Suche löschen...
Dresdner Journal : 18.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190211180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19021118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19021118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-18
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 18.11.1902
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vri«,»»ret»: ««» »rzuae durch dir KtMfl-fteik tuurrduk» »?«»«, »,d0 M. (emschl. ü»lragung), durch di« K Hutsch« Keich« » M- (ausschließlich Bestellgrld) vicrteljahrlich «ckzelue «ummrrn 10 Pf. Wird Zurückseuduna der für dieSchriftleitung bestunnuka, aber von dieser uicht rin» «svrdrrtru BeittSge bea» Frucht, so ist da« Post,el» Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Kricket««: Werktag- aachm. d Uhr. — Original berichte und Mitteilung« dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. O 2«8. Dienstag, den 18. November nachmittags. «utü«dt«un«»«edkhre»: Die Zeile Neiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi- gunaS-Seite oder d«rrnRaum Uv Pf. Bei Tabellen, und Ziffernsatz ü Pf. Aufschlag für die Zelle Unterm Re- daktion-strich (Eingesandt) di« Tertzeile mittler Schrift oder deren Raum LV Pf Gebühren. Ermäßigung bei bsterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für die nach» mittag- erscheinende Nummer. 1802 Amtlicher Teil. Dresden, 18. November. Das Hoflager Sr. rönigl. Hoheit des Kronprinzen ist heute von Kachwitz nach Dresden (Palais am Taschenberger »erlegt worden. Verordnung, die Außerkurssetzung der Zwanzigpfennigstücke aus Nickel betreffend; vom 14. November 1902. Nachdem der Bundcsrath laut der unter D nach stehenden Bekanntmachung vom 10. Oktober 1902 bestimmt hat, daß die Zwanzigpfennigstücke aus Mel vom 1. Januar 1903 ab nicht mehr als gesetz liches Zahlungsmittel gelten, werden sämmtliche Staatskassen hierdurch angewiesen, in Gemäßheit dieser Bekanntmachung Zwanzigpfennigstücke aus Mel bis zum 31. Dezember 1903 zwar in Zahlung und zur Umwechselung gegen Reiä-sgeld anzunehmen, jedoch ihrerseits nicht weiter als Zahlungsmittel zu benutzen. Die zur Einlösung gelangten Zwanzigpfennig stücke aus Nickel sind, insoweit sie vorher nicht bei einer Reichsb^nkanstalt haben umgewechselt werden können, bis 15 Januar 1904 1 von denjenigen Kassen, die nicht unmittelbar Ueberschüsse an die Finanzhauptkasse einliefern, bei dieser oder bei einer unmittelbar Ueber schüsse einlieferndcn Kasse umzuwechseln, 2 . von den anderen Kassen zu den Einlieferungen an die Finanzhauptkasse mit zu verwenden. Gegenwärtige Verordnung ist in sämmtlichen Amtsblättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 14. November 1902. Zämmtliche Ministerien. ».Metzsch. ».Seydewitz. Rüger, vr. Otto. Arhr. v. Haufen. V Bekanntmachung. Auf Grund des Artikel III Abs. 2 des Gesetze«, deneffend Aenderungen im Münzwcsen, vom 1. Juni 1900 «Reichsgesetzblatt S. 250) hat der BundeSrath die nach folgenden Bestimmungen getroffen: 8 r Die Zwanzigpfennigstücke aus Nickel gelten vom 1. Januar 1903 ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungs mittel. Von diesem Zeitpunkt ab ist außer den mit der Einlösung beauftragten Kasten Niemand verpflichtet, diese Minzen in Zahlung zu nehmen. 8 2 Die Zwanzigpfcnnigstücke aus Nickel werden bis zum 31 Dezember 1903 bei den Reichs- und Landeskasten zu ihrem gesetzlichen Werthe sowohl in Zahlung als auch zur Umwechselung angenommen. 8 3. Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausche (K2) findet auf durchlöcherte und anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewichte verringerte sowie auf verfälschte Münzstücke keine Anwendung. Berlin, den 16. Oktober 1902. Der Reichskanzler. In Vertretung: Freiherr von Thielmann. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Am «eschäftsverciche des Ministerium» »er Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Angestellt: Der Accessist Taufchcr al- Steueraufseher; der Hoboist (Sergeant) Fehse al- Grenzaus - scher — Befördert: DerObersteuerkontroleur Jacobi zum Borstande der Zollabfertigungsstelle am Bahnhöfe in Zittau unter Beilegung des Titels Steuerinspektor; die Zollsekretäre Kaiser und Opelt zu Obergrenzkontrolcurrn in Frauen stein bez. Seifhennersdorf; der Oberkontrolassistent Herberg zum Zollsekretär in Leipzig; die Revisionsauffeher Haupt und Kolpe zu Zollassistenteu in Boitersreuth bez. Leipzig; die RevisionSaufseher Kittel zum Untersteuereinnehmer in Ostritz und Unger zum Ncbrnzollrinnehmer in Wcrnitzgrün. — Versetzt: Der Vorstand der Zollabfertigungsstelle am Bahnhöfe in Zittau, Steuerinspektor Löffler, unter Be laffung des Titels Steuerinspektor als StationSkontroleur nach Berlin; die Obergrenzkontroleure Zscherlich als Obersteuer- kontroleur von Frauenstein nach Penig und Bahlrühs als Zollselrctär von SeishennerSdors nach Dresden; der Zoll sekretär RostoSky von Leipzig zur Zollabfertigungsstelle in Mittitz; der Bureauassistent Schneider in die Stelle eines Zollassistenten in Dresden; die Zollassistenten Götzel in Leipzig in die Stelle eines Oberkontrolassistcnten daselbst, Herold in Dresden als Bureauassistent zur Zoll-und Steuer- Direktion und Bonneß als Steuereinnehmer von Boitersreuth nach Markneukirchen. — Pensionirt: Der StationSkontroleur Zollrath Giese in Berlin; der Untersteuereinnehmer Werner in Ostritz; der Nebenzolleinnehmer Pfund in Wernitzgrün. — Verstorben: Der Revisionsausseher Zahn in Leipzig. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Lußtaz. Unser Volk ist ein dürstendes Volk. An welchen Lebensquellen läßt es sich wohl, seinen Durst zu stillen, nieder? In vielen brennt das Verlangen, alles zu erkennen, viel zu wissen. Kräftige Naturen vermögen ungeheure Massen in sich aufzunehmen. Der Stoff ist eben so gewaltig, daß es keinem mehr gelingt, ein allumfassendes Wissen in sich zu ver einigen. Auch dem Besten bleibt ein ungestilltes Sehnen zurück. Am Ende legt er sich zur letzten Ruhe. Wie viel hat er vom Leben gehabt, was hat es ihm gegeben? Tausende von ungelösten Fragen blieben übrig, dunkle Rätsel, unentwirrbare Geheimnisse ließ er zurück. Wird ein glücklicheres Geschlecht sie lösen? Wir müßten schier verzweifeln, hätten wir nicht noch eine andere Weisheit. Bei Gott ist die lebendige Quelle. Da» Leben in und mit Gott gewährt Befriedigung Hier wird das Herz mit dem erhabenen Gedanken des unvergänglichen Wertes der Seele erfüllt. Die Gemeinschaft mit Gott hebt in so außerordentlichem Maße über das Gewöhnliche hinaus, giebt ein solches Bewußtsein von wahrer Größe, besiegelt so kräftig, daß man etwas gelte und tauge, daß man froh wird. Dies erst verbürgt die wahre Heiterkeit des Gemüts. Zudem kann jeder ein solches Glück erreichen, keinem ist der Weg hierzu verschlossen. Hier verleiht weder Abstammung, noch Begabung, noch Besitz einen Vor zug. Vielmehr kann jeder glauben, wer nur will. Wissen und Erkennen läßt unbefriedigt, dem Gläubigen allein wird geantwortet. Aber viele wollen keine Antwort, daher die Klage, „mich, die lebendige Quelle, verlassen sie". Wie viele schöpfen aus den Quellen, wo man reines Menschen