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Nr. 8S LS. Jahrg. Montag den 10. April 1916 o c> vrjng-prel»! An»«abr X mit illultr. Beilage vierteljühritch 2 IO I» Dresde» und ganz Deutsch land frei Haus 2.S2 X; u> Oesierrelch 4.4» X. »»»gab« S dierteljSbrlich 1.»« X In Dresden und ganz Deutschland frei Haus 2 2» Fk: in Oesterreich 4.07 X. kinzcl-Nummfr 10 Die SSchstsche Vokks-eilung erscheint an allen Woche,Nage» nachmittags. «eschSflsftrllk and Redaktion, Drc-den »A. 16, Holdetnstratze SO Fernsprecher 21366 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147V7 o c Anzeigen, Annahmevon NeschSstsanzelaenbis lONHr. von Famiiicnaujeigcu bis II Uhr vorm. Preis skr die Pclit-Lpaltzeite 20 Z. im Retia- mctcil «O 7s. Für imdentlich geschriebene, sowie durch Fern sprecher ausgegebcne Sinzeigen tünnen wir di» Vcranlworlllchtcit sin die Richtigkeit des Texte» s nicht übernehmen. t Sprechstunde der RedaNion: I I—12 Uhr vorm. Organ der Ientrumsparlei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. und die Uanzlerrede Amerika Ein Nachwort zur Tagung des sächsischen Landtages Am vergangenen Freitag hielten beide Kammern des wä'üschen Landtages ihre letzte Sitzung' vor der Vertagung ab. Sie wählten darin eine Zwischendeputation, die vom 2. Mai ab die Beratung der Etektrizitätsvorlage tätigen wirb. Voraussichtlich im Juni treten dann die Kammern wieder zusammen, um das für Sachsen wichtige Gesetz zu beraten und zu verabschieden. Ter Landtag hat fünf Monate getagt, über seine Verhandlungen haben wir stets, wenn auch kurz, berichtet, und doch wird es dem Leser nickt unerwünscht sein, wenn wir in gedrängter Form einen lieberblick geben. Tabei wollen wir vorweg bemerken, daß der außerordentlich knappe Raum in der „Sächsischen Volkszeitung" es in manchen Fällen nicht gestattete, einigen Vorlagen und Beratungen das Maß von Aufmerksamkeit zuzuwenden, das sie verdienten. Taher wollen wir in der kommenden Zeit die wichtigsten Punkte in eigenen Artikeln beleuchten und versuchen, die schwierigen Fragen dem Leser näher zu bringen. Ueberblickt man nun die Tätigkeit der beiden Kam mern, so muß mau feststellen, daß diesmal mit Ernst und Eifer gearbeitet worden ist und daß besonders in der Zweiten Kammer alle Parteien sichtlich bemüht waren, Schärfen und Reibungen zu vermeiden und die Arbeiten nach Möglichkeit zu fördern. Hierdurch ist auch erzielt worden, daß der vorliegende Stoff in dem in Hinblick auf andere Tagungen verhältnismäßig kurzem Zeiträume von nur fünf Monaten erledigt werden konnte. Allerdings muß hierbei in Betracht gezogen werden, daß den: Land tage diesmal mit Ausnahme der Elektrizitätsvorlage größere Gesetzentwürfe seitens der Negierung nicht zuge gangen waren und daß auch die Zahl der vorliegenden Petitionen gegen früher verhältnismäßig gering war. Eisenbahnpetitionen und solche, die auf Gehaltserhöhung einzelner Beamtengruppeu abzielten, fehlten fast gänzlich. Es lag dies daran, daß beim Beginn der Tagung in ver ständnisvoller Weise nach dieser Richtung hin „abgewinkt" worden war. Die Beratungen in der Zweiten Kammer standen be sonders unter dem Zeichen der Fürsorge während und nach dem Kriege. Nicht nur die Staatsregic- rung selbst hatte der Volksvertretung einige großzügige Vorlagen nach dieser Richtung hin zugehen lassen, sondern auch die einzelnen Fraktionen hatten eine größere Reihe hierauf bezüglicher Anträge