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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861010
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-10
- Tag 1886-10-10
-
Monat
1886-10
-
Jahr
1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1886
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8^ «- »7b ÜL7b «ÜO 12.- m.- o«.- co^i lvibtt I-.- IMS» >ia.- 0ch- >«.- «.- «L M.7b b«.7b «.- VGO «,7b «.- 7N.- bL- «7.7b lkbü 1b.- il.— ».- di» dr. der ^l l«r 7.- »v. k>«, ^»> »m '/» »ock >oä io« io« äo. Irr. I«- lN. iS. der ork n>: lO lv) in «l. 7" lr" k«r >er Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rk-artioa und Lrpe-itio« Johannesgasse 8. Sprechkiin-rn drr Krdacdlva: Normittags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. kür die TlllOzübs e,n,ei-nrier M-nuicrixte «»üi S4 tu vietacu-u n,»i «ndiorlu». vnuahmc »er für die nSchftf«lge«de Nummer bestimniten Inserate au Wochentage» bis S Uhr Nachmittag», a» Lorn- und Aekttagrn früh bis '/.S Uhr. 3n den /Nialrn für Ins.-Ännahmc. Ott« Klemm, UniversitätSftraße 1. Louis Lösche. Katharineustr. 23. p. »ne bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Me^Anflage LS7SQ. Abonnrmrnlsprris viertelj. 4'/, Kitt. iacd Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezog» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» sin Tageblatt-Formal gefalzt) ohne Poswkiürderung LU Mk. «it Pvstbcsvrderung 60 Mk. Inserate bgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preieverzeichniß. Tabellarischer u.Zissernicitz nach hbherm Tarif. Nrrlamen a»ter dem «edacrionsstrich die «gespült. Zeile üOPs-, vor de» Fannliennachrichtea die Lgeipallcue Zeile 40 Bf. Inserate sind fiel« an die Expedition za senden. — Rabatt wird »ich: gegeben. Zahlung praevuiitt-ranau ooer durch Post» Nachnahme. 283. Sonntag den 10. October 1886. 8V. Jahrgang.' Amtlicher-Theil. oeffentliche Sitznng -er Sta-ttrror-mten MiMvock. den irr. October »88«. Abends «',. Uhr, tn, Saale der I. Bürgerschule. Tagesordnung: 1. Wahl eines besoldeten Stadlrathes. ll. Bericht dcS Vcrfc»stungSauösck»isteS über Proceßein- aehung aus die Klage der Herren Batz, Boltz und Filrstcnau f. die Slavlgemeinde Leipzig. AI Bericht dcS OekonomieaussckusieS über ». Pflasterung des Zusuhrwege« nach den, Düngerbofe hinter der Gasanstalt I; d. Einlegung einer Schleuß? in die der Stadtgcmeinde Leipzig gehörige Parcelle Nr. 495 des Flurbuchs für Goblis. IV. Bericht des BauanSschnsieS über: r». Errichtung eine» Waich» und SlallgebaudeS für daS städtische Wasser werk bei Naunbof, b. Erhöbiing der Ausgaben Pos. 55 im Lpecialbudgct „Nicolaischule" des diesjährigen Hauol,allplanes. V. Bericht des Bau-. Oekonomie- und Finanzausschusses über: Ausübung deS Vvrkausrechtcs wegen zweier Parcelleu des GrunLslückS Fol. 48 deS Grund- und HypolkekcnbuchS sür Thonberg, b. Feststellung der Fluchtlinie vor dem Grundstücke Nr. 13 am ThomaS- Iirckbos und Abtretung von Areal dortselbst. VI. Bericht deS GaS-, Finanz- und BauauSsckusteS über Projectirung eines Umbaues der Gasanstalt I. VII. Bericht des Bau». Schul» lind FinaiizaiiSschusses über die Vorlage, belr. die Deckung der Bedürsnisse deS Echulbansond. Dclianntmachuny, die