tum, Schönheit, Kunst, edle Gedanken findet. Wohl dem, der sich solche Bildung ancignen kann. Aber das Gewissen, die Pflicht wächst nicht am Schönen, sondern stählt sich am Heiligen. Wie viele suchen in der Zerstreuung, im rauschenden Vergnügen, im sinnlichen Genuß den Ausgleich für die Härten und Bitterkeiten des Daseins Aber wer wurde davon je satt? Der Mensch will mehr, sein zagendes Herz will Trost, der Gedrückte will Gerechtigkeit, der Ein same ein Tröpflein Liebe, der Sterbcnsmüdc Kraft, daß die Flügel der Seele ihn zu ewigen Höhen tragen. Doch wie kommt man zum Ziel, ist der Weg nicht zu steil? Es ist soviel Zweifclsucht da, der Unglaube redet laut, daß alles unsicher sei, nicht zum wenigsten das Wort Gottes, diese Burg der Gläubigen. Aber keiner hat das Recht, die Zwcifelsucht anderer sich zum Deckmantel zu nehmen, der eigenen Entscheidung auszuweichen. Zwingt das Leben mit seinem Hasten und Ja^en jeden, schon in irdischen Dingen sich einen festen Standort zu nehmen, sollen nicht die Nach drängenden über den Fallenden erbarmungslos hin wegschreiten, wie viel mehr müßte er in himmlischen Dingen wissen, wie er stehe. Feigheit auf christlich- religiösem Gebiete rächt sich bitter. Nur die Männer haben Rückgrat und auch den Feinden gegenüber Wagemut, die mit ihrem Gott im Gewissen richtig stehen. Gleichgiltigkeit gegen das Heilige ist un männliche Schwäche Lieder Haß und Feindschaft, als charakterlose Lauheit. Die Feinde zeigen wenigstens, daß ihnen Gott zu stark ist. Da sie sein nicht mächtig werden, knirschen sie mit den Zähnen, rasseln sic mit den Ketten. Feinde aber kann Gott sich noch zu Freunden wandeln, Laue jedoch, sagt die Schrift drastisch, wird er „ausspcien aus seinem Munde". Darum der Bußruf, zurück zur Quelle, schöpfet aus ihr, sie fließet reichlich. Im Worte Gottes quillt der Jungbrunnen auch für das Geschlecht unserer Tage Die Bibel ist die unversiegliche Lebcnsquelle, sie bleibt das Buch der Bücher, das sich noch jedem, der redlich sucht, als das Buch von Gott und über Gott bezeugt. Welche Erziehungs weisheit fließt aus ihm. Luther hat in ihm die wahre Religiosität wieder entdeckt, aus ihm den „geraden Weg", der zu Gott führt, gepredigt. Mit ihm bannte er die ungezügelten Schwarmgeister, verstopfte er die gegen sein Gotteswerk auf- schäumrnde Revolution. Die Bibel ward zum rostbuch im Jahrhundert des großen Krieges und brachte die verrohten Massen wieder zu christlicher Zucht und Sitte. An diesem Buche, als einem Felsen, hat die tollgewordene Vernunft spä terer Tage nach harten Stößen ihre Grenzen erkannt, dieweil „es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde giebt, als sich die Schulweisheit träumen läßt." Dieses Buch hat unser Volk jetzt stark gemacht. Es ward zum Liederquell unserer Sänger, zum Bilderbuch unserer Künstler, zum Notenblatt unserer Tondichter, zum Schwert unserer Streiter, zur Schatz grube unserer Dichter, zum Schacht unserer Denker. Unserer Zeit predigt dies Buch, der Mensch lebt nicht davon, daß er viele Güter hat, sondern vom Geiste Gottes. Was satt und froh, ergeben und treu macht, was Schwung verleiht und mit unvergänglicher Hoffnung erfüllt, das kommt aus seinen lebendig erfaßten Wahrheiten. Die Bibel ist das Buch des deutschen Gewissens. Christus ruft, „wen da dürstet, der komme zu mir und trinke" Was will Christus unter den sausenden Maschinen, den pochenden Hämmern, den flutenden Wassern, den knarrenden Lasten, den sprin genden Funken? Er will den keuchenden, schwitzen den, raffenden, streitenden Menschen das Hochgefühl in die Seele geben, daß sie Gottes Kinder und Erben einer höheren Heimat sind. In dieser Er kenntnis sollen sie die Welt anschauen, ihre Güter gebrauchen, für die Wahrheit kämpfen, Dunkel lich ten, der Fäulnis wehren Gott und Welt schließen sich nicht aus, sondern fordern einander Wer aus der lebendigen Quelle schöpft, dem verengt sich nicht der Gesichtskreis, der bindet sich nicht in seinem frei heitlichen Streben, der hemmt nicht den Lauf seiner Gedanken, sondern nur was sündig, gemein, unedel ist, das scheidet er aus. Aber dieses Ausscheiden macht den Menschen frei von sich selbst. Wie man ein ausgelcbtes Geschlecht in die Jugcndtage seines Volkstums zurückführt, da man noch natürlich empfinden, richtig fühlen, herzlich lachen, tapfer drcinschlagen, dankbar genießen konnte, wie man blutleeren Menschen den Lebcnsodcm der Schöpfung auf Bergen und in Wäldern und an Meeren einzusaugen giebt, so werden wir geistlich gesunden und für die wachsenden Kämpfe der Zeit gewappnet sein, wenn wir alles aus Gott und für Gott thun. Rechtschaffene Buße ist das Stahlbad unvergänglichen Wirkens Dazu helfe der Bußtag! Tagesgeschichte. Dresden, 18. November. Se. Majestät der König stattete gestern nachmittag Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin und Sr. Kaiser!. Hoheit dem Großfürsten Michael Nikolajewitsch von Rußland im Hotel Bellevue, sowie Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß j. L. Heinrich XIV. in der Villa Wiener Straße Besuche ab und empfing abends '^7 Uhr im Residcnzschlosse Se. Hoheit den Herzog Paul zu Mecklenburg- Schwerin. — Heute früh unternahm Se. Majestät der König mit den Herren vom Dienst und einigen mit Einladungen beehrten Kavalieren einen Jagd ausflug nach dem Naundorfer Revier. Die Zu sammenkunft erfolgte früh 7 Uhr 30 Minuten am Bahnhofe Klingenberg. Nach Schluß der Jagd kehrt die Hohe Jagdgefellschaft nach Dresden zurück, woselbst die Königliche Jagdtafel abends k7 Uhr stattfinden wird. Dresden, 18. November. Ter behufs Noti fizierung der Thronbesteigung Sr. Majestät des Königs in außerordentlicher Mission nach Brüssel entsandte kommandierende General des XIX. ( 2. Königl. Sächsischen) Armeecorps, General der Infanterie v. Treitschke, Excellcnz, ist gestern von Sr. Majestät dem Könige der Belgier in Audienz empfangen worden Deutsches Reich. Berlin. Aus Plön wird gemeldet: Ihre Majestät die Kaiserin ist gestern nachmittag 4 Uhr 15 Min. mit den beiden jüngsten Kaiserlichen Kindern nach Berlin abgereist. — Zu dem Diner beim Präsidenten de« Reichstages Grafen v. Ballestrem, worüber wir bereits in der gestrigen Ausgabe unseres Blattes berich teten, waren geladen und erschienen vom Zentrum die Abga. Graf Hompesch, Frhr. v. Hertling, vr. Schädler, Gröber und vr. Bachem, von den Nationalliberalen Graf Oriola, Büsing, vr. Sattler und Bassermann, von den Eonservativen Graf Schwerin-Löwitz, v. Nor mann, Graf Limburg-Stirum, Graf Stolberg-Wernigerode. Ferner nahmen an dem Diner teil außer dem Reichs» kanzler Grafen v. Bülow der preußische Handels minister Möller, die Staatssekretäre vr. Graf v. Posa- dowSky-Wehncr, vr. Frhr. v.Nichthofcn und Frhr. v Thiel mann. Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 17. d. Mts.: „Aida". Große Oper in vier Akten von Antonio Ghislanzoni, für die deutsche Bühne bearbeitet von Julius Schanz. Rusik von Joseph Verdi. Hatte man die Möglichkeit in Rechnung setzen müssen, daß die ausgesprochene Mezzosopran-Partie der Amncris die stimmlichen Fähigkeiten Frl. Langens in günstigerem Lichte erscheinen lassen könnten, als dies in der Partie der Ortrud der Fall war, so trat, wie zunächst fest- zustcllen ist, das Gegenteil ein. Das Organ erschien diesmal auch im Medium bei gaumigem Ansätze kaum eines festen Tones fähig und die schwer ansprechende Höhe nahm wieder einen scharfen, nicht selten kreischenden Mang an. Und so gewinnt man schließlich den Ein druck, daß man in dem Gast einer Sängerin geaenüber- steht, die vorzeitig und bei mangelnder Durchbildung der Stimme an hochdramatische Aufgaben heranttat. Zu ihnen aber war und ist sie ohne Zweifel darstellerisch m nicht gewöhnlichem Maße befähigt; denn auch dies mal erwies sich als der Leistung bester Teil ihr Spiel. Anfänglich noch jene die Tochter der Pharaonen kcnn- ;eichnende Haltung vermissen lastend, wuchs sie dann nach dieser Seite hin recht achtunggebietend in ihrer Rolle Dabei berührten diesmal ihre Gesten, ihr Micnen- ipiel x. noch weit mehr al« einer ursprünglichen Be gabung entstammend, als dies in der Darstellung der allerdings auch fester vorgezeichneten Figur der Orttud der Fall war. OS. Konzert. Der zweite, sehr gut besuchte Streich quartett - Abend der Herren Henry Petri, Theodor Bauer, Alfred Spitzner und Georg Wille war bis zum Schluß durch die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs und Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde ausgezeichnet. Das Programm ent hielt die Becthovenschen Jugcndquartette in 0 und v-änr aus op. 18 sowie das wundervolle O-ckur-Quartett op. 59 Nr. 1, dessen langsamer, einem ergreifenden Trauermarfche gleichender Satz (Kotto Aüaxio v mvsto) den schöpferischen Höhepunkt eines gottbegnadeten Genies und die idealste künstlerische Darbietung des gestrigen Abends bildete. Das leichtbeschwingte Finale des 6-äur-Quartetts hatte gegen die vorjährige Aufführung des Werkes eine Tempo beschleunigung erfahren, die mehr dem vrestissiino als dem Alloxro molto zuncigte und dem Satze zum Glanze einer echten Virtuosenleistung verhalf. U. S Die Kollektiv-Ausstellung der D. Heincmannschcn Kunsthandlung in München-Nizza in Ernst Arnolds Kunstsalon. Wiederum ist der Kunsthändler Heinemann aus München mit einer Sammlung zum größeren Teil be achtenswerter Gemälde nach Dresden gekommen und hat den Räumen des Ernst Arnoldschcn Kunstfalons ein von dem gewohnten Bilde völlig abweichendes Gesicht ge geben. Weichen doch die Grundsätze, nach denen Hr. Heinemann sein Geschäft leitet, auffallend von denen im allgemeinen von Hrn. Gutbier beobachteten ab. Denn während Hr. Gutbier in der Regel darauf sieht, den Besuchern seiner Salons Ausstellungen von einer ge wissen Einheitlichkeit zu bieten, und dieses Ziel dadurch zu erreichen sucht, daß er uns Werke einer zusammen gehörigen Gruppe von Malern oder bezeichnende Proben aus dem Schaffen eines bestimmten Künstlers vorführt, und nach dieser Richtung hin sicher noch mehr thun würde, wenn er auf eme größere Unterstützung des Publikums rechnen könnte, ist Hr Heinemann aus gesprochener Geschäftsmann, der dir verschiedenen Be dürfnisse und Wünsche der Bilder kaufenden reichen Leute genau kennt und sein Lager namentlich um die Weihnachtszeit nach allen Richtungen hin wohl sortiert. Zu diesem Zwecke kann er unfertige und problematische Leistungen nicht brauchen, und Anfänger, die sich über ihre Absichten noch nicht klar sind, selbst wenn ein tüchtiger Kern in ihnen stecken sollte, sind gewiß nicht seine Leute. Er zieht die fertigen Meister vor, die sich nach der einen oder anderen Seite bewährt haben, und deren Spezialität feststcht. Um die Richtung der Ein zelnen kümmert er sich dann nicht im geringsten. Er weiß und hält darauf, daß seine Leute etwas können, und denkt: gelernt ist gelernt, das Wie und Was ist mir glcichgiltig. Derartige Gcschäftsprinzipien haben wenigstens das eine Gute, daß sich aus einer Ausstellung, wie die gegenwärtige ist, ein ziemlich sicherer Schluß auf den herrschenden Geschmack ziehen läßt. Legt man diesen Maßstab an die diesjährige Auswahl, so kann man nur fcststellen, daß das Verständnis für gute Bilder im Wachsen begriffen ist. Die süßlichen italienischen Mäd- chenfiquren, wie sic Eugen v. Blaaü in Wien jahr aus jahrein in sauberster Ausmachung für den Kunst handel liefert, oder Sentimentalitäten von der Art Franz Simms stehen glücklicherweise dort sehr im Hintergründe. Die bei Jung und Alt gleich beliebten Volkssccncn aus Oberbayern und Tirol, mit denen Emil Nau (Nr. 41 „Hund und Katze") und andere die Volkskunst Defreggers verwässert haben, müßen heute zum mindesten recht gut gemalt sein, wenn sie sich halten sollen, und selbst Ed. Grützner weiß ganz genau, daß er, wenn seine Gestalten aus dem Mönchs- und Klosterleben (Nr 22 „Servit" und Nr. 23 „Wilderer") noch Anklang finden sollen, die man gelnde Erfindungsgabe durch die sorgfältigste Ausführung ersetzen muß. Auch Ad. EchtlerS „Bajadere" (Nr. 18) mit dem durchsichtigen blauen Gewände und den gleich falls blauen Blumen im dunklen Haar bleibt immer noch erträglich, wenn man bedenkt, wie viel Können in einem solchen an und für sich faden Gemälde steckt. Damit nun aber das liebe Publikum neben dem Feinen und Zarten, dem Sinnigen und Minnigen, das Rauhe und Wilde, das Kriegerische und Verwegene nicht ganz entbehren möge, thut man gut, sich an die edlen Polen zu wenden, die sich auf die Schilderung wahren Helden tums noch immer am besten verstehen. Darum darf ein Künstler wie Joseph v Brandt („Ucbergana von Ko saken über den Don" Nr. 7) nicht fehlen, und Kunden, denen dieser Maler etwa zu zurückhaltend und gemäßigt erscheint, empfiehlt man A. Wicrusz v. Kowalski, der mit keiner „Tartarcnsuchc" (Nr.27) dem von ihm gewählten Stoffe alle Ehre macht. Derjenige, der an die Feinheit der Malerei größere Ansprüche stellt und sich ein wirkliches Kabinett stück sichern will, freilich auch den Geldbeutel nicht ängstlich anschauen darf, mag sich für eines der beiden Bilder von Wilhelm Diez (Nr. 16 und 17) ent scheiden, von denen namentlich die verhältnismäßig um fangreiche „Episode aus dem 30jährigen Kriege" (Marodeure führen Bauern eine geraubte Kuh weg) zu den besten Leistungen des vortrefflichen Meisters gehört. Neben den bewährten Alten sollen auch die berühmten Jungen nicht fehlen; man muß den Leuten auch einmal sezessionistisch kommen. Neben Lenbach, der einen guten „Fürst Bismarck" und eine ziemlich unglücklich rcmbrandtisiercnde „Dame mit Turban" von diesem Jahre beigesteuert hat, nimmt sich ein Franz Stuck vortrefflich aus, namentlich wenn er wie in seiner „Bacchantenfreudc" (dir. 59) einmal nicht bloß als großer Könner, sondern wie einst mit einer gewissen Frische und Natürlichkeit austritt. Dicht neben Stuck hängt — und zu hängen weiß Hr Heinemann feine Bilder vortrefflich — em Kindcrkopf von dem unlängst verstorbenen Nic. Gyris (Nr. 24), der mit dem ÄuSdruckc rührender Unschuld und Un beholfenheit mehr sagt, als manche der gefeierten großen Historien und Genrcscencn dieses Künstler». Jndesien giebt cs auch Kunstfreunde, die um die Weihnachtszeit weichen religiösen Stimmungen gar zugänglich sind. Die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite