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Dresdner Journal : 02.05.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190305024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19030502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19030502
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-02
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Journal : 02.05.1903
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O100 veiuiSprei«: Leim Bezüge durch die -<sch«fl»ff,ssr Inner-« 5» Ar«dn>» 2,b0 M (ri^chl. Zutraguna), durch die V»st un Deutschen Reiche 3 M. (anlschu.vuch Bestellgeld) vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf Wird Zurücksenduna der für die Schristleitung bestimmten, aber von diefer nicht eia» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist da- Postgeld beizufügen. Dres-ner Journal. Herau-gegeben von der König!. Expedition de- Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erschein«: Werl tag« nachm. L Uhr. — vriginalbertchte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Ouellenangabe nachgedruckt werden Sonnabend, den 2. Mai nachmittags. 1903. AnkündigunaSgebützren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal Hespaltenen Änküudi- gungS-seüe oder dercnRaum 20 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz k Pf Aufschlag iür die Zeile Untern» Re- daNion«st,ich (Eingesant sie Textzeile mittler Schrift oder deren Raum so Pf. Gebühren»Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bi« mittag« 12 Uhr für die nach mittag« erscheinendeNummer. Amtlicher Teil. Dresden, 28. April. Se. Majestät der König haben Alleranädigst geruht, den Konrektor des Gymnasiums in Plauen i. V. Professor vr. Georg Günther und dem Oberlehrer am Realgymnasium Chemnitz Professor vr Gottlob Robert Krause anläßlich ihres Übertrittes in den Ruhestand das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden zu ver leihen. Auf Anordnung des Ministeriums des Innern ist ein neues Verzeichnis des medizinal- und veterinär ärztlichen Personals im Königreiche Sachsen bearbeitet worden, welches unter dem Titel: „DaS Medizinal- und Veterinürärzt- liche Personal und die dafür bestehenden Lehr- und Bildungsanstalten im König reiche Sachsen am 1. Januar 1903" im Druck erschienen und bei der Hofbuchhandlung von H. Burdach hier zum Preise von 2 M. 40 Pf. für ein Exemplar zu beziehen ist. Dresden, am 29. April 1903. Ministerium des Innern, II. Abteilung. Merz. 3700 Das Ministerium des Innern hat der Müller-Kranken- und Begräbnis-Kasse im Plauenschen Grunde und Umgegend und der Krankenunterstützungskasse „ Sa maria" zu Plauen i. V., eingeschriebenen Hilfskassen, nach Aufstellung des I. bezw. II. Statutcnnachtrags vom 5. März bezw. 5. April 1903 bescheinigt, daß sie, vorbehältlich der Höhe des Krankengeldes, den An forderungen des 8 75 des Krankenversicherungs- gesetzeS vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10 April 1892 nach wie vor genügen. Dresden, den 29. April 1903. Ministerium des Innern, Abteilung III 8. vi. Lchelcher. 