Beitrage zur Handels- und Ge»erbelammer betreffend. Mit dem an» 80. September d. I. fälligen zweiten Termine der staatlichen Elnkommensteucr ist znsoige ergangener Verordnung deS Königlichen Finanz- minisleriu'na vom 19. April d. 4. l?ehus« Deckung de- Auf wandes der kiesigen Handels» und Gewerbekammer von den bcltzeiligte» Handels- und Gewerbetreibenden ei» Betrag für die Handelskammer nach Höhe von vier Pfennigen und für die Eewerbekammer nach Höhe von zwei Pfennigen aus jede Marl desjenigen Steuersatzes, welcher nach der im Einkommensteuergesetze enthaltenen Scala aus daS in Spalte ck dcS EittkonimciisteuerkatasterS eingestellte Einkommen der Bei tragspflichtigen entfällt, zu erheben. Diese Bekanntmachung gilt als legale Benachrichtigung der Beitragspflichtigen. Den beteiligten Steuerpflichtigen wird bei Abführung der Einkommensteuer an der Einnahmestelie Eröffnung über den entfallenden Betrag gemacht werden. Der Betrag ist binnen drei Wochen, von dem Ter» mine ab gerechnet, au unsere Stadt - Sleuereinnahme bei Vermeidung der sonst «intretenden gesetzlichen Maßnahmen abznfnbren. Leipzig, den 27. September 1886. Der Bath der Stadt Leipzig. vi. Georgi. Koch. Vekannlmachung. Die Herstellung einer Barriörc längs der alten Elster ans deren Strecke von der Fregestraße bi» zu der Wettiner Straße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau »Verwaltung. Rathbau-. II. Etage, Zimmer Nr. 14, aus und können daselbst eingeseben resp. entnommen werben. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Barriere an der alten Elster" versehen ebcnvaselbst und zwar bis zum 14. October 1886 Nachmittags 5 Uhr einzurelchen. Ter Nalh behält sich das Recht vor, sämmtlichc Angebote abzulebncn. Leipzig» am 5. October 1886. DeS NathS der Stadt Leipzig Ib. 3596, Straßenbau-Deputation. Wotinungs-verinietlMg. In dem der diesigen Stadtgemeinde gehörigen HauSarnnd- sliick ThomaSgäßche» Nr. »0 ist eine m der 4. Etage gelegene, ans Borsaal, 2 Stubeu, 4 Kammern, Küche, Alkoven, Bodenkammer und Kellerab- tkeilung bestehende Wokuung vom ». April »887 ab anderweit zu vermiethen. M-etbgcsucde werden auf dem Ratbhause (I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 17) entgegengcnommen, auch können ebendaselbst die VcrmicthungSbekingungen eingeschen werden. Leipzig, am 4. October 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 5686. Ilr. Georgi. Krumbiegel. Vermielllung. Die gegenwärtig Vau der Gesellschaft Harmonie ermielhetc» Localttälen der 1. und 2. Etage im Uuiversitii-grundstücke, ..Preußisches HauS" benannt, Goethestrabe Nr. 6, werde» am 30. Scoicniber 1887 mielhsrei. Geedrlk Reflektanten wollen sich bei dem Unterzeichnete» Uni- iersiläls-ReiitamI melden. Leipzig, am 4. October 1886. UniversltStS-Nevta««. Gebhardt. Anction. Nächsten Montag, den 11. d. MS., sollen von vormittag 10 Uhr an in d-r Restauration „zur grünen Eiche" in Lintzenan 25 Kilo Meelanilenftlz, 8 Hirschleder, 2 Schaileder, brauner Leisienftoff. Frie« und grüner Trucksioff; ferner 2 «rnSsöge», 8 Bohrmaschinen, 7 Hobelbänke und 1 Pult nnt Auftatz meistbietend gegen sofortige Baarzahluog versteigert werden. Leipzig, den 7. Oclobrr 1886. Ter «rrichi-pollztetzrr des Könt»I. Amtsgericht» das. Ausschreibung. Die Glaserarbeiten für den Neubau de» iäouservatorium- sollen vergeben werde». Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeiten können im Baubureau (Grassistraße) eingcsehen resp. eutnommea werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Nenban Eouservatorium-Glaserarbeiten" bis zum 16. October ». c. Nachmittag 5 Ubr >m Bauamt (RathhauS. 2. Obergeschoß. Zimmer 5) einzureichen. Der Rath bekall sich die AuSwakl unter den Bewerbern, sowie die event. Tbeilung der Arbeiten oder Ablehnung sämml- licher Angebote vor. Leipzig, den 8. October >88«. DeS RathS der Stadt Leipzig Baadeputatlo». ll,. 3656. Zusammensetzung des Vörseu-vorklan-es. Der hiesige Börsen-Borstand ist, nachdem die Handelskammer au! Grund der Reuen Börsen-Ordanuq die Neuwahl vorgenommen hat und sodaun die Coi»lUuiru»g eriolgt ist, i» aachstchender Weise zusamiiiengesitzt: I. AblheUung: Herr Edmund Becker» Vorsitzender, » Konsul Wilh. Schmidt, stellv. Vorsitzender, - Ferdinand Dürdi>, « Ludwi: «lninpel, . Fritz Mayer. - Herma,», Lchniidt (Bruhm 4 Schmitt), » SicSkind TieotinV. » Ad. Winkelt»»»», Direrlor der Leipziger DiSeonto-Gejellschaft: II. Abtheilung: Herr Friedrich Schmidt (Groß,zickiocher), Vorsitz., » »llbrcchi Brockdaff, stellv. Voisitzeuder, » Georg Schröder tJ. G. Stichel), ^. - Otto Wappter. Leipzig, den 8. October 1886. Tie Handelskammer. A. Thie me, stellv. Borsitzeuder. vr. Geusel, S. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Z. 54 unserer revidirlen Gemeinde-Ordnung wird dft Wavllifte »u den bevorstehenden Gemrindewahlen v> . M««ta». den 4 vetoder «, an 1v Ta,e la», in igtserer »iemeindekanzlel, tn, Svnagogengeläudr Tr. 1.» aoo'.iegerij tm.Srhald weicher Zeit rimoige Reclaniatioaeu bei dem unlrezeichneten Vorstand schristlich auzubringeu sind. Leipzig. 1. October 1886. Der Vorstand der Israelitischen Relistioilvsicmeinde zu Leipzig. Offene Ltadtkämmtrerüäel Die hiesige, mit einem AnkaiiqSgchalt von 3000 und Pensions berechtigung verbundene Ctadlkämmcierstellc ist baldmöglichst zu beietzen. Bewerber um dielelbe. welche die Qualifikation zum hüderr» Justiz- oder BerwaltnnaSdirnfte besitzen müssen, wollen ihre Gesuche unter Beisügung der erforderlichen Zeugnisse und eines Lebenslaufs bis z»i» 20. October l. Js. anher rlnrcichen. Coburg, den 8. Oktober 1886. Die Stadtvrrordueteuvcrsammlung Justizrath E. Aal,mann» Vorsitzender. Nichtamtlicher Theil. Lord Churchill in Berlin. Das Gefühl dcr Vereinsamung ist in England noch nie zuvor so lebhaft empfunden worden als heute, da da« stolze Albiou von Gefahre» bedroht ist, zu deren erfolgreicher Aö- wchr es ihm an den nölhigen Mitteln gebricht. Dcr Vor schlag. welche» Gladstone vor einigen Jahren m der „Fort- nightly Review" machte, daß England und Rußland sich in Asien thcilen möchten, und daß aus diese Weise aller Grund zu Streit und Krieg sür beide große Welt reiche beseitigt sein würde, hat sich nicht als praktisch bewabrt. Tie Interessensphäre Rußlands und England- in Asien läßt sich nicht in der Weise abgrenzen. wie es sich Gladstone vor stellt. daö hat der Zwist wegen der afghanischen Grenze be wiesen. der immer »ock nicht völlig