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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120618015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912061801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912061801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-18
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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12. ich fort, lt per» werde, n Fall« rechnen, phezeien »tta um wurde g t. um ei dem Jochten Stolp- I Schiff- Don der ..M a - iSe nach s one n al-Post- s-Wil- rfuhr sitzer, en ge- Maiirer raße in der ihn kurzem kam. iuber. Zerhand. Preetz llt. Ls . Mari« > Jähre rteljähr- lmslött. »vor- ^anKei« an dem aowsko« Sauern- so nen ihn G«- I» ladrar«» werden, ike oben en einer t. Die !N, aber : Eine Nonats- einen Schiffes. Pilzen, 5,60 0,54 - 0.20 - 0,25 - 1,50 - 0,41 - 0,00 - 0,03 - 0.45 - 0,75 - 9^76 : t. (1,20 .4 0,08 „ 0,18 „ 0,08 „ 0,03 „ 0,08 „ 0,02 ,. 0,35 „ >»»»» IlLNt «n, »e. W 4K. Po» del»- >enhe1»en n» vre -r» o»" «l S4" O N»-e, ü« wirt ttrn a» BezuftS-PreiS sie L«ip»ta »nb Vorort» durch mir« Tiäg«r und Epedtt«»,« 2«al tialtch in» Hau» gebracht: *> Pt. »»natÜ, 4.7» Ml. vterieUSbil. Lei unlern FUtalen u. Nu» uahmrftellen ata «holt: 7» Pt. »omrttz, r»«l. vierteltShrl. Durch die P.Itr innerhalb Deutschland» und der deutschen Kolonien vierteljährl. S.SV Ml., monatl. ILO Mk. aurlchl. Poftbeftellaeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien, Luzemduia, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich»Ungarn, Nutzland, Schweden und Schweiz. In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Geschäft». stell« de» Blatte» erhältlich. La» Leipziger Tageblatt erscheint 2 mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgens. Abonnement,-Annahme; I,hanni»gasl« 8, bei unseren Trägern, Filialen. Spediteuren >md Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Et»>»lv»rka»t»»rrt» 10 Pf. Morgen-Ausgabe. KixMcr T ilMalt Handelszeituug. --n^°n,.-.r ^14694 O s Dep..«ali, Eriimn. Steinweg L WM NmtsSlatt des Rates und des Volizciemtes der Stadt Leipzig. WM Anzeigen-Prei- fg, Inserate au» Leipzig und Umgebaag di« llpaltigePetitzeil« lSPs-di«ReName» »eil, l Mk. von auswärts «t Ps .Neklamen llv Mk. Inserat« von Behörden im amt- lichen Teil di, Petitzeil« !» Pf. Eeschästsanzeigen mit Platzvorschriften im Preise erhöht. Nadatt nach Taris. Beilagcgebilbr Gesamt auflage b Mk. o Tausend rill. 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Steuer er - Höhungen während des Krieges vorgelegt. sS. * Ein Tornedo in Kansas City sAmerikas richtete ungeheuren Schaven an. 26 Personen sin - umgekommen. fS. Depeschen Seite 3.) * Theateranzeigen siehe Seite 16. Nachwort zum Gelchwaüerdesuche. Das deutsche Kreuzer-Geschwader unter Admiral v. Rebeur-Paschwitz hat die Heim fahrt angetreten. Die Festwoche mit ihrer aus dem Vollen schöpfenden amerikanischen Gastlich keit wird den Teilnehmern unvergeßlich bleiben. Den Deutsch-Amerikanern brachten die stattlichen Fahrzeuge einen freundlichen Gruß aus der Hei mat, und der Draht hat geholfen, allerlei Lie- benswiirüigkeiten von Haus zu Haus zu tauschen. :Die Begegnungen mit den amerikanischen Flot tenoffizieren und'Mannschaften entwickelten eine kameradschaftliche Intimität, wie inan sie drüben bei solchen Gelegenheiten zu geben liebt. Alles hat sich programmäßig abgewickelt und kein Miß- ' ton die Feierwoche gestört. Aber man wird die Frage nichl los: Hatte der Besuch politische Bedeutung im enge ren Sinne über die Feststellung der Tatsache hinaus, daß zwischen beiden Ländern keine schär fer ausgeprägten politischen Gegensätze bestehen ? Denn diese Feststellung darf man wohl der un gemachten Herzlichkeit des Verkehrs entnehmen. Unbedingt notwendig ist sie keineswegs mit solchen Gcschwaderbesuchen verknüpft. Als die amerikanische Pacific-Flotte auf ihrer Weltreise auch Japan einen Besuch abstattete und die offiziellen Bewillkommnungen einheimste, emp fand wohl jeder das schreiende Mißverhältnis dieser Konventionslügen zu dem vornehmsten Zwecke der Rundfahrt. Aber es gibt eine Motiv- Nasse solcher zwischenwolklichen Besuchsfahrten, welche zu den modernen Formen des Politik spielens auf der Straße gehört; paradigmatisch waren für diese die Begegnungen von Toulon und Kronstadt zusammen mit der fast brüsken Demonstration, die sich die damals Neuverbün deten mit ihrer gemeinsamen Einfahrt in den Kieler Hafen bei Gelegenheit der Eimveihung des Nordostseekanals leisteten, so unangebracht auch bei dem neutralen Charakter der Festfeier ein solcher Wink mit dem Zaunpfahl an die Adresse des Gastgebers war. Irgendeine Art solcher politischen Verbrüde rung war bei dem Besuche des deutschen Ge schwaders gewiß nicht im Spiele. Für die Zu kunft sind die Möglichkeiten engerer deutsch amerikanischer Verbindungen keineswegs ausge schlossen. Aber gegenwärtig scheinen wir davon sogar etwas weiter abgekommen zu sein als vor einigen Jahren. Theodore Roose velt liebte es bekanntlich, seine Auslandspolitik unter Zuhilfenahme dynastischer Umgangsformen zu spielen, und darüber fielen besonders für das Deutsche Reich einige Intimitäten ab. Sein Nachfolger, den er vorher immer ein bißchen wie ein Meister seinen Jünger behandelt hatte, ist, wohl durch beider Schuld. Schritt für Schritt in eine erbittertere Gegensätzlichkeit zu den Richt linien des Vorgängers hineingedrängt worden. Es war unvermeidlich, daß sie auch auf die auswärtige Politik abgefärbt hat. Eine Ab neigung TaftS gegen Deutschland ist niemals zutage getreten und ergäbe sich auch nicht mit Notwendigkeit aus seinem besonderen Hange, die Freundschaft mit England zu pflegen. Aber ein bißchen eigentümlich inachte sich doch im Vorjahre die stark verspätete Einladung an Deutschland, sich den mit England und Frank ¬ reich abzuschließenden Schiedsverträgen anzu reihen, als die um des Eindruckes willen wün schenswerte gleichzeitige Fertigstellung einfach nicht mehr zu erreichen war. Und da es dann so bald wieder stille wurde von den Verhand lungen mit Deutschland, erhielt mau das Gefühl, daß die ganze Aktion mehr eine Spitze gegen Deutschland gehabt, als einen ernsten Wil len zur Behandlung der gerade in jener Zeit sehr uneinigen beiden germanischen Mächte Europas auf gleichem Fuße gezeigt hatte. Wir konnten uns auch bei dein Besuche, den der Herr Präsident dem deutschen Geschwader abgcstattet hat, der Empfindung nicht entziehen, daß seine Art weniger verbindlich geivescn ist als die der anderen amerikanischen Beamten, welche mit den Gästen zusammeutrafcn. Sein Aufenthalt war ziemlich knapp begrenzt, sein Gruß gemessen, lieber das banale Kompliment: „Haben Sie aber ein schönes Schiff!" ist er nicht viel hinausgekommen. Vielleicht wäre der Effekt der Kreuzcrvisite noch größer gewesen, hätte mau einen günsti geren Zeitpunkt gewählt. Der Kühle des Präsidenten mag es sogar eine leidliche Ent schuldigung bieten, daß er den Kopf voll von Sorgen über seine Wiederwahl Hatz Ausgerech net den Monat der großen Nationalkonvention von Chicago und Baltimore hatte man ausge sucht! Fast mochte man sagen, cs war alles mögliche, daß die fieberhaft mit ihrem Rcchcn- exempcl um Tafts und Roosevelts Dclegiwteu- stimmcn beschäftigten Amerikaner noch so viel Interesse für ihre exotischen Gäste übrig gehabt haben. Und man soll auch nicht unbeachtet lassen, die besonders herzlich gesprochenen Worte des New Iorker Stadtobcrhauptes. Bekanntlich gilt der tüchtige Gaynor schon längst als papabilc. Tas einst auf ihn verübt^ Attentat hat die Sympathien für ihn außerordentlich verstärkt. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sein Nam- ernst licher in den Vordergrund treten wird, wenn ein mal der herzlich öde Mittsommcrspuk des Jahres 1912 um die Namen Taft und Roosevelt ver weht ist. Ulelovlltsimen. Zwilchen Deutschland und England steht Mesopotamien. Wenn im Zusammenhang mit den deutsch-englischen Verständigungs-Verhandlungen unser bisheriger Vertreter am Goldenen Horn als Botschafter an die Themse übersiedelt, so geschieht das nicht nur, weil „das beste Pferd aus dem Stalle" an der Stelle benutzt werden soll, an der zurzeit die größte Energieentfaltung notwendig ist; sondern cs hat seine sachliche Begründung auch darin, das; die Probleme des türkischen Vorderasicns für die deutsch englische Verständigungsarbeit die wichtigsten und am schwierigsten zu lösenden sind. Das Hochziel des britischen Imperia lismus ist die zusammenfassende Beherrschung der Lande vom Kap über Kairo bis Singapore. An zwei Stellen kreuzen sich diese Strecken mit den Wegen, die zu den Hochzielen eines deutschen Im» perialismus führen können: das eine Mal am Tanganjikasee. Hier wurde uns während der Marokko-Kongo- Verhandlungen von der Wilhclmstraße aus das Ziel gesteckt, dereinst durch Zentralafrika unfern ganzen afrikanisch-kolonialen Besitz an der Ost- und Westküste unter einen Hut zu bringen. Eine Idee, die ausgeht von den französischen und englischen Austeilungs plänen für Afrika, die für Frankreich den Norden und Nordwesten, für England den Nordostsn und Süden des Erdteils beanspruchen wollen, und Deutsch land Zentralafrika zuzubilligen geneigt sind. Für Deutschland hat aber dieser Teilungsplan Wert nur, wenn der deutsche Anteil Zentralafrika von der West- bis zur Ostküste umfassen soll. England aber erstrebt die geschloßene Nordsüdverbindung, und beide Tendenzen kreuzen sich unerbittlich am Tanganjika. Der andere Kreumngspunkt liegt in Meso potamien. Englische Kolonialpolitiker, die später an verantwortungsreichen amtlichen Stellen gestanden, waren es, die als natürliches Ziel eines deutschen Imperialismus die Zusammenfassung der Lande zwischen Elbe und Euphrat, zwischen Hamburg und Bagdad bezeichnet haben. Im Sinne von Er oberungsgelüsten liegen solche Ziele jedem deutschen Politiker vollkommen fern. Nicht ein aggres siver deutscher Imperialismus trachtet ihnen nach, sondern höchstens ein im Laufe der Zeit vielleicht zu entwickelnder mitteleuropäischer Staatenbund-Jmperialismus, der ohne Antastung der Selbständigkeit seiner Glieder Deutsch land, Oesterreich-Ungarn und die Balkanländer mit samt der vorderasiatischen Türkei umfaßen würde. Die Entsendung von Lord Kitchener nach Aegyp- ten Kat seinerzeit deutlich dargetan, daß das offizielle England sich das Streben zu eigen gemacht, die terri toriale Verbindung zwischen Aegypten und Indien unter englischer Hoheit zur Durchführung zu bringen. Englands Vorgehen in Südpersien, die Befestigungen auf der Sinaihalbinsel, die Umklammerung des Per sischen Golfs und die ununterbrochenen Bemühungen um antitürkische Putsche in Arabien sprechen in dieser Beziehung deutlich genug. Deutschland aber hat so zusagen als Mandatar Mitteleuropas die natürliche Tendenz, dafür zu sorgen, daß nicht alle Zugänge zum Indischen Ozean unter das britische Derkehrsmonopol gelangen. Und die Länder zwischen Elbe und Euphrat werden sich mehr und mehr darauf hingewiesen sehen. sowohl politisch zusammenzustehen, wie einander politisch zu c^ränzen; was natürlich nur geschehen rann, wenn Mitteleuropa, voran das in ihm am kräftigsten entwickelte Deutschland, regen Anteil nehmen an der politischen und wirtschaftlichen Stär kung der Türkei, insbesondere auch an der wirtschaft lichen Erschließung Mesopotamiens. Hier herrscht nun politisch wie wirtschaftlich schärfste Konkurrenz zwischen Deutschland und Eng land. England will nicht nur aus politischen Grün den das Schlußstück der Bagdadbahn in seine Hand bekommen, cs will euch die wirtschaftliche Erschlie ßung Mesopotamiens beherrschen. Von Zeit zu Zeit findet es darin mittelbare Unterstützung auch von deutscher Seite, indem gewisse deutsche Kreise immer wieder vor der wirtschaftlichen Erschließung Meso potamiens warnen, was nur den Erfolg haben kann, die deutsche Beteiligung daran zu lähmen, das eng lische Vorgehen aber zu begünstigen. So rollte dieser Tage wieder das führende Organ des Lundes der Landwirte die Frage auf: Weizen oder Baumwolle in Mesopotamien? Um sie dahin zu beantworten, daß wir von der wirtschaftlichen Erschließung dieses Landes keine Versorgung Deutschlands mit Baum wolle zu erhoffen, sondern eine Ueberschwemmung mit Weizen und nebenher mit Gerste zu befürchten hätten. Wie steht es damit? Das Deutsche Reich braucht zurzeit jährlich rund 6 Millionen Tonnen Weizen und ebensoviel Gerste. Es führt ein 3 Mill. Tonnen Gerste und 2,3 Mill. Tonnen Weizen, wovon 0,3 Mill. Tonnen Weizenaussuhr in Abrechnung zu bringen sind. Die frühere Versorgung des deutschen Marktes mit amerikanischer Gctreidezufuhr ist ganz gewaltig reduziert infolge des bedeutend gestiegenen Eigenkonsums der Vereinigten Staaten. Im wesent lichen beziehen wir Weizen sowohl wie Gerste aus Rußland: und wenn sich auch andere Züfuhrstätten erschließen, an deren Weizenproduktion Deutschland beteiligt ist so werden unsere Agrarier wohl nichts dagegen Haven, wenn wir dem Beispiel der russischen Handelspolitik folgen und die russische Eetrcidezufuhr durch erhöhte Zölle eindämmen. Das starke Wachstum der Bevölkerung der Erde macht doch schließlich auch ein beständiges Wachstum der Getreideproduktionsstätten notwendig: und end lich steht es gar nicht in unserer Hand, die Erschlie ßung Mesopotamiens für die Weizenproduktion zu verhindern. Denn wenn wir uns nicht einen hervor ragenden Anteil an der wirtschaftlichen Erschließung dieses Landes sichern, so werden es eben um so eifriger die Engländer tun. Ist es da nicht viel zweckmäßiger, wenn wir gerade Deutschland den stärksten Einfluß auf die mesopotamischen Zukunfts kulturen zu sichern suchen? Einen Einfluß, den wir dann auch in der Richtung geltend zu machen ver mögen, daß wir mehr Wert legen auf die uns bitter notwendigen Baumwollkulturen, als auf die mit der heimischen Landwirtschaft konkurrierenden Weizen kulturen? Gerade wenn man in den Kreisen des Bundes der Landwirte Sorge trägt um di« künftige Konkurrenz mesopotamischen Weizens, sollte man nicht etwa der Dagdadbahn und der Kultivierung Mesopotamiens Hindernisse in den Weg legen — das geschieht einzig und allein zum Vorteil der Eng länder, die dann sowohl den politischen Vorsprung erringen, als auch in die Lage kommen, unfern Markt später noch Belieben mit mesopotamischem Weizen zu überschwemmen —, sondern sollte viel mehr gerade daraus hinwirken, daß der deutsch« Ein fluß in Mesopotamien zum wirtschaftlich vorherrschen den werde und die Kultivierung Mesopotamiens den deutschen Interessen anzupassen vermöge, die ganz besonders auf die Förderung der Vauwoll- kulturen dort gerichtet sind. Hier dürfen unter keinen Umständen agrarische und antiagrarische Interessen gegeneinander ans- gespielt werden, hier handelt es sich lediglich um deutsche, nicht zu vergessen mit den türkischen varallel gehende Interessen im Gegensatz zu den eng- licken Interessen. Und geschloffen sollten alle bürger lichen Parteien und Erwerbsgruppen hinter diesen deutschen Interessen stehen. Frankreichs sichere palitik. (Von unserem Pariser Mitarbeiter.) Paris, 16. Juni. Die Regierungserklärungen über die französische Ausranospolitik, oie der „Gil-Blas" boshaft „Poin- carss Thronrede" nennt, veranlassen den „Temps zu folgenden Bemerkungen: „Was Deutschland andetrifft, verheimlichte der Mi nisterpräsident nicht, daß hinsichtlich der Durchfüh- rung des Vertrags vom 4. Nov. 1011 seine Auffassung von oer unseren abweicht. Das Gegenteil wär« wün schenswert gewesen. Frankreichs Haltung ist untade lig: „Wir bemühen uns", erklärte der Regierungs- che, „bei der Regelung dieser Angelegenheiten mit ebensolcher Genauigkeit und Klarheit wie gutem Glauben oorzugehen." Sollte „wider Erwarten" ein Punkt aufgeschoben werden müssen, steht der Vertrag die Zuflucht zum Schiedsspruch vor. Unsere Nach barn müssen die Ehrlichkeit dieser Erklärungen aner kennen . . . Zwischen Frankreich und Ruß land sind keine wirklichen Konflikte zu be fürchten. Dagegen lehrt« uns die Erfahrung, daß der Anschein von Abkühlung vermieden weroen muß: jeder der beiden Verbündeten hat in dieser Hin sicht Pflichten. Mit England bleibt man bei der Entente ohne Bündnis. Diese Entente wird „von der ungeheuren Mehrheit der öffentlichen Meinung, die ihr in beiden Ländern günstig ist", garantiert: hier spielte Poincar« verächtlich auf die franzosen feindlichen Anstrengungen von Engländern der Schule E. D. Morels an. „Wir haben schon gesagt, datz wir mit der gegenwärtige Form der Beziehun gen mit England zufrieden sind, und daß jede Der- änderung dieser Form zur Vorbedingung eine innere englische Reform haben müßte, wobei Frankreich keine Initiative zu ergreifen hat." Der „Temps" spielt hier auf die Reform der allgemeinen Dienst pflicht in England an. für ioic er oft in etwas indis- WM" Man beachte auch die Inserate in -er Abenö-Ausgabe. kreter Weis« Propaganda macht. Des weiteren drückt das große Diplomatenblatt die Hoffnung aus, Poincaräs Optimismus, den Frieden zwischen den Großmächten fortdaueru zu sehen, werde sich erfüllen, zumal Europa mehr als eine Gelegenheit vorüber gehen ließ, die allgemeine Kricaskatastrophe zum Ausbruch kommen zu lasten. Vorbedingung für den Frieden wäre freilich, wie Poiucarö richtig sagte: „In uns selbst beruht unsere Hauptstärkc. Unsere Freundschaft wird stets nur im Verhältnis zu unserer Bewertung in der Welt gesucht werden, und diese Bewertung hängt von uns ab, von unserer militä rischen Macht." Die Art, wie der „Temps" s«in< Freundschaftswort« für Italien und die Türkei zu- gleich abzuwägen jucht, ähnelt sehr der des Minister präsidenten. Die französische Presse ist eifrig bemüht, bald in Konstantinopel, bald in Nom di« eigene Verlegenheit vergessen zu machen, indem gegen Deutschland und Oesterreich- Ungarn intrigiert wird. Besonders das „Echo de Paris" arbeitet fest mit einer gewissen ita lienischen Publizistik, die dem „Quai dQrsay" sehr dienstpflichtig ist. Da wird versichert, daß aus Berlin uns Wien das Veto gegen den französischen Vsrmitt- lungsvorschlaa kam. Und man muß sagen, daß Herr Poincarö recht schlau vorging, wenn es wahr ist, was in Paris kolportiert wird. Er fragte an, unter welchen Bedingungen Italien sich zu einer internatio nalen Konferenz begeben würde. Nom antwortete, nur unter der Bedingung, daß man nicht von ihm die Widerrufung des Eiuverleibungsvekrets von Tri polis fordere. Das hieß schon vor der Konferenz dis Anerkennung oer Annexion verlangen. Herr Poin- car« wich der eigenen Entschließung in diesem heik len Punkt aus, indem erjagte, man müsse erst in Er fahrung bringen, was di« Italien verbündeten Mächte davon hielten. Und ganz unschuldig soll er in Berlin uns Wien die Frage haben stellen lasten. Natürlich wollten weder die Wilhelinstraße noch der Ballplatz sich Vie Initiative zur Anerkennung der tripolitänischen Annexion zuschie'ben lasten, die sowrr von Poincarä in Konstantinopel ausgebeutet worden wäre. Nachdem dieser Streich seine Wirkung in be zug auf die Türkei verfehlte, nützt man ihn in Ita lien aus, wo in der Frankreich dienstbaren Presse täg lich wiederholt wird, Deutschland und Oesterreich- Ungarn hätten den Pariser Vorschlag einer Konfe renz zunichte gemacht. Heute wird noch hinzugefügr, daß die Verbündeten Italiens einen Aufschub wei terer italienischer Vorstöße im Aegüischen Meer durchgesetzt hätten, indem sie die Consultr auf einen Artikel des Dreibund Vertrags aufmerksam machten, der sie Balkanhalbinsel uiid die Inseln des Argäischen Meeres besonders betreffe und Italien gewisse Verpflichtungen auferlege. Diese Enthüllung des Ex Ministers di Ma ri ni im „Resto del Carlino" (Bologna) wird vom „Echo de Paris" in fettem Druck gebracht un-o wird gewiß der Ausgangspunkt einer neuen Kampagne gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn in Ita lien sein. Italien unü Sie krsnMMen LiebesmerlMNgen. (Von unserem römischen Mitarbeiter.) Welchen problematischen Wert die Versicherungen haben, die der französische Ministerpräsident Poincar«: in der Kan'.mersitzung am Freitag dahin präzisierte, daß „Frankreich mit Italien durch enge Bandeverknüpfti st" und daß „das heute ver schwundene Mißverständnis (bei den „Manouba'-Zwi schenfällen) nichts verändert hat in den Gefühlen der beiden Völker, die durch so viele Erinnerungen und durch so nahe Verwandtschaft geeinigt sind", wird am besten illustriert durch einen Artikel des Abgeordneten Cirmcni in der regierungsoffiziösen „Stampa", in dem frank und frei herauserklärt wird, daß Ita- lienin Frankreichden Vater aller Hin dernisse erblicken muß! Gerade Poincarö wäre es gewesen der nicht nur die von Italien per- horreszierte Idee einer internationalen Balkan - konferenz aufs Tapet brachte, sondern in Nom sogar Pressionen zur Annahme des Konferenzgedan kens ausgeübt habe. Als Poincar« sich einen Korb geholt habe, erzählt Cirmcni, der Intimus des ita lienischen Ministerpräsidenten, da habe das Pariser Kabinett Berlin nnd Wien fürdie Konferenz zu gewinnen versucht. Aber auch hier sei Poincar- glatt abgefallen, und er hält« sich nun nach Peters burg gewandt, wm sich auch dort mit den bekannten Erklärungen des russischen Telegraphenburcaus eine unzweideutige Zurückweisung zu holen. Dann kommt Cirmcni auf fein Lieblingsthema der italienisch russischen Interessenharmonie zu spre- chen und erklärt: „Rußland und Italien haben ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Daher ist es nicht nur natürlich, sondern auch unvermeidlich, daß sie mit gleichem Schritt vorgehen, indem sie nicht um hin können, schon aus Rücksicht auf die gegenseitigen Berührungspunkte Arm in Arm zu marschie ren." Es folgen allerlei versteckte Drohungen an die Pariser Adresse. Der Boden für eine Wiederannäherung zwischen den beiten lateinischen Schwestern kann mit schönen Pariser Regierungserklärungen nicht gedüngt wer den. Dazu ist di« Stimmui^ in Italien noch zu fran- zosenfeindlich. Es müßten ganz andere Ereignisse und andere politische Konstellationen eintreten, um einen Umschwung herbeizuführcn. Mit bloßen Ver- briidrrungs- und Wiedcnxrsöhnungsszencn ist es nicht getan. Zwar setzt der römische „Mcssaogero" und die republikanische „Nagione", die beiden einzigen Blät ter, über die nach wie vor der französische Botschafter Barri-re uneingeschränkt verfügt, große Hoffnungen auf die französisch-italienische Kund, gebung in Paris, die am 4. Juli im Beisein de» Herrn Poincarö und des römischen Botschafters Tit-
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