3791 ^rne«nungen, Versetzungen re. im öffent» lichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ev -luth. LandeS- konsistoriums sind folgende Stellen erledigt und zu be setzen im regelmäßigen Besetzungsvcrfahren: daS II. Diakonat zu Reichenbach (Plauen) — Kl. II. — Koll.: der Stadtrat. — Dagegen wurden angestellt bez befördert: M. I. Knof, Pfarrvikar in Bennewitz, als Pfarrer das. (Grimma); G H. Birnbaum, Divisionspfarrer in Leipzig, als Divisions- Pfarrer in Dresden; W. Th Berg, Pfarrvikar in Lengen feld. als I. Diakonus an St. Petri in Bautzen (Oberlausitz); k K E G. Oertel, I. Diakonus, ? I A. C. Klingsohr, II. Tiakonus, F. G. A. Körner, Diakonatsvikar in Crim mitschau, R. I. Ludwig, Hilssgeistlicher in Chemnitz-Alt chemnitz, als Archidiakonus, >., II. und bez. III. Diakonus in Crimmitschau (Werdau). (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Kunst und Wissenschaft Wissenschaft. * Der Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie findet nach der „Neuen politischen Korre spondenz" vom 3. bis 6. Juni 1903 in Berlin im Langenbeckhause statt. * Ter VII. Internationale Otologen-Kongreß wird nach der „Neuen politischen Korrespondenz" vom I. bis 4. August d. Js. in Bordeaux stattfinden * Ein Preisausschreiben zur Krankenpflege er läßt, nach der „Neuen politischen Korrespondenz", die „Deutsche Krankenpflege-Zeitung" und stellt das Thema zur Bearbeitung: „Wodurch kann man bei der Kranken pflege die Stimmung des Kranken verbessern und sein Vertrauen gewinnen?" * Die bereits früher gehegte Annahme, daß die drahtlose Telegraphie geeignet sei, in den Dienst der Polarforschung gestellt zu werden, wird jetzt zur Ver wirklichung gelangen. Be» der submarinen Nordpol expedition, die der Münchner vr. Scholl gemeinsam mit vr. Anschütz-Kaempfe ausrüstct, wird die Funken- telegrapbie eme wichtige Rolle spielen vr. Scholl hat sich zu diesem Behuf« an die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie geivandt, die ihm ihre Unterstützung zugesagt hat Die Gesellschaft wird für das Unternehmen auf der Insel Spitzbergen eine große funkentelegraphische Anlage nach dem System Braun-Siemens u. Halske errichten Eine korrespondierende Station wird sich bei der Expedition befinden und auf diese Weise während der ganzen Fahrt dauernd den Verkehr mit der StationtbasiS aufrecht erhalten können Die genannte Gesellschaft beabsichtigt, binnen kurzem die vorbereitenden Versuche in Gemein schaft mit vr Scholl anzustellen * Die von der italienischen archäologischen Schule unter Leitung des Professors Halbherr an der Stelle Nichtamtlicher Teil. Dresden, 2. Mai. Als Se. Majestät der König um die Mitte des Monats März Sein Land verließ, um im sonnigen Süden nach schwerer körperlicher Erkrankung und tiefem seelischen Leide neue Kräfte und neuen Lebens mut zu gewinnen, da rief Er Seinem Volke zum Abschiede die Worte zu: ,Sn der Über zeugung, daß Mein Volk Mir vertraut und sich in Meiner tiefen Bekümmernis immer mehr um Mich scharen wird, trete Ich, von zuversichtlicher Hoffnung erfüllt, Meine Reise an." Wir stehen heute am Vorabend der Rückkehr des erlauchten Herrn in das Land Seiner Väter. Noch hat Sein Fuß die heimat liche Grenzmark nicht betreten, aber Seine Sinne, Sein Gefühl weilen längst schon wieder im Vater lande, dem Lande Seiner Geburt, der Stätte, wo Er aufwuchs und Sein Lebenswcrk verrichtet, und hochgeschwellte Freude läßt Sein Herz schneller schlagen. Da ziemt es sich wohl, daß die Männer und Frauen unseres Volkes, die mit Stolz als Sachsen sich be kennen, ihre vaterländische Gesinnung nachprüfen, daß sie vor sich selbst Zeugnis ablegen dafür, ob sic bereit sind, dem Könige zu geben, was des Königs ist: ihr volles, starkes, unvermindertes Vertrauen, ihre an hängliche Liebe an Ihn und Sein Haus, ob sie freudigen, erhobenen Sinnes willens sind, sich um Ihn, den Vater des Vaterlandes, zu scharen. Nicht für jene gilt diese Aufforderung zur