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Sonnabend, den 1Y. September Frankenberger Nachrichtsblatt Bezirksanzeiger und außer sind zur ath öbge- 15« Thlr. abgesendet Sonnabend g dis zur bliche Fin- Lelohnung >tbr., Nach- -bgericht zu kor« gegen n. >r. 1870. erichte. r., Abends ncßhauS. n noch ab- cffend. »rriand. putation der Kammer über diesen und einen ähnlichen Antrag Thiers und den Favre's be- rathen, ertönt auf der Straße nach der Seine zu heftiges Geschrei. 7" " " ch«kv Aacker. in gingen nebst Leine- mmelt durch r. von Hrn. n Beamten- ste zu Sach, gen, 3 Bett» Dtzd. Hand- l. Socken, 3 Spinnerei, n von Frau besitzerinnen daselbst; S Jungfrauen a, 1 Thlr. : Gemeinde >lf; 1 Thlr. O e r t l i ch e ü. Frankenberg, 9. Septbr. Wie mächtig das deutsche Lied, die durch den Componisten dem Volke lebendig gemachten Worte des Dich ters, namentlich in der Zeit patriotischer Er regung wirkt, hat schon Arndt's Vaterlandslied bewiesen. Mächtiger und zündender aber noch als dies ist der Eindruck des in unser,: Tagen zum Nationalliede, man möchte sagen zur deut schen Marseillaise, gewordenen Schneckenburger'- schen Gedichtes: „Die Wacht am Rhein" in der Wilhelm'schen Composition, das seit den Julitagen dieses Jahres von Hunderttausenden unzählige Male gesungen worden und diesen der Ausdruck des tiefsten patriotischen Gefühles war. Der Dichter ist todt, noch aber lebt der Mann, der durch seine packende Weise das Werk des erstem anfangs nur in die Kreise der Gesang vereine, jetzt in die Masse des gesammten deut schen Volkes eingeführt hat, noch lebt er, aber in nicht gerade günstigen Verhältnissen. Ihm einen Ehrendank in seinen alten Tagen noch zu fließen zu laßen, veranstalten Deutschlands Sängerkreise Concerte, um dem Volke Gelegen heit zu geben, beizutragen zu diesem Ehrendanke an den Mann, der ein wesentliches Verdienst um das Vaterland sich erworben. Wir glau ben daher nicht besonders noch auf das nächsten Montag vom hiesigen Sängerbund in Benedix's Saal veranstaltete Concert aufmerksam machen zü müssen. Erscheint wöchentlich drei Mol. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehe» durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditione». Zur Situation. Frankenberg, 9. Septbr. 1870. . „Der- König von Preußen ist in Rheims ein- gezogen!" ist die neue Triumphbotschaft von, Frankreich her, während der bisherige Herrscher dieses unglücklichen Landes in aller Stille in dem ihm zum Aufenthalte während seiner Gefangenschaft angewiesenen Lustschlosse Wil helmshöhe bei Kassel anlanat und dort Muße finden wird, seine literarische Thätigkeit durch Vollendung des von ihm begonnenen Werkes „Das Leben Cäsar's", der Biographie seines Vorbildes, glänzender zu beschließen, als dies mit seiner diplomatischen und militärischen Lauf bahn der Fall war. König Wilhelm in Rheims, der alten Krönungsstadt der französischen Könige bis zum Jahre 1825, einer der ältesten und reichsten, blühendsten und interessantesten Städte von Frankreich, — und hoffentlich bald in Pa ris, dessen Lage uns heute beschäftigen möge. In Kürze haben wir in unsrer letzten Num mer schon gemeldet, daß in Paris die Republik proclamirt worden. Wieder einmal zur Ab wechselung für das leicht erregbare Volk eine andere Regierungsform, wobei ihnen diesmal der Vorwurf zu machen, daß sie die bisherige Herrschaft nur zu lange geduldet, die sie allein durch ihr auf Versumpfung und Entsittlichung aller Stände und vornehmlich der bemittelteren basirtes System in die gegenwärtige mißliche Lage gebracht hat. In diesem System und sei nen Folgen allein liegt die Ursache, daß der Kanipf Deutschlands gegen das französische Volk, was er nun wirklich ist, viel weniger gewagt erscheint, als der im Jahre 1792, als ein Jahr hunderte lang ausgesogenes aber nicht moralisch verdorbenes und entnervtes Volk unter gewal tigen Führern und nicht unter ehrgeizigen Schön rednern, wie die Mehrzahl der jetzt die proviso rische Negierung bildenden Deputirten, den Ver- theidigungskrieg gegen ein Heer aufnahm, das unter ganz anderen Verhältnissen als die von der reinsten Begeisterung geführte und von Opferwilligkeit unterstützte geeinte deutsche Ar mee von 1870 den Krieg begann. (Charakteri stisch für das von den gefeierten Größen der Bewegung in Paris von uns Gesagte ist eine Rede des bekannten bisher verbannten Schrift stellers Victor Hugo bei seiner Ankunft in Pa ris, in der er u. A. sagt: „Ich kehre gleichzeitig mit der Republik zurück, um Paris zu verthei- digen, die Hauptstadt der Civilisation und die Stadt der Revolution, die von einer wilden Invasion nicht geschändet werden soll rc." Wenn solche Männer, die doch von den Vor spielen des Krieges unterrichtet sein müssen, so sich äußern, darf denn dann das Gebühren des Volkes uns Wunder nehmen?) Sehen wir uns in aller Kürze die Ereignisse der letzten Tage in Paris näher an. Nach lan ger Verheimlichung gestand endlich Graf Palikao in der Sitzung des Gesetzgebenden Körpers in der Nacht vom 3. zum 4. September die völlige Niederlage Mac Mahon's und die Gefangen nahme des Kaisers. Sofort beantragte der Abg. Favre, den Kaiser und seine Dynastie aller von der Verfassung ihnen verliehenen Rechte für verlustig zu erklären und eine Kommission mit Regierungsbefugnissen zum Zwecke der Ver treibung des Feindes vom französischen Gebiete einzusetzen. Die Kammer, die mit eisigem Schwei gen diesen Antrag anhörte, vertagte sich bis zum Sonntag Mittag. Vor Beginn der Sitzung an» Sonntag herrschte in Paris schon große Auf regung. Nationalgarde im Verein mit dem Volke drängte unter lautem Rufen: „Absetzung, Absetzung! Es lebe Frankreich!" nach dem Pa lais Bourbon, dem Sitzungslocale des Gesetz gebenden Körpers, das von Militär und der Polizei besetzt war. Nach Eröffnung der Sitzung verlangten sofort Glais-Bizoin und Raspail un ter furchtbarem Lärm die Absetzung des Kaisers als einzigem Ausweg. Graf Palikao bringt ei nen Gesetzentwurf ein, nach welchem ein Rath der Regierung und der Nationalvertheidigung einberufen werden soll. Während aber eine De- Tribünen sind auf die große Freitreppe geeilt und geben unter dem Rufe „Die Absetzung ist verkündigt" den Nationalgarden, die auf der Eintrachtsbrücke Wache hielten, Zeichen, zu ihnm zu kommen. Nach kurzem Besinnen folgen diese^ vom Militär nicht lange behindert und nun wird das Sitzungsgebäude von den Volksmengen in Beschlag genommen. Nationalgarde und Volk stürzen nach den Tribünen und schreien: „Absetzung! Absetzung!" Thüren und Bar rieren zum Sitzungssaals werden eingeschlagen und im Saale stimmt der Volkshaufe die Mar seillaise an. Vergebens will Präsident Schneider die Sitzung wieder eröffnen, man hört ihn nichts ebensowenig gelingt es Gambetta, die Ruhe wie der herzustöhlen und nach langem tumultuarischen Wogen, währenddem Haufen unter dem Rufe: „Es lebe die Republik!" die Straßen durch ziehen, nach vielen fruchtlosen Versuchen der Linken, die Massen zur Ruhe und zur Achtung der Freiheit der Berathungen zu bewegen, pro- klamiren endlich Gambetta und andere Depu- tirte die Absetzung der Dynastie und im Hotel de Ville (Stadthaus) constituirt sich sodann, wie schon mitgetheilt, die provisorische Negie rung. Während dieser Auftritte entfernte die Nationalgarde die kaiserlichen Adler von den Czakos. Um Mittag ward der Tuilerienpalast dem Volke geöffnet, das ihn nach allen Rich tungen durchströmte, ohne Unfug herbeizuführen. Ueberall waren Zettel mit der bei solchen Ver anlassungen geschichtlich üblichen Aufschrift „Tod den Dieben" zur Warnung angeschlagen. Auch das Stadthaus wurde von der Menge besucht, das darin befindliche Vernet'sche Gemälde der Kaiserin, der übrigens unter persönlicher Gefahr der Gesandten Oesterreichs und Italiens von diesen glücklich zur Abreise verholfen worden war, verbrannt und in kurzer Zeit war der Platz vor dem Gebäude förmlich mit weißen Papierzetteln bedeckt: man hatte die mit Ja, be schriebenen Stimmzettel vom Plebiscit gefunden! Die neue Regierung fährt aber gleich der alten fort, die Deutschen auszutreiben; wer von diesen ohne Erlaubnißschein betroffen wurde. hatte binnen 24 Stunden die Departements Seine und Oise zu verlassen, widrigenfalls -r kriegsrechtlich behandelt werden sollte. Dies cha- rakterisirt die Männer des Regiments, die in gleicher Blindheit wie ihre Vorgänger tüchtige Arbeitskräfte aus dem La,-de jagen, am besten. Mit tiefen, Schmerz erfüllt der Anblick derarti ger Landesverwiesener, deren zwei wir dieser Tage zu sprechen Gelegenheit batten und läßt den Wunsch gerechter Strafe für solch- Unmensch- (ichkeit nur noch lebhafter werden. Dabei wird die Erbitterung der Volksmaffen nicht blos ge gen die bedauernswerthen Deutschen geschürt, sondern jetzt sogar gegen die Protestanten durch die katholischen Priester, so daß der Pariser „Temps" in Voraussicht des grenzenlosen Un- Die Zuhörer von den j heils, das dadurch entstehen wird, sich mit aller . 76,437. term ist und zur ) Nachweis gand. inzcizt. am Herz- e Gattin, zerkochter Mtzsche, schlafenen eptember, gen Erd ung allen etrübt an ori und IH7V. se«e«.