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Amts- M MeiBliitt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Ps. einschliehl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verlegeri Emil Hannebohn in Eibenstock. > 5V. Jahrgang. AS Sonnabend, den 14. März LAOS Der Hlasermeister Kerr I'raur I-ouis bodlsxel hier ist heute als Bürge» der Stadt Eibenstock verpflichtet und ausgenommen worden. Stadtrat Eibenstock, den 9. März 1903. Hess«. — Mllr. Holzversteigerunq aus Carlsselder Staatssorstrcvier. Im Gasthof „zum grünen Baum" in Carlsfeld sollen Areitag, de« SV. März 1SV3, von vorm. '/,lv Uhr an 8410 fichtene AkSher von 7—15 em Stärke, 4613 fichtene Ak-Her von 16—22 am Stärke, 3546 , „ „ 23—48 „ 85 im fichtene Auhknüppek, 725 „ verschiedene Mrennhökzcr gegen sofortige Bezahlung und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Die unterzeichnete Revierverwaltung erteilt über obige Hölzer nähere Auskunft. Carlsfeld und Eibenstock, am 12. März 1903. «gl. Horstrtvierverwaltung. Kgl. Aorstrentamt. Hehre. Herlach. Die strategische Aedeutung Ket'gokands. Der Zufall wollte, daß in denselben Tagen, die den Eng ländern die Mitteilung von dem Plan, am Firth of Forth einen Flottenstützpunkt zu errichten, brachten, Kaiser Wilhelm zur Be sichtigung der Befestigungs-Arbeiten vor Helgoland weilte. Arg wöhnische und ängstliche englische Blätter mochten an eine ge wisse Absichtlichkeit glauben. Da« ist natürlich falsch. Aber cS kann bei diesem Anlaß hervorgehoben werden, daß wir in Helgo land tatsächlich einen wertvollen Stützpunkt für die Flotte besitzen. An der Monatsschrift „Deutschland" beschäftigt sich Korvetten- kapitän a. D. Capelle mit dieser Frage. Der Hauptinhalt seiner Ausführungen ist folgender: Wenn auch nach dem Flottengesctz von 1900 der Ausbau unserer Flotte erst im Jahre 1917 sein Ziel erreicht haben wird, so stellen doch heute schon die deutsche Kriegsmarine und die deutsche Handelsflotte mit den zugehörigen Häfen, Bauwerftcn und Reparaturwerkstätten, Dockanlagen u. s. w. AngriffSobjektc dar, deren Vernichtung sich ein Gegner unter allen Umständen zur Aufgabe machen muß, wenn er da» Ziel verfolgt, Deutschlands Macht zur See zu brechen. Eine« der jenigen Gebiete, die für diesen Zweck am meisten in Betracht kommen, ist der südöstliche Teil der deutschen Nordsekbucht mit dem Jadebusen und den Mündungen der Weser und Elbe und den dahinter liegenden großen Hafenplätzen Wilhelmshaven, Bremen und Hamburg. Die Insel Helgoland ist vermöge ihrer eigenartigen Lage mitten in der offenen See, in einem Abstande von etwa fünf deutschen Meilen von der Küste und in ziemlich gleicher Entfernung von Jade, Elbe und Weser in hervorragender Weise für die Ver teidigung der Zugangsstraßen zu den einzelnen Plätzen geeignet, und cS ist außer allem Zweifel, daß sich in einem zukünftigen Kriege ein heftiger Kamps nm den Besitz der Insel entspinnen wird. Daß ein Komplex von Schiffen, wie ihn eine moderne Kriegs flotte darstcllt, auf einen verhältnismäßig kleinen Raum zusammen gedrängt, eine Menge von Bedürfnissen hat, von deren Be friedigung die VerwendungSbereilschast abhängig ist, liegt klar auf der Hano. Es ist daher Vorbedingung für die gedeihliche Verwendung einer jeden Schlachtflotte, daß sie einen Stützpunkt hat, der ihr Schutz gegen die Unbill der Witterung zu gewähren vermag und ihr die Ergänzung ihrer Vorräte gestattet. Einen solchen bedeutet Helgoland, wo auch Befehle und Auskünfte für die Befehlshaber niedergelegt werden können. Seitdem Helgo land in deutschen Besitz übergcgangcn ist, sind aus dem Ober land umfangreiche Befestigungen neu angelegt worden, die mit Geschützen schwersten Kaliber» von 16 Kilometer Tragweite ausgerüstet sind. Dadurch kann Helgoland