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MOrufferTageblait für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. S Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da, »Wilsdruffer Tageblatt* erscheint an allen Werktagen nach«ittags 5 Uhr. Bezugspreis : Bei Abholung in »er Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch die Baten 2,30 AM., bei Poftbestellung füglich Abtrog- —» . gebühr. Einzelnummern löRpfg AllePostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend Postboten und unsereAus. ^igrrund Geschäftsstellen — — nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung »er Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — ALcksendung eingesaudter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 d>irchF-n»usLd-r>nttt.Ilcn«»z°i,.»ab.rn-hm-nwirkc>n-lS°r-°«.. I-dnR°d.t,.°!pruch»,iE »nd.umub «ont-r. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten des Amts, gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Rr 107 — 88 Jahrgang Telegr.»Adr.: „Amtsblatt" ÄVilSdrUffsDreSdeN Postscheck: Dresden 2640 Freitag, dkN 9 Alai 1930 Die neuen sächsischen Minister daß die Nationalsozialisten, die ja bei der Wahl Schiecks schon durch die Abgabe weißer Stimmzettel sich völlig freie Hand ge laßen haben, für die Auslösung des Landtages stimmen könnten, wenn man nicht ihren Forderungen in der noch zur Verfügung stehenden Zeit in irgendeiner Weise gerecht zu werden sich an schicken sollte. Und wieder Genf... Man kann ein bekanntes Wort etwa dahin variieren: Der Weg nach Genf ist mit Verhandlungsaufschüben ge pflastert. So war's, so ist's und so wird's wohl vor läufig auch bleiben. Das war auch jetzt wieder der Auftakt zu der am Montag beginnenden Tagung des Völkerbund rates. In Genf gibt es nämlich eine Abrüstungs kommission — das heißt: eigentlich gibt sie von ihrem Dasein nur dadurch der Welt Kenntnis, daß sie wieder einmal vertagt wird. Was ihr drei Tage vor der Er öffnung der Ratssitzung auch jetzt wieder passierte. Sie hat aber nicht nur ein Dasein, sondern auch eine Aufgabe. Sie soll nämlich die große Abrüstungskonferenz „vor bereiten", hat sich aber zunächst einmal mitsamt diesem Konferenzplan bis zum Spätherbst verschieben lassen; aber dann . . .! Allerdings fragt es sich doch, ob auf der Ratstagung — zu der übrigens diesmal auch die Außenminister Deutschlands, Englands, Frankreichs usw. erscheinen wollen — die Abrüstungsfrage so ganz in der Versenkung verschwinden wird, wie die Arrangeure des Spiels es wünschen. Man hat doch bis vor kurzem die lange Lon doner Abrüstungskonferenz erlebt; allerdings dürften selbst die größten Optimisten nicht behaupten, daß dabei viel oder überhaupt etwas herausgekommen ist. Das erste wenigstens, was z. B. Mussolini nach der Konferenz tat, war der Bauauftrag von einem „Washington"- Kreuzer und 22 Unterseebooten für die italienische Marine. Denn die paar wirklich zustande gekommenen Abmachun gen der Londoner Konferenz gelten ja nicht für Frank reich und Italien; diese beiden Mächte sollten sich erst ein mal selbst untereinander einigen, inzwischen ihre Seeauf rüstungen „dämpfen". Wie das geschieht, zeigt das Vor gehen Mussolinis; und in Frankreich gedenkt man nicht anders zu verfahren. Aber nun sollen in Genf die Einigungsverhandlungen losgehen —, wenn sie nicht auch wieder ausgeschoben werden; England drängelt nämlich ein bißchen. Hender son, der englische Außenminister, ist extra deswegen aus seiner Reise nach Genf für ein paar Tage in Paris aus gestiegen, um