gestellt. Sowohl die Regie rungsvorlagen als auch die Fürsorgeauträge sind sämtlich in Gemeinschaft mit einigen hierzu vorliegenden Petitionen erledigt worden. Nur die Petition des Landesverbandes der Saalinhaber für das Königreich Sachsen konnte in der Schluß-Sitzung der Zweiten Kammer infolge der Be schlußunfähigkeit des Hauses nicht mehr verabschiedet wer den. Man darf jedoch mit Bestimmtheit annehmen, daß die Staatsregiernng Maßregeln im Sinne der Petition und der hierzu gestellten Anträge ergreift, um dem schwer bedrängten Saalinhaberstande zu Hilfe zu kommen. Von den Gesetzesvorlagen und Anträgen, die hierher gehören, seien nur genannt die Gesetzentwürfe, über die Gewährung von Darlehen an Bezirksvcrbände zur Unterstützung der Kriegcrfamilien und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die Anträge für die Kriegshilfe im Mittelstand und die Ange hörigen der freien Berufe, über die Unterstützung brotlos gewordener Textilarbeiter, über die Gewähung von Bau darlehen, über die Durchführung der Wohnungsfürsorge für die heimkehrcnden Krieger usw. In eingehender Weise hat sich die Kammer auch mit den immer brennender wer denden E r n 8 h r u n g s f r a g e n beschäftigt, die dank der Maßnahmen der Staatsregiernng und des einmütigen Zusammcnarbeitens aller Faktoren mit den maßgebenden Behörden und Korporationen in die Wege geleitet worden sind, die die Gewähr für eine ausreichende', wenn auch manchmal schwierige Versorgung unseres Volkes mit Nah rungsmitteln bieten. Jedenfalls hat auch der Sächsische Landtag nach dieser Richtung hin den Beweis erbracht, daß auch er bereit ist, dem Aushungernngsplan unserer Feinde die Spitze zu bieten. Neben verschiedenen kleineren Gesetzesvorlagen der Staatsregiernng bietet unstreitig die Denkschrift über die Einleitung einer staatlichen Elektrizitätsversor gung in Sachsen vom volkswirtschaftlichen Standpunkte aus das höchste und allgemeine Interesse. Die Ziele der ganzen Vorlage greifen naturgemäß besonders tief in die finanziellen Verhältnisse, derjenigen Städte und Gemein- den ein, die sich zrp' Versorgung mit Elektrizität eigen- Das Neueste vom Tage Al MW LkllW 2WMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 10. April 1910. Westlicher Kriegsschauplatz In den gewonnenen Trichterstelluugeu südlich von St. Eloi iviesen unsere Truppen Wiedereroberungsversuche feind licher Handgrauateuabteiluugeil restlos ab. Die Miuenkämpfe zwischen dem Kanal von La-Vassäe und Arras haben in den letzten Tagen wieder größere Lebhaftigkeit angenommen. Auf dem Westufer der Maas wurden Bethincourt und die ebenso stark ausgebauten Stützpunkte „Alsaee" und „Lorraine" südwestlich davon abgeschuürt. Der Geg ner suchte sich der Gefahr durch schleunigen Rückzug zu entziehen, wurde von den Schlesiern aber noch gefaßt und büßte neben schweren blutigen Verlusten hier 11 Offi ziere und rund 700 Mann an uuverwnndeten Gefangenen 2 Geschütze und 10 Maschinengewehre ein. Gleichzeitig räumten wir uns unbequeme feindliche Anlagen, Blockhäuser und Unterstände an verschiedenen Stellen der Front aus, so nördlich des Dorfes Avocourt und südlich des Naben waldes. Auch bei diesen Einzelunternehmungen gelang es die Franzosen ernstlich zu schädigen; an Gefangenen ver loren sie außerdem mehrere Offiziere, 270 Manu. Rechts der Maas wurde in ähnlicher Weise eure Schlucht am Südwestrande des Messerrückens gesäubert. 