da« Ankern feindlicher Schiffe in seiner Nähe verhindern und sich andererseits an der Beschießung der feindlichen Flotte unmittelbar beteiligen, wenn e« dem deutschen Flottenführcr durch sein Manöver gelingt, den Gegner zu zwingen, den Kampf im Bereich der Helgoländer Befestigungen aufzunchmen. Der Angreifer wird in solchem Falle einen Teil seiner Streitkräfte auf die Beschießung der Be festigungen verwenden müssen, wobei in Betracht kommt, daß bei einem Kamps zwischen Küstenbefestigungen und Schiffen die erste ren stet» im Vorteil sind. Erschwert wird eine derartige Be schießung noch dadurch, daß die Landbefestigungen nicht in gleicher Höhe wie die SchifsSgeschütze liegen, sondern die Schiffe erheb lich überragen. Gelänge c« dem Gegner aber, die Helgoländer Küstenbefestigungen zum Schweigen zu bringen, so bliebe noch übrig, von der Insel tatsächlichen Besitz zu ergreifen. Auck> die« wird sich sicher nicht leicht bewerkstelligen lasten, da die Boden formation von Helgoland hierfür sehr ungünstig ist. Anderer- seit» ist für eine wirksame Blockade der Küste der Besitz der Insel ebenso notwendig, wie sie dafür günstig gelegen ist. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die dauernde Bcschlußunfähig- keit de« Reichstage« und die daran geknüpfte Befürchtung, der Reichstag werde sein Pensum, vor allem den Etat nicht recht zeitig erledigen, hat zu Besprechungen zwischen den Parteien geführt, wie dem vorgebeugt werden könne. Die Besprechungen sind bisher unverbindlicher Art gewesen. Sie werden sich voraussichtlich zu dem Ergebnis krhstallisieren, daß man Abstimmungen zunächst möglichst au» dem Wege geht und dafür besondere Tage ansetzt. Für solche „AbstimmungS-Tagc", die die ausgesammclten Abstimm ungen zu erledigen hätten, würden dann umfassende Vorbereitungen getroffen werden, um an ihnen ein beschlußfähige» Hau» zu sammen zu bringen. — Berlin, 12. März. Der „Berliner Börsen-Courier" meldet: Geheimrat Professor Behring, der in Wien eingetroffen ist, ist er gelungen, Kälber gegen Tuberkulose-Infektion zu im munisieren. Er hofft, eS werde ihm gelingen, auch Menschen gegen Tuberkulose immun zu machen. — Zur Besserung der Beziehungen zwischen Berlin und Kopenhagen liegt wieder ein beachtenswerte» Symptom vor. Bisher stand in der Hofpresse der letzteren Residenz fest, daß an dem gewaltigen Völkerzusammenstoß von I87O7I ledig lich der unersättliche Ehrgeiz de« damaligen Grafen Bismarck die Schuld getragen habe; Napoleon III. erschien dort als das schuldlose Opfer im Netz eine» skrupellosen Intriganten. Auf Grund einer Veröffentlichung in der Pariser „Revue des Revue»" ist aber jetzt da« bezeichnete Kopenhagener Organ zu der Einsicht gelangt, daß der bekannte französisch-italienisch-österreichische Kriegs bund gegen da« neue Deutschland seit dem Spätsommer 1869 fcstsland und daß nur die geringere MobilisierungSfähigkeit der beiden napoleonischen Bundesgenossen die Absicht seiner Uebcr- tragung in die Praxi» hatte aus da« Frühjahr 1871 vertagen lassen. Al« treibender Faktor bei dem Bündnis erscheint der österreichische Erzherzog Albrecht, als der zurückhaltende der Kaiser Franz Josef selber, der trotz der Verstimmung über das Jahr 1866 doch nur Krieg führen wollte, wenn er entweder selbst angegriffen würde oder wenn der französische Imperator in Süddcutsckland al« Befreier auflretcn könnte; tatsächlich kam das einer Absage an den französischen Werber und den mit einer Fcldherrngloriclc geschmückten Halboheim nahe; der Urheber des Frankfurter FürstcntagcS von 1863 wußte doch selbst am besten, daß im deutschen Süden auch bei den Partikularistcn die Rhcin- bundstimmung nur mehr vereinzelt und verschämt vorkam. Auf Grund dieser neueren Aufschlüsse aber kommt jetzt