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78. Jahrgang. ^ 17 Abenö-Ausgabe Dienstag, IS. Januar ISA Gegründet 18S8 Drablanfibrift: Slachrichten Dresden Fernlmecker-Tammclnummcr: LS 241 Nur für Nacktgctvräckcr SO Oll Borne,«-lAoKltKr bi» >k. Januar UW, bei löslich Einmligcr Zustellung «rci .Haus i.ku Mk. vr-evUl), Poftbciuasvreis silk Monat Januar :< Mark ohne Postzustcllunasgcbi Dir — Anzeigen werden nach Goldmark Anzeigen-Preise: Etnrelnummer l« Pfennig. berechnet« die ein aukerlialb 250^ außerlialb . ng. Offerlengcbiilir sgcbülir. sv mm breite ro Mg. Familicininzelacn und «Stellengesuche nlinc 25 Psg.. die so min breite Reklamezeile 200 Psa.. cbiibr saPsg. Ausw. Aufträge gegen Borausberalna. schristleituna und.Hauptgeschäftsstelle! Marienitraste 38 <12 Druck u. Derlag von Liepsch es Neichardt in Dresden Postscheck-Konto 1083 Dresden Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe «.Dresdner Nachr."> »ulässtg Unverlangte Schriftstücke werden nicht ausbcwabrt. FranzWsche Hasenbauten auf deutsche Kosten M Millionen Sachliesernngen für IM. — 23 Tote bei dem amerikanischen Bergwerksungliick. Londoner Schachzug gegen die V. S. A. Ein englischer Sicherheitsplan. London, l0. Januar. Man will wissen, daß das britische Körrig« office das Bölkcrbundssckrctariat be nachrichtigt habe, daß eö ihm binnen kurzen einen voll ständigen Plan betr. die Sichcrheitssragc »nter- breitc« werde. Dieser Note werde mit großer Spannung entgcgcngesehcn. I« Zusammenhang mit den nachstehenden Meldungen Lber die Aussichtslosigkeit des amerikanischen Antikricgs- pakteS. muß wohl in dem angcküudigten englischen Plan der Londoner Gegenzng gegen die Kcllogglchc Politik. Frankreich in Amerikas Schlepvta« zu nehmen, gesehen werde«. Sollte diese Ansicht zutresscn. so wird der englische Plan zur SicherheitSiraac natürlich Frankl 'S Stell««- sehr berücksichtigen. Sie ist von Loncheurin einer Rede auf der Konferenz des Aktionskomitees für den Bölkcr- bund nochmals scharf umrisicn worden: Schiedsgericht. Sicherheit «ndAbrüstung kämen in ihrer Gesamt heit eine« enronäikchen Pakt alcich. Auf dicke Weise werde dersrättzSsischen Ansfassung zum Siege ver« halfen. Deutschlands Standpunkt ist bekanntlich der. daß Abrüstnngs- und Sicherheitösragc nicht verknüpft werden dürfen. Zurück zu -en polnischen Formeln. Unterredung Briands mit dem Londoner Gesandte«. Paris. IN. Jan. „Petit Parisicn" will behaupte» können, daß Briand gestern im Verlauf der Unterredung m i t dem englischen Botschafter Lord Creme die Frage -es AntikriegSpaktcs dinchgcsprvchen hat. England würde sich ganz allgemein dem Pakt a»schlies;en können. Ader eö würde ebensowenig wie Frankreich seine Verpflichtun gen gegenüber dem Völkerbund beseitige» können und ebensowenig die Verpflichtungen, die sich a»ö dem Abkommen von Locarno ergeben hätten. Ob man wolle oder nicht, nur eine Alternative sei möglich: entweder die cin- gcleiteten Verhandlungen würden abgebrochen oder man komme zwangsläufig zurück z» der Formel des polnische» Antrages, dessen Wendungen der Brief an Kellogg bereits ausgenommen habe. Auf alle Fälle aber, so meint ..Petit Parikie»" seien die Vorschläge Briands nicht ganz nutzlos gewesen, weil der französisch-amerilänischc Schiedsgerichtsvertrag, wenn alle von ihm beeinflußt seien, eine Tragweite und einen feierlichen Charakter annchmen werde, den er ohne Briands Vorschläge niemals angenommen hätte. Taröieus Forderungen. Berlin, lO. Januar. Der Minister für öffentliche Arbeiten, Tardieu, hat nun das Sachlicfcrnngoprogramm siir das Jahr 1828 endgültig ausgestellt. Die Sachliesernngen. die von Deutschland in diesem Jahre verlangt werden, sind um 20» Millionen höher als im Jahre 1 8 27 und belaufen sich auf insgesamt 800 Millionen. Cs sollen an SachliescrungSarbcitc« anSgcführt werden: Im Hasen von Dünkirchen Vertiefung dcS Hafenbeckens s!