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Kummer 2KK — 27. Jahrgang Svcheini k-nml wSchent!. mit den tlluln. «rati»beila„«ii .Die veil' und ,Mr unsere »einen Leute', towte den rertbetloqo» ,kt. Be»>w-BIatt'. .llnlerbaltung und Wissen'. .Dt» Wett der jsrau'. .SlerztttlSer Nat-eber' Da» aute Bu»' .^Umrund- Monatlicher B«,u«SvreIS !> MI. elnlchl. Bestellgeld, tkinjetnnmmer IN 4 Sonnabend, n. Sonntagnnmmer ik« /. Hanvttchrsttlelter- Lr. «. De»c,vk. Dresden. LüchlWe Mittwoch, den 21.Aooember1928 Veelagdor» , Dre-den -lnzetgenprelse! Die igelvattene Petit,eite SV ^.Hamtlien- an,eigen n.Stellengetnche «N^s. Die Petttrettame,eile. 8Smm breit. I Für Anzeigen außerhalb de» BerbreitungSgebiele» 4N ^. die PetitreNamezeile I.llN^t.Osfertengeb.jkN Im Jolle höherer Gewalt erlischt iede VervllichNing ans Liesernng sowie erkssllung v. Anzeigen. Auitröge» u. Leistung v. Schadenertah. Ge'chssstllcher Dell Artur Len,. Dreöde» ,«-schiist»ftelle, Drucku.Aertag! «ermanta. A^i» ihr Verlag und Dr>,Seiet,Iiliale Dresden. Dresden.«. 1. PolierstratzeI7. IernruillwlS. Postschecklonto Dresden »70, Bantsonlo Stadtbnn' Dresden Nr n>7> Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen VolkSzeitung Dresden-Altstad! 1. Polierstrasze 17. s,ernru> 2Mtl und 7INI2. Transfer Tie wichtigste Frage der Reparationsverhandlunge». Im Reichstag hat am Montag die Aussprache über die Außenpolitik begonnen, sie wird am Dienstag zu Ende geführt. In dieser Aussprache, die eine seltene Einmütigkeit der großen Parteien und eine ebenso sel tene Mäßigung der Opposition zeigte, hat die Repa ration sfrage eine große Nolle gespielt. Das ist natürlich, stehen wir doch mitten in den Vorbereitungen für die neue internationale Sachverständigenkonferenz und mitten in der Diskussion über die Möglichkeit einer Revision des Dawesplans. Um die Hauptsache gleich vorweg zu nehmen: es wäre verkehrt, sich trügerischen Illusionen Uber diese Möglichkeiten hinzugeben. Die Aussichten sind für uns jedenfalls nicht sehr gün stig, und man darf aus der Tatsache, daß sich die Re parationsgläubiger endlich zu neuen Verhandlungen be reiterklärt haben, keine falschen Schlüsse ziehen. Von dein Plan der „Endlösung", d. h. der Fest setzung der kapitalisierten Endsumme in einem Ausmaß, das die baldige Mobilisierung der deutschen Reparations schuld auf dem Anleihewege, vor allem durch die Diskontie rung der Eisenbahnobligationen, ermöglichen würde, scheint inan mehr und mehr wieder abgekommen zu sein. Einmal sind die bis jetzt da und dort genannten Endsummen viel zu hoch, um eine großzügige internationale Finanztransaktion zur Begleichung unserer Reparationsverpflichtungen, eine „Kommerzialisierung" unserer Reparutionsschuld, zu er möglichen. Auch der starke amerikanische Kapitalmarkt würde zur Bewältigung dieser Aufgabe nicht in der Lage sein. So erklärt sich di« Zurückhaltung der amerikanischen Regierungs- und Finanzkreise derartigen Projekten gegen über, wie sie der Absprache von Thoiry zugrunde lagen, nicht nur aus politischen Erwägungen. Heute steht wieder mehr eine Revision der Jahreslei st ungen zur Debatte, und zwar scheint es, daß man an gewissen Stellen geneigt wäre, in eine geringfügige Herabsetzung der Jahresleistungen — man spricht von einer Ver ringerung auf 2,1 bis 2,2 Milliarden — einzuwilligen, falls Deutschland sich bereitfinden würde, auf den Transferschutz zu verzichten. Es fällt nicht schwer zu erraten, daß man sich in amerikanischen Kreisen durch die Verantwortung, die Amerika durch die Stellung des Reparationsagenten für die Abwickelung der Reparationszahlungen wenigstens indirekt übernommen hat, etwas beschwert fühlt. Es ist an dieser Stelle schon oft genug betont worden, oaß Deutschland auf die Sicherung der deutschen Währung, wie sie in der T r a n s f e r k l a u s e l