Volltext Seite (XML)
^«ei-eri^Settlms" erscheint ivSchenllich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — All- Postan- llalten, Postboten, sowie sie Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt bedeutende» Auflage »al Blattes eine sehr wirk same Verbreitung-finden, werden mit 10 Pfg. dia Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. -- Ta bellarische und complicirt» Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, di« Spaltenzeil, 20 Pfg. für die Königliche UmtshauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseltigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt".Mit land- und hauSwirthschastlicher MonatSbeilage. Nr. 71. Donnerstag, den 21. Juni 1894. 60. Jahrgang. -Lokales ««d Sächsisches. Dippoldiswalde. Die schönsten Erinnerungen eines Erwachsenen sind die aus den sonnigen Tagen der goldenen Jugendzeit. Zu ihnen gehören auch die Schulfeste, die unvergeßlich bleiben. Auch unsere Schuljugend steht wieder einmal vor einem solch fest lichen Tage. Alles ist gerüstet dazu. Die Eltern haben sich's viel Mühe und manches Opfer kosten lasten, ihre Lieblinge festlich auszustatten. Die städti schen Behörden bewilligten eine namhafte Summe und alle Kinderfreunde spendeten Beiträge. Die Lehrer aber im Vereine mit ihren Helfern und Helferinnen sind bereit, die Stunden dieses Tages in herzlicher Lust mit ihren Schülern zu verbringen. Die gewählten Herren des Platz- und WirthschaftSausschustes beginnen ihre Thätigkeit. Alle waren und sind bemüht, das Fest zu einem unvergeßlichen zu gestalten, und eS wird's werden, besonders wenn freundlicher Sonnen schein die Stätte der Freude bestrahlt. Im Ganzen wird sich das Fest im Rahmen des letzten wieder be wegen. An d.-n, diesmal durch die als Trommler und Pfe'ser ausgebildeten Schüler bereicherten, Auszug schließt sich das Kaffeetrinken im Garten des Schützen hauses an. Die darauf folgenden Spielstunden werden aber, bis jetzt in der Reihe der Schulfeste einzig da stehend, durch zwei Theatervorstellungen unterbrochen, deren jede b/i Stunde in Anspruch nehmen wird. Das dazu gewählte Märchen „König Drosselbart" wird die Kinderschaaren gewiß sehr belustigen. Von 6—7 Uhr finden die immer gern gesehenen turnerischen Vor führungen mit Musikbegleitung unter Leitung der beiden Turnlehrer, Herren Schröter und Eivner, statt. Daran schließt sich das Abendbrot und '/r8 Uhr wird der Einzug erfolgen. — In der letzten Versammlung des Gewerbe- vereins wurde beschlossen, am 23. Juli die Ge werbeausstellung zu Freiberg zu besuchen. Dieselbe ist von 800 Ausstellern beschickt worden und vermag in Folge dessen mancherlei Sehenswerthes zu bieten. Der Eintrittspreis beträgt für einmal 50 Pf., für 1 Tag 75 Pf. Gesellschaften von mindestens 30 Per sonen genießen auf der königl. sächs. Staatsbahn für eine einfache Fahrkarte die Vergünstigung freier Rück fahrt. Aus der Gewerbevereinskasse wird den sich be- theiligenden Mitgliedern ein Beitrag von 1,20 Mk. gewährt. Der Vorstand wurde beauftragt, die zu dieser Exkursion nülhigen Vorbereitungen zu treffen und einer späteren Versammlung zu unterbreiten. Am Schluß wurde eine Musterkollektion eines Augsburger Tuchversandtgeschäfles oorgelegt, und hielt man es für angebracht, vor den sogenannten Schwindelgeschäften zu warnen. — Veranlaßt durch eine Anregung im Gewerbe verein machen wir darauf aufmerksam, daß Fahr pläne der königl. sächs. Staatseisenbahnen an jedem Bahnschalter für 5 Pf. zu kaufen sind. Die Fahr preise kann man sich leicht berechnen, wenn man die Kilometer mal 4 Pf. für einfäche und mal 5'/» Pf. für Rückfahrkarte nimmt. — Infolge des nun schon wochenlang andauernden raßkalten Wetters wird namentlich die heurige Gurken ernte ein spärliche werden, denn nicht nur in den mil deren Pflegen Sachsens, Thüringens und des nörd lichen Deutschlands, sondern auch in den gesegneten