>0 Millionen), — Konstruktion eines neuen Vorhafens il20 Millionen, — im Hasen von Voulogne Vollendung der Dcichbautc» (120 Millionen), — im Hasen von Le Havre Vertiefung der Schissahrtsrinnc (33 Millionen), — Erwcite- rnng des südlichen HafenkaiS <123 Millionen), — Lieferung eines Schwimmdocks von 23000 Tonnen (83 Millio nen). — Cr«ei)er«ug der Schiffahrtjtrinne von Le Havre nach Nonen (72 Millionen), — im Hafen von Cherbourg Bau eines nenen AnsladckaiS (82 Millionen), — im Hasen von Hasen von Nantes Ausbau der Einfahrt (23 Millionen), — im Hafen von St. Nazaire Anlegung eines neuen Hafen beckens für große Ucbcrsecdampser (80 Millionen), — im Hafen von Nantes Ausbau der Einfahrt 23 Millionen). — im Hafen von La Rochcllc Bau neuer Kais (81 Millionen), — im Hafen von Bordeaux Anlage eines neuen Ausladc- kaiS (30 Millionen) und im Hafen von Bayonnc Lieferung eines Baggers (8,3 Millionen). Außerdem sollen f ü r Kanal da «te» an der Seine 67 Millionen, an der Saünc 8l Millionen, an der Oise l,7 Million und am Nhein- Marnc-Kanal 0,21 Million verausgabt werden. Da-icke freigesprvchen. Berlin, lv. Januar. Das Landgericht l hat das Urteil der ersten Instanz gegen Major Badickc wegen Be leidigung des Herrn v. TreSckow aufgehoben und auf kostenlose Freisprechung des Beklagten Badickc erkannt. Die Kosten sind dem Privatklägcr v. TreSckow auserlcgt. Deukfchlan- unö Polen. Große Rede galeskis. Warschau, lv. Januar. Der Minister des Acnßeren ZaleskI hielt auf dem Jahresbanketi der polnischen Gesell schaft zur Prüfung internationaler Probleme eine politische Rede. lieber die deutsch-polnischen Beziehungen führte der Minister u. a. ans: Im Lause des verflossenen JahreS konnten wir seitens der Leitung der deutschen Außen politik mehrfach „Beweise guten Willens" und auch von An strengungen seitstellen. trotz außerordentlich schwieriger Inner- politischer Bedingungen gute nachbarliche Beziehungen zwischen beiden Ländern herziistellcii. Vor allem sind cü zwei Momente, die Hoffnung ans eine weitere Entwicklung -er guten Beziehungen zwischen beiden Böllern gestatten. Dies ist die beginnende dciitich-polnischc Zusammenarbeit In Gens und eine merkbare Acndcruiig in der Einstellnüg der deutschen öffentliche» Meinung gegenüber Polen. Jck> hoffe, daß dieses Zusammenwirken I» Zukunst immer häufiger sein wird, und daß die i» Gens schwebenden Frage», wie das Dan zig er Problem, in Zukunft in Gens nicht mehr so viel Raum cinnchmcn werden wie bisher. lM -Heute gibt eö keinen ernsten Deutsche» mehr, der die Behauptung von einem polnischen Saisonstaat »och ernstlich wiederholte. Auch gib» eS heute nicht mehr Deutsche die nicht eine dentsch- polniiche W i r t s ch a k l s v c r i. ä n d I g » n g wünschten, die eine unerläßliche Notwendigkeit darstellt. hingegen werden die Deutschen Immer zahlreicher, die in einem Ziisammeiinckrken mit Polen ernste Möglichkeiten für die wirtschaftliche Ent- wicklnna Ihres Baterlandeö erblicken. Nicht wir haben Beweise guten