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Verantwortlicher Redacteur: Csr! Irhnt in Dippoldiswalde. Nr. 68. Donnerstag, den 11. Juni 1885. 51. Jahrgang. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk same Nerbreituugfinden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und cümplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg- Die „Welßeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis »ierteljiihrlich 1 M. LS Pfg-, zweimonatlich L4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postau- palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-Mms Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 9. Juni. An der Exkursion des Gewerbevereins am vergangenen Sonntage hatten sich einschließlich der Angehörigen und Gäste weit über hundert Personen betheiligt. Das überaus schöne, ain Abend vorher stellenweise — wenn auch nicht unmittelbar bei uns — durch elektrische Entla dungen gekühlte Wetter hatte Manchen noch am frühen Morgen den Entschluß fasten lasten, sich dem Zuge der Ausflügler anzuschließen. Sonst, wo schon viele Tage vorher mit Mühe die nöthigen, bis auf den letzten Platz berechneten Geschirre bestellt werden mußten, mußte jeder Einzelne sich freilich früher entscheiden. Wegen des sonntägigen Andrangs und einiger Ver spätung des Freiberger Zugs gab's in Dresden freilich nur sehr kurze Zeit zur Lösung der Billets, und die Gefahr des Sitzenbleibens war für Manchen und Manche vorhanden. Doch löste sich Alles noch ganz befriedigend, und in einem für Schmalspurbahn höchst respektabeln Zuge von 21 Wagen kam der Radebeuler Extrazug gegen 10 Uhr in Radeburg an. Die land- wirthschastliche Ausstellung auf dem Lindenberge war nach dem Urtheile Sachverständiger reichhaltig, und bot sehr schöne Thierexemplare und mannigfaltige land- wirthschaftliche Maschinen und Geräthe; dürftig da gegen wegen Beschränktheit des Platzes nahm sich die in nur 2 Räumen (Schießhaussaal und Nebenzimmer) ausgebreitete gewerbliche Ausstellung aus, obschon ein zelne der ausgestellten Gegenstände (Schränke, Polster möbel, Schneider- und Schuhmacherarbeit, Schmiederei, Stickerei und einiges Andere) sehr hübsche Leistungen aufwiesen. In der Hauptsache war die Ausstellung allerdings nur auf Radeburg beschränkt, doch hatten sich auch einige auswärtige Aussteller betheiligt, z. B. unser Mitbürger, Hufbeschlagsmeister Mende. Von der Bewirthung im Nathskeller bei Herrn Restaurateur Hauck war man allseitig höchst befriedigt. In Moritz burg wurde auf der Rückfahrt Wildpark und Schloß besucht, soweit dies bei dem Andrange des Publikums überhaupt möglich war. Man wird aus den beim Besuche des Schlosses gemachten Erfahrungen für künftighin die Lehre ziehen müssen, daß es sich für größere Gesellschaften nicht empfiehlt, stark frequentirte Orte an Sonntagen zu besuchen. — Auf überfülltem Extrazuge nach Radebeul und alsbald nach Dresden befördert, verbrachte ein Theil der Vereinsmitglieder den Abend iin Wiener Garten oder Elbrestaurant, umschmeichelt von wunderbar milden Lüften, und nur ungern vertauschte man den erquicklichen Ruheplatz mit dem Koupee, das für Tage von der Temperatur des Sonntags recht gut ein Dampfbad zu ersetzen im Stande ist. Von Hainsberg aus war's gemüthlicher, und recht gut konnte man auf dem Perron bis 1 Uhr aushalten, wo uns das Dampfroß wieder heim brachte. Die Parthie dürfte zu den gelungenen des Gewerbe vereins zu rechnen sein nnd demselben vielleicht wieder manches Mitglied zuführen. — Nachdem auf unserer Bahnstrecke die regelmäßig ein Mal im Monat verkehrenden Theater-Extra züge bis auf Weiteres eingezogen worden sind, war der am 7. Juni außergewöhnlich verkehrende Extrazug der von allen bisher avgelaffenen am stärksten besetzte. Ueberhaupt benutzten ihn 140 Personen, und zwar 10 nach Rabenau, je 2 nach Spechtritz und Seifers dorf, 120 nach Dippoldiswalde, je 2 nach Ulberndorf -und Obercarsdorf und je 1 nach Schmiedeberg