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VoigMndilihtr Anzeiger. Amtsblatt für das Kümqüchr Bkfirisqenckt Plaue», sowie für die Köiüüli^e» Gerichtsänitcr uud Stadträtke zu Planen, Pausa, Elsterberq, Schöneck und Mühltroff. ZmeiimdsiebeMBer Jahrgang. Berantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, nnd zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pnänumerando zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tblr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpns-Zcile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Ltvnigl. Gcrichtsämter und Stadträrbe, für welche der Boigtländischc Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn L. Ä. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Pieper, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnchmcr Holzmüller. Sonnabend. S S 2Z. Februar 1^1. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 20. Febr. Landtag. Die 1. Kammer ist heute den zustimmenden Beschlüssen der jenseitigen Kammer bezüglich der beiden königl. Tecrete über die Aufhebung der Durchgaugszölle und über die Anferti gung neuer Kassenbillets zum Umtausch defect gewordener Billets, bcigetretcn und hat sodann die Berathung des Gcwerbcgcsetzes bis zu tz. 82 des Entwurfs fortgesetzt. — Zn der heutigen Sitzung der 2. Kammer wurden zuvörderst die beiden letzten Positionen des Militärbudgets erledigt. Sodann beschloß die Kammer infolge eines Vertrags der dritten Deputation über den Stand der Wahlrefermaugclegcnheit, daß im Hinblick auf eine von der Negierung zugesagte Wahlgesetzvorlage die Berichterstattung über die vorliegenden ständischen Wahl- refermanträge auSgesctzt bleiben soll. Zuletzt wurde eine Petition um Ausdeh nung der Paßkartenertheilungsbefugniß der Negierung zur Erwägung zu über geben beschlossen. Koburg, 17. Febr. Einer Mitthciluug der „Magd. Ztg." zufolge wird Kenig Flanz von Neapel mit seiner Familie das in Oberfranken einige Stunden von hier gelegene Schloß Banz — Sommerresideuz des Herzogs Maximilian von Baiern, des Vaters der jungen Königin von Neapel, — zu seinem Wohnsitz nehmen. Oesterreich. Die Wiener Blätter besprechen die Pescher Adresse und die Verkündigung des Belagerungszustandes in Fiume. In dem letzter» Er- eiguiß sieht die Ost-Deutsche Post das Wetterleuchten, das einem großen Ereigniß zum Verläufer diene. „Wenn die Tinge in Ungarn den Weg fortgehen, welchen die Pescher Eomitatsvcrsammluug eingcschlagen, so dürfte man in größerer Nähe als in einem Küstenstädtchen des adriatischen Meeres Erscheinungen erleben, welche der freiheitlichen Entwickelung in der ganzen Monarchie mit den höchsten Gefahren drohen. Den Ungarn Mäßigung, Rücksicht auf die übrigen Länder der Monarchie predigen, heißt in den Wind sprechen. Sie haben bereits ein mal sich und uns Verderben gebracht, und sic sind auf dem geraden Wege, die Geschichte zu wiederholen. Man überschätzt in Ungarn die eigene Kraft und man unterschätzt die Nothweudigkeit für die übrigen Theile der Monarchie, Ungarn aus den Verpflichtungen, welche cs für die Gesammtheit hat, nicht zu entlassen. Ter rohe Egoismus, der nur an sich denkt, der in seiner Ueber- hcbuug alle andern Interessen mit Füßen tritt, hat seit drei Monaten die Stimmung gegen die Ungarn nicht blos im übrigen Oesterreich, sondern selbst in Teutschlaud gewaltig verändert. Tie Haltung des Pesther Eomitats kann nicht zum Guten führen. Diese übermüthigen Erlasse gegen Jedermann, der Vernunft, Mäßigung, Recht und Billigkeit empfiehlt, das Zurückwcisen der Zu schriften des ^uckex (llu-iao, des Primas, der Hofkanzlei, diese Sophistik der Steuer-Verweigerung, diese Gewaltthätigkeit im Beseitigen der bestehenden Gerichte, der schwebenden Eivilprocesse, des Handels- nnd Wechselrechts, auf dessen Grund lage Millionen und Millionen an Eredit bewilligt wurden — wird einen Rück schlag herbeiführen, über dessen Intcnsivität man sich in Ungarn allzu sangui nische Täuschungen macht." Die „Ost-Deutsche