kritischen Selbstbetrachtung, die unseren Allergnädigsten König erkannt haben in Seiner Hochgefürsteten Gesinnung — jenen gilt sie, die gleichgültig und teilnahmslos beiseite stehen, wo sie tatkräftig und von innerm Drange beseelt han deln müßten, den Lauen gilt sie, die ohne inneren Anteil das vaterländische Leben betrachten, welche die Rechte eines monarchisch fest fundierten Staats wesens zwar als etwas selbstverständliches hinnehmen, nicht aber auch die schuldigen Pflichten. Und doch dars es weder ein Schwanken noch ein Erschlaffen in der Gesinnung bei einem echten Sachsen geben; es ist unvereinbar mit den Eigenschaften des mon archisch gesinnten sächsischen Mannes, daß er sich auch nur einen Augenblick beirren lasse im Ver trauen zu seinem Könige, daß er auch nur einen Augenblick lang sein Ohr den Einflüsterungen jener herleihe, die den Handlungen des Monarchen andere als nur die lantersten Motive unterlegen Ist es wirklich erst notwendig, daß wir die Angen der Sachsen zurücklenken auf das bisherige Leben unseres Königs, das in jedem seiner Blätter nichts wider spiegelt als die Liebe zum Sachsenvolkc, als jene feste, kernhafte, echt fürstliche Gesinnung, jene Ge rechtigkeitsliebe, Pflichttreue und selbstlose Aufopfer ungsfähigkeit für das Wohl des Vaterlandes, die Sein Erbteil sind vom Vater her. Müssen wir erinnern an die Worte, die der König Seinem Volke zuricf, als Er im vorigen Jahre die Regierung des Sachsen- deS alten Phaistos (Kreta) angestellten Ausgrabun gen haben sehr interessante Ergebnisse gehabt Im Ver laufe der bisherigen Arbeiten wurde ein Palast frei gelegt, dessen Stil und Anlage der Architektur der be reits in Knossos und früher in Phaistos selbst entdeckten Paläste ähnlich ist, d. h. er gehört der mykenischen Pe riode an und besteht aus verschiedenen Abteilungen für Männer und Frauen, Bädern und Lagerräumen. Zwei Treppen, die nach dem oberen Stock führten, sind halb zerstört. Der Palast hat eine Ausdehnung von etwa 2500 qm und gehörte vermutlich einem Großen oder einem Herrscher von Phaistos. * über die Tiergemälde, mit denen besonders in Südstankreich, aber auch in Spanien die Wände unter irdischer Höhlen geschmückt sind, ist neuerdings be richtet worden. Es sind die Figuren des Mammuts, des Bisonstieres, des Pferdes, der Antilope rc., die zur Ausschmückung der Wände verwendet sind; der Stil ist derselbe wie bei den Bildern auf den Gegenständen, die in den tiefen Lagen der Grotten gefunden werden Was mag wohl die Leute bewogen haben, an so abgelegenen Stellen ihre Gemälde anzubringen? In der „Rev. arch." wird die Vermutung ausgesprochen, daß eine Art des Totemismus diesem Verfahren zugrunde liegt. Wie die australischen Wilden den Kängurutanz aufführen, in der Meinung, dadurch die Zahl der Kängurus, die ihnen zur Nahrung dienten, zu vermehren, so haben die alten Be wohner Galliens die Wände der Grotten, wo sie zu einer Art Gottesdienst zusammenkamen, mit den Bildern der Tiere verziert, deren Fleisch ihnen zur Nahrung diente, um damit deren Zahl zu vermehren Die Ver mutung hat mancherlei für sich. Auffallend ist übrigen«, daß alle diese Bilder an Stellen angebracht sind, wo heute ihre Bettachtung nur mit künstlichem Licht möglich ist Da aber aus dem Altertum keine Spur von An räucherung durch Lampen sichtbar ist, muß man wohl annehmen, daß die damaligen Menschen tue Möglichkeit hatten, ihre Augen der Dunkelheit anzupaffen. landes übernahm: „Dagegen versichern Wir sie (die Untertanen und Einwohner