Volltext Seite (XML)
ErsHemt kü» 7 Uhr t» der vrredition Marien- Nrade .3. llbonne- enentlvrel» »lcrtel. lährllch L2>tz Ngr.. tzurch dt« Posl LS Ngr. Ein-elne Nr. I Rar. — Auflage: Sv.aoo Lxcmvlare. Jntcraten-Annahmc aurwarld: U»«->»u- «t«ia L Vogler in Hamburg, Berit», Wien, Leipjtg, Batet, Breslau, granksmt a. M.—»llL Nass« IN Berlin,Leipiitg,Wien. Hamburg, Jrankturl a. M-, München. — vaadackc». instronk. fuet a. M. — kr. Voigt in llbemni».— S»r»», laeLtto. Lal- U»r t kto. in Pari». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepfch L Neicharftt in Dresden. Verantwottl. Rebacteur: ÄtlMS Nekchardt Snlerate «erbe» M»E» tkraße 13 angenommen tdi» Ab. S Uhr, Honntoa« di» Mittag» 13 Utir. 2s Neulladl: grobe filetiere gatte L di» Avb. k> Uhr. Der Raum einer ein. tvallioen PettljeSe kotiet 13 Pta. Nngetandt dre Zeile 3 Rgr. tbiNe iÄaraunc tür da» nä Mittägige tlrtchei. ncn der Zmeraie wird nicht «egedeu. Auswärtige Annoncen- Antträge »an UN» unbe- lannicn Airinrn u. Per- tonen imeriren wir nur «egen Pränumerando- .Zahlung durch Brief, »rarlen oder Po,ietnjah. lnng. 10 Tuben koften I'i, Rar. Auswärtige können die Zadlung auch aus eine Dresbnerifirma anwcijcn. Tic L» Rr. 11. Achtzehnter Jahrgang. W. dZ'NLi LKS',M!L.>. Dresden, Sonnadrnd, 11. Januar 1873. Politisches. CS ist ein rein menschliches Interesse, welches die Welt an dem Ableben Napoleons nimmt. Ein Mensch ist gestorben, dessen Lebensschicksale zu den ungewöhnlichsten gehören, die unser Jahr hundert aufzuiveisen hat. Mögen ihn seine Anhänger als Mann der Vorsehung, als Retter der Gesellschaft rühmen, mögen ge fürstete Familien ihn als „lieben Vetter" betrauern, mag man ihm 51a Bebel als gekränkten Schuft fluchen, mag die französische Demokratie ihm als Kowws äs8«-ckau die stärksten Verwünschung gen Nachrufen — das lebhafteste Interesse fesselte Napoleon durch Geburt, Thaten, Geschicke und Geist, Die Thatsache allein, daß er 20 Jahre lang verstanden hat, das feurige, ungestüme Roß der französischen Nation zu zügeln, zu reiten, beweist die Vedeu tendheit seines Geistes wie die Rücksichtslosigkeit in der Wahl seiner Mittel. Der nächtliche Ueberfall, mittelst welchen er die französische Republik erwürgte, um sich zum schrankenlosen Gebie ter der Geschicke dieses Volks zu machen, wird ihm von der Demokratie nie verziehen werden; der kolossale Aufschwung an Macht und Reichthum, dem er hierauf Frankreich entgegenführte, erfüllten Europa mit Staunen. Dem Handel, der Berkel,rsfrei- heit, die Entwicklung des Geldmarktes erschlossen ungeahnte Bah nen, die politischen Ideen bereicherte er mit neuen Auffassungen. Wer könnte es aber vergessen, wie er durch kühnes Voltigiren über alle Begriffe von Recht, Gesetz, Eid und Verfassung am meisten dazu beigetragen, daß eine Lockerung fester Grundsätze, Zerrüttung von Treue und Glauben und eine Verwahrlosung der Sitten in Europa einbrach, an deren bösen Folgen dieses und das nachkommende Geschlecht noch schwer zu tragen haben wird'? Abenteuernden Geistes führte er Frankreich anfänglich auf schim mernde Bahnen des Ruhms, um cs schließlich in einen Abgrund der Verzweiflung zu stürzen. Der Krimlrieg und der Feldzug in Italien, der die Gründung dieses Königreichs als nächste Folge hatte, sind glänzende Blätter der an Ruhmesthat nicht armen französischen Geschichte Sein toller Zug nach Mexico, die cyni- sche Opferung des unglücklichen Maximilian bezeichnen den Wende punkt seines Geschicks. Seit jener Zeit bemächtigte sich der Ein fluß seines intriguanten Weibes seines sonst klaren Geistes. Eugenie stürzte ihn, den Widerivilligen, in die Abenteuer des Kriegs mit Deutschland, aus dem er