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Mchmtz-MW 64. Jahrgang. Dienstag, dm 12. Juli 1898 Nr. 8V dings mehr in den Schankstätten als in den Würfel und Verkaussständen aushielten. — Nach einer neuerlichen Entscheidung des säch sischen Oberlandesgerichts ist das „Tippen" unter allen Umständen als Glücksspiel anzusehen. -- Der „Dienstvertrag" im neuen Bürgerlichen Gesetzbuch. Das Bürgerliche Gesetzbuch fügt den in Kraft bleibenden bestehenden Gestndeordnungen einige soziale Bestimmungen ein, die der Mittheilung werth erscheinen, da sie sicherlich alle Erwerbskreise hinreichend interessiren werden. Der Dienstherr hat, soweit nicht durch eine Versicherung oder durch eine Einrichtung der öffentlichen Krankenpflege Vorsorge getroffen ist, dem Dienstboten im Falle der Erkrankung die erfor derliche Verpflegung und ärztliche Behandlung auf die Dauer von 6 Wochen zu gewähren. Dies kann durch Aufnahme in eine Krankenanstalt geschehen; die Kosten können auf den für die Zeit der Erkrankung geschul deten Lohn aufgerechnet werden. Der Dienstherr hrt Räume, Vorrichtungen und Geräthschaften für die Dienstverrichlungen so einzurichten und zu unterhalten, daß der Dienstbote oder der Tagelöhner gegen Gefahr für Leben und Gesundheit soweit geschützt ist, als die Natur der Dienstleistung eS gestattet. Ist der Dienst bote in die häusliche Gemeinschaft ausgenommen, so hat der Dienstherr in Ansehung des Wohn- und Schlasraumes, der VerpflegungS-, sowie der Arbeits und Erholungszeit diejenigen Einrichtungen und An ordnungen zu treffen, die mit Rücksicht auf die Ge sundheit, die Sittlichkeit und die Religion des Dienst boten erforderlich sind. Diese dem Dienstherrn ob liegenden Verpflichtungen können nicht im Voraus durch Vertrag aufgehoben oder beschränkt weiden. Bet einer Verletzung dieser Verpflichtungen kommen in Ansicht der Schadenersatzleistung die für „unerlaubte Handlungen" geltenden Vorschriften in Anwendung. — Das königliche Jagdschloß Rehefeld nebst Zu behörungen hat mit Genehmigung des Ministeriums des Innern die Eigenschaft eines selbständigen Guts- bezirkcS, auf welchen die Vorschriften der 82 flg. der revidirteu Landgemeindeordnung Anwendung leiden, und zwar unter der Bezeichnung „Jagdhaus Rehefeld" beigelegt erhalten. — Wie alljährlich in der Kirschenzeit, so kann man auch Heuer wieder die unliebsame Beobachtung machen, daß auf der Straße Kirschen essende Kinder und leider auch Erwachsene die Kirschkerne auf das Trottoir werfen. Sie denken nicht daran, daß ein solch glatter Kern den unachtsam des Weges Kommen den leicht ausgleiten lasten und zum Fallen bringen kann, ganz davon abgesehen, daß die Kerne dem Fuß wege nicht gerade zur Zierde dienen. — Aus die Anfrage einer Amtshauptmannschast hat das Königliche Ministerium daraus hingewiesen, daß nach früher ergangenen Verordnungen bezüglich der Erlaubnißertheilung zur Abhaltung mehrtägiger Schießfeste auf dem Lande die AmtShauptmannschasten zuständig sind. — Als Warnung diene folgende Mittheilung: Bei der Verthcilung der Briessendungen, die am 4. Juni mit den Zügen 3 Uhr 41 Minuten Nachmittags von Altenburg und 4 Uhr 7 Minuten Nachmittags von Dresden über Döbeln in Leipzig eingegangen sind, wurde eine Doppelkrone (20 Mark) gefunden, welche einer Briefsendung entfallen sein muß. Der Eigen- thümer kann seinen Anspruch darauf bei jeder be liebigen Postanstalt zur Sprache bringen. — Das Niedertreten deS Getreides wird streng bestraft; ß 368,9 des Strafgesetzbuches droht Geld strafe bis zu 60 Mark oder Haft bis zu 14 Tagen Demjenigen an, der unbefugt vor beendeter Ernte über Wiesen oder bestellte Aecker geht. ES erscheint zur jetzigen Zeit angebracht, jene Gesetzgebung in Er innerung zu bringen. Berreuth. Am Sonntag früh ist auf hiesigem Rittergute das in der Hofescheune lagernde Kleeheu infolge von Selbstentzündung in Brand gerathen. Daffelbe war versichert und beziffert sich der Schaden auf mehrere tausend Mark. Der Brand konnte durch die Feuerwehrmannschasten aus Dippoldiswalde und