des Königreichs) Un serer, auf Handhabung von Recht und Gerechtigkeit und Beförderung der Wohlfahrt und des Besten des Landes unausgesetzt gerichteten landesväterlichen Für sorge, werden auch die Verfassung deS Landes in allen ihren Bestimmungen während Unserer Regierung beobachten, aufrechterhalten und beschützen". Ist es nicht tiefschmerzlich für den königstreuen Mann, aus der Mahnung des Monarchen, die Er dem Sachsenvolke vor Seiner Abreise zurief: „Glaubet nicht denen, die euch vorstellen, daß hinter all' dem Unglücklichen, daß uns betroffen hat, nur geheimnisvoller Lug und Trug verborgen sei, sondern glaubet den Worten eures Königs, den ihr nie als unwahr erkannt habt", erkennen zu müssen, daß mancher unserer Volksgenossen jene treuen, sicheren Königsworte vergessen hat, daß man sehen muß, wie mancher Sachse sich irreleiten, die Zweifelsucht gegenüber dem an Sein Volk glau benden, ihm vertrauenden König in sich groß werden läßt durch gewissenlose Aufwiegler und schlimmer noch durch versteckte, ihre vergiftenden Pfeile aus dem Dunkel hervorsendende Volksversührer. Die Heimkehr des Fürsten in Sein Land, die Rückkehr des Königs zu Seinem Volke mag für die, die zweifelnd oder gleichgültig beiseite stehen, der Anlaß sein, zu uns sich zu gesellen, die wir voll tiefer innerer Bewegung den erlauchten Herrn morgen be grüßen; weiß Er Sich des Vertrauens auch derer ge wiß, denen Er beim Abschiede vor Seiner Reise nach dem Süden die zuletzt wiederholten Worte zurufen mußte, so bereitet Sein Volk Ihm einen Empfang, wie er festlicher und erhebender nicht dargeboten werden kann Zur Uomreise des Deutschen Kaisers. Seine Majestät der Deutsche Kaiser soll nach den bisherigen Bestimmungen am heutigen Sonn abend in Rom eintreffcn. Lauter Jubel wird dem Monarchen entgegenklingen, und er darf beim König Viktor Emanuel einer nicht weniger herzlichen Auf nahme versichert sein als bei der Bevölkerung der Siebenhügelstadt. Der äußere Anlaß dieser Reise ist der Wunsch des Kaisers, den Besuch zu erwidern, den der König von Italien im vorigen Jahre in Berlin und Potsdam abstattete. Ein eigenartiges Fügen war es, daß der junge Herrscher des geeinten Italiens gerade am 28. August, dem Geburtstage Goethes, seinen Einzug in Berlin hielt; und auch beim gegenwärtigen Besuche des Deutschen Kaisers in Rom wird einer der Festtage dem Gedenken Goethes gewidmet sein, indem der Grundstein für den Bau des Denkmals auf dem Monte Pincio ge legt werden soll, das, den jugendlichen Goethe dar stellend, der Deutsche Kaiser der Ewigen Stadt zum Geschenk machte. Wird somit in dem Namen des deutschen Dichters ausgedrückt werden, welche geistigen Bande Nom und das deutsche Volk miteinander verknüpfen, so bedeutet die Anwesenheit des deutschen Herrschers in der Hauptstadt des apenninischcn Königreiches ander seits, daß das Bündnis zwischen Deutschland und Italien in unerschütterter Festigkeit fortbesteht — allen Bemühungen, diese Koalition auscinanderzu- Theologischc Literatur. Bibelwort und Bibel wissenschaft mit besonderer Beziehung auf den evangelischen Religionsunterricht von Prof. Ernst Walther, Realgymnasialdirektor in Potsdam. Berlin 1903. E. Siegfr. Mittler u. Sohn. Die Frage, wie sich die Reliaionslehrer zur Bibelwissenschaft, besonders zu den Ergebnissen der Kuenen-Wellhausenschen Schule, zu stellen haben, beschäftigt immer weitere Kreise. Kürz lich stand sie erst bei der Beratung der Religionslehrer der höheren Lehranstalten Berlins und der Provinz