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Nr. LS» 21. Jahrg. Fernsprecher: Aedaktl-n 32723 - Geschiift-ftelle 32722 Postscheckkonto: Dresden Skr. L47V7 SiiMWe Sonnabend, 26. Augnst 1922 Redaktion und Veschästostelle: Dresden -A. IS» Holbeinstraße 4« volfszmung vezua-vreiSr Mouat kliigust N« Einzeimomner IS« „ .. . . ^ Anzeioe-PtzeiS, Dw euiciewaucoe Pettlzeue 0 lür gamtlten. u,,t> BeremSan,eigen, Stellen, und Miel,«suche » Lee PeM>Neltameze>le >m »ldaNionellen Teil. 8S mm breit. »S Für Inserate mit besonderer Plazierung». Sprechstunde der Redaktion: 5—» Uhr nachm. Nicht auSdrülklich zurückderlanate und m» Rückporto nicht versehene Einsendungen an dieRedaktto» werden nicht ausbewahrt Die S»»sls«e »olk»,elluna erschein, wSchentltch sechsmal. 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Der österreichische Bundeskanzler Dr. Seipel hat sich aus Einladung des italienischen Außenministers Schanzer von Brr. lin unmittelbar nach Berona begeben. In Wien kam es am Mittwoch zu einem Zusammenstoß zwischen Polizei und Arbeitslosen, die nach einer Demonstration in das Parlament cinzudringcn versuchten. Der amerikanische Senator James Cor hat nach einer Mel» düng des „Bert. Lokalanz." vor seiner Abreise von Berlin eine Stiftung gemacht, die dazu dienen soll, zehn deutsche Kriegs- Waisen zu ernähren und zehn mittellosen deutschen Studenten das Studium zu ermöglichen. Bon der Nrparationskommission ist eine erneute Einladung an Mr. Morgan zur Teilnahme an der aus den 15. September anberaumten Sitzung des BankierauSschnsses ergangen. Wohin? Die Markentwertung nimmt ein anlkartig-s Tempo an! Es geht rasend abwärts. Um 500 Mark schnitt der Dollar kurs von einem Tag zum anderen :n Ile Höhe und notiert bereits nahe an 2000 Markt Wie wert wird dies« Entwicklung noch gehen? Ist dic'er Börsenwahn der Anfang vom Ende, oder was wollen Nest enormen Zahlen e'gent. lich besagen? — Wir treiben im wahrst:» Sinne d:S Wortes österreichischen Währnngsverhältwssen zu, mit der Einschränkung freilich, daß der Kurs der österreichisch:n Krone nn gleichen Tempo unserer Mark Voraneilt. Uc) wenn man diesen Vergleich zieht, so bleibt stets noch das eine zu bedenken: Wenn bei uns in währungSpolitischer Hinsicht dasselbe geschieht wir in Oester- reich, so ist das in Wirklichkeit eben niemals daSseibr! Und wg'-'.m .eich?- Mck: olle v-ee(4kc'tl»chi»: Dtst'oeUlemen dei .rnS ganze ander», nls d«m Donaulandr. Schon das eine ist ran U-esenkucher Bedeutung. Das heutige Deurschösterreich Val in der Hauptsache nur ein Hauptzentrum, in dem sich die wäh. rungspolitischen Folgen ernstlich konzentrieren, das ist sein« Hauptstadt Wien, bxrnz anders ist es aber bei uns in Deutsch land, wo sich die gewaltigen Industriezentren mit ihren Men schenzusammenballungen über ganze Provinzen und Länder er strecken, Rheinland-Westfalen, Thüringen, Sachsen, Oberschle sien! Und man kann daher kaum Voraussagen, was die ver heerenden Folgen dieser neuen, enormen Katastrophe sein wer den. Das eine müßte man der Welt heute zurufen: Man spiele nicht mit dem Verhängnis! Auf unserer Seite ha, es an dem nötigen guten Willen wirklich nöchi gefehlt. Durch aufs höchste angespannt« Steuer- leistungcn hat die deutsche Regierung versucht, allem Mißtrauen in die deutsche Finanzwirtschaft den Boden zu entziehen! Es war auch endlich einmal das schwere Werk gelungen, Ausgaben und Einnahmen dis Reiches im Voranschlag miteinander tn Ein klang zu bringen. Trotzdem wagt es Poincarö noch, der Welt vorzulügen, Deutschland selbst versuche durch die Tätigkeit seiner Notenvrcsie seine Valuta zu entwerten, nm sich dadurch seinen Verpflichtungen zu entziehen. , Die Tätigkeit der Noten presse wird also von dem allein schuldigen Störer des wirtschaft lichen Friedens als Schuldgrund vorgeschoben, um die wahren Folgen der französischen Racheipolitik zu verdecken. Man will der Welt glaube» machen, das; es die starke Inflation deutschen Papiergeldes sei, die alle Schuld am katastrophalen Sturz der Mark trage. Es ist darum an der Zeit, dieser Verdrehung end lich die Spitze abzubrechen. Daß die immer weiter schreitende Markentwertung und das damit in enger Verbindung stehende Ansteigen aller Preise euren immer größeren Bedarf an Zah- lungsmitteln, also auch an Papiergeld zur Folge hat, daß also die Tätigkeit der Notcnpresse erst eine Folgeerscheinung der Geld- rntwertung ist »nd nicht deren Ursache, liegt heute deutlich auf der Hand, nachdem inan nachgewiesen hat, daß für den Zeit raum vom April 1921 bis April 1922 das Tempo der Markent- ivcrtuilg rin siebenmal schnelleres war, als das der Inflation. Die Verwehrung der Zahlungsmittel wird also erst durch das stetige Fallen des Markkurses bedingt, lind gerade der Beginn der jetzigen, letzten Abwärtsbewegung, für den doch in unseren inneren Verhältnissen keinerlei Grund vorhanden war, hat es er neut bewiesen, daß weder die Notcnpresse, noch bloße Spekula tionssucht unsere Währung soweit ruinieren konnte, wie es die blinde Politik Frankreichs durch den Abbruch der Londoner Kon ferenz und durch die dauernden Hetzreden Poincarös zustande gebracht hat. Ein Zweifel ist hier überhaupt nicht mehr mög lich: Die Triebfeder der neuen und stärkste» Katastrophe unseres Devisenmarktes ist einzig und allein die Wahnsinnspolitik jener „Staatsmänner der Grande Nation", die jetzt nahe daran sind, den Fluch ganz Europas auf sich zu laden. Ist diese Erkenntnis aber wirklich schon in alle Kreise des deutschen Volkes gedrungen? Wäre es dann noch möglich, daß man den eigentlichen Feind immer noch im Volksgenossen sucht, sich in unseliger Blindheit bei jeder passenden und un passenden Gelegenheit in den Haaren liegt und sich bis aufs Messer bekämpft, dabei aber kein Auge und keinen offenen Blick hat für die großen gemeinsamen Interessen, die Lebensnotwen- digkeiten unseres aufs höchste bedrohten Volkes. Es sei ferne von uns, hierbei an gewisse besonder: Stände und Schichten zu denken und diese allein aiizuklagen, andere hingegen ungerecht- fertigterwcise in Schutz zu nehmen. In erster Linie muß natür- lich der Ernst unserer außenpolitischen Lage auf allen Ge- bieten des Wirtschaftslebens dazu zwingen, m>t Verständnis und Einsicht den tiefgreifenden Folgen der Geldentwertung gerecht zu werden und neue innere Wirren und Gefahren durch kluge Selbstbesinnung allzu, wenden, ilnd ans der anderen Seite müßte endlich die Erkennt nis dämmern, daß man mit roten Fahne», De'monstrationSzügen und pomphaften Reden den eigentlichen Ursachen unseres gegen wärtigen Elends nicht auf den Leib rücken kann Darum wird sich Frankreich wenig scheren! ES würde sich höchstens freuen, wenn es in irregeführten deutschen Massen willige Helfershelfer finden könnte, die bereit sind, dem eigenen Volke das Grab zu schaufeln, tvas Frankreich allein nicht zustande bringt. ES ist eben die bittere Tragik unserer heutigen Lage, daß wir auf Gnade oder Ungnade den „Siegern" ausgelrefert sind. Und man kann es verstehen, wenn diese bittere Pme der Erkenntnis so mancher noch nicht zu verschlucken vermochte. Uno doch ist es so. Während zu Cäsars Zeiten der Sieger die er- oberte Stadt seinen Soldaten einige Tage zur Plünderung überließ, hat man diesem Prozeß in der heutigen sogenannten Kulturwelt ein Vkintelchen umgehängt, um die volle Wahrheit zu verschleiern. Auf dem Umweg über den Geldmarkt rückt man heute den unterlegenen Böllern zu Leibe und plündert sie da durch im eigensten Sinne des Wortes, preßt ans ihnen in wirt schaftlicher Beziehung heraus, was nur irgend möglich ist. Ja. im Grunde ist dieser moderne Weg ncch orel furcht barer! Den» so vermag man an die Stelle offener Plünde. rung die durch Beschränkung hcrvorgerufene selbsttätige Qual zu sehen; in an rädert nicht, sondern treibt zur Ver- zweiflung. — Und dennoch gilt es nicht zu verzagen. Ein Sack Kohle an die Grenze gebracht, ist auf jeden Fall ein Pfund Kupfer wert, ganz gleich, wie hoch jeweils der Dollar steht. Die Arbeit läßt sich nicht entwerten und die Unvernunft kann nicht dauernd die Welt regieren. Freilich wird für so manche Kreise die neue Episode wäh rungspolitischen Niederganges ein neuer Meilenstein auf dem Wege zu größerer Not und Entbehrung werden! So mancher wird die Folgen dieser Politik eines Kulturvolkes, das uns auf dem Umwege über die Valuta auszuplündern sucht, zu spüren bekommen. Ob aus dieser gemeinsamen deutschen Not aber endlich für so manche Propheten und Anhänger eines übertriebe nen Internationalismus die Einsicht dämmern wird, zuerst bin ich ein Glied jener großen deutschen Familie, und dann erst ein Weltbürger, ob daraus wenigstens die eine Lehre entspringen wird, in unserer gemeinsamen Not zusammenzustehen und in treuer Schicksalsgemeinschaft, die rechten Wege zu suchen, so wie die Not der Bedrückten einst die freien Schweizer zusanrinengeschmiedct hat: Wir wellen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr! — Denn Frankreich — das brauchen wir uns nicht zu verhehle» — hält den Würgestrick der Valuta unerbire ätz :> se-ner Hans »ad zerrt augenblicklich immer noch von Tag zn Tag, nm »nS den Atem abnispaiinen! Wird die Welt diesem kulturlosen Treiben Ein- hal tgebicten, che es zu spät ist? Aus dem Ausland Ungenügende Vorschläge Varls, 25. August. Eckio de Baris meldet, Vradhiny und Manc <°re hätten der Mcimina Ausdruck gegeben, d'e von der deutschen Regierung angebotenen Pfänder seien nicht genügend, um ein Mora torium zu rechtfertigen- Die Anschlutzfraqe Paris. 24. August. Die Variier Presse bcschättiat sich lebhast mit dem Gedanken des Anschlusses Oesterreichs an Deutschland. Man be'ürchtet im Zusammenhang mit dem Besuche des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Seipel eine Verstärkung der Anschlußbestrebungen. So führte der Eclair in einem anscheinend inspirierten Artikel aus, der offiziöse französische Standpunkt sei gegen jede Angliederung Oesterreichs an Deutschland. Dagegen könne man nicht verhindern, wenn Nom oder Prag das österreichische Problem zu lösen versuchen. Zum Tode Collins London, 25. August. Die Nachricht von der Ermordung CollinS hat in Amerika die Zunei"»ing für den irischen Freistaat noch vergrößert. Die amerikanüche Presse gibt allgemein der Ueberzcugung Ausdruck, daß der Tod Collins das Ende der Irre gulären noch beschleunige» werde. Irland werde ein neuer Führer erstehen. Auch die sränzviischen Zeitungen schreiben, die Krise werde jetzt Kalo überwunden werde» »nd in Irland Ordnung und Frieden eintreten. Irland werde seinen Platz unter den anderen freien Nationen der Welt einnehmen. Oberschlesienreise Piksudskis Warschau, 25. August. Der Staatsches Pilsudski wird vom kommenden Sonnabend bis zum Montag das polnische Oberschlesien besuchen und in Kattowitz, Rybnik und Plcß leserlich begrüßt werden. Die Rumänienreise PitsuvskiS ist für September vorge sehen, und man erwartet in Warschau, daß hiernach im Herbst der Gegenbesuch des rumänischen Königspaares folgen werde. Deutsches Reich Trübe Aussichten BerN«, 24 August. Wie die Dcna berichtet, hat sich die Situation tn der Fraoc für Deutschland seit gestern außerordentlich verschärft. Die Aussichten für eine Verständigung seien sehr gering. Infolae der Vereinbarung zwischen den Untervändlern über die Ver« Handlungen selbst strenge Vertraulichkeit zu bewahren, sind bisher nur unllare und nur teilweise richtige Nachrichten verbreitet worden. Als richtig lönne aber zurzeit angesehen werden: „Die deutschen Vertreter haben gestern vormittag den beiden Mitgliedern der RcparationSkommisslon einen deutschen Vorschlag gemacht, der die Hinterlegung einer Summe In Goldmark im besetzten Gebiete al» Garantie für di« Jnnehaltung der nach dem Friedensvertrag vorgeschriebenen Holz- und Kohlenlieferungen vor- schlägt. Die Nachricht» daß die angebotene Summe nur 50 Millionen Goldmark betrage, sei unzutreffend, richtig sei dagegen, daß sowohl Bradbury wie auch Maucidre über diesen Vorschlag äußerst erstaunt gewesen seien, da ihrer Anftcht nach die Frage deutscher Kohlen- und Solzlieserungen bisher nicht den Kern der Diskussion ausmachte. In Kreisen, die den Mitgliedern der ReparationSkommisston nahestehen. würden die Vorschläge der deutschen Negierung siir ab'olut mdisku tabel angeieben. Die optimistische Haltung einzelner deutscher Zeilimgen hat bei der ReparaiionSkommission und in Berliner Ententekreisen große» Erstaunen hervoraeruken. Bradbury und Mancldre haben den denttckttn Vorschlag in Daris unterbreitet. In Entcntekreistn gelte e» iedoch bereits al« fest- stehend, daß die Repaiatto»rkonimission wahttchcinl'ch einstimmig da« deutsche Moratoriumsgesiick ablebnen werde, wenn die deutsche Regie rung nicht andere Vorschläge mache. Wie die Dena Wetter berichtet, soll die Rcichsregicrung dey beiden Mitgliedern der Neparattonskommission noch einen zweiten Vorschlag unterbreitet baden, der eine aewisse finanzielle Garantie für die Tauer de« Moratoriums bietet- Bradbmy und Maucst>!« haben diesen Vor- schlag zur Kenntnis genommen und ikre Aniwort daran! Vorbehalten. — An den amtlichen Stellen der Reichvrcgierung weiden ke nerlei Mitteilungen über den bisherigen Verlauf lus znm augenblickliche» Stand der Besprechungen gemacht. Man erklärt nur, daß die Ver handlungen sich in durchaus sachlichem Geiste bewcat hätten, läßt aber durchbücken. daß die MSttichkeit einer ttir Druischland einiaer- maßen giinst-aen Regelung in der Moratoliumsmigelcgcnheit sehr unwahrscheinlich ist. Die Bsra urigen der Neichsregierunq Berlin, 24. August. Die Verkiandlunaen der deuischen Re gierung mit den beiden Abgesandten der Reparationslommission Bravbür» und Mauclcre stehen nach der B. Z. vor dem Wende, punkt. Die Entscheidung wird, wenn nicht heute, so doch gewiß morgen fallen. Heule vornrittag zehn llbr ist dns Neich'kaiinett zu einer Sitzung zusammennelrete». Daneben werden die Ver handlungen mit den beiden Delegierten fortgesetzt. Die wirtschaftlichen Forderungen der Gewerk schaften Berlin, 24. August. Der Allgeme..>e Deutsche KewerkschastS- bund har dem ReichSwirtschastsimnister folgende Forderungen unter breitet: Beschlagnahme der Lebensmittel, Kleider und Stiesel; Rationierung Deutschlands; Festtetzung eines Bankkuries der Mark; Festsetzung von Höchstpreisen; llebernahme des gesamten Ausfuhrhandels durch die Reichs- regier»»-'; Denisen-Ein- und Verkauf nur durch das Reich; Schärfste Ueberwachung der Preisbildung durch das Reich; So'ortigeS Verbot von Kuchen und Luxus-Backwaren; Soiortiaes Verbot der Herstellung von Likören, Konfitüren. Schokolade usw.; Einschränkung der Biererzeugung, Verbot von Schaumwcin- fabrikation für den Luxusvcrbrauch; Einfuhrverbot siir Apfelsinen. Weine, Delikatessen usw. Die Gewerkschaften haben diese Forderungen schon zu Anfang der vergangenen Woche dem Reichswirtschaftsminister vornetragen, ohne daß eine bindende Stellungnahme des Ministers zu diesen außerordentlich weitgehenden wutschaitlichen Forderungen erfolgt wäre. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Reichskanzler zu der von den Gewerkschaften geforderten Wiedereinführung der Zwangswirt schaft stellen wird. Die Gewerkschaften beim Reichskanzler Berlin, 25. Auaust. Der Reichskanzler empfing gestern nach mittag die Vertreter der Spchenoraan!sat>onen (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbuiid. Afa-Bund, Deutscher Gewcikicha'tsbund, Deutscher GewerkschaltSrina) zueiner Bewrechnna über d e Frage der Abwen dung der drobenden Wir>ichastskatastrovhe. Die Vertreter der Gewerk» schalten unterbreiteten eine Reihe von Vorschlägen. Der Reichskanzler cntw'ckelte ans einer Dar'eiung der gegenwärtigen und vorauf» gegangenen Reparation?Verhandlungen die eigentlichen U-sachen der gegenwärtigen bedrohlichen Entwickelung und sübrle aus, daß die Rcichsregicrung vor einer schweren Entscheidung steh'. Wie diese auch an"'allcn werde — sie werde der Notwendigkeit Rechnung tragen müssen, daß die Erfüllung da eine Grenze finde, wo die Brotversorgung für da« Volk in Geiahr komme. Die Gewerkschaften stimmten dem zu. Die von de» G werkschaften gemachten Vor ckstäge wlirsen im einzelnen durchgesprochen und tollen den Gegenstand wcii.ice Verhand lungen mit den Ressorts bilden. Die Berliner Verhandlungen Berlin, 24. August. An der Sitzung der Reparationskom- nrissio» mit dem Reichskanzler Dr. Wirth am gestrigen Tage konnte Neichssinanzminister Dr. Hermes, der immer noch Patient ist, nicht teilnehmstr. Dagegen findet seit zehn Uhr eine Cheibe» sprechung der Minister statt, bezüglich der gestern abend gepflogenen Verhandlungen mit dem Reichskanzler. Tatsache ist. daß heute vormittag um elf Ilvr Sir John Bradbury und Mauclere rnit dem Reichskanzler Dr. Wirth und Rcichsfinrn,Minister Dr. Hermes über die gestern gepflogenen Verhandlungen konferieren. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Aon einer sofortigen Abreise der Delegierten ist keine Rede. Kein Abbruch der Verhandlungen Berlin, 25. August. Wie die Telegraphen-Union hört, ist die von gewisser Seite verbreitete Nachricht über einen Abbruch der ReparationSverhandlungen unzutreffend und damit zugleich die Be- hauptung von der bereits erfolgten Abreise der Reparations- delcgierten von Berlin. Die Herren Bradbury und Mauclere be- finden sich nach wie vor in der Reichshauptstadt und werden an den für heute angesetzten Verhandlungen über das Reparation;« Problem teilnehmen. veryanvmng gegen Techow in Leipzig . 24. August. Bisher war es zmeifelhait. ob gegen den Rathenaumorder Techow und Genossen in Berlin oder in Leipzig verhandelt werden sollte. Nunmehr hat aber der Staats- gertchtShof entschieden, die Hauptverhandlung in Leipzig stattfindcn zu lassen, und zwar im großen Sitzungssaal- der Reichsgericht«. Me jetzt noch «m Moabiter Untersuchungsgefängnis sitzenden Ange klagten werden Anfang September nach Leipzig gebracht. Di« Verhandlung selbst ist noch im September zu erwarten.