des Dawesplanes enthalten ist, n i ch t v e rz i ch t e n k a n n, es sei denn, daß einmal ein tragbares Arrangement im Sinne der oben umschriebenen Endlösung gefunden würde. Wohl ist die Transfer-Schutzbestimmung, die dem Neparationsagenten den Aufkauf von Devisen für Reparationszahlungen ver bietet, sobald dadurch die deutsche Währung gefährdet wird, bisher nicht in Wirksamkeit getreten. Die Ueberführung der deutschen Zahlungen in fremde Währung ist ohne Schwierigkeiten erfolgt, zumal die deutschen Ueberweisungen auf das Konto des Reparationsagenten größtenteils von vornherein in Devisen getätigt wurden. Dadurch hat sich vielfach im Ausland die Meinung herausgebildet, daß Deutschlands Zahlungsfähigkeit praktisch unbegrenzt sei. So sehr uns dieses „Vertrauen" unserer Gläubiger ehrt, so wird doch durch die bisherige Abwicklung der Reparations zahlungen weder der Beweis erbracht, daß die Transferie rung im gleichen Umfang auf die Dauer ohneEefähr- düng der Valuta möglich ist, noch daß die Lasten des Dawesplanes für Deutschland tragbar sind. Die Verfasser des Dawes-Gutachtens haben mehr als einmal betont, daß die Reparationszahlungen letzten Endes nurdurch Exportüberschüsse finan ziert werden können. So heißt es an einer Stelle des Gut achtens: „Um die Stabilität der Währung enies Landes dauernd aufrecht zu erkalten, muß nicht nur sein Haushalt ausge glichen sein, sondern auch seine Gewinne im Aus bau de müssen die Zahlungen ausgleichen, die es ans Ausland zu leisten hat; dies schließt nicht nur die Zahlungen für die eingesührten Güter, sondern auch die Re- parationsxablunaen ein. Auch das Gleickaewicht des Staats. Keule: Unterhaltung und Wissen Aerztlicher Ratgeber Für unsere kleinen Leute Der 21. November ist staatlicher Feiertag. Die nilchst« Nummer -er S. B. gelantgt »aher am Donnerstag nachmittag zur Ansgab«. Ablehnung -er Forderungen Poincares — „Die -eulsche LeMungsfühigkeil darf nichl nach -er -eulschen Kungerfähigkeil bemessen werden!" Die Rede -es >. Kaas Ini Nahmen der großen außenpolitischen Aussprache hat als Sprecher der Zentrumsfraktion der Abgeordnete Prälat Dr. Kaas im Anschluß an die Oppositions- rcde des Grafen Westarp folgende Ausführungen gemacht: Nach den Debatten der letzten Tage und nach der Panzer kreuzer-Sonate des Kollegen Wels (Heiterkeit) legt man nicht mehr einen so strengen Maßstab an die Begriffe Regierungs partei und Oppositionspartei So ist wohl auch zu erklären, daß die Rede des Vertreters der größten Oppositionspartei außerordentlich maßvoll gehalten war. Uns liegt es ser», den unleugbaren Mißerfolg und die Stagnation der deutschen Außenpolitik während der letzten Zeit In Erfolge umdeutcn zu wollen. Der Sinn dieser außenpolitischen Debatte ist die Autorität der deutschen Reichsregierung, die in den kommenden Wachen und Monaten vielleicht den schwersten Gang seit Ver sailles und London anzutreteii hat, so zu stärken, daß, soweit cs auf das deutsche Parlament ankommt, die Voraussetznngen für einen achtbaren Erfolg geschaffen werden. Wir haben bisher der Politik Dr. Stresewanns -in unbe dingter Sachlichkeit gegonübergejtanden und werden das auch weiter tun. Ich weiß nicht, ob es Sensationslust war, die einen gewissen Gegensatz zwischen uns und Dr. Stresemann bwi- ftruieren wollte. (Zwischenruf Die Germania!) Bei a en Parteien wird den Journalisten ein gewisses Maß von Mei nungsfreiheit gewährt, unter das meine Parte! ebenfalls nicht herabzngehen wünscht. Ich persönlich bedauere, daß durch die Ausführungen der Germania der Eindruck entstehen konnte, als ob wir in demselben Augenblick, wo wir den Außenminister in erfreulicher Frische wieder vor uns finden, die Frage seiner Vertretung in ein akutes Stadium rücken wollten. (Nnf: Schrei ber!). Die von meinem Freunde Schreiber an der Zusammen setzung