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Dresdner Journal : 10.08.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186908103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690810
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-08
- Tag 1869-08-10
-
Monat
1869-08
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 10.08.1869
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18» Idonnementrpreise: Im rlorää Lllvä«: l» kr«»»»«» tritt jLkrUek TiiUrUoN: — Kxr 3 rdlr. 8t-mpele«düvr, ^Mrlick: 1 „ IS „ > »u>,erk»Id ä«» Korää. S1on»tlici>:— „ IS „ I LuoN«» kost- uoä Liarew« Kummern: I „ 1 Ltempelrusckluxdiuru. raseraienpretst: k'iir äeu R»um eiuer xespulteneu 2eil«: 1 K^r. Valor „Liu^eoouüt" <tl« 2eU«: 3 K^r. Erscheinen: r»xliei>, mit Xusookm» ä-r Svuu- anä k'eiert»^, Xdeuä, kür äeu kolxeuäso Dienstag, den 10. August. Dres-nerMurnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann 186N. rnlerntenannaiime auswSrt«: 1». lint.iv-rorr»^, Öummiirloolr üer Dresilner 3ouruolo; «denff»».: II. K^niü«, p'uor; 8omdurx-NorU»- Viou-I.oiP-ix-V--oI-rrollUurto.Ll.: Iln,r«,r»ii« L Voallou, LvrUu: Otturius'ecli« UueNIi., Koriuoruo'o »ureou, ituvul.ru Lromeu: K. 8eul.orrRz vro,Ioo: V. Srckxo««'» Xnouncvudureou, .loon, L turvilv; krollUurt o.H : 3--u»:it'»eI>« liueliü.; LSI»: Xv. »ovoooll. korio: Hovoo, I^Lrrirr, Uvi.r,»» L6o., (8,1>I»e« äe loLouroo); vrox: tu Lucuicu', NueSS.: Violl: Xi.. Orr»r.i». Herausgeber: LLuizt. Lrpsäition <ie» llreoänor ^ourool», Oreoitoo, LI»rieu»tr»ie« Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 8. August. Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Abend A9Uhr von Schwalbach wieder hier eingetroffen und haben Sich nach Pillnitz begeben. Dresden, 9. August. Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg ist heute früh A5 Uhr nach München gereist. Dresden, 7. August. Seine Majestät der König haben dem m«ä. practica« und Gerichtswundarzt Karl Ferdinand Orb zu Neusalza das Ehrenkreuz des Ver dienstordens zu verleihen allergnädtgst geruht. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Eisenach. Mün chen. Darmstadt. Bremen. Wien. Prag. Agram. Paris. Haag. Florenz. Madrid. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Bukarest. Zur Grubenerplosion im Plauenschen Grunde. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Eisenach, Sonntag, 8. August, Abends. (W. T. B.) Beide ^Parteien der zum Arbeitercongreß erschienenen Socialdemokraten hielten getrennte Bcrathungen. Die Anhänger Schweitzer s ver sammelten sich im „Löwen", die Partei Bebel's im „Mohren". Letztere nahm mit unwesentlichen Abänderungen die neun Punkte des socialdemokra- tischen Programms an und setzt morgen die Bc- rathung der Vereinsstatuten fort. (Bgl. unter „Ta- gesgcschichte".) Lemberg, Sonntag, 8. August, Abends. (Corr.-Bür.) Die „Gazeta Narodowa" bringt ein ausführliches Schreiben deS früher» Statthalters Grafen Goluchowöki in Sachen der ReichörathS- beschickung. Graf Goluchowski erklärt, ein vollzähliges Erschei nen im Rcichsrathe sei angesichts des unausgcfvchtenen Kampfes wegen der Landeswünsche unentbehrlich. Eine todte Negation bringe keine Früchte, zumal das Land hierzu weder stark noch einig genug; besonders sei die polnische wie die ruthenische Bevölkerung des Flachlandes zur Beschickung des Neichsrathes ge neigt. Die in der Nichtbeschickung des Neichsrathes liegende Herausforderung an die Regierung und den Reichsrath und eventuell directe