1 Offiziere, 181 Manu und Material blieben in unseren Händen. Weiter südlich und in der Woevre fanden lediglich Ar tilleriekümpfe statt. Im Lustkampfe wurde südöstlich von Damloup und nordöstlich von Ehateau Satins je ein französisches Flugzeug abgeschossen. Die Insassen des ersteren sind tot. Je ein feindliches Flugzeug wurde im Absturz in das Dorf Loos und in den Eailletteuwald beobachtet. Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz Keine besonderen Ereignisse. Oberste Heeresleitung. Amerikanische Blätter über die Kainzlerredc Nenqork, 9. April. (Durch Funksprnch vom Ver treter des W. T. B.) Tie Zeitungen widmen der Rede des Reichskanzlers spaltenlange Artikel. „Sun" sagt: Auge- sichts dessen, was geschehen ist und noch jetzt geschieht, ist es ein phantastischer und schrecklicher Siiphemismns, davon zu sprechen, daß Unterseeboote lediglich der Verteidigung dienen. Zn den Versicherungen, des Reichskanzlers, daß Deutschland sich aller Abenteuer auf der westlichen Halb kugel der Welt enthalten will, ist nur zu sagen, daß die Vereinigten Staaten das Vertrauen zu den Versicherungen eines europäischen Kanzlers und zu Versprechungen, die in feierlich besiegelten Verträgen gemacht werden, verloren haben. Die Vereinigten Staaten beabsichtigen jetzt, ihr Heer und ihre Marine zur Verteidigung ihrer Grenzen und zur Bekräftigung ihrer nationalen Politik zu rüsten. — Eine Meldung der „World" ans Washington'besagt, es sei unmöglich gewesen, im Weißen Hause und im Staats departement eine amtliche Meinungsäußerung über die Kanzlerrede zu erlangen. Man nehme an, daß Präsident Wilson nnd Staatssekretär Lansing davon angenehm berührt seien, daß Deutschland keinen Konflikt mit der amerikaniscl>en Regierung wünsche'. Frankreich und der Hl. Stuhl Nach einer Meldung 'der „Voss. Ztg." sei aus mittel- italienischen Blättern zu entnehmen, daß sich eine An näherung zwischen dem Heiligen Stuhl und Frankreich anbahne. lieber einen Besuch bei Jinmclman» wird dem „Berl. Tagebl." berichtet, daß es Jmmelmann sehr große Freude beveitet habe, daß ihm der Kaiser zum 12. Siege beglückwünschte, als ihm der 13. gemeldet werden konnte. Der Kaiser habe deshalb den Zwölften durch gestrichen und den Dreizehnten darüber geschrieben. Auch soll der Kaiser geäußert haben, man könne nicht so rasch schreiben, wie Jmmelmann schieße. Kraftwerke errichtet haben und aus diese» nicht unbe trächtliche Einnahmen erzielen. Tw Zusicherungen der Staatsregierung lassen jedoch mit Bestimmtheit hoffen, daß die Durchführung des ganzen Werkes, zu dem ja noch beide Kammern ihre Zustimmung geben müssen, in scha llendster Weise erfolgen soll. Zweifellos handelt es sich hier aber um einen großzügigen Plan, der von der Staats- regierung in weitblickender Weise in die Hand genommen worden ist, »m einesteils die ElektriztÜtspersorgimg des ganzen Landes für die Zukunft sicherzustelleii und anderer seits den Staatskassen auch größere Einnahmen zuzn- führen. Man darf jedenfalls den Beratungen der Zwischendeputationeii beider Kammern, die bereits am 2. Mai ihre Arbeiten wieder anfnehmen werden, mit dem größten Interesse eiitgegensehen. Weiter haben sich die Kammern noch mit verschiedenen Angelegenheiten, n. a. auch niit der Begründung einer Zigarettentabak-Einkailfszeiitrale in Berlin beschäftigt. Es sind hierbei wollt seitens der Staatsregiernng als auch seitens der Abgeordneten