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Dresdner Journal. Derantwortlichn Redaeteur: I. G. Hartmann -V182. Erscheint mit Ausnahme der bonn- und Festtage täglich Abend» und ist durch alle Postanstalten zu beziehen. Sonntag, den 9 August Preis für da» Vierteljahr 1^ Tchalrr. Insertion»-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile I Reugroschen. 1857 Amtlicher Thril. Dresden, 3. August. Se. Majestät der König haben dem WirthschaflS-Secretair Graf, von der Jäger-Brigade, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold allergnä- digst zu verleihen geruht- Nichtamtlicher Lheil. Aedersicht. Tagetgeschirvte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Vcm königl. Hofe. — Kolditz: Anwesenheit Sr. Maj. des Königs. — Wien: Di« neuesten Vorgänge in Konstantinopel bezüglich der Wahlen in der Moldau. Die bevorstehende, Reise des Kaiser«. DaS Denkmal der Auffindung der ungarischen Krone. Die Brrathung der Gutachten über den Gewerbegesetzentwurf. — Mantua: Zusammenstoß der Gendarmerie mit verdächtigen Indivi duen. — Berlin: Anwendung d,S neuen Münzgewicht«. systems. Ein Erlaß Friedrich's des Großen nach der Schlacht von Kollin. — Koblenz: Französische Generale. — Paris: Zur Reis« deS KaiserpaareS Da« Verfahren des Herrn v. Thouvenel. Vermischte«. — Brüssel: Der „Nord" über die Zerwürfnisse in Konstantinopel. — Haag: Abschaffung der Sklaverei in Indien projectirt. — Rom: Die Eisenbahnarbeiten. — Bologna: BischvfScreirung. — Madrid: Die Verhandlungen mit Mexico. Truppen nach Euba. Begnadigungen. —- London: Vom Hofe. Aus dem Parlamente. Truppens,ndungen nach Indien. Kosten der Milizeinkleidung. Nachrichten vom Eap. — Kopenhagen: Der Text der dänischen Note vom 24. Juni. — St. Petersburg: Die Armeereduction. — Konstantinopel: Aus der neuesten Post. — New- Vork: Walker'S Proclamation gebilligt. Nachrichten au« Brasilien. Local- u. Provinzialangelegenheiten. Dresden: Zu- sammenstoß zweier Dampfschiff». Bestand de« Kranken hauses. — Bautzen: Der KreiSdirector zurück. Klagen über den Augustmarkt. — Wurzen: Wahlmännrrwahlen. Ernteergebnisse. — Geringswalde: Leichnam eine« Kinde«. — Saida: Feuer. - Oeffentl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Freiberg.) Frequenz sächsischer Bäder. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten., Wien, Freitag, 7. August Abend». Aus Kon stantinopel vom 6. August wird telegraphisch ge meldet, daß die Repräsentanten Frankreichs, Ruß lands, Preußens und Sardiniens mittelst identischer Noten der Pforte wegen Nichtannullirung der mol dauischen Wahlen den Abbruch der diplomatischen Ver bindungen, so wie ihre unmittelbar bevorstehende Ab reise angezeigt haben. Die Flagge der russischen Ge sandtschaft wurde infolge dessen am 6. August Morgen» 10 Uhr bereits eingezogen. Paris, Freitag, 7 August Abends. In dem tsomplotprocesse hat der Gerichtshof heute sein Urtheil gefällt. Die drei verhafteten Angeklagten find de» ihnen zur Last gelegten Verbrechens für schuldig er kannt worden: Tibaldi wurde zur Deportation, Grill» und Bartolotti wegen mildernder Umstände zu IS Jahren Gefängniß verurthrilt. Dresden, 8. August. Se. Majestät der König haben auf der Rückreise von Leipzig gestern in Döbeln übernachtet und werden heute Abend, über Nossen und Wilsdruff kom mend, in Pillnitz wieder rintreffen. Ihre Majestät die Kö nigin sind mit den Gliedern der königl. Familie heute Mit tag Sr. Majestät bi« Klosterzella entgegengereist, woselbst feiten der königl. Familie zugleich da« heutige Geburt-fest Sr. königl. Hoheit de« Prinzen Georg durch »in gemeinsa me« Diner gefeiert werden wird. Hier in Dre«den wurde Sr. königl. Hoheit zu Ehren de« heutigen Tage- durch das Musikchor d,s Gardereiterregiment« »ine Morgenmusik dar gebracht. —- Kolditz, 7. August. Heute wurde unsrer Stadt die Ehre und da« Glück zu Thril, Se. Majestät den König in ihrer Mitte zu