Wahlen können den glimmenden Nacenhaß neuerdings anfachen, dieser durch Vermehrung der österreichischen Racenkämpfe die Zer rüttung und Auflösung der Monarchie und Aufsau gung Galiziens durch das russische Zarenthum befördern, welches darin die Mittel zur völligen Unterdrückung des Polcnthums auch in seinen jetzigen Provinzen sehen würde. Dagegen müsse ein muthiger, besonnener, aus dauernder Kampf im Rcichsrathe zu der gewünschten Autonomie führen, weil in jeder gewählten Volks repräsentation schließlich der Geist der Gerechtigkeit, Eintracht und Versöhnung siege. Paris, Sonntag, 8. August, Nachmittags. (W. T. B.) Dem „Constitutionnel" zufolge wird der Kaiser erst am 12. August nach ChalonS ab reisen und den Napolronstasi im Lager verbrin gen. Die Abreise der Kaiserin ist auf den 24. d. festgesetzt. Durch kaiserliches Decket wird der Marinemi nister Admiral Rigault de Genouilly mit der in terimistischen Leitung des Kriegsministeriums be- auftragt. Es wird versichert, daß die Commission des Senats den ersten Artikel deS Senatsconsults ge stern angenommen hat. Die Ernennung des Be richterstatters wird wahrscheinlich nächsten Diens tag erfolgen. Wie aus aut unterrichteter Quelle verlautet, wäre der türkisch ägyptische Conslict als im Keim erstickt zu betrachten. Alle Mächte hätten beiden Theilen Nathschläge zur Mäßigung ertheilt und der Vicekönig hätte jede Absicht, einen Conflict herbeizuführen, in Abrede gestellt. Tagesgeschichte. Dresden, 9. August. Ihre Majestäten der König und die Königin trafen am Sonnabend Abend 419 Uhr, von Schwalbach zurückkehrcnd, hier ein und wur den im Leipziger Bahnhofe von Ihren königlichen Ho heiten dem Kronprinzen und der Frau Kronprinzessin, sowie dem Prinzen Gustav von Wasa und Sr. Excell. dem Herrn Staatsminister l)r. Freiherrn v. Falkenstein begrüßt, worauf Allerhöchstdieselben Sich nach Pillnitz begaben. — Heute Vormittag trafen Ihre königlichen Majestäten von Pillnitz hier ein und wohnten mit Ihren königlichen Hoheiten dem Kronprinzen, der Frau Kron prinzessin und der Prinzessin Amalie in der katholischen Hofktrche den Exequien für Se. Majestät den höchst seligen König Friedrich August II. bet. Dresden, 9. August. Se. Excellcnz der Herr Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz ist von seinem Urlaube zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder über nommen. Dresden, 9. August. Herr Staatsminister vr. Schneider Excellcnz hat vom 5. bis 8. August das Bezirksgericht Plauen und die Gerichtsämtcr Plauen, Reichenbach und Pausa besucht. Dresden, 8. August. Vom Gesetz- und Ver- orduungsblatte für das Königreich Sachsen ist das 12. Stück von» Jahre 1869 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 54) Verordnung vom 17. Juli 1869, betreffend die Ausführung des die Be steuerung des Tabaks betreffenden Bundesgesetzes vom 26. Mai 1868; Nr. 55) Bekanntmachung vom-12. Mat 1869, den Wegfall der Uebergangsabgabe von Tabaken und Tabaksfabrikatcn bctr. (abgcdruckt in Nr. 115 des „Drcsdn. Journ."); Nr. 56) Bekanntmachung vom 5. Juni 1869, die Herstellung der Verkehrsfreiheit mit Bier und Branntwein zwischen den Staaten des Nord deutschen Bundes und dem Großherzogthum Hessen be treffend (abgcdruckt in Nr. 132 des „Drcsdn. Journ."); Nr. 57) Bekanntmachung vom 20. Juli 1869, den Anschluß der Hamburgschen Voigtei Moorwärder, so wie eines Theiles der preußischen Elbinsel Wilhelms burg an den Zollverein betreffend (abgedruckt in Nr. 168 des „Dresdn. Journ."); Nr. 58) Bekanntmachung vom 21. Juli 186!', die zur Abfertigung deS mit dem Ansprüche auf Steuervergütung ausgehenden inländi schen Branntweins, beziehungsweise zur Erthetlung der Ausgangsbescheinigung befugtenSteucrstellen betreffend; Nr. 59) Bekanntmachung vom 22. Juli 1869, betreffend die Uebergangsstraßen und Abfertigungsstellen an den Grenzen zwischen den Staaten des Norddeutscher Bun des und dem nicht zu lctzterm gehörigen Theile des Großherzogthums Hessen einerseits und Bayern, Würt temberg und Baden andererseits; Nr. 60) Decret vom 14. Juli 1869, die Anleihe des Gewcrbevereins zu Dresden betreffend. Berlin, 7. August. Amtlicher Meldung zufolge sind die Ratificationen des Handels- und Zollvertrags zwischen dem Zollverein und der Schweiz vom 13. Mai d. I. und der Literarconvcntion zwischen dem Nordddeutschen Bunde und der Schweiz von demsel ben Tage heute im Bundeskanzleramte ausgetauscht worden. Beide Verträge treten mit dem 1. September dieses Jahres in Wirksamkeit. — Bekanntlich faßte der Landtag in seiner jüngsten Session eine Resolution, dahin gehend, die Regierung zu ersuchen, bei der Vor lage des nächstjährigen Etats auch einen Nachweis über die Arbeiten mitzutheilen, womit die Gefangenen in den Strafanstalten beschäftigt werden. Zur Vor bereitung dieses Nachweises sind jetzt die königlichen Re gierungen aufgefordcrt worden, die betreffenden Mit- theilungcn zusammen zu stellen und dabei sowohl die Beschäftigung der Gefangenen für Rechnung oder Be darf der Strafanstalten, als auch die für Dritte gegen Lohn stattfindendcn zu berücksichtigen. — Bisher bestand die Anordnung, daß sämmtliche Erlasse der Ressort minister für die hohen zolle rnschenLande vor ihrer Ausführung einer höhern Cognition deS Präsidenten des Staatsministeriums unterliegen sollten. Diese an fänglich nach der Aufnahme der Fürstenthümer in die preußische Monarchie durch die Rücksicht auf die be sonder» Verhältnisse gebotene Anordnung erscheint jetzt nicht mehr erforderlich, und ist deshalb der Präsident des Staatsministeriums nunmehr von der Obcranssicht über die Verwaltung entbunden worden. Künftighin werden also die Ressortverhältnisse in den hohenzol- lernschen Landen in gleicher Weise, wie in den übrigen LendeSthrilen, zur Anwendung kommen * Berlin, 8. August. Aus Ems wird vom heu tigen Tage, Mittags, gemeldet: Der Großherzog und der Erbgioßherzog von Oldenburg sind heute Vor mittag von Schaumburg hier eingetroffen und von Sr. Majestät dem Könige auf dem Bahnhofe empfangen worden. Abends werden die hohen Gäste nach Schaum burg zurückkehren. Se. Majestät der König wird sich morgen zur Besichtigung des Cadettcnhauscs nach Ora- nienstein begeben, in Schaumburg das Diner cinnch- men und Abends nach Koblenz fahren. — Heute wäh rend des Frühgottesdicnstes im Dome schoß, laut einem Tclcgramme der „K. Z.", ein junger Mann auf den functionircnden Geistlichen. Niemand ward ver letzt. Der Thäter ist ergriffen. Die Motive scincr That sind vollständig unbekannt. Eisenach, 5. August. Die „Weim. Z." schreibt: Heute Mittag kam das Jenaische und Weimarischc Ba taillon des 5. thüringcnschen Infanterieregiments Nr. 94, Großhcrzog von Sachsen, hier an, nm hier bis zum 16. d.M. erst die Regimentsexercitien durchzu machen und vom 16. ab bis zum 8. September an dem Manöver im Hessischen theilzunehmc». * Eisenach, 7. August. Der heute hiersclbst zusam- mcngetrctene allgemeine deutsche Arbeitcrcou- greß ist sowohl