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WOiMWerNM Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. 78. gahrg 9. gegonkommenderweise ihren Sitz in der Schweiz st sichtlich des Anschlusses Oesterreichs Deutschland. Wie man sieht, handelt sich hier lediglich um Vermutungen, die nur ihrer konzentierten Form ein wahres Gesicht haben soll, Deutschlands Zustimmung zu einem Ostlocarno, außerordentliche Abschlags zahlungen auf die Leistungen des Dawes planes hin, intensive deutsche Bemühungen um Regulierung des internationalen Schuldenpro blems und schließlich bindende Erklärungen hin- berlains und Dr. Stresemanns etwas von ihrer Bedeutung verlieren werde. Die Befugnisse Briands seien in dem im Ministerrat vom 23. August fcstgelegten Sinn« bestätigt worden. Es erscheine übrigens in Abwesenheit des eng lischen und des deutschen Außenministers nicht möglich, daß die Frage der Rhein landräumung besprochen werde. an es in zu zielen. In der Note wird darauf h-ingewiesen, daß an- mann, der als Leiter der deutschen Außen politik naturgemäß auch die späteren Verhand lungen dirigieren wird, hat mit dem Kanzler ein sorgfältiges Programm für die bevor stehende Staatsmännerzusammenkunft entwickelt. Es handelt sich dabei in erster Linie darum, daß die deutsche Regierung den Wunsch hat, den Be satzungsmächten klarzumachen, daß die Unter scheidung zwischen den Näumungster- minen der zweiten und dritten Ve- satzungszone in Wegfall kommt und dafür die Räumung des gesamten Rheinlandes zur Erörterung gestellt wird. Wenn der Reichskanzler in Genf die Besprechun gen mit Briand fortführt, wird es voraussicht lich auch darauf ankommen, den englischen Ver treter, Lord Cushendun, über den deutschen Standpunkt zu unterrichten. Da der englische Außenminister Chamberlain voraussichtlich noch mindestens ein Vierteljahr von seinem Amt ferngehalten sein wird, wäre es dringend not wendig, daß sein Stellvertreter von der eng lischen Regierung ermächtigt würde, an den Rheinlandverhandlungen teilzunehmen. In di plomatischen Kreisen glaubt man, daß die eng lische Regierung nicht darauf ver zichten wird, in die deutsch-französischen Er örterungen einzugreifen, da ja auch England als Besatzungsmacht an dem Gang der Verhandlun gen interessiert ist. Der Führer der deutschen Delegation für die Völkerbundsversammlung, Reichskanzler Her- Reichskanzler Müller schloß: „Was wir in Zukunft zu verwirklichen hoffen zusammen mit dem, was wir in der Vergangenheit erreicht haben, gibt uns nach unserer Ueberzeugung das Recht, zu verlangen, daß fremde Be satzungstruppen unser Land ver lassen. Ihr Aufenthalt wird durch das ge samte Deutschland dahin ausgelegt, daß er jeg - licher Berechtigung entbehrt und im Gegensatz zu dem Frieden steht." Wie wir weiter hören, galten die Bespre chungen de» Reichsaußenministers mit dem Reichskanzler der Festlegung des deutschen Standpunktes bei den Erörterungen über die Nheinlandräumung. Dr. S t r e s e - zu erwartenden Verhandlungen zwischen dem Reichskanzler und Briand über die Räumung des Rheinlandes sieht man hier im all gemeinen äußerst schwarz. Auch die Räu mung der zweiten Zone wird hier allgemein als wenig wahrscheinlich erachtet. Reichskanzler Müller gab dem Vertreter von „International News Service" eine Er klärung ab, worin er ausführte: Das gesamte deutsche Volk sei in dem natio nalen Wunsch einig, daß das N h e i n l a n d ge räumt werde. Deutschland könne nicht ver stehen, warum noch Truppen immer im Rhein