sehen. Die Kunde von der bevorstehen den Ankunft deS erhabenen und allgeliebten Landesvater« hatte alle Hände in Bewegung gesetzt, um durch Schmückung der Straßen mit Blumengewinden, Kränzen und Flaggen der Huldigung Ausdruck zu verleihen. Se. Majestät langten mit Allerhöchstihrem Gefolge und in Begleitung d,S Herrn Staatsmi nisters v Falkenstrin Vormittags l 2 Uhr hier an, wurden a n dem durch eine Ehrenpforte verzierten Eingänge zur Stadt durch die Mitglieder des Stadtraths und der Stadtverordneten, sowie durch die Geistlichkeit mittelst Ansprache deS Bürgermeisters und unter Ueberreichung ein,« Kranzes durch ein Schulmädchen, der begeistertes Lebehoch folgte, ehrfurchtsvollst begrüßt und geruhten darauf vor dem Rathhause, woselbst die Schützen compagnie in Parade aufgestellt war und junge Mädchen den Pfad mit Blumen bestreuten, abzustrigen, die darin be findlichen Lokalitäten deS königl. GrrichtsamtS, mit näherm Eingehen auf dessen GeschäftSthätigkeit selbst, und das große Sessionszimmer de« Stadtrath« in Augenschein zu nehmen, in welchem letzter» die Mitglieder des Stadlraths, mehrere Rittergutsbesitzer und andere Personen vorgestellt zu werden die Ehre hatten. Sodann begaben Se. Majestät Sich in daS Schloß, besichtigten die daselbst befindliche LandeSversorg- anstalt in ihren umfänglichen Räumlichkeiten und den dazu gehörigen Garten, auch die Frohnfeste und geruhten, nach im Gasthaus« „zum weißen Hause" eingenommenem Diner, zu dem di« Spitzen der Behörden befohlen waren, die beiden hiefigen Gteingutfabriken, von denen die Leonhardt'sche nun bereits über 50 Jahre besteht, in Augenschein zu nehmen. Gegen 4 Uhr verließen Se. Majestät die Stadt mit den Segen-Wünschen der durch den Besuch beglückten Bewohner, um die Reise nach Lei«nig und Döbeln fortzusetzen. Wien, 6. August. Die heutige „Oest. Eorresp." ent hält folgende, von unS gestern bereits telegraphisch erwähnte wichtige Mittheilung: Den neuesten, au« Konstantinopel eingelaufenen telegraphischen Depeschen entnehmen wir das Stadium, in welches die daselbst infolge der Wahloperationen in der Moldau ausgebrochene Krisis getreten ist. Nachdem von Seite des französischen Botschafters da« kategorische Ver langen der Annullirung der stattgehabten Wahlen gestellt worden war, machte sich die Pforte am 4. d. M. anheischig, die beiden Kaimakame der Moldau und der Walachei persön lich nach der türkischen Hauptstadt zu berufen, um den Vor gang bei den Wahlen einer genauen Untersuchung zu unter ziehen. Herr v. Thouvenel glaubt« jedoch auf diesen Vor schlag nicht eingehen zu sollen, bestand auf der allsogleichen und unbedingten Annullirung der Wahlen und erklärte, daß er im Weigerungsfälle seine Flagge binnen 24 Stunden ein ziehen lassen würde. Hierauf erneuerte die Pforte am 5. d. M. ihr obige« Anerbieten mit dem Beifügen, daß, falls Herr v. Thouvenel dabei beharren sollte, diese Antwort als eine Weigerung zu betrachten, sie ihm allein die Verantwort lichkeit für die Folgen überlassen müßte. Sie verband da mit die Anzeige, daß sich der Sultan schriftlich an den Kai ser der Franzosen wenden werd,. Infolge dessen hat der französische Botschafter die Flagge rinziehen lassen, zugleich jedoch den Minister de« Aeußern, Aali Pascha, verständigt, daß er erst in einigen Tagen abreisen werde. Dieser letztere Umstand giebt der Hoffnung Raum, daß noch nicht alle Au«, sicht auf eine gütliche Beilegung dieses Zerwürfnisse« ver schwunden ist. — Die „Ostd. P." spricht sich heute auf Grund der neuesten Nachrichten aus Konstantinopel sehr entschieden ge gen die Forderung Frankreichs, die Wahlen in der Moldau zu annullier», au«. „Die Annullirung der Wahlen in der Moldau — sagt dieselbe — ist die Annullirung der Suze- ränetät der Pforte; sie ist der Beginn der LoSlösung der Für stentümer von dem osmanischen Reiche; sie ist da« Signal für alle andern Völker de« Sultan«, die