von der Bebel'schen Partei, wie von den Anhängern Schweitzer's stark besucht. Von Bebel'- scher Seite ist beschlossen worden, daß nur nach Prü fung der Mandate Zutrittskarten ertheilt werden sollen. Eine von Bebel, Becker und Geip unterzeichnete Pro klamation fordert die Parteigenossen auf, Alles zu ver meiden, was zu Störungen führen könnte. — Die erste Versammlung des Congresses fand heute Abend 8 Uhr im Gasthofe „znm Löwen" statt, wo etwa 150 bis 200 Anhänger Bebel's versammelt sind. Im Gasthofe „zum Schiff" tagen fast ebenso viel Anhänger Schweitzer's. Die Vermittelungsversuche zwischen beiden Parteien sind bisher gescheitert; die Anhänger Schweitzer's bestehen auf Zulassung ohne vorherige Prüfung der Mandate. Von Seiten Bebel's ist für den Fall von Gewaltthä- tigkeiten die Hilfe der Polizei rcquirirt; dieselbe hat zugesagt. Kurz vor Beginn der ersten Sitz ung des Arbeitercongresses erschienen die Anhän ger Schweitzer's und erhielten nach Vorzeigung ihrer Mandate Eintrittskarten. Gleich die erste Frage der Geschäftsordnung, ob die Prüfung der Man date vor oder nach der Wahl des provisorischen Vor standes erfolgen solle, führte zur Sprengung des Con- gresses. Die Schweitzerianrr protcstirtcn gegen die Giltigkeit der kommenden Abstimmungen und begannen die Marseillaise zu singen, worauf der Vorsitzende Geip die Versammlung schloß. Die Anhänger Bebel's wol len morgen gesonderte Berathungcn beginnen. — UeberProgramm und Organisationsvor lage für den allgemeinen deutschen socialdemokra tisch cn Congreß in Eisenach am 7., 8. und 9. August 1869 bringt das „Demokratische Wochenblatt" eine län gere Mitteilung, der wir Folgendes cninehmcn: „Die socialdcmokratische Partei Deutschlands erstrebt die Errichtung deS freien BvlkSstaaieS. Jedes Mitglied der social demokratischen Partei verpflichtet sich, mit ganzer Krast ciuzu- treten für folgende Grundsätze: l) Die heutigen politischen und socialen Zustände sind im höchsten Grade ungerecht und daher mit der größten Energie zu bekämpfen. 2) Der Kampf sür die Befreiung der arbeitenden Klagen ist nicht ein Kampf für die Klasscnprivilcgien und Vorrechte, sondern für gleiche Rechte und gleiche Pflichten und sür die Abschaffung aller Klassenherrschaft. 3) Die ökonomische Abhängigkeit des Arbeiters von dem kapi» talisten bildet die Grundlage der Knechtschaft in jeder Form, und erstrebt deshalb die socialdemokratische Partei unter Ab- schasfung der jetzigen Produclionsweise tLobusqstem) den vollen Arbeitsertrag sür jeden Arbeiter. 1) De politische Freiheit ist die unentbehrlichste Vorbedingung zur ökonomischen Befreiung der arbeitenden Klaffen. Die sociale Frage ist mithin untrenn bar von der politischen, ihre Lösung durch diese bedingt und nur möglich im demokratischen Staate, ö) In Erwägung, daß die politische und ökonomische Befreiung der Arbeiterklaffe nur möglich ist, wenn diese gemeinsam und einheitlich den Kampf führt, giebt sich die socialdemokratische Partei Deutschlands eine einheitliche Organisation, weiche es aber auch jedem Einzelnen ermöglicht, seinen Einfluß sür daS Wohl der Gesammthe» gel tend zu machen. 