Willens zu geben, sondern Pole». Herr Zaleili möge sich mir In der Oberschlesic»-. Danzig- und Kvrridvrfrage zu einer -Haltung begneme». die der Rechtslage gereckt wird. Calvnderö »euer Einspruch straft die schönen Worte ZalcsltS vom polnische» VcrständigiingS- willen Lügen. Schwere Verletzung -es Schulabkommens. Ein polnischer Polizeikommissar gibt Störungsausträge an die Aufständische». Kat« on> itz. 1». Januar. Der Präsiden» der Gemischten Kommission. Ealonder, hat in einer Entscheidung gegen das unerhörte Verhalten polnischer Beamter gegen die deutsche Minderheit wieder Stellung nehmen müssen. In der Gemeinde Brzezie im Kreise Rnbnik sollte am ersten WeihnachtSscicriagc eine Weihnachtsfeier der deutschen Minder he itsschnle stattsindcn. Einige Tage vor der Veranstaltung erschien der dortige Ortspolizci- kommondant bei dem Gastwirt, in bestem Saal die Feier statt- sinden sollte, und stellte ihn zur Rede, warum er den Saal zn einer deutschen Feier zur Verfügung stelle. Der Polizei- kommandan« erklärte, daß er. falls die Feier fta«tsiudeu sollte. Ansstäudische her bei holen würde, die die Fcst- »eilnchmcr verprügeln und alles kurz und Nein schlagen würde«. Stunde vor Beginn der Veranstaltung wurde die Feier, die vorschriftsmäßig angemcldct war. plötzlich vom AmtSvorstchcr verboten. Der Deutsche Nolksbnnd legte deshalb bei der Ge mischten Kommission Beschwerde ein. Die beteiligten P r- soncn wurden von der Gemischten Kommission eidlich ver nommen. Die Eideöaussagcn ergaben die Nichtigkeit der Drohungen des Polizeikommandante«. Der Präsiden« der Gemischten Kommission mißbilligte in seiner ?tellun-nähme zn diesem Borsall das Verhalten des Polizci- kommandanten aufs schärfste. Wie cs weiter heißt, stellt das Verhalten des Polizeikommandanten eine schwere Ver letzung der Bestimmungen deS Genfer Ab kommens dar. Schließlich stellt die Entscheidung fest, daß ein Beamter, der mit der Anstistunn von gegen die Minder heiten gerichtete Handlnnge» droht, keineswegs geeignet ist. Im Geltungsbereich des Genfer Abkommens Dienst zu tu». ES «vird daher die Entfernung des Ortspolizci- kommandan «en verlangt. I I« », Iß ,1 llm die Neugestaltung -es Reiches. Der Weg -es Bundes für Beichserneueruug. Der deutschen Ocssentlichkcit. seit Jahren überfüttert mit neuen Vereine» und Bünden aller Art. wird man Nach sehen müssen, daß sie bei der Kunde von der Gründung des neuen Bundes zunächst eine gewisse Zurück haltung für angezeigt hielt. Nachdem aber inzwischen dis Gründungswchen der unter der Leitung des früheren Reichs kanzlers Dr. Luther entstandenen Bereinigung vorüber sindunü eine gesichertere Beurteilung möglich erscheint, wird man dazu übergehen können, sich die wesentlichen Zuiammenhänge zu ver- gegenwärligen. Der „B u n d f ü r Reich Ser Neuerung" ist da und hat gesprochen. Sein Leiter hat bereits Schritte beim preußischen Ministerpräsidenten unternommen und wird demnächst auch beim Reichskanzler vorstellig werden. Die Unterschriftenliste weist Namen von der Rechten bis i» die Reihe» der Sozialdemokratie aus — Namen aus In dustrie und Landwirtschaft. Handel und Schiffahrt — kurz aus allen wichtigen Wirts chaftsbezirkcn. In zwischen haben auch die beide» großen Parteien der Rechten Stellung zu dem Bunde und seinen Zielen ge nommen. Es zeigt sich in der deutschen Oesfentlichkeit ein« gewisse Ausgelockcrtheit — eine innere Bereitschaft swr die großen und größten Fragen, die