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--Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie an anderen Orten wird auch die hiesige Schuhmacher-Innung am 5. Novbr. den 400 jähr. Geburtstag des Nürnberger Schuhmacher meisters und Meistersingers Hans Sachs festlich be gehen. Die Feier wird hauptsächlich bestehen in einer Festrede, in einer theatralischen Aufführung, wozu ein Freund der Innung die Dichtung geschrieben hat, unv in Vorträgen deS MännergesangvrreinS. -- In der letzten Versammlung deS Bezirks« lehrervereinS wurde beschlossen, für das geplante Sommerheim für Lehrer erst die einzelnen Bezirks - vereine Sachsens zu interessiren und wird zu diesem Zwecke in den nächsten Tagen ein Zirkular an die selben abgehen. — Nach einer 8 monatlichen Pause hat am 14. Oktober der Verein junger Landwirthe seine Versammlungen wieder begonnen. Den Vortrag hatte der Vorstand, Herr Robert Jungnickel, selbst über nommen und sprach derselbe an der Hand einer Bro schüre über die wahren Ursachen der jetzigen Krisis am Produktenmarkte. — Wegen Anschluß von Privatleitungen an das neu gelegte Rohr deS Hauptstranges bleibt vi« städtische Wasserleitung die drei Tage Montag, Diens tag und Mittwoch geschlossen. Darum mi: ge nügendem Wasser versorgen I — Zu besetzen: die ständige Lehrerstelle zu Falkenhain bei Echmiedeberg (Parochie JohnSbach). Kollator: die oberste Schulbehörde. Das Einkommen beträgt außer freier Wohnung mit Gartengenuß 1000 Mark Gehalt und 72 Mark für Fortbildungsunterricht. Bewerbungsgesuche sind bis zum 10. November bei dem Kgl. Bezirksschulinspektor Richter in Dippoldis walde etnzureichen. — Die langen Winterabende nehmen allmählich wieder ihren Anfang und damit eine Zeit, die mehr zum Lesen benutzt wird, als jede andere im Jahre. Klein und Groß, Vornehm und Gering greift be gierig in den Mußestunden nach einem Buch, um sich daran zu erfreuen und zu unterhalten, zu belehren und zu bilden. Es ist müßig, über den hohen Werth dieser Beschäftigung zu reden, er ist allgemein aner kannt; es soll nur darauf aufmerksam gemacht werden, daß gerade jetztin der beginnenden Winterzeit dem Lese- bedürsniß wieder eine Art der Litteratur entgegenkommt, die nicht verdient, gelesen zu werden. Das sind neben den Schriften, die auf politische Verirrung zurückzu führen sind und die unter der Behauptung, ausklären zu wollen, die Köpfe verwirren, besonders die Schauer und Schundromane, die sich angeblich in Gerichts sälen und Gefängnissen, oder an geheimnißvollen, '"'meist gar nicht vorhandenen und nicht möglichen Winkeln unserer Erde abspielen sollen. Das ist die sogenannte Hintertreppenlitteratur, die meistens in Gestalt von Zehnpfennig-Lieferungen an der Thür des geringen Mannes Einlaß begehrt. Der ver ständige Mensch läßt sich diese Sachen natürlich nicht aufdrängen, wohl aber die urtheilSlose Jugend, bei welcher dann eine aufgeregte Phantasie das Unglaub liche der Schilderung zur Thatsache werden läßt. Unberechenbar sind die Folgen, welche dieses Lesen nach sich zieht. Eltern und Erzieher, welche in der Darreichung leiblicher Speisen an ihre Pflegebefohlenen meist sehr vorsichtig sind, sollten doch auch die geistige Nahrung derselben scharf ins Auge fasten und das Gift mit Sorgfalt ausscheiden. Und zum Glück ist kein Mangel an ausgezeichneten Schriften für jedes Alter, und so mancher Buchhändler hält es für eine Ehrensache, nur gute Waare unter das Volk zu bringen. — Die an vielen Orten unseres Vaterlandes bestehen- BolkSbibliotheken kommen demLesebedürsniß des Publikums in jeder Hinsicht entgegen und führen nur gediegenen Lesestoff, der jeden Geschmack befriedigen wird. JohnSbach. Bei dem hiesigen GutSbes. Funke ist eine Kalbe verendet, welche uach bezirksthierärztlichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver ist daher, mit Kalkmilch übergossen, vo^chriftS- mäßtg vergraben und sind gegen Weiterverbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Funke