und Buschmühle. — Wie bereits seit mehreren Monaten ist auch im vergangenen Monat Mai innerhalb der Amts- hauptmannschast Dippoldiswalde kein Fall von an- steckenden Thierkrankheiten vorgekommen. — In Giesen ist der letzte der als Reisenden be rühmt gewordenen Brüder Schlagintweit, Robert, gestorben. Derselbe hat auch im hiesigen Gewerbe- -verein vor mehreren Jahren über die südliche Pacific- bahn in Nordamerika einen Vortrag gehalten. Am 27. Oktober 1833 als vierter Sohn des tüchtigen Augenarztes Josef S. in München geboren, schloß sich Robert S., kaum 20 Jahre alt, seinen älteren Brüdern Hermann und Adolf S. zu gemeinschaftlichen Forschungen an, und schon das 1854 erschienene Werk „Neue Untersuchungen über die physikalische Geographie und Geologie der Alpen" enthielt eine Arbeit von ihm. Durch Vermittelung Alexander v. Humboldt's erhielten die älteren Brüder von König Friedrich Wil helm IV. von Preußen und von der englisch-ostin dischen Kompagnie den Auftrag zu einer wissenschaft lichen Reise nach Indien, auf welcher Robert sie be gleitete. Am 20. September 1854 schifften sich die drei Brüder nach Egypten ein und durchreisten von Bombay aus zunächst das Dekhan bis Madras. Im März 1855 wendeten sich Adolf und Robert nach dem Norden von Indien, wo sie u. A. den Jbi Gamin, einen der höchsten Berge Tibets, eine Höhe von 6785 Meter, die größte, die bis jetzt von einem wissen schaftlichen Reisenden erreicht worden, bestiegen. Im Mai 1856 vereinigten sich die drei Brüder in Simla, um sich nach Hochasien zu wenden. Sie besuchten hier Kaschmir, Ladak und Balti. In Begleitung Hermanns drang Robert über die Ketten Karakorum und des Kuön-lün bis zum chinesischen Turkestan vor. Nachdem Robert noch das Jndusland durchzogen, schiffte er sich im Frühjahr von Bombay nach Egypten ein. Adolf S., der noch ein Jahr länger in Ost indien verweilen wollte, wurde am 26. August in Kaschgar von Aufständischen ermordet. Die Resultate der Reisen der drei Brüder wurden von den beiden überlebenden Brüdern in einem Prachtwerke nieder gelegt. Ende der sechziger Jahre unternahm Robert noch eine größere Reise durch die vereinigten Staaten von Nordamerika und es erschienen von ihm darüber mehrere Werke. Hermann, der zumeist in München lebte, ist seinem Bruder Robert um einige Jahre im Tode vorausgegangen. — In Verfolg eines Antrags der Direktorien der landwirthschaftlichen Kreisvereine sollen zur Gewinnung von Unterlagen für die im Interesse der Landwirth- schaft so wünschenswerthe Hagelstatistik zunächst Erhebungen über den Zug der Hagelwetter, insbe sondere die Zeitmomente des Auftretens, die Aus breitung derselben, ihre Verbindung mit Regenfällen sowie Gewittererscheinungen und dergleichen durch das meteorolische Institut zu Chemnitz unter Beihilfe der Ortsbehörden dergestalt vorgenommen werden, daß das genannte Institut an diese Behörden mit geeig netem Vordruck versehene Postkarten abgiebt, welche von denselben alsbald nach Auftreten eines Hagel wetters an dem betreffenden Orte auszufüllen und an das Institut zurückzusenden sind. An die Stadträthe, Bürgermeister, Gemeindevorstände und Gutsvörsteher ergeht daher durch das Ministerium des Innern Ver anlassung, die ihnen von dem meteorologischen In stitute zuzustellenden Fragekarten eintretenden Falles mit möglichster Beschleunigung auszufüllen und an das Institut zurückzusenden, auch sonst die von letzterem in Bezug auf die Hagelwetter erbetenen Mittheilungen demselben zugehen zu lasten. — Wenn Vormittags zwischen 9 und 10 Uhr die Außentemperatur auf 20» U. im Schatten steigt, so kann nach gesetzlichen Bestimmungen in den Stadt schulen, bez. in den Klassen, welche Vor- und Nach mittagsunterricht haben, Nachmittags der Unterricht ausgesetzt werden. Am Montage und Dienstage, wo bereits um 9 Uhr im Schatten 21» U. beobackstet wurden, fand deshalb in mehreren Klassen der Stadt schule Nachmittags-Unterricht nicht statt. — Allen Badelustigen wollen wir in Nach stehendem die Regeln des Badeaufsehers Krüger im Hamburger Verein für öffentliche Gesundheitspflege, welche derselbe für Schwimmer und Badende aufgestellt hat, in's Gedächtniß zurückrufen. Dieselben lauten: I) Lege den Weg zur Badeanstalt in mäßigem Tempo zurück. 