zusammenwirken der Ange klagten aus längere Dauer behufs Verbreitung des allwöchentlich erscheinenden „Socialdemokrat" und anderer verbotener Druckschriften. Zu einer Verbind ung ist nicht eine direkte Willenserklärung der einzelnen Mitglieder, sich dem Gesammtwillen uuterzuordnen, erforderlich, eine solche Willenserklärung kann auch durch konkludent« Handlungen bethätigt werden. Daß eine solche Ver bindung vorhanden war, ergeben die Verhandlungen auf den Congressen in Whden und Kopenhagen. Die Zeit des Zusammentritts, sowie die Orte der Congresse wurden geheim gehalten. An dem Congresse zu Wyden nahmen geftändlich theil die Angeklagten von Vollmar, Bebel, Auer, Frohme, Ulrich und Viereck. ES wurde auf diesem Congresse über die Organisation der Partei, sowie über den Stand des „Socialdemokrat" Bericht erstattet, der „Socialdemokrat" als osficielleS Organ der Partei erklärt, Beschlüsse bezüglich des Verhaltens der Partei bei den Wahlen gefaßt u. s. w. Am Schluffe forderte der Vor sitzende Bebel die Congreßtheilnehmer auf: für die Grundsätze der Social demokratie nach wie vor in ihrer Heimath thätig zu sein. Der Congreß wurde alsdann mit einem Hoch auf die Socialdemokratie geschlossen und hierauf die Marseillaise gesungen. Auf dem Congreß zu Kopenhagen, an dem geftändlich alle Angeklagten Theil genommen haben, wurde zunächst constatirt, daß die Delegirten bis auf 60 angewachsen sind, daß alle Orte Deutschlands, in denen die Partei Anhänger hat, vertreten seien. Im Weiteren wurde constatirt, daß die Partei in Deutschland immer mehr Anhänger und der „Socialdemokrat" immer größere Verbreitung gewinne.„ . Es wurde ferner von einem Vertreter deS „Social-Demokrat , der, ob wohl er kein Mandat besaß, auf dem Congreß Sitz und Stimme hatte, über den materiellen Stand des „Socialdemokrat" Bericht erstattet, die Geschäfts bücher des Blattes vorgelegt und auch wurde der Beschluß gefaßt, daß außer den Parteivertretern nur diejenigen an den Abstimmungen sich betheiligen können, die -in bestimmtes Mandat von Parteigenossen haben. ES wurde ferner Vorsicht bei der Verbreitung des „Socialdemokrat" angerathen,c. Im Socialdemokrat" selbst wird von der Parteileitung zum Abonnement aus den Socialdemokrat" aufgesordert. In einer anderen Nummer des „Social- demokrat" werden die Parteigenoffen aufgesordert, zur Förderung des „Social demokrat" Darlehnsscheiue käuflich zu erwerben. Viereck sprach im Reichs- tage- Wenn mau un S im Inland« die Presse verbietet und uns nöthigt, ein Blatt im Auslände zu schaffen rc." ES ist kein Zweifel, daß Viereck unter dem uns" die socialdemokratische Partei Deutschlands verstand. ES ist vo» anderen Angeklagten auch mehrfach betont worden, daß eS nicht gelungen sei und nicht gelingen werde, die Organisation der socialdemokratischen Partei zu ö"störeu.^^ ^tont worden: So lange man die Socialdemokraten al» Bürger zweiter Klaff, behandelt, werden dieselben genöthigt sein, im Ge heimen zu wirken. ES wird ferner »ou einer Parteileitung und einer Con- t»al. Commission gesprochen, ja eS wird auch sogar einer „Administration" erwähnt. Bebel wußte anfänglich die Bedeutung des Wortes „Administration" nickt iu erklären. Da er in Chemnitz nicht darnach gefragt wurde, so war er auamsch-inlich nicht darauf vorbereitet. Viereck wollte den Ausdruck als süddeutschen Provinzialismus erklären. Augenscheinlich bedeutet das Wort „AdmiMration" diejenige