6) In Erwägung, daß die Befreiung der Ar beit weder eine locale noch nationale, sondern eine sociale Auf- gäbe ist, welche alle Länder, in denen es moderne Gesellschaft giebt. umfaßt, betrachtet sich die socialdemokratische Partei Deutschlands, soweit eS die Vereinsgesetze gestatten, als Zweig der internationalen Arbeitcrassoc ation, sich deren Bestrebungen anschließend. Als die nächsten Forderungen in der socurldemo- kratischen Partei sind geltend zu machen: >) Ertheilung des allgemeinen gleichen dirccten und geheimen Wablr-chts an alle mündigen Männer vom 20. Lebensjahre an, zur Wahl sür das Parlament, die Landtage der Einzclstaaten, die Provinzial- und Gemeindevertretungen, wie alle übrigen Vertrctungskörper. 2) Einsübrung der dirccten Gesetzgebung (Referendum) durch das Volk. 3> Aushebung aller Vorrechte des Standes, des Besitzes, der Geburt und Eonsession. 1) Errichiung der Volks wehr an Stelle der stehenden Heere, b) Trennung der Kirche vom Staate, und Trennung der Schule von der Kirche, v) Obli gatorischer und unentgeltlicher Unterricht in Volksschulen. 7) Unabhängigkeit der Gerichte, Einführung der Geichwornen- gerichte und Einführung des- öffentlichen und mündlichen Ge richtsverfahrens. 8) Volle Preßfreiheit, freiestes Versamm- lungs-, Vereins- nnd Eoalitionsrecht, Einführung des Normal- arbcitstages, Verbot der Kinderarbeit, ü) Abschaffung aller in- directen Steuern und Einführung einer einzigen dirccten pro gressiven Einkommensteuer." — Wie man dem „Fr. I." schreibt, befindet sich an den Straßenecken Eisenachs nachstehendes Placat: „Parteigenossen! Da von gewisser Seite schon mehrfach dem social demokratischen Kongresse „Skandal" in Aussicht ge stellt wurde, so fordern wir Euch aus, Alles zu vermeiden, was Veranlassung zur Störung geben könnte. Gleichzeitig machen wir die Delegirten zum Congreffe wiederholt daraus aufmerksam, daß nur Diejenigen zu den Verhandlungen zuge laffen werden, welche gegen Abgabe ihres Mandats an den Localcomits eine Legitimationskarte empfangen haben. Die Prüfung der Mandate geschieht durch einen aus dem Kongresse gewählten komit». Im Auftrage der Einberufer dcs Con areffes gez. Geib, Bebel, Dr. Ladendorf, Joh. PH. Becker, Obcrwinder." Bremen, 7. August. Die „Wes.-Ztg." schreibt: Durch verschiedene Blätter läuft eine Nachricht des Inhalts, daß die Verhandlungen zwischen der preußi schen Regierung und dem Bremer Senate wegen An schlusses dcs bremenschen Landgcbicts au dcn Zoll verein wieder ausgenommen seien und aller Wahr scheinlichkeit nach zu einem Resultat führen würden. Es liegt auch nicht der mindeste Anhalt zu dieser Nach richt vor, die ganz und gar aus der Luft gegriffen ist. München, 7. August. Die Kaiserin von Oester» reich ist mit dem König und der Königin von Ne apel diesen Mittag von Garatshausen hier cingctroffen und vom Bahnhof sogleich nach dem Glaspalast zum Besuch der internationalen Kunstausstellung gefahren. Die Herren der k. k. Gesandtschaft und mehrere Mit glieder des Künstlercomites geleiteten die Majestäten durch die Kunstsammlung. Nach mehr als e.nstündigem Aufenthalt beehrten die hohen Herrschaften auch die Lo calindustrieausstellung mit einem Besuche. Die Ma- jcstätcn werden, der „A. Z." zufolge, heute Abeud nach Garatshausen zurückkchren. — Das Zustandekommen einer süddeutschen Fcstungscommission ist nun, wie dem „Nbg. Corr." gemeldet wird, gesichert; nächster Tage können die Ratificationen hierüber ausgetauscht werden. Darmstadt, 6. August. (Fr. I.) Heute begann bei großherzoglichcm Bczirksstrafgericht die Verhandlung in der Anklagcsache dcs Abg. Metz gegen R. Fendt, veranlaßt durch eine Korrespondenz in dem „Deutschen Wcchcnblatte" (Nr. 13) von 1867, wegen Verleumdung und Ehrcnkränkung. Es sind nicht weniger als 37 Zeugen geladen. Die Verhandlungen hatten