als Besiegter, Gefangener, Entthronter, Exilirter hervorging. Ohne sein Weib säße er noch ruhig auf dem Throne der Franzosen, Wir Deutsche können ihm für den Krieg, den er mit frevlem Uebermnthe vom Zaune brach, nur zum Danke verpflichtet kein. Ohne ihn hätte sich nicht sobald die Einigung des deutschen Vaterlandes vollzogen. Die Schlachtfelder Frankreichs gaben die Geburtsstätte für Erstehung des deutschen Reichs, unter dem Donner gallischer Kanonen er stand seine Herrlichkeit, im alten Königssaale zu Versailles riefen den König Wilhelm die deutschen Helden und Fürstcnsohne zum Kaiser Deutschlands aus. "Nun deckt bald eine Hand voll Erde Alles, was von dem mächtigen Imperator noch übrig ist. L Vergänglichkeit alles Irdischen! Pie Hand, deren Wink Millio- neu bewaffneter Krieger dies- und jenseits des Rheins zum män - nenrrordenden Kampfe das Signal gab. ist starr und steif; das Gehirn, das kühne Plane, Abenteuer wie fruchtbare Gedanken bntzete, ein Fraß der Würmer. Doch Unter ird'schen Gütern allen Ist der Ruhm baS Höchste tocki. Wenn der Leib in staub zerfallen Lebt der große Name noch! Es liegt nahe, darüber zu philosophiren, was heute geschehen würde, wenn Napoleon nicht in deni Miethhausc zu Einselhurst, sondern in St. Eloud, oder den Tuilerien gestorben wäre. Eine politische Aufregung erhitzten Grades würde durch Frankreich zucken, auch die Völker Europas würden sein Kranienbelt nicht bloS mit halb menschlichem, halb medizinischem Hnterejsebcobachtet haben. Diese Betrachtungen blos Äicklvärts gerichteter Natur sind jedoch um so überflüssiger, als jetzt in Frankreich die Partei derOrdnung sich immer fester zu eonsolidiren scheint. Ein eigen thümliches Zusammentreffen ist cs, daß dcr ".Rann, die letzten Tage der Herrschaft Napoleons am ineisten verbitterte, Rochefort, der Laternenmann, gleichfalls dem Tode nahe ist. Zwar soll er jetzt nach Caledonien transportirt werden, man. glaubt jedoch, daß er dis Uebersahrt nicht überleben werde, Napoleon starb, nachdem er kurze Zeit vorher den Segen des Papstes erhalten hatte, umgeben von seiner Familie und seinen intimsten An hängern, die wie Nouher, an sein Schmerzenslager geeilt waren. Fassen wir uns heute kurz. In Frankreich dringen jetzt selbst freisinnige Politiker darauf, daß sich Frankreich eng mit dem Papste verbinde, um Deutschland Verlegenheiten zu bereiten. In England haben die Führer der Arbeiter sich von dem Terrorismus des Chefs der internationalen NevolutionSpartei offen losgesagt. Marx wird offen der Herrschsucht, der Aus beutung der Arbeiter und einer unleidigcn Tyrannei bezichtigt. Eine seltsame Nachricht bringen wir unter Tagcsgeschichte über ein« angebliche liebenswürdige Corrcspondenz zwischen dem Papste und dem König Victor Emamrel. Im preußischen Abgeordnetenhaus rief man Pfui! als Graf Eulenburg zugestand, daß er auf conservative Abgeordnete, ! welche Landräthe sind, eine ungebührliche Einwirkung zu machen versucht habe, weil sie gegen die Krcisordnung gestimmt haben. Graf Noon hat sich zum ersten Male als Ministerpräsident im Abgeordnetenhaus« gezeigt, um folgende drei Gesetzentwürfe ein ziibringcn: I betreffend den Austritt aus der Kirche (derselbe j bezieht sich auf alle Kirchen und religiöse Genossenschaften mit l Korporationsrechten ;2 betreffenddieVorbitdrmg und Anstellung j ver Geistlichen und 3 betreffend die kirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung eines königlichen Gerichtshofs für kirchliche Angelegenheiten. lieber die leitenden Gedanken des einen ent hält die „Tgsgsch." das Wissenswerthe. Für heute nur soviel, daß die Rede des Cultusministers Ilr, Falk und des Grafen Noon