kräftige an die Adresse von Berlin gerichtete Worte gewechselt worden und man darf jeden falls im Interesse unserer großartig entwickelten Ziga- retten-Jndnftrie hoffen, daß der einseitige Plan nunmehr vollkommen wieder gescheitert ist. Daß die Steiierziischläge, wie überhaupt die ganze Finanzlage des Landes lebhafte Aussprachen herbeiführen würden, war selbstverständlich nicht anders zu erwarten. Es ist jedoch auch hier zu einer erfreulichen Einigung zwischen den Kammern und der Regierung gekommen, so- daß auch die finanzielle Zukunft des Landes für die nächste Etatperiode vollkommen sichergestellt worden ist. Daß es bis jetzt möglich war, über di« großen finanziellen Schwie rigkeiten des Weltkrieges und die hohen Anforderungen, die dieser an die sächsischen Staatskassen stellt, binweg- ziikommen, ist nur der gesunden Finanzlage Sachsens, seiner hochentwickelten Industrie und Landwirtschaft und seiner gewerbefleißigen Bevölkerung zu verdanken. Man darf hoffen, daß Sachsen zu denjenigen Bundesstaaten gehören wird, in denen die Wirkungen des Krieges wohl ani ersten mit verwischt sein werden, wenn der Frieden seine goldenen Schwingen wieder über das Land breiten wird. In diesem Sinn« darf auch die Tätigkeit beider Kam mern des Sächsischen Landtages beurteilt werden. In langen nnd schweren Sitzungen im Plenum und in den Deputationen sind alle wichtigen Vorlagen glatt erledigt worden. Tie Mitglieder beider Häuser waren sich bewußt, daß es diesmal weniger auf Worte, sondern mehr auf Taten und Handlungen ankam, die in erster Linie notwendig waren, nur uns auch weiterhin über die Schwierigkeiten des Krieges hinwegzuhelfen. Und wenn der erlauchte Bruder unseres Königs, Prinz Joban» Georg, in einer der letzten Sitzungen der Ersten Kamimu den Wunsch nach einer stärkeren Betonung des sächsischen Geschichtsunter richts in »nsern Schulen znm Ansdruck brachte, so kann mau diesem Wunsche nur freudigen Her-zens zustimmen, denn auch die Zeit des gegenwärtigen Weltkrieges, in dem besonders die Söhne Sachsens ans den Weltmeeren nnd in der Luft die größten Erfolge erzielt haben nnd in dem auch die blübenden Söhne unseres Königs draußen im Feld-- dielrste ihren Mann stellen, wird allezeit ein Ruhmesblatt in der Sächsischen Geschichte bilden. X Prinz Johann Georg über das Studium der sächsischen Geschichte In der Sitzung der Ersten Kammer vom 6. April trat Prinz Johann Georg für ein erhöhtes Studium der sächsischen Geschichte ein. indem er folgendes anssührte: Seit fast 11 Jahren bin ich Protektor des Königlich Sächsischen Altertnmsvereins nnd seit fast 7 Jahren stehe ich an der Spitze der Königlich SäcWschen Kommission für Geschichte. Seit dieser- Zeit habe ich oft mit Bedauern bemerkt, daß es mit der Kenntnis der sächsischen Geschichte in weiten Kreisen unseres Volkes schlecht bestellt ist. Mit der Kcnntnislosigkeit ist eine bedauerliche Interesse losigkeit verbunden. (Sehr richtig!) Viele wissen nicht mehr von der sächsischen Geschichte, als daß einmal der Prinzenranb stattgefunden hat, daß unser Land eine wich tige Rolle in der Rcforniationszeit gespielt hat und daß August der Starke eine ausgesprochene Neigung für das weibliche Geschleckt gebabt bat. Wer sich aber eingehender mit der sächsischen Geschichte befaßt bat, wird sich davon überzeugen, daß sie viele interessante und bedeutende Epochen enthält. Um gleich auf Anglist den Starken zu-