Central-Leitung, die mit den Partei-S-noffeu Deutschlands behufs Verbreitung de» „Socialdemokrat" in Verbindung stand Steht hiernach M, daß eine Verbindung im Sinne de» 8 129 d«s Straf. Gesetzbuches vorhanden war, so kann bes dem grundsätzlichen Leugnen der Angeklagten und in Ermangelung weiterer Beweise Mt angenommen werden, bak die «naeklaaten Stifter oder Vorsteher lener Verbindung waren. Da- aeaen ist -S außer ZwMl. daß di- Angeklagten Mitglieder jener Verbindung waren D-sür pÄ hre Ä.theiligung an den Tongr.ffen, ihre Anth.il- »abme lür Verbreitung des „Socialdemokrat" u. . w. Der G-richtSho bat Kch e ne W Im Liune d.S § 128 des Strafgesetzbuches nicht Ar vorliegend erachtet. Daß Dasein oder Zweck geheim gehalten werden sollte, ist nicht erwiesen, höchstens könnte man sagen, daß der innere Ausbau der V-rsaffung vor der StaatSregieruog geheim bleiben sollte- Allein auch hierfür ist kein Beweis gebracht. Geheim sollte lediglich die Politische Rundschau. Chemnitz, de« 6 August. Deutsches Reich. Die Partikalariflen im Königreiche Bayer« verlebe« bittere Tage. Alle ihre schönen Hoffnungen, daß der Prinz« Regent Luitpold in ihr Horn stoße«, die partiknlaristische Sache fördern und daS Berhältaiß zum Reich« locker« würde, find zu Waffe» ge- worden. Prinz Luitpold setzt die reich-treue Politik Bayer«'- kräftig und loyal fort; und daß er damit den Wünsche« de» größten Thrile» der Bevölkerung »ntgegenkommt, da» habe« die herzliche» Ovation»« bewiesen, deren Gegenstand Fürst Bismarck anläßlich seiner Anwesen» heit in der bayrischen Residenz gewesen ist. — Thöricht sind auch di« «ersuche, den Regenten und seine Regier««- immer wieder in Gegensatz znm Papst zu bringen. E» heißt wohl: Rom» loeuta ost, aber diesmal hat, worauf immer wieder hingewiesr« werden mnß, Rom nicht gesprochen und e» liegt auch gar keine Beranlaffung dazu vor. — Zur ReichStagSersatzwahl im Wahlkreise Lauenburg, bei der fich rin conservativrr und ei« sreifinniger Candidat gegenüberstehe», hat der nativ«allidrrale Verein i« Ratzeburg folgenden Beschluß ge faßt: Der nationalliberale Verein steht die-mal noch von der Auf stellung eines eigenen Eandidaten ab, betheiligt sich nicht au der Wahlagitation und giebt «r de« einzelnen Mitgliedern anheim, ob sie für den consrrvativen, Eandidaten stimmen, oder fich der Abstimmung enthalten wolle«. — Der Päsideut de» niederrheinischen Weberbunde», Jenne-kenS« Krefeld, berichtete io eine« Versammlung über die Audienz, welche die Weber-Deputation s. Z. beim deutschen Kronprinzen hatte. Der Kronprinz fragte die Depntirtrn znm Schluß, ob sie besondere Wünsche hätten. ES ist darauf die Bitte anSgrsprochr«, wen» wieder eine Commission zur Untersuchung de, Lag« der Industrie abgesandt werde, möge sie, nicht wie bisher, di« Großindustriellen und Handel»« kammer«, sondern vor Allem die Arbeiter und Handwerker «ehr de« frage». Der Kronprinz soll darauf znm Minister geäußert haben: „L» freut mich, daß Sie'» 'mal kriegen! Da» sind prac« tische Leute." — Bei den diesjährigen Herbstmauövern im deutschen Reiche soll in jeder Hinsicht auf eine möglichst« Verringerung der Flur» schäden Bedacht genommen werden. Die Feststellung der Vergütung für Flurschäden wird durch Commisfionen bewirkt, welche auS einem Kommissar der betheiligten Lande»regi«rung, einem Offizier, einem Militärbeamteu und mindesten» zwei Sachverständige» besteht. Da in neuester Zeit sehr häufig der erhobene