von tiefster Wirkung begleitet waren und nach der Ansicht der Nationaliberalen die Lage Preußens in erfreulichster Weise geklart haben. Der bis vor Kurzem mißtrauisch betrachtete Roon ist jetzt der Hort des Fortschritts gegenüber den Anmaßungen der Ultramontanen. Locales und Sächsisches. — Der Adjutant Sr. K. H. des Prinzen Georg, Ritt meister von Ehrenstein, hat das Ritterkreuz 1, Classe desHerzog- lich Sachsen Ernestinischen Hausordens erhalten, -- Landtag. Das Eultusmiiiistcrium hat in aller Stille 37 Jahre lang Gelter angcsammclt gehabt, von denen dem Landtage bisher alle und jede Kcnntniß abgcgangen ist. Zuletzt erreichten sic eine Höhe von 145.000 Thlr. ES sind dies theilö llebcrscbüssc von SMniigSgcidcrn gewesen, theils nutzbar angelegte, frühzeitig erhobene Staatögclter. Zu Un- gunsten tcr Stillungen selbst ist nirgends verfahren worden. Der neue EultuSminsster vr. v.Gcrber macht nun Vorschläge, was mit diesen Geldern zu thnn sei. Nach einiger Debatte, in der bas Inconstitntionelte des visbcriaen Verfahrens durch die Abgg, Klemm, vr. Pani», Ludwig, Jordan und den Rc scrcnten Fahnancr gerügt wurde, beschloß die Kammer vor gestern: 45,000 Tblr. dem OcconomiefisenS der Universität Leipzig zu überweisen, damit von den Zinsen neue Eonvict- stellen llir sächsische Stutlreudc geschallen werden. Die ver bleibenden 100,00«, Tblr. sollen alö Rescrveiond im Staats- cigentbum verbleiben, um ans demselben etwaige, ohne Ver schulde» eines Beamten entstehende Verluste zu decken. Die Zinsen dieses Reservefonds sollen nach Antrag Ocffmicheno zur Unterstützung hillSbcdürlligcr Prcdiger-Wittwcn und Waisen, die vor dem (bessere Pensionen gewährendem Gesetze von 1872 pcmionirt wurden. Dadurch werden auch zugleich die Gelter der Augusteischen Stillung irci zur I.Intcrsti'iftung sol cher cmeritirtcr Geistlicher, die glcichsalw noch vor dem besse ren 72er Gesetze in Ruhestand getreten sind. Damit wird einem Anträge tctz Abg. Schmitt indircct entsprochen. Wenn die 371 Prediger.Wittwcn und 170 Prediger.Waisen, die cS jetzt noch in Sachsen giclll, abgestorben rcsp. versorgt sein wer ten, sollen die Zinsen von den 100,G>0 Tblr. zu Stipendien für Gvmnasicn und Realschulen erster Ordnung verwendet werden. Eine scbr ausführliche Debatte entspann sich darüber, was mit den Ucbcrschünen zu gcick eben habe, die sich ferner well bei dem Leparatlond teS EnllnSminillcriumS ergeben. Die Kammer beichloß: diese Kasscnbcllände in der zeitberigcn Weise, lcdocll ebne jegliche Beeinträchtigung der LtillungS- Kapitale und Zinse», nutzbar zu machen, über diele Ansamm lungen aber jeder künftigen Ständeversammlung einen Nach weis zu crtbcilcn. Die Erträgnisse von provisorisch nutzbar angelegten StaatSgcldern sollen in ter lausenden Etatrechmmg ausgenommen werden. — Für Herstellung von Maler. Ateliers in Dresden foltert die Regierung bekanntlich 00,000 Tblr. Abg. Walter bekämpft diese Forderung nur ungern, glaubt aber nicht, daß durch Errichtung seichcr "Ateliers das Gellibl der Zusammengehörigkeit der Künstler und inne res Kunstleben und Streben erreicht wird. Die Künstler trü gen oll Schuld an ihrer Vereinsamung; das Publikum irci- lich pflege scbr wenig Gelb für Künllzwcckc anszugcbcn; wenig reiche Leute in Sachsen kaullcn Gemälde, höchstens Ocltruckbildcr. Walter bewilligt gern höhere Lummen sür Hebung der Knüll, wünscht aber, ka>; statt der Forderung llir Ateliers die Zinsen von l00,1 >00 Tblr. zum Ankauf bedeuten der Gemälde bcrwcndct winden: das höbe die Knnsi besser. Ludwig bedauert, daß die öffentliche Meinung sich noch nicht genügend mit dicker Frage habe bcichälligcn können und will die Forderung