besitzt noch 11 Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung gegenwärtig für gesund erklärt worden sind. Poffendorf. Die hiesige freiwillige Feuerwehr hielt am vergangenen Sonntag ihre 17. Generalver sammlung ab, in welcher der bisherige Hauptmann Herr H. Büttner als solcher wiedergewählt wurde. Die Wehr ist jetzt 20 Mann stark und zählt 42 passive Mitglieder, als deren Vertrauensmann Herr Brau meister Göhler gewählt wurde. — Die am Sonntag Nachmittag im Schumann- schen Gasthofe stattgefundene Monatsversammlung des K. S. Militärvereins Poffendorf und Umgegend war von etwa SO Personen besucht. Nicht nur die Kameraden unseres Militärvereins und Freunde des selben waren erschienen, sondern erfreulicherweise auch Mitglieder der Nachbar-Militärvereine Hänichen und Großölsa. Nach herzlicher Begrüßung der Anwesenden durch Herrn Apotheker Heim-Postendorf erhielt der Bezirksoffizier Herr Haupt«»»» Dietrich da« Wort zu seinem Vortrage über „da- deutsch« und französische Heer vor 1670". Der von tiefem Misten zeugende, höchst interessante Vortrag wurde mit großer Begeiste rung ausgenommen und dem verehrten Herrn Refe renten der gebührende Dank durch Erheben von den Plätzen gezollt. Frauenstein. Am Donnerstag Abend, den 18. d. M., ist das zu Reichenau gehörige, im Gimmlitzthal gelegene Weicheltsche Wohnhaus niedergebrannt. Laurnsteiu. Der 15. Oktober war für die hies. Gemeinde ein hochwichtiger Tag, fand doch an ihm die feierliche Weihe unserer neuerbauten, herrlichen Schule statt. Vormittags 11 Uhr versammelten sich an dem alten Schulgebäude die Lehrer mit den Schul kindern, sowie die Herren AmtShauptmann vr. Uhle- mann, königl. Bezirksschulinspektor Richter, Brand- versicherungSinspektor Treitschke, die Mitglieder des Schulvorstandes und Stadtgemeinderathes mit vielen hiesigen Gemeindegliedern, denen sich verschiedene Be wohner unserer Nachbarorte angeschloffe« hatten. Nach verklungenem Choralgesang ergriff Herr Rektor Grützner das Wort, um Abschied zu nehmen von dem alten Gebäude, welches seit dem Jahre 1838 Unter- richtSzwecken gedient, und in dem er selbst über 30 Jahre gewohnt und gelehrt hatte. Ein wehmüthigeS Gefühl beschlich gewiß alle, die längere oder kürzere Zeit in dem Hause aus- und eingegangen waren, als man sich sodann anschickte, unter Choralgesang von der alten Lehr- und Lernstätte nach dem neuen auf der Schützenstraße stehenden Gebäude zu ziehen. Da selbst angekomwen, trug der gemischte Kirchenchor den 103. Psalm von Stein vor. Hierauf übergab Herr Bürgermeister Börner im Namen der Etadtgemeinde der königl. Bezirksschulinspektion den Schlüssel, den Herr AmtShauptmann vr. Uhlemann in Empfang nahm, um unter dem Ausdrucke herzlichster Segens wünsche für das neue Haus dasselbe zu öffnen. Die überaus fesselnde Weihrede hielt in formvollendetster Weise hierauf Herr Bezirksschulinspektor Richter. Er weihte die Schule zu einer Pflegstätte bürgerlicher Tüchtigkeit, zu einem Altar nationaler Gesinnung und zu einem Tempel wahrhafter Religiosität. Einen tiefen Eindruck hinterließ auf alle Zuhörer diese herrliche Rede, wie nicht minder das folgende Weihegebet, welches der OrtHchulinspektor Herr Pastor Büttner sprach. Nach erfolgtem Einzug in die Schule wurde der keierliche Weiheakt im ersten Klassenzimmer durch Gesang, Segen und Gebet beschlossen. Hierauf be sichtigte man das herrliche Gebäude in allen seinen «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Ruminem 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. bMtenden Auflage del Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile od« oere» Raum berechnet. — La» dellarische und romplieirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionell« »heile, die Spaltenzeil- 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadkäHe zu Dippoldiswalde und Zsraumstein Verantwortlicher Redacteur: Dkllli Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseiligem „Jllustrirtrn Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 123. Sonnabend, den 20. Oktober 1894. 