2) Bei der Ankunft am Master erkundige Dich zunächst nach der Strömung und den Terrain verhältnissen. 3) Entkleide Dich langsam, gehe dann aber sofort in's Master. 4) Springe mit dem Kopf voran ins tiefe Wasser, oder tauche wenigstens schnell ganz unter, wenn Dir das erste nicht kannst oder magst. 5) Bleibe nicht zu lange im Master, zumal wenn Du nicht sehr kräftig bist. 6) Kleide Dich nach dem Baden schnell wieder an. — Vor dem Baden warnt der erwähnte Sachverständige 1) bei heftigen Gemüthserregungen, 2) nach durchwachten Nächten, 3) bei Unwohlsein, 4) nach Mahlzeiten und besonders nach dem Genuß geistiger Getränke. Frauenstein, 9. Juni. Bei der am Sonntag stattgefundenen Generalversammlung des hiesigen Erz gebirgsvereins erhöhte sich die Mitgliederzahl durch Neuaufnahmen auf 97. Es wurde ferner beschlossen, eine größere Anzahl neuer Wegweiser in hiesiger Gegend aufzustellen, resp. schadhaftgewordene repariren zu lassen. Ein kleiner Theil der Erbauungskosten des Spazierweges vom weißen Stein nach dem Ditters- bacher Wege wurde von der Erzgebirgszweigvereins kaste gedeckt; den weit größeren Theil hat der, die Zwecke des Erzgebirgsvereins eifrig fördernde und unterstützende Herr Oberförster Rem übernommen. Für Herstellung eines provisorischen Badeplatzes in der Gimlitz wurden die erforderlichen Geldmittel be willigt. Der Erbauung eines bleibenden Bades da selbst haben sich verschiedene, erst jetzt zu Tage ge tretene Hindernisse entgegengestellt. Die von Or. Köhler in Schneeberg herausgegebene Sammlung erzgebir- gischer Sagen sollen für die Vereinsbibliothek ange kauft werden. Auch bestellten verschiedene Mitglieder Exemplare dieses Werkes. Zum Schlüsse der Ver sammlung wurde ein Schreiben des Muldaer Erz gebirgszweigvereins, eine Einladung zur Betheiligung an einer, Sonntag, den 21. Juni, mittelst Extrazuges zu unternehmenden Partie nach Brüx oder Teplitz enthalrend, zur Kenntniß der Mitglieder gebracht. Man war vielfach der Ansicht, daß dies höchstwahr scheinlich nicht möglich sein wird, da an demselben Tage eine Anzahl Brüxer mittelst Extrazug nach Frei berg kommen, um daselbst einen Gegenbesuch zu machen. Dresden. Die Ergebenheitsadresse, die am ver gangenen Sonntage durch eine Deputation der Ober- iausitzer Militärvereine aus Anlaß der 250jährigen Vereinigung der beiden Lausitzen mit dem sächsischen Staate König Albert überreicht wurde, hat folgenden Wortlant: Allerdurchlauchtigster, Allergnädigster König und Herr! Am heutigen Tage, dem 30. Mai 1885, ist ein Vierteljahrtausend verflossen, seitdem die Ober lausitz eng verbunden mit den sächsischen Erblanden, crbeigenthümlich dem hohen Herrscherhause Wettin' unterthänig geworden ist. Unter der segensreichen Negierung Ew. königl. Majestät und Ew. königl. Majestät erhabenen Vorfahren ist die Lausitz empor geblüht in Wissenschaft und Kunst, Handel und Ge werbe. In Noth und Gefahr, wie in Zeiten des Glücks und Friedens hat die Lausitz der Huld und Gnade Seiner erhabenen Landessürsten sich stets zu erfreuen gehabt, stand Land und Leute an seines Herrschers Seite. Genehmigen Ew. königl. Majestät deshalb auch heute an diesem für unfern Kreis so hochwichtigen Gedenktage von Seiten der alten Sol daten, denen Ew. Majestät stets ein königlich treuer Freund gewesen, die Versicherung der unverbrüchlichen Sachsentreue, der Liebe und des Gehorsams. Im Namen sämmtlicher Militärvereine der sächsischen Ober lausitz: Die Vorstände der Bezirke von Sachsens Militärvereinsbund. — Die soeben von der Landes-Jmmobiliar- Brandversiche rungsanstalt des Königreichs Sach sen veröffentlichten Zusammenstellung der im Jahre