Herrn Briand gut zuzu reden. Mussolini selbst ist nämlich „grundsätzlich" zu solchen Ver handlungen bereit, weil er Weitz, wie stark hieran die eng lische Regierung interessiert ist, damit der Londoner See- „abrüstungs"konserenz hinterher noch sozusagen ein Erfolgsschwänzchen angehängt werden kann. Und Rom legt aus leichtverständlichen seekriegspolitischen Gründen großes Gewicht auf ein gutes Verhältnis zu England; denn in London liegt derBesitzüberdenSchlüssel zum Mittelmeer: Gibraltar; Italien verfügt aber weder über Kohle noch Ol noch Eisen, heutzutage die drei Dinge, die man zum Kriegführen braucht. Natürlich werden jene Verhandlungen sein säuberliich hinter den Genfer Kulissen vor sich gehen, trotz der vom Völkerbundstatut „abgeschafften" Geheimdiplomatie. Mög licherweise werden die „Kleinen" in Genf wegen der Ab rüstungsverschiebung ein bißchen gelinden Krach machen, aber sehr mit Maßen. DieLustinGensi st ebenso geduldig wie das Papier, auf dem die betreffen den Reden protokolliert werden. Und so wird auch wohl hinsichtlich der französisch-italienischen „Abrüstungs"diffe- renzen wieder der am Genfer See landesübliche Aufschub das sogenannte Resultat der Verhandlungen darstellen. Aber Briand hat ja noch etwas anderes ausgedacht, so etwas mit der Überschrift: „Völker Europas, vereinigt euch!" Viel Glück wird er damit Wohl kaum haben, denn vor kurzem hat man sich an demselben Orte auf der Wirtschaftskonferenz zollpolitisch derart „geeinigt", daß hinterher doch jeder europäische Staat tut, was er will. Außerdem spuken da so allerhand Pläne einer Art „europäischer" Militärkontrolle internationalen Charakters herum, eine Phantasterei, die nicht einmal schön ist. Denn Frankreich ist nicht nur die größte Militär macht Europas, sondern gedenkt es auch fürderhin zu bleiben. Und wenn Briand so sehr für die „Vereinigten Staaten Europas" eintritt, dann mag er in Genf dem deutschen Außenminister einmal sagen, warum die — Saarverhandlungen nicht vom Fleck rücken. Das ist ja letzten — wenigstens theoretisch letzten Endes auch eine Angelegenheit, die nach Genf gehört, da ja der Völkerbund das Mandal für die Verwaltung des Saar gebietes besitzt. Aber auch hierfür ist ja die Parole: Auf schub der Entscheidung. Ausführliches Marineprogramm für 1931. Erklärung Gröners. Im Haushaltsausschutz des Reichstages entwickelte sich bei der Beratung des Marineetats eine ausführliche Debatte über den Bau des Panzerkreuzers 8, für den der Reichsrat bekanntlich die erste Rate in den diesjährigen Haushaltsplan des Reiches eingestellt hatte. In der Vor läge der Regierung war der Bosten nicht enthalten. Die hinter dem Ministerpräsidenten Schieck stehenden Landtagsfraktionen hielten am Donnerstag eine Be sprechung ab und einigten sich auf folgendes: Das Kabinett wird von vier Ministern gebildet. Die Verteilung der Ministerien geschieht wie folgt: Schieck Ministerpräsident und Volksbildungsministerium, Richter Ministerium des Innern, Arbeits- und Wohlfahrtsministerium, Dr. Mannsfeld Justizministerium, Dr. Hedrich Finanz- und Wirtschaftsministerium. Sonach tritt außer dem Ministerpräsidenten Schieck lediglich der bisherige Mini sterialdirektor der ersten Abteilung des Finanzministeriums Dr. Hedrich neu in das Kabinett ein. * Die Haltung der Nationalsozialisten gegenüber dem neuen Kabinett Dresden, 8. Mai. Der Telunion-SachsenLienst erhält aus Kreisen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Informationen über die Haltung der Nationalsozialisten