ablchnc», damit beim nächsten Landtag die Regierung ein neues Projcct zur Hebung tcr Kunst ein- bringe, wollir er dann trendig mehr bewillige. Sein ri'ckllig war seine Bemerkung, daß sich die Stadt Dresden sehr wenig in Unterstützung terKnnit auSzcichnc. Dresden könne sich da rin an Leipzig ein Müller nehmen. Auch die Reichen in Dresden griffen keineswegs tcr Kunst unter die Anne. Der Minister v.N 0 stitz erwicdcrt, daß die Beschallung von Maler- Atclierö schon projcctirt gewesen lei, er schildert die Atellcrnoth, durch die sich namhafte Künstler abbaltcn lassen, nach Dresden überzusietcln und bei welcher andere fortzichcn wollen. Zwingen könne die Regierung das Publikum nicht, Malern Aufträge zu geben, doch wisse er ein gutes Mittel in dieser Züchtung: man möge nur einen geringen Proccntsatz ter in der letzten Zeit gemachten großen Gründergcwtnne zum Ankauf von Kunstwerken, zum Schmucke der Häuslichkeit ver wenden. lGroßc Heiterkeit.) Er bäte die Abgeordneten, die hierauf Einfluß hätten, ihn geltend zu machen. tNcncS Ge lächter.) Der Plan für die MaleraiclicrS ist neuerdings aber mals durch eine Eommission unabhängiger Künstler geprüft und gebilligt worden. Der Staat habe dringend die Pflicht, die Künste ebenso zu pflegen, wie die Wisscnichait und jemcbr der Zug der Zeit materiell sei, umsomcbr müsse der Staat die ideale iscite kcö LcbcnS, die BildnugSzwecic pflegen. In Sachsen sei darin viel versäumt. Do. Leistncr ist gegen die Erbauung von Malerateliers, da in Sachsen dann der Staat Vermiether von Werkstätten, Wohnungen und Kaufläden würde. Große Aufträge, die der Staat den Künstlern gäbe, unterstützten die Kunst bedeutend mehr und besser als solche Ateliers. WaS Sachsen jetzt sür Kunllzwcckr tbne, sei eine Erbärmlichkeit. Selbst die König!. Gemälde- galeue schaffe nichts Bedeutendes an, ihre Schätze datirten lediglich aus der Zeit „August beö phvsisch Starken", wie ihr der Schrillffellcr Earlble nennt, da er 305 Kinder hinter lassen habe. Vieepräsident Streit: DaS gehöre doch nicht hierher. vr Lcislncr: Nicht blos die Gründer geben den Künstler» keine Aufträge, auch vom Hole geschähe nichts sür die Kunst. Vieepräsident Streit: Bezugnahmen aus die Krone seien durch die Land tagSordnung verboten. vr. Lclstner: DaS vollbeatcr werde allerdings vom Hofe begünstigt. Als der Vorsitzende mit Entziehung des Worts droht, erörtert vr. Lciitner, daß daS Gebäude der Kunstakademie besser ausge stattet, ein Proicllor tv realistischen Schule der Malerei be- ruicn werten müsse. Schließlich erklärt er sich aber für den Mn großer "Ateliers, die sich kein Künstler selbst bauen könne und räch an, die französischen Kriegc-gelker abzuwarten, dann wolle er llir Künllzwcckc weit mehr als 100,000 Thlr. be willigen. Vr. Piciffer weist ihm nach, daß er eigentlich mehr kür als gegen die Forderung gesprochen habe, Privatleute hätten Sachsen nicht die Gcmalte-Galerie geschallen. Erwirb die Summe bewilligen, dock' möge man nicht die Ateliers so langsam bauen, wie das Hollheatcr. Nachdem sich Penzig cbcn'aliS llir Gewährung eines O bdachs für die Künstler aus gesprochen und Reiercnt Map ein warmes Fürwort kür die Knuff eingelegt bat, bewilligt die Kammer mit Stimmen- Mehrhcit die Forderung. Vorder hatte die Kammer 750,000 Thlr. zur Verlegung der fiskalischen Verbindungsbahn in Leipzig, sowie zur Errichtung dcS LammelbahnhosS bewilligt, die seitens rer Staats- und Privatbabncn daselbst gemeinsam angelegt werden soll. Tie von vr. Heine und Köckerl warm empfohlene "Anlegung clncS Haltepunktes der verlegten Ver bindungsbahn bci SellerShauscn lehnte die Kammer ab, nach dem sich der Finanzminister