mit um so größerer Befriedigung erfüllt, als aus ihr hervorgcht, daß sich Deutsch lands Volk doch noch nicht ganz a» kleine und kleinste Dinge eines geschäftigen parlamentarischen Systems ver loren hat. Bei der Betrachtung des Bundes zunächst ein kurzes Work über die Persönlichkeit des Bundesleiters selbst. -Handelt eS sich doch um den ersten groben Schritt, den Reichskanzler a. D. Dr. Luther nach seiner Rückkehr aus Südamerika wieder in das politische Leben tut. Manchenorts will man leine Aktivität nicht nur mit kommenden Reichstags-, sondern auch mit künftigen R c i ch s p r ü s i d e n t e n ui o h l e n in Zusammenhang bringen. Betrachtet man die Luther- sche Aktion auch unter diesem — freilich nur präsnmtlnen — Gesichtswinkel, dann wird man ihrer treibenden Kraft ge wiß kein geringes Geschick in bezug aus eine kchx breite Frontbildung znsprechen dürfen. Ja. man wird die Front, die in der umfangreichen Unterschriftensammlung zum Ausdrucke kommt, nahezu als eine Art von Hindenburg- Front bezeichnen können. Der Bund ist bekanntlich am vergangenen Freitag inS Leben gerufen worden und mit einem Ausruf hervor- getrcten. dessen wichtigste Wendungen in diesem Zusammen, hange erneuter Unterstreichung bedürfen. Man acht von der traurigen Tatsache deutscher innerer Uneinigkeit aus. deutet den Streit unitarischer und föderalistischer Meinun gen an und sucht einen Weg zur Z n i a m m c n s a k s n u a aller Kräfte zur Beendigung dieses Haders. „Eine umfassende Lösung muß gefunden werden. Durch eine klare Abgrenzung der strittigen Belange und durch organische Gliederung der Verwaltung ist eine Erneuerung des Reiches herbei- zusühren. Dem Reich muß in alle» für die Volksaclamtheit wichtige» Frage» die Entscheidung znstehen. Neben del: Führung in der Außenpoliti k, der Pflege des Rechtes und dem Oberbefehl über die Wehrmacht gebührt ihm die Finanzhoheit und die Regelung aller Fragen die kür die Wirtschaftsbilanz von Bedeutung sind." — Nachdem hier mit die Aufgabenstellung wenn auch nur mit flüchtig hin- gcworfenen Strichen umrlsken ist. geht der Ausruf zu einige« Sätzen über, die besonders dem Bodenständigen und dem geschichtlich Gewordenen in der Rcichsgliederung ge recht werden wollen: „Daneben wird die Erhaltung »nd be wußte Pflege der Stätten alter deutscher Kultur verhindern, daß ein U ebcr »i a ß von Zentralisation z« einer Verödung der übrigen Gebiete des Reiches führt —* — eine Formulierung von gutem Klange, gewiß geeignet, einige Bedenken, die zunächst hier und da Platz gegriffen habe« möge», zn zerstören. Am Tage, nach dem dieser Aufruf hinanSging und ein« erste Bilndesversainminiig Dr. Luther den Vorsitz übertrug, hat sich der nnnmchrige Präsident mit seiner Ncngründung der Presse vvrgcstellt. Hierbei wurde» Erklürniigei, abgegeben, die einiges weitere Licht I» die Zusammenhänge des soeben inS Leben getretenen Bnndcö brachten Dr. Luther vermied eS zwar sorgfältig, irgendwelche präzisierten Ausführun gen über die nähere Programmatik des Bundes zu machen. Bei der komplizierten NechtS-Mitte-Links-Zusammensetzung der Unterschriftengcber wird man diese Taktik für begreif lich erachten, wenngleich sich Tr. Lnihcr ans der andere« Seite dadurch auch dem Vorwürfe anSketzen mnßte. bestimm ten und konkreten Foriniilicrnnge» auSgewicken zu kein. Bon besonderer Bedeutung war in dieser Prcsicbesprechung Dr. Luthers Andeutung, daß der GründnngStcrinin nicht zn»