Brandenburg auf der Tagesordnung und Prof. Ernst Walther vom Realgymnasium zu Potsdam war zum Berichterstatter ersehen. Dieser Anlaß hat die angezeigte Schrift hervoraerufen. Obgleich diese mit großer Sach kenntnis und feinem pädagogischen Takte geschrieben ist, so können wir uns doch mit ihrer Tendenz nicht durch weg einverstanden erklären. Da der Religionsunterricht auch auf der Oberstufe höherer Lehranstalten den Zweck hat zu erbauen, d. h. die Herzen für die religiössittlichcn Wahrheiten der heiligen Schrift zu stiminen und empfänglich zu machen, so sind nach unserem Ermeßen alle Fragen über Tertgestalt, Komposition und Widerspruch in der Be richterstattung hinsichtlich der Urkunde der alt- und neu- testamentlichen Heilsoffenbarung so viel als möglich fern zu halten. Durch zu starken Hereinbezug der kritischen Bibelwissenschaft werden die Lehrstunden meist zu Uni versitätskollegien, sie verlieren ihre Weihe, indem nur der Verstand der Schüler beschäftigt wird, Herz und Gemüt aber unberührt bleiben Das Bedenklichste aber ist, daß ein Betteiben der modernen Bibelwiffenschaft dem Schüler die Bibel nur als ein menschlich Gewordenes erscheinen läßt, mit vielen Unvollkommenheiten, Schwächen und Irrtümern behaftet, ihre ewige, göttliche Seite aber, die doch die Hauptsache ist, in den Hintergrund drängt. Mit vollem Recht beschränken daher die Bestimmungen der neuen Lehr- und Prüfungsordnung für Realgymnasien seitens de» König! Sächsischen Ministerium« de« Kultus und öffentlichen Unterrichts die Verwertung der Bibel treiben, zum Trotz — und daß die Freundschaft un beirrt ist, die nun schon in dritter Generation von den Häusern Savoyen und Hohcnzollern treu ge halten wird und dergestalt dem politischen Bündnis der beiden Staaten das Siegel aufgedrückt hat. Dieser Tatsache verschlägt eS nichts, wenn der Deutsche Kaiser nicht verfehlen wird, auch dem Ober haupte der katholischen Christenheit in Rom Seine Aufwartung zu machen. Neidlos sehen wir, wie es der tätigen Politik König Viktor Emanuels und seiner Mitarbeiter gelungen ist, neben der Erneuerung erprobter Bündnisse weitere Freundschaftsbeziehungcn anzuknüpfen, bez. zu festigen. Wir freuen uns, Zeuge zu sein, wie unser italienischer Bundesgenosse bei wirtschaftlicher innerer Erstarkung kräftig auf- strcbt; und wir erblicken, wenn der Deutsche Kaiser als froh begrüßter Gast in dem Palaste des Ouirinals erscheint, hierin den Ausdruck des allgemein in Deutschland vorhandenen Wunsches, daß das italienische Volk wie das deutsche aus eigener Kraft auf der Grundlage nationaler Einheit und Wohlfahrt seine Weltstellung weiter ausbane. Die auswärtige Politik der Woche. Die politischen Kundgebungen, die durch den Besuch König Edwards von England in Rom veranlaßt wurden, haben nichts zutage gefördert, was in den allgemeinen Beziehungen zwischen Groß britannien und Italien über das Maß des Her gebrachten wesentlich hinausgegangcn wäre. Die Römer verhielten sich ohne große Begeisterung freundlich. Die italienische Presse blieb nüchterner als die englische, die der Sucht, aus den römischen Zweikönigstagen irgend etwas für Rußland oder noch lieber für Deutschland Unbequemes heraus Zuschlägen, nur ungern widerstand Tie leitenden Blätter Italiens bezeichneten im Einklang mit der hier schon vor mehreren Wochen gegebenen Deutung die Begegnung der beiden Herrscher als eine Ver mehrung der europäischen Friedensaussichten, und die beim Festmahl im Quirinal am Abend des 28. April gewechselten