beigelcgt ist. Rußland hat ein naheliegendes Interesse daran, die asiatische Wunde stets offen zu halten; deshalb ziebl sich die Grenzregulirung bei Mnrghab so in die Länge. Die englische Negierung hat die Grenzcommission abberusen, angeblich, weil sich die Ver handlungen auch von London auS zu Ende führen lasse», in Wahrheil aber, weil ein cndgilliges Ergebniß der Verhand lungen an Ort und Stelle nicht abzusehen ist und es deshalb besser erscheint, persönliche Reibungen zwischen englischen und russischen Osficicren zu vermeiden, die leicht zu ernsten Folgen führen kvonen. Was ist nicht Alles auf englischer Seite declamirt worden über Freiheit und Selbstständigkeit der Völker aus dcr Balkan- Halbinsel! Erst noch in der berühmten Dartsorder Rede bat Lord El'iirchill die Sache so dargestellr. als ob eS traditionelle Politik England» seit Jahrhunderten ser. für Freibeik und Unabhängigkeit der Völker gegen Tyrannei und Willkür von DeSvoten, wie Philipp H. und Ludwig XIV. waren, einzu treten. Worte, nicht« als Worte, mit welchen die Thaten Englands nicht übereinstrmmen, wie die Geschichte der eng lischen Herrschaft in Asien und Afrika lehrt. England ist nicht scwohl an der Ausrechthaltung dcr Unabhängigkeit ver Balkan völker. eil» vielmehr an der Ausrichtung und Befestigung eine» Damme« gegen die AuSdebnunq der russische» Herrschast bi« »ach Konstanlinopel grlegen. In dieser Beziehung renkt man in England heule noch ebenso wie zur Zeit de« Krimkrieges, und England sieht mit Besorgmß den Lag herannaden, an welchem aus der Hagia Sofia da« Kreuz wieder ausgerichtet und die Tbore von Indien in Rußlands Händen sein werken. Da ist der Hauptgrund der englischen Schmerze» wegen Bulgariens, die österreichische Scbildwache aus de» Wällen soll nicht sowohl al- Hüterin dcr Völtcrsreibeit aus oer Balkanhalbinsel wallrn. sondern als Vortänip'erin für die Ausrechlerholtuiig von Eng land« Macht zur See. Darum da« begeisterte Lob. welche« Lord Eburckiill in seiner Rebe in Tartsoro de», ungarischen Ministerpräsidenten ertbeilt bat. als dem Beschützer dcr Bal'aastaaten gegen russische Gewalttbat. Der dritte Schmerz, welchen England im Hinblick ans die zukünftige Entwickelung hegt, wird il>m durch die Lage der Dinge in Egypten verursacht. England bat cS sich viel Geld unk Blut kosten lassen, die leichte Eroberung Egnplcur scsizuhalten; aber kaum hat irgend eine vorbergehcnde oder nach-1 folgende Unternehmung England« Schwäche in so nieder-1 drückender Weise vor den Augen der Welt enthüllt I al« der Verlaus der «zyprischen Angelegenheit. Ter Sudan, eine der Haupladern, au« weichen Egypten seine Kraft sog. wurde kampflos preiSgegebcn. und die nachträglichen Versuche, welche gemacht wurden, um da« Land auss Neue zu gewinnen, sind sämmtlich kläglich gescheitert. Gorton wurde da« Opfer seines Mulde« und seine« Patriotismus, der Sudan wurde da- Grab sür den Rubin der Unbesieglichkeit Lord Wolseley'S, und General Graham war Ver letzte Zenge für die nnlitairiscbe Schwäche Englands. Nur die Zimclracht der Araber unter elncinder Kat eS bisher verhindert, kaß Egypten selbst der Gegenstand eine« Eroderungszuges dcr Sudanesen geworden ist. die Eng länder