land bleiben sollen, obwohl in den Repara tionszahlungen wie in der Entwaff nung Deutschland Beweis auf Be weis gegeben habe, daß es gewillt ist, allen Verpflichtungen gegenüber den früheren Fein den nachzukommen. Reichskanzler Müller er innerte an die Annahme des Dawesplanes, wo durch das Reparationsproblem seines politischen Charakters entkleidet und in jeder Beziehung eine wirtschaftliche und finanzielle Angelegen heit geworden sei, die als solche eine normale und natürliche Entwicklung gewährleiste. Nur dadurch habe der Dawesplan vier Jahre lang gut arbeiten können. Kein Land habe für die allgemeine Sicherheit mehr getan als Deutsch land. Das würde klar demonstriert durch den Locarnovertrag, durch zahlreiche Schicds- gerichtsverträge, durch die Annahme der Op tionsklausel im internationalen Schiedsgericht, durch Deutschlands aktive Mitarbeit im Sicher heitsausschuß in Genf und zuletzt durch die un verzügliche Annahme des Kelloggpaktes ohne Vorbehalte. Deutschland sei auf dem Gebiet der Entwaffnung weiter ge- gangenalsirgendeinanderesLand, es sei auch fernerhin in jeder Beziehung gewillt, > denkt Deutschland nicht daran, sich auf Drängen Frankreichs zu einem Ostlocarno zu verpflichten. Deutschland behält im Osten, wie es wiederholt erklärt hat, völlig freie Hand. Zn diesem Sinne wird sich Stresemann auch Poincare gegenüber geäußert haben. Schließlich aber legt Frankreich tatsächlich nicht so großen Wert darauf, Polens Wünsche zu einer französischen Bedingung als Rheinlandkompen sation zu benutzen. Dagegen ist Frankreich immer peinlich berührt gewesen durch die deutsch-öst erreich ische Anschlußbe wegung. Aber auch diese Angelegenheit dürfte Stresemann als eine rein deutsch-öster reichische Frage dargestellt haben, die in keinen Zusammenhang mit den deutsch-französischen In teressen zu bringen ist, und daher auch niemals ausschlaggebende Bedeutung für ein französisches Entgegenkommen erlangen kann. Allein das internationale Schul den Problem ist ein tatsächlicher Gegenstand der Unterhaltung zwischen Poincare und Strese mann gewesen, der denn auch, wie uns versichert wird, einen breiten Raum einnahm. Es trifft nämlich zu, daß Poincare der Auffassung ist, die Räumung der Rheinland e müsse mit der vollständigen Liquidierung des Krie ges Zusammenhängen. Eine Liquidierung des Krieges heißt jedoch namentlich für Frankreich eine klare Regulierung der Schulden aus dem Kriege. Und in dieser Angelegenheit hat Poincare Stresemann verschiedene Fragen vorgelegt, die Stresemann freilich niemals er schöpfend benatworten konnte, vielleicht nur in der Richtung, daß Deutschland sich im Sinne Poincares bemühen würde, für die internatio nale Schuldenregulierung zu wirken. Daß Deutschland über die fälligen Daweszahlungen hinaus eine außerordentliche Zahlung haben scheinen, denn man ist solchen Angaben in der letzten Zeit wiederholt begegnet. Wenn wir auch nicht in der Lage gewesen sind, den In halt der Verhandlungen Stresemanns mit Poin care in vollem Umfange wiederzugeben, so er fahren wir doch zuverlässig, daß die obigen An gaben in keiner Weise zutreffen. Selbstverständlich sind diese Fragenkomplexe ge streift worden. Poincare hat sie in die Debatte geworfen, aber nicht als Bedingungen formuliert. Ihm lag daran, die Haltung Deutschlands hierzu kennenzulernen und mit kei ner Silbe ist vereinbart worden, daß in Een weitere Verhandlungen nur dann stattfinden können, wenn der deutsche Bevollmächtigte in sämtlichen Angelegenheiten