Ohnmacht ihrer Re gierung zu verhöhnen; sie ist der Beginn der allgemeinen Auflösung jene- Reiche«; sie ist der Anfang vom End,. Dies,« Ende aber ist schließlich nichts Andere«, al« — die Realisirunq de« Testaments Peters de« Großen!!!" — (W. Bl.) Dir Abreise Sr- Majestät de« Kaisers nach Ungarn ist vorläufig auf Sonnabend Abend 6 Uhr festgesetzt. Der Generalgvuverneur Erzherzog Albrecht begleitet Seine Majestät auf der Reise. Gestern ist rin Theil de« kaiserl. Gefolges nach Oedenburg abgegangen. — Da« Denkmal, welche« an der Stelle, wo die ungarische Krone mit den In signien gefunden wurde, im allerhöchsten Auftrage errichtet wird, ist nahezu vollendet. Es besteht in einer achteckigen, im gothischen Style erbauten Kapelle, die au« verschiedenen künstlich gemeiselten Steinen zusammengesetzt wird. Am Fußboden befindet sich ein Stein mit den Abbildungen der Krone und der Insignien. — Wie die „Oest. Ztg." schreibt, werden die Brrathungen, welch, Delegirte der verschiedenen Ministerien über die Gut achten der Handelskammern über den Gewerbegesetzentwurf abhalten, wahrscheinlich im Laufe dieser Woche beeadet werden Das Resultat würde eine Modifikation de« Ent wurfs vsm Jahre 1855 sein, jedoch soll ein Abgehen von den Grundsätzen desselben nicht stattfinden. Der zweite, neue Entwurf wird der Ministerconferenz und dann dem Reichs'rath vorgelegt werden, bevor er die kaiserliche Sanktion erhalten kann. Au« Mantua wird vom 30. Juli gemeldet, daß zwei Gendarmen auf einer Streifung bei Volongo um halb 3 Uhr nach Mitternacht fünf verdächtige, mit Feuergewehren be waffnete Individuen anhielten, von denen sie, trotz ihrer hartnäckigen Gegenwehr und deS Gebrauches, den sie von ihren Schußwaffen machten, zwei niederschoffen und einen Dritten gefangen nahmen; Zweien gelang e«, die Flucht zu ergreifen. Der Verhaftete und einer der Erschossenen gehö ren zu jenen Individuen, die am 24. Mai aus dem Straf hause in Mantua entflohen; sie waren reichlich mit Geld versehen. H Berlin, 7. August. Das gesetzlich im ganzen deut schen Münzverein ang,ordnete neue MünzgewichtSsystem ist für den geschäftlichen Verkehr der königlichen Hauptmünze in Berlin seit dem 1. Juli d- I. bereits zur Anwendung und bei allen mit der Jahreszahl 1857 bezeichneten Münzen zur Geltung gebracht worden. (Es sind bereits Thalerstücke und von Scheidemünze 2H-Silbergroschen-, 1- und ^--Sil- bergroschenstücke ausgeprägt.) Da« königliche Finanzmini sterium hat unterm 27. v. M. bestimmt, daß diese« neue MünzgewichtSsystem «hunlichst bald auch bei sämmtlichen kö- niglichen Kassen ring,führt werden soll. Die fortan unter der Benennung '„Krone" und „halbe Krone" in Gold zu prägenden Handelsmünzen bleiben jedoch für die königlichen Feuilleton. Dresdner Kunstausstellung von I8L7.*) (Fortsetzung des Hl. Artikels.) Eine Landschaft von Millner (Nr. 76), eine Gegend im Saljbnrgischrn, hat der Kunstverein angekauft. Ueber einer un- wirthlichen Landschaft mit einem Walvzug im Mittelgründe er heben sich, daS Bild abschließend, scharf beleuchtet die blauen Ge- birgt von Berchtesgaden und Reichenhall; mit unendlich optischer Bernähernng der Distanz locken fie geheimnißvoll räthselhaft hinüber zu dem schönen Berglande. Die feinen Töne der Farbe, besonders in der Luft, verbunden überhaupt mit einem Streben nach möglichst charakteristischer Ausgestaltung de« NaiurlebenS, ohne dabei in ängstlich gestrichelte Kleinlichkeit zu verfallen, zeich- nen daS Bild vor vielen andern Landschaften der Ausstellung voriheilhaft auS. Ein feines Gefühl für landschaftliche Schönheit verräih eine Landschaft von Lier (Nr. 68). DaS Motiv ist einer Gegend an der Bieber bei Branneburg im bayrischen Oberlande entnommen. ES ist «in heiteres, sonnenbeglänzteS, von steilen Felsen ein- gehegtes Thal mit überhangenden Bäumen, Buschwerk und grünen Malten. Im Hintergründe bewegt sich von einer Kapelle