haben Etappe sür Etappe aufgegeben und sich immer weiter nach Norken zurückgezogen. Suakim und Assuan be zeichnen beute die Grenzen de« egyptischen Machtbereichs, wahrend er vor wenigen Jahren uvch bis Khartum und Sem-aar reichte. Unv nun kommt zum Ueberfluß nock Frankreich und verlangt die Räumung EgyvtcnS von de» englischen Truppen und die Wiederherstellung des dis zum Jahre 1882 bestandenen Verhältnisses, welche« Frankreich Antbeil an der Herrschaft »i Egypten gab. Daß Lord Elmrchill beute in Berlin erscheint, ist die Frucht der Neberzeugung, daß England aus eigener Kraft den selbst verschuldete» Schwierigkeiten dcr Lage nicht mehr gewachsen ist, daß es der H.tse einer oder mehrerer großer Mititair- machte bedarf, um der von Rußland und Frankreich an- dringenden Flutb aus die Dauer mit Erfolg Widerstand leisten zu können. England bat in seinem Hochmntbe oie seit langer Zeit sich anftkürinenden Gefahren unterschätzt unv unbeachtet gelassen, jetzt machen sie sich um so mächtiger gellenv und stellen England vor die Alternative, auf seine weltbeherrsckende Stellung Verzicht zu leisten, oder sich den Bedingungen zu »nkerwersen, ohne deren Erfüllung die Aufrechlhaltung seiner Macht unmöglich ist ES fragt sich, waS Lord Churchill als Preis sür dir deutsche Freundschaft bieten kann, mit welcher zugleich die österreichische gewonnen sein würde. Ein hervorragende« cnil's oe« B.alt bat nicht n.it Unrecht betont, daß der Weg ,§.g,'Herein .i„r Lord Eburchill seiner Rede vom 2. October -rnisp.eME: blltte über Wie» führen müssen, aber eS erschien dem eng.»scheu Minister wohl wichtiger, zu.rst daS an ven Balkansragen nickt direct belbeiligle Deutschland zu gewinnen, bevor er das dem englischen J»leresie»krcise näher siebende Oeslerr. ich-Ung.arn in der bereits vo» diesem befolgten Haltung zu befestige» suchte. Lord Churchill ist em viel zu guter Politiker, um Denlschland die Zumnthiuig zu macke», daö gute Einvernclnnen mit Rußland sür die englische Fren»d>ch.aft dabin,zngebcn und die Annäherung Frankreichs gleichzeitig zurückzluoelse». ES kann sich bei der Senkung, deren Träger Lord Churchill ist, nur darum handeln, Deutsch land für eine vermillelude Stellung zn gewinnen, welche dazu kirnen würde, den russischen Einfluß auf der Balkan- Halbinsel in gewisse Grenzen einzuschranken und Frankreich zur Mäßigung seiner Ansprüche wegen Egyptens zu bewegen. Dieser Doppclzweck dcr Sendung Lord Ehurcbill'S wirrte mit dem von >l»n in Darlsoro cntmickcllen Programm der srlck- licben Verständigung der Mächte vollständig libcreinslimmcn unv auch in Berlin nnv Barzin ans Unterstützung rechne» können. Eine Verschiebung der beslchencen Beziehungen der Mächte zu einander in der Weise, daß etwa Deulschland, Oester reich-Ungarn und England, vielleicht auch Italien ans der eine», Rußland und Frankreich ans der andern Seite erschiene», um sich bis zur Vernichtung zu bekämpscn oder die Friedensstörer zum Frieden zu zwingen, kan» nicht der Zweck der Reise Lord Ebnrchill'S sein, dazu reicht b,e LeislungSsähigkeit Eng land- in militairischer Beziehung nickt aus, aber England kann sür de» Fall guter diplomatischer Dienste, die sich Deulsch- land zu leiste» bereit