Vollmachten zu endgültigen Erklärungen mitbrächte. Was die'einzelnen Fragen anlangt, so hören wir, daß Deutschland im Falle einer, früheren Nheinlandräumung mit einer stillen Kon trolle, die ihren Sitz in der Schweiz erhalten würde, einverstanden wäre. Dagegen Dieses Blatt tst da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, del Finanzamt- und de- StadtratS zu Hohenstein»Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Friedenskongreß über den Artikel 21 des Völker bundspaktes, der die Montroe-Doktrin erwähnt, Wilson die Erklärung abgegeben habe, der Völkerbunds pakt sei eine Erweite rung der Monroe-Doktrin, da er die territoriale und politische Unabhängigkeit der Mitgliedsstaaten des Völkerbundes garantiere. Zn seiner Antwort erklärt der Völkerbuudsrat weiter: Kein Artikel des Paktes des Völkerbun- ges vermindere die souveränen Rechte oder Ver pflichtungen irgend eines Mitgliedes des Völ kerbundes. Daher könne der Völker bund bei Streitigkeiten zwischen den latein amerikanischen Staaten oder bei Streitigkeiten eines latein-amerikanischen Staates mit einem anderen Staat jederzeit eingreifen. Die Erwähnung der Monroe-Doktrin in Artikel 21 des Völkerbundspaktcs lege keinem Mit - gliedsstaat des Völkerbunder die Ver- pfichlong auf, die Monroe-Doktrin anzuerkennen. In einer weiteren geheimen Sitzung beschäf tigte sich der Völkerbundsrat mit dem Antrag der ungarischen Regierung auf Erörterung des u n > ga r i s ch - r u m ä n i sch e n Optanten st re i- tes. Er wird erst Mitte September verhandelt werden. PMgMs MiNWNMN Bou unserem Berliner Vertreter Berlin, 3. September Eine Berliner Wochenzeitung behauptet, die Bedingungen zu kennen, die Poincare Stresemann für die Räumung der Nh einlande gestellt habe. Sie sagt, es werde Deutschlands Bereitschaft zur Errichtung einer sogenannten Locarnokommission, Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Dersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Mein-dorf, Fallen, LangenchurSdorf, Reichen bach, Callenberg, Drumbach, Tirschhetm, Kuhschnappel, St. Egtdien, Wüstenbrand, Srüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. leistet, um damit die Grundlage für die Welt- schuldcnregulierung zu bieten, ist ausge- chlossen, da wir gerade jetzt in das Etats ahr treten, das die Höchstleistungen an Nepara- wnszahlungen erreicht hat, und sich heute noch nicht übersehen läßt, wie Deutschland die rech nerisch festgesetzten fehlenden 600 Millionen auf- iringen wird. Der Umstand, daß der Reichs- änzler nach Genf geht in der Absicht, die Strese- nannschen Verhandlungen weiterzuführen, be weist, daß Poincare niemals das Ultimatum ge teilt haben kann, nur dann lohne es sich weiter ,u verhandeln, wenn Deutschland auf seine For- >erungen klaren Bescheid geben könne. Ser Völkerbund und die Monwe-Nskirin Der Völkerbund und die Monroe-Doktrin Die Antwort an Costarica Genf, 1. September Der Völkerbuudsrat setzte am Sonnabend nachmittag in streng geheimer Sitzung die Be ratung der Antwort an die Regierung von Costarica auf den Antrag wegen Aus legung der Monroe-Doktrin fort. Es gelang, eine Einigung auf den von dem Präsi denten Procope vorgelegten Entwurf zu er- Mui bamtragt Erneuerung seines Ralsmandats Genf, 2. September Nach einer der Presse zugestellten Erklärung des chinesischen Ratsmitgliedes Wangkingky beabsichtigt China, dessen Mandat als nicht ständiges Ratsmitglied demnächst erlischt, in der Bundesversammlung den Antrag auf Wie derwählbarkeit und Erneuerung seines Mandates für weitere drei Zahre zu stellen. Die Bundesversammlung wird also am 10 September über zwei Anträge auf Wieder wählbarkeit abstimmen müssen, einmal über den von Deutschland, England und Frankreich zu Gunsten Spaniens eingebrachtcn Antrag und dann über den nunmehr von China ange- meldeten. Zn der Erklärung des chinesischen Natsmit- gliedes wird gesagt, daß sich China der Schwie rigkeiten wohl bewußt sei, daß es aber hoffe, die Völkerbundsversammlung werde dem ge einigten modernen China als zweiten Vertreter Asiens im Rat seinen Sitz im Rat belassen, um omehr als durch die Erfüllung seines Antrages )ie Ansprüche europäischer und südamerikanischer Staaten auf Vertretung im Rat nicht berührt werden. Erschein« ,eden Wochenlag nachmittag- — Fernspr. Str. U. Postscheckkonto Leipzig S3 4S4. — Bemetndegtrokonto IL. — Bankkonten: Sommerz-und Privat-Bank Zweigstelle Hohen- stet, - Ernstthal — Darmstädter und Nationalbank Zweig- Niederlassung Hohenstein-Ernstthal — Unverlangt etngesandt« Manuskript« werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Aufnahme. Hindenburgs Besuch iu Schlesien Es sollen keine finanziellen Aufwendungen gemacht werden Breslau, 1. September In einer Pressekonferenz im Oberpräsidium wurde bekannt gegeben, daß der Reichsprä sident ausdrücklich wünscht, daß bei dem Empfang aus Anlaß seiner Schlesienreise ange sichts der Notlage Schlesiens in den einzelnen Städten keinerlei besondere finan- zielte Aufwendungen gemacht werden sollen; insbesondere gilt das für das notleidend« Waldenburg. Wenn hier schon Mittel für die Empfangsfeierlichkeiten bewilligt worden sind, so sollen diese nach dem Wunsch des Reichspräsi denten für soziale Zwecke verwendet werden. Die hierdurch zum Ausdruck kommende hoch, herzige Gesinnung müßte eigentlich bei den Bres lauer Sozialdemokraten, die dem greisen Reichs präsidenten gegenüber bei seinem Besuch selbst die einfachsten Gebote der Höflichkeit außer acht lassen wollen, ein Gefühl tiefer Beschämung Lervorrufeu. Ministmat iu Sampignh Paris, 2. September s Montag, den 3. September lS28 s Bel Klagen, Konkursen, Vergleichen usw. wird der Brutto- § betrag w Rechnung gestellt Zm Falle Häher« Bemalt — Krieg oder ionsttger irgend welcher Störung d«S Betriebes der Zeitung, der Lteseranlen oder der BeförderungSetnrich- tungen — Hai d« Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung ober Nachlieferung der Zeitung »der «ms Rückzahlung bei Bezugspreise-. „Die Besatzung entbehrt jeglicher Berechtigung" Reichskanzler Müller an die amerikanische Presse Genf, 2. September Ian anderen Vorschlägen mitzuarbeiten, die den Weltfrieden gewährleisten. also einer stillen Kontrolle gefordert, die ent-s mann Müller, ist heute abend 8.30 Uhr mit ' dem fahrplanmäßigen Zuge in Genf einge troffen. In B a d e n -B ad e n hatte er auf der Durchreise eine längere Besprechung mit Dr. Stresemann. Ueber den Gang der „M atin" berichtet, daß der gestrige Minr- terrat in Sampigny drei Stunden dauerte. Lr wurde dadurch eingeleitet, daß Poincare und Briand über die Besprechungen Bericht erstatteten, die sie mit Kellogg und Dr. Stresemann hatten. Alsdann habe sich der Ministerrat mit der nächsten Völkerbundstagung beschäftigt, die infolge der Abwesenheit Cham-Näßlich der Verhandlungen auf dem Neria-Uer I Naum des Millimeters der einspaltigen Anneiaen. 206 ! '«le kostet 6 Pla., der einspaltigen Ncklamezeile 18 Hrsg. 1 Für hei, Nachweis werden 2S (Soldpsennige berechnet.