des Auswärtigen Amtes geübte Kritik war nicht sen sationell. Wir wollen allerdings, daß das Auswärtige Amt nicht wie eine Berg-Aihoo-Republik den tüchtige,, Kräften aus dem Volke verschlossen bleibt. (Hollem (Komm.) ruft: „Nachti gall, ich hör dir laufen".) Sie. Herr Höllein. haben freilich wenig Aussicht, Kulturattache zu werden. (Heiterkeit.) Wenn die Gei 'er Verhandlungen diesmal viel Mißstimmung geschaffen haben, so begrüßen wir doch, daß Reichskanzler Müller mit seiner deutlichen Vertretung unserer Ansprüche den Anstoß dazu gegeben hat, daß nun von der anderen Seite die Methode der unwahrhaftigen Höslichkeits- gespräche verlassen wurde. Die Minderheitenfrage wird bei den künftigen Verhandlungen eine große Rolle spielen. Die Genfer Institution hat ihre endgültige Form noch nicht ge- funden Die von englischer Seite beobachtete übertriebene Sparsamkeit gegenüber dem Völkerbudget zeigt die Absicht, den Arbeitsbereich des Völkerbundes einznschränken. Bei den R e p« ra t i o n s v e r h a n d I u n g e n ist der von Poincarü eingenommene Standpunkt für uns unannehm bar. Er würde keine Verbesserung, sondern eine Verschlech- teung bringen. Der von Dr. Wirth aufgestellte Grundsatz: „Erst Brot, dann Reparationen", müsse auch für diese Verhand lungen gelten. Die deutsche Leistungsfähigkeit darf nicht bemessen werden nach der deutschen Hungersühigkeit. (Lebhafte Zustimmung.) Was die R ä u m n n g s f r a g e anbetrijft, so mutz daran erinnert werden, wie in Frankreich die Unterzeichnung des Kellog-Paktes als eine Garantie des Friedens gefeiert wurde. Diese Friedensbeteuerungen werden zum Lippenbekenntnis ent wertet, wenn man die moralischen und juristischen Konsegnen- zen nicht zieht, die sich aus dieser Umgestaltung der Beziehungen ergeben. Hätten die „Großen Vier" in Versailles gewußt, daß Deutschland schon so kurze Zeit nach dem Kriege in so hervor ragender Weise an der Sicherung des Friedens Mitarbeiten wurde, dann hätten sie die 15jährige Besatzungsdauer nicht vor gesehen. Die Okkupation Deutschlands durch den amerikanischen Dollar ist eine viel bessere Garantie. Frankreich sollte endlich die große befreiende Geste der Rheinlandräumung machen, damit endlich ein Verhältnis zwischen Deutschland und Frank reich entstehen kann, wie es für eine gesunde Entwickelung im Gesamtenropa wünschenswert ist. Wir wenden nichts ein, gegen Verhandlungen über unseren Räumungsanspruch. Wenn abe« versucht wird, über den letzten Besetz,ingstermin hinaus eins Kontrollfeststellungs- und Bergleichskommission einzurichten, dann wünscht auch das Zentrum, daß einem solchen Versuch ei» energisches desenitives Nein von deutscher Seite entgegengesetzt wird. (Beifall). Die letzten Ereignisse unserer Außenpolitik bieten keinen Anlaß zum Optimismus. Auffallend ist die Passivität der englischen A u ß e n p o I i t ik, die geradezu den Ein druck macht, als ob sich England in einem Klienteverhältni» der französischen Politik gegenüber fühlte, das für die Weiter entwicklung der europäische» Verhältnisse von größter Bedeu tung sein könnte. Wenn tatsächlich zwischen England und Frankreich eine militärische Abmachung Vorlage, so würde da» nicht nur eine Krise, sondern das Ende der Locarno-Abmachun gen bedeuten. (Beifall.) Solange von der Gegenseite nicht eine klare Lösung der Räumungsfrage zugestanden ist, dürfen wir uns auf verschleierte weitere Abstriche von unserer Souveränität nicht einlassen. Lieber ein klares Nein, als ein halbes Ja. Haushalts kann nur unter denselben Bedingungen dauernd erhalten bleiben. Anleiheoperntionen können die Sachlage verschleiern odeL ihre praktischen Auswirkungen zeitlich ver schieben, aber ändern können sie sie nicht." Tatsächlich ist die deutsche Zahlungsbilanz zur Zeit durch Anleiheoperationen stark verschleiert und die praktischen -Auswirkungen der Reparations zahlungen sind, wenigstens was den Transfer anlangt, durch die Ausländsanleihen der deutschen Wirt schaft zeitlich verschoben worden. In den ersten vier Jahren des Dawesplans vom 1. September 1924 bis 1. September 1928 hat Deutschland 4,2 Milliarden an Reparationen ge zahlt, von denen jedoch 800 Millionen, die durch die Dawes- Anleihe aufgebracht wurden, in der Devisenbilanz abzu ziehen sind. Diesen 8,4 Milliarden steht aber eine Summe von 6,8 Milliarden an langfristigen Ausländsanleihen gegenüber, wozu noch rund 4 Milliarden kurzfristige Aus landskredite kommen, die in der gleichen Zeit ausgenommen wurden. Dabei sind noch nicht berücksichtigt die Devisen zuflüsse, die in deutschen Immobilien und Aktien Anlage gefunden haben. Tatsache ist also, daßdie Repa rationszahlungen bisher nicht aus den lleberschüssen der deutschen Wirtschaft ge zahlt wurden. Unsere W i r t s ch a f t s b i l a n r wer st im Gegen teil auch oh ne die Repara tionszahlungen noch ein gewaltiges D e f i z i t a n f. Solange der Zufluß ausländischer Anleihegelder an- hältz ist die Transferfrage nicht weiter problematisch. Die Anleihen der letzten Jahre waren notwendig, weil die innerdeutsche Kapitalbildung nicht ausreichte, um den Bedarf zu decken, den die Wirtschaft nötig hatte, um ihre Betriebe produktionsfähig zu erhalten und sie technisch zu rationalisieren, d. h. den im Aus land seit Kriegsbeginn gemachten Fortschritten anzupassen. Die deutsche Wirtschaft kann aber unmöglichdauernd neue Auslandsgelder aufnehmen. Denn ihre Kreditfähigkeit ist nicht unbegrenzt. Die wachsende Verschuldung und die gering« Rentabilität der deutschen Unternehmungen lind nicht dazu anaetan. diele Kreditfäbia- keit zu stärken. Schon heute zeigt sich vielfach eine gewisse Versteifung der ausländischen Kapitalmärkte, und der letzte Bericht des Reparationsagenten zeigte nicht gerade das Bestreben, die fremden Geldgeber zu ermutiaen. Aber auch in Deutschland wird man bestrebt sein, sich von der Anlethewirtschaft, soweit wie möglich, freiznmacheii. Schließlich hat doch die Aufnahme von Anleihen nur dann einen Sinn, wenn sie den Zweck verfolgt, wenigstens in ab sehbarer Zeit neben der Verzinsung des Kapitals noch einen entsprechenden Reinertrag abzuwerfen. Das gilt von der Volkswirtschaft als Ganzem ebenso wie von jedem einzelnen Unternehmen. E.in unbegrenztes Weiterbetreiben der Anleihewirtschaft ohne Rücksicht ans den schließlich«,, materiellen Erfolg würde nur eine Abwälzung der wirtschaftlichen Verantwortung auf kom mende Generationen bedeuten, und der schöne Gedanke, daß die Zukunft alles bezahlen wird, müßte ebenso in einem nüchternen Erwachen enden, wie die innere Anleihewirtschast während des Krieges, wo alle Bedenken damit beschwichtigt wurden, daß die Gegner einmal alles bezahlen würden. Mit dem Moment aber, wo der Zustrom von Devisen aus Ausländsanleihen versiegt, wird das Transferproblem in seiner ganzen Schärfe hervortreten. Das ist aber dann der Fall, wenn die Reparationszahlungen in dem Sinn, wie sie das Dawes- Entachten eigentlich im Auge hatte, erst beginne» sotten, nämlich, wenn wir aus den lleberschüssen unserer Handelsbilanz zahlen sollen. Eine wirkliche lleber- tragung von Zahlungswerten an das Ausland kann letzten Endes n u r a u f d e m W e g ll b e r d e n G U t e r e x p o r t erfolgen. Alles andere ist, wie es im Dawes-Gutachten heißt, nur eine Verschleierung und zeitliche Verschiebung. Aus all dem ergibt sich, daß Deutschland jetzt am aller wenigsten in der Lage ist. auf den Transferschutz zu ver zichten. Die Schutzklausel des Dawesplans ist ohnedies be schränkt genug, und die Praxis des Reparationsagenten befaßt sich nur mit der mechanischen, börsentechnischen Seite des Problems. Der Schutz der deutschen Währung ist gewiß