erklärte, da« Anerbieten mache», die deutsche Colvnialpolitik frei gewähren zu lasten unv aus jede auch nur mittelbare Bekämpfung derselben zu verzichten. ES wäre ja da« nur ein beschcikener Gewinn sür England, aber unter den vbwaltenke» Verbaitiiisten kann England überhaupt nur geringe Ansprüche erheben, wen» e« sich nicht der Gefahr einfacher Abweisung aussetzen will. So alte Sünde» wie die englischen lasten sich nicht durch Worte, sondern nur kurch vollwichtige Thaten silbnen. Die Engländer sind Käftslcute unv sie Wiste» deSbalb, baß man mir jo viel erlangen kami. alS man zu bezahlen im Stande ist. Ein anderer Stanv- puncl als der kaufmännische wäre England gegenüber nicht am Platze. * Leipzig, 10. Oktober 1886. * Tcc zum Gouverneur von Berlin ernannte Ge neral der Infanterie v. Werder, Gc»eral-Acj»tant des Kaisers, ist zum Antritt scinrr Stellung au« St. PelerSvurg in Berlin «ingelroffeii. * Der großbritannische Schatzkanzler Lord Randolph Churchill bat am Donnerstag Mittag 12 Uhr Berlin wieder verlassen und sich mit seinem Begleiter, dem Lord Trasf'ord. zunächst nach Dresden begeben, wo derselbe eben falls einige Tage zu bleibe» gedenkt. In Berlin weilte der Schatzkanzler im strengsten Incognito unter dem Namen Mr. Spencer-Schramm, nicht, wie anfänglich gemeldet. Lord Trastorv. Dem Vernehmen »ach hätte der Schatzkanzler die Absicht, von Dresden au» sich zunächst nach Wien zu be geben. * Der frühere langjährige Abgeordnete Assessor a. D. Georg Jung ist zu Berlin am 8. October im Hause seines Schwiegersohnes Adolf vom Rath im Alter von 71 Jahren gestorben. Er war seit mehreren Jahren leidenv, iiisbesonvere halte ihn der plötzliche Tod emrr jugendlichen Enkelin außerordentlich angegriffen. Erst vor Kurzen, war er von seinem Aufenthalte ,n GoveSberg nach Berlin ziirückgekebrt. koch ließ sein Befinden schon damals da« Schlimmste befürchten. Jung gehörte zu den ersten Be- arünbern der nalionalliberalrn Partei. Ehemalige» Mitglied der äußersten Linken, wurde er im October l86«. als der KammergerichtSratb Tavvel au« Gesundheit-ruck sichten sein Mandat im ersten Berliner Landtag«- bezirk niedcrgelegt batte, an dessen Stell- znm Mitglied deS preußischen Abgeordnetenhauses er« , wäblt und trat alsbald drr inzwischen infolge der Haltung. I welche die Fortschrittspartei gegen die Indemnität, die An- I leihe sür den außerordentlichen Gelkbckau der Militair- und ' Marinrverwaltiing »nk die Dolirung de- Staatsschatzes ein- nahm, der neugebildeten nationalliberalen Partei bei. Er wurde zwar infolge besten bei der Auslösung des Landtage» von den fortschrittliche» Berlinern nicht wieder gewählt, dafür wurde er in Köln in den Landtag gesandt. Seit der Zeit ist er mit außerordentlicher Hingabe der nalivnallibcrale» Sache stet« treu zur Seite geblieben und hat sie zumal in Rhein land und Westfalen durch unau«gefetzte,i Rath und uner müdliche Tbätigkeit gesördrrt, auch nachdem er sich bereit» längere Zeit au« dein parlamentarischen Leben zurückgezogen hatte. Ol O O * Der Ministerpräsident Graf von Taaffe erklärte am Freitag im österreichischen Abgeordnetenhaus« in Beantwortung der vom Abg. Heilsberg ringebrachten Inter» vellation» betreffend