da« mehr erwähnte Kopenhagener Prcßorgan zu der Ueberzcugung, daß nicht nur damals Gras Bismarck der einzige klar denkende und sehende europäische Staatsmann war, sondern daß er mit seiner Benutzung der spanischen Thronkandidatur zur früheren Herbei führung de» Kriegsausbruches (?) durchaus da« moralische Recht auf keiner Seite gehabt habe. Die Einsicht ist am Oeresund spät gekommen, aber sic kann auch jetzt noch mit Genugtuung begrüßt werden, wie alle», wa» die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und den un» blutsverwandten skandinavischen Völkern bessert. — England. London, 11. März. Da» Unterhaus lehnte den Antrag auf H e ra b se tz u n g des effektiven Bestände« der Armee mit 245 gegen 154 Stimmen ab. Für den Antrag stimmten auch 18 ministerielle. — Afrika. Die Kämpfe in Marokko gehen, nach einer Depesche des „Heraldo" au» Tanger, mit wechselndem Er folge weiter. Während die Truppen de« Sultan» 44 Köpfe ge fangener Aufständischer nach Marakkesch sandten, erteilte der Tazza besetzt haltende Aufständischensührer Rozhi Befehl, die ab geschnittenen Köpfe von Soldaten de« Sultan» an den Toren von Tazza auszustellen. Die Streitkräfte oc« Sultans haben zugenommen, doch kämpft ein Teil der Kabylcn nach wie vor auf Seite de» Prätendenten. — Amerika. New-Jork, 12. März. Nach einer Depesche au« Willemstad soll bei Coro ein heftiger Kampf zwischen venezolanischen Aufständischen und Regierung-Iruppen stattgefundcn haben, dessen AuSgang noch unbekannt ist. Die Revolutions partei behauptet, im Besitz aller östlichen Häfen der Orinoko mündung bi» nach Rio Chico zu sein. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 10. März. Der sächsische Sturm fahnenoffizier von S». Privat, Hauptmann Julius v. Rouvroh, ist am 6. März im 65. Lebensjahre gestorben und auf dem alten sächsischen Soldalcnkirchhvf in DreSden-Neustadt bestattet worden, lieber seine Personalien und die Vorgänge, denen er seine Berühmtheit im sächsischen Heere verdankt, wird den „Leipz. Reuest. Nachr." geschrieben: Julius v. Rouvroh ent stammte einer alten sächsischen Soldatenfamilie. Der jetzt ver storbene Offizier war der letzte diese« Stamme«. Er selbst starb unvermählt und hatte, nach seinem Ausscheiden au« dem Heere al« Major (am 21. April 1876), bei seinen gleichfalls unver ehelicht gebliebenen beiden Schwestern sein Heim gefunden, und dort ist er auch gestorben. In seine Dienstzeit bei der Leib brigade, nach 1866 Grenadierbrigade, fielen die Feldzüge in Böhmen und Frankreich; letzterer schmückte seine Brust mit dem sächsischen Krieg«- (Militär St. Heinrich»-) Orden und dem Eisernen Kreuz 2. und 1. Klasse, auch machte er sich im letzten Kriege unsterblich durch sein Verhallen bei der Erstürmung von St. Privat durch die Garde und Sachsen. Der Hauptmann v. Rouvroh befehligte damals die 11. Kompagnie des heutigen Kaisergrenadier Regiments Nr. 101. Bei dem Angriff de« 2. und 3. Bataillon« diese« Regiment» auf das starkbesestigle St. Privat, der zu beiden Seiten der von Roncourt nach St. Privat führenden Straße erfolgte und viele Opfer kostete, erhielt der Hauptmann v. Rouvroh tausend Schritt vor dem Dorfe einen Prellschuß, der ihn zunächst zum Zurückbleiben zwang. Leutnant Blohm führte die Kompagnie weiter, auch er wurde kampfunfähig, und Leutnant Schneider übernahm die Führung. Als bei sinkender Sonne die Trommeln und Hörner zum Sturm riefen und die wehenden Fahnen, deren Träger in dem Kugel- und Blcihagel, der aus St. Privat den Deutschen entgegenprasselte, schon fünf und mehrmal gewechselt hatten, den vorwärtsstürmenden Sachsen den Weg wiesen, war auch der Hauptmann v. Rouvroh wieder seiner Kompagnie nachgekommcn. Er ergriff die Fahne, schwang sic hoch und gab mit ihr das Zeichen zum