Trinksprüche bekräftigen diesen Eindruck. Die starke Betonung eines noch weiterer Ausbildung fähigen italienisch-englischen Freund schaftsverhältnisses mutet uns in Deutschland wie die Rückkehr zu der bewährten Politik früherer Jahre an, in denen mit Hilfe der deutschen Tiplo matie ein vertrauliches Einvernehmen zwischen den Kabinetten von London und Rom sorgsam gepflegt wurde. Ist doch auch vor beiläufig einem Jahr an der Wiederanknüpfung dieser älteren Fäden, an dem gutwilligen Verzicht Englands auf eine Haltung, die den italienischen Partner im Mittelmeer schließ lich ganz in die weit geöffneten Arme Frankreichs getrieben hätte, Graf v. Bülow nicht ganz unbeteiligt gewesen Jetzt haben beide Länder durch den Mund ihrer Könige ihre politische Freundschaft mit einem früher nicht angewandten Nachdrnck verkündet, und in Paris wie auch in Rom, selbst dem französischen Quirinalbotschafter Barri-rc, der bei den Trinksprüchcn zugegen war, sollten diese Königsworte zu denken geben. Italien steht zur Zeit dem britischen Reich mindestens ebenso nahe wie der Republik. Tas Schlagwort: „Tas Mittelmeer ein französischer See" will zu dieser engen Verbindung zwischen der britischen und der italienischen Flagge gar nicht passen Nicht einmal vom „lateinischen" See läßt sich reden, so lange eine der „Schwesternationen" so fest zum meer beherrschenden Albion hält wie jetzt das apenninische Königreich Wenn Hr. Barrere das Ziel im Auge hatte, Wissenschaft im Religionsunterricht, indem ausdrücklich hervorzchoben wird, daß dieser „nie der Charakter einer bloß verstandesmäßigen Unterweisung annehmen" dürfe und „alle theologische Gelehrsainkeit fern zu halten" sei; auch „aus der Einlcitungswissenschaft ist bei Behandlung der biblischen Bücher nur das für die Lektüre Not wendige mitzuteilcn unter Fcrnhaltung aller Fragen der höheren Kritik." Nach der gegenwärtig in der Theologie herrschenden Kuenen-Wellhausenschen Schule fällt Mose nur ein sehr geringer Anteil an der pentateuchischen Gesetz gebung zu. Diese These erschüttern bereits die neuesten babylonischen Funde, insbesondere der Dioritblock von Susa mit dem Gesetzkoder des altbabvlonischcn Königs Hammurabi um 2250 v. Chr., indem der Nachweis ge führt wurde, daß die jundischen Vorschriften des so genannten BundeSbucheS im zweiten Buche Mosis sich eng an einen Teil seiner Paragraphen anschließen, bis weilen sich geradezu mit ihnen decken. Man hatte sich schon beinahe daran gewöhnt, anstatt der überlieferten chronologischen Aufeinanderfolge der Schriften des Alten Testaments: Gesetz und Propheten uingekehrt: Propheten und Gesetz zu sagen, der Coder des Hammurabi scheint dafür zu sprechen, daß die alte Syzygie doch ihre Berechtigung hat Wie rasch haben für das Neue Testament, be sonders in der Eoangelienfrage, die Hypothesen einander abgelöst! Wir führen das nur an, um zu zeigen, daß der Religionslehrer, wenn er sich von Gewifsensweaen veranlaßt sehen sollte, mit seinen Schülern biblische Literarkritik zu treiben, sich nicht der Vorstellung hingeben darf, absolut sichere Wahrheiten zu bieten. Wir sind daher der Meinung, daß auch auf der Oberstufe höherer Lehranstalten im Religionsunterrichte der Inhalt der biblischen Urkunden im Mittelpunkte stehen muß und un umgängliche kritische Fragen zum Verständnis eines ganzen Buches, oder eines seiner Abschnitte in der Weise zu behandeln sind, wie e« von besonnenen Predigern aus der Kanzel geschieht. W«.
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