den Fortbestand de« Bündnisse» mit Deutschland: „Die Annahme, al« wenn da-Verbältniß unserer Moiiarchie zu Deutschland erschüttert worden sei, ist voll kommen grundlos. Dasselbe beruht »ach wie vor auf den vom Minister de« Auswärtigen in den Delegationen wieder holt definirten Grundlagen und e« liegt kein Anlaß vor, um eine Lockerung oder Trübung der gegenseitigen engen und vertrauensvollen Beziehungen besorgen zu lasten." Die vou H-ilsberg beantragte Eröffnung der Debatte über die Antwort wurde äbgelclttit. Dafür stimmten nur der deutsch-öster reichische und deutsche Club, die Antisemiten und die Demo kraten. — Die Wiener Blätter coiisiatircn übereinstimmend, daß die rückhaltlose und >ede mißverständliche Deutung voll ständig ausschließende Erklärung de« Ministerpräsidenten Grasen Taaffe über die Beziehungen zu Deutschland in der belrtssendei, Sitzung de» Abgeordnetenhauses geeignet sei, die vollständigste Beruhigung hervorzurusen. * Ueber die angebliche Verschwörung gegen den König von Serbien meldet die »Neue Freie Presse" de» Weiteren: * Pest» 7. October. Ja hiesige» politischen Kreiftn ist fest zwei Tagen davon die Rede, daß man aus uugarijchem Territorium, »äarlich in Alt-Pazoa, in der Nähe von Murowil a. unter den da« ansälftgen Serbe» einer weitverzwelgteu Verfchwörung gegen da- Leben dr» König« Milan aus die Spar gekommen sei. Angeblich soll e< sich darum gehaudelt daben, sich dcr Person des König» aus selner Heimsahrt aus Uugarn nach Belgrad zu de- mächiigcn und ihn zur Uodaulnug zu zwingen oder ihm den Garaus zu mache». Bei drr außeroroeultichen Delicateste der Sache ist e« ich,oer möglich, sich über die Siichhaltigkeir dieser Gerüchte v ''iaeit zu verschossen. Eine unleugbare Thaiiache ist es d*., -es« Gerüchte in solchen yochsted-nde» Kreisen wert »- >2 oene» mau über de Wahrheit derfetden i.nterrichlet sein kann. Ferner ist eS nu.w.ell'lhoNe Tatsache, saß die Staatspolizei für die Dauer des An^i-thalteS d«L Königs Milo» in Ungarn sehr iimsasseude Vorslchisino'ßn.ie.» getrosten und sür diesen Zweck in Stuhlweisicnburg sogar Militair in Anspruch genommen hat. ES schein«, daß die Regierung von diesen und ähnlichen Umtrieben schon vor läugercr Zeit Kenntuiß erlangte und man erinnert sich, daß der Chef der EtaalSpolizei, Ministerialrat!» Jekelsalussy, vor einigen Wochen die von Serbe» bewohnten Gegenden Süd-Ungarns bereifte. Damals wurde erzählt, man habe Spuren einer weitverzweigten, gegen König Milan gerichteten Orga nisation entdeckl, deren Fäden regelmäßig », den Händen der Or«D- Apotheker jener Gegenden zusainmenliesen. Seither war es darüber ganz still geworden, bis man vor zwei Tagen aus die Kunde vom Eintreffen König Milnn's aus »ugarischem Gebiete wieder davon iviach. Die Führer der Verschwörung in Alt-Pazua sollen unschäd. lich gemacht weide». Alle diese Nachrichten sind jedoch, trotzdem sic von guter Seile flammen, mit Reserve auszunehmc». * Unter dem Titel „GloS" (Stimme) erscheint seit dem l. d. M. in Warschau em neue« polnische« Wochen blatt, da« sich nach dem von der Redaktion veröffentlichten Prospekt die Ausgabe gestellt hat, den Nachweis zu liefern, baß der polnische Adel seine politische