Reichstädt noch rechtzeitig gelöscht werden und ist auch der am Gebäude verursachte Schaden daher ein nur geringer geblieben. Hänichen. Eine große elektrische Centrale ist in der Nähe des Hänichener Steinkohlenwerks geplant und soll nicht nur oie Bahnen von Wilsdruff nach Tharandt, Freiberg und Rosten treiben, sondern noch 168 Orte mit billigem elektrischen Licht versehen und an Fabriken, Handwerker, Landwirthe elektrische Energie für Motoren für Krastbetrieb abgeben. Aus diesem Grunde dürfte es die größte elektrische Centrale Sachsen werden. Altenberg. Der an hiesiger Stadtschule seit dem 1. Juli 1873 als dtrigirender Lehrer amtirende Herr Rektor Förster feierte am Freitag sein 25jähriger OrtS- Jubiläum. Den festlichen Tag eröffnete ein Morgen» ständchen des Gesangvereins, wie ihm auch seine Schüler in ihren Klaffen Geschenke darbrachten. Von der Schulgemeinde wurde ihm im RathSsessionSzimmer als Anerkennung sür seine treue Lehrtätigkeit vor versammeltem Schulvorstande und Stadtgemeinderathe unter Ansprache des Herrn Bürgermeister Weise ein Nuheseffel überreicht, während ihm 62 seiner ehe maligen Schüler von hier und auswärts durch eine Abordnung ihre Glückwünsche und werthoolle Ge schenke darbringen ließen. Am Abend fand im RathS» kellersaale ein geselliges Beisammensein statt, wöbet dem Jubilar Ovationen aller Art bereitet wurden. Ansprachen, Männergesänge unter Leitung deS Herrn Lehrer Wagner, ein von einem ehemaligen Schüler gestiftetes Festlied, sowie die von der zahlreichen Fest versammlung sehr beifällig aufgenommenen gesanglichen und humoristischen Vorträge der Herren Kundisch und Berger aus Geising ließen dieses zwanglose Beisammen sein zu einer recht gelungenen Feier werden und gab dem Tage, der Herrn Rektor Förster die Verehrung fettens seiner Gönner und Freunde in bestem Lichte zeigte, einen würdigen Abschluß. Dresden. Die Ausstellung der Deutschen Land- wirthschastS-Gesellschaft schließt mit einem Fehlbeträge ab, den man auf etwa 100000 Mk. schätzt. Diese Summe ist jedoch bloS bildlich zu nehmen, da der Vorstand der Gesellschaft schon vorsichtiger Weise einen Fehlbetrag von 60000 Mk. tn den Voranschlag einstellte, so daß also 40000 Mk. als wirklicher Fehlbetrag übrig bleiben würden, der aus dem Vermögen der Gesellschaft zu decken ist. Schuld daran waren vor allen Dingen das andauernde ungünstige Weller so» wie die tn Folge der RsichStagSwahlen nothwendig gewordene Verschiebung der Ausstellung um 14 Tage. Die Geschäftsleute der Residenz Dresden sind jedoch sehr zufrieden, da sie gute Geschäfte während der Dauer der Ausstellung gemacht haben. — Sechzig Millionen Kilogramm Eisen wurden zur Herstellung der Dresdner Bahnhofsumbaulen ver wendet. Hiervon entfielen auf Brücken und Decken allein 39 Mill. Ic^ und auf die 8 durchgehenden Gleise in Hochlage, 6 Endgleise in Tieslage und 4 Endgleise in Hochlage in Dresden-Alt- und -Neustadt 21 Mill. Icx. Im Dresdner Hauptbahnhos Altstadt verkehren täglich 306 Züge, die Anlagen sind jedoch so beschaffen, daß 600 Züge täglich dort aus- und einfahren könnten. Dresden. Zu einem hiesigen Arzte kam dieser Tage ein sein gekleidetes Fräulein und bat um Hilfe, da der Knöchel des rechten Fußes seit einiger Zeit sehr geschwollen sei. Nachdem der Arzt den kranken Fuß eingehend untersucht hatte, erklärte er dem seinen Fräulein, daß er zum Vergleiche auch den linken Fuß sehen müsse. O weh! Panischer Schrecken ergriff da schöne Fräulein — eS wurde schreckenbleich. Der Arzt fragte seine Patientin erstaunt, ob sich ein Unwohlsein Verantwortlicher Redacteur: Paul Ahne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhattung-blatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher MonatSbeilage Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amfakiasi für die Migliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. -Lokales und Kächftfches. Dippoldiswalde. Endlich hat das Vogel schießen, das Eommerfest der Dippoldiswalder, seinen Anfang genommen, aber bei welcher Witterung! Zwar blieb