gegen über dem neuen Kabinett Schieck. Nach diesen Insormationen treffen die von einigen Blättern geäußerten Vermutungen über eine wohlwollende Haltung der Nationalsozialisten gegenüber dem neuen Kabinett nicht zu. Von Seiten der Nationalsozialisten, die zu den interfraktionellen Besprechungen nicht eingeladen waren, sind dem Ministerpräsidenten Schieck ganz bestimmte Forderungen unterbreitet worden, von deren Erfüllung die Un terstützung des neuen Ministeriums durch die Nationalsozialisten abhängig sein würde. In einer zwischen dem Ministerpräsidenten Schieck und dem Landtagsabgeordneten von Killinger stattge habten Besprechung wurden diese Forderungen genau speziali siert. Die hauptsächlichste dieser Forderungen bezog sich auf die Besetzung des Arbeitsmimsteriums, da die Nationalsozialisten der Ansicht sind, daß bei der heutigen wirtschaftlichen Lage und bei den besonders schwierigen Verhältnissen sür die Arbeiter- schast es nicht zu verantworten wäre, dieses Ministerium gewis sermaßen als Nebenressort verwalten zu lassen. Die von den Nationalsozialisten gestellten Forderungen dürften, wie es den Anschein hat, seitens des Ministerpräsidenten Schieck Erfüllung nicht finden und die Folgerungen, die die Nationalsozialisten aus dieser ablehnenden Haltung des Ministerpräsidenten Schieck glauben ziehen zu müssen, lassen durchaus die Möglichkeit zu, andernteils hatte das Kabinett Brüning auch keinen Ein spruch gegen den Reichsratsbeschlutz erhoben, vielmehr wurde dem Reichstage die Entscheidung anhcimgestcllt. In der Donnerstagberatung des Haushaltsausschusscs erklärte nun Reichswehrminicher Gröner, die Reichs - regierung werde an dem Beschluß der frühere» Regierung, auf Streichung der Rate für den Kreuzer 8, diesmal fest halten. Vom Reichstage werde aber die Aufrechterhaltung des Beschlusses auf Vorlegung eines langfristigen Planes für Ersatzbauten der Marine verlangt werden. Vorher hatte der sozialdemokratische Abgeordnete Stücklen als Berichterstatter daraus hingewiesen, daß der Marineetat sich ebenso wie der des Reichsheeres in aufsteigender Linie bewege. Er begrüße es, daß eine größere Zahl von Offizieren aus dem Mannschastsstandc hervorgegangen sei. Er beantragte mit Rücksicht aus die ungeheure Notlage des Reiches, die vom Reichsrat eingesetzte erste Baurate für das Panzerschiff 8 zu streichen. * Neichswehrminifter Gröner gab dann seine Erklärung ab, in der es hieß: „Die Mitglieder des Reichstages wissen, daß ich durchaus kein kritikloser Flotten schwärmer bin, sie wissen aber auch, daß ich den Ersatz unseres gänzlich veralteten Schiffsmaterials für unbedingt notwendig erachte. Diesen Standpunkt habe ich im vorigen Reichskabinett vertreten und aus die Einsetzung einer ersten Rate für das Panzerschiff 8 erst verzichtet, nachdem vom Reichskabinett ein stimmig festgelegt wurde, daß mit dem Etat 1931 ein Schiff- bauersatzplan vorgelegt würde Bei dieser Einstellung war es eigentlich selbstverständlich, daß ich dem Anträge Ost- preutzens im Reichsrat, der eine kleine erste Rate sür das Panzerschiff 8 vorsah, sympathisch gegenüberstand. Die Reichsregierung hatte keinen Anlaß, dem Reichstag eine Doppelvorlage zu machen. Nur um den Zeitpunkt des Bau beginns handelt es sich, und die Entscheidung hierüber bittet die Reichsregierung den Reichstag selbst zu treffen. Ich nehme an, daß der Reichstag an seiner früher gefaßten Entschließung aus Vorlage eines langfristigen Planes für Ersatzbauten fest hält. Die Reichsregierung wird ihrerseits