60. Jahrgang. Theilen, und überzeugte sich von der höchst gediegenen und praktischen Einrichtung. Mit Stolz kann der Baumeister desselben, Herr Architekt Klotz von hier, auf das wohlgelungene Werk blicken, stolz kann di- Gemeinde sein, ein so würdiges Schulhaus ihr Etgen- thum nennen zu können. Dasselbe hat im Parterre S sehr geräumige, luftige Klassenzimmer, Lehrmittel- und Bibliothekszimmer sowie zwei Garderoben. Im 1. Gestock befinden sich 2 äußerst freundliche Lehrer wohnungen, während das Dachgeschoß einen selten großen Boden aufweist und im Erdgeschoß die Keller räumlichkeiten, Waschhaus und HauSmannSwohnung zu finden sind. Die höchst geschmackvollen Malereien in den Wohnungen, wie in der Hausflur hat Herr Maler Lehmann-Gottleuba ausgesührt. Am Nach mittage vereinigte sich ein großer Theil der Bürger schaft mit den Herren der königl. Bezirksschulinspektion zu einem Festmahle, welches im Hotel „Zum Löwen" abgehalten wurde. Gar mannigfache Tischreden würzten das Mahl, welches Herr Gastwtrth Henker zu all- seitiger Zufriedenheit bereitet hatte. Der Schuljugend aber wurde im Schießhause ein besonderes Vergnügen durch Verabreichung von Kaffee und Kuchen bereitet, nach deren Vertilgung sie sich durch heitere Spiele noch einige Zeit belustigte. DretLeu. Die Dresdner BahnhosSbauten find in diesem Jahre wieder um ein Bedeutendes vor wärts gebracht worden. Nm meisten interessirt man sich erklärlicher Weise für dis Personenbahnhofsanlagen in Dresden-Altstadt, deren südlicher nach dem Bismarck« platze zu gelegener Theil im Entstehen begriffen ist. Dieser Theil, welcher noch vollständiger Fertigstellung deS ganzen Bahnhofs die Hochliegenden Geleise und Bahnsteige für den Personenverkehr von Leipzig und Berlin nach Bodenbach, sowie die zwei Hochliegenden Geleise für den Güterverkehr erhält, ist zunächst be stimmt, dem ganzen Personenverkehr des böhmischen Bahnhofs provisorisch zu dienen. Zu diesem Zweck wird auch der Verkehr nach und von Chemnitz, der später den Tiefgeleisen zufällt, provisorisch auf diesen Hochgeleisen mit abgefertigt. Diese Hochgeleise und Perrons erhalten eine Einsteighalle, deren Montirung bereits begonnen hat. Die Räume unter den Hoch geleisen, welche später Verwendung als Bureaus finden, erhalten jetzt für den provisorischen Personenverkehr ein großes Vestibül, mehrere große Wartesäle, die Fahrkartenschalter, die Gepäckräume und die nöthigen Restaurationsräume. Sofort nach Beendigung de» nächstjährigen PfingstverkehrS, welcher noch im alten Bahnhofe stattfindet, erfolgt die Ueberleitung des Verkehrs auf die neue Anlage und der Abbruch des alten Bahnhofsgebäudes. Die Bewirthschaftung der provisorischen Restaurationsräume wird für diesen Zeit punkt von der königl. Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen soeben öffentlich ausgeschrieben. Weinböhla. Vor einigen Tagen hat in unserem Orte die Weinernte ihren Anfang genommen. Leider kann sich dieses Jahr nicht ganz mit den vor hergegangenen guten und mittelguten Weinjahren vergleichen. In Qualität und Quantität steht der Wein anderen Jahren gegenüber bedeutend zurück. Die Trauben sind sauer und theilweise unreif. Auch haben die Staare und Maden viel Verwüstung an gerichtet; ganze Trauben, vorzüglich die weißen, sind ausgesogen und verdorrt. Manche Weinbergbesitzer haben nicht halb so viel geerntet wie im vorigen Jahre. Gottlieb Hempel z. B., der in anderen Jahren 60 bis 70 Cenlner erbaute, wird kaum 30 bi» 35 Ctr. ernten. Zudem kommt noch der billige Preis, welcher zwischen 8 und 12 Mk. für den Centner schwankt. In anderen Jahren wurden 20 bis 25 Mk. gezahlt. Riesa. Daß die Bauthätigkeit in unsrer Stadt, die in den letzten Jahren eine äußerst lebhafte war, doch etwas über die Verhältnisse hinausgegangen ist, zeigt sich jetzt recht deutlich in den vielen leer-