Niederungen deS MainS in Boyern, des EgerfluffeS in Böhmen rc., als z. B. um Saaz, Bamberg rc., wo man feinere Gemüse aller Art massenhaft auf den uneingefriedigten Feldern anbaut, wollen Heuer die Gurken nicht wachsen und streckenweise hat man schon zur zweiten und dritten Pflanzung verschreiten müssen. — Dem Vernehmen nach sind die Generalkom mandos ermächtigt worden, auch in diesem Jahre wieder zu gestalten, daß ein Thesi der Mannschaften während der Erntezeit zur Unterstützung von Angehö rigen oder ländlichen Besitzern, die darum einkommen, beurlaubt werde, in den letzteren Fällen jedoch nur, soweit es sich mit den dienstlichen Interessen ver einigen läßt. — Die Gerichtsferien beginnen am 15. Juli und endigen am 15. September. Während dieser Zeit werden nur in Feriensachen Termine abgehalten und Entscheidungen erlassen. Wer daher noch einen rechts kräftigen Titel vor den Ferien erlangen will, mag sich mit Einreichung der Klage beeilen; noch ist es Zett, um dem Schuldner nicht zwei Monate unfreiwillige Frist gestatten zu müssen. Bei den Amtsgerichten von gröberem Umfange empfiehlt es sich, mit Einreichung der Klage die Bitte um Verhandlung der Sache noch vor den Ferien zu verbinden. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei dem Guts- und Ziegeleibesitzer Hauswald in Walters dorf am 23. April dieses Jahres hat die Kgl. Brand versicherungs-Kammer der Spritze der Gemeinde Breitenau 30 Mark Prämie bewilligt. Nassau. In dem Kadaver einer bei dem hiesigen Hausbesitzer und Viehhändler Fischer umgestandenen Kuh wurde bei vorgenommener bezirksthierärztlicher Obduktion eine Nähnadel vorgefunden, welche das Herz der fraglichen Kuh verletzt und deren Umstehen vsranlaßt hat. Der Kadaver wurde unter obrigkeit licher Kontrole vorschriftsmäßig vergraben. — Einen neuen Beweis von der Findigkeit des Hundes liefert nachstehender Vorgang: Am 1. Juni brachte Herr Tanzlehrer Güldner ein kleines Hündchen von hier mit nach Nossen, um es am 3. Juni seinem Herrn, dem von Nassau nach Heiligenborn ver setzten Lehrer, in Waldheim zu übergeben, welcher es übernahm und in seinen jetzigen Wohnort brachte. Die erste Reise machte der Hund von Bienenmühle bis Nossen im Dampswagen, bei der zweiten trabte er meist hinter dem Zweirad seines Führers her und zwar bis Reichenbach und von da saß er mit im Kutsch wagen bis Waldheim; aber am 15. d. M. war er wieder in Nassau, zu welcher Rückreise er ziemlich 8 Tage gebraucht haben muß. Merkwürdig bleibt es, daß er den weiten Weg (über Nossen 15 Stunden) gefunden hat, da er die Bahnstrecke im Dampfwagen war, und wie er sich nährte, — hungrig und müde kam er an. Weil der Eigenthümer befürchtet, daß er doch nicht bleibt, so hat er des Besitzes entsagt, und Herr Güldner hat ihn wieder nach Nossen mitgebracht. Bärenstein. Durch Hrn. Bezirksassessor v. Kiesen wetter wurde am 18. Juni dem Hauslehrer oanä. ttwol. Hrn. G. Hilbert die silberne Lebensrettungs medaille für die mit eigener Lebensgefahr bewirkte Er rettung eines Kindes vor dem Tode durch Ertrinken übergeben. Glashütte. Am 18. Juni übergab Hr. Bezirks assessor von Kiesenwetter dem Gehäusemacher Goll- mann für langjährige Thätigkeit bei der Firma A. Lange L Sühne die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit". L Glashütte. Am vergangenen Sonntag hatte der hiesige 180 Mitglieder zählende äußerst rührige Turnverein auf dem so schön gelegenen Turnplätze ein Sommerfest veranstaltet, das von einem zahlreichen Publikum besucht war. Der Reinertrag dieses höchst befriedigend verlaufenen Festes ist zum Besten des Turnhallenbausonds bestimmt, der Anfang dieses Jahres eine Höhe von ca. 1900 Mk. erreicht hatte. DaS Fest verlies unter zahlreicher Betheiltgung von hier und den umliegenden Ortschaften in äußerst an regender Weise, fand sich doch das Publiknm gar nicht wieder vom Festplatz herunter, nicht