v. Friesen, sowie Reierent vr. Rcntzsch dagegen erklärt hatte. Das Projekt des Sammek- bahnhofv wurde lebhaft vom Abg. Schnoor emviohlen. Die Herstellung einer Vcrbindimgscurve bei Lchinbmaas, em pfohlen durch Abg. Penzig, wurde der Regierung zur Erwäg ung, die von Pornitz und Ludwig warm befürwortete "An legung eines Koblcnbabnboit, in Nicolai, Vorstadt bei Chem nitz, würbe zur Berücksichtigung, tie einer Gütcrslation nr Niedersedlitz stir Kenntnißnahme übergeben. Zum Schluß der gestrigen Sitzung nabm iReierent Ochmicheiu die Kammer einen Antrag vr. Biedermanns an: die Regierung nolle nach Kräften dahin wirken, daß durch möalichst zeitige Ein berufung tcr Landtage die provisorischen Steuercrbcbungcn pcrinicbcn werden. — Nachdem sich die Summen, welche die Regierung für Erwei terung des Großen Gartens fordert, durch Jnbctrachtnahme meh rerer anderer Parzellen mehrfach geändert haben, schlagt die Mehrheit der Finanzdeputation der Zweiten Kammer vor, 00,000 Thir., die Minderheit 105,000 Thlr. zu bewilligen. Das Re ferat wird Abg. Klemm führen. — Die treibende Kraft des jetzigen Vorfrühlings macht sich überall, selbst in Gegenden unseres engeren Vaterlandes, von denen man es am wenigsten erwarten kann, geltend. Selbst aus dem sagenannten sächsischen Sibirien, aus Scheibenberg, 2200 Fuß über dem Meeresspiegel gelegen, meldet man uns, daß in völlig freiliegenden Gärten Rosen, Nelken und andere kleine Blumen blühen, daß man in voriger Woche dort 11 und 13 Grad Wärme gehabt. Frische Rosen, Heidelbeerblüthen, Reseda, Msilätzchen. Hastige rosige Birnenblüthe wird uns als jetzig« Flora ans Schandau übersandt. In einem Garten zwischen Blasewitz und Tolkewitz fing man einen großen Trauermantel und im Walde in der Nähe des Schenkhübels einen Citronen- vogel. die ganz gemüthlich in der milden Luft umhersegelten. Das ist ein wunderlicher Jahres-Anfang. Unter den Gemr- mand's munkelt man davon, daß die Hasen schon einen merk würdigen Beischmack geben. Wer weiß2 Da alle Triebe der Natur vorzeitig auslebcn oder nachklingen, so kann, obschon „die Thiere jeder Art, nur der holde Frühling paart", eben hin sichtlich des Frühlings auch bei dem munteren Volk der Hasen ein Jrrthum eintrcten. Am Ende müssen die Jäger gar vor der Hand die zarten Verhältnisse der Hasrn berücksichtigen und bis zum Eintritt des Frostes mit Schießen aushörcn, um die Thiere nicht zu erschrecke» und — Fehlgeburten zu vermeiden. — Das russische Neujahrsfest, welches Herr Marschner auf der Brühl'schen Terrasse zu Ehren der oas Belvedere häufig frc- guentircnden vornehmen russischen Welt jährlich am 13.Januar zu veranstalten pflegt, verspricht diesmal besonders glänzend ;u werden. Herr Marschner hat zu diesem Behuse eine Büste des Kaisers Alexander, da sich weder in Dresden noch in Berlin eine solche vorfand, von Petersburg kommen lassen. Da diese Büste, von Professor Botta gefertigt, jedoch nicht ganz unbeschädigt hier ankani, wurde sw von dem hiesigen Bildhauer Ehristophani neu Modell irt und so werden denn am nächsten Montag die milden Züge Alexander li., des Kaisers aller Neusten, deüjenigenFürsten, der die Leibeigenschaft der russischen Bauern aufhob und Deutsch lands Freund ist, in meisterhafterDurchbildung aus ihrer grünen Blatt-Dekoration auf eine srohbewcgte elegante, meist russische Gesellschaft herniedcrschauen. Der Kapellmeister des Belvedere- Orchesters, "Neubauer, hat ein meist aus russischen Compositionen bestellendes Programm entworfen, dessen Ausführung durch die Kapelle vieles Interessante bieten wird. — Die Direction der Pserdeeisenbahn hat gestern in Plauen die zum Betrieb benöthigten Stallungen (auf dem