Entschädigungsanspruch seitens dieser Kommissionen aus den dritten oder vierten Theil dar« gestellten Forderung reducirt worden ist, so ist zu erwähnen, daß »ach einem Urtheil deS Reichsgerichte» vom 16. December 1885 dem Eigenthümer von durch Truppenübung beschädigten Feldern, wenn er die ihm zugebilligte Entschädigung für unzureichend hält, der ordent liche Rechtsweg zur Einklagung seines Mehranspruches gegen den FiSkuS offen steht. — Ans Pleß in Oberschlefieu wird gemeldet, daß an sämmt- liche Consnmvereine des Kreises ein völlige» Verbot de» Bräunt« Weinverkaufs ergangen ist. Sämmtliche den Eonsnmvereiuen «rtheilten Konzessionen zum Branntweinverkauf find zurückgezogen und es darf fortan in keinem Cousnmverein mehr Branntwein als Berkaufsartikel geführt werden. Man wir nicht frhlgreifen, wenn man hierin di« erste Wirkung der auf Beranlaffung des Ministerium» veranstaltete« Untersuchung der Zustände der oberschlefischen Konsumvereine erblickt. Frankreich. KriegSmiuister Boulanger — der Lügner anf dem Ministersessel, wie ihn die Blätter nennen — ist, seitdem di« orleanistischen Blätter seine Briefe an den Herzog vo« Aumal« au» früheren Jahre», in welchen er den Herzog um seine Protection titlet, in Facfimil« veröffentlicht habe», der Blamirtr und sein An sehen hat bei der großen Menge ein gewaltige» Loch bekomme«. Von seinem Posten abtreten wird der Herr übrigen» nicht. Er ver öffentlicht rin Schreiben, in welche« er di« Briese nunmehr al» richtig anerkennt, gleichzeitig aber sagt, als et durch dl« Kon spiration der Prinzen von Orleans gezwungen worden sei, zwischen seinem früheren militärischen Vorgesetzte», dem Herzog vo» Anwalt, und der Republik zu wählen, sei er der Republik Ire» geblieben nnd Hab« das PrinzenanSweisungsgesetz aulsühren lassen. Wen« die Freunde des Herzogs von Anmal« jemals vo« Worten z« Thaten übergehe« sollte«, werde er mit der größten Energie sein« Pflicht thnn. Durch alle dies« großen Wort« wird fich der General aber nicht weißbrrnurn. I« der französischen Kammer hat er über dm Herzog vo« Aumale bei der AuSweisungSdebatt« wer weiß wie her- gezogen und entschieden bestritte«, daß er de« Herzog etwa» ver dank«, und hinterher stellt fich letzteres nun doch heran». Boulanger hat sogar den Herzog um sei» Protection gebettelt. Ehrenhaft ist cine solche HandlnugSweise nicht, am allerwenigsten für einen republikanischen Krieg-ministerI Indessen, was Hilst'»? General Boulanger wird wahrscheinlich Krieg-minister bleiben trotz seiner Mantrldreherri l Lin würdiges Seitrustück ist er aber schon zu seinem frühere« Lollegen Thibaudin, der mit Brnch seine» Ehrenwortes au» der deutsche« Kriegsgefangenschaft entfloh! England. Ueber da» Resultat der Nmwahle« find jetzt amtliche Daten veröffentlicht worden. Das Unterhaus besteht au» 196 Glao- stoneareu, 73 liberalen Uniouisten, 316 Konservativen, 85 Irländern. Bon den im Ganzen abgegebenen 2,971,759 Stimmen entfallen auf die Konservative» 1,106.651, auf die Uniouisten 417,456, anf die Gladstoneauer 1,347,933, auf die Irländer 99.669. — Auf de, schottischen Insel Tire«, wo die Bauer« eine Revolte versuchten, hat fich die Stimmung jetzt sehr geändert. Die Leute wollen fich fügen, rechnen aber auf billige Bedingungen. Spanien. Außer dem Finanzmiuistrr Lamacho hat auch der General Salamauca, Director des KriegSministrrinm», seine Entlassung
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