alsbald einige stürmische Scenen im Gefolge. Der Angeklagte Feuilleton. K. Hoftheater. Bei der am Sonnabend den 7. August veranstalteten Aufführung dcs „Hamlet" machte sich in Bezug auf den Besuch des Hauses wieder eine be kannte Erscheinung geltend, die nach einer Seite hin etwas Erfreuliches, nach der andern etwas Klägliches hat: das Theater war auf den Plätzen ziemlich besetzt, die weniger kostspielig sind und dem gebildeten Mittel stände noch allenfalls den Genuß der Kunst und die immer treue Theilnahme seines Geistes an gediegenen Werke» erlauben, während sich die für die sogenannten vornehmem Kreise bestimmten Abtheilungen leer er wiesen. Da diese letztem Plätze voller sind, wenn es sich darum handelt, äußerliches Echaugepränge und Allo tria zu sehen, oder wenn ein Gast Neugier erweckt und die klassischen Stücke durch die Befriedigung dieser Neu gier etwas weniger „ermüdend" erscheinen, so läßt sich aus diesem Umstande leider nur ein logischer Schluß ziehen, der in der That kein erfreuliches Licht auf die Geschmacksrichtung vieler Theaterbesucher werfen kann. Aber auch dieses jetzt bei uns sehr gewöhnliche Factum, dessen sich Dresden früher nicht zu schämen hatte, ent behrt seiner natürlichen Herbeiführung nicht. Es wird wieder mehr und mehr schwinden, sobald die Leitung unsers Theaters alle Kreise des Publicums warm über zeugt, daß ihr im Drama die sorgfältigste Pflege des klassischen Repertoires am Herzen liegt und daß sie vor den unsterblichen Werken der Poesie eine zu heilige Pietät besitzt, um sie halb und halb als Lückenbüßer, wenig vorbercitct, zwischen andere Aufführungen rin- zuschieben. Ich hoffe, daß für den kommenden Herbst und Winter diese alle Eultur ignorirende Manipula tion nicht wieder hervortritt, sondern sich in ihr Ge- gentheil verkehrt. Sie compromittirt die trefflichen Traditionen des Dresdner Geschmacks, indem sie im Publicum alle Hoffnungen auf das höhere Drama nie- dcrschläat und das Gute mit dem Mißlungenen leicht verwechseln läßt. Es muß eine schöne Aufgabe für die Direktion sein, von einem solchen Jrrthum abzulenken. Die Hamletvorstellung leidet unter dem Drucke sol cher Verhältnisse, denn man hält sie offenber für schwä cher, als sie ist. Deshalb die ungleichmäßige Besetzung dieses Abends, dessen erträgliche Einnahme nur dem intelligenten Bedürfnisse des Mittelstandes zu dan ken ist. Es dürfte jetzt unter den jüngern deutschen Schau spielern kaum einen erfreulicher» Hamlet als den des Herrn Dettmer geben. Seine Individualität, seine Färbung des Organs, seine zum schwermüthigen, ge- müthstiefen Neflrxivnsausdrucke so leicht hindrängende Mimik passen ganz und gar für diese Rolle. Man wird schon gefesselt durch die ungemein lebendige, be geisterte Hingabe des Künstlers für seine Partie, die er zwar mit mehr Naturalismus als Idealität vorträgt, aber doch an keiner Stelle die Veredelung, die Stili- sirung dcs Realistischen aus den Augen läßt. So ge lingt cs ihm, ein Ganzes zu geben, an welches man glauben und deshalb gern daS Rechten über Einzel heiten unterlassen kann. Die Phantasie und innere Ausregung treibt dcn Künstler einige Male zu einem etwas starken Auftrage, z. B. gleich im Beginn der Scene mit der Mutter, allein diese Phantasie und Er regung führten auch zu Momenten von wirklich ergrei fender Illusion, voll überraschender psychologischer Ma lerei. So wirkt die Scene mit dem Geiste und der Schluß bei der Vorstellung der fahrenden Schauspieler. Hingabe, Feuer