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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich i Mark 20 Pf. prssaumeranäo. Amciger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Redacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 36.Sonnabend, den 2. September 1876. 1. Jahrg. Bekanntmachung. Während der Feier des deutschen NationalfefteS am 2. September ist in früheren Jahren wiederholt durch Schießen Unfug verübt worden. Um dieser Ordnungswidrigkeit bei der bevorstehenden Feier dcS nämlichen Festes zu steuern, und um Unglücksfälle, die dadurch herbeigeführt werden können, zu verhüten, wird alles Schießen, als dazu nicht polizeiliche Erlaubniß eingeholt worden ist, strengstens verboten. Zwönitz, am 1. September 1876. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichte. — Die Mediations frage steht im Vordergründe der politischen Constellation und ist das vorherrschende Thema der Presse. Vor allem ist gewiß, daß die serbische Regierung dem Frieden geneigt ist und es liegt nunmehr der Wortlaut der Note vor, die Herr Ristics am Abend des 24. d. MtS. unmittelbar nach der Ansprache des Fürsten Milan de» Vertretern der Garantiemächte einhändigte. Das kurze, aber historisch denkwürdige franrösich abgefaßte Schriftstück lautet in der Uebersetzung: „Se. Hoheit der Fürst von Serbien hat die Herren Vertreter der Garantiemächte zusammenberufen und ihnen erklärt, daß die serbische Regierung sich den Wünschen der genannten Mächte fügen wolle und in dem Wunsche, die guten Beziehungen zwischen der Hohen Pforte und dem Fürsteuthum wiederhergestellt zu sehen, um ihre guten Dienste zur Herbeiführung der Einstellung der Feindseligkeiten ersuche. Se. Hoheit der Fürst fügte hinzu, daß er als eine Gewissenspflicht betrachte, zugleich die guten Dienste der Mächte zur Einstellung der Feindseligkeiten zwischen der Hohen Pforte und Montenegro nachzusuchen, da bei nur theilwciser Einstellung die Erreichung des ins Auge gefaßten Zieles nicht zu erwarten sein würde." Vertraulich soll die serbische Regierung die Consuln verständigt haben, daß ihr ein sechswöchentlicher Waffenstillstand erwünscht wäre. Die Signatarmächte, welche ihre Vertreter in Belgrad bereits vorher benachrichtigt hatten, daß sie gern geneigt wären, einem eventuellen Anliegen des Fürsten Milan um Friedensvermittlung zu entsprechen, sind in confiventielle Verhandlung getreten, um die Form der Mediation zu vereinbaren. Nicht wenig gespannt ist man, zu erfahren, welche Macht die Initiative zu Vorschlägen ergreifen wird. Der Wunsch russischer Kreise, daß die Reichsregierung initiativ vorgehen möchte, wird bei dem geringen direkten Interesse derselben an den orientalischen Angelegenheiten als kaum acceptabel bezeichnet, und man hat, wie der „Schl. Ztg." geschrieben wird, Grund zu der Annahme, daß das Berliner Cabinet nach wie vor in der Behandlung der Orientfrage eine mehr reservirte Haltung beobachten und eS als seine Hauptauf» gäbe betrachte» wird, das Einvernehmen zwischen den beiden ihm eng befreundeten Mächten, Rußland und Oesterreich, zu erhalten. Da die englische Regierung gleichfalls zur Formulirung von MediatlonS- vorschlägen abgeneigt scheint, wird Oesterreich oder Rußland das Vorrecht der Jnitiativergreifung bleiben. Der diplomatische Verkehr der Mächte ist natürlich in diesem Augenblicke ein sehr reger, da die Friedensvermittelung pressirt. Ma» glaubt, daß nach vorheriger Verständigung der Mächte die Botschafter in Constantinopel bereits heute in den Stand gesetzt werden dürften, den Wunsch ihrer Cabinete um Einstellung der Feindseligkeiten von der Pforte anszusprechen und man erwartet, daß die ottomanische Regierung keine principiellen Schwierigkeiten machen wird. Gerüchtweise verlautet jedoch, daß sie die Gewährung eines Waffenstillstandes davon abhängig machen wolle, daß die Montenegriner das türkische Gebiet räumen und daß die Serben die Waffen niederlegen (I)^und für den Unterhalt der otto- manischen Occupationsarmee Sorge tragen. Die letzten mit ächt osmanischer Anmaßung gestellten Forderungen werden kaum zugestanden werden können. Die Vereinbarung der Details des Waffenstillstandes, sowie Feststellung der DemarcationSlinie wird den beiderseitigen Heerführern zu überlassen sein. In Berliner iuformirten Kreisen soll man übrigens befürchten, daß bei der nunmehrigen Lösung der Orientfrage erst die wirklichen Schwierigkeiten durch Klarlegung der zwischen den Großmächten bestehenden erheblichen Differenzen z» Tage treten werden, auch dürfte die „Mediation" sich zu beeilen haben; die Zustände in Constantinopel werden immer verwickelter, und die schon anfänglich vorhandene Friedensliebe der serbischen Regierung dürfte bei weiteren Erfolgen der serbischen Armee leicht noch einmal von der Kriegspartei überrumpelt werden. — Die Vorarbeiten für die Weltausstellung von 1878 werden kn Paris bereits sehr lebhaft betrieben. Wie man der „Köln. Ztg.'' mittheilt, ist der Plan für das Hauptgebäude, das auf dem Marsfeld errichtet werden soll, schon endgültig festgestellt, und die Maurerarbeiten für das Fundament werden demnächst in Angriff genommen. Auf diese Weise sollen Unterbrechungen in den Arbeiten wie sie 1867 häufig vorkamen, weil man sich zu spät über einen festen, unveränder lichen Plan geeinigt halte, diesesmal vermieden werden. Einige Zeitungen haben gemeldet, daß auch der Entwurf für das Reglement im Einzelnen schon festgestellt sei, indessen ist diese Nachricht nicht ganz genau; die meisten Artikel sind buchstäblich dem Reglement von 1867 entnommen, über die übrigen ist indeß noch nichts beschlossen. Mehrere Veränderungen werden sich auf die Arbeiten der Iuries für die Annahme und Einreihung der zur Ausstellung kommenden Gegen stände beziehen. Im Allgemeinen freilich wird auch hier daS Classi- ficationSsystem, welches 1867 angewandt wurde, beibehalten werden; die zehnte Gruppe, welche die Gegenstände umfaßt, die sich auf Ver besserung der physischen und moralichen Lage der Bevölkerung beziehen sollten, wird man abschaffen, denn man hält diese Bezeichnung mit Recht für zu allgemein und wird das, was früher unter dieser Rubrik ausgestellt wurde, auf die anderen Gruppen verlheilen. Hinzugefügt wird indeß eine besondere militärische Abtheiluug für das beim GeniecorpS, der Artillerie und der Befestigung angewandte Material und Verfahren. Berlin, 29. August. Sr. Maj. Schiffe „Kaiser" und „Deutsch land" sind telegraphischer Nachricht zufolge, am 28. August or. in Malla eingetroffen. Wien, 29. August. Die „Politische Correspondenz" meldet aus Constantinopel, auf Veranlassung Midhat Paschas habe der Minister- ralh unter Zuziehung der Großwürdenträger im Principe den Thron wechsel und die Proclamirung des Thronfolgers Abdul Hamid zum Sultan beschlossen. DaS in aller Kürze bevorstehende Ereigniß werde sich jedenfalls vor Beginn des nächsten Namauzan (der neunte Monat, beginnend mit dem 2O.September) vollziehen. Pest, 29. August. DaS amtliche Blatt veröffentlicht zwei Hand schreiben des Kaisers und Königs, durch welche Simony von der Lei tung des Handelsministeriums entbunden und mit dessen interimistischen Verwaltung der Unterrichtsminister Tröfort beauftragt wird. Pest, 29. August. Fünfzig russische Freiwillige, welche auf der Durchreise nach Serbien hier angehalten wurden, dürfen sich frei ein* logiren, aber die Stadt nicht eher verlassen, als bis hierüber die Entscheidung von dem Minister erfolgt ist, welche heute erwartet wird. Salzburg. 29. August. Dit Sektionen des deutschen Juristen, tage« Haden heute ihre Arbeiten geschloffen. Die Sektion für das Strafrecht sprach für die Heranziehung des Staates zur Leistung von Entschädigungen gegenüber unverschuldet in Untersuchungshaft gewesenen Personen aus. Belgrad, 29. August. Die Regierung veröffentlicht Folgendes: Der- Sonntag verlief ohne Kämpfe. Gestern am 28. d., fand dagegen auf der ganzen Linie zwischen Alexinotz und Nisch lebhaftes Gewehr-