Post" versichert, nicht den Unglückspropheten spielen zu wollen, aber eine böse Ahnung sage ihr: „das ritter liche Volk reite sich und uns ins Verderben hinein!" Italien. Turin, 18. Febr. Nach der „W. Ztg." heißt cs in der Thronrede, mit welcher der König heute das Parlament eröffnete, wörtlich: „Italien, fast vollständig befreit, und einig, vertraut sich Ihrer Weisheit an. Es ist an Ihnen, es nun zu organisiren. Sie werden die größtmöglichen ad ministrativen Freiheiten einführen, stets darüber wachend, daß die Einheit gewahrt bleibe. Die öffentliche Meinung ist uns günstig. Der Kaiser, während er uns die Wohlthatcn der Nichtintervention sicherte, hat es für angemessen erachtet, seinen Gesandten abzuberufen. Dieses Ereigniß hat unser lebhaftes Bedauern erregt, ohne unsere Erkenntlichkeit zu beeinträchtigen. Frankreich unk Italien haben bei Magenta und Solferino einen Bund geschloffen, welcher unauflöslich sein wirk. England, das älteste Vaterland der Freiheit, hat unser Recht, über ' uns selbst zu verfügen, anerkannt. Wir werden die Unterstützung, die cs uns ! durch seine guten Dienste gewährt hat, unvergänglich im Andenken halten. Als ! kürzlich ein erlauchter Fürst den Thron Preußens bestiegen, habe ich meinen i Gesandten an ihn abgeschickt, um ihm unsre Sympathie für seine Person uno ! die deutsche Nation zu bezeugen. Sie werden meiner Regierung behilflich sein, ! die Rüstungen zu vervollständigen. Im Bewußtsein seiner Kräfte wird das Königreich Italien den Rathschlägen der Klugheit Folge geben können. Meine Stimme hat sich ehemals mit Kühnheit erhoben; allein cs ist ebenso klug zu rechter Zeit zu warten, wie zu rechter Zeit zu wagen. Italien ergeben, habe . ich für dasselbe mein Leben und meine Krone gewagt; aber Niemand hat das ! Recht, die Existenz und die Geschicke einer Nation aufs Spiel zu setzen. Tie i Einnahme einer gewaltigen Festung hat in würdiger Weise die Heldcnthatcn der ' Armee und der Marine gekrönt. Beide, sowie auch die Freiwilligen haben einen i Ruhm erlangt, welcher dem Lande ein gerechtes Vertrauen in sich selbst einge- ' flößt hat. Es ist mir angenehm, den: ersten italienischen Parlamente die Freude > zu bezeugen, welche ich hierüber als König und als Soldat empfinde." Der „K. Z." wird aus Turin vom 10. Febr. geschrieben: Ter Eom- ! Mandant der Festung von Messina hat sich auf die Nachricht von der Abreise f des Königs Franz ans Gaeta geweigert, dieselbe zu übergeben. Heute bcgicbt - sich ein Offizier Easella's nach Messina mit Depeschen, worin auch im Namen ! Franz II. verlangt wird, daß die Festung den Sardiniern überliefert werde. ! Wir zweifeln übrigens nicht, daß Fergola die Festung übergiebr, da er sich j Garibaldi gegenüber verpflichtet hat, dieselbe zu räumen, sowie Gaeta gefallen ! sein würde. Turin, 18. Febr. General Cialdini soll heute oder morgen hier eintreffen. i Tic Bevölkerung und das Parlament bereiten festliche Demonstrationen vor. Es ! wurde eine Sammlung veranstaltet, um ihm einen werthvollen Lorbeer- und ! Eichenkranz zu überreichen. Der General wird den Titel eines Herzogs von ! Gaeta erhalten. Bei den Italienern tritt vor dem Inbel über den jüngsten Erfolg Alles in den Hintergrund. Victor Emanuel wird jetzt erst, wo er als König von i Italien erscheint, von Arnzem Herzen und mit vollem Muthe begrüßt. Wie aus Rom vom 16. Febr. gemeldet wird, sollte der Eorso am Mitt- woch, den 20. d. M., zu Ehren der Uebergabe Gaeta's erleuchtet werden. DaS i unitarische Comitee hatte ferner auf Dienstag, den 19. d. M., eine Illumination j zur Feier der Eröffnung des italienischen Parlaments angcsagt. Frankreich. Paris, 18. Februar. Die Laguerronicrc'sche Broschüre war bereits zwei Stunden nach ihrer Ausgabe vollständig vergriffen. Der „K. Z." zufolge erwartete man für heute oder die nächsten Tage eine Moniteur- i Note über die gegenwärtigen Beziehungen der Tuilerien-Politik zum römischen ' Hofe. Auf Wunsch Herrn Thouvenels soll jedoch diese Veröffentlichung vor-