Rolle vollständig auS- gespielt habe unv die Zutuns! dcr polnische» Gesellschaft nur aus den Bürger- und Bauernstand zu gründen sei. Dem Blatte wird begreiflicher Weise von der russischen Censur kein Hinderniß in den Weg gelegt. DaS Nrlheil der nicht- russischri, polnischen Presse über da» Blatt sällt sehr ver schiede» aus. * Au» Petersburg, 6. October. wird der „Vosfischen Zeilnng- geschrieben: „Der Rußland vor einer Occupatio» Bulgarien« warnende Artilcl dcS Organ« de« dcnlscheit Reichskanzler« richtet in dcr öffentlichen Meinung Raßlands große Verheerungen an. Bisher suchte letztere in dcr Ansicht Trost, DeulsckstandS mächtige Hand drängte Rußland zu einer den Interessen der Westmächte ersprießlichen Occupatio»; ii»n ist dieser Selbstläuichnng ein Ende gemacht und die Presse schlägt wieder einen kriegerischen Ton an, in den nur der sonst so chauvinistische „Swjet" nicht einstimmt. Auch heute wiederholt er seine Forderung. Bulgarien seinem Schicksal zu überlaste», cS komme dock die Stunde, da c« wie rin reifer Avfel in den Schooß seine» Befreier« fallen werde. An ein vollständige« Fiasko der Mission Kaulbar'S zweifelt Niemaild mehr, der Jubel über die ersten Symptone einer rustensre»ndl,che„ Bewegung in der Armee verstummt, und als große» Fragezeichen flekt die Frage über Rußland« weitere Absichten da. Ihr Corresponvent hat auch bmle noch Grund daran sesizuhalten. dag die dringliche Sprache der russischen Presse da« Petersburger Cabinct nickt so leicht zu einen, Schritt drängen wird, der, sali« Rußland aus seinen Einfluß aus der Balkankalbinsel nicht verzichten will, genau genommen unvermeidlich erscheint. Als nächste« Mittel ist. wie man glauben muß, eine Action der Türkei auf die Tagesordnung gesetzt. Bei der gegenwärtigen Sach lage muß sich bald erweisen, ob ein diplomatischer oder beivassneter Schritt der bisher schlummernden Pforte in« Auge gefaßt ,st." In ähnlichem Sinne wird der „Kölnischen Zeitung" aus Berlin geschrieben: * Berlin, 7. October. Co lehr auch an sich da« nnnerantworl- liche und berauosordernde Auftreten des Generals Koulbar« den Zündstoff zu wetteren Entwickelungen der bulgarischen Frage bietet, so sehr ist man doch m den hiesigen diplomatischen Kreisen geneigt, anzuncdnien, daß eine ernstliche Klärung der rubigen Wciiee- eittwickelung der Dinge >» Bulgarien daraus nicht entstehe» wird. Man glaubt hier ziemlich zuverlässig zu wissen, daß dir Art, wie Kanlbars den Einfluß Rußlands zur Gel tung zu bringen sucht, nicht die Billigung der amt lichen russischen Welt findet, und glaubt bierou« schließen zu dürfen, baß der Rußland so außerordentlich fchäsigendc und ent ehrende General nur noch für kurze Zeit sich in Bulgarien oushalten w.rd. Tie Ausgabe, die er übernommen hatte, gilt schon jetzt als vollständig gescheitert, und da anbererseitS die Bulgaren, mit einzelnen AuSnohmev, sür die man sie kaum verantwortlich machen kann, ihr sprichwörtliches Phlegma auch gegenüber de» neuesten Auireizungen bewahr! haben, s» ist die Hoffnung gestattet, daß auch der seruere kurze Ausenihalt deS Generals nicht dazu bei» trogen wird, die Ruhe de« Landes zu stören.
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