der Sonnabend fast ohne Regen, und der Auf enthalt in den Schankstätten des Festplatzes war in Folge der Wärme ein sehr angenehmer. Aber eben -dieser hohe Stand der Temperatur ließ sür den Sonn tag ungünstiges Welter fürchten, und so war eS auch. Zwar kam es nicht zu einem anhaltenden Regen, aber Flöge um Flöge sprühte ihr bodenerwetchendeS Naß Herab, so daß die Schützenkompagnie zu ihrem Aus luge, dem sich der Militär- und Turnverein, die Er holung und Feuerwehr, sowie der Verein „Glück zu" anschlossen, einen weniger feuchten Augenblick erhaschen mußte. Vorher hatten sich die Schützen im RathhauS- saale zu dem üblichen Frühstücke versammelt, bei dem die Reihe der Toaste Herr Vorsteher Stadtrath Liebel mit einem begei ert aufgenommenen Hoch auf S. M. König Albert eröffnete. Darauf brachte Herr Vorsteher Oberlehrer Hellriegel einen Trinkspruch aus auf die 3 Schützenkönige (PriootuS Schumann, Stadt rath Reichel und Kaufmann Ehnes) und Herr Lehrer Buckel einen solchen auf die 3 Marschälle (Schlosser meister Nestler, Hospitalverwalter a. D. Wolf und Bäckermstr. Schumann), Herr Feldwebel Mende dankte den städtischen Behörden für freundliches Wohlwollen, HerrSparkassenkassirerKunzmann gedachte der 3 Ehren mitglieder (Bürgermeister Voigt, Stadtrath Heinrich und Friedensrichter Wendler), Herr Prioatus Gössel begrüßte die Gäste, unter denen sich mehrere Schützen aus Rabenau mit einer Dame befanden, Herr Bäcker meister Berger trank mit einem gereimten Spruch auf das Wohl deS OsfizierkorpS und Herr Tambourmajor G. Heinrich auf das der beiden Vorsteher. Als Er widerungen brachte Herr Stadtrath Reichel ein Hoch aus auf die Schützengesellschast, Herr Hospitalverwalter Wolf dankte Namens der Marschälle, spaßhaft auf die Bedeutung dieser Würde eingehend, H-rr Stadtver ordneter Schmidt begrüßte die Schützen als Stützen der öffentlichen Ordnung, und Herr Stadtrath Heinrich gab der Freude darüber Ausdruck, daß die Veranstal tungen der Echützengesellschast ausgleichend und ver söhnend zwischen den erhitzten Parteien zu wirken ge eignet seien. Herr Wolf auS Schmiedeberg brachte im Mamen der Gäste ein Hoch aus seine Vaterstadt Dip- HaldtSwalde, und Herr Hauptmann Ebert weihte sein Mas der Echützenkompagnie. Herr Vorsteher Hell- >rtegel trug das den Vorstehern ausgebrachte Hoch auf die verschiedenen Kommissionen und ihre Vorsitzenden über. Gern folgte man der Aufforderung deS Herrn Major Wendler, den beiden verstorbenen Benjamin »und Arthur Lotze, die alle Unternehmungen der Gesell schaft unterstützt haben, ein stilles Glas zu weihen. Mit großem Dank nahm man Kenntniß von dem Ge schenk eines silbernen Fahnennagels, den der Inhaber der Hsnkelmann'schen Schießhalle, Herr Fischer, tn Anbetracht deS 25. Besuches des hiesigen Vogelschießens gestiftet hat. Ebenso freudig begrüßt wurden ein Telegramm aus Plauen i. V. von Herrn Bürgermstr. Voigt, der dort den Städtetag besucht, ein Telegramm von Herrn Claus aus Zschachwitz und eine Ansichts postkarte von der Wartburg von Herrn Buchdruckerei- besttzer Jehne. Herr Stadtrath Reichel begrüßte Herrn DiakonuS Büchting, der sich zum ersten Male an der Tafel betheiltgte, und gedachte der vielen Bemühungen desselben um die Stadt und ihrer Bewohner, worauf dieser einer Festpredigt seines seligen VaterS tn Mitt- -weida über „Ismael war ein guter Schütze" gedenkend der Fröhlichkeit die rechte Wethe gebend, seinen Toast mit dem Wunsche schloß: „Schützengesellschaft, Gott schütze dich!" Herr Hulmachermstr. Schwind versprach im Namen der jungen Schützen, in Treue und Anhänglichkeit de« Alken nachzuetfern. — Auf dem Festplatze hatte sich unterdessen trotz der feuchten Witterung «ine an sehnliche Menge Besucher versammelt, die sich aller Die ..Weißeri--Zeitung «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. -iS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Nia. Einzelne Nummern IO Pfg. — Alle Postan- slalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. 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