den Beschluß der früheren Reichsregierung in dieser Frage aufrechterhalten." In der nachfolgenden Auseinandersetzung sprachen für die Baurate zum Panzerkreuzer 8 die Vertreter der Wirtschaftspartei und der Deutschnationalen, während der Volksparteiler die Vertagung bis zum Vorlegen des Marinebauprogrmnms von 1931 vorschlug. Ablehnung der Baurate. Die erste Baurate für das Panzerschiff 8 wurde schließlich im Ausschutz abgelehnt. Gegen die Baurate stimmten die Sozialdemokraten, Demokraten, Kommunisten und zwei Zentrumsabgeordnete. Der Stimme enthielten sich die Bayerische Volkspartei und ein Zentrumsabgeord neter. Für die erste Rate stimmten die übrigen Fraktionen und ein Zentrumsabgeordneter. (Nach dieser ziemlich unzweideutigen Stellungnahme der Nationalsozialisten ist also die Gefahr einer Auslösung des säch sischen Landtages auch durch die Bildung eines reinen Beamten kabinetts durchaus noch nicht beseitigt und es wird von den wei teren Verhandlungen abhängen, od namentlich die Wünsche der Nationalsozialisten hinsichtlich des Arbeitsministeriums erfüllt werden können. Im anderen Falle würde also das sächsische Volk erneut an die Wahlurne treten müssen, um sein Urteil über das Verhalten der Fraktionen des sächsischen Landtages seit dem Sturze des Kabinetts Bünger abzugeben.) Ministerpräsident Schieck. Die neuen Sienern in Thüringen. Annahme der Gesetze im Landtag. Im Thüringischen Landtag wurden die Steuergesetze, also die Gesetze über die W a r e n h a u s st e u e r, die Er höhung der A u f w e r 1 u n g s st e u e r, die Erhebung der Berufs st euer für freie Berufe, den Verwal tungskostenbeitrag (K o p f st e u e r), und das Gesetz über die Änderung des Finanzausgleichs in nament licher Abstimmung mit 27 Stimmen der Regierungs parteien gegen 21 Stimmen der Sozialdemokraten, der Kommunisten und der demokratischen Abgeordneten an genommen. In den Erklärungen der Regierungsparteien kam zum Ausdruck, daß die Steuergesetze als ein Notbehelf an gesehen werden müssen und daß vor allem vom Reich zu erwarten sei, daß es durch eine Änderung seiner Politik die Beibehaltung derartiger Steuern entbehrlich machen werde. Sie Federführung bei der SAvorlage. Eine amtliche Erklärung. Zu Meldungen, daß die Federführung bei der Ostvor lage dem Reichsministerium des Innern zuge fallen und das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft in dieser Frage ausgeschaltet sei, wird a m t l i ch e r s e i t s erklärt: Die Tatsache, daß das Reichsministerium des Innern das für die Ostvorlage federführende Ministerium sei, be sage nicht, daß die landwirtschaftliche Hilfe für den Osten der maßgebenden Bearbeitung des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft entzogen sei. Vielmehr liege entsprechend der Geschäftsverteilung der Reichsregie- cung die Zusammenfassung der den Osten betreffend;» Hilfsmaßnahmen seit Jahren in der Hand des Reichsmini steriums des Innern, während die Bearbeitung und Durchführung der landwirtschaftlichen Hilfsmaß nahmen für den Osten in der Hand des Neichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft liege. Das gleiche gälte für die sonst beteiligten Ministerien. Revoltierende spanische Generale. Verschwörung rechtzeitig entdeckt. Die Verhältnisse in Spanien können sich auch nach dem Rücktritt des Diktators Primo de Rivera, dem alsbald sein überraschender Tod folgte, nicht zu einigermaßen an dauernder Ruhe gestalten. Jetzt kam man wieder einem größeren Komplott mehrerer Generale aus die Svur. an-