inS Thal herab ein Brautzug, al- Staffage daS Bild belebend. Wäre daS Bild nicht etwas grau im Ton, würde e« noch besser wirken. Bon den Münchner Landschaftsmalern zeichnen sich noch Steffen (Nr. 1V3 u. Nr. 104) in zwei Bildern durch ge. sunden, frischen Vortrag vortheilhaft au«, eben so A. Schmidt, *) Bgl. Rr. 165, 166,173, 174,175,181 d. »l. welcher „eine Partie auS dem bayrischen Hochlande" (Nr. 98) ausgestellt hat. Während die Münchner, die den Einfluß Rottmann s nicht verläugnen können, obgleich sie dessen Bahn längst verlassen und mehr eine naturalistische Richtung eingeschlagen haben, eine Frische der Empfindung, einen feinen Natursinn entwickeln, die Zeichnung auSgebildet, die Farbe vergeistigt und überwunden zeigen, sehen wir bei den Berliner Landschaftsmalern, die sich auf der Ausstellung eingefunden haben, mit wenig Ausnahmen eine minder tiefe Auffassung und in der Farbe, bei aller tech nischen Bravour, einen Hang zu einer gewissen konventionellen Willkürlichkeit, soMüdingrr, Engelhardt, H. Schmidt. Nur Mar Schmidt vermag eS, in seiner „Waldlandschaft" (Nr. IS6) die Idee de« RaturlebenS im Beschauer kräftig anzu regen. Frisch und duftig blitzt die Luft Lurch die Waldkühle. Einsamkeit und Stille, so weit man blickt, nur auf dem saftigen, blumendurchwirkten Wiesengrunde, unter den dichtbelaubten Kronen alter Eichen und Buchen beleben ein paar Rehe die Landschaft und still spiegeln sich die tonlosen Glockenblumen, die Himmelsbläue und die sonnengolddurchglühten Laubmassen in dem kleinen Tümpel deS Vordergrundes. DaS Bild ist mit der Energie und der matrriellen Geschicklichkeit eines Meisters ge- malt, trefflich setzen sich die verschiedenen Gründe von einander ab. In einem zweiten Bilde (Nr. 195) führt unS der Künstler auS der schattigen WaldrSkühle deS Nordens hinüber über daS Meer auf die braungedörrte, sandige Landenge von Suez, in die brennende Lichtfülle de« Orient«. Mitten im Sandmeerr hat eine Larawane Halt gemacht. Unter den braunen Gestalten der Beduinen fitzt unbeweglich und stumm ein würdiger Sohn de« Propheten mit rdeln, sanften Zügen und prachtvollem Bart, nicht achtend deS Sklaven, der vor ihm kniet; vor sich hinstarrend träumt er vielleicht von der Houri seines Herzens, von seiner schlanken, duftenden Palme jenseits der Wüste. DaS braun- gvldne, alle Gegenstände durchglühende Licht deS Südens ist in dem übrigens ziemlich anspruchslosen Bilde recht glücklich wieder gegeben. (Forts, folgt.) Dresden, 6. August. Die botanische Sectio» der Gesell- schäft Isis versammelte sich heute Abend unter Vorsitz deS Herrn HofralhS vr. Reichenbach. Eine Reihe schön blühender Pflanzen auS dem k. botanischen Garten, worunter sich schöne Orchideen auSzeichneten, wurden besprochen. Herr Hofgärtnrr Poscharski zeigte einige neue, hier zum ersten Male blühende Dekorations pflanzen vor, z. B. ?k^8eliu, cupensis, Oupde» emioee» u. a. Der Herr Vorsitzende legte darauf ein schönes Eremplar von Verutrum nigrum T. vor und entwickelte an denselben in geist- reicher Weise die Wiederholung, resp. Vorbildung der Palmen. Darauf zeigte derselbe zwei Stücke Birkenholz von einem Stamme vor, welcher in diesem Frühjahre zu Buchwald« vom Blitze ge- troffen worden war. Der Blitz hatte den Stamm vollkommen entrindet und aufgespalten und war dann radikal in denselten eingedrungen. Diese Stelle zeigte sich fast wie «in splittriger Sägeschnitt, jedoch so, daß zwei Furchen neben einander durch «ine kleine Leiste in der Stärke der kleinen Blitzröhren getrennt wurden. Darauf wurden zwei älter« botanische Prachlwerke vor gelegt: 1) Knipphof'- „kotsoieu i» vrizioulchus" vom I. 1764, was dadurch besondere« Interesse hervorrief, daß e« die ersten Anfänge de« Naturselbstvrucke« zeigte. Don den wirklichen Pflanzen wurden in schwarzgrüner Farbe Abdrücke genommen und diese dann sorgfältig illuminirt. Jedenfalls find dies« Ab»