einmal beim Ge witterregen. — Des Guten war ja so viel geboten, um das Geld aus der Tasche zu locken und das ge lang nur zu gut, von der großartigen, von einem der ersten Thierbändiger geleiteten Menagerie, von dem Panorama und der nie fehlenden Schießbude bis her unter zur einfachen Personenwage, alle die Cigarren-, Fisch-, Kuchen-, Blumen-, und Liqueurbuden, der Kaffeesalon, das Restaurationszelt, alles diente ge nanntem Zweck und die als Verkäuferinnen und Kasstrerinnen funktionirenden jungen Damen gaben sich alle mögliche Mühe, recht viel einzuheimsen, was ihnen auch nur zu gut gelang, so daß trotz der be deutenden Unkosten bei einer Gesammteinnahme von 1100 Mk. ein Reingewinn von mindestens 3—400 Mark erzielt worden ist. Dresden. Der Trakt zwischen dem königl. Re- sidenzschloß und dem Taschenbergpalais soll theilweise asphaltict weroen und ist man seit Kurzem mit den diesbezüglichen Vorarbeiten beschäftigt, als Verlegung von Gas- und Wasserrohren rc. Die Arbeiten führt das städtische Tiefbauamt aus, während alle anderen Arbeiten daselbst bekanntlich dem königl. Hofbauamt unterstehen. Gleichzeitig wird der Platz bei diesen Umgestaltungsarbeiten mit in Betracht gezogen, wo selbst der Wettinobelisk errichtet wird. Hinsichtlich der Ausstellung dieses Obelisken, welcher eine bleibende Erinnerung an das Wettinsest bilden soll, war be kanntlich unter den Künstlern eine Meinungsverschieden heit erstanden. Pros. vr. Johannes Schilling und die Architekten Gräbner und Schilling, welche mit der „ Ausführung des Obelisken beauftragt sind, wünschten das Denkmal in der Achse des Hauptportals deS prinz- lichen Palais am Taschenberge und zwar in der Mitte zwischen diesem und dem königl. Schlosse zur Auf stellung gebracht zu sehen, während Hofbaumeister Dünger dafür ist, den Obelisken vor dem Hofe deS genannten Palais nach dem Zwinger zu aufzustellen. Die Platzfrage ist nunmehr passend gelöst. Dohna. Am 19. v. M. Vormittags wurde auf der von hier nach Ploschwitz führenden Straße die Frau verehel. Schwabe aus Crotta von einem jungen Manne überfallen, gewürgt und zu vergewaltigen versucht. Durch heftige Gegenwehr der Frau und durch das Hinzukommen einer anderen Person wurde das Verbrechen vereitelt. Der Verbrecher, welcher daraufhin die Flucht ergriff, ist nunmehr durch Nach forschungen der Gendarmerie in dem 21jährigen Hand arbeiter Schulze aus Kreischa ermittelt und an die kgl. Staatsanwaltschaft eingeliesert worden. Schulze soll bei seiner Vernehmung nicht nur dieses, sondern auch andere von ihm neuerdings verüble ähnliche Ver brechen eingestanden haben. Oberes Vogtland. Bereits seit einigen Jahren hat man in der sogenannten Schäferei, einer zu Schön linder Flur gehörigen Waldung, ein Staarenheim beobachtet. Auch dieses Jahr kommen daselbst Tau sende von Staaren zusammen, um sich in dem Fichten unterholz ein Nachtlager zu suchen und im vollstimmigen Chor vor der Nachtruhe noch ein Ständchen zu bringen. Fesselnd ist es, zu beobachten, wie allabendlich große Schwärme solcher Thier aus allen Himmelsgegenden nach dem obenbezeichneten Orte herbeifliegen, woselbst sie bis zum frühen Morgen verweilen. Trotzdem die Staarenpäcchen unermüdlich sind, ihre kleinen unförm lichen Schreihälse zu füttern, hat man doch beobachtet, daß sie Abends ihre Jungen im Stiche lassen, um sich an ihrem Versammlungsorte einzufinden. Hohenstein. Seit dem 9. Juni streiken 20 Arbeiter der hies. SchrapS'schen Strumpffabrik wegen einer seitens des Fabrikbesitzers vorgenommenen zwanzig prozentigen Lohnkürzung. In Angelegenheit diekeS Streikes hat das Gewerbegericht der Stadt Hohenstein mehrere Sitzungen avgehalten und ist zu einem Schiedssprüche gekommen. Der Arbeitgeber SchrapS hat sich diesem Schiedssprüche gefügt, die Arbeiter be absichtigen aber, den Streik fortzusetzen. Großenhain. Die gerichtliche Voruntersuchun