Sturm auf den Dorseingang, nachdem die Kompagnien bereit« die vor dem Dorfe liegenden Einzelgehöfte genommen hatten. Dem vorwärt« eilenden Hauptmann schlossen sich an der Regiments-Adjutant, Premier leutnant v. Malortie, 6 Unteroffiziere und 11 Mann der I I. und 12. Kompagnie. Noch feuerte die feindliche Besatzung aus den Häusern durch Türen und Fenster, so daß sich da« heftigste Nachtgefccht entspann. Der Feind focht mit dem Mut der Ver zweiflung, mußte zuletzt aber doch entweder zurück oder blieb auf dem Platze. Hauptmann v. Rouvroh, die PremicrleutnantS v. Werlhof und v. Malortie, Sekondeleutnant Schneider und Offiziere de» Leib Grenadier-Regiment«, sowie von anderen Trup penteilen drangen bis jenseits des Dorfe« vor. Erst die ein brechende Dunkelheit machte der Verfolgung ein Ende. Dem Regiment fielen gegen 300 Gefangene in die Hande. St. Privat brannte an vielen Stellen, der Kirchturm stand in Hellen Flam men, fast alle Häuser und die Kirche waren mit Toten und Ver wundeten «»gefüllt. Die eingcdrungencn deutschen Soldaten be- teiligten sich nun am Löschen de« Feuers und Retten der Habe der Bewohner. In später Abendstunde sammelte Oberst v. Seyd- litz die Bataillone vom Regiment 101, die dann auf dem heiß errungenen Schlachtfelds biwakierten. — Dresden, 10. März. Eine neue Form der Wort verkündigung im Sinne der Evangelisation hat der Dresdner Stadtverein für innere Mission seit Jahresfrist in dem Sonn tagsdienst an Mittellose ins Leben gerufen. ES galt, die traurigen Scharen ganz Verarmter, Arbeit«-, Mittel- und Ob dachloser, Zerlumpter und AuSgestoßener einer Sonntagsheiligung durch besonderen Gottesdienst zuzuführen. So wurden sie denn, wie der „Dr. Anz." berichtet, durch die BerufSarbeiter unserer Stadlmission teil» gelegentlich im Asyl für Obdachlose, teil« in Winkeln und an Zäunen aufgesucht und aufgefordert, sich an einem bezeichneten Ort, anfangs in der Herberge zur Heimat, später in einem primitiven Raum im Hinterhaus einer Garküche aus der Elisenstraße, Sonntags früh gegen 8 Uhr einzufinden. Sie fingen an, sich schnell in größerer Anzahl zu sammeln, bis zu 90 fanden sich ein. Jeden Sonn- und Feiertag kommen sie nun dort schon fast ein Jahr lang, ohne Glockenklang und ohne Einladung (zumeist auf Mitteilung untereinander) zusammen, alt und jung, ein herzbeweglichc» Bild. Ein ungenannter Freund der inneren Mission ist der Hausvater im Leiblichen, der Pastor de» Stadtverein« im Geistlichen. Da« Ganze ist nun da«, wa« man in Berlin eine Schrippenkirchc nennt i man hat dort deren vier bereit«), man könnte auch sagen „Frühstückskirche" oder „Sonn- tagSfeier der Aermsten". Im letzten Winter füllten den kleinen Raum durchschnittlich etwa 40 Personen. Die Wartenden unter halten sich mit ausgelegten christlichen Blättern. Um 8 Uhr wird ein Lied gesungen, ein Tischgebet gesprochen und da« inzwischen auSgcteilte Frühstück, je ein Topf Kaffee und zwei Dreierbrote, schweigend verzehrt. Dann hebt der schlichte Gottesdienst an. Ein gemeinsame« Lied zuerst unter Violinbegleitung und Unter stützung einiger Knaben, dann da» GotteSwork, stehend angehört, und eine schlichte cindringende Auslegung von nicht mehr al» 20 Minuten au« geistlichem oder Laienmund, anschließend ein freie« Gebet, gemeinsame» Vaterunser, Segen und Schlußver«. Nach Schluß bleiben, auch Wohl der Wärme wegen, manche noch sitzen und mögen noch etwa« au« der Bibel hören. Wenn sie aber, still wie sic kamen, auseinander gehen, kann man draußen zwischen ihnen manchmal unbemerkt hören, daß sic gern gekommen sind. — Dresden, 12. März. Die Besserung im Befinden de« Prinzen Friedrich Christian hat in den letzten Tagen so erfreuliche Fortschritte gemacht, daß er heute zum ersten Male dar Bett verlassen konnte.