und ein Streben bis zur letzten Grenze individueller Kräfte sind gar seltene Eigenschaften, die man hoch halten und am wenigsten durch kleine Ein ¬ wendungen stören muß, wenn sich daneben, wie bei Herrn Dettmer's Hamlet, in Augenblicken des ruhigen Dialogs eine vollkommene Beherrschung der Situation zeigt und das Fallenlassen und Jnparenthesesprechen gewisser Redetheile einen überraschend treffenden Ein druck macht. Außerdem wurde die Vorstellung noch unterstützt durch Frau Bayer als Königin, Fräulein Ulrich als Ophelia, Herrn Jaffe als Polonius, Herrn Han stein als Laertes und Herrn Winger als Schau spieler, während der Geist von Herrn Porth trefflich dargestellt wurde. Herr Hanstein vcrrieth als Laertes vielen Fleiß dcs Studiums, und wenn dieser an und sür sich schon eine der besten Dekorationen für jeden Künstler ist, so wird er noch angenehmer, sobald er wie hier einen befrie digenden Erfolg zum Resultat hat. Polonius ist eine sehr schwierige Partie geworden, indem die Bearbeitung diesen Charakter beschädigt hat. Viele Zwischenglieder, die kluges Alter und faselnde Altersschwäche psychologisch vermengen, fehlen jetzt, und der Künstler hat eigentlich zwei Charaktere, mit denen er sich abfinden muß, den klaren Polonius bis zur Ab- schiedsredr gegen den Sohn und den unklaren Greis nach derselben. Ueber die Jnsrenirung wäre Manches zu sagen, doch verlangt es die größere Sammlung dcs Winters. Otto Banck. -j- Periodische Literatur. Von der „Allgemeinen Familienzeitung" liegen uns wiederum zwei Hefte (6 und 7) vor, welche das dem Unternehmen früher ge spendete Lob nur bestätigen können. Dem reichen In haltsverzeichnisse entnehmen wir u. A.: „Der Schmuck deS Inka", Erzählung von Karl Frenzel; „Die Ge heimnisse einer kleinen Stadt", Erzählung von Max Ning; „Der Zauberer des Hochgebirges", Erzählung von Heinrich Nos; Novelletten, naturhistorische, kultur historische und historische Beiträge von Gerstäcker, A. Becker; Sirano, Eggert, Otfrid Mylius, Paul Stein u. s. w. Die saubcr ausgesührten Illustrationen zeigen u. A. die Porträts von Ferd. v. Lcsseps, den Vice könig von Aegypten, Prof. Or. Justus v. Liebig, sowie die Opposttionscandidatcn des Scincdepartcmcnts. Fer ner: Suez mit den neuen Hafcnanlagen am Eingänge des maritimen Canals; Anfangspunkt dcs neuen Thcmse- tunnels beim Tower; zwei Ansichten von Cherbourg; eine Wahlversammlung im Gymnase-Triat zu Paris; das Emporschrauben der Häuscr in Chicago; der ver ankerte Luftballon in London; der Platz vor dem Pa riser Stadthausc bei der Eröffnung dcs Resultats der Wahlen; die Gräber der englischen Offiziere auf dem Cathcarthügcl bei Scbastopol; die Ruinen der Haupt straße von Scbastopol und endlich die Ucbungsschule der großen Velocipsdefabrik in der Nue-Jean-Goujou in Paris. Der „A. Z." wird geschrieben: In Oxford ist zur Zeit die Gasser'sche Statue des Nationalökonomcn Adam Smith ausgestellt. Als Kunstwerk allgemein gepriesen, soll dieses Standbild der dortigen Universität zum Andenken an einen ihrer berühmtesten Zöglinge zum Geschenke gemacht werden, und ein Comitö, zu welchem u. A. Herr Gladstone gehört, ist bemüht, die znm Ankauf nöthige Summe von 700 Pfd. St. auf zubringen. * „Saul", bereits von K. Beck, Fr. Rückert, Gutz kow, I. G. Fischer u. A. als dramatischer Held